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Digimon Protector

von

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Eine kleine Lektion

„So ein idiotischer Sturkopf. Er kann es einfach nicht lassen den starken Mann zu spielen.“ Cathy wiederholte diesen Satz nun schon zum zehnten Mal in Folge. Sie und so ziemlich alle anderen standen ebenfalls auf dem Gelände, allerdings etwas weiter entfernt. Steve lächelte leicht.

„Ach ist nicht so schlimm. Im Gegenteil. Stella scheint ihn wirklich zu mögen, sonst wäre sie nicht so offenherzig zu ihm“, endete er, verschränkte seine Arme vor der Brust und nickte wissend.

„Das nennst du offenherzig?“, fragte Kurt leicht irritiert. Steve kratzte sich verlegen am Kopf.

„Na ja… für ihre Verhältnisse ist sie es grade wirklich.“ Die Tür zum Gebäude öffnete sich erneut und das Digimon Kougamon trat heraus. Es war recht kleinwüchsig und musste erst an ihnen vorbei gehen um zu schauen was sich dort hinten abspielte. Es verzog die Miene.

„Ach du meine Güte, dieser Junge legt sich wirklich mit Devimon an. Schlimm.“ Es schüttelte den Kopf. May hockte sich zu ihm.

„Ist Devimon wirklich so stark wie alle sagen?“ Kougamon wandte sich ihr zu.

„Nun kleines Mädchen, ich erkläre es dir. Wie du ja weißt sind wir Digimon in unterschiedliche Level eingeordnet.“ May nickte.

„Ja, da wären Ausbildung, Rookie, Champion, Ultra… den Rest weiß ich nicht mehr so ganz“, endete sie verlegen. Kougamon winkte ab.

„Das sind die Wesentlichen. Devimon ist nun mal ein Championdigimon und somit schon mal automatisch Kotemon weit überlegen. Jedoch… gibt es auch Sonderfälle. Ich bin auch auf dem Championlevel, aber mit Devimon kann ich nicht mithalten. Der Level sagt nicht immer zuverlässig aus, wie stark der Gegner ist. Es kommt vor allem auf das Training an und wie lange man das Level bereits hält. Lynxmon zum Beispiel trainiert fast täglich sehr hart, selbst er ist zu stark für mich.“ May nickte.

„Also ist Devimon sogar für einen Championlevel sehr stark, willst du das sagen?“ Kougamon nickte. Sie schlug ihm leicht auf den Kopf.

„Und wieso sagst du es dann nicht einfach so und erzählst mir einen ganzen Roman? So dumm bin ich nun auch nicht.“ Das Digimon rieb sich die getroffene Stelle.

„Hört auf, ich glaube die zwei legen los“, sagte Lynxmon und sah nach vorne.
 

„Okay Devimon, fang mit einer kleinen Nebelaktion an, das müsste reichen.“ Devimon hob seine Arme gerade zu in Zeitlupe an, bis sie eine waagerechte zu seinem Körper bildeten.

„In Ordnung. Alptraum Welle“, sagte es und kaum hatte es den Mund geschlossen wurde um ihm herum alles dunkel und von Rauch durchzogen. Kotemon sah sich hektisch um.

„Beruhige dich Kotemon. Das ist nur ein Trick. Wenn du es siehst, greif an“, sagte Dustin und Kotemon nickte.

„Ja ist gut.“ Es ließ das Schwert wieder etwas sinken und verengte die Augen zu Schlitzen. Es schien, als sei Devimon verschwunden.

„Von wo werde ich wohl angreifen?“ Devimons Stimme schien aus allen Richtungen gleichzeitig zu kommen. Kotemon begann wieder sich panisch umzusehen. Auch Dustin ließ den Blick schweifen. Dann hatte er einen Einfall.

„Kotemon los, Donnerkote. Guck nicht so blöd, mach es.“ Das Digimon wusste zwar nicht was das sollte, doch es hob das Schwert wieder an und schwang es hin und her, bis die Fungen sprühten.

