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Tanz aus der Reihe

Eine Naruto-OS-Sammlung
von

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Teufelskreis

Es mochte vielleicht nicht den Anschein haben, aber eigentlich hatte Uchiha Sasuke Stille schon immer gehasst. Damals, als seine Welt noch in Ordnung gewesen war, da hätte er sich gern mit anderen Kindern getroffen und mit ihnen gespielt. Allerdings war ihm nicht entgangen, dass man ihn stets gesondert behandelt hatte, ob man ihm nun mit Ehrfurcht oder Misstrauen begegnete, war dabei einerlei. Er hatte sich unwohl gefühlt und deshalb niemals den Mund aufgemacht, um seine Wünsche zu äußern. Still hatte er in der ersten Reihe gesessen und sich darauf versteift, der Beste zu sein.

Er hatte die Stille im Hause Uchiha nicht gemocht, wenn sie beim Essen zusammen gesessen hatten und sein Vater diese lediglich gebrochen hatte, um Itachi nach seinen Fortschritten zu fragen. Er selbst war dabei immer außen vor gelassen worden.

Jedes Mal, wenn er sich abends in Itachis Bett geschlichen hatte, um auf ihn zu warten, hatte ihm die Stille Angst gemacht und er hatte sich so sehr nach seinem großen Bruder gesehnt – er war selten vor Sonnenaufgang zurück gewesen.

Sasuke hatte nach dem Mord an seinem gesamten Clan in stiller Einsamkeit geweint und einen Entschluss gefasst, der sein ganzes Leben bestimmt hatte.

Wie oft hatte er Naruto und Sakura für ihre ausgelassene Art sowohl verflucht als auch beneidet? Und wie quälend langsam waren die furchtbaren Jahre bei Orochimaru vergangen, die er ebenfalls zumeist in stiller Einsamkeit verbracht hatte? Zumindest dann, wenn die Schlange ihn zufriedengelassen hatte.

Und wie weh hatte die Erkenntnis getan, dass sein ganzer Hass auf Itachi vollkommen ungerechtfertigt war? Sasuke hatte schreien, toben, töten wollen…doch er hatte nicht gewusst, gegen wen er seinen unbändigen Zorn hatte richten sollen.

Nun, nachdem Uchiha Madara tot war, hätte er sich befriedigt fühlen sollen, doch dem war nicht so. Stattdessen saß er in diesem Loch, das einmal sein Zuhause gewesen war, fest und wusste nichts mit sich anzufangen.

Missionen waren fürs Erste gestrichen, er stand unter Beobachtung und er konnte es nicht einmal über sich bringen, Itachi zu besuchen, um endlich mit ihm zu reden. Aber was hätte er auch sagen sollen? Er fühlte sich allein gelassener denn je, konnte seine Gefühle nicht zuordnen, wusste nicht, wie er reagieren würde, wenn sie sich tatsächlich gegenüberstanden. Itachi hatte ihn beschützen wollen…aber er hatte auch ihre Eltern auf dem Gewissen. Er hatte über seinen Kopf hinweg entschieden und ihn einen schmerzhaften Weg gehen lassen, der ihn alles gekostet hatte. Seine Heimat, seine Freunde…sein Leben.
 

Sasuke öffnete die Augen einen Spalt breit und schaute ausdruckslos in die Dunkelheit, während er in seinem alten Zimmer in seinem Bett lag. Schon wieder diese verfluchte Stille, die seine Gedanken nicht ruhen lassen wollte. Jedoch wusste er, dass er auch keine anderen Menschen in seiner Nähe ertragen konnte und das machte seinen Zustand zum Teufelskreis.

Von seinem selbst gegründeten Team Taka war nichts mehr übrig, denn Juugo war im Krieg gefallen und Suigetsu mit Karin verschwunden. Vermutlich hätte Sasuke darüber froh sein sollen, denn nachdem er Karin gewissenlos hatte opfern wollen, war ihm diese sicher nicht mehr so freundlich gesinnt. Nein, er hatte wirklich keine Lust, sich mit den beiden auseinandersetzen zu müssen.

Naruto und Sakura sowie Kakashi reichten ihm voll und ganz, leider konnte er deren Nähe nicht meiden. Sasuke drehte sich auf den Rücken, starrte nun an die Decke und fragte sich, wer ihn heute wieder besuchen kommen würde. Kakashis Besuche waren seit einiger Zeit seltener geworden, dafür kam Sakura öfter und es überraschte ihn, wie ruhig sie in seiner Gegenwart war. Damals hatte sie ihm ständig mit albernem Zeug in den Ohren gelegen, heute bemühte sie sich um Verständnis.

