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Love Fire 2

Die nächste Generation
von

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Versuche der Erinnerungen

Demir war sichtlich geschockt. Joana erkannte ihn nicht mehr. Draußen brach er auf einem Stuhl zusammen. Er hatte sie schon, sie war sein! Aber nun? Jetzt war alles weg! Alles! Sein Kopf war gesenkt und seine Hände vergruben sich in seine Haare. Er wusste nicht mehr, was er machen sollte. Demir stand komplett neben sich. Da hatte er endlich seine große Liebe gefunden und nun wurde sie ihm wieder entrissen. Sie war zwar noch lebendig, doch ihr Gedächtnis war verloren. All die schönen Erinnerungen, welche Demir hatte, waren bei Joana ausgelöst worden. Durch diesen einen Sturz!
 

Der Arzt kam auf Demir zu und sagte: „Frau Reinerts hat eine retrograde Amnesie! Mit der Zeit wird Sie sich wieder an alles erinnern können. Aber es wird eine gewisse Zeit brauchen, bis es soweit ist.“ – „Aber wann genau können Sie mir nicht sagen!“ – „Tut mir Leid! Das kann eine Woche dauern oder aber vielleicht auch Jahre!“ – „Danke Doktor!“ – „Kopf hoch kleiner Demir!“ – „Wie bitte?“ – „Du kennst mich wohl nicht mehr, wie?“ – „Sollte ich Sie kennen?“ – „Ich bin ein alter Schulfreund deines Vater!“ – „Juan…Martínez?“ – „Genau der! Du bist ganz dein Vater!“ – „Ich verstehe nicht?“ – „Deine Mutter war mal dem Tode nahe und da hat er genauso, wie du hier gesessen! Aber es gibt einen Unterschied zwischen euch beiden!“ – „Und der wäre?“ – „Dein Vater hat nie aufgegeben an deine Mutter zu glauben!“ – „Stimmt! Mein Vater hat mir mal von diesem Fall erzählt! Die Dolchsache oder [Love Fire 1 Kapitel 5 – Rache]?“ – „Genau die! Also lass deinen Kopf nicht hängen. Das kleine Ding liegt dir ja ziemlich am Herzen.“ – „…“ – „Dein Schweigen nehme ich mal als ‚Ja’ hin!“, grinste der Arzt. Vom anderen Ende des Korridors kamen bereits Demirs Eltern angestürmt. Lässig wie immer hatte Luke seine Hände in den Taschen seines offenen Mantels versteckt. Maggie trat näher an ihren Sohn: „Wie geht’s der Kleinen?“ Demir lieferte seiner Mutter einen Bericht ab. Er verschwieg nichts und fand sich schließlich in der geborgenen Umarmung von Maggie wieder.
 