„Donnerkote! Ach so jetzt verstehe ich!“ Es schwang das Schwert schneller. Die Lichtblitze erhellten das Gebiet zwar nur für nicht einmal zwei Sekunden, doch so konnten sie sich immerhin etwas Überblick verschaffen. Und tatsächlich. Devimons schattenähnlicher Umriss wurde von ihnen entdeckt.

„Es ist links von dir!“ Kotemon sprang vor und holte erneut zum Schlag auf.

„Hier, nimm das!“ Es schlug zu und es spürte den Widerstand. Sein Angriff musste getroffen haben.

„Ja, erwischt!“, rief Dustin. Devimon wurde sichtbar. Doch Kotemon hatte es nicht getroffen. Mit nur einer Hand hatte sein Gegner den Hieb abgewehrt und hielt das Schwert noch umklammert.

„Das war eine nette Idee, doch um mich zu treffen müsst ihr mehr tun“, sagte Devimon, hob Kotemon an und warf es gegen die nächste Wand. Diese fiel es runter, doch es rappelte sich sofort wieder auf.

„Tut mir Leid, aber das nächste Mal erwisch ich es besser“, sagte Kotemon entschuldigend.

„Schon gut. Der ist echt ein harter Brocken. Aber das schaffen wir Kumpel.“ Doch Dustin hatte keine Ahnung was er tun sollte. Was Muskelkraft anging, war Devimon ihnen überlegen. Aber wie sah es mit der Geschwindigkeit aus?

„Hey Kotemon, am besten greifen wir direkt und schnell an. Wenn es so stark ist, ist es sicher nicht schnell.“

„Klingt logisch, ich versuche es.“ Es hob sich das Schwert bis über den Kopf und ging leicht in die Hocke. Devimon sah ihm interessiert zu und sagte: „Ich weiß was du vor hast. Aber es wird dir nichts nützen, du kannst es gleich sein lassen.“

„Hör nicht auf ihn, er blufft! Los, volle Kraft!“ Kotemon sprang genau auf Devimon zu und schlug zu. Dustin war erstaunt. Diesen Schlag konnte man mit bloßem Auge echt kaum sehen. Diesmal würde es klappen. Das Geräusch von Holz, das auf Fleisch und Knochen trifft war zu hören. Dustin und Kotemon weiteten die Augen. Devimon hatte den Schlag erneut mit scheinbarerer Leichtigkeit abgewehrt. In seinem Gesicht zweigte sich keinerlei Anstrengung.

„So, erlaube mir nun eine kleine Attacke. Todeskralle.“ Den Schlag hatte Kotemon nicht kommen sehen. In der nächsten Sekunde hing es von Devimons Hand an der Wand gedrückt. Unfähig sich zu rühren und unfähig sich zu befreien hing es nun da.

„Kotemon, dein Mut ist bewundernswert. Aber lass dir gesagt sein, nur mit Mut alleine gewinnt man keinen Kampf. Egal viel wie Kraft du in einen Angriff gegen mich stecken würdest, ich würde ihn wieder und wieder abblocken“, sagte Devimon, zog seine Hand zurück und schlug mit der anderen zu. Es sah aus, als würde das Digimon nur eine Fliege verscheuchen wollen, doch die Wucht reichte aus um Kotemon gut drei Meter bis vor Dustins Füßen zu schleudern. Reglos blieb es liegen.

„Kotemon!“ Dustin kniete sich zu ihm runter und nahm es hoch.

„Hey gib nicht auf, komm schon. Noch können wir gewinnen“, sagte er mit zittriger Stimme und schüttelte das Digimon leicht. Doch dieses rührte sich immer noch nicht.

„Hör auf Junge. Lass es gut sein, siehst du denn nicht, dass Kotemon nicht in der Lage ist weiterzukämpfen?“, fragte Devimon mit ernster Stimme. Dustin sah es an.

„Aber…“, begann er doch Stellas Stimme ließ beide innehalten.