Tse…als ob sie ihn jemals würde verstehen können.

Er stieß sich mit einem Ruck von Bett ab, richtete sich auf und tastete sich in der Finsternis zur Tür vor. Vielleicht würde ihm eine heiße Dusche etwas Entspannung verschaffen und seinen schmerzenden Kopf ein wenig entlasten.
 

Als Sasuke geduscht und mit neuer Kleidung aus dem Bad kam, hörte er bereits Geräusche aus der Küche und es verstimmte ihn, dass man schon wieder ungefragt in seine Privatsphäre eindrang. Nicht mal ein Zuhause, in dem er ungestört war, ließ man ihm…wobei Zuhause wohl definitiv das falsche Wort war. Es war viel mehr sein Gefängnis und das Mädchen in der Küche war seine Wärterin.

„Sakura.“

Die Angesprochene zuckte leicht zusammen und beinahe wären ihr die Box aus der Hand gefallen. Sasuke warf beiläufig einen Blick auf die Uhr, stellte fest, dass es schon Mittag war und er wieder einen halben Tag verschlafen hatte. Sakura schenkte ihm ein halbherziges Lächeln und ihm entgingen die dunklen Ringe unter ihren grünen Augen keineswegs. Schlief sie etwa auch so schlecht wie er? Sei es drum, das konnte ihm egal sein.

„Ich habe Onigiri gemacht, Sasuke-kun.“

Selbst ihre Stimme hatte an Elan verloren, auch wenn sie ihm gerade selbstgemachtes Essen andrehte. Das tat sie oft und der Teufel wusste, wer ihr gesagt hatte, dass er Onigiri besonders gern mochte.

„Hm.“

Weder bedankte er sich für ihre Mühe, noch zeigte er in einer Geste, dass er das zu schätzen wusste. Es hatte keine Bedeutung für ihn, seinetwegen hätte sie auch ganz wegbleiben können. Teufelskreis, die Stille verabscheute er, aber die Menschen konnte er auch nicht ertragen.

„Naruto-kun wird es heute leider nicht schaffen. Er hat wieder eine Mission, aber ich soll dich grüßen.“

Sasuke zuckte nur mit den Schultern, setzte sich gleichmütig auf einen der freien Stühle und sah zu, wie sie die Einkäufe in die Schränke räumte. Wer glaubte sie eigentlich, wer sie war? Er brauchte keine Ersatzmutter und er brauchte sie nicht. Sie und ihre alberne Liebe. Liebe barg stets ein Risiko mit sich und dieses würde er niemals wieder eingehen, wenn es sich vermeiden ließ.
 

„Kakashi-sensei verbringt übrigens viel Zeit mit Itachi-san…wenn dich das interessiert.“

Sasuke ließ mit keiner Regung erkennen, ob dies der Fall war, doch innerlich brodelte es in ihm. Allein seinen Namen zu erwähnen, verursachte Sasuke Magenschmerzen und er wusste nicht, ob er weiter zuhören sollte oder ihr befehlen sollte zu schweigen. Da er dies nicht tat, setzte sich Sakura ihm gegenüber und sprach weiter. Er erwiderte ihren Blick nicht, aber er spürte ihn auf sich ruhen.

„Er hat Ibiki-sans Posten übernommen, weil der nichts aus ihm rausbekommen hat.“

Das bedeutete zumindest, dass man seinen Bruder nicht folterte, andernfalls hätte es keinen Grund gegeben, Ibiki durch Kakashi zu ersetzen. Ersterer war schließlich auf Folter spezialisiert, auch wenn Sasuke darauf gewettet hätte, dass Itachi eisern genug gewesen wäre, selbst dann den Mund zu halten, wenn er es für nötig gehalten hätte.

„Kakashi-san erwähnte…dass er nach dir gefragt hat, Sasuke-kun.“

Nur zögerlich waren dem Mädchen diese Worte über die Lippen gekommen und Sasuke erstarrte kurz. Dann aber ließ er die angespannten Schultern wieder sinken, lächelte bitter vor sich hin.

„Ach ja?“, erwiderte er tonlos und betrachtete die Kerben in der hölzernen Tischplatte.

„Ich…ich habe noch einmal mit Tsunade-sama gesprochen und sie hat gesagt, dass du deinen…dass du Itachi-san jetzt besuchen darfst…also, wenn du das willst“, sprudelte es aus der Kunoichi heraus und als Sasuke aufschaute, leuchteten ihre Wangen in einem unverkennbaren Rotton.

