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Maulwürfe und andere Chaoten

Ja, der Titel wird definitiv noch geändert!
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Teil 10: Jonas

Jonas befürchtete schon, Alisha könnte ohnmächtig geworden sein, als sie schließlich seufzte. „Nenn mir auch nur einen Grund, warum ich dir glauben sollte.“

„Was ist passiert, als du deinen... 'Unfall' hattest?“, fragte Tim. „Wenn du das rekonstruieren kannst, wirst du keinen Beweis mehr brauchen.“

Sie runzelte die Stirn. „Ich erinnere mich nicht mehr daran. Ich muss mir den Kopf an irgend etwas gestoßen haben, alles was passiert ist ist einfach weg.“

„Du kannst es zurückholen“, redete Tim leise auf sie ein. Jonas bewunderte ihn für seine Ruhe und Geduld. Er konnte das Mädchen verstehen, immerhin war es nicht leicht, jemandem zu glauben, der einem etwas von Mutationen, Clans und Verschwörungstheorien zu erzählen versuchte, aber die Zeit drängte. Sie mussten wieder los, es gab viel Arbeit zu tun. Und doch...

„Was ist das letzte, an das du dich erinnern kannst?“, fragte Tim in genau der gleichen Tonlage weiter. „Von da aus können wir uns weiterarbeiten.“

„Ist es nicht so, dass die Erinnerung von selbst zurückkommt, wenn man sich nicht an bestimmte Dinge erinnern kann?“, fragte Alisha skeptisch. „Ich meine zu wissen, dass Druck da nicht hilft, ob jetzt von innen oder von außen.“

„Das ist etwas anderes. Das, wovon du redest, ist Gedächtnisverlust durch beispielsweise starke Schläge auf den Kopf oder auch durch eine Art Selbstschutzmechanik des Gehirns. Zum Beispiel bei traumatischen Ereignissen. Das, was mit dir passiert ist, ist zwar auch eine Schutzmechanik, aber es geht nicht darum, dich vor deinen Erinnerungen zu schützen. Es geht darum, dich davor zu schützen, zu viel sagen zu können. Aber das ist eine Sache, für die man Jahre braucht um zu lernen warum das so funktioniert. Für den Moment wirst du dich damit begnügen müssen wenn ich dir sage, dass es in deinem Fall ausschließlich dann klappt, wenn du wirklich versuchst, dich daran zu erinnern. Wenn du es nicht versuchst, wirst du es bald ganz vergessen haben, und uns zwei ebenfalls.“

„Aber-...“

„Versuch es“, bat Tim sie. „Bitte lass es uns ausprobieren, wenn es nicht klappt kannst du immer noch sagen, dass du so oder so Recht hattest.“

Angespannt verfolgte Jonas den Kampf, der sich auf Alishas Gesicht abspielte. „Bitte,“ bat nun auch er. „Wir hatten eine lange Fahrt bis hier her, und auch wenn ich dich nicht zwingen kann und will: es wäre schade wenn das alles umsonst war.“

Als er Alishas tiefes Luftholen sah, wusste er, dass sie gewonnen hatten. Sie würde ihnen nicht alles glauben, nein. Aber sie würde zuhören und mitarbeiten, wenn auch nicht mit voller Kraft. Trotz allem war das immerhin ein Anfang und er bemerkte, dass Tim ihn von der Seite ansah. Er sah ihm direkt ins Gesicht und nickte. Auch auf Tims Lippen kräuselte sich inzwischen ein Lächeln.

„Gut“, übernahm Jonas die Leitung. „Was war das letzte, an das du dich erinnerst?“

Während sie überlegte, zuckte ihr eines Lid leicht. „Da war eine Gasse... eine Seitengasse. Ich bin aus einem Schreibwarenladen gekommen und hatte ein schlechtes Gewissen, deswegen wurde ich nicht sofort darauf aufmerksam, aber in der Gasse war etwas, das meine Aufmerksamkeit erregt hat.“

„Hat es sich bewegt?“

„Ja, dadurch bin ich erst darauf aufmerksam geworden.“

„Lebte es?“

Gedankenversunken und konzentriert starre sie den Bettpfosten an. „Ich... ich weiß nicht...“

Jonas ließ ihr noch einige Sekunden, um nachzudenken, dann setzte er zu einer neuen Frage an. Er wollte sie bereits stellen, als Alisha zusammenzuckte und ihre Augen sich zu Schlitzen verengten. „Da waren Jugendliche.“ Jonas sah, wie sich Tims Schultern strafften und er sich leicht nach vorne beugte, um Alisha besser verstehen zu können. Auch Jonas selbst bemühte sich, sich alles einzuprägen.

„Es waren drei“, fuhr Alisha leise fort. „Sie hatten ein kleines Mädchen im Visier, der eine hatte ein Messer. Und dann...“ Die Furchen auf ihrer Stirn wurden noch tiefer. In der Stille des Zimmers waren nur die Kinder von draußen zu hören und der kleine Wecker auf Alishas Nachttisch, der sich von der Spannung im Raum nicht im Geringsten beeinflussen ließ und mit einem ruhigen Ticken das Verstreichen der Sekunden zählte.

„Was ist mit dem Mädchen passiert?“ Tim ließ nicht locker.

„Ich weiß nicht...“ Sie zuckte hilflos mit den Schultern. „Ich kann mich nur noch an die Jugendlichen erinnern und dass da überhaupt ein Mädchen war und dann-...“ Entsetzen spiegelte sich in ihrem Gesicht und sie sah in den weißen Krankenhauslaken so fahl aus, dass Jonas den Impuls unterdrücken musste, ihr beruhigend die Hand auf den Arm zu legen. Erneut breitete sich Schweigen aus, bis sie schließlich realisierte, dass sie nicht allein war, und wieder zu reden begann.

„Ich weiß nicht, was mit mir los war“, sprudelte es aus ihr heraus, „ich bin losgerannt und habe mich einfach dazwischen geworfen, obwohl ich gesehen hatte, dass mindestens einer bewaffnet war, und dann...“ Erstaunt sah sie zu Jonas auf, der ihr ermutigend zulächelte. „Dann sind sie abgehauen und das Mädchen ist... nach Hause...“ Ihre Worte verloren sich und ein leises Erkennen spiegelte sich auf ihren Zügen wieder. „Ich weiß, wer du bist.“



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