„Es ist so wie Devimon sagt. Dein kleines Digimon ist kampfunfähig, damit haben wir gewonnen und du hast verloren. Oh ja, das muss dich gerade zu innerlich zerreißen, nicht wahr? Du bist der typische Kerl, du kannst eine Niederlage nicht akzeptieren und würdest deinen Partner sicher auch noch mit gebrochen Gliedmaßen kämpfen lassen oder? Du bist nicht nur dumm, sondern auch verantwortungslos.“ Dustin versetzen Stellas Worte mehr und mehr innerliche Tritte und Schläge. Aus irgendeinem Grund verletzen ihn diese Setze sehr. Lag es daran, dass sie etwa Recht hatte? War er wirklich verantwortungslos und so dumm nicht zu erkennen, wann man verloren hatte?

„Ich habe es doch gleich gewusst. Du bist nichts weiter als ein Großmaul. Riesen Klappe, nichts dahinter. Dein armes Digimon tut mir richtig Leid, dass es an dich geraten ist.“

„Stella…“, sagte Devimon doch sie ließ nur ein verächtliches Schnaufen in Dustin Richtung hören und trat an ihm vorbei in Richtung Gebäude.

„Das war’s Devimon, du kannst gehen.“ Die Gruppe machte ihr Platz und mit einem letzten Schulterblick zurück betrat sie die Fabrik. Dustin und Devimon blieben zurück. Das schwarze Digimon sah zu dem jungen runter. Dustin hatte sich seid er Kotemon hochgehoben hatte nicht bewegt. Langsam traten die anderen zu ihm.

„Immerhin ist Kotemon noch mal mit einem blauen Auge davon gekommen. Es ist nur etwas erschöpft“, sagte Kougamon. Kurt klopfte Dustin leicht auf die Schulter.

„Hey mein Alter… ist… ist alles okay bei dir?“ Er nickte nur stumm und stand langsam auf. Cathy stemmte die Hände in die Hüpften.

„Du bist selber Schuld. Weißt du das eigentlich? Markierst vor ihr den starken Mann und kloppst dumme Sprüche.“ Dustin zeigte keinerlei Reaktion.

„Cathy…“, meinte May vorsichtig, doch diese unterbrach sie sofort.

„Ich bin noch nicht fertig. Jedenfalls kannst du echt von Glück sagen, dass Devimon nicht ernst gemacht hat, sonst wäre es viel schneller vorbei gewesen, ich hoffe das ist deinem Sturkopf klar. Manchmal benimmst du dich echt wie ein dummer Volltrottel.“ Dustin fing an zu zittern. Cathy zog die Luft zwischen den Zähnen ein, als sei ihr der letzte Satz herausgekommen, ohne dass sie diesen sagen wollte.

„Oh… ich… tut mir…“

„Du hast doch keine Ahnung.“, sagte Dustin und seine Stimme klang zittrig und gequetscht.

„Wie?“, fragte Cathy verwirrt. Dustins Körper begann stärker und stärker zu zittern.

„Ihr alle… ihr habt doch keine Ahnung. Ihr wisst doch gar nicht… ihr wisst doch gar nicht was in mir vorgeht!“ Damit rannte er ohne Vorwarnung los, riss das Tor auf und rannte den Weg entlang zurück zur Stadt.

„Warte doch…“, rief Holly und wollte ihm nachgehen, doch Chris hielt sie zurück.

„Lass ihn Holly. Ich weiß wie es ihm geht. Glaub mir, das Letzte was er gerade will ist Gesellschaft.“ Sie sah ihn an. Bei seinem ernsten Blick konnte sie nicht anders als nickend nachzugeben. Cathy sah zu der Stelle, wo Dustin eben noch gestanden hatte und erstarrte.

„Das ist doch… hat er etwa…?“ Dort wo er gestanden hatte, befanden sich zwei kleine Flecken auf der Erde, die aussahen als sei Wasser drauf getropft.
 

Es war schon dunkel, doch das kümmerte ihn nicht. Dustin saß auf einer Bank im Park, der natürlich leer war. Der Halbmond leuchtete klar in der Nacht. Es war schade, dass man wegen den Lichtern der Stadt die Sterne nicht so deutlich sehen konnte. Kotemon, das auf Dustins Schoß lag, hatte die Augen nicht geöffnet. Seine Ohnmacht war wohl automatisch in einen Schlaf übergewechselt. Er selber verspürte keine Müdigkeit. Er war sauer. Aber es war keine Wut auf Stella oder Devimon oder sonst wen. Und genau das machte ihn noch wütender. Je länger er darüber nachdachte, desto klarer war es, dass dieses Mädchen doch mit allem Recht hatte. Er hatte es schon immer gehasst zu verlieren, er hatte sich oft genug wirklich dumm und verantwortungslos verhalten. Eben dass diese Tatsachen waren es, die er an anderen Leuten nicht leiden konnte. Es war schon fast eine Art Ironie.