Er schnaubte abwertend und sie sah ihn irritiert an.

„Und wer hat behauptet, dass ich das überhaupt will?“

Sakura schien es für einen Moment die Sprache zu verschlagen, doch sie fasste sich schnell wieder.

„Nun…du bist die ersten Wochen…ab und zu im Krankenhaus gewesen. Ich nahm an, du würdest ihn gern sehen wollen…immerhin seid ihr doch Brüder und-“

„Mein Bruder hat unsere Familie auf dem Gewissen!“, zischte er zurück und Sakura presste die Lippen fest aufeinander. „Und dieses verdammte Dorf ist an allem schuld! Du hast keine Ahnung, was ich will oder wie ich mich fühle, also misch dich verdammt noch mal nicht ein!“

Am Ende des Satzes hatte er die Faust auf den Tisch geschlagen und seine ehemalige Teamkameradin zuckte merklich zusammen. Sasuke ahnte, dass sie kurz vorm Weinen stand, denn ihre Augen glitzerten bereits verdächtig, doch sie beherrschte sich. Wortlos stand sie auf und stellte sich ans Spülbecken, um dieses mit heißem Wasser zu füllen, um das wenige Geschirr zu spülen. Sie hatte nicht vor zu gehen, auch wenn er sie schon wieder verletzt hatte. Warum tat sie das für ihn? Es bereitete ihm Kopfzerbrechen und am liebsten hätte er sie hinausgeworfen…doch irgendetwas hinderte ihn daran. Vielleicht weil sie so erbärmlich wirkte, wie sie versuchte, stark zu sein und seine Gemeinheiten mit Fassung zu ertragen. Er benahm sich widerlich ihr gegenüber, das wusste er, und trotzdem blieb sie bei ihm, bemühte sich um ihn. Für ihn nahm sie es in Kauf, verletzt zu werden und wie gerade jetzt mit bebenden Schultern vor der Spüle zu stehen. Er verstand sie nicht.
 

Sasuke schrak aus seinen Gedanken, als ein lautes Scheppern ertönte und Sakura keuchte hörbar auf. Ein Teller war ihr aus den Händen gefallen und er beobachtete, wie sie sich zu den Scherben kniete und diese aufzusammeln versuchte. Ihre rosa Haare fielen ihr dabei ins Gesicht, verdeckten den Ausdruck darin und ihm wurde unbehaglich zumute. Schweigend sah er zu, wie sie fortfuhr die Scherben aufzuheben und sich dabei mehr als einmal in den Finger schnitt. Blut benetzte den Küchenboden und Sasuke wurde unruhig, konnte schließlich nicht mehr einfach nur da sitzen.

„Lass sie liegen“, meinte er belanglos, doch zu seinem Unmut reagierte sie nicht.

Weitere rote Tropfen folgten und Sasuke erhob sich von seinem Stuhl, ging auf sie zu. Ohne zu zögern griff er nach ihrem Handgelenk und hielt es fest.

„Hast du nicht gehört? Du sollst das liegen l-“

Er unterbrach sich selbst, als ein trockenes Schluchzen vernahm und gleichzeitig das Zittern ihrer verletzten Hand bemerkte. Tränen rannen ihre Wangen hinab und vermischten sich mit dem Blut auf dem Boden. Sasuke konnte sie einen Moment lang nur anstarren, nicht wissend, was er nun tun sollte, damit sie das unterließ. Ihre Reaktion überforderte ihn, ließ ihn nicht mehr so unberührt, wie es vor ein paar Jahren noch gewesen war, als sie ihm nachgelaufen war. Sasuke schluckte den Kloß in seinem Hals herunter, rief sich zur Vernunft. Solange man alles rational betrachtete, gab es auch eine Lösung.

„Komm!“, murrte er und dieses Mal gehorchte sie sofort.

Im Bad wusch er ihr das Blut von der rechten Hand, ignorierte dabei ihr schmerzverzerrtes Gesicht, wenigstens gab sie keinen Laut von sich. Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie sie sich peinlich berührt die Tränen mit der Linken wegwischte. Ohne einen Kommentar trocknete er die verwundete Hand ab und klebte ein paar Pflaster auf die größeren Schnitte – so würde sich wenigstens nichts entzünden.

„Danke, Sasuke-kun“, hörte er sie murmeln, ging aber gar nicht erst darauf ein.