Luke nahm seinen alten Freund zur Seite: „Ich dachte, dass du bereits in deine verdiente Rente getaucht wärst?!“ – „Begrüßt man so einen alten Freund?“ – „Sag schon Juan, wie steht es um die Kleine? Hat sie irgendwelche inneren Verletzungen?“ – „Nein, aber an ihrem Körper haben wir veraltete Hämatome gefunden! Und Knutschflecken!“ Luke stockte bei dem Wort „Knutschflecken“, da er damit nun wirklich nicht gerechnet hatte. Wie dem auch sei, sein alter Klassenkamerad fuhr fort, ohne auf diese Sache einzugehen: „Ich glaube, dass die Kleine schwer misshandelt wurde. Keiner schlägt präzise bei einer Schlägerei immer auf dieselbe Stelle. Oder kannst du dir nach Wochen merken, wo du dem einen noch eins verpasst hast?“ – „Die Hämatome sind also unterschiedlich alt?“ – „Du sagst es Luke!“ – „Aber jetzt mal zu den Knutschflecken! Die Kleine ist erst 17 Jahre jung!! Da denkt die schon an so was?!“ – „Die Jungend von heute ist nicht mehr so verklemmt, wie du es warst in der Jugendzeit. Außerdem hattest du auch vor Maggie sehr, sehr viele andere Frauen!“ – „Ich war da aber deutlich älter als 17!“ – „Ach ja? Sofern ich weiß, hattest du dein erstes Mal mit 15!“ – „Wer hat dir das denn gesagt?!“ – „Tut mir Leid, aber ich werde doch nicht meine Quellen verraten.“ – „Ich gebe dir 100 Mäuse, wenn du es mir verrätst!“ – „James!“ – „Hier!…James also ja. Na der kann sich auf was gefasst machen.“ – „Denk dran, dass du nicht mehr der Jüngste bist! Wann ist deine Rente eigentlich?“ – „Nächstes Jahr im Winter…“ – „Du scheinst ja nicht sonderlich begeistert zu sein.“ – „Wie sollte ich auch. Ich seh ja schon, was die Rente mit Maggie angerichtet hat.“ – „Ja, selbst wenn sie ins Alter gekommen ist, sie sieht immer noch hervorragend aus!“ – „Tja! Was ist eigentlich mit deiner Frau?“ – „Du meinst Marie? Naja, das übliche. Sie hütet die Enkelkinder und wenn unsere Tochter kommt, dann werden sie wieder mitgenommen, aber erst, nach dem Tratsch!“ – „Evelyn ist also auch die reinste Klatschtante ja?“ – „Genau wie ihre Mutter! Aber hättest du dir träumen lassen…“ – „Dass unsere Kinder mal heiraten würden und aus uns beiden Großväter machen? Nein! Schlimm an der Sache finde ich nur,…“ – „Dass wir beide verwand sind, Dank unseren Kindern?“ – „Du sagst es mein Freund!“ – „Aber Demir hat mich nicht wiedererkannt!“ – „Er hat dich erst einmal gesehen! Da ist es kein Wunder, dass er dich nicht zuordnen konnte!“ – „Für weitere 100 verrat ich dir, woher sie die Knutschflecken hat!“ – „Du verrätst es mir und ich knall dir dafür keine…“ – „Du bist immer noch ein Brutalo!“ – „Nein, ich mach mir Sorgen um die Kleine! Welches Schwein hat ihr das angetan? War doch garantiert nicht freiwillig!“ – „Gut, dann schlag deinen jüngsten Sohn! Denn Demir war der Knutschfleck-Verbrecher!“ – „Demir?!“ – „Jupp! Dein kleiner Sonnenschein, wie du damals immer gesagt hast, war es. Aber es beruhte doch tatsächlich auf Gegenseitigkeit!“, grinste er noch einmal in Richtung Luke, doch dieser war verschwunden.
 

Zornig packte er sich seinen Sprössling und zog ihn zur Seite. Trotz seines Alters, hatte der Polizeichef eine ordentliche Kraft, womit er seinen Sohn an die Wand drückte. „Ich hab gesagt, dass du auf sie aufpassen sollst! Du solltest sie nicht durchnehmen!“, zischte der Polizeichef. Demir drückte die Hand von seinem Kragen und sagte: „Wir wollten es beide! Und du hast schon immer zu mir gesagt, dass man Liebe und Gefühle nicht steuern kann!“ – „Sie ist ein Fall, Demir und nichts weiter! Wenn Gefühle ins Spiel kommen, muss man sich zurückziehen, weil man dann unüberlegt handeln tut!“ – „Das weiß ich selber, Paps. Aber Joana wollte zu niemand anderen gehen! Was sollte ich also tun? Sie auf die Straße, den Hunden zum Fraß vorsetzen?!“ – „Du Dummkopf! Deine Mutter und ich hätten sie solange aufgenommen!“ – „Du bist doch so selten zu Hause und Mom kann nicht mehr so gut kämpfen, wie damals!“ – „Verdammt noch mal Demir! Sie ist 17 Jahre alt und du bist Mitte 30!!! Du weißt, wie man dich anklagen kann oder?!“ – „Dad, man denkt doch nicht nach, wenn man sich liebt! Das müsstest du doch auch wissen! Oder glaubst du, ich wüsste nichts von eurem ersten Mal gemeinsam in Südafrika!“ – „Sohn! Damals war es dumm und unüberlegt von mir, das zu tun…!“, setzte Luke an, wurde aber von Maggie unterbrochen. „Aber du hast es getan! Und ich hätte es auch besser wissen sollen, aber das Verlangen nach deiner Liebe Luke war größer und so ist es auch bei Demir.“, sprach sie in einem sanften Ton zu ihrem Mann, ehe sich Maggie ihrem Sohn zuwandte: „Es wäre klüger sie von dir zu entfernen Demir,…aber ich halte das für schwachsinnig und sehr dumm. Sie hat Amnesie und kann sich an nichts erinnern. Noch nicht einmal daran, wie diese Kerle heißen, die sie zum Stehlen zwingen. Auch nicht mehr an den, den sie uns genannt hat!…Demir, nur du kannst ihr jetzt noch helfen! Du bist ein Teil ihrer verlorenen Erinnerung! Solange Joana nichts weiß, lassen wir ihr ein normales Leben und frieren den Fall offiziell ein! Aber trotzdem wird noch daran gearbeitet werden. Joanas Mutter ist damit einverstanden, wenn die Kleine erst einmal bei dir bleibt. Ich habe mit ihr eben kurz gesprochen.“ Luke war nicht der Meinung seiner Frau: „Ich bin dagegen, dass sie bei dir bleibt! Aber in solchen Sachen hat deine Mutter immer den besseren Riecher. Und ich muss eingestehen, dass du es wirklich als einziger schaffen kannst, ihre Erinnerung zurückzuholen, weil du ein Teil von ihr bist!…Versuch Joana aus Gefahren herauszuhalten und pass gut auf sie auf! Ansonsten werde ich andere Wege finden müssen, und dann muss ich sie dir wegnehmen! Haben wir uns verstanden!?“ – „Luke du redest über sie, wie eine Sache! Sie ist ein Mensch!“, meckerte Lukes Frau mit ihm. Demir grinste nur und meinte: „Geht schon klar!“

