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Useless Pride

von

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Verkehrte Welt - Teil 1

Verkehrte Welt
 

Astaroth ging, noch immer lachend, aus dem Zimmer, verschloss es wieder mit etwas Magie und hörte, wie hinter ihm etwas gegen die Tür prallte. Hatte der Kleine es wohl noch einmal aus Wut versucht – wirklich zu amüsant das ganze. Er hätte nie gedacht, dass ein Mensch so viel Unterhaltung bieten konnte. Gewöhnlich war Caym ja offensichtlich nicht wirklich und jetzt würde er wohl noch etwas ungewöhnlicher werden. Bis in alle Ewigkeit würde der Mensch sein Spielzeug bleiben und Manieren würde er in der Zwischenzeit auch noch lernen.

Aber dafür hatte er noch genug Zeit. Jetzt war anderes wichtiger. Sein Unterbewusstsein lenkte seine Schritte automatisch zum nahe gelegenen Arbeitszimmer, das nur ein paar Meter von seinen Privatgemächern entfernt lag.

Die Tür war aus massivem schwarzem schwerem Holz gefertigt und öffnete sich nachdem er wieder etwas gemurmelt hatte, fast wie von selbst. Innen war ein relativ karger Raum, in dem nur ein großer Ebenholztisch und ein paar Stühle standen. An den grauen, schimmernden Wänden hingen ein paar Waffen – von Lanzen über Schwerter bis hin zu Peitschen.

Astaroth ging hindurch und bewegte sich zum Tisch, schwang sein Schwert mitsamt Scheide vom Rücken und legte es griffbereit auf den Tisch und setzte sich wartend hin. Minuten vergingen, bevor eine fast unsichtbare Gestalt, die man nur durch den Luftzug bemerkte, durch die noch offene Tür huschte, sie schloss und sich dann vor dem Tisch postierte, nicht ohne sich vollständig sichtbar zu machen. Es war offensichtlich ein weiblicher Dämon, dessen Haut goldgelb schimmerte. Die kurzen Haare waren von der Farbe puren Goldes und die tiefschwarzen Augen bildeten einen starken Kontrast zu dem restlichen Erscheinungsbild. Sie kniete sich auf den Boden vor dem Tisch, fast mit dem Kopf den Boden berührend und wartete ergeben.

„Du kommst spät Shani.“, sagte Astaroth mit einem Stirnrunzeln. Diese Unpünktlichkeit war er von einer seiner treuesten Dienerinnen nicht gewohnt. Auf sie war eigentlich immer Verlass – sie war so gut wie unsichtbar, aufmerksam und tödlich. Und sie war normalerweise absolut verlässlich.

„Verzeiht Fürst. Ich war überrascht davon, dass ihr zu dieser Zeit auftaucht, aber ich kam, sobald ich wahrnahm, dass ihr euer Arbeitszimmer betreten habt.“ Shani sprach leise, aber deutlich. Ehrfurcht und Ehrerbietung schwangen deutlich in ihrer Stimme mit.

„Shani…dein nächster Auftrag wird einer der wichtigsten sein, den du je hattest. Versage nicht und hör mir aufmerksam zu.“ Er nahm wahr, wie der weibliche Dämon aufsah und noch immer kniend begierig darauf wartete, was man ihr auftragen würde. Astaroth hatte ihr vor langer Zeit – als sie frisch entstanden war – das Leben gerettet und sie in den Künsten unterrichten lassen. Sie würde für ihn sogar in den Tod gehen.

