Konfrontation
Schönen guten Tag auch, ihr Lieben!
Bin etwas spät dran diesmal, ich weiß, aber Animexx (das Drecks-Mexx, wie ich es auch gerne nenne) war die letzten Tage wohl etwas überstrapaziert … und als ich gestern das neue Kapitel online stellen wollte, war es mal wieder scheintot.
Ist also alles nicht meine Schuld, und ich hoffe Mexxchen kriegt das bald gebacken, das macht nämlich so langsam keinen Spaß mehr.
Wo wir gerade von Spaß reden: Ich hatte gestern wieder welchen, also, beim Schreiben. Freut euch also auf das nächste Kapitel!
Bevor ihr euch dem aktuellen widmet, begrüßt doch noch schnell die kakashisan, die sich als neuer Gast in meinem Traumschloss einquartiert und mir einen sehr schönen Kommi geschrieben hat!
Vielen Dank dafür!
Und ja, ich bin ein wenig … müde. Sonst würde das hier ganz bestimmt eloquenter ablaufen.
Hoffentlich beim nächsten Mal wieder.
Und jetzt ran an den Speck!
moko-chan
Dean knallte die Tür des Motelzimmers zu und starrte Sam fassungslos an.
„Bist du total bescheuert?!“
Dean war gleichzeitig so unglaublich wütend und so unsagbar erleichtert, dass er nicht wusste, ob er Sam küssen oder verprügeln sollte.
Sam begegnete seinem inneren Konflikt mit einem unbeteiligten Blick, dann wandte er sich wieder dem Bildschirm seines Laptops zu.
Dean ballte seine Hände so fest zu Fäusten, dass sich seine kurz geschnittenen Fingernägel in seine Handflächen bohrten.
Sam zu küssen kam jetzt definitiv nicht mehr in Frage.
„Hallo?! Ich REDE verdammt noch mal mit dir! Wie kannst du so einfach verschwinden?! Hast du eine Ahnung, was für verfickte Sorgen ich mir gemacht habe?!“
Dean konnte sich gerade noch so beherrschen, seine Lautstärke auf ein erträgliches Maß zu dämpfen, aber als Sam nicht reagierte und sich stattdessen weiter mit seinem Laptop beschäftigte, hakte etwas in ihm aus.
„Was zum Teufel ist los mit dir, Sammy?!“
Das brachte ihm endlich Sams Aufmerksamkeit ein, und Dean wich unwillkürlich einen Schritt zurück, als Sam seinen Laptop schon beinahe beiseite warf, vom Bett aufsprang, ein paar hastige Schritte auf ihn zu machte und sich zu seiner vollen Größe vor ihm aufbaute. „Nenn mich verdammt noch mal nicht Sammy!“
Dean starrte ihn an.
„Das ist NICHT das Problem, Herrgott noch mal! Was geht bloß in deinem Kopf vor sich?! Du musst dir doch denken können, dass ich mir Sorgen mache, wenn du einfach so verschwindest!“
Die einsame Fahrt von der Bibliothek bis zum Motel hatte Dean in einen Zustand zittriger Panik versetzt, er hatte mehrfach versucht, Sam per Handy zu erreichen, und dass er und der Impala noch in einem Stück waren, hatte mit Glück nichts mehr zu tun. Das war Können – zumindest redete Dean sich das ein.
„Gott, Dean, ich bin erwachsen, verdammt noch mal! Ich muss dir jawohl nicht jedes Mal Bescheid sagen, wenn ich irgendwo hin will!“
Dean verengte die Augen zu Schlitzen.
„Doch, genau das musst du! Und wenn du nicht so ein verdammter Idiot wärst, dann würdest du das auch verdammt noch mal einsehen!“
Dean wich nicht zurück, als Sam ihn an den Schultern packte, er stemmte sich seinem Griff entgegen und begegnete Sams wütendem Blick mit sturer Unnachgiebigkeit.
