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Shard

von

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Am nächsten Tag war Naoru so unausgeschlafen, wie schon lange nicht mehr. Er hatte in der vergangenen Nacht kein Auge zu getan. Nicht eine Minute hatte er aufhören können sich den Kopf über diesen Kizu zu zerbrechen. Nachdem der kleinere am gestrigen Tag weggerannt war, hatte Naoru gar nicht erst versucht ihm nach zu laufen. Es hätte keinen Sinn gemacht mit ihm zu reden oder ihn möglicherweise zu trösten. Was sollte Kizu mit dem Trost eines völlig Fremden schon anfangen? Was hätte er sich schon von ihm erhoffen können? Verständnis vielleicht? Wohl kaum.

Naoru konnte einfach nicht verstehen, was in dem Leben des anderen so derartig schief gehen konnte, dass er verzweifelt genug war sich selbst zu verletzen. Warum nur tat er das? Er hatte es sicher nicht leicht, das hatte Naoru bereits gemerkt, aber war das Grund genug? Andererseits, dachte er sich, konnte er wohl kaum darüber urteilen. Er war schließlich nicht Kizu. Er hatte keine Ahnung von dem, was in seinem Leben vor sich ging. Wie sollte er auch?

Nach dem Vorfall gestern war Naoru zum Unterricht zurückgekehrt als ob nichts gewesen wäre. Er erklärte der Lehrerin er hätte Kizuato nicht finden können und sagte den Rest des Tages kein Wort mehr. In Gedanken war er zu sehr bei den vergangenen Ereignissen gewesen. Am Nachmittag, als er seine Schwester abholte und diese ihm munter von ihrem ersten Schultag berichtete, wunderte die kleine Chitori sich so sehr über seinen abwesenden Gesichtsausdruck, dass sie ihren Nii-chan sogar fragte, ob er krank sei. Leicht verwundert hatte er sie danach angeblinzelt und sich daraufhin für den Rest des Tages Mühe gegeben sich so normal wie möglich ihr gegenüber zu benehmen. Er machte zusammen mit ihr Hausaufgaben, kümmerte sich wie gewohnt um den Haushalt und brachte Chitori am Abend mit einem Gutenachtkuss ins Bett. Sobald er jedoch ihre Zimmertür geschlossen hatte und sich kurz darauf in sein eigenes fallen ließ, war sein brüderliches Lächeln wie weggewischt.

Am darauffolgenden Morgen in der Schule konnte er sich nicht verkneifen sich ständig nach Kizu umzusehen. Er konnte ihn jedoch nirgends entdecken. Auch in seinem Biokurs, in dem er eigentlich mit Kizu zusammen war, konnte er ihn nicht finden. Später in der Pause verzog er sich ins Jungenklo um dort ungestört eine rauchen zu können. Die Scherbe vom Vortag lag immer noch an Ort und Stelle. Während er an die Wand gelehnt an seiner Zigarette zog, wanderten seine Gedanken schon wieder zu dem Schwarzhaarigen. ‚Hoffentlich ist ihm nichts passiert...’, schoss es ihm durch den Kopf. Er hatte sich doch wohl nicht umgebracht? Naoru erinnerte sich noch genau an den Anblick Kizus Handgelenks. Viel zu genau für seinen Geschmack. Es war so über und über mit Narben gezeichnet, dass Naoru sich fast sicher war, dass es nicht seine Intention war sich zu töten. Er hatte gewiss andere Gründe, ansonsten würde er es nicht so regelmäßig tun, sondern es gleich hinter sich bringen. Oder nicht? Vielleicht konnte er es einfach nur nicht ganz ‚durchziehen’? Naoru schüttelte den Kopf. Er wollte gar nicht daran denken. Was ging ihn das schon an?