Astaroth atmete einmal tief durch: „Bevor ich weiter ins Detail gehe, möchte ich wissen, ob du mir bis zu deinem Tod, bis in die Folter hinein, bei dieser Aufgabe treu sein kannst. Du weißt, was mit Spionen geschieht – aber du darfst unter keinen Umständen etwas verraten oder dich äußern.“

Shani schaute aus ihren tiefschwarzen Augen auf: „Natürlich Fürst. Ich wurde für diese Aufgaben erzogen und unterwiesen. Ich würde euch nie schaden. Mein Leben gehört euch.“ Sie hätte als schwacher Dämon nicht lange überlebt oder wäre anderen Dämonen zum Opfer gefallen, aber der Fürst hatte sie aufgenommen und nach altem Recht war sie ihm verpflichtet. Er sorgte auch dafür, dass es ihr an nichts mangelte, wenn sie keinen Auftrag hatte. Im Gegensatz zu anderen, die aus ihrer Linie entstammten und nicht viel besser als Abfall behandelt wurden, hatte sie Ansehen – kein anderer Fürst würde ihr das bieten.

„Forcas, dieser elende Hund, plant sicher eine Menge. Meine bisherigen Versuche ihn ausspionieren zu lassen, sind gescheitert. Alle Spione wurden gefasst, angeheuert oder gleich getötet. Ich brauche jemanden verlässlichen, der möglichst viele Informationen sammelt – und du bist eine meiner fähigsten Diener in dem Bereich.“ Eine kurze Pause, damit sie sich dessen bewusst wurde, was er gerade gesagt hatte. Lob war bei Dämonen sehr selten – niemand wollte eingestehen, dass der andere vielleicht besser war - spornte sie aber normalerweise zu Höchstleistungen an. „Morgen wird ein Spion beauftragt, der dieselbe Aufgabe wie du haben soll. Aber da die sehr wahrscheinliche Möglichkeit besteht, dass einer meiner höheren Untergebenen ein Verräter ist, wir dieser Spion sehr bald enttarnt werden. Das ist die Möglichkeit für dich, dich einzuschleichen. Forcas ist sehr gewitzt, aber niemand weiß noch über deine Existenz bescheid und er wird nicht vermuten, dass ich zwei Spione gleichzeitig schicke.“

Shani schaute Astaroth aufmerksam an. „Du sollst – wie auch immer, die Mittel stehen dir frei – möglichst viele Informationen sammeln. Besonders wer der Verräter oder die Verräter bei uns sind, was Forcas vor hat und was er schon getan hat. Außerdem welche seiner Leute durch welche Hilfsmittel „überzeugbar“ wären.“ Er machte eine kurze Pause: „Und du darfst niemandem verraten, das ich dich beauftragt habe oder wozu. Hast du das alles verstanden?“

„Ja Fürst. Ich werde mich gleich auf den Weg machen.“ Sie verbeugte sich wieder tief vor, bis ihr Kopf den Boden berührte, und wartete.

„Du bist entlassen.“ Mit den Worten wurde Shani wieder fast unsichtbar und verschwand wie sie gekommen war – wie in Luft aufgelöst.
 

Astaroth saß noch eine Weile nachdenklich hinter dem Tisch, die Hände am Schwertgriff. Jetzt hatte er seine „Geheimwaffe“ aktiviert, die er nur in Notfällen heranzog. Aber irgendetwas stimmt nicht, da war er sich sicher. Es lag etwas Unheilvolles in der Luft, die Atmosphäre hatte sich drastisch verändert. Und das vermehrte auftreten von Verrätern war äußerst beunruhigend – wie viele waren ihnen noch entgangen?

Wenn der Satan – der jetzige war nicht gerade ein gutes Aushängeschild für den Posten - nicht diese unselige Regelung aufgestellt hätte, hätte er schon lange versucht Forcas am Schlachtfeld zu beseitigen oder Meuchelmörder geschickt. So konnte er weder das eine noch das andere, ohne seine Stellung als Fürst zu verlieren oder das ihm noch schlimmeres widerfuhr. Forcas und er waren aus der Sicht von dem Satan wichtig, um die Balance zu halten. Entweder beide oder keiner sollten existieren als Fürsten. Alles unter dem Deckmantel, die Stärke der Dämonen zu erhalten um sich gegen Angriffe und Übergriffe der Engel zu schützen. Wie er Engel hasste…diese hinterhältigen Wesen. Sie übertrafen die schmutzigen Menschen – Caym war eindeutig eine Ausnahme - noch bei weitem.

