Zum Inhalt der Seite

Mensch mit Hund

Wichtelgeschichte für DINO2011
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Teil Drei

TEIL DREI
 

… in dem Toast und Peter die Bekanntschaft einer hübschen jungen Frau machen und diese sie auf ihrer Reise begleitet.
 

„Wenn ihr geradeaus lauft, dann erreicht ihr schnell die Wilden Ebenen. Immer der Nase nach, hört ihr? Dann werdet ihr bald in Mirgit sein. Aber passt auf die Räuber auf“, säuselte die Wirtin Toast zu und hielt ihm ein fettig glänzendes Stück Speck unter die Nase. Gierig schnappte er danach und winselte glücklich. „Braver Hund“, lächelte die Alte gütig. Peter schenkte ihr einen eisigen Blick, den sie jedoch nicht einmal zu bemerken schien. Grummelnd legte er drei Geldstücke für die Bezahlung des Zimmers – Zimmer? Saustall, Besenkammer, Unkenpfuhl, jede Bezeichnung war passender für das Loch, in dem er heute Nacht geschlafen hatte! – auf den Tresen. Frühstück schien zumindest für ihn im Preis nicht inbegriffen zu sein.

„Komm, wir gehen“, rief er dem Pudel zu, der sich nur schwer von seiner neuen Freundin trennen konnte.
 

Es war noch fast dunkel, als sie aufbrachen, die Straßen waren menschenleer. Kaum war die schwere Wirtshaustür hinter ihnen ins Schloss gefallen, knurrte der Pudel seinen Herrn leise an.

„Hättest du nicht noch etwas warten können, bis du mich von diesem gütigen Wesen losreißt? Sie war so wunderbar freigebig, etwas, was man von dir nicht grade behaupten kann! Du wirst mich noch verhungern lassen und ich wette, wenn wir dann in Schwierigkeiten sind, dann wirst du ohne mit der Wimper zu zucken verlangen, dass ich dir aus der Patsche helfe. Aber da hast du dich geschnitten, ich werde mich dann einfach hinlegen und zusehen, wie dir irgendjemand das Herz aus der Brust reißt oder dir die Haut abzieht oder…“ Erschöpft keuchte der Hund und begann zu hecheln.

Peter grinste amüsiert. „Gib es zu, das würdest du doch am liebsten selbst erledigen. Dumm nur, dass du kaum hoch genug springen kannst, um mir in die Waden zu beißen. Und, ach ja, da wäre ja noch dieser Zauberbann, der mich vor dir schützt, du beißwütige Töle!“

Ohne es zu merken, hatten sich die beiden wieder in Bewegung gesetzt. Sie folgten bei ihrer Suche keinem bestimmten Weg, denn den gab es nicht, also liefen sie einfach der Nase nach. Die Idee der Wirtin, es so zu machen, hatten sie beide verinnerlicht und so wanderten sie schimpfend und grummelnd immer weiter in die Richtung, in der sie die größte Stadt der Umgebung, Mirgit, vermuteten.

Mirgit bedeutete in einer schon lange vergessenen Sprache so viel wie ‚die, die auf dem Kloakensee steht’, da die Stadt ursprünglich auf einem trocken gelegten Abwassersee einer Elfensiedlung erbaut worden war. Elfen gab es schon lange keine mehr in Mirgit und so war die wahre Bedeutung des Namens schon lange verloren gegangen. Mit den Jahren hatte sich eine neue Bedeutung eingebürgert, ‚die, die sehr groß und voller Menschen ist’. Dies sei nur zur allgemeinen Erheiterung des geneigten Lesers gesagt, der nun wahrscheinlich zu der Überlegung kommt, dass im Großen und Ganzen jede Stadt, die er kennt, diesen Namen tragen könnte.

Peter und der Pudel verschwendeten allerdings keinen Gedanken an diesen Umstand, stritten sie sich doch gerade darum, in welche Nasenrichtung sie nun gehen sollten. Der Pudel bestand darauf, den besseren Geruchssinn und deshalb das Recht zu haben, die Richtung zu bestimmen. Peter hingegen beharrte auf das Recht des Stärkeren, der er ja offensichtlich war.

Die Wilden Ebenen, in denen sie sich nun befanden, trugen ihren Namen zu Recht. Kein Wegweiser blieb hier lange stehen, denn Räuberbanden durchstreiften das Gebiet und versuchten Wanderer in die Irre zu führen, um sie dann auszurauben. Abgesehen davon waren die Wilden Ebenen - dank ihrer sanften Hügel, den Schlafzimmerbergen und des Flusses Olga - ein wunderschönes Erholungsgebiet im Sommer und ein ansprechendes Schigebiet im Winter. Man musste sich eben mit den Räubern arrangieren, die ab und zu in die Feriendomizile einbrachen und die Gäste erschreckten, allerdings warben einige Reiseveranstalter auch mit dem ‚unvergleichlichen, rauen Charme’ dieser meist nicht allzu blutrünstigen Gesellen.

