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Sommerregen

HP/TR, HG/DM, SS/SB
von

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26

Dieser Teil des Gartens war fast immer verlassen und aus diesem Grund hatte sie beschlossen, hier entlangzulaufen. Immerhin wurde sie im Moment von niemanden gebraucht und die Einsamkeit tat ihr gut. Man durfte das nicht falsch verstehen. Alexandra Daily war ein Mensch, der gerne mit anderen zusammen war, sofern sie mit ihnen auskam, und nicht allzu lange allein sein durfte. Es würde sie wahnsinnig machen.

Jedoch wusste das niemand, nicht einmal ihr Vater und das war auch gut so.
 

Sie lief den Pfad entlang, der direkt zu dem kleinen Wäldchen führte, das direkt an das Grundstück ihres Vaters grenzte. Zum Teil gehörte es sogar noch dazu, doch es war schwer, abzusehen, wo es aufhörte, weshalb alle ihr eingeschärft hatten, davor auf jeden Fall umzudrehen. Aber das kam ihr nicht in den Sinn. Noch war sie nicht bereit, zu den anderen zurückzukehren.

Summend trat sie zwischen die Bäume und folgte dem Pfad noch ein kleines Stückchen, bevor sie zu einem Stillstand kam.
 

Etwa drei Meter vor ihr stand ein alter Mann und starrte sie an.

„Ich kenne dich“, sagte sie ruhig, während ihre Augen seinen Körper abtasteten. „Du bist schon einmal hier gewesen.“

Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht und er nickte.

Vorsichtig trat sie einen Schritt zurück. Ihre Hand suchte derweil unauffällig nach ihrem Zauberstab. „Wirst du dasselbe tun, wie das letzte Mal?“

„Warum sollte ich?“ Seine Stimme war tief und beherrscht. Es war, als würde er alles, die Worte, die Betonung, seine Mimik und Gestik, abwegen, bevor er sie ihr zeigte. „Wo das letzte Mal doch noch immer so gut funktioniert.“

Dann begann er zu lachen. Lange, laut und grauenvoll.

Augenblicklich wirbelte sie herum und rannte davon. Sie würde nie wieder hierher kommen. Zumindest nicht alleine.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Zur selben Zeit liefen Harry und Tom schweigend von dem Rosengarten in Richtung Haus. Doch das störte sie nicht. Die Fähigkeit mit jemanden schweigen zu können, wurde seit jeher unterschätzt. Allerdings konnte jede Stille durch einen Störfaktor, und scheint er noch so harmlos, unterbrochen werden.

“Harry!”, schrie eine Stimme und bevor der Junge reagieren konnte, wurde er in eine feste Umarmung gezogen. “Was tust du denn schon hier?”

Die Person, zu der die Stimme gehörte, schob Harry wieder von sich und sah ihn strahlend an. Wäre er in seiner Animagusform gewesen, würde er jetzt sicherlich mit dem Schwanz wedeln.
 

“Sirius”, flüsterte der Jüngere und ein sanftes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, bei dessen Anblick die beiden Erwachsenen unwillkürlich schlucken mussten. “Ich... bin bereits etwas früher als geplant gekommen. Alex hat mir einen Portschlüssel geschickt. Ich... es ist wunderbar dich zu sehen!”

Sirius nickte strahlend und klopfte ihm mit beiden Händen auf seine Schultern, bevor er sich Tom zuwandte.

“Gibt es bald essen?”, jammerte er. “Ich verhungere!”

“Du weißt ganz genau, wann es essen gibt”, erwiderte Tom mit einer eisigen Stimme, die sogar Harry zusammen zucken ließ. “Aber da das Speisezimmer ja bedauerlicherweise im Moment nicht nutzbar ist, wird es wohl für einige Zeit ausfallen müssen.”
 

“Aber Tom”, begann Sirius sofort und achtete darauf, dass Harry direkt zwischen ihnen stand. “Das war ein Unfall! Ein kleiner Unfall, der jedem hätte passieren können. Und die Hauselfen sind doch schon dabei...”

