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Harry Potter und das Medaillon der Vampire

Fortsetzung zu "Harry Potter und das Haus des Phönix"
von

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Die Bedeutung von Menschenblut

Die Bedeutung von Menschenblut
 

"Ich hoffe, sie schmeißen Malfoy endlich von der Schule", sagte Hermine leise. "Oder ich werde keine ruhige Minute mehr haben, in der ich mir keine Sorgen um dich oder Simon machen würde."

Der Wasserspeier war bereits geöffnet, so dass der Eingang frei war, als Harry und Hermine dort ankamen. In Dumbledores Büro angekommen, fanden sie einen großen Tisch mit 13 Stühlen vor, von denen bereits zehn Plätze besetzt waren.

Harry ließ sich unaufgefordert nieder und sein Blick schweifte über die anwesenden Schüler und Lehrer.

Draco, Crabbe, Goyle, Millicent, Blaise, Norman und Graham saßen fast alle mit gesenktem Kopf schweigend auf ihren Stühlen. Blaise schluchzte und ihre Hände zitterten. Draco saß neben ihr, schenkte seiner Freundin aber keinerlei Beachtung. Sein Blick wirkte kalt und unberechenbar. Harry konnte bei ihm nicht das kleinste bisschen Reue entdecken, vielleicht war es Ärger, das aus seinen Augen loderte, aber mehr auch nicht. Norman hatte seine Beine angezogen und starrte apathisch ins Nichts, während sein Körper leicht vor und zurück wippte. Millicents Wunde war inzwischen verheilt, aber ihre Robe war immer noch zerrissen und ihr Haar zerzaust. Sie hatte den Schock des Angriffs noch nicht überwunden und biss gedankenverloren auf ihrer Unterlippe herum.

Der ansonsten so gefasste Schulleiter machte einen bedrückten Eindruck. Anscheinend hatte er Draco und dessen Kumpanen nicht so gefährlich eingeschätzt. Professor McGonagall zeigte dagegen kaum eine Gefühlsregung, und Professor McPherson sah öfters besorgt zu der großen Wanduhr hinauf.

Es vergingen quälende fünf Minuten, in denen das Schweigen sich unerträglich breit machte. Immer wieder sahen die Anwesenden zu dem letzten, noch freien Stuhl zwischen Harry und Graham, aber Simon tauchte nicht auf.

"Wie lange wollen Sie noch warten?", fragte Professor McPherson flüsternd.

"Ich habe Mr. Lestrange eine Eule geschickt. Ich hoffe, dass er sie bekommen hat. Aber er verzeiht sicher, wenn wir ohne ihn beginnen…", sagte Dumbledore und richtete sein Augenmerk auf die sieben Slytherins: "Ich habe in all den Jahren, die ich als Lehrer an dieser Schule bin, schon sehr viel erlebt, aber mit Sicherheit ist noch nie jemand so dreist vorgegangen wie Sie. - Ihnen allen ist sicher klar, wozu Ihr Vorgehen geführt hätte, wenn Miss Granger nicht rechtzeitig eingegriffen hätte. Sie haben vorsätzlich den Tod eines Lehrers und eines Schülers in Kauf genommen, und ich denke es ist kein Leichtes, Mr. Lestrange oder Mr. Potter eine Falle zu stellen."

Der Schulleiter machte eine kurze Pause um jeden einzelnen Schüler näher in Augenschein zu nehmen.

"Ich - ich", fing Norman mit zitternder Stimme an. "Ich habe es nicht gewollt. Ich dachte sie…" Er brach ab und sah ängstlich zu Draco hinüber.

Dumbledore nickte dem Erstklässer verstehend zu und wandte sich ebenfalls an den blonden Slytherin.

"Mr. Malfoy, Sie sind in letzter Zeit vermehrt negativ aufgefallen. Vielleicht würden Sie erklären, wie es zu den Grausamkeiten des heutigen Nachmittags kommen konnte." Es war keine Bitte, sondern eine sehr strenge Aufforderung. Draco sah auf und für den Bruchteil einer Sekunde flackerte so etwas wie Angst in seinen sonst so gefühllosen Augen.