„Ich mach sauber. Was du tust, ist mir gleich“, erwiderte er stattdessen und ließ sie einfach im Bad stehen.

Was fiel ihr auch ein, sich absichtlich zu verletzen? Überdies war sie doch Medic-nin, die sollten doch Verantwortung tragen oder etwa nicht? Er schnaubte abfällig, holte dann eine Kehrschaufel und Besen, um die Scherben zu beseitigen.
 

Als er damit fertig war, kam Sakura gerade zurück in die Küche und zu Sasukes ungemeiner Erleichterung heulte sie auch nicht mehr. Die feuchten Ponyspitzen zeugten davon, dass sie sich wohl Wasser ins Gesicht geklatscht hatte, um die verräterischen Flecken loszuwerden. Die grünen Augen hatte sie auf den Boden geheftet, was deutlich machte, dass sie sich für ihren vorigen Ausbruch schämte. Sollte sie ruhig, immerhin hatte es gar keinen triftigen Grund dafür gegeben.

Er ignorierte sie, so wie er es oftmals tat und wollte an ihr vorbei in sein Zimmer gehen – der einzige Ort, an dem er in Ruhe gelassen wurde. Jedoch kam er gar nicht soweit.

„Warte, Sasuke-kun!“

Es lag nichts Bittendes in ihrer Stimme und vielleicht war das der Grund, warum Sasuke innehielt. Er stand mit dem Rücken zu ihr, halb im Flur und vermutlich war das auch besser so.

„Ich weiß, dass ich dir auf die Nerven gehe…das war ja schon immer so. Ich erwarte auch gar nichts von dir, wahrscheinlich bist du gar nicht fähig, irgendetwas anderes als Hass für jemanden aus Konoha zu empfinden.“

Sakura machte eine kurze Pause und Sasuke bezweifelte nicht, dass sie ihren ganzen Mut dafür aufbringen musste, um so mit ihm zu reden. Hatte er ihre rosa Seifenblase endlich zum Platzen gebracht?

„Aber das wird dich auf die Dauer nicht weiterbringen. Am Ende stehst du alleine da, weil du jeden Menschen, dem du etwas bedeutest, vergrault hast! Vielleicht bildest du dir ja ein, dass wir, Naruto-kun, Kakashi-sensei und ich, dir ewig hinterherrennen und versuchen, dich aus deiner Einsamkeit zu retten, aber wir sind auch nur Menschen! Und irgendwann sind auch wir erschöpft!“

Sasuke regte sich nicht, aber die Worte trafen einen empfindlichen Kern.

„Du hast Recht, ich kann nicht nachempfinden, wie du dich fühlst…aber ich bin mir trotzdem sicher, dass ich nicht zu feige wäre, meinen Bruder zu besuchen, um mir Antworten für sein Verhalten zu holen! Und…und ich wäre auch nicht…ich würde keinen Menschen abweisen, der sich solange um mich bemüht hat.“

Nun drehte sich Sasuke doch um, doch der eisige Ausdruck in seinen dunklen Augen konnte kaum mit Sakuras zornigem Blick mithalten. In der Tat, er war überrascht.

„Ich verdiene wenigstens deinen Respekt, Sasuke-kun!“, fauchte die Kunoichi schon fast, ehe sie an ihm vorbei zur Tür ging. „Aber das scheint dir ja schon zu viel zu sein!“

Das laute Zuschlagen der Tür machte ihm deutlich, dass er Sakuras Geduldsfaden zum Reißen gebracht hatte. Sie hatte lange durchgehalten, das musste er zugeben. Die Frage war nur, weshalb er sich mit einem Mal wirklich mies fühlte. Nur langsam wurde ihm klar, dass dies der Anflug eines schlechten Gewissens sein musste und er hasste es.
 

Auch für Uchiha Itachi war die Stille das Grausamste, das ihm momentan einfiel, was hauptsächlich an seiner Erblindung lag. Er befand sich immer noch im Krankenhaus von Konoha und vermutlich standen mindestens zwei ANBU vor seiner Tür. Seine Anhörung würde erst in ein paar Tagen sein und er hatte sich entschieden, sich zu verteidigen. Die Hokage war kein Unmensch, das hatte ihm auch Kakashi mehrmals versichert und er glaubte ihm und den Gerüchten um Tsunade. Nun, wo Danzou tot war, würde es niemanden geben, der ihm ernsthaft gefährlich werden konnte…ihm oder Sasuke. Die Akatsuki war zerschlagen, Madara vernichtet und lediglich das Misstrauen der Dorfbewohner war geblieben. Itachi war es gewohnt, mit Abneigung gestraft zu werden, von daher konnte er damit zurechtkommen.