Doch das lange sinnieren würde nichts bringen, seine Gedanken drehten sich im Kreis und er verschwendete nur Zeit. Er brauchte etwas Entspannung – schon wieder wollte er sich in dem Menschen vergraben, ihn kosten und in ihm versinken. In einem Wesen, das ihn fast schon abhängig machte und langsam zu einer Droge wurde. Das Gefühl der Gefahrlosigkeit hatte etwas Ungewöhnliches, etwas Berauschendes an sich.

Astaroth stand auf, nahm sein Schwert und befestigte es wieder an seiner Halterung am Rücken, ging dann aus dem Zimmer und verschloss es mit einem Murmeln. Wie immer waren die Gänge absolut leer und der kurze Weg zu seinen Privatgemächern kam ihm fast wie eine Ewigkeit vor. Als er vor der großen Tür stand, löste er den Bann und öffnete den Eingang zu dem Zimmer. Er sah schon das Bett und sein schlafendes Spielzeug – es war wohl erschöpft – als er einen aufgeregten Ruf hörte, der ihn stoppte: „Fürst Astaroth, Fürst Astaroth!“. Der Dämon keuchte schwer und war sichtlich außer Atem, eine große Fleischwunde an seinem rechten Arm ließ das Blut langsam auf den Boden tröpfeln. „Verzeiht Fürst, für mein Eindringen, aber es ist wichtig. Ein Trupp Engeln ist in unsere Sphäre eingedrungen.“ Er machte eine kurze Pause, während derer er eine Hand auf die Wunde legte und zudrückte – ein verzweifelter Versuch den Lebenssaft in sich zu behalten.

„Und wieso sollte mich das interessieren? Du dringst hier ein, in meine Privatbereiche und berichtest mir so etwas?“ Astaroth sah nicht sehr erfreut aus. „Ver…Verzeiht Fürst…ich bin noch durcheinander. Sie sind gerade einmal drei Kilometer vom Palast entfernt, genau beim Außenposten angelangt und ich konnte gerade noch zu euch kommen um Nachricht zu erstatten…sie sind auf dem Weg hierher.“ Der Dämon zitterte offensichtlich vor Angst – vor den Engel aber im Moment besonders vor dem großen Fürsten, der nicht gerade für seine Gnade bekannt war.

Sie waren so nahe? Er musste etwas unternehmen, und das schnell. Die Tür schloss sich hinter ihm mit einem dumpfen lauten Geräusch, nachdem er sie mit vollem Schwung zugeworfen hatte. Astaroth musste jetzt so schnell wie möglich zu den Stallungen und der kürzeste Weg war durch den Garten. Er fing an zum nächstgelegenen Ausgang zu rennen und schrie dabei im Befehlston: „Benachrichtige den Hauptmann der Garde. Einheiten 3, 4 und 7 sollen mit mir kommen. Geh JETZT. SOFORT!“ Der Dämon erschrak, stürmte dann aber davon, einzelne Blutstropfen zeigten den Weg an, den er genommen hatte. Widerrede war keine Option, Ungehorsam würde mit harten Strafen geahndet und das wusste er.

Astaroth beachtete ihn nicht mehr weiter und rannte wie blind durch den engen Gang hinaus ins Freie, sah die ihm wohlbekannte Umgebung nicht weiter an und lief durch den gesamten Privatgarten zu der kleinen Öffnung, die zu den Stallungen führte. Ein paar gemurmelte Worte, und innerhalb nur eines kurzen Augenblicks war sie sichtbar und offen.