„Darf ich dir Gesellschaft leisten?“ Dustin wandte leicht den Kopf. Devimon stand nur wenige Meter von ihm entfernt.

„Von mir aus“, antwortete er trotzig und hätte sich ohrfeigen können. Er tat es schon wieder. Eben diese Reaktion ließ seinen Wutpegel weiter ansteigen. Devimon reagierte keines Wegs beleidigt oder ähnliches, es trat genau neben ihn, doch es setzte sich nicht sondern blieb vor der freien Sitzfläche stehen. Sie schwiegen sich wohl einige Minuten lang an, dann:

„Wieso bist du bei Stella?“ Das Digimon sah ihn nicht an und Dustin war dankbar dafür. Doch es antwortete sofort.

„Weil sie mich aus einer Dunkelheit geholt hat, die mich beinahe um den Verstand gebracht hätte. Es muss nun schon sicher drei Jahre her sein. Damals reiste ich als Abenteurer durch die Digiwelt. Doch aus irgendeinem Grund zog es mich hier her. Lange Zeit irrte ich alleine umher und kein Mensch machte Anstallten mir zu helfen. Im Gegenteil, sie schienen Angst vor mir zu haben und scheuchten mich fort. Ich verbrachte so sicherlich vier Monate. Doch dann traf ich auf Stella. Ich hatte mit einer ganz anderen Reaktion gerechnet als sie mich erblickte. Weißt du was sie zu mir sagte? Sie sagte nur: „Bist du auch so alleine und hast keine Ahnung was du tun sollst? Wie wäre es dann wenn wir zusammen alleine sind?“ Genau das hat sie damals zu mir gesagt und eben diese Reaktion ließ mein Herz höher schlagen wie noch nie. Aus diesem Grund fühle ich mich ihr gegenüber sehr verpflichtet. Es ist doch ein schönes Gefühl, einen Freund zu finden oder?“ Damit Devimon und ein leichtes Lächeln lag auf seinem Gesicht.

„Bestimmt“, antwortete Dustin nur und erneut wollte er sich nur ohrfeigen.

„Aber es ist umso schwerer über seinen eigenen Schatten zu springen.“ Devimon sagte diesen Satz mit Absicht mit ruhigem Ton. Es ließ Dustin nicht überkochen.

„Was willst du damit sagen?“, fragte er und wollte ernst und unwissend klingen, doch das Digimon fiel nicht darauf rein.

„Das weißt du genau, denke ich. Ich weiß nicht was der Auslöser war, aber du scheinst dir irgendwann eingeredet zu haben, dass du keine Gefühle zeigen darfst und den Starken spielen musst, egal was passiert. Aus diesem Grund bist du auch weggelaufen.“

„Ja toll, vielleicht hast du Recht!“, sagte Dustin laut und mit zorniger Stimme.

„Vielleicht ist es ja so, na und? Was geht dich das an? Du hältst dich für sehr schlau ja? Bist du hier hergekommen, damit du über mich als schwacher, feiger Angsthase lachen willst?“ Devimon blieb ruhig sitzen. Es zeigte erst keine Reaktion, dann langsam sah es ihn so ernst an, dass Dustin sich wieder beruhigte.

„Wieso sollte ich über dich lachen? Weil du geweint hast? Ich verstehe nicht wieso Menschen lachen, wenn andere Menschen weinen, ich weiß nur, dass ich es nicht komisch finde. Auch mir war früher oft danach zumute. Oder soll ich darüber lachen, dass du den Starken markieren wolltest? So etwas macht man nicht ohne Grund, auch das finde ich nicht witzig. Nein, ich will, dass du deinen Fehler einsiehst Junge. Stark sein gut und schön. Aber wenn du stark sein willst, dann sei es auf eine richtige Art und Weise.“ Dustin schüttelte nur leicht den Kopf.