“Die Hauselfen hätten diese Arbeit niemals übernehmen sollen”, entgegnete er kalt. “Ich habe es dir schon einmal gesagt, wenn du unbedingt etwas zerstören musst, dann tu es gefälligst in deinen eigenen Haus oder zumindest wenn meine Tochter nicht in der Nähe ist!”

Sirius zuckte zusammen und schwieg.

Tom schüttelte nur mit dem Kopf. “Ich hoffe, dass du nun, wo Harry da ist, etwas vorsichtiger sein wirst. Ansonsten könnte es Konsequenzen haben.”

Mit diesen Worten wirbelte er herum und rauschte in Richtung Haus davon.
 

Harry sah ihm verdutzt hinterher, bevor er sich Sirius zu wandte. “Was hast du angestellt?”

“Ach, nichts weltbewegendes”, meinte sein Pate und legte ihm einen Arm um die Schulter, mit dem er ihn neben sich herzog. “Ich habe nur aus Versehen das Esszimmer in die Luft gesprengt. Eigentlich verstehe ich nicht, warum er sich so aufregt. Alex geht es schließlich auch wieder gut.”

“Alex? Was ist mit ihr passiert?”

“Ach, sie hat ein vorbei fliegendes Stück Holz abbekommen. Ich muss zugeben, das Blut sah tatsächlich etwas beängstigend aus, aber inzwischen ist sie ja wieder fit wie ein Turnschuh.”

“Sirius”, seufzte Harry. “Du bist unverbesserlich.”

“Was? Aber warum?”, fragte der Ältere und sah ihn verblüfft an. “Was habe ich denn getan?”
 

Der Junge schüttelte nur mit dem Kopf. Manchmal fragte er sich wirklich, ob sein Pate nur so tat oder tatsächlich so war.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Langsam öffnete Tom die Tür zu seinem Arbeitszimmer und stutzte, als er seine Tochter am Fenster stehen sah. Sie hatte ihm den Rücken zugewandt, dennoch wusste er sofort, dass etwas nicht stimmte. Langsam näherte er sich ihr, bis er direkt neben ihr stand. Ihre Hände ruhten auf der Fensterbank, ihr Blick war unverwandt nach draußen gerichtet, doch es lag etwas darin, was ihm bekannt vor kam.

Etwas, das er nie wieder hatte sehen wollen.

“Was ist es diesmal?”, fragte er. “Was ist geschehen?”
 

Ihre Augen schwenkten zu ihm hinüber, bevor sie wieder hinaus starrten. “Noch ist nichts geschehen”, sagte sie. “Doch ich fürchte mich vor dem, was noch geschehen könnte.”

Er runzelte die Stirn. “Was soll denn passieren, Alexandra?”

“Ich... bin mir nicht sicher”, entgegnete sie zögernd, bevor sie sich besorgt zu ihm umdrehte. “Wirst du heute Abend immer noch weggehen?”

“Alex...”

“Ja, ich weiß. Du musst es tun. Wenn du es nicht tust, wäre alles umsonst, was du bisher getan hast.” Sie seufzte und rieb ihre Handflächen aneinander, so als wäre ihr kalt. “Ich wünschte nur, es wäre schon vorbei.”

“Es wird bald vorbei sein, Alex”, sagte er sanft und legte seine Hände auf ihre Schultern. “Nur noch ein, zwei Jahre, dann ist es vorüber.”

“Zwei Jahre sind eine lange Zeit”, erinnerte sie ihn. “Besonders, wenn man nicht weiß, wie Harry reagieren wird.”
 

Der Griff auf ihren Schultern verfestigte sich, doch das war das einzige Anzeichen dafür, wie viel Sorge ihm dieser Gedanke bereiten musste. “Sirius wird uns begleiten”, erklärte er ruhig. “Ich bin überzeugt, dass ihr beide allein klar kommt?”

“Wir sind keine Kinder mehr”, flüsterte sie. “Auch wenn du es nicht wahrhaben willst.”

“Aber wie könnte ich, Alex?”, entgegnete er und schenkte ihr ein sanftes Lächeln, “Wo ich doch nicht die Möglichkeit hatte, dich aufwachsen zu sehen.”