„Ach, jetzt bin ich der Idiot von uns Beiden, ja? Nur weil ich keinen Bock hatte, wie bestellt und nicht abgeholt in der miefigen Bibliothek darauf zu warten, dass du deinen Arsch zu mir zurück bewegst?!“
Deans Kiefermuskeln arbeiteten, und er hielt einen Moment die Luft an.
„Also das ist es, ja? Du hattest nicht die Geduld, für fünf Minuten auf mich zu warten?!“
Sams Hände an seinen Schultern drückten fester zu, so dass es wehtat, und Sams Blick hätte ausgereicht, einen normalen Menschen panisch schreiend davon rennen zu lassen. Dean war kein normaler Mensch. Dean war ganz außergewöhnlich stur.
„Vollkommen richtig. Ich hatte keine Lust, auf dich zu warten. Ich hab die Schnauze voll davon. Ich hab die Schnauze voll von diesem ganzen sinnlosen Fall! Wir drehen uns die ganze Zeit nur im Kreis, Dean! Und wenn du nicht so verdammt verbohrt wärst, dann würdest du das auch einsehen und nicht länger versuchen, Menschen zu helfen, denen du nicht helfen kannst!“
Deans Blick wurde kalt und leer.
„Was willst du damit sagen?“
„Dass es verdammt noch mal Zeit wird, dass wir hier verschwinden! Wir haben uns geirrt, Dean. Wir haben keinen Fall. Die Irren in dieser Stadt haben es ganz alleine geschafft, ihren Verstand zu verlieren.“
Sam klang, als sei das alles, nur nicht sein Problem, und Dean wollte ihn schütteln, aber der schmerzhafte Druck von Sams Händen an seinen Schultern hielt ihn davon ab.
„Und Lindsey? Wie erklärst du, dass ein Kind so etwas tut?“
Sam zuckte lediglich mit den Schultern.
„Sowas passiert eben.“
Dean brauchte einen Moment, bis er tatsächlich verstanden hatte, was Sam da gesagt hatte.
„Sowas passiert eben?!“ wiederholte er ungläubig, und seine Stimme war zu laut, zu hart, aber das kümmerte ihn nicht.
Er schlug endlich Sams Hände von seinen Schultern, packte ihn am Ärmel und zerrte ihn ins Badezimmer und vor den Spiegel über dem Waschbecken.
„Was zum Teufel ist mit dir passiert, Sam? Kannst du so etwas sagen und deinen eigenen Anblick ertragen?! Kannst du das?! Kannst du noch sagen, wer du bist?!““
Deans Blick begegnete Sams im Spiegel, und Sam antwortete nicht, dann sah Dean, wie er sich selbst in die Augen sah und jeglicher Ausdruck aus ihnen verschwand.
„Ich muss mich nicht selbst im Spiegel betrachten, um zu wissen, wer ich bin.“
Sams Stimme war leise, kalt und beherrscht, und er drehte sich geschmeidig zu Dean um und legte seine Hände um Deans Hals.
Als Dean zu sich kam, war es dunkel, ihm war kalt, und als er leise ächzte und schluckte, tat es mehr weh, als es sollte.
Er brachte seine Hände zu seinem Hals, strich vorsichtig über seine Haut und zuckte zusammen. Warum zum Teufel tat das so weh?
Dann fiel ihm wieder ein, wie Sams Hände sich um seinen Hals geschlossen hatten, wie alles Kratzen und Treten von seiner Seite aus nicht das Geringste bewirkt hatte, bis seine Sicht verschwommen, und es dunkel um ihn geworden war.
Dean blieb liegen, wo er war, auf den kalten, harten Fliesen, schloss seine Augen und ignorierte die Nässe in seinen Augenwinkeln, die sich ihren Weg seine Wangen hinab bahnte.
Er war ein verdammter Idiot.
Er hätte sofort merken müssen, dass mit Sam etwas nicht stimmte – er hatte es verdammt noch mal gemerkt, aber er hatte es nicht sehen wollen, hatte es auf den Stress mit ihrem Fall geschoben, auf Frustration und überreizte Nerven.
