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Like a Deathwish

von

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Minor thoughts

Irgendwo zwischen den vielen tausend Menschen, konnte er es ausmachen. Das große rote Gebäude, im Zentrum Ōsakas. Es schien fast so, als ob es leer stand. Aber Aie wusste es besser. Hier würde nun endgültig geklärt werden, was aus seiner Zukunft werden würde. Er hatte keinerlei Bedenken. Alles würde gut gehen und sie würden auch den letzten Vertrag, der nötig war, aufsetzen, um damit eine neue Band ins Leben zu rufen. Sie würde alles was er bisher begonnen hatte in einem tiefen, grauen Schatten erscheinen lassen. Seine bisherige Karriere war bedeutungslos gegenüber dem Kommenden. Ein leichtes Grinsen spielte um seine Lippen.
 

Sein Begleiter rieb sich die Hände. Eben noch hatten sie in dem Caffee gesessen. Das kleine Stück bis ins Stadt Innere waren sie gelaufen. Die Kleidung des Anderen war noch immer so makellos weiß, wie seine Schuhe. Es war ein fast schon unheimlicher Gedanke, dass nichts, aber auch absolut gar nichts dazu in der Lage war dieses Weiß zu verunreinigen. In gewisser Weise, dachte Aie, dass es den Charakter seines Begleiters wohl in irgendeiner Form wiederspiegeln musste. 'Mako hat ja auch immer Schwarz getragen' schoss es ihm durch den Kopf. Es war ein reines Weiß. 'So müssen Engelsflügel aussehen.' dachte Aie, denn sie waren ebenso rein und unschuldig, wie dieser Mann, der neben ihm stand. Zögernd ergriff er die Hand seines Nachbarn, bevor er einen kurzen Blick auf ihn warf, um sich davon zu überzeugen, dass dieser die Berührung registriert hatte. Er lächelte verlegen, als er feststellte, dass dies tatsächlich der Fall war.
 

Und schon wieder quälten ihn die Alpträume. Warum konnten sie ihn nicht eine Nacht in Ruhe lassen? Dabei hatte der Sänger so sehr gehofft, im Schlaf alles vergessen zu können. Aber wie immer holte ihn sein Unterbewusstsein ein und trieb seine Spielchen mit ihm. Wieder wurden all die schmerzhaften Erinnerungen ins Leben und in sein Gedächtnis gerufen.

Da war sein Vater. Seine Mutter hing in einer dunklen Ecke des Zimmers an einem Seil an der Decke. Hatte sie sich selbst umgebracht? Er wusste es bis heute nicht. Sein Vater stand nur reglos da. In Wahrheit war er auf ihn losgegangen und hatte ihn geschlagen, aber in seinen Träumen starrte er nur. Mako war in diesem Moment gefangen. Der wohl grausamste Moment in seinem Leben und er würde niemals enden. Damals war alles viel zu schnell gegangen. Aber nun stand die Zeit still. Geister durchquerten das Zimmer. Sie griffen nach ihm und hinderten ihn am weglaufen. In diesem Moment erhob die Tote ihren Kopf und stammelte in einer unverständlichen Sprache Worte, die ihr kleiner Sohn selbst als Erwachsener nicht verstehen konnte. Ein einziges Kauderwelsch sprang von ihren Lippen. Ihre Worte wurden immer schneller, so dass es beinah schien, als wollten sie Mako erreichen. So als wollten sie ihm wehtun. In seinem Kopf wurde es immer lauter, sie spuckte die Worte regelrecht heraus. Immer lauter und immer schneller. Aber verstehen konnte er sie nicht, so eindringlich sie auch sprach. Gegen Ende schrie sie ihn fast an, aber er schauderte bloß und der einzige Gedanke den er noch klar erfassen konnte war die Frage nach dem Sinn des Traumes. Und mit dieser Frage erwachte er.
 

