Die rote Katze
„Und, kann ich dir noch irgendetwas bringen?“, fragte Sasuke und sah Sakura spöttisch an.
„Ja, den Zimmerschlüssel bitte!“, knurrte die nur, aber darauf lachte Sasuke nur.
Das war wohl das einzige, was sie nicht bekommen würde!
Ohne ein weiteres Wort ließ der Schwarzhaarige sie allein.
Seufzend sah Sakura sich um.
Der Raum war genau so eingerichtet, wie es von einem Uchiha zu erwarten wäre.
Perfekt.
Aber dafür fehlte der Zimmerschlüssel.
Und der große Bruder.
Wo Itachi wohl war und was er gerade machte?
„Ich muss ihn suchen!“, murmelte sie und begann alles nach einer geeigneten Fluchtmöglich¬keit abzusuchen, was bei vier Quadratmetern nicht sonderlich schwer war.
Und Tatsache:
Keine Fluchtmöglichkeit.
Wie auch anders zu erwarten!
Mit einem griesgrämigen Grummeln warf Sakura sich aufs Bett und starrte an die Decke.
Ihr blieb wohl nichts anderes übrig als zu warten.
Und man mag es nicht glauben:
Genau das tat sie.
Den ganzen Tag passierte nichts und sie lag auf jenem Bett und starrte an die Decke.
Ihre Gedanken waren bei Itachi und bei all den Konoha-nins, die ihr so viel bedeuteten.
Und nun fragte sie sich auch wieder, warum Hinata und Tenten sich schonen sollten und keine Missionen durchführen durften.
Das war ja wohl mehr als merkwürdig.
Doch so viel sie auch nachdachte, eine Antwort fand sie nicht.
Als es dann dunkel wurde, bekam die Rosahaarige Besuch von Naruto.
Sie war gerade damit beschäftigt, die Blätter am Baum vor dem Fenster zu zählen, als das Schloss knackte und der Blonde den Raum betrat.
„Hey Sakura!“, murmelte er und sah sie verlegen an, „Dachte nicht, dass du mal eingesperrt werden würdest!“
„Dachte nicht, dass ich noch mal hier sein müsste!“, antwortete sie schnippisch und rümpfte die Nase ein wenig, um ihre Abneigung kundzutun.
Als er wieder begann, irgendetwas von den alten Zeiten zu erzählen, warf Sakura nur gelangweilt einen Blick aus dem Fenster.
Zuhören würde sie eh nicht.
Aber dennoch bemerkte sie etwas äußerst interessantes mit roten Haaren, das sich zwischen einem Mülleimer, dem Gartenzaun und dem Gebüsch am Fenster vorbei schob.
Mit äußerst unelegantem Herumgefuchtel versuchte selbiger Sasori irgendwie ohne Geräusche in Richtung Tür.
„Sakura???“
Naruto sah sie seltsam an.
Erst jetzt bemerkte Sakura, dass sie die ganze Zeit angestrengt an dem Blonden vorbeigestarrt hatte und sich dabei immer mehr zur Seite gelehnt hatte.
Schnell richtete sie sich wieder auf und hüstelte, während sie nervös von einem Bein auf das andere trat.
„Schon gut, schon gut!“, rief sie und fuchtelte wie wild mit beiden Armen durch die Gegend, während hinter Naruto Deidara am Fenster vorbeistolperte.
Dabei schrie er einen seltsamen Schrei aus und riss die Mülltonne um.
Naruto drehte sich verwirrt um.
„Was war das??“
„Das… äh… also, das…“, stammelte Sakura, „Das war die… die Katze!“
„Welche Katze?“
Naruto sah sie verständnislos an.
Sakura schluckte.
„Na die von… Sasuke… die ist… blond, äh, rot!“
Naruto sah gedankenverloren aus dem Fenster.
„Ich wusste gar nicht, dass Sasuke eine Katze hat!“
„Das wusste ich allerdings auch nicht!“
Sakura fuhr herum und starrte Sasuke an, der in der Tür lehnte.
Brenzlig, brenzlig…
„Ja, aber… das ist doch… deine… oder?“
Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf und musterte sie misstrauisch von oben bis unten.
„Sicher, dass das ne rote Katze war?“
„Rot stimmt schon!“
Aber Katze nicht…
Anstatt in dieser Situation einfach einmal abzuwarten, taten die beiden Akatsuki, die soeben als Katzen abgestempelt wurden.
„Dei… Dei… DEI! Warte doch!“
Sasuke und Naruto drehten sich verwundert um.
Laute Stimmen waren im Flur zu hören, dann ein leiser Fluch und ein lautes Scheppern.
„Ist das deine Katze?“, fragte Naruto spöttisch und Sakura wandte nur hochnäsig den Kopf ab.
Sollten sie doch denken, was sie wollten!
Aber viel wichtiger war natürlich die Frage, was die beiden hier eigentlich wollten.
Obwohl… auch diese Frage war leicht zu beantworten.
Natürlich suchten sie sie.
Was auch sonst!
Es gab in Konoha (außer Naruto, einem Köder für Itachi in Form von Sakura, wertvollen Informationen und einer ausgezeichneten Nudelbar) nichts, was sie sonst suchen könnten.
Sakura war ein einzigartiger Wertgegenstand (so viel zum Thema ‚Mitglied’).
Sasuke machte ein genervtes Geräusch und schob die Tür ganz auf.
Im Flur standen Sasori und Deidara und zwischen ihnen…
…die Scherben einer Vase.
Einen Moment lang starrten alle sie an.
In Sakura regte sich ein gewisser Verdacht.
Der Blick des jüngeren Uchihas, in dessen Haus sie ja waren, verfinsterte sich noch ein wenig mehr.
„Die hat meiner Ma gehört!“, stellte er mit kalter Stimme fest. „Und ihr gehört zu meinem Bruder!“
„Habt gehört!“, stellte Naruto klar.
Sasuke warf ihm einen tödlichen Blick zu.
„DAS verzeih ich dir nie!“, knurrte er und sah zurück zu den beiden Akatsuki.
„Jetzt komm halt, Sakura!“, bat Sasori genervt, „Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!“
„Äh… ja!“, stotterte die und quetschte sich mit roten Wangen an Sasuke vorbei, „Hatte ich ganz vergessen…“
Einen Moment lang betrachteten Naruto und Sasuke die Szenerie, dann sahen sie sich an und liefen den drei Akatsuki nach.
„Ihr könnt sie doch nicht einfach so mitnehmen!“
Protestierend hob Naruto beide Arme.
„Doch, können wir, schließlich müssen wir ihren Lover finden!“
Nach Narutos verständnislosen Blicks zu urteilen, hatte er immer noch nicht verstanden, wer das war und wieso man ihn suchen musste.
Dabei behauptete er doch selbst, ihn getötet zu haben.
So seltsam konnte die Welt doch sein.
Sakura winkte ein letztes Mal, dann rannte sie mit ihren beiden Katzen los, natürlich dicht gefolgt von Sasuke und Naruto.
Aber das konnte sich ja noch ändern!