Nach der Schule war er, wie jeden Dienstag, in Eile und war daher so sehr damit beschäftigt nicht zu spät zur Arbeit zu kommen, dass er keine Zeit hatte sich Sorgen um diesen Kizu zu machen. Schnell holte er seine Schwester ab und brachte sie nach Hause. Dort warf er seine Schultasche in die nächste Ecke und griff sich in der Küche schnell einen Apfel. Er tätschelte Chitori und erklärte ihr, dass sich ihr Essen in der Mikrowelle befände und, dass sie ein braves Mädchen sein solle solange Nii-chan und Mutter nicht da wären. Chitori nickte. Sie war es gewohnt, dass ihr großer Bruder viel arbeitete und deshalb nicht viel Zeit hatte, daher störte sie sich schon fast nicht mehr daran oft allein sein zu müssen. Vielleicht war sie deshalb für ihr Alter schon so selbstständig, dachte Naoru bedauernd. „Kommst du heute ein bisschen früher nach Hause, Nii-chan?“, fragte Chitori ein wenig bedrückt und zupfte leicht an dem Ärmel von Naorus schwarzem Sweatshirt. „Wahrscheinlich nicht, Chitori. Tut mir Leid. Mama kommt sicher in ein paar Stunden nach Hause. Mach solange deine Hausaufgaben und stell nichts an, hörst du?“, erklärte er, während er sich seine Stiefel ordentlich zuband. Gleich darauf griff er nach seiner Jacke und dem Haustürschlüssel, der neben der Türe hing und gab seiner Schwester ein kurzes „Bis Morgen.“ nuschelnd einen Kuss auf den Kopf, ehe er zur Tür hinaus verschwand. Jeden Dienstag und Freitag arbeitete Naoru für einen Getränkehandel in der Nähe. Der Job war allerdings zeitlich so geregelt, dass er sich beinahe mit seiner Schule überschnitt. Eigentlich wäre ihm das egal gewesen, aber seine Mutter bestand darauf, dass er in jedem Falle zuerst seine Schule ordentlich beenden sollte, ehe er sich um seine Arbeit kümmerte. Daher musste er sich an diesen Tagen immer sehr beeilen um wenigstens nicht all zu spät zu kommen. Das ganze war eigentlich nur ein kleiner Nebenjob, aber er wollte ihn nicht hinschmeißen, da seine Familie momentan allein mit dem Verdienst seiner Mutter zu knapp bei Kasse war, als dass sie hätten alle Rechnungen zahlen können. Davon abgesehen war die Arbeit auch nicht schwer. Alles in allem räumte er lediglich Regale ein, schleppte neue Waren ins Lagerhaus und lieferte an verschiedene Großkunden aus. Seit zwei Jahren hatte Naoru schon seinen Führerschein, ein Auto hatte er sich jedoch mit seinem mageren Verdienst nicht leisten können. Trotzdem kam er ihm zu Gute, wenn er wieder mal irgendwelche Lieferungen ausfahren sollte. Auf der Arbeit war er zu beschäftigt für irgendwelche überflüssigen Gedanken. Nicht dass sie besonders körperlich anstrengend gewesen wäre, damit hatte er in der Regel kein Problem, im Gegenteil, das regelmäßige Schleppen all dieser Getränkekästen war lediglich zusätzliches Training für seine Arme und hielt ihn wenigstens etwas auf Trab. Allerdings war an diesem Tag so viel zu tun, dass er einfach nicht zum Denken kam.