Er rannte zu den Stallungen, die sich gleich vor ihm erstreckten – groß und offen gestaltet mit wunderlichen Kreaturen, die dort ein neues zu Hause gefunden hatten. Ein Wiehern war zu hören, das deutlich machte, dass da etwas wusste, dass sein Herr gekommen war. Zielstrebig fand Astaroth seinen Weg in die Richtung, vorbei an Zwingern für furchtbare Wölfe, Behausungen für kleinere Drachen und noch andere Tiere, bis er dort ankam, wo das Geräusch hergekommen war. Er öffnete die Gittertür und heraus trabte ein immenses schwarzes Pferd mit flammendem rotem Haar – besser gesagt hatte es Flammen anstatt des Haares und leuchtende, fast brennende rote Augen. Der Nachtmahr Hiuma, der seit seiner Geburt an den Dämon fixiert worden war und ihm als treues Reittier diente. Ein Brandzeichen in der Form des Zeichens des Fürsten zeigte deutlich den Besitz an. Astaroth ging in den Bereich hinein, aus dem das Tier gekommen war, und nahm sich ein Kettenhemd, das dort an der Wand hing, und streifte es sich schnell über. Dann ging er zurück zu Hiuma, schwang sich in einer fließenden Bewegung auf den Rücken des Tieres, auf dem sich eine stark vereinfachte Version eines Sattels befand. Er gab durch ein kurzes Andrücken seiner Schenkel das Zeichen für den Start und bestimmte die Richtung durch leichtes Drücken auf der jeweiligen Seite. Zügel waren unnötig, behindernd und nur eine Gefahr im Falle eines Kampfes.

Das edle Ross stürmte davon, durch die saftigen gelben Wiesen und durch einen engen Tunnel hinaus ins Freie. Hinten im öffentlichen Bereich der Stallungen konnte man zu dem Zeitpunkt hören, wie die Garden sich bereit machten und ihre Tiere bestiegen – doch Astaroth achtete nicht darauf, sondern spornte seinen Nachmahr noch weiter an, damit er möglichst schnell die Pest von Engeln vernichten konnte. Damit er Zeit hatte, sich seinen wichtigeren Problemen zu widmen. Seinen Frust über den Spion und das Verbot Forcas umzubringen, konnte er sicherlich an den Engeln auslassen und sie dafür in Dutzenden sterben lassen. Er grinste, während sein Pferd fast über den Weg flog und die silberstämmigen, schwarz belaubten, krummen Bäume sich in einem irrwitzigen Tempo abzuwechseln schienen.

Nach nur wenigen Minuten konnte er schon förmlich den Gestank dieser Kreaturen riechen – widerliche Engel waren hier in der Welt fehl am Platz und fingen schon beim Eintritt in die Sphäre an zu verrotten, zu verfallen und einen unheimlichen Gestank in seine Nase zu wehen. Weit war er nicht mehr von ihnen entfernt. Er brachte sein Ross zum stehen und wartete, bis die Garden auf ihren viel zu langsamen, kleineren Nachmahren mit blauem Haar nahe genug waren, bevor er sein Schwert zog und ein Grinsen aufsetze. Blut würde fließen – das vermaledeite blaue Blut dieser grässlichen Himmelswesen. Mit Genugtuung würde er sich vorstellen, dass er all das Forcas antat, was jetzt kommen würde. Astaroth lachte noch einmal laut auf, stieß dann einen ohrenbetäubenden Kampfschrei aus und gab seinem treuen Hiuma das Signal vorzupreschen. Das Tier wieherte aufgeregt auf, bäumte sich und hob die Vorderhufe, nur um sie dann so kräftig in den Boden zu rammen, dass Abdrücke zurückblieben und stieß sich dann wieder vom Boden ab - eine Wolke schwarzen Staubes hinterlassen. Es preschte mit einer unglaublichen Geschwindigkeit vor. So schnell, dass keiner der Dämonen der Verstärkung hinterherkommen konnte und sie abermals nur weit abgeschlagen ihrem Herrn folgen konnten.
 