Kopfschüttelnd löste sie sich von ihm und trat ein paar Schritte zurück. “Du bist unmöglich, Dad!”

Grinsend beobachtete er, wie sie zur Tür ging und diese öffnete. Allerdings blieb sie noch einmal stehen und sah zu ihm zurück. “Ich lasse es heute ausnahmsweise durchgehen, aber wenn du es noch einmal wagst, mich Alex zu nennen, bist du der Erste, an dem ich den Crutiatus-Fluch übe!”
 

Sie konnte sein Lachen noch hören, als sie den Fuß der Treppe erreicht hatte.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Als es Zeit zum Abendessen war, ging Harry langsam in Richtung Speisesaal und war erleichtert, ihn in bester Ordnung vorzufinden. Toms Hauselfen hatten ausgezeichnete Arbeit geleistet. Alex saß bereits am Tisch und unterhielt sich mit ihrem Vater, der neben ihnen Platz genommen hatte. Überrascht merkte der Junge, dass er in eine schwarze Robe gekleidet war, die vielmehr zu Lord Voldemort passte, als zu Tom Riddle.

Stirnrunzelnd ließ er sich auf einen Stuhl gegenüber von Alex fallen und erwiderte das Lächeln, welches sie ihm sofort schenkte.
 

“Wir sind dann allein”, verkündete sie ihm munter. “Dad und Sirius gehen...” Sie warf ihrem Vater einen kurzen Blick zu. “...aus.”

Harry hob seine Augenbraue. “Tatsächlich?”

Irgendetwas sagte ihm, dass “ausgehen” dasselbe wie “Daddy arbeitet” bedeutet. Dass Tom dafür gebraucht wurde, war logisch, aber Sirius?

Dieser kam in diesem Moment in das Zimmer gerauscht und setzte sich fröhlich neben sein Patenkind, ohne weiter auf Toms bösen Blick zu achten. Offensichtlich war er immer noch wütend. Harry konnte es nachvollziehen. Er wäre auch aufgebracht, wenn man sein Zuhause in die Luft sprengte und dabei auch noch seine Tochter bedrohte.

Nachdenklich musterte er seinen Paten und bemerkte, dass dieser in die typischen Todesserroben gekleidet war. Konnte es sein, dass Sirius vergessen hatte, ihm eine Kleinigkeit zu erzählen?
 

“Alles in Ordnung Harry?”, fragte Alex und richtete damit die allgemeine Aufmerksamkeit auf ihn. “Du hast noch keinen Bissen gegessen.”

“Oh... ja, alles in Ordnung”, entgegnete er und lächelte. “Ich war nur in... Gedanken.”

“Und über was hast du nachgedacht?”, wollte Sirius wissen und betrachtete ihn besorgt. “Beschäftigt dich etwas?”

“Nein, es ist nichts”, sagte er hastig und sah auf seinen Teller, der überraschenderweise mit mehreren, köstlich aussehenden, belegten Broten gefüllt war. Eilig griff er nach einem und biss davon ab, sich darüber bewusst, dass die Anderen jede seiner Bewegungen beobachteten. Konnten sie nicht woanders hinsehen?
 

Schließlich hörte er Tom seufzen und als er aufblickte, konnte er erkennen, dass dieser sich wieder Alex zu wandte. “Und? Bereits Pläne geschmiedet, wie du mein Haus ins Chaos stürzen kannst?”

“Warum sollte ich das tun?” Sie klang so, als würde sie ihn für verrückt halten. “Wo Sirius diese Aufgabe doch bereits mit Bravour erfüllt.”

“Bitte?”, rief dieser empört. “Was willst du damit...”

Doch bevor es zu einer weiteren Disskussion kommen konnte, stellte Tom schnell die nächste Frage: “Und was werdet ihr dann heute Abend machen?”

“Nun... ich werde wahrscheinlich weiter lesen”, meinte sie. “Oder macht es dir was aus?”
 

“Nein, natürlich nicht”, meinte Harry, als er registrierte, dass sie ihn gemeint hatte. “Ich werde wohl auch etwas lesen. Was ist das eigentlich für ein Buch, das du in letzter Zeit immer verschlingst?”

