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Kunan

Das Amulett von Thana
von

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Eine Menge Überraschungen

Eine Menge Überraschungen
 

Luca wachte schon früh am Morgen auf. Selbst nach vier Tagen in Kailu hatte er sich immer noch nicht daran gewöhnen können, auf einer harten Decke, die auf dem Boden lag, zu schlafen, und nicht in seinem gemütlichem Bett.

Doch Luca wusste genau, dass er noch nicht zurück in seine Welt konnte.

Einerseits weil er nicht wusste, wie er das anstellen sollte. Und selbst wenn er es wüsste, würde man vermutlich versuchen, ihn zurückzuhalten.

Außerdem war er neugierig auf diese fremde Welt.

Andererseits wusste er, dass er hier gebraucht wurde, dass er Kunan zum Sieg verhelfen konnte und dies war der eigentliche Grund, warum er hier bleiben wollte, denn Luca war von Natur aus schon immer hilfsbereit und abenteuerlustig gewesen.

Also zog er sich verschlafen an und wollte gerade aus dem Zelt treten, als wieder das Mädchen kam, die Äpfel und einen Krug Wasser in der Hand hielt.

Aber sie war nicht allein.

Hinter ihr stand Canis. Er sah müde aus und Luca erinnerte sich wieder daran, dass der Hohe Rat noch mit Canis sprechen wollte, nachdem er gestern in ihrem Zelt den halben Tag verbracht hatte.

„Was…“ Doch Canis schüttelte leicht den Kopf.

„Ich kann dir nicht viel erzählen, Luca. Wir haben uns einen Plan ausgedacht, doch der ist nicht ganz ungefährlich.“

„Was für einen Plan?“, fragte Luca neugierig.

Canis bedeutete dem Mädchen, das inzwischen die Äpfel und den Krug auf den Boden gestellt hatte, zu verschwinden.

„Du brauchst das Amulett von Thana, da du nur damit zum vollwertigen Schattenreiter wirst“, fuhr Canis fort, nachdem sie weg war.

„Das hat mir schon der Hohe Rat erzählt.“ Doch Canis ließ sich von Luca nicht beirren und sprach weiter.

„Du musst mitkommen, denn du allein kannst das Amulett jetzt berühren, da es momentan auf seinen Herrn wartet und jeden anderen töten würde, von dem es berührt wird.“

„Muss ich alleine reisen?“, fragte Luca gespannt. Ihm wurde mulmig bei dem Gedanke, über die Berge von Nhabia zu gehen und dann noch gegen die Schergen von Paratas zu kämpfen.

Canis überlegte kurz, sagte dann aber: „Natürlich musst du nicht alleine aufbrechen. Es können aber nur sehr wenige mit, da wir unentdeckt bleiben müssen, um nicht von Spionen entdeckt zu werden.

Natürlich werde ich die Gruppe anführen. Einer meiner besten Leute kommt auch mit.“ Canis lächelte. „ Du kennst ihn bereits.“ Luca blickte ihn verwundert an. „Ich meine den Jungen, den du gestern kennen gelernt hast“

„Woher...“

„Woher ich das weiß? Masanari hat es mir selbst erzählt. Ich habe mit ihm schon alles besprochen.

Zusätzlich – und zu unserem, besonders zu deinem Schutz- kommt noch ein weiterer Schattenreiter mit.“

„Es gibt noch mehr davon?“, fragte Luca. „Ist er auch aus meiner Welt?“

„Erstens ist dieser Schattenreiter eher eine Schattenreiterin und zweitens…“

„Was?!“, rief Luca entgeistert. „Ein Mädchen?“

Canis seufzte. „Lass mich bitte ausreden, Luca. Ja, Sayuri ist ein Mädchen, die aus Kunan stammt. Sie kann schon seit einigen Monaten die Schamanenkraft anwenden. Sie wird heute Nacht in Kailu eintreffen. Wir brechen also morgen früh auf.“

Er drehte sich um und wollte gerade hinausgehen, als er noch hinzufügte: „Sei bitte nett zu ihr, denn sie wird dich in dem Umgang mit der Magie unterrichten. Außerdem müsst ihr, wenn es ernst wird, Seite an Seite kämpfen.“

Er verschwand, ohne Luca die Gelegenheit zu geben, weitere Fragen zu stellen. Luca seufzte, trank noch einen Schluck aus dem Krug und ging aus dem Zelt.

Er machte sich sofort auf den Weg zu Masanaris Zelt, das dieser ihm gezeigt hatte, als sie gestern hier vorbeigekommen waren.

Masanari wartete schon. „Guten Morgen“, begrüßte er Luca und ging auf ihn zu. „Du bist spät dran.“

„Canis wollte noch mit mir sprechen.“ Luca grinste. „Er hat mir erzählt, dass du morgen früh auch mitkommst.“

Masanari nickte. „Das stimmt. Aber jetzt zeige ich dir meinen Lieblingsplatz. Komm!“ Luca ließ sich von seinem neuen Freund durch Kailu führen, bis - nach einem Farbumschlag von rosa nach tannengrün- vor ihnen eine Waldung auftauchte. Auf einem kaum sichtbaren Pfad gingen sie so lange, bis Luca ein leises Plätschern hören konnte. Masanari trat vom Weg ab und schlug sich durch das Gebüsch. „Dürfen wir hier lang?“, fragte Luca, dem unwohl in der Haut war, das Unterholz dieses Waldes zu zerstören.

„Wir richten ja keinen großen Schaden an“, antwortete Masanari. „Sie nur.“

Er deutete auf die Äste eines Busches vor sich, bevor er auf ihn zuging.