Zur selben Zeit wachte Caym an einem ganz anderen Ort wieder einmal auf. In seinem Dämmerzustand hatte er einen dumpfen Schlag wahrgenommen, ihn aber ignoriert, bis sein Körper ihm eindeutig das Signal zum Aufwachen gegeben hatte. Diesmal war er besser aufgewacht und nicht gerade nachdem er auf diese erniedrigende Art und Weise benutzt worden war. Das änderte aber nicht viel daran, dass sein Rücken ihn fast umbrachte, sein After sich anfühlte, als hätte jemand ihn mit einer Bürste grob bearbeitet und ihn sonst auch alles schmerzte. Zu allem Überfluss meldete sich langsam das Bedürfnis sich zu erleichtern. Er hob kurz seine Arme und drehte seinen Kopf, um zu kontrollieren, ob er überhaupt die Möglichkeit bekommen hatte einen annehmbaren Ort zu suchen – hier in diesen vier Wänden. Das Halsband war noch immer an seinem Hals, aber er war nicht wieder an das Bett gefesselt und seine Hände waren diesmal nicht mit Fesseln „verziert“ worden. Er widerstand dem Impuls sich an der in letzter Zeit zu häufig benutzten Stelle, die zu allem Überfluss noch juckte, zu kratzen und setzte sich langsam im Bett auf – nur um ein unangenehmes Stechen zu spüren, dass er geflissentlich zu ignorieren suchte. Der Schmerz hatte ihn dazu brachte, seine Hände als Entlastung auf dem Bett aufzustützen. Dabei traf seine rechte Hand die Wasserflasche, die er nahm und ein paar Schlucke daraus trank – durstig war er noch immer. Caym schaute sich ein wenig um, nur um sicherzugehen, dass der Dämon nicht irgendwo lauerte, stand dann langsam vom Bett auf und ging gemächlich – so schnell es eben seine Schmerzen zuließen – zu dem „Badezimmer“. So hatte er das Zimmer mit den ganzen Wasserspielen für sich getauft und es schien zu passen.

„Verdammter Astaroth, Verdammter Astaroth…“ fluchte er auf seinem scheinbar langem Weg immer wieder. Irgendwie hatte sich der Name des Dämons eingeprägt und er konnte nicht anders, als beim Gedanken an ihn nicht mehr einfach an ein Wesen der Unterwelt zu denken, sondern an den einen Namen. Er wusste auch genau wieso. „Verdammter Astaroth…ich HASSE ihn.“ Es war zum verzweifeln…

Als er schlussendlich im Badezimmer ankam, fand er, was er suchte – ausnahmsweise hatte er einmal Glück nach den ganzen Tagen. An der rechten Seitenwand befand sich eine Steinplatte mit Löchern, unter der offensichtlich ein Rinnsal floss. Caym ging hin und erledigte sein Geschäft, nicht ohne dabei noch ein paar Mal über die Behandlung, die ihm der Dämon zuteil hatte werden lassen, zu fluchen und bei dem Gedanken daran stark zu erröten. Jetzt wurde es nur noch deutlicher, was für gravierende Nachteile das ganze hatte neben der Erniedrigung, die es bedeutete. Er wollte nicht wirklich länger hier bleiben und weiter über Sachen sinnieren, die er noch nicht ändern konnte. Ihm wurde nur zu deutlich bewusst, dass er immer noch nackt war, seine Kleidung war weg und es gab ein Ankleidezimmer hier. Vielleicht sollte er etwas suchen, was nicht ganz so groß war und es ausborgen – auch auf die Gefahr hin, dass Astaroth wütend wurde. Das Bad war schnell verlassen und er durchquerte das Zimmer bei weitem schneller als vorher, nur um im Ankleideraum ratlos die viel zu großen Sachen einzeln zu betrachten. War er wirklich so klein geraten? Eines nach dem anderen musste er wieder zurückhängen – wenn er schon Ärger mit dem Dämon bekommen sollte, dann sicher nicht weil er die Kleidung durcheinander gebracht hatte - bis er es verzweifelt aufgab etwas Passendes zu finden und sich einfach die kleinste schwarze Hose, das engste Hemd und einen Gürtel mit Emblem – es gab keine ohne – schnappte. Er zog alles an und sah sich in dem Spiegel, den er beim anprobieren entdeckt hatte und der nicht aus poliertem Silber zu sein schien, an. Er musste laut auflachen als er sein Spiegelbild betrachtete. Alles wirkte zu lächerlich und besonders in der Kombination. Die schwarze Hose hing tief auf seinen Hüften und drohte immer herunterzurutschen, hätte sie nicht der Gürtel, der nur noch seine „Rundungen“ betonte, an Ort und Stelle gehalten. Das Hemd in einem kräftigen Rot war viel zu weit und fiel immer wieder an einer Schulter herab und entblößte sie. Caym schüttelte den Kopf und ging dann hinaus. Was sollte er tun? Fluchtmöglichkeit gab es im Moment wohl keine und zu tun gab es auch nichts. Unterbewusst lenkte er seine Schritte schon zum Bett, als ihm die Tür wieder ins Auge fiel. ‚Ich muss einfach schauen…ich will hier weg…schlimmer als hier kann es doch kaum noch werden.’ Nun gut, von Dämonen wusste er nicht viel – vielleicht gab es schlimmere Exemplare wenn er es logisch durchdachte, aber dass würde sich wohl rausstellen, falls er je die Möglichkeit hatte zu entkommen.