“Ein ganz tolles”, meinte sie grinsend. “Wobei es eher mehrere Bücher sind, da es eine Buchreihe ist.”

“Und was für eine?”, hakte Tom ehrlich interessiert nach, während Sirius sie einfach stirnrunzelnd ansah. Offenbar fiel es ihm schwer zu glauben, dass Alex eine längere Buchreihe quasi in sich auf sog.
 

“Keine, die dich fesseln wird, Dad. Es ist eine Mischung aus Liebesroman und Historie.”

“Und welches geschichtliche Ereignis wird behandelt?”

“Merlin, König Artus, Morgana, das ganze drum und dran”, meinte Alex achselzuckend. “Es ist ganz nett.”

Harry erstarrte mitten in seiner Bewegung und sah sie verblüfft an.

Eine längere Buchreihe? Über die Artussage? Doch nicht etwa...

“Die Tränen von Camelot.”
 

Alex blinzelte, als er das sagte. “Du kennst es?”

Doch der Junge antwortete ihr nicht, sondern starrte sie nur entsetzt an.

Die Tränen von Camelot war dieselbe Buchreihe, die ihm Dumbledore zum Lesen gegeben hatte. Aber warum?

Im Groben wurde darin die komplette Artussage aufgerollt und in einer neuen Aufmachung niedergeschrieben wurde. Er musste zugeben, dass es äußerst unterhaltsam war, doch der Sinn hinter Dumbledores Vorhaben war ihm ein Rätsel.
 

Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter und drehte sich um, wobei er auf Sirius' besorgte Augen traf. “Ist wirklich alles in Ordnung mit dir? Du bist heute so still.”

“Er ist sicher nur erschöpft”, warf Tom rasch ein, bevor er weiter in ihn dringen konnte. “Vergiss nicht, dass Harry heute erst angekommen ist und davor bei seiner Familie war. Er hat einen langen Tag hinter sich, da wäre jeder etwas ruhiger. Nicht wahr?”, fügte er an ihn gewandt hinzu.

“Genau”, entgegnete Harry und lächelte dankbar. Alex und Sirius beließen es dabei und wandten sich wieder ihrem Essen zu, doch Toms Blick ruhte bis zum Ende besorgt auf dem Jungen.
 

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Als sie allein waren, verzog sich Alex sofort in ihr Zimmer, um weiterzulesen und bevor er sich versah, fand sich Harry in seinem eigenen wieder. Wenn er ehrlich war, hatte er keine Ahnung, was er nun mit seiner Zeit anfangen sollte.

Alex wollte er nicht stören, die Hausaufgaben waren ausnahmsweise beinahe alle fertig und in Dumbledores Büchern zu lesen, erschien ihm auch nicht als eine gute Idee. Aus diesem Grund beschloss er, sich erst einmal genauer in seinem Zimmer umzusehen und landete kurz darauf im Bad.
 

“Bei Merlin... Tom”, flüsterte er und starrte die riesige Badewanne an, die ihn unheimlich an jene im Vertrauenschülerbadezimmer in Hogwarts erinnerte. Kurz zögerte er, bevor er fröhlich die Hähne auf drehte und nach einem gut duftenden Schaum suchte. Kaum hatte er einen gefunden, ließ er die Wanne voll laufen und zog sich aus. Er hatte solange kein Bad mehr genommen! Bei den Dursleys duschte er nur, da er niemals das Risiko eingehen wollte, dass Dudley plötzlich dringend auf die Toilette musste und die Tür mit seinem Körper ein rammte.
 

Eilig glitt er hinein und wurde augenblicklich von dem warmen Wasser in eine feste Umarmung gezogen. Lächelnd lehnte er sich an eine Wand des Beckens und schloss genussvoll die Augen.

Es waren diese Kleinigkeiten, das Zimmer, diese Badewanne, die aufrichtige Besorgnis in Toms Verhalten, die es ihm unmöglich machten, sich nicht in den Älteren zu verlieben.

Er war so ein freundlicher Mensch... doch wie konnte er dann all die Dinge tun, für die Lord Voldemort bekannt war?

Es erschien unmöglich und doch musste es ein Teil seiner Persönlichkeit sein.
 