Juan legte sein Kinn auf Maggies Schulter ab und grinste breit. „Joana bleibt noch ein zwei Tage hier und dann kannst du dir deinen Schatz mit nach Hause nehmen.“
 

Juan Martínez sagte zwar, dass es nach ein oder zwei Tagen für Joana wieder nach Hause gehen könnte, doch es dauert vier Tage, da ihr Kreislauf sich nicht richtig einpendeln wollte. Wie schon einmal brachte Demir Joanas Sachen in seine Wohnung. Erneut erklärte er ihr, wo sie schlafen würde und wo sie ihre Klamotten verstauen konnte. Mit einem Mal musste Joanas sich stützen und hielt sich mit der anderen Hand den Kopf. „Was ist? Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Demir besorgt und hielt sie an den Oberarmen fest. Joana nickte nur und sprach: „Ja, aber mir kommt das alles hier so vertraut vor! Als wenn du…Sie, es mir schon mal gesagt hätten.“ – „Solange du hier bist, kannst du mich ruhig duzen. Ich…“, setzte er an. Bei Joana zuckte ein Blitz vor den Augen und führte Demir angefangenen Satz fort: „Du magst es nicht gesiezt zu werden…Demir McDoughkt!“ Demirs Namen sagte sie sehr leise, aber der Polizist konnte es trotzdem noch hören. Im Inneren machte sein Herz einen Sprung. Joana konnte sich noch an seinen Namen erinnern.

Die Kleine legte sich schlafen. Während der Polizist sich in seinen Sessel schmiss. Seine Gedanken kreiste nur noch, um die schlafende Schönheit. Er musste sich selber unter Kontrolle bringen. Die gesamten Gefühle für Joana mussten im verborgenen bleiben. Aber wie sollte er das nur aushalten? Kurz entschlossen schnappte er sich sein Telefon und wählte eine bekannte Nummer. Am anderen Ende war ein Freizeichen zu hören. Hier bei McDoughkt!“ – „Wyn? Ich bin’s Demir! Kannst du mir einen kleinen Gefallen tun?“ – „Schieß los kleiner Bruder, ich bin ganz Ohr....“
 

Wie wild prügelte Demir auf den Sandsack ein. Hart und kräftig ließ er all seinen Kummer daran aus. Die Schweißperlen rollten bereits an seiner Stirn herunter und tränkten seine Sachen. Seine Gedanken waren noch immer bei seiner Liebe gewesen. Ausgerechnet jetzt musste so ein Schlamassel geschehen! Er verfluchte die gesamte Welt, weil ihm seine Liebe genommen wurde. Bereits einmal musste er so etwas mitmachen und wollte es nie wieder miterleben. Aber das Schicksal meinte es wohl nicht gut mit ihm. Noch immer konnte er sich an die weiche Haut erinnern, ihre zarten Hände und ihre Stimme, die keuchend und stöhnend nach mehr von ihm verlangte. Nun schnellten auch noch seine Beine wütend gegen den Sack. Mit einem Sprungkick riss er den Sandsack von der Befestigung. Der Polizist stemmte seine Hände auf die Oberschenkel ab und rang nach Luft. Diese Liebe musste er einfach verdrängen und loswerden. Einer neuen Beziehung mit Joana gab er keine Chance. Bereits jetzt stellte er sich vor, wie Joana es mit einem anderen tun würde und nicht mit ihm. Als ihn dieser Gedanke packte, schrie er wild auf und hämmerte mit den Fäusten auf den Boden ein. Die pure Verzweiflung ließ ihn das tun. Wenn ihn bereits dieser Gedanke so aus den Fugen brachte, wie würde es ihm dann ergehen, wenn es Wirklichkeit wurde.