Seine rebellische Natur zwang ihn fast dazu zur Tür zu gehen, aber als er dort ankam und sie anfassen wollte, zuckte seine Hand wie von selbst immer wieder kurz vor dem Ziel zurück. Erfahrung, eingeprägte Erinnerungen – alles nicht zu seinem Vorteil. Er stampfte einmal wütend mit dem Fuß auf und griff dann die Tür beherzt an – nur um fast vor Erstaunen auf den Boden zu fallen. Da war kein Stromschlag, keine Sache, die ihn zwang von seinem Vorhaben abzulassen. Er drückte die Schnalle hinunter und öffnete das, was ihn von der Freiheit am dringendsten trennte, einen Spalt und schaute hinaus. Alles war leer, wirkte wie ausgestorben. Die Wände sahen auch draußen aus, als wären sie aus dem Stein geschlagen und kein Geräusch war zu hören. Er fasste sich ein Herz, stieß die Tür auf und trat mit einem Seufzer aus dem Zimmer auf den Gang hinaus – erst ein Fuß, dann der andere.

Langsam und vorsichtig, die Ohren weit offen ging er einen Schritt nach dem anderen immer weiter vom Zimmer weg – nicht ohne die Tür zu schließen und so ein Zeichen für sich zu setzen, dass er dieses Kapitel in seinem Leben auch beendet hatte.

Caym wusste nicht wohin, sah sich öfter ratlos um. Vor ihm erstreckte sich ein sehr langer Gang, der nur von einigen wenigen Türen durchbrochen wurde. Wenn er diesem folgen müsste, wäre die Gefahr entdeckt zu werden sicher sehr groß. Nervös kratze er sich immer wieder am Kopf und überlegte, ging vorsichtig weiter und wischte sich den Schweiß, der durch seine Nervosität zu fließen angefangen hatte, von der Stirn. Das Hemd, das ihm immer wieder runterrutschte, nervte ihn und er schob es immer wieder hoch um seine Schulter zu bedecken. Warum musste auch Astaroth so groß sein? Oder er so klein?