Seufzend ließ er sich von der wolligen Wärme des Wassers einlullen und ließ seine Gedanken gleiten, bis er, ohne es zu merken, einschlief.
 

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Traum – Anfang
 

Das Dorf schlief, es herrschte Stille. Nur in einigen Fenstern brannte Licht.

Elektrisches Licht. Erfindung der Muggle. Bald würde hier kein einziges Licht mehr brennen.

Die Todesser folgten ihm schweigend. Sie glitten lautlos durch die Nacht und verteilten sich systematisch in den Straßen des Dorfes. Im Grunde hätten sie sich auch in voller Lautstärke ankündigen können, doch in diesem Fall hätten sie jemanden vorzeitig verschrecken können und das war nicht seine Absicht.
 

“Mylord”, flüsterte eine Stimme an seiner Seite, die er als Leahs erkannte. “Alle sind auf ihrem Posten.”

“Gut”, zischte er mit einer ungewöhnlich hohen Stimme, während seine Hand liebevoll über seinen Zauberstab streichelte. “Vergesst nicht, wir sind hier, um Fudge zu bekommen. Alle anderen sind unwesentlich. Erst, wenn wir ihn haben, könnt ihr euch an den Rest vergreifen.”

“Selbstverständlich, Mylord”, murmelten mehrere Stimmen in seiner Umgebung.
 

Sie hatten den Pub umstellt und warteten. Schließlich, nach etwa fünf Minuten, kam ein angetrunkener Mann heraus, der theatralisch ein Lied schmetterte und mit einer Hand seinen viel zu großen Bowler festhielt. Bevor er wusste, was mit ihm geschah, war er mit mehreren Stupors stillgelegt und kurz darauf weggebracht worden.

Kaum war die Hauptarbeit erledigt, begannen die Todesser mit ihrer Lieblingsbeschäftigung.
 

Kurze Zeit später stand das ganze Dorf in Flammen. Von überall waren Schreie zu hören, Muggel rannten durcheinander, die Apokalypse schien gekommen zu sein.

Er lief langsam durch eine verlassene Seitengasse, doch blieb stehen, als er plötzlich eine kleine Gestalt vor sich kauern sah, die offenbar versuchte, sich in Luft aufzulösen. Als sie ihn bemerkte, blickte sie auf. Es handelte sich um eine junge Frau.

Blaue Augen.

Blondes Haar.

Tränen.

Sophia?
 

“Bitte”, flüsterte sie. “Bitte.. hilf mir.”

Langsam, so als hätte er alle Zeit der Welt, streckte er seine Hand aus und richtete seinen Zauberstab auf ihre Brust.

Er lächelte, als er die Worte sprach: “Crucio.”
 

Traum – Ende
 

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Erschrocken riss Harry seine Augen auf und musste augenblicklich heftig husten. Eine Hand klopfte auf seinen Rücken und half ihm dabei, das Wasser aus seiner Lunge zu befördern. Schließlich konnte er wieder einigermaßen atmen, wobei ihm jeder einzelne Zug Schmerzen bereitete und das Pochen in seiner Narbe half auch nicht weiter.

Eilig sah er sich um und bemerkte, dass er auf seinem Bett lag, nackt und neben ihm ein besorgt wirkender Severus Snape stand.
 

“Geht es wieder?”, fragte er ungewöhnlich feinfühlig.

Anstatt ihm zu antworten, versuchte Harry die Situation zu analysieren, doch irgendwie war das im Moment unmöglich. Deshalb war er beinahe froh, als sein Lehrer mit seiner Standpauke begann.

“Sind Sie eigentlich noch ganz bei Sinnen, Potter? Ich war kurz davon überzeugt, Sie hätten sich ertränkt! Wie kommen Sie auf die wahnwitzige Idee, in einer Badewanne einzuschlafen? Und dann auch noch den Wasserhahn offen zu lassen? Wenn das Wasser nicht übergelaufen und in diesen Raum geflossen wäre, wären Sie jetzt tot, wissen Sie das?”
 