Seine letzte Lieferung an diesem Abend – es war schon gegen Mitternacht – ging an einen Club in der Innenstadt, den er nur zu gut kannte. Das Modoki [© CLAMP. Geborgt.] war nicht nur einer der besserzahlenden Stammkunden der Kette für die Naoru arbeitete, er kannte auch einige der Mitarbeiter dort schon etwas länger. Er stieg aus und nahm wie immer den Hintereingang, während er eine Kiste Cola ins Lager des Ladens schleppte. Nachdem er diese und einige andere Getränke abgestellt hatte, wischte er sich kurz über die Stirn und betrat danach den eigentlichen Ladenbereich. Sofort schlug ihm eine Welle schlechter Luft und lauter Musik entgegen. Sich durch die Menge tanzender und angetrunkener Jugendlicher kämpfend erreichte er irgendwann die Bar, hinter der er wie erwartet Summer vorfand. Die Brünette erkannte ihn sofort und winkte ihm enthusiastisch zu, als sie ihn entdeckte. „Naoru!~ Du mal wieder. Könntest dich ruhig öfter sehen lassen!“, strahlte sie ihm entgegen, während sie irgendeinem Kunden vor ihr beiläufig einen Cocktail in die Hand drückte. Naoru kannte Summer seit er etwa sechzehn Jahre alt gewesen war. Sie waren ein Jahr lang in die gleiche Klasse gegangen und hatten sich dort einigermaßen angefreundet. Ihre Wege hatten sich ziemlich bald getrennt, da Naoru wieder mal umgezogen war und Summer schon bald danach die Schule geschmissen hatte. Inzwischen war sie Kellnerin im Modoki, da eine Vielzahl Berufe, die sie zu erlernen versucht hatte sich wohl doch nicht als das Wahre entpuppt hatten. Vor einem Jahr hatte Naoru angefangen für den Getränkehandel zu jobben, in dem er jetzt tätig war. Dadurch waren sie sich wiederbegegnet und nun gewissermaßen alte Bekannte. „Die Lieferung ist hinten. Kannst ja gleich mal wen die Ware überprüfen schicken.“, erklärte Naoru und ließ sich erschöpft auf einen der Barhocker fallen. „Klasse. Ich lass das Geld dann gleich Morgen überweisen. Langer Tag gewesen? Willste was trinken?“, fragte sie breit grinsend und bekam ein dankendes Nicken von Naoru zur Antwort. „Was darf ’s denn sein? Slush Puppy? Pina? Wodka auf Eis?“ „O-saft. Muss noch fahren.“, schmunzelte der Schwarzhaarige nur. „Schon klar. Und wie läuft ’s so bei dir?“, fragte die Brünette mit den stechendgrünen Augen interessiert, während sie einige Gläser für irgendwelche Gäste füllte und nebenbei Naoru sein Glas Orangensaft vor die Nase stellte. „Na ja, es geht so. In letzter Zeit ist irgendwie alles so...seltsam.“, antwortete Naoru ihr und zündete sich seufzend eine Zigarette an. „Seltsam? Inwiefern denn?“ Das Mädchen wand sich fragend von den Gläsern ab und musterte nun ihr schwarzhaariges Gegenüber verwirrt. „Also da ist dieser Junge...“ „Oha~!“, grinste Summer breit und wissend. „Ach, Summer! So mein ich das nicht... Ist ’n bisschen kompliziert...Ich erklär ’s dir irgendwann mal... “, grummelte Naoru lediglich und wuschelte sich paffend, nun selbst ein wenig verwirrt, durchs Haar. Die ganze Sache bereitete ihm wirklich mehr Kopfschmerzen als ihm lieb war. „Versteh schon, Nao. Versteh schon.“, grinste Summer indessen unbeirrt weiter und schenkte ihre Aufmerksamkeit wieder ihren Bestellungen. Naoru warf inzwischen einen Blick in die bunte Menge hinter sich. Eigentlich hasste er solch überfüllte Orte. Der Lärm, die Leute, der Sauerstoffmangel... Dies war einfach nicht Naorus Welt. Gerade wollte er sich wieder Summer zuwenden um sich zu verabschieden, da entdeckte er ein ihm bekanntes Gesicht in der Menschenmenge, das seinen Blick zurückschnellen ließ. ‚Ki- was zur Hölle?’, schoss es ihm durch den Kopf und ehe er sich versah war er von seinem Platz aufgesprungen.
 