Schweiß gebadet lag er in seinem Bett. 'Verdammt, warum gerade jetzt?' Hatte er nicht Besseres zu tun, als über diesen Traum nachzudenken. 'Vielleicht einfach nur ein Kindheitstrauma' mit diesem Gedanken tat er es wieder einmal ab. Vergessen würde er es eh nicht. Jedenfalls war jetzt noch nicht der Zeitpunkt dafür gekommen. Er wusste, dass auch eines Tages dafür die Zeit reif wäre, aber nicht heute.
 

Blitzschnell war er aufgestanden. Alles in allem war das niemals ein Problem, wenn man gleich mit all seiner Kleidung zu Bett ging. Doch nun wollte er sich lieber erst einmal waschen und ein wenig frisch machen, bevor er sich daran machte einen wichtigen Anruf zu tätigen, der ihm vielleicht aus seinem Schlammassel helfen konnte. Auf der Heimfahrt war es ihm bewusst geworden. Er konnte noch eine ganz bestimmte Person anrufen, und diese Person würde ihm dann mit Sicherheit sagen können was zu tun war, wenn man sich rechtlich übergangen fühlte: Er hatte einen Anwalt! Nichts auf der Welt konnte ihn nun noch davon abhalten diese Waffe einzusetzen, er hatte schließlich nicht irgendeinen Anwalt.
 

Wenn sie aus dem Fenster schaute, war ihr als könnte sie sein Auto vorfahren sehen. Aber er würde nie zurückkehren. Erst gestern war sie bei ihm gewesen. Nach all den Jahren, in denen er sich nicht gemeldet hatte, war sie zu ihm zurückgekrochen gekommen. Sie kam sich so blöd vor. Aber ihr Herz schrie nach ihm. In ihrem Kopf spielten sich all die Szenen immer wieder von neuem ab, und immer wieder waren all diese Erinnerungen verbunden mit all den Gefühlen, die sie nie geglaubt hätte jemals wieder empfinden zu können. Sie spürte nach all der Zeit noch immer seine Gegenwart, als würde er just in diesem Moment neben ihr stehen. Noch nie hatte sie sich bei jemandem so wohl gefühlt. Dummerweise war das alles jetzt egal, denn es war vorbei.
 

Sie strich sich vorsichtig eine Strähne aus dem Gesicht. 'Wenn er doch nur hier wäre.' sie seufzte. Und noch einmal verlor sie sich in eine Traumwelt, die außer ihr niemand zu betreten im Stande war. Wie sollte sie jemals die Tür schließen können ? Wie sollte es ihr gelingen diesen unglaublichen Menschen zu vergessen ? Doch in diesem Moment kam ihr wie immer die Erkenntnis das es unmöglich war. Sie schüttelte sich kurz und kehrte so in die Realität zurück. 'Am besten ich mache mir erst mal einen Tee.' Ihre Gedanken waren völlig durcheinander. Was sie jetzt brauchte war wohl am ehesten Gesellschaft. 'Mako ... ' dachte sie nur. Aber es ergab keine Sinn. Wann würde sie sich damit abfinden ?
 

Sie drehte sich um und lief quer durch den Flur in ihre Küche. Erst vor kurzem hatte sie hier einiges verändert. Es erleichterte sie etwas, als sie den kleinen Funken von Entschlusskraft spürte, der damit einherging. Am Fenster standen jetzt einige neue Blumen. Der alte Kalender vom letzten Jahr war verschwunden. 'Mako mochte die Blumen nicht besonders. Er würde es nicht mögen.' Wieder spürte sie die Verzweiflung. Er hatte neben ihr gestanden, als sie gerade im Kühlschrank nach dem Essengesucht hatte und hatte ihr erklärt, das er niemals Blumen in seiner Wohnung stehen hatte. Sie hatte niemals nach dem Grund gefragt, sondern hatte es für richtig gehalten, das Ganze mit einem Schweigen zu quittieren. Auch Mako hatte meist nur schweigsam zugehört. Auch an diesem Tag, als sie das letzte Mal gemeinsam gefrühstückt hatten, hatte er nur da gesessen und schweigsam aus dem Fenster gestarrt. 'Was war bloß an diesem Tag anders gewesen, als an all den anderen?' Und erneut wurde sie von all diesen Gedanken überrannt. Wann würde das nur enden. Wenn sie ihn nicht mehr liebte ? Aber war das denn möglich ? Konnte sie denn irgendwann noch einmal richtig glücklich sein ?