Ah! Gut, damit wäre eine Frage beantwortet, nämlich, warum sich seine Lungen mit Wasser gefüllt hatten. Blieben noch zwei Fragen offen. Erstens: Was tat Snape hier und zweitens: Dieser Traum... war das eine Vision gewesen? Hatte Tom, nein, hatte Voldemort wirklich diesen Zauber auf die Mugglefrau gerichtet?

Aber weshalb?

Sie war unschuldig. Schutzlos. Und diese Gedanken an Sophia... was sollte das?
 

“Ich werde nun nach draußen gehen und ihre Großcousine beruhigen”, sagte Severus schließlich. “Ziehen Sie sich bitte etwas an, damit sie hereinkommen und sich selbst von Ihrem Überleben überzeugen kann.”

Kaum war er allein, kamen die Tränen und er schluchzte laut auf.

Das erste Mal in seinem Leben konnte er wirklich nachvollziehen, wie Alex' Mutter sich gefühlt haben musste, als sie Tom den Rücken zugewandt hatte und ging. Ob sie die ganze Zeit nur den guten, freundlichen, charmanten Tom gesehen hatte und eines Tages auf Lord Voldemort traf?

Es war ein Unterschied zu wissen, dass jemand ein Mörder war oder es mit eigenen Augen zu sehen. Bei der ersten Möglichkeit konnte man es unter Umständen verdrängen oder als weniger schlimm abtun. Doch sobald man es mit eigenen Augen gesehen hatte, wurde es schlimmer.
 

Gut, es war nicht das erste Mal, dass er Voldemort bei seiner Arbeit gesehen hatte. Wie oft hatte er versucht, ihn umzubringen?

Aber bisher hatte er immer einen Grund hinter seinen Taten erkennen können, so sinnlos sie auch erschienen. Doch was gewann er daraus, diese Muggelfrau zu quälen?
 

Ja, er konnte verstehen, warum Sophia sich von ihm trennen musste, doch er konnte auch sehen, dass das nicht die Lösung war. Tom brauchte jemanden, der an seiner Seite stand, der zu ihm hielt, der ihm dabei half, sich nicht der Dunkelheit im Leben zu ergeben. Er brauchte jemanden, der ihn zurückholte, wenn er in seinem Wahn und seiner Mordlust versank. Sicher hatte Sophia das tausendmal getan. Doch seitdem sie weg war, wer übernahm nun diese Aufgabe?

Plötzlich fiel ihm etwas ein, dass ihm Draco vor einigen Monaten gesagt hatte.
 

“Du hast also mit dem dunklen Lord Frieden geschlossen?”

Harry blickte sich um. “Man könnte es so ausdrücken ja.”

“Das ist gut so”, meinte der Slytherin und fügte, als er Harrys verdutzten Gesichtsausdruck sah, hinzu: “Vater sagt, dass er seither immer gut gelaunt ist und die anderen weniger foltert.”

Der Schwarzhaarige runzelte die Stirn. “Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass Tom jemanden foltern könnte.”

“Du kennst nun einmal den Tom Riddle, den nur die treffen, die er mag, die ihm wichtig sind. Seine Familie zum Beispiel. Oder seine guten Freunde.”

“Ich gehöre zu seinen Freunden?”, fragte Harry verblüfft.

“Was denkst du denn?”, entgegnete Malfoy lachend. “Denkst du, er würde seinen schlimmsten Feind Silvester bei sich verbringen lassen und ihn am Leben lassen? Vater meint, dass du ihm sehr wichtig bist.”
 

Tom folterte seine Todesser weniger, seitdem er ihn kannte. Könnte es etwa sein, dass er...?

“Harry!”, hörte er Alex' Stimme schreien. “Ist alles in Ordnung?”

“Ja!”, rief er eilig und zuckte zusammen, als er bemerkte, wie krächzig er klang. Eilig zog er sich etwas an, bevor er seine Großcousine hinein ließ, die ihn sofort in eine feste Umarmung zog.

“Hör auf, mir solche Angst einzujagen”, flüsterte sie ihm ins Ohr. “Ich dachte schon, ich müsste deine Beerdigung vorbereiten.”

“Verzeih mir”, entgegnete er und erwiderte ihre Umarmung. “Das wollte ich nicht.”
 

