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Mensch mit Hund

Wichtelgeschichte für DINO2011
von

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Teil Zwei

TEIL ZWEI
 

… in dem sich Hund und Herrchen auf eine gefährliche Reise begeben, die sogleich mit einem für einen der beiden äußerst unangenehmen Erlebnis beginnt.
 

Der Wald wurde immer dichter. Peters Stiefel schienen sich mit klebrigem Morast vollsaugen zu wollen, der ihn kaum noch vorwärts lassen wollte. Bei jedem Schritt wurde er müder und müder, doch er lief mehr oder weniger tapfer weiter. Ihm unbekannte Vögel zwitscherten und zirpten, einmal kreuzte auch ein prächtiger Hirsch seinen Weg. Er bekam davon nicht sehr viel mit, da er nur auf den matschigen Grund starrte, während er vorwärts hastete. Der Rucksack, den er bei sich hatte, war so schwer, als wäre er mit Steinen beladen und drückte ihm äußerst unangenehm ins Kreuz. Dort, wo Bäume abgestorben und umgefallen waren, brutzelte ihm auch noch die Sonne auf die Kopfhaut. Es war einfach zum Verrücktwerden!

„Aaaaaaaaaah!“, schrie er plötzlich und raufte sich die Haare.

Der Pudel, der mürrisch einige Meter hinter ihm getrippelt war, setzte sich vor Schreck auf die Hinterpfoten. Erstaunt sah er dabei zu, wie Peter offensichtlich kurz durchdrehte.

„Ich hab keine Lust auf diesen Scheiß!“, kreischte der frischgebackene Pudelbesitzer. „Das ist doch absoluter Wahnsinn! Wie soll ich diesen Fenrir finden? Das Land ist riesig und ich habe nicht einmal einen winzigen Anhaltspunkt!“ Er schleuderte wütend den Rucksack auf den Boden. Schmatzend grub er sich in den Morast. „Und dann bist ja auch noch DU hier, du Höllenhund, du gottverfluchter Flohfänger! Du bist an allem schuld!“

Der Pudel riss die Augen auf und knurrte. „Ich? Wenn DU dich ein bisschen mehr angestrengt hättest, dann wäre mir dieser Villain nicht entwischt, ich könnte wieder gemütlich weiterpennen und alles wäre perfekt! Aber dank dir und deiner Feigheit bin ich jetzt zu einem Leben als Schoßhund verdammt!“ Voller Selbstmitleid begann der Hund zu winseln und ließ den Kopf hängen.

Fast tat er Peter ein bisschen leid. „Hey. Können wir uns darauf einigen, dass wir beide ein bisschen schuld sind?“

Der Pudel schnappte wütend nach ihm. „Oh nein, sicher nicht!“

„Gut, dann eben nicht. Wir müssen weiter, es nutzt ja alles nichts.“ Grummelnd wandte Peter sich ab, wissend, dass er jetzt nicht mehr umkehren konnte. Justinus Boss hätte ihn in der Luft zerrissen. Er hob den Rucksack auf und befreite ihn von dem Schlamm, der an ihm klebte. Schon stapfte er wieder weiter. „Wir sollten heute wenigstens noch das nächste Dorf erreichen. Ich habe keine Lust, im Freien zu übernachten.“
 

„Ich habe alles eingepackt, was ich in der kurzen Zeit erwischen konnte. Hoffentlich habe ich nichts vergessen“, murmelte Peter. Er achtete noch immer kaum auf den Weg, doch zum Glück waren sie jetzt in einem Teil des Waldes unterwegs, der weniger schlammig war. Wenn man beide Augen zudrückte, konnte man sogar behaupten, dass das, worauf Peter und der Pudel liefen, ein richtiger Weg war. „Schlafsack, Wasser. Unterwäsche zum Wechseln, ein warmer Pullover, eine Jacke. Hm. Irgendetwas fehlt doch…“

„Ach ja, fast hätt ich’s vergessen“, bellte der Pudel. „Du musst mir einen Namen geben. Du kannst mich doch nicht für immer und ewig Pudel nennen!“

„Da hast du recht. Verbandszeug, Karte, Geld…“

„Hör mir gut zu: Die Namensgebung ist wieder mit so einem magischen Ritualdingsda verbunden, also pass auf, was du jetzt sagst.“

„Jaja“ murmelte Peter gedankenversunken. „Rasierer, Shampoo, Socken… Was habe ich nicht eingepackt?“

„Nun denn“, sagte der Pudel feierlich. „Peter Librarian, so soll es sein. Das erste Wort, das du sagst, wenn ich aufgehört habe zu sprechen, wird mein unveränderbarer Name sein.“ Der Pudel schloss das Maul und begann grün zu leuchten. Erwartungsvoll blickte er seinen verhassten Herrn an und wartete auf das nächste Wort.