Ihre Gedanken begruben sie. Es war als läge sie in einem Loch und jeden Tag schüttete jemand ein kleines Häufchen Erde mehr auf sie. Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, alles was sie begann, um sich abzulenken, wie jeder dem sie sich anvertraute ihr riet, ging in einem erneuten Schwall von Gedanken und Gefühlen unter. Alles erinnerte sie an ihre gemeinsame Vergangenheit und ebenso hätte all das ein gemeinsamer Teil ihrer Zukunft sein können. Aber diese Zukunft gab es nicht. Tränen liefen ihr die Wange herunter.
 

'Mmh ...' Mako stand vor seinem Telefon. Nicht eine einzige Nachricht. 'Langsam fühle ich mich einsam ... ' dachte er mit einem Hauch von Ironie und musste bei diesem Gedanken lächeln. 'Na gut ... war ja irgendwie schon immer so gewesen.' damit ließ er es bewenden. Noch ein letztes Mal atmete er tief durch 'das ist ja wie als Teenager, kurz bevor man seine Angebetete anruft, um ihr ein Liebesgeständnis zu machen.' Gut das Mako diese Phase in seinem Leben übersprungen hatte. 'So ein Blödsinn' mit diesem Gedanken ergriff er das Telephon. Es würde schon alles gut laufen.
 

Als er dem Anwalt alles erklärt hatte entstand eine sehr lange, unangenehme Pause. Mako ahnte das Schlimmste. 'Rede doch endlich ...' er wurde immer unruhiger. "Entschuldige Mako-san. Ich habe eben noch schnell geschaut wer diesen Monat Tabellenführer ist ... sprich ruhig weiter. Wo waren wir ? Die Band ... ja ? Was war mit der Band ?" Der Sänger musste sich setzen. 'Nimmt mich hier keiner wirklich ernst ?' er schluckte. Das beruhigende an der Sache war, dass genau dieser Charakterzug diesen Anwalt zu etwas Besonderem machte. Warum war Mako allerdings völlig unklar. Konnte er damit die Richter so dermaßen verwirren, dass ihm im Endeffekt jeder einfach zustimmte, vielleicht einfach, um ihn loszuwerden ? Doch er musste es nicht verstehen. Es reichte völlig wenn er gewann. Und somit begann er seine Ausführungen ein zweites Mal.
 

"Haben sie das alles verstanden Minamoto-san ?" fragte er vorsichtshalber, um festzustellen, ob sein rettender Gehilfe noch den Telefonhörer in der Hand hielt, oder schon wieder damit beschäftigt war, im Internet zu surfen oder seine Blumen zu gießen. "Ja ja ..." kam das leichte Murmeln von der anderen Seite des Hörers. "Hör mal Mako ... ich halte ja doch sehr viel von deiner Meinung ... findest du ich sollte mein Bad eher rot-orange fließen ? Oder soll ich lieber die weißen mit dem hellblauen Muster darauf nehmen ? Schau mal auf meine Homepage ... da siehst du sie beide ... ich habe eine Umfrage gestartet. Weißt du, das ist eine Frage von elementarer Bedeutung." Mako rollte mit den Augen. "Nimm die weißen ..." genervt drehte er den Kopf vom Hörer weg. 'Ob ich heut noch fertig werde?' "Du hast sie dir doch gar nicht richtig angeschaut." protestierte der erfahrene Anwalt Minamoto am anderen Ende. Mako knallte seinen Kopf gegen die nächst beste Wand. Wollte er sich das jetzt wirklich antun ? Die Antwort wollte ihm irgendwie nicht gefallen.
 