Peter hatte eher weniger Lust auf eine Begegnung mit einer Räuberbande. Er hatte zwar nicht gerade viel Wertvolles dabei, doch er hatte gewisse Bedenken, ob ein sprechender Pudel nicht doch ein gewisser Anreiz für dieses Lumpenpack wäre, ihn doch zu überfallen.

„Am besten wäre wahrscheinlich, du hältst erst mal die Klappe, bis wir in Mirgit sind“, sagte er.

Der Pudel lachte. „Ich musste viel zu lange ‚die Klappe’ halten. Das werde ich jetzt ganz sicher nicht machen, darauf kannst du wetten!“

Es raschelte in der Krone des Baumes, unter dem sie gerade liefen. „Also, ich würde euch dringend raten, still zu sein“, zischte eine Stimme. „Schnell, klettert auf den Baum!“

Verdutzt starrte Peter zuerst den Pudel, dann die grünen rauschenden Blätter an. „Du bist ein wirklich mieser Wachhund“, bemerkte er missmutig und starrte seinen Begleiter verächtlich an. „Ich dachte, du hast eine so tolle Nase?“

„Und wer ist schuld daran, dass ich kaum etwas riechen kann?!“

„Immer nur jammern, das ist alles, was du kannst!“

„Halt die Klappe, es nähert sich tatsächlich jemand“, knurrte der Pudel beleidigt.

„Jetzt macht schon!“, meldete sich wieder die Stimme von oben zu Wort. „Sie sind gleich da!“

Entschlossen packte Peter Toast und klemmte ihn sich unter den Arm. Ungeschickt versuchte er, den Stamm zu erklimmen, doch schaffte es kaum, sich mit einer Hand festzuhalten. Zwei weiße Arme streckten sich durch die Baumkrone. „Wirf ihn hoch“, zischte die Stimme. Peter fackelte nicht lange.
 

„Bist du dir sicher, dass du jemanden gesehen hast, Mischa?“, knurrte ein furchteinflößend aussehender Mann. Er musste ein Räuber sein, das schmutzige Gesicht, der buschige Schnauzer, die seltsame Kleidung, das mächtige schwarze Ross und vor allem die gewaltige geladene Pistole, die in seinem reichverzierten Gürtel steckte, wiesen ihn als solchen aus.

„Ja, Chef“, winselte ein kleines Männlein, das auf einem verdreckten Maultier saß und es kaum wagte, dem Anführer in das vernarbte Gesicht zu sehen. „Es waren zwei, ein Mann und ein Hündchen, und sie haben sich lautstark gestritten!“

„Du willst mich wohl verscheißern!“, brüllte der Räuber. „Sei froh, dass ich die Bande zu Hause gelassen habe, sonst hätte ich dir sofort die Zunge herausgeschnitten für den Blödsinn, den du erzählst! Sprechende Hunde gibt es nicht, verstanden? Eine sprechende Katze, das hätt’ ich ja noch geglaubt, Hexen sind ja bei ihren Haustieren immer sehr erfinderisch, wenn’s darum geht, sie zum Quatschen zu bringen. Aber ein sprechender Hund? Jeder weiß doch, wie blöd diese Viecher sind, die können doch nicht mal alleine pissen gehen! Wie konnte ich dir nur glauben?“

„Aber…“

„Sei still! Wir reiten zurück. Und wenn ich noch ein Wort von sprechenden Hunden höre, dann lasse ich dich den verdammten Grauwölfen zum Fraß vorwerfen!“ Der Räuberhauptmann spuckte aus und gab seinem Pferd die Sporen.
 

„Dieser ignorante Bastard!“, kreischte der Pudel, dessen Schnauze Peter nun doch nicht länger zuhalten konnte. „Ich kann sehr wohl alleine pissen, ich beweise es dir gleich!“

„Jetzt beruhige dich, Toast“, lachte Peter erleichtert, als er die Räuber hinter der nächsten Hügelkette verschwinden sah und streichelte dem Hund gedankenverloren das weiche Fell. Endlich hatte er Gelegenheit, seinen Retter etwas genauer zu begutachten. Es war ziemlich dunkel in der Krone des Baumes, doch er konnte erkennen, dass ihm ein Mädchen gegenüber saß. „Danke“, flüsterte er ihm zu.