„Ich verstehe nicht was du meinst.“

„Ich erkläre es dir. Fandest du dich stark, als du andere mit deinen Muskeln verprügelt hast? Fandest du dich stark, als du den Hund in der Gasse verprügelt hast? Ja ich habe dich damals gesehen. Schon mal daran gedacht, dass dieser Hund einen Grund hatte dich anzuknurren? Nur wenige Schritte entfernt, lagen die kleinen Welpen des Hundes in einer Kiste. Er wollte Calumon nur vertreiben und er wollte dich und das Mädchen nur vertreiben. Aber du als großer, starker Mann musstest einen Unschuldigen schlagen, was sagst du nun Dustin?“ Dustin erstarrte. Devimon hatte Recht. Alles was er in der Sekunde tun wollte, als er den Hund gesehen hatte, war es zu zeigen wie mutig und stark er war. Deshalb hatte er den Hund einige Schläge verpasst. Und nun soll der Hund eine gute Absicht für das Knurren gehabt haben? Er stützte seinen Kopf ab und schloss die Augen.

„Scheiße… was willst du eigentlich von mir?“, fragte er und seine Stimme zitterte erneut leicht. Devimon wandte sich ihm nun ganz zu.

„Ganz einfach. Siehst du ein, dass dein Handeln falsch war?“ Dustin nickte.

„Ja verdammt, schon gut.“ Das Digimon nickte ebenfalls.

„Dann ist es gut. Dann weißt du ja, wie du es nicht tun musst. Weißt du Dustin, du interessierst mich. Ich glaube, dass du etwas Besonderes bist. Deshalb will ich dir helfen.“ Langsam sah er zu Devimon auf.

„Hör mir zu. Du willst stark sein und das ist auch gut. Aber wie du es bisher versucht hast, warst du nicht so stark, wie du es sein müsstest. Überleg mal. Wieso wollen Menschen stark werden? Wieso wolltest du stark werden?“ Er überlegte.

„Ich wollte meiner Mutter keine Sorgen bereiten. Und ich wollte anderen helfen.“ Das Digimon nickte.

„Anders gesagt, du wolltest nicht in erste Linie dich, sondern andere beschützen. Und genau darin liegt der Punkt Dustin.“ Doch Dustin verstand es nicht. Er hatte eine Ahnung was Devimon sagen wollte, doch der letzte Anstoß fehlte. Devimon bemerkte dies offenbar.

„Dustin, du brauchst offenbar Zeit um deine Gedanken zu ordnen. Ich lasse dich wieder alleine, aber denke mal über folgendes nach. Es ist ein Satz, den ich mal in einem Buch aus eurer Welt gefunden habe. Er lautet: Wahre Stärke zeigt sich erst dann, wenn das Schwache siegt. Gute Nacht und bis bald.“

„Warte.“ Doch mit einem Schwung seines Flügels, war Devimon schon verschwunden.

„Wahre Stärke zeigt sich erst dann, wenn das Schwache siegt?“, wiederholte er leise. Doch auch nach einigen weiteren Sekunden, in denen er angestrengt nachdachte, kam er zu keinem Ergebnis. Vielleicht würde er morgen auf eine Idee kommen. Er war gerade von der Bank aufgestanden, da hörte er Schritte. Er wandte den Kopf und sah Holly, die nur noch wenige Meter entfernt stand. Als er sie ansah, wurde sie leicht rötlich.

„G-Geht es dir wieder gut?“, fragte sie leise.

„Ja“, antwortete er und trat nah genug an sie sie ran, dass sie miteinander reden konnten. Sie kramte kurz in ihrer hinteren Hosentasche, zog etwas hervor und hielt es ihm hin.

„Hier, das hast du verloren.“ Es war ein Schlüssel. Sein Schlüssel.

„Oh, danke. Ohne den wäre ich nicht nach Hause gekommen.“ Er nahm den Schlüssel an sich und verstaute ihn wieder sicher.