Kizu war nur wenige Meter entfernt auf der Tanzfläche mit einem weitaus älteren Mann beschäftigt. Der kleinere Schwarzhaarige hatte seine Arme um den rund Vierzigjährigen geschlungen und schien angeregt mit ihm über irgendetwas zu diskutieren. Naoru, dem bei diesem Anblick aus ihm unbekannten Gründen die Röte ins Gesicht stieg, war sich völlig im Klaren darüber, dass ihn die Sache wieder mal rein gar nichts anging, entschied sich aber nichtsdestotrotz auf die Beiden zu zu gehen. Er wusste nicht einmal, was er sagen wollte, wenn er erst einmal auf sich aufmerksam gemacht hatte, hatte aber dennoch das Gefühl, den Jungen, der ihm jetzt schon seit zwei Tagen im Kopf herumgeisterte, endlich ansprechen zu müssen. Gerade war er in Hörweite und wollte sich zu Wort melden, da Kizu ihn scheinbar noch nicht bemerkt hatte, da begann eben dieser bereits zu reden, allerdings an den Mann in seinen Armen gerichtet: „Also hör mal, Alter! Für weniger als fünfzig Mäuse mach ich’s dir bestimmt nicht!“ Der Satz ließ Naoru augenblicklich innehalten. Hatte er sich verhört? „Komm schon~“, bat der Ältere und machte sich an Kizus Hals zu schaffen. „Vergiss es.“, erklärte dieser, bedacht darauf das unbeholfene Knabbern an seinem Hals zu ignorieren. Naoru war sich nicht sicher, aber er meinte so etwas wie Ekel auf dem Antlitz des Schwarzhaarigen erkennen zu können. „Vierzig!“, sagte der Mann und ließ von seinem Hals ab. „Ich sagte fünfzig!“, grummelte Kizu und wand bei dem Versuch des Mannes Kizus Lippen für sich zu beanspruchen angewidert den Kopf zur Seite. „Und küssen kostet extra!“, erklärte er bestimmt und versteifte sich leicht. Der Kerl allerdings versuchte es weiter woraufhin Kizu lediglich ein genervtes „Hey!“ ausstieß und sich weiter in seinen Armen wand. Dies war der Moment, in dem Naoru beschloss, dass es angebracht wäre einzugreifen. Statt irgendetwas zu sagen, ging er einfach auf die Beiden zu und zog die schlanke Figur Kizus an sich. Dieser stolperte rückwärts in die Arme Naorus, wo er ihn umschlungen hielt. Der Kleinere war so erschrocken über die plötzliche Einmischung, dass er gar nicht erst protestierte. „Hey, was soll der Scheiß?“, empörte sich dagegen der ältere Kerl. „Genau das wollte ich gerade fragen...“, knurrte Naoru und warf dem Typen einen Blick zu, der ihn dazu veranlasste fluchend das Weite zu suchen. Kizu war bis zu diesem Augenblick so baff gewesen, dass er kein Wort heraus gebracht hatte, aber nun da sich sein potentieller ‚Kunde’ verzog, kam er wieder zur Besinnung. „Hey! Hey, Warte!”, versuchte er dem Kerl nach zu rufen, jedoch vergeblich, da dieser schon längst in der Menge verschwunden war. „Na Klasse!“, rief Kizu genervt aus und riss seinen Arm von Naoru los. „Der Typ hätte bestimmt auch mehr als fünfzig gezahlt! Danke auch! Hast du mir jetzt genug das Geschäft versaut oder willst du – du.... “, Kizu brach jäh in seinem Fluchen ab, da er sich zu seinem Gegenüber umgedreht hatte um ihm in die Augen sehen zu können, während er sich beschwerte. Ein Fehler, denn wie er feststellte, handelte es sich um ein bekanntes Gesicht. „Du...“
 