“Was tut Snape eigentlich hier?”, fragte er etwas später, als sie sich auf Harrys Bett gegenüber hingesetzt hatten.

“Er wird eine Weile hier übernachten”, erklärte sie. “Möchte Sirius besuchen. Sie haben sich lange nicht gesehen.” Sie grinste. “Als er dich gesehen hatte, wie du im Wasser lagst, ist er leichenblass geworden. Offenbar mag er dich mehr, als wir glauben, Harry.”
 

“Was?!”, rief er erschrocken. “Bitte sag mir nicht, dass du auch drin warst.”

“Natürlich”, entgegnete sie fröhlich und sprang auf. “Ich fand es immerhin auch sehr ungewöhnlich, dass das Wasser auf einmal durch deine Tür quoll. Aber ich muss schon sagen, gute Arbeit. Du hast Sirius beinahe übertroffen.”

“Ach, verschwinde!”, rief er und sie rannte lachend aus seinem Zimmer, bevor er ein Kissen nach ihr werfen konnte.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Es war mitten in der Nacht, als Tom zusammen mit Sirius in seine Eingangshalle apparierte. Wie erwartet, herrschte Stille im Haus, wahrscheinlich schliefen Alex und Harry bereits. Eine Hauselfe erschien bei ihnen und verkündete, dass Severus Snape vor ein paar Stunden angekommen sei. Sofort rannte Sirius in sein Zimmer, während Tom ihm nur kopfschüttelnd hinterher sah.

Allerdings musste er zugeben, dass er ihn bis zu einem bestimmten Punkt beneidete. Es wäre wirklich schön, wenn jemand in seinem Bett auf seine Rückkehr warten würde und...

Eilig schüttelte er den Kopf, bevor sich einige nicht jugendfreie Szenen zwischen ihm und einen seiner Gäste in seine Gedanken schleichen konnten. Noch nicht.

Aber vielleicht bald.
 

Langsam stieg er die Treppe empor und kam in den Korridor, an den die Zimmer seiner Tochter und ihres Großcousins grenzten. Leise durchquerte er ihn und blieb vor Harrys Tür stehen. Dahinter herrschte offensichtlich Dunkelheit, zumindest schloss er das aus dem nicht vorhandenen Lichtstrahl unter der Tür. Kurz war er versucht, hineinzugehen und einen Blick auf den schlafenden Jungen zu werfen, konnte sich jedoch im letzten Moment beherrschen und ging weiter.

Alex' Tür ignorierte er wohlweislich. Sie hatte ihm vom ersten Tag an klar gemacht, dass sie ihre Tür mit einem Fluch belegte, damit niemand ungeschoren ihren Schlaf stören konnte. Aus diesem Grund machte er sich sofort auf dem Weg zu seinem Arbeitszimmer.
 

Überraschenderweise brannte darin ein Feuer und als er sich genauer umsah, konnte er Harry auf einem Sessel davor sitzen sehen. In seinen Händen hielt er eine dampfende Tasse und er hatte den Blick starr ins Feuer gerichtet. Tom schluckte und sah an sich herab. Glücklicherweise war sein Umhang zu dunkel, als dass man die Blutflecken erkennen konnte, dennoch wäre es ihm lieber gewesen, Harry erst anzutreffen, nachdem er sich umgezogen hatte. Aber das Leben war bekanntlich unfair.
 

“Ist schon okay”, flüsterte Harry plötzlich. Ihm fiel auf, dass seine Stimme seltsam rau klang. Hatte er sich etwa plötzlich erkältet? “Du kannst dich ruhig umziehen gehen oder ein Bad nehmen oder was auch immer. Ich warte hier.”

Tom musterte den Jüngeren einen Moment lang besorgt. Er schien in einer äußerst niedergeschlagenen Stimmung zu sein und irgendetwas sagte ihm, dass er kurz davor stand, die Nerven zu verlieren. Warum? Was war passiert?
 