Kakashis Anwesenheit linderte die Schmerzen seiner zerstörten Psyche etwas und sein Zuspruch tat das Übrige dazu. Sicher würde er irgendwie auf die Beine kommen, solange er nur wusste, woher er die Kraft dafür nehmen musste. Es war immer so gewesen, seine Existenz hatte darauf basiert und auch wenn Sasuke nichts mehr von ihm wissen wollte, würde er nicht kampflos aufgeben. Schließlich verließ sich jemand auf ihn, sorgte sich um ihn…ein seltenes, aber schönes Gefühl.

Der Einzige, der sich in den ganzen Jahren um ihn gekümmert hatte, war Kisame gewesen. Natürlich, sie waren Partner gewesen, aber die Zweckgemeinschaft hatte den Haimenschen nicht dazu verpflichtet, sich seiner anzunehmen. Trotzdem hatte er es getan, ihn wie einen Freund behandelt und Itachi hatte dasselbe versucht. Es war schwierig völlig ohne soziale Bindungen zu bestehen und die merkwürdige Partnerschaft mit dem groben Kiri-nin hatte ihm gut getan. Genau genommen war Kisames Tod der einzige, den er ehrlich bedauerte. Er war nicht von Grund auf schlecht gewesen, auch wenn er zweifellos gefährlich gewesen war. Es blieb Itachi nur zu hoffen, dass er endlich seinen Platz gefunden hatte…so wie er nun seinen eigenen finden musste.
 

Itachi hob leicht den Kopf, als sich die Tür mit einem leisen Knatschen öffnete und wieder schloss. Um Kakashi konnte es sich dabei nicht handeln, denn der war erst vor einer Stunde da gewesen. Um Shizune handelte es sich wahrscheinlich auch nicht, deren Bewegungen waren eindeutig hektischer Natur. Die Schritte, die sich ihm näherten, klangen beinahe zögernd und er zog die Brauen zusammen. Es war wirklich schwierig, wenn man nichts sehen konnte.

Ein Stuhl wurde herangezogen, schabte auf dem Boden, doch sein Gegenüber blieb stumm. Itachi tat es ihm eine ganze Weile lang gleich und seine Finger krallten sich unwillkürlich in die Decke – Kakashi hatte ihm die Handschellen nicht wieder angelegt. Plötzlich fühlte sich sein Hals unheimlich trocken an und er schluckte.

„Sasuke.“

Der Name glitt ihm leise über die Lippen, schwebte ein paar Sekunden nur so im Raum.

„Erfasst“, kam es tonlos zurück und Itachi spannte sich augenblicklich noch mehr an.

Die Atmosphäre im Raum schien mit einem Mal um einiges kühler zu sein als zuvor und ihm wurde bewusst, dass er diese Unterhaltung fürchtete, so wie er Sasukes Verachtung fürchtete.

„Ich habe nicht mit deinem Besuch gerechnet“, hörte er sich selbst sagen und sein Bruder schnaubte.

„Ich war mir auch nicht sicher, ob ich dich sehen will.“

Die Antwort war ehrlich, aber sie verfehlte ihre Wirkung nicht, trotzdem hatte Itachi damit gerechnet. Es wäre zu einfach gewesen, wenn Sasuke ihm nichts nachtragen würde.

„Und dennoch bist du hier.“

Daraufhin schwieg Sasuke wieder und innerlich seufzte der Ältere, ließ den Kopf ein wenig sinken. Es wunderte ihn ja, dass sein Bruder überhaupt gekommen war, wo er so lange nichts von sich hatte hören lassen. Kakashi hatte ihm erzählt, dass Uzumaki Naruto und Haruno Sakura sich um ihn bemühten – erfolglos.

„Du bist bestimmt nicht ohne Grund hier“, mutmaßte er und er spürte Sasukes Blick auf sich ruhen.

„Ich bin hier, um dich zu fragen, wie du dieses verdammte Dorf Oto-san und Okaa-san vorziehen konntest. Wie konntest du deine eigene Familie auslöschen und mir glauben machen, dass du nur deine Fähigkeiten prüfen wolltest?! Und…wieso…“

Die letzte Frage blieb Sasuke anscheinend im Halse stecken, jedenfalls sprach er sie nicht aus. Itachi ahnte, was er hatte sagen wollen. Beherrscht atmete er durch, wollte sich zumindest bemühen, die Fragen zufriedenstellend zu beantworten – auch wenn Sasuke ihn nicht verstehen würden. Ihre Prinzipien unterschieden sich stark voneinander.