„Keine Ursache“, kam es ebenso leise zurück. „Ich bin übrigens Gisela.“
 

Peter Librarian hatte sich verliebt, so viel war Toast klar. Allein der Anblick seines Herrn, der das Mädchen anschmachtete wie ein Fastender die Sahnetorte, war so seltsam und lächerlich zugleich, dass der Hund sich am liebsten totgelacht hätte. Trotz allem beherrschte er sich, denn seine Beziehung zu Peter war leider nicht ganz so einfach, wie er das gerne gehabt hätte. Er hatte den Befehl, ihm zu folgen und zu gehorchen, auch wenn er ihn für wenig geeignet hielt, Fenrir auszuschalten. Eigentlich war Toast der Meinung, dass Peter zu rein gar nichts geeignet war. Nun ja, Gisela anzuschmachten gelang ihm zugegebenermaßen ziemlich gut, nichts desto trotz würde ihm das allerdings wenig helfen, wenn ihm sein Feind plötzlich leibhaftig gegenüberstand. Er musste trainiert werden, es nutzte alles nichts, schließlich musste er irgendwann lernen, ihm, Toast, seine wahre Gestalt zurückzugeben. Die Reise würde ansonsten ein böses Ende nehmen, der Hund wusste das. Außerdem war da noch dieser gottverdammte Fluch, von dem Peter nichts wusste, der Toast aber regelrecht körperlich dazu zwang, ihm zu folgen und ihn zu beschützen, ob er nun wollte oder nicht. Dumm nur, dass er absolut keine Lust hatte, mit diesem unfähigen Idioten zusammenarbeiten. Müde legte er den Kopf auf die Pfoten und versuchte, etwas zu schlafen.

Inzwischen versuchte Peter, nicht zu auffällig auf Giselas wohlgeformte Brüste zu starren. Allerdings hatte seine Retterin einen wunderschönen Körper und ein nicht weniger bezauberndes Gesicht mit einer entzückenden verschlungenen Namenstätowierung, und so fiel es ihm sehr schwer, sich unter Kontrolle zu halten, um nicht einfach loszusabbern.

„Willst du ein Stück Apfel?“, fragte Gisela freundlich und säbelte mit einem kleinen Messer winzige Stücke von der Frucht.

„Gerne“, presste Peter heraus und lächelte dümmlich.

„Hier“, hauchte sie, reichte ihm das Stückchen und schien in keiner Weise zu bemerken, wie sein Blick immer wieder unter ihr Kinn auswich. „Weißt du, ich hatte schon lange keine Gäste mehr, vor allem keine so bezaubernden wie euch beide.“ Unschuldig strich sie sich das lange rote Haar aus dem Gesicht.

Peter steckte sich hastig das Apfelstück in den Mund und verschluckte sich prompt.

„Ihr seid wirklich ein seltsames Pärchen! Wo wollt ihr eigentlich hin?“, lachte Gisela, während sie Peter überraschend kräftig auf den Rücken prügelte, um das Apfelstückchen aus seiner Luftröhre zu befördern.

„Nach Mirgit“, nuschelte Peter und hustete.

„Das trifft sich ausgezeichnet!“, lächelte sie kokett. „Dort will ich auch hin, meinen kranken Onkel besuchen. Perfekt! Ich werde euch begleiten. Natürlich nur, wenn es dir recht ist“, schnurrte sie.

„Aber liebend gerne“, säuselte er.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  DINO2011
2008-02-15T14:53:12+00:00 15.02.2008 15:53
Oh, ja, Gisela. Nun, sie scheint ihren IQ ja dem eines Steines mit Moos angenähert zu haben, zumindest kommt es mir nach dem Kapitel so vor xD Außerdem denke ich, dass Peter wohl ziemlich lange ohne Freundin auskommen musste, wenn ich mir so lese, wie er auf sie reagiert... Der Räuber erscheint mir ja schon fast freundlich, tja, warum auch nicht?

In diesem Kapitel kam öfters (ich denke zwei Mal) der Satz, dass dies nur zur Erheiterung des Lesers gesagt sei, oder zumindest so ähnlich. Nun, ich muss sagen, dass mir persönlich so etwas gar nicht gefällt. Ich bin eher der Ansicht, dass der Leser ja selbst draufkommen sollte, dass es zu seiner Belustigung ist. Aber okay, ist meine Ansicht der Dinge. Mich stört es nur etwas im Lesefluss, zumindest mehr, als wenn man die Infos irgendwie in die Geschichte eingewoben hätte und sie nicht sozusagen, dem Leser vor die Füße wirft. Tja, bin vielleicht eben komisch was solche Sachen betrifft ^^"""""

Ach ja, weiters sagst du hier, dass der Hund über einhundert Jahre lang die Klappe halten musste, aber waren es nicht dreihundert, wie du am Anfang gesagt hattest?

DINO


Zurück