„Schön, dass es dir wieder gut geht. Ein wenig besorgt war ich schon, als du gerade verschwunden bist“, sagte sie leise und lächelte zaghaft.

„Du hast dir Sorgen gemacht?“, fragte er leicht verwundert. Holly lief wieder rötlich an und sah leicht verlegen zur Seite.

„A-Also… ich meine… schließlich… sind wir doch Freunde. D-Da dachte ich…“ Dustin hob langsam eine Hand, legte diese auf ihren Kopf und strich leicht drüber. Sie blinzelte ein paar Mal verwirrt. Das hatte er bei ihr noch nie gemacht. Er lächelte leicht.

„Um mich muss man sich keine Sorgen machen. Völlig unbegründet. Okay?“ Sie nickte leicht und er ließ seine Hand wieder sinken.

„Die anderen sind sicher schon nach Hause oder? Sollten wir auch tun, ich bringe dich noch zu dir“, sagte er locker. Holly winkte ab.

„Ach nein. Nicht nötig. Wenn du mit zu mir kommst, musst du ja fast den ganzen Weg noch mal zurück. Ist echt nicht nötig, mir wird schon nichts passieren“, sagte sie sicher und lächelte. Doch Dustin schüttelte den Kopf.

„Nichts da, ich bringe dich noch bis zur Tür und keine Widerrede.“

„Du willst andere beschützen. Das ist der richtige Weg.“ Devimons Stimme hallte in diesem Moment in seinem Kopf wieder. Aber wieso? Freunde nach Hause zu bringen hatte doch nichts mit beschützen zu tun. Es war für ihn ganz normale, dass er so was tat und er tat es gerne.

„Wie du meinst. Wenn es dich glücklich macht“, sagte Holly und gab nach.

„Ja, macht es mich. Dann kann ich wenigstens ruhig schlafen.“ Holly wurde erneut etwas rosafarben im Gesicht.

„Also machst du dir Sorgen um mich?“, fragte sie leise und schüchtern. Er blinzelte kurz.

„Na ja… also … irgendwie… ja schon.“ Sie seufzte etwas erleichtert.

„Ach ist schon gut. Du bist halt jemand, der sich für seine Freunde einsetzt. Und das finde ich echt ganz toll an dir.“

„Hm? Wie jetzt?“, fragte er leicht verwirrt. Holly lief knallrot an.

„A-Ach nichts. Gar nichts, ich bin nur müde und rede Quatscht, haha. Penguinmon, wo bist du? Ah, da. Komm, wir gehen. Kommst du Dustin?“ Dustin folgte hinten dran.
 

Bis sie den Park verlassen hatten, sagte keiner von ihnen ein Wort. Dann fragte Dustin langsam: „Wo ist eigentlich Calumon?“

„Schon bei dir denke ich. Es ist zumindest in die Richtung geflogen.“, antwortete Holly leise.

„Verstehe. Du siehst irgendwie so konzentriert aus“, stellte er fest. Sie nickte.

„Du weißt ja, ich bin der Theater AG und wir führen schon in drei Tagen ein Stück auf. Du hast sicher davon gehört. Es wird eine etwas abgeänderte Version von Romeo und Julia. Und ich spiele die weibliche Hauptrolle.“

„Oh stimmt, davon habe ich gehört. Da gratuliere ich dir herzlich.“ Holly lief leicht rot an.

„Danke schön, aber…“

„Aber?“, fragte er verwirrt.

„Na ja… es gibt in dem Stück etwas… worauf ich mich nicht vorbereiten kann.“

„Und das wäre? Sicher eine schwere Textstelle, habe ich Recht?“ Holly sah beschämt zur Seite.

„So was Ähnliches, ja.“ Penguinmon meldete sich plötzlich krächzend.

„Es sind die Kussszenen. Sie hat keine Ahnung wie sie in den Kussszenen reagieren soll. Ob sie dem Kerl den Kuss erwidern soll oder nicht, ob sie vorher einen Lippenstift aufträgt oder nicht oder…“ Doch weiter konnte es nicht sprechen, denn Holly hielt ihm den Schnabel zu.

„Du Plappermaul…“, zischte sie mit knall rotem Gesicht. Dustin lächelte etwas, dann sah er in den Himmel.