"Ich … Es war…" Dracos Stimme klang unsicher. Das Gesicht wirkte unglücklich, aber in Anbetracht der Tatsache, dass alle Augenpaare nun auf ihn gerichtet waren, schwieg er.

Angespannt warteten alle auf eine Reaktion des Schulleiters, bis das Öffnen einer Tür die Stille durchbrach. Ein Luftzug wirbelte einen Pergamentstapel auf und verteilte die Blätter über den ganzen Tisch, bevor die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss fiel.

"Entschuldigt die Verspätung", sagte Simon mit leiser und kraftlos wirkender Stimme. "Aber ich war verhindert." Dumbledore nickte dem jungen Mann zu und erst dann trat Simon weiter in den Raum und somit in den Schein der Fackeln. Harry blieb der Atem weg, als er Simon erblickte.

Die Roben des Zaubertranklehrers waren noch immer zerrissen; Gesicht und Hände waren vom getrockneten Blut in einen braunroten Ton getaucht, doch schienen die Wunden inzwischen geschlossen zu sein. Simon blinzelte kurz in die Runde, aber es schien ihm schwer zu fallen, die geschwollenen und vom Blut verkrusteten Augen offen zu halten. Harry war dankbar, dieses unmenschliche Etwas, was er in diesen Augen gesehen hatte, nicht weiter ertragen zu müssen.

"Sie haben meine Eule bekommen und wissen worum es geht?", erkundigte sich Dumbledore.

"Ja, danke", erwiderte Simon heiser. "Sie war köstlich, wenn auch ein wenig klein."

"Mr. Lestrange, vielleicht sollten Sie zuerst zu Madame Pomfrey gehen", sagte Professor McGonagall erschrocken, als Simon sich auf den letzten verbliebenen Platz nieder ließ.

"Sie wird mir nicht helfen können", seufzte Simon mit einem schwachen Lächeln. "Die meisten Zauber und Tränke wirken ausschließlich bei Menschen und somit wäre es verschwendete Zeit. In zwei, drei Stunden sollte sich meine Haut wieder normalisiert haben, also besteht kein Grund zur Beunruhigung."

Es wurde augenblicklich wieder still - und doch wirkten die Slytherins um einiges besorgter, seit Simon am Tisch saß.

"Mr. Malfoy, Sie wollten uns doch gerade erzählen, wie es zu dem Vorfall gekommen ist", forderte Professor Dumbledore auf. "Sie wissen, dass in Ihrem Fall durchaus auch andere Mittel und Wege bestehen, die Wahrheit zu erfahren."

"N-nun", stammelte Draco. "Blaise hat Informationen von ihrer Mutter bekommen und wie Sie wissen, ist sie nie wirklich in die oberen Kreise gekommen, a-aber sie hat bestimmte Dinge mitbekommen und hat versucht eine Möglichkeit zu finden, wie sie …"

"Draco", unterbrach Simon seinen Cousin. "Hör auf, dir haarige Lügengeschichten auszudenken! Mein Augenlicht mag getrübt sein, aber noch verfüge ich über meinen Verstand. Die Geschichte von Mrs. Zabini entspricht nicht annähernd der Wahrheit!"

"Aber Blaise hat zumindest alles daran gesetzt, ihrer Mutter zu helfen u-und SIE war es auch, die sich in den Weihnachtsferien den Plan mit dem Wahrheitszauber entworfen hat: Ich - ich habe lediglich mitgeholfen, als sie mich bat, ihr…"

"DAS, Draco, das kannst du doch nicht von mir behaupten", schrie Blaise aufgebracht. "Professor, glauben Sie mir, er … er lügt!"

Professor Dumbledore nickte Blaise zu und wandte sich an Draco: "Den Eindruck habe ich leider auch, Mr. Malfoy, kommen Sie doch bitte endlich zur Wahrheit"

"E-es w-wa…", fing Draco noch verunsicherter an. "Blaise hat einige interessante Informationen aufgeschnappt und … und als ich erfuhr, dass nicht nur das Medaillon, sondern auch Simon für den Lord sehr wichtig ist, habe ich …" Draco seufzte. "Ich habe versucht, einen Weg zu finden, dem dunklen Lord seine Wünsche zu erfüllen… Er - er hatte auf den Wahrheitszauber hingewiesen und … na ja, dass Vampire sehr anfällig für den Fluch sind, während sie unter dem Einfluss eines Medaillons stehen…"

"…aber eben auch nicht ganz ungefährlich", warf McGonagall unwirsch ein, als Draco wieder eine Pause machte.