Und jetzt war Sam weg, und Dean hatte keine andere Wahl, als sich auf die Suche nach ihm zu machen, nach ihm zu jagen, als sei er nicht mehr für ihn als die übliche Beute, eine weitere Trophäe an seiner Wand.
Nicht, dass Dean diese Art von Jäger gewesen wäre.
Dean riss sich zusammen und stand auf, sein ganzer Körper schmerzte vom zu langen Liegen auf dem harten Boden, und sein Brustkorb fühlte sich an, als sei er zu klein für ihn geworden, als würde er noch immer langsam und qualvoll ersticken.
Dean ignorierte das Gefühl, stellte sich vors Waschbecken, drehte das kalte Wasser auf und wusch sich das Gesicht, bis seine Haut sich anfühlte wie eine starre, reglose Maske.
„Ich krieg das hin“, versuchte er, sich selbst einzureden. „Kein Problem. Ich krieg das hin.“
Dean griff nach einem Handtuch, trocknete sich das Gesicht und starrte sich dabei selbst im Spiegel an.
‚Ich muss mich nicht selbst im Spiegel betrachten, um zu wissen wer ich bin.’
Die Erinnerung an Sams Worte dröhnte durch seinen Kopf, und Dean schluckte trocken und starrte auf die Würgemale an seinem Hals.
Was auch immer mit Sam los war, er würde dafür sorgen, dass es aufhörte.
Dean verließ das Badezimmer, schloss die Tür hinter sich mit einer bewussten, kontrollierten Bewegung und zog sich seine Lederjacke an.
Was auch immer er tat, er musste ruhig bleiben. Was logisches Denken und das Schmieden von Plänen jeglicher Art anging, war Sam ihm überlegen, und wenn er den Kopf verlor, war da nichts, was er Sams (bösem) Genie entgegensetzen konnte.
Dean zweifelte einen Moment ernsthaft daran, dass er diese Sache gewinnen konnte, dann verdrängte er diesen Gedanken.
Natürlich würde er gewinnen, ganz einfach deswegen, weil er es musste.
Er dachte darüber nach, eine Waffe einzustecken, wägte Für und Wider gegeneinander ab, und entschloss sich schließlich dagegen.
Was auch immer passieren würde, er würde nicht riskieren, Sam ernsthaft zu verletzen. Dann doch lieber verlieren.
Dean atmete tief durch, packte sich eine Tasche mit den Dingen voll, die er zu benötigen glaubte, und hievte sie schließlich über seine Schulter.
Ihm war schlecht.
Sein Magen fühlte sich an, als hätte er nicht nur zu viel gegessen, sondern zu viel von Etwas, das schon lange verdorben war, und er versuchte, den allgegenwärtigen Würgreiz zu ignorieren, und stattdessen zu überlegen, was genau er jetzt tun würde.
Er musste Sam finden, so viel stand fest. Sam mochte tollpatschig und absolut unfähig sein, für sich selbst zu sorgen, aber er war außerdem ein Riese, der mehr über Kampftechniken und Selbstverteidigung, Waffen und okkulte Praktiken wusste, als Dean lieb sein konnte.
Der gute Sam war das Beste, was dieser Welt – inklusive Dean – passieren konnte, der böse Sam wäre fähig, einen Schaden irreparablen Ausmaßes anzurichten.
In der Welt und bei Dean.
Besonders bei Dean.
Dean verließ ihr Motelzimmer, blickte sich um und stellte fest, dass Sam den Impala genommen hatte.
Alles, was Dean bisher empfunden hatte, ertrank in einer Welle heißen Zorns, und er konnte sich noch gerade so beherrschen, nicht die ganze Nachbarschaft daran teilhaben zu lassen.
Er würde Sam verdammt noch mal den Arsch versohlen, bis er grün und blau war.
Er griff den Riemen der Tasche mit seiner Ausrüstung fester und setzte sich in Bewegung. Wenn überhaupt möglich, war er jetzt noch motivierter, Sam zu finden – doppelt so motiviert, wenn man so wollte – und es war sicherlich einfacher, eben das zu tun, wenn er den Impala als Anzeichen für Sams Aufenthaltsort nehmen konnte.