Weinend kniete sie auf dem mit gelb weißen Fließen ausgelegtem Küchenboden. So konnte es nicht weitergehen. Schon wieder war sie in einer Woge von Gefühlen zum Stürzen gekommen. Das war weniger die Realität, als vielmehr ein nicht enden wollender Alptraum. Sie klammerte sich an den weißen, aus Holz bestehendem Schrank. Ihre Gefühle überrannten sie. Dabei nahm sie sich jeden Morgen vor, nicht mehr unter der Last zu brechen. Und irgendwann gab sie dann doch jedes Mal nach. Nachdenklich starrte sie aus dem Fenster. In ihrer Fantasie hörte sie seine leisen, bedachten Schritte hinter ihr. Sie war für diesen kurzen Moment, den sie zusammen erlebt hatten nicht mehr allein gewesen. Und nun fühlte sie sich zu schwach, um mit dieser Einsamkeit, in der wir alle geboren werden und auch sterben, weiterzuleben.
 

Noch während Mako dem Geschwafel seines Top Anwaltes lauschte, ob er denn rote oder grüne Vorhänge wählen sollte, blinkte ein kleiner roter Knopf auf seinem Anrufbeantworter. Das war seine Rettung! "Äh ... Minamoto-san ? Ich glaube wir müssen für heute Schluss machen. Lass uns später weitersprechen. Ich habe gerade noch einen Anruf in der Leitung." "Och Mako-chan ... was wird aus meiner Küche ?" Der Sänger hasste es wenn er das tat. Diese Bezeichnung passte ihm jetzt gar nicht. Er hatte sie schon ewig nicht mehr gehört und sie bedeutete definitiv nichts Gutes. Aber er musste raus aus diesem Gespräch, für ein paar Minuten weg von diesem Menschen, der ihn allen ernstes noch immer mit "chan" betitelte. 'Das war ein Schlag unter die Gürtellinie.' Aber damit musste er kurzfristig vorlieb nehmen. "Tut mir leid mein Freund ... " Mako versuchte freundlich zu klingen und schmiss voller Freude den Telefonhörer auf den Apparat. 'So ... endlich Ruhe!" dachte er mit einer gewissen inneren Befriedigung. 'Dieser Bastard hat mich für heute zum letzten Mal mit seiner Einrichtung belästigt. Verdammt soll er sein, wenn er mich das nächste Mal fragt wie er sein Kind nennen soll. Auf das dieser Mensch niemals ein so unschuldiges Wesen in die Welt setzten möge." Gebetsartig schaute der Sänger zur Decke und dankte dem lieben Gott noch einmal für diesen Anruf. Jedoch sollte sich seine Meinung darüber bald schlagartig ändern.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2007-11-09T13:14:05+00:00 09.11.2007 14:14
Ich bin ehrlich überwältigt von deinem Schreibstil. Die Art und Weise wie du zwischen den 2 Szenen hin- und herwechselst ist echt klasse.
Ich muss meinen Vorgängern aber Recht geben. Der arme Mako muss echt ganz schön was durchmachen...
Ich freu mich schon wahnsinnig auf die Fortsetzung!!! Hab echt schon lang nich mehr so was Gutes gelesen. *dich mit Lob überhäuf ^^*
Mach weiter so =)
Von: abgemeldet
2007-10-31T19:26:50+00:00 31.10.2007 20:26
...Oxo hui hui...oh mann...*für-dein-stil-fahne-schwenk*

...Mako ist echt arm dran...lass den armen Mann doch net so leidenT.T...und Telefone sind die Pest...>x< *wissen-will*

Schreib schnell weiter*.*v

*kaum-erwarten-kann*

Von:  Onkel_Hara
2007-10-20T09:38:13+00:00 20.10.2007 11:38
der anwalt is echt klasse XD
armer mako....
schreib weiter ich will wissen wer ihn da anruft, und was aie jetzt macht!


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