"Und dann habt ihr den Vielsafttrank gebraut, um an das Buch aus der verbotenen Abteilung heranzukommen", setzte Hermine fort. Draco nickte und senkte, scheinbar schuldbewusst, den Kopf.

"Blaise hat die Zutaten dafür aus dem Zaubertranklager gestohlen, während wir anderen dafür gesorgt haben, dass Simon nicht da war. Graham hat ein paar Haare von der Bibliothekarin besorgt, um den Vielsafttrank zu brauen. Ehrlich, ich war von Anfang an dagegen, das so zu machen, aber Blaise und Millicent waren wie versessen darauf…"

"Draco! Ich habe im Keller ein Veritasserum, das in einer Stunde gebrauchsfertig sein könnte… wenn dir das lieber ist", warf Simon scharf ein. Draco schüttelte erschrocken den Kopf. "Dann bleib doch bitte bei der Wahrheit und versuch nicht den Anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben."

" Ja, ich habe da auch mitgemischt", gab Draco seufzend zu. "Und Norman - Crabbe und Goyle haben Madame Pince abgelenkt, während Norman ein Schlafmittel in ihren Tee gekippt hat, so dass ich einen ganzen Nachmittag Zeit hatte, in der verbotenen Abteilung nach diesem Fluch zu suchen… Später haben wir die Reste des Trankes zum Üben des Fluches benutzt…" Draco hielt inne. "Es war klar, dass wir Simon und Harry zusammen erwischen mussten, weil sie sich gegenseitig durch ihren Gedankenaustauschsquatsch Hilfe holen konnten und damit hätten wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen."

"Und wäre alles nach Plan gelaufen, wäre ich mit ihnen verschwunden. Ich hätte dem Lord sein Geschenk persönlich überreicht. Vielleicht hätte ich sogar so etwas wie Genugtuung gefühlt - Sie wissen schon - für den Mord an meinem Vater."

"Und was wäre aus den anderen geworden?", fragte Dumbledore ernst. Draco zuckte mit den Schultern und warf seinen Freunden einen Blick zu. "Sie haben sie benutzt, um Ihre Ziele zu erreichen, denn alleine hätten Sie es nie geschafft, aber den Ruhm wollten Sie alleine einstreichen, ohne Rücksicht auf Andere. Was wäre passiert wenn Ihr Plan geglückt wäre? Glauben Sie, wir wären nicht auf die Mitwisser gekommen?" Wieder zuckte Draco mit den Schultern.

"Das war mir egal", sagte Draco und sah wieder zu den anderen Slytherins hinüber - einen Blick, den Harry nicht zu deuten vermochte.

"Mr. Malfoy", setzte Dumbledore ungewohnt streng an. "Sie haben sich einen teuflischen Plan ausgedacht und beinahe wären Sie damit durchgekommen. Und ich liege nicht falsch, wenn ich behaupte, dass Sie Ihre Machtposition, die Sie in Slytherin offensichtlich innehatten, ausgenutzt und so unschuldige Schüler mit in Ihre Machenschaften hineingezogen haben. Wenn ich bei Ihnen auch nur den Anflug von Reue oder Schuldbewusstsein entdecken könnte, würde ich vielleicht ein anderes Urteil fällen. So aber, sehe ich die Gefahr, dass Sie von Ihren Plänen nicht abweichen und es über einen anderen Weg erneut versuchen werden. Ich sehe momentan keine andere Möglichkeit, als Sie der Schule zu verweisen!"

"Professor, das können Sie nicht machen!", stieß Draco hervor und sprang von seinem Stuhl auf. "Ich brauche doch den Schulabschluss… w-wo - wo soll ich denn hingehen?"

"Darüber hätten Sie besser im Vorfeld nachdenken sollen. Ich möchte, dass Sie Hogwarts morgen früh verlassen. Wo Sie hingehen und was Sie machen, ist ganz allein Ihnen überlassen.