Unter der kalten Dusche sammelte sich Demir wieder. Nur mit einem Handtuch um den Hüften ging er in die Umkleide und rubbelte sich seine Haare trocken. Aus dem Schließfach nahm er seine Sachen und zog sich an. Der Polizist packte seine Tasche und schwang sie über seine Schulter. Langsam marschierte er Richtung Ausgang. Doch bevor er das Fitnessstudio verließ, meldete er noch den Unfall mit dem Sandsack. Der Besitzer kannte diese „Unfälle“ bereits von seinem Stammkunden und machte sich an die Arbeit, einen neuen aufzuhängen. Mit einem letzten Händedruck verabschiedete er sich und stieg auf sein Motorrad. Als Demir dabei war, sich den Helm aufzusetzen, klingelte sein Handy. Das klingelnde Etwas zückte er aus einer Tasche und nahm den Anruf entgegen, ohne auf den Display zu schauen. „Demir.“ – „Wo steckst du denn?“, bebte am anderen Ende, eine ihm bekannte Stimme. „Ist irgendwas passiert?“ – „Nein, alles in Ordnung! Nur du bist schon über drei Stunden weg!“ Demir musste über seinen älteren Bruder schmunzeln: „Wie geht’s Joana?“ – „Der Kleinen? Sie ist vor einer knappen halben Stunde aufgewacht.“ – „Ich bin gleich zu Hause!“, verabschiedete Demir sich von Wyn.
 

Demir schloss die Wohnungstür auf und ihm entgegen sprang sofort Joana. Sie schlang sich um seinen Hals und ihre Beine krallten sich um die Hüften. Mit einer Hand packte er ihren Rücken. Joana jubelte und konnte kaum noch an sich halten vor Glück. „Was ist denn passiert?“ – „Ich hab Wyn geschlagen!“ Dieser stand in der Angel zum Wohnzimmer hin und sagte: „Joana ist ein Ass in Schach!“ Demir musste unwillkürlich grinsen. Noch nicht einmal ihm war es in der Vergangenheit gelungen seinen älteren Bruder im Schach zu besiegen. Schnell lobte er seinen kleinen Schützling und ließ Joana dann wieder herunter. „Gut ich geh dann mal!“, verabschiedete sich Wyn und nahm seine Jacke.
 

Erschöpft fiel Demir in seinen geliebten Sessel. Joana räumte das Schachspiel zusammen. Aus dem Augenwinkel heraus, beobachtete Demir seinen Liebling. Sie wirkte wieder wie früher. Ein nettes und zerbrechliches Mädchen, nur das ihre Erinnerung an Demir fehlte. Bereits nach den vergangenen zehn Tagen konnte sie sich nicht erinnern. „Demir kannst du auch Schach spielen?“, holte ihn die liebliche Stimme wieder zurück in die Realität. „Ein bisschen! Aber Wyn ist ein viel besserer Spieler, als ich es bin!“ – „Das würde ich gerne in einer Partie herausfinden. Was meinst du?“ – „Von mir aus? Aber ich bin ein schlechter Verlierer, stell dich schon mal drauf ein!“ – „Also spielst du ne Runde mit mir!?“ – „Stell schon mal auf, ich bin meine Sportklamotten weg!“, grinste er, als Demir das freudige Gesicht von Joana sah.

Demir war wirklich schlechter, wie sein älterer Bruder, dass stellte Joana schnell fest. Doch anstatt ihn schnell schachmatt zu setzen, ließ sie ihn noch zappeln. „Na, was ist?“ – „Du bist ganz schön gerissen!“ – „Wie bei dem Diamantenraub, mit der Kette von einigen Millionen…!“, Joana war über sich selbst erstaunt. Sie konnte sich daran erinnern, dass sie einst eine Diebin war. „Du kannst dich daran wieder erinnern?!“ – „Ja, an jedes einzelne Detail!“, sagte sie mit den Händen vor dem Mund. Demir stand auf und schnappte sich Joanas Hand. „Wo willst du mit mir hin?“ – „Wir gehen jetzt zu diesem Juwelier. Damit dein Gedächtnis weitermachen kann!“

Wie aus einem Reflex griff Joana im Flur nach den Zweithelm. In Demir keimte wieder ein bisschen Hoffnung auf. Vielleicht würde sie sich auch wieder an ihn und ihre gemeinsame Nacht erinnern.



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