Schlussendlich schlich er sich, an die Wand angelehnt, schon fast angeschmiegt, durch den Gang weiter, immer auf der Hut, immer wieder zusammenzuckend wegen jedes kleinen Windhauchs. Verschreckt schaute er sich andauernd um, beäugte die Tür, an der er vorbei schlich, und machte einen kleinen Bogen rundherum. Die an der anderen Wand, starrte er gebannt an, immer fürchtend, dass etwas dort herausspringen könnte. Sein Herz schien in einer Lautstärke zu klopfen, mit der es jeden aus einem Kilometer Entfernung auf seine Spur hätte bringen müssen und sein Blut pochte in seinen Ohren und rauschte wie ein Wasserfall. Es machte ihn fast taub und er hatte Angst nicht zu hören, wenn sich etwas gefährliches ihm näherte. So schien sich der Gang bis ins Unendliche auszudehnen, er kam nur schleppend voran, bis sein Blick auf einen kleinen Lichtschimmer auf dem Boden an der gegenüberliegenden Seite fiel, der ihn an draußen, an die Freiheit erinnerte. Was ihn dort erwartete, wusste er nicht, aber das Risiko war sicher nicht größer, als hier länger zu verbringen. Er löste sich vorsichtig von der Wand, eine Hand nach der anderen, schaute sich noch einmal verschreckt um und rannte so leise er konnte hinüber. Und da war wirklich eine Öffnung, ein Tunnel der nach draußen zu führen schien. Die Luft, die ihm sanft um die Nase wehte, trug einen leicht süßlichen, ihm vertrauten Geruch mit sich, den er aber im Moment nicht zuordnen konnte. Das Licht versprach Freiheit und er folgte dem Versprechen, ging langsam den engen Tunnel entlang und konnte beobachten, wie es immer heller wurde. Seine Schritte beschleunigten sich, bis er endlich die Öffnung vor sich sah. Geblendet von Licht blieb er kurz stehen, atmete einmal tief durch und seufzte laut. Reflexartig schoss seine Hand vor und legte sich auf seinen Mund. Angst gehört und entdeckt worden zu sein beschlich ihn, er drehte sich ruckartig um und starrte gespannt mit weit geöffneten Augen in die jetzt dunkel scheinende Richtung, aus der er gekommen war. Dann fasste er sich ein Herz, schüttelte sich kurz, drehte sich wieder und ging weiter…



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Kris18
2012-05-28T21:01:24+00:00 28.05.2012 23:01
wuhu
die freiheit so nahe
Von:  Sasu-
2009-04-25T22:26:25+00:00 26.04.2009 00:26
Ich hab mir das schon gedacht,dass Caym fliehen würde,da hat er ja gerade echt nen passenden Moment erwischt -_-
aber es bleibt spannend ^^*freu*
Von:  DMC_Monkey
2007-12-20T10:04:59+00:00 20.12.2007 11:04
Och nö,
er versucht wirklich zu fliehen OO
Manschmal hat der Junge echt einen schaden wie schon von den anderen Gesagt, er kennt die Gefahren da draußen nicht und es wird bestimmt nicht jeder Dämon so 'lieb' sein!!!
Von: abgemeldet
2007-12-14T21:26:18+00:00 14.12.2007 22:26
uiuiui, böser cliffie^^ caym, wie er wieder mal hitzköpfig wird. ne flucht dürfte ja nun doch etwas schwierig werden, wenn man sich in der dämonenwelt und astis reich net auskennt. ausserdem müsste er auch mal erkennen, dass er es relativ gut mit seinem hübschen dämon erwischt hat. wenn er nun in die hände von astis feinden gerät... freu mich schon, wies weitergeht..

lg
heaven
Von:  ReinaDoreen
2007-12-14T19:41:08+00:00 14.12.2007 20:41
Mein erster Gedanke war: Wo will Caym bloß hin. Flucht ist ja gut und schön, aber wenn man nicht weiß wohin, die Gefahren nicht kennt, die eine erwarten können ist es ein sinnloses Unterfangen. Außerdem kann er ja aus der Welt der Dämonen nicht weg.
Caym handelt in meinen Augen doch sehr unüberlegt. Vor allem da ja zwischen den Dämonen Krieg herrscht läuft er in Gefahr als Spielball dazwischen zu geraten. Es könnte doch passieren das er Dämonen von Forcas über den Weg läuft.
Reni


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