Hoffentlich war er noch in der Stadt und hatte sich nicht einfach auf und davon gemacht.
Dann würde er ihn mit ziemlicher Sicherheit nie im Leben wieder finden.
Dazu hatte Sam viel zu viel von John und ihm gelernt.
Dean klammerte sich also an den winzigen Funken Hoffnung, dass Sam noch immer zuviel von sich selbst in sich hatte, um ihn so kaltherzig zu verlassen und sein neues Dasein als Geißel der Menschheit zu beginnen, und machte sich auf den Weg.
Er wusste selbst nicht so genau, wo er eigentlich hin wollte, lauschte seinem eigenen schweren Tritt auf dem glänzenden, feuchten Asphalt – es musste geregnet haben, während er bewusstlos gewesen war – und versuchte, so gelassen und unauffällig wie möglich von Straßenlampe zu Straßenlampe weiter zu gehen.
Nicht, dass es mitten in der Nacht sonderlich einfach war, sich unauffällig durch eine einsame Gegend zu bewegen – besonders, wenn man 1.85m groß und so wütend wie ein verletzter Wolf war, aber Dean beschloss, sich nicht darum zu kümmern.
Ihn kümmerte de facto so ziemlich überhaupt nichts – ausgenommen Sams Verbleib natürlich.
Dean ließ die schwere Tasche von seiner Schulter rutschen und lehnte sich mit dem Rücken gegen einen Telefonmast.
Das hier war das Dümmste, Sinnloseste und, mit ziemlicher Sicherheit, Ermüdendste, das er je getan hatte – und über die Jahre hatte Dean so einiges Dummes und Sinnloses getan. Ermüdend war sonst eigentlich immer nur Sam gewesen.
Sam.
Er hatte Sam nicht gefunden.
Dean schloss für einen Moment die Augen und legte den Kopf in den Nacken.
Natürlich hatte er ihn nicht gefunden.
Dean schlug seinen Kopf gegen das verwitterte Holz in seinem Rücken und stöhnte.
Er war müde und ihm war wieder schlecht, und er hatte nicht die geringste Ahnung, was er jetzt tun sollte.
Er war allein.
Er war allein, und er wollte niemanden um Hilfe bitten, wollte weder Bobby noch sonst jemandem gestehen müssen, dass er Sam verloren hatte, dass er verdammt noch mal nicht die geringste Ahnung hatte, wo er nach ihm suchen sollte, und ob es überhaupt eine Möglichkeit gab, ihm zu helfen.
Dean biss die Zähne zusammen und seine Lippen bildeten eine schmale Linie.
Zur Hölle damit.
Er würde jetzt zurück zum Motel gehen, ein paar Stunden schlafen, und dann würde er weiter suchen, und er würde nicht eher damit aufhören, bis er Sammy gefunden hatte – und wenn es ihn umbrachte.
Das war sein neuer Fall, seine neue Aufgabe, und der aktuelle musste eben so lange ruhen, bis das hier erledigt war.
Dean nickte sich selbst zu, redete sich erfolgreich ein, dass er weder müde war, noch dass ihm die Füße und seine Schulter wehtaten, und setzte sich wieder in Bewegung.
Die Sonne war eben dabei, aufzugehen und er hatte keine Ahnung, wie lange er überhaupt nach Sam gesucht hatte.
Sein Orientierungssinn ließ ihn problemlos zu ihrem Motel zurückfinden, aber der Weg kam ihm erschreckend lang vor, und er wünschte sich mehr als alles Andere, dass Sam da sein würde, wenn er die Tür öffnete, dass er Lächeln würde und alles nur … ja, verdammt, dass alles nur ein böser Traum gewesen war.
Er konnte das hier nicht allein tun.
Er wollte es nicht allein tun.
Und dann erreichte er den Parkplatz des Motels, und das Erste, das er sah, war der Impala, dessen schwarzer Lack unter den ersten schwachen Strahlen der aufgehenden Sonne schwach schimmerte.