„So, so… eine Kussszene macht dir also so zu schaffen. Da hilft nur eines.“ Holly und Penguinmon sahen ihn verwirrt an.

„Du brauchst einen Übungsdummy.“

„Eh?!“ Hollys Röte wurde dunkeler und auch Penguinmon machte ein Gesicht, als glaubte es sich verhört zu haben.

„Übungsdummy fürs küssen? So was gibt es nicht, da müsste ich ja jemanden fragen“, sagte sie etwas aufgebracht und Dustin sagte dazu trocken: „Ja, genau so meinte ich es. Du suchst dir jemanden aus, fragst ihn und wenn er zustimmt, übt ihr das ne Weile. Ich meine, ist es denn so schlimm? Ich dachte bei der Schauspielerei ist das egal, weil keine Gefühle vorhanden sind.“ Holly holte tief Luft und stöhnte laut auf.

„Ach du stellst es dir so vor, wie eine Runde Trainingslaufen. Aber das ist nicht so einfach Dustin. Für uns Mädchen sind Küsse etwas Besonderes und der erste Kuss ist…“ Sie hielt inne. Dustin sah zu ihr.

„Was ist? Sprich ruhig weiter.“ Doch sie schüttelte nur den Kopf und sah weg. Er verstand nicht wirklich was los war. Penguinmon sah ihn an, als würde es sagen wollen: „Hast du es nicht begriffen?“ Er schüttelte den Kopf und das Digimon zuckte nur mit den Achseln.
 

Es dauert nur noch wenige Minuten, da standen sie auch schon vor Hollys Tür. Sie wurden sogar erwartet. Kurt, Chris, May und Cathy saßen auf den Stufen vor dem Haus und standen auf, als Dustin und Holly nah genug waren.

„Was macht ihr denn hier?“, fragte Holly verwirrt. Chris hob beide Brauen.

„Oho, ihr zwei alleine im Park? Hat ja ziemlich gedauert, bis ihr hier aufgetaucht seid.“ Doch alles was er damit erreichte war, dass Kurt und May ihm ihre Ellenbögen in den Bauch rammten. Die Digimon lachten.

„Und was wolltet ihr nun wirklich?“, fragte Dustin verwirrt. Kurt gab Cathy in leichten Schupps in seine Richtung. Kurz vor ihm blieb sie stehen, sah ihn aber nicht an.

„Also… wegen eben… tut mir Leid“, sagte sie eher stockend. Er blinzelte.

„Was?“ Sie sah auf.

„Na was wohl? Dass ich eben etwas ausgeflippt bin.“ Sie sah aus, als würde sie gleich wieder ausflippen wollen.

„Ach das. Lass gut sein. Hattest ja Recht.“ Alle wandten sich ihm zu.

„Du hattest schon Recht. Ich weiß zwar noch nicht wie ich es anstellen soll, aber ich werde versuchen mich zu ändern. So kann es nicht weiter gehen. Deshalb, werde ich jetzt einige Zeit etwas kürzer Treten und hoffen, dass ich es dann richtig hinbekomme“, sagte er sicher. Bevor jemand etwas darauf sagen konnte, drehte er sich um.

„Ich gehe dann mal nach Hause. Wir sehen uns in der Schule, gute Nacht zusammen.“ Damit machte er sich auf den Weg zurück durch den Park und ließ die Gruppe irritiert zurück. Alle sahen zu Holly.

„Was hast du denn mit dem angestellt? Das ist ja Wahnsinn“, sagte Monmon und schien beeindruckt. Holly zuckte zusammen.

„I-Ich habe rein gar nichts mit ihm angestellt. Ich glaube, bevor ich zu ihm gekommen bin, war jemand bei ihm. Zumindest hatte ich geglaubt Stimmen zu hören, die miteinander redeten.“

„Ach so? Komisch. Wer sollte das gewesen sein? Und warum?“ Kurt murmelte dies laut genug, dass die anderen es verstehen konnten. Jeder zuckte mit den Achseln.

„Keine Ahnung. Aber vielleicht wird er nun doch endlich mal etwas vernünftiger“, sagte May und streichelte Betamon über den Kopf, das gerade laut gähnte.