„Toast!“, schrie Peter. „Ich habe vergessen, Toast einzupacken! Verdammt noch eins. Was sollen wir nun essen? Pudel, was meinst du?“ Er blieb stehen und blickte zu seinem neuen Gefährten hinunter, der nun ernsthaft verstimmt aussah. „Was hast du denn?“

„TOAST?! Bist du vom Sinnen? Ich bin ein mächtiges Raubtier, ein uralter Wächter von Geheimnissen, und du gibst mir einen so lächerlichen Namen?“ Peter musste lachen, als ihm bewusst wurde, was gerade geschehen war. Doch als er die doch recht spitzen Zähnchen im gefletschten Maul des Pudels sah, nahm er doch lieber die Beine in die Hand und legte das letzte Stück zum nächsten Dorf rennend zurück. Man konnte doch nie wissen, ob diese Zauberbanne tatsächlich hielten, was sie versprachen.
 

Toast kaute glücklich an einem Stück Schweinebraten. Peter hingegen tauchte seinen Löffel in ein Wassersüppchen, in dem er noch nicht besonders viel Einlage außer einem langen schwarzen Haar gefunden hatte. Die feiste Wirtin hatte diesen Köter doch tatsächlich dieses feine Fleisch gegeben und ihn freundlich hinter den Ohren gestreichelt, während sie für ihn nur unfreundliche Worte übrig hatte! Ob sie immer noch so nett gewesen wäre, wenn sie gewusst hätte, dass Toast kein normaler Pudel war? Zum Glück hielt sich der Hund mit Reden zurück, fast so, als wüsste er, dass sprechende Tiere hier in der Provinz nicht gerade die normalste Sache der Welt waren. In der Stadt übrigens auch nicht.

„He“, zischte Peter. „Gibst du mir was ab?“

Fast hatte er den Eindruck, dass der Pudel böse grinste. „Vergiss es.“ Eine lange feuchte Zunge schleckte genüsslich über das Gebratene.

„Du Biest!“

Die Wirtin lachte und trank einen großen Schluck Bier.
 

Die Nacht senkte sich über das kleine Dorf. In der Schmiede wurde das Feuer gelöscht. In der Kirche bereitete sich der Priester auf die Nachtruhe vor und genehmigte sich vorher noch ein ordentliches Schlückchen Messwein als Schlummertrunk. Im Bauernhaus kuschelten sich Bauer und Bäuerin zusammen in ihr warmes Bettchen. Im Laden ging das Licht aus, was die Mäuse dazu veranlasste, aktiv zu werden. Im Gasthaus hingegen war noch immer einiges los. Peter musste sich mit Toast ein Strohlager über der lauten Gaststube teilen, in der es nicht nur gottverdammt heiß, sondern auch noch zum Erbarmen dreckig war. Außer ihm und seinem Hund schliefen noch fünf andere Gäste in dem Raum und verpesteten mit ihren stinkenden Fürzen die Luft. Irgendwann schlief Peter ein. Der Pudel war auch schon längst dank des Sauerstoffmangels in Morpheus’ Arme entschwunden und so träumten sie gemeinsam dem neuen Tag entgegen. Leider konnten sie so nicht sehen, wie die dicke Wirtin sich einen Umhang umwarf und eilig das Gasthaus verließ…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  DINO2011
2008-02-15T14:43:29+00:00 15.02.2008 15:43
Ach ja, ich finde den Absatz mit der Namensgebung sehr gut. Irgendwie spiegelt es wieder, wie gedankenverloren Peter öfters ist. Ich frage mich, welchen Namen Toast wohl hätte, wenn Peter sich wirklich einen Namen für ihn ausgedacht hätte, und das alles nicht so gekommen wäre. Tja, aber das wird man wohl leider nie wissen, oder?
Die Wirtin scheint ja regelrecht einen Narren an dem kleinen Pudel gefressen zu haben, tja, Pech für Peter das er nicht selbst einer ist xD

So, auch hier habe ich einen kleinen Tippfehler entdeckt:

>Er hob er den Rucksack auf und befreite ihn von dem Schlamm, der an ihm klebte. Schon stapfte er wieder weiter.

Ich denke fast, da hast du den Satz im Kopf umgestellt während du ihn geschrieben hast. Ich würde einfach das zweite >er< weglassen, dann würde es stimmen ^^


DINO


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