„Du kennst meine Meinung über unseren Clan, Sasuke. Unterdrückung hin oder her, wir hätten einen Krieg angezettelt, der das Leben vieler Menschen gekostet hätte und weshalb? Aus verletztem Stolz heraus…das wäre es nicht wert gewesen.“

„Kriege wird es immer geben, diese gegründete Allianz wird auch nicht ewig fortbestehen.“

„Mag sein, aber im Moment tut sie es und man sollte hoffen, dass es noch lange so bleibt.“

Itachi hatte nicht die Bilder, die er als Vierjähriger gespeichert hatte, vergessen. Die Leichenberge, darunter gefallene Freunde und Verwandte, die Angst vor dem eigenen Tod oder letztendlich allein dazustehen.

„Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen…aber ich traf sie vor allem zu deinem Schutz, Sasuke.“

Itachi wusste, dass das schwer zu verstehen war, vor allem nach dem, was passiert war. Er behauptete ja gar nicht, dass sein Weg der beste gewesen sei, aber es war der einzige, der ihm eingefallen war, um Sasukes Sicherheit zu gewährleisten.

„Und deshalb habe ich dich auch nicht mitgenommen. Das war es doch, was du mich fragen wolltest, nicht wahr?“

Eigentlich war die Frage überflüssig, es lag auf der Hand. Aber was hätte er auch machen sollen? Für ihn selbst als halbes Kind war es mehr als schwierig gewesen, in der Akatsuki zu bestehen. Wie hätte er Sasuke vor Verrückten wie Hidan schützen sollen? Es war das Beste gewesen, ihn zurückzulassen und dazu zu bringen, ihn zu hassen. Durch Hass überwand man Schmerz leichter und auch wenn Orochimaru gewiss kein guter Einfluss gewesen war, so hatte er seinen Zweck als Mentor doch erfüllt. Er hatte nicht alles miteinkalkulieren können, vieles hatte sich von allein entwickelt und somit hatte er lediglich die Richtung angeben können.

Er hörte, wie der Stuhl neben seinem Bett über den Boden schabte und beinahe befürchtete er, dass Sasuke wortlos gehen würde. Zu seiner Erleichterung tat er dies nicht.

„Ich kann dir nicht so einfach verzeihen.“

Der ältere Uchiha nickte, schloss die blinden Augen.

„Das habe ich auch nicht erwartet.“

Sasukes Vertrauen in ihn war gebrochen und das hatte er sich selbst zuzuschreiben, er hatte es so gewollt. Jetzt durfte er nicht erwarten, dass ihm sein Bruder in so kurzer Zeit vergab. Eine bittere Erkenntnis, aber so war das Leben.

„Ich muss jetzt gehen.“

Itachi war sich ziemlich sicher, dass Sasuke nicht musste, sondern einfach seine Nähe nicht mehr ertrug. Es ließ sein Inneres zusammenkrampfen, auch wenn er auf die Abneigung hätte gefasst sein sollen. Erneut hallten die Schritte durch das Krankenzimmer und Itachi hielt für einen Augenblick die Luft an, als sich zwei Finger gegen seine Stirn drückten. Verdutzt schaute er auf, da wo er Sasuke vermutete und er bereute es, dass er dessen Ausdruck nicht sehen konnte.

„Vielleicht ein andern Mal…“, hörte er ihn murmeln und es klang nicht einmal höhnisch.

Itachi war zuerst viel zu verwirrt, als dass er sich hätte äußern können, doch dann lächelte er zaghaft. Die Tür fiel ins Schloss und seine Finger wanderten wie automatisch zu seiner Stirn. Vielleicht ein andern Mal…ja, vielleicht konnte Sasuke ihm ja beim nächsten Mal verzeihen. Ihm blieb lediglich die Hoffnung und er hatte nicht vor, diese aufzugeben.
 

Sasuke wusste im Nachhinein selbst nicht, was ihn geritten hatte, aber er fühlte sich seltsam erleichtert. Beinahe so, als sei ein Teil der schweren Last, welche auf ihm ruhte, von ihm abgefallen. Itachi zu sehen, hatte ihm tatsächlich ein wenig geholfen, auch wenn er vorher nicht daran geglaubt hatte. Er hatte ihm nicht vergeben und das würde er auch nicht so schnell, aber es war ein Anfang.