Kurz überlegte er, ob es sich nicht sofort seinen Problemen widmen sollte, doch andererseits würde Harry es sicher nicht begrüßen, wenn er sich mit einer blutbesudelten Robe neben ihn setzte. Deshalb verschwand er in seinem Zimmer und suchte sich eilig etwas Sauberes heraus. Bevor er es sich anzog, sprach er einen Reinigungszauber auf sich selbst. Danach ging er völlig bekleidet ins Arbeitszimmer zurück, wo Harry immer noch reglos dasaß und ihn nicht wahrzunehmen schien.
 

Behutsam näherte er sich ihm und setzte sich auf einen Sessel neben seinen. Ein kurzes Schweigen folgte, in dem nur das Brasseln des Feuers zu hören war und Harry ab und zu einen Schluck von seinem Getränk trank. Schließlich seufzte er und drehte den Kopf zu ihm um.

Tom erschrak, als er seine Augen sah. Sie waren erfüllt von einem tiefen Schmerz und ohne zu wissen, woher, war er sich sicher, dass er dafür verantwortlich war. Doch wieso?
 

Schließlich sprach Harry und dabei war seine Stimme nicht mehr, als ein Flüstern: “Du hast sie umgebracht, oder? Die Muggelfrau.”

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Sind Cliffhanger nicht etwas schönes? *strahl *

Wie ihr merkt, bin ich zur Zeit in einer richtigen Schreibphase, die Fanfiction kommt ja richtig vorran. Hoffen wir, dass es noch eine Weile so weitergeht. *drop*

Auf jeden Fall ein großes Dankeschön an Angelcerise, bluttschatten, scater-fiffy, xSasuSakux, kekzkruemel und rhianna1 für die lieben Kommentare zum letzten Kapitel. *mich freudig im Kreis dreh*

Ihr seid die Besten. ^o^

Im nächsten Kapitel wird es wieder ein paar Harry/Tom-Szenen geben und vielleicht werden wir uns auch ein wenig mit Alex' Mutter befassen... mal schauen.

Also freut euch schon einmal drauf.

Bis bald,

eure Ayako



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  bluttschatten
2010-05-24T09:52:10+00:00 24.05.2010 11:52
Warum??? Warum am spannensten Punkt??? *die griße grieg*
Was wird Tom antworten???
Wird es ihre bisher entwikelte Beziehung schaden???
Werden sie sich danach nicht mehr näher kommen oder noch näher???
Will unbedingt weiter lesen >.<
Freu mihc schon seht auf das nächste Pitel^^
Von:  kekzkruemel
2010-05-23T21:42:43+00:00 23.05.2010 23:42
Wuah ein fieses und fast schon unheimliches Ende ^^ du kannst einen schon echt auf die Folter spannen ;)
aber danke fürs reinstellen. Du warst wirklich schnell ^^ habs nicht anders erwartet *schleim schleim*
So... schnell das nächste Kapitel XD
Also ich find das Kapitel echt toll. Und Sirius ist lustig ^^
schöne Woche noch, wenn auch ohne Pfingstferien
Von:  scater-fiffy
2010-05-23T21:06:05+00:00 23.05.2010 23:06
krass
das kapitel ist einfach hammer geil
aber warum hast du aufgehört? genau an der stelle..^^
okay ich hätte und habe auch schon an so stellen kapi beendet
hihi einfach hammer geiles kapitel
mach bitte weiter so
ich freu mich wenns weiter geht
ganz liebe grüße

fiffy^^
Von:  xSasuSakux
2010-05-23T20:13:22+00:00 23.05.2010 22:13
Das Kapi war soo toll
Armer Harry
Der tut mir echt Leid
Und was Tom wohl antworten wird?
Ich denke mal die Wahrheit
Harry wird ihm sicher nicht glauben, wenn er ihn anlügt =(
Ich hoffe das klärt sich alles nich
Bin aufjedenfall gespannt auf's nächste Kapi
Und freu mich schon riesig drauf
Was wohl so alles passieren wird?

Lg
xSasuSakux
Von:  Angelcerise
2010-05-23T19:46:25+00:00 23.05.2010 21:46
Klasse Kapitel^^
Was wird Tom jetzt wohl antworten???
Und was wird Harry weiter machen???

Ich bin schon sehr gespannt ;-)


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