Luca konnte sehen, wie der Haselnussstrauch Masanari auswich. Als sie ihn hinter sich gelassen hatten, warf er einen Blick zurück und konnte gerade noch mit ansehen, wie der Busch seine Äste wieder schloss.

Er schaute wieder nach vorne und einen ihnen Platz machenden Busch später konnte Luca erkennen, woher das Plätschern kam.

Sie befanden sich auf einer Lichtung, umgeben von dichtem Geäst. Bäume mit weit ausladenden Ästen standen vereinzelt herum, zwischen denen sich ein Bach schlängelte. Luca hatte noch nie so schöne und prächtige Bäume gesehen wie diese hier. Auch das Wasser des Baches war so klar, dass Luca, als sie sich ihm näherten, auf den Grund blicken konnte.

Masanari setzte sich und deutete Luca sich auch hinzusetzen. Mit Freuden befolgte dieser die Bitte.

„Hier komme ich immer hin, wenn ich Ruhe brauche“, erklärte Masanari.

„Dies ist der beste Ort in Kailu zum Entspannen.“

„Wie haben uns die Büsche Platz machen können?“, fragte Luca ohne auf Masanaris Aussage einzugehen. So langsam fing er an zu glauben, sich in einer anderen Welt zu befinden. Denn sich bewegende Büsche hatte er noch nie gesehen –außer in Science-Fiction-Filmen.

„Warum sollten sie uns nicht den Weg frei machen?“ Luca starrte ihn an. Masanari fing an zu lachen. „Sie wollen schließlich nicht, dass wir ihre schönen Äste und Blüten zerstören. Außerdem ist es höflich.“

„Machen das alle Pflanzen in Kunan?“

„Nein, nicht alle. Einige machen es aus Höflichkeit, andere nur manchmal. Aber du musst aufpassen“, fügte er warnend hinzu. „Es gibt auch einige Scherzbolde, denen es Spaß macht, dich zu Fall zu bringen. Nur sehr wenige stechen und schlagen sogar auf dich mit ihren Dornen und Ästen ein.“

„Kann man erkennen, wer so etwas tut?“, fragte Luca. Es war wohl das Beste, sich hier über Pflanzen auszukennen, damit er nicht von einer erstochen oder erschlagen wurde.

„Die Höflichsten sind zum Beispiel Haselnusssträucher, Beeren und Hecken, aber besonders aufpassen würde ich bei Brennnesseln und Dornenbüschen. Die sind besonders mordlustig.“ Luca schluckte.

„Aber keine Angst“, beschwichtigte Masanari seinen Freund. „Ich werde dir auf unserer Reise mit Rat und Tat helfen.“ Luca nickte dankend.

Kunan schien wirklich allerhand parat zu haben, ihn zu überraschen.

Luca seufzte. Jetzt fehlt nur noch, dass Tiere anfangen zu sprechen, dachte Luca.

Ein Rascheln hinter ihnen holte Luca aus seinen Gedanken. Er drehte sich um und sah, wie etwas Kleines auf sie zuflitzte. Bei ihnen angekommen sprang es Masanari so wild an, dass Lucas Freund auf den Rücken fiel. Nun konnte Luca auch erkennen was es war, der Masanari im Moment das Gesicht abschleckte. Es war ein Hund.

Er hatte pechschwarzes, langes Fell und einen nach oben gebogenen Schwanz, mit dem er herumwedelte. Masanari ließ den Hund einen Moment gewähren, schob ihn dann jedoch von seinem Körper.

Der Hund setzt sich hin und beobachtete Luca mit seinen pechschwarzen Augen.

„Das ist Shima“, erklärte Masanari. „Sie ist meine beste Freundin. Shima, das ist der Schattenreiter Luca. Er hat mich vor Ferim gerettet.“

Kaum waren diese Worte ausgesprochen, sprintete die Hündin auf Luca zu, schmiss ihn um und wiederholte das gleiche ich-mag-dich-Verfahren an ihm. Luca wollte sie von sich runter schieben, doch Shima war stärker. Sie legte sich sogar auf seinen Bauch und leckte hartnäckig weiter.

Masanari lachte und sagte: „Das reicht, Shima!“ Shima gehorchte, setzte sich neben Luca und sah ihn schwanzwedelnd an.

Dieser wischte sich mit seinem Ärmel das Gesicht ab, doch es fühlte sich immer noch feucht und klebrig an.

„Wer ist eigentlich Ferim?“, fragte Luca.

„So heißt der Wirt, vor dem du mich gestern gerettet hast.“

„Kennt sie ihn?“ Luca fing an, Shimas Fell zu streicheln. Es fühlte sich weich an.

„Ja“, antwortete Masanari. „Sogar sehr gut. Sie hat ihn schon öfter beklaut als ich ihn – und das will was heißen“, fügte er noch hinzu, sagte dann aber ernster: „Deshalb lebt sie hier im Wald. Hier finden sie die Menschen nicht, die von ihr beklaut wurden.“

„Ein gutes Versteck.“

Masanari nickte und lächelte. „Wir passen gut zusammen, nicht wahr?“ Shima bejahte dies durch einen kräftigen Beller.

„Versteht sie uns?“ Luca musste an die Reaktion der Hündin denken, als Masanari die Sache mit dem Wirt erwähnt hatte.

„Aber ja. Sie ist ziemlich klug. Nur ich kann sie kaum verstehen.“

„Ich hatte auch mal einen Hund. Er war genau so schön wie du, Shima“, sagte Luca. Shimas Augen leuchteten.



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