Während er durch die Straßen lief, kam ihm der Gedanke, dass er Sakura Unrecht getan hatte. Sie hatte ihm mit ihrer Bitte an Tsunade geholfen und wie hatte er sich bedankt? Wie immer hatte er sich nicht darum geschert, ob er sie verletzte oder nicht. Aber sie würde wiederkommen, vermutlich noch am Abend und dann konnte er immer noch versuchen, seine Worte wieder gut zu machen. Entschuldigen würde er sich nicht, aber er würde eventuell etwas netter zu ihr sein…nur ein bisschen, damit sie sich nicht zu viel darauf einbildete.
 

Dieser Plan wurde nicht ausgeführt, denn Sakura kam nicht mehr vorbei. Sasuke wusste, dass es ihm hätte egal sein sollen, aber das schlechte Gewissen nagte noch immer an ihm, so dass er nicht mal schlafen konnte. Missmutig saß er auf der Terrasse und schaute in die sternenklare Nacht, die Sakura sicher wunderschön gefunden hätte. Mädchen waren immer so albern und kümmerten sich um solch belanglose Details.

Er seufzte entnervt, erhob sich dann aber und entschied, noch einen kurzen Spaziergang zu machen. Eventuelle würde er beim Übungsplatz vorbeischauen und sich dem Shuriken-Training widmen – auch wenn er das kaum nötig hatte, würde es ihn möglicherweise so erschöpfen, dass er danach endlich ins Bett gehen konnte. Er hätte vielleicht sogar Naruto aufgesucht und diesen gefragt, ob er mit ihm trainieren wollte, doch der war ja laut Sakura auf Mission und somit fiel diese Option weg.

Die Nachtluft war frisch, aber nicht kalt, so dass es eigentlich ganz angenehm war, eine Runde durch das leere Dorf zu laufen. Keine Menschen, die einem misstrauische oder finstere Blicke zuwerfen konnten und damit waren nicht nur die älteren Leute gemeint. Vor allem seine ehemaligen Kollegen nahmen es ihm immer noch übel, dass er damals verschwunden war. Sollten sie doch, er legte keinen Wert auf die Meinung dieser Idioten. Dann konnten sie ihn halt nicht leiden, wen scherte es?

Er schnaubte leise, kickte einen Stein weg und steuerte dann den Trainingsplatz an, um sich endlich abreagieren zu können. Allerdings musste er feststellen, dass er wohl nicht der einzige war, dem diese Idee gekommen war.

Unverkennbares, rosa schimmerndes Haar wirbelte durch die Luft und gleich darauf zerbarst der Felsen, vor dem die Person soeben noch gestanden hatte. Dass er ausgerechnet sie hier treffen würde, damit hatte er nicht gerechnet, doch er ließ sich seine Überraschung nicht anmerken.

„Du bist zu laut.“

Sakura fuhr zu ihm herum, als hätte er sie angebrüllt und es bestätigte seine Vermutung, dass sie ihre Deckung hatte fallen lassen. Wie einfältig, wenn sich jemand mit bösen Absichten an sie herangeschlichen hätte, wäre das nun ihr Ende gewesen.

„Ich…Sasuke-kun…was machst du hier?“, stammelte sie atemlos und wieder färbten sich ihre Wangen rot.

„Dasselbe wie du…nur effektiver.“

Anscheinend reichte das, um sie zu verärgern, denn ihre Miene verfinsterte sich augenblicklich. Hatte er seine Worte vom Mittag nicht wieder gutmachen wollen? Und apropos, warum trainierte sie ihre Schlagkraft, wo sie sich doch die Finger zerschnitten hatte? Aber vermutlich hatte sie das als Medic-nin bereits wieder geheilt…konnte ihm ja auch egal sein.

„Bist du hier, um mich zu beleidigen?“, fragte sie kühler als es sonst ihre Art war.

Ihm fielen eine Menge Antworten ein, doch legte er es wirklich auf eine Auseinandersetzung mit ihr an? Mit Naruto lief es oft genauso ab, Sasuke verletzte die Menschen, die sich um ihn bemühten. Warum er das tat, konnte er selbst nicht sagen…wahrscheinlich weil er niemanden näher als nötig an sich heranlassen wollte. Elender Teufelskreis.