„Können wir endlich mal ins Bett gehen?“, fragte Bearmon und rieb sich die Augen.

„Ja, eine gute Idee. Lasst uns nach Hause gehen, bis morgen.“ Damit verabschiedeten sich alle von einander und gingen.
 

„Hey Dustin.“

„Hm?“ Er sah hinab. Kotemon hatte seine Augen geöffnet und sah ihn ernst an.

„Seid wann bist du wach?“

„Lange genug um gehört haben, was Devimon gesagt hat. Ich will jetzt mehr denn je stärker werden. Und wenn es bisher nicht der richtige Weg war, dann versuchen wir es jetzt eben anders. Und dann, will ich eine Revanche.“ Die ganze Zeit blieb seine Stimme ernst. Dustin nickte.

„Ja so machen wir es. Wir finden schon heraus, was es gemeint hat. Und dann fordern wir es erneut heraus.“ Er öffnete die Haustür. Es war alles schon dunkel, seine Mutter musste also schon schlafen. Leise schlich er in die Küche und öffnete den Kühlschrank.

„Hey Kotemon, was hältst du von leckeren Würstchen?“ Das Digimon rieb sich die Hände.

„Sehr viel. Vor allem wenn sie in meinem Bauch landen.“ Geschickt und ohne ein Geräusch öffneten sie das Wurstglas und ein Würstchen nach dem anderen verschwand scheinbar ohne große Mühen. Schmatzend saßen beide auf jeweils einem Stuhl und als das Glas geleert war, wurden sofort die anderen Schränke nach was Essbarem durchwühlt. Plötzlich vernahmen sie ein Geräusch von der Treppe. Es schienen Schritte zu sein. Kotemon sah zur Tür.

„Haben wir deine Mutter geweckt?“, fragte es. Dustin zuckte mit den Schultern.

„Kann sein. Hoffe nur, das gibt nicht allzu viel Ärger.“ Eine zierliche Gestalt betrat die Küche. Hätte Dustin in diesem Moment etwas im Mund gehabt, hätte er es in diesem Moment wohl sofort ausgespuckt. Calumon stand als Mädchen und ohne Kleidung am Leib in der Küche. Knallrot im Gesicht hielt er sich die Augen zu.

„C-C-Calumon… wie oft habe ich dir gesagt…“ Doch Calumon unterbrach ihn.

„Dustin.“ Die Stimme klang so ernst, dass er verwundet die Hände runter nahm und dem Mädchendigimon in die Augen sah.

„Wir müssen Omega stoppen, calu. Sie bringen Digimon endgültig um und das müssen wir verhindern.“ Dustin und Kotemon sahen sich an, dann wieder zu Calumon.

„Und zwar so schnell wie möglich, calu. Sobald wir auch nur die geringste Spur haben, müssen wir eingreifen.“ Es war ungewohnt Calumon so ernst zu erleben. Tatsächlich war er so irritiert, dass er sogar vergaß, dass Calumon nichts anhatte.

„Und wie? Wie sollen wir das anfangen?“, fragte Kotemon. Calumon biss sich auf die Unterlippe.

„Weiß ich nicht, calu. Aber irgendwie müssen wir es schaffen…“

„Überlass das uns“, sagte Dustin und klopfte sich auf die Brust.

„Kurt verfolgt die Nachrichten, er sagt uns bescheid wenn Omega wieder was anstellt und dann gehen wir los.“ Während er sprach ging er einmal um den Tisch und stellte sich hinter Calumon.

„Und bis dahin… ziehst du dir gefälligst was an!“, sagte er laut, legte seine Hände auf die Schultern des Mädchendigimon und drückte sie die Treppe hoch. Kotemon nahm sich eine Packung Schokoriegel und folgte stumm.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2008-06-13T17:04:36+00:00 13.06.2008 19:04
O.O
Mensch, das ist mal ein nettes Devimon. Sonst gibt der nie gute Ratschläge. XD
Sag mal, kanns sein dass Holly in Dustin verknallt ist?
Freu mich schon auf dein nächstes Kapi.


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