Kizu wusste nicht genau wie, aber irgendwie waren er und der ihm eigentlich Fremde in einem, um diese Uhrzeit selbstverständlich wie leergefegten, Fastfoodrestaurant um die Ecke gelandet. Er lehnte auf seine verschränkten Arme gestützt auf einem der Tische und stopfte sich gelegentlich einige Fritten in den Mund, während er dem ebenfalls Schwarzhaarigen gegenüber saß. Die Situation war ihm mehr als unangenehm und umso unverständlicher war ihm, warum er sich überhaupt hatte mitschleifen lassen. „Das gerade eben wäre überhaupt nicht nötig gewesen... Ich wär schon alleine klargekommen.“, erklärte er nach einer Weile des Schweigens. Sein Gegenüber tat schon seit einiger Zeit nichts mehr als ihn nachdenklich und zugleich auf eine seltsame Art und Weise fasziniert durch ein Gewirr schwarzer Haarstränen anzublicken, während Kizu umso irritierter versuchte dem Blick des Anderen auszuweichen. Nichtsdestotrotz fiel ihm auf, dass der andere schon seit einigen Minuten nervös mit einem Strohhalm in seiner linken Hand spielte, als bräuchte er dringend eine Dosis Nikotin. Um die peinliche Stille zu durchbrechen wollte er sich dem anderen vorstellen: „Ich heiße übrigens...“ „Kizu. Schon gehört.“, unterbrach der Größere ihn und fuhr sich nachdenklich über seinen Dreitagebart. In Kizus Blick lag zunächst leichte Verwunderung, dann jedoch wandelte sich der Ausdruck seiner blauen Augen in etwas, was Bedauern ähnelte, während er hohl auflachte. „So Jemand wie ich spricht sich wohl schnell rum, was?“, fragte er und lächelte bitter auf eine Weise, die Naoru vorher noch nirgends gesehen hatte. Einen Moment sagte er nichts. Dann rang er sich doch dazu durch Kizu auf das soeben geschehene anzusprechen: „Den Kerl eben...kanntest du nicht, oder?“, tastete Naoru sich vorsichtig heran. Als Antwort erhielt er ein Kopfschütteln „Nicht wirklich.“, erwiderte Kizu ein wenig bedrückt. Vor genau dieser Diskussion hatte er sich gefürchtet. „Machst du so was öfter?“, wollte Naoru wissen und wendete die Augen weiterhin nicht von dem etwa zwei Jahre jüngeren Jungen ab. Dieser nickte ohne den Blick zu heben. Naoru seinerseits seufzte. „Kizu… Warum gehst du anschaffen?“, platzte es schließlich aus ihm heraus. Der Angesprochene antwortete nicht und griff lediglich nach einer weiteren frittierten Kartoffelstange an der er einen Moment schweigend kaute, während er sich des fragenden Blickes des Anderen immer noch sehr deutlich bewusst war. „Ich will mich wirklich nicht in deine Angelegenheiten einmischen, weißt du? Ich würde dir jederzeit glauben, wenn du mir sagen würdest, dass du es schwer hast, aber nur wegen Geldsorgen oder so was oder wegen... was weiß ich? Weil du dich einsam fühlst vielleicht, solltest du wirklich nicht-“, setzte Naoru gerade an, da wurde er von Kizu unterbrochen, der mit einem Mal den Kopf hob und Naoru ein wenig wütend in die Augen blickte. „Das ist es nicht...“, murmelte er. Naoru, der nicht ganz verstand, erwiderte ein „Was?“, woraufhin Kizu wiederholte: „Das ist es nicht. Das ist nicht der Grund warum ich...warum ich das tue. Ich bin nicht ‚einsam’ ich hab einen Freund und ...“ „Einen Freund? So? Und was hält der davon? Sag mir nicht der hat damit kein Problem!“, erklärte Naoru ernst, woraufhin Kizu die Röte ins Gesicht stieg und er den Blick erneut abwand. Den verletzten Ausdruck in seinen Kristallaugen konnte er dadurch allerdings nicht verbergen. „Tut mir Leid. Ich kann darüber wirklich nicht urteilen. Aber du musst doch einsehen, dass es nicht besonders klug ist, was du da tust?“, erklärte Naoru vorsichtig und beugte sich weiter zu Kizu rüber um ihn dazu zu bringen in seine Augen zu blicken. Kizu bemühte sich relativ vergeblich weg zu schauen, schaffte es aber nicht und hing ehe er sich versah an den grünen Augen seines Gegenübers, die ihn kritisch musterten. Schließlich ließ sich Naoru erschöpft zurück fallen und strich sich irritiert durchs Haar als würde er sich über sich selbst ärgern. Kizu beobachtete dies einen Moment verdutzt, dann begann erneut der Größere von beiden zu sprechen. „Ist…das alles der Grund…der Grund dafür?“, hakte er stockend nach und deutete auf das unter einigen Armbändern versteckte, bandagierte Handgelenk Kizus. Dieser versteifte sich augenblicklich. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass er schon die ganze Zeit instinktiv die Verbände an seinem Arm tiefer zog um ja alles zu verdecken. Naoru sah ihn schuldbewusst und dennoch fragend an. Kizu seinerseits ließ schnell seine Hände in seinen Schoß und somit aus Naorus Blickfeld sinken und erwiderte auf die Frage des anderen lediglich ein gemurmeltes „Könntest du das Ganze bitte für dich behalten?“. Naoru registrierte, dass der andere leicht zitterte. Vielleicht fürchtete er sich vor den Reaktionen seiner Mitschüler, wenn diese beiden Geheimnisse herauskämen. Naoru nickte stumm. Er hatte nicht vorgehabt es Kizu noch schwerer zu machen. Für einen Moment sagte keiner von Beiden etwas, dann warf Kizu zufällig einen Blick auf eine Uhr, die an der Wand des Lokals hing und sprang vor Schreck auf. „Drei Uhr schon! Ich bin immer vor drei zurück! Sakito wird mich umbringen!“, murmelte Kizu ganz zerstreut und packte sich die Jeansjacke mit der er gekommen war. „Danke fürs Essen. Und... Überhaupt noch mal....Danke. Wir sehn uns bestimmt mal in der Schule!“, erklärte er und sah bei seinem zweiten ‚Danke’ wirklich so aus als würde er meinen, was er sagte. Ehe Kizu jedoch ganz aus der Türe des Restaurants verschwunden war drehte er sich noch einmal um. „Hätt ich fast vergessen! Wie ist eigentlich dein Name?“, fragte er breit lächelnd. Der Ältere staunte kurz über diesen plötzlichen Stimmungsumschwung, dann antwortete er schließlich. „Naoru.“, erklärte er und schenkte auch seinerseits Kizuato ein breites Lächeln. „Naoru.“, wiederholte Kizu grinsend und nickte ihm zu. Gleich darauf war er aus dem Laden verschwunden und ließ einen seufzenden schwarzen Strubbelkopf zurück. Er brauchte dringend eine Zigarette.



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