„Nein“, meinte er schließlich und sie sah ihn irritiert an. „Ich möchte mich für heute entschuldigen. Ich war unfair.“

Er hatte erwartet, dass die Worte schwerer zu wählen sein würden, doch sie entsprachen der Wahrheit und vielleicht lag es ja daran. Das Unwohlsein in dieser Situation war zu verkraften, er hoffte nur, dass Sakura kein Drama daraus machen würde. Das tat sie keinesfalls, sie lächelte lediglich und ihre Augen wirkten wieder wärmer. Sasuke ignorierte das eigenartige Zucken, das durch seine Brust huschte gekonnt und schaute zur ausweichend Seite.

„Und…danke, dass du mit Tsunade gesprochen hast.“

Gut, das war nun deutlich schwerer gewesen und er fühlte sich noch unbehaglicher.

„Gern geschehen.“

Das Schweigen, das darauf folgte, war peinlicher als das zwischen Itachi und ihm, doch es hielt nicht allzu lange an. Sakura holte eines der Kunai aus ihrer Tasche und sah ihn herausfordernd an.

„Wollen wir vielleicht zusammen trainieren, Sasuke-kun?“, fragte sie und dieses Mal brachte er es nicht fertig, ihre eine Abfuhr zu erteilen.
 

„Von mir aus.“

Abweisend wie immer, ging es Sakura durch den Kopf, doch nun konnte sie lediglich darüber lächeln. Vielleicht schaffte Sasuke es ja doch irgendwann, ihr sein Vertrauen zu schenken und…vielleicht würde er dann auch erkennen, wie tief ihre Gefühle für ihn wirklich gingen. Dass er sie erwiderten könnte, das wagte sie noch nicht zu hoffen, aber sie würde auch nicht aufgeben. Sie würde Sasuke nicht aufgeben, ebenso wenig wie Kakashi Itachi nicht aufgeben würde und möglicherweise konnten die beiden Uchiha dann endlich diesen Teufelskreis, in dem sie so lange gefangen waren, durchbrechen.

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Hier die versprochene Fortsetzung und ja, eher einseitiges SasuSaku, aber ich finde, dass Sasuke nicht der Typ ist, der sich ohne Vorgeschichte mir nichts dir nichts verliebt.

Das Gespräch mit Itachi musste natürlich rein und ich finde, dass es ganz gut gelaufen ist, oder was meint ihr? ;)

Macht echt Spaß, die Geschichte weiterzuspinnen...wie auch immer, ich hoffe, ihr fandet Gefallen an diesem OS und ich freue mich schon auf eure Meinungen! :D

lg

Pia



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  xTsukuyomi
2011-10-26T03:51:13+00:00 26.10.2011 05:51
Sakura ist manchmal aber auch anstrengend und hartnäckig, aber ich glaube, das macht sie aus.
Sasuke mit einem schlechten Gewissen - uhlala. <3
Sie passen einfach zusammen die zwei! :D

Das Gespräch zwischen Sasuke und Itachi fand ich passend und auch sehr gut gemacht und natürich das tippen an die Stirn. *________*

<3
Von:  mayay
2011-10-20T21:05:45+00:00 20.10.2011 23:05
ich liebe alle deine one-shots, vor allem die hertero's xdd
(nicht dass ich was gegen die anderen pairings hab aba mir ist kommt des halt iw komisch vor.)
ich finds besonders toll dass du nicht so OOC machst sondern versucnst des möglichst nahe an die original zu bringen
ich hoff mal dass du noch ne weile weiterschreibst
lg I_Love_Turkey

Von:  klene-Nachtelfe
2011-10-19T19:55:06+00:00 19.10.2011 21:55
Das war auf seine Art und Weise mega süß!!!
Klasse gemacht!!!
Ich bin ebenfalls dafür, dass das hier noch etwas weiter gehen könnte! xD
Also bis bald!
LG -.-
Von:  Hina09
2011-10-19T13:56:04+00:00 19.10.2011 15:56
Toller OS ^^
Richtig süß <3
Ich liebe Sasusaku :)
Das Kapi war toll, aber auch die ItaSaku os waren super ;)
ICh hoffe du schreibst bald mehr :D

Lg Hina09
Von:  Angmar
2011-10-18T20:59:17+00:00 18.10.2011 22:59
Yay. *~*
Wie niedlich~
*mehr lesen will*
SPinn Weiter. *Q*
Von:  Emily
2011-10-18T20:23:01+00:00 18.10.2011 22:23
Ich freu mich, dass es wieder eine OS von Sakura gibt :D
Die OS ist echt toll, also "spinn" weiter :D


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