Immerhin sind Sie ein sehr talentierter junger Mann und ich verwehre keinem eine zweite Chance - wenn er darum bittet und bereit ist, gewisse Spielregeln zu befolgen. Doch im Moment ist die einzige Möglichkeit für Sicherheit und Ruhe zu sorgen, Sie der Schule zu verweisen. Nehmen Sie die gewonnene Auszeit, um in Ruhe darüber nachzudenken, was Sie getan haben und was aus Ihnen später einmal werden soll."

"Aber ich…", fing Draco wieder an.

"Keine Widerrede", sagte Prof. Dumbledore. "Sehen Sie es als eine Chance für sich."

Damit wandte er sich den anderen Slytherins zu. Das Urteil fiel bei ihnen um einiges milder als bei Draco aus. Aber dennoch bekamen die Unruhestifter Strafarbeiten, die wohl ihre gesamte Freizeit der nächsten Wochen in Anspruch nehmen würden. Doch auch ohne die Strafe würde keiner von ihnen, ohne die Führung von Draco, eine Wiederholung der Geschehnisse wagen. Dumbledore schickte die Slytherins, einschließlich Draco, in ihr Haus, bevor er sich Simon widmete.

"Mr. Lestrange, Sie sollten heute Abend dringend noch mal nachsehen, ob es bei den Slytherins friedlich zugeht und werfen Sie ein Auge auf Harry, solange Mr. Malfoy noch im Haus ist."

"Im Notfall auch auf beide", versprach Simon, woraufhin Dumbledore die Sitzung auflöste.

Simon sah immer noch schlimm aus, doch schien er keine Schmerzen mehr zu erleiden, und auch der blutrünstige Ausdruck in seinen Augen war beinahe erloschen. Als sie den Wasserspeier erreichten, drehte Simon sich noch einmal zu Hermine um.

"Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll", sagte er verlegen. "Du hast uns beiden das Leben gerettet."

Hermine lächelte Simon an. Sie wirkte müde, aber zufrieden. Sie wollte gerade ansetzen, um etwas zu erwidern, als Professor McPherson und Professor McGonagall durch den Wasserspeier traten. Die Verwandlungslehrerin warf den dreien einen strengen Blick zu.

"Hat Albus Ihnen nicht einen Auftrag erteilt?", fragte McGonagall übel gelaunt bei Simon nach. Simon nickte stumm, aber nicht, ohne seinen Unmut zu verbergen.

"Professor", entgegnete Simon scharf. "Seien Sie ganz beruhigt, dem werde ich gleich nachkommen, aber ich denke im Moment, besteht noch keine Gefahr. … Ich weiß nicht, wie viele Schüler heute den Angriff gesehen haben und wie viele von ihnen etwas über meine Identität herausgefunden…" Mehr bekam Harry nicht mit, denn Professor McPherson schickte Hermine und Harry mit einer geflüsterten Aufforderung in ihre jeweiligen Häuser.

Harry hatte es nicht sonderlich eilig, den Slytheringemeinschaftsraum zu betreten und lungerte deshalb eine Weile mit sich selbst ringend vor der steinernen Wand herum. Er hörte ein gedämpftes Murmeln auf der anderen Seite, aber es war ihm unmöglich, einzelne Worte zu verstehen oder die Stimmen zuzuordnen.

"Ich würde an deiner Stelle auch nicht rein gehen". Harry schrak auf. Simon stand im Schatten des Korridors, unweit von ihm. "Draco ist ziemlich wütend."

"Das glaube ich gern", stimmte Harry ihm zu.

"Komm mit", sagt Simon und bugsierte ihn ins Zaubertranklager. "Du kannst heute Nacht hier schlafen, wenn du möchtest." Harry nickte, bedankte sich und nahm am Tisch Platz. Er war noch nicht müde, obwohl es doch recht spät war. Simon zog sich in die Gemächer zurück, nachdem er einen Kessel Wasser aufgesetzt und erhitzt hatte. Es dauerte gar nicht lange, bis er gewaschen und mit neuen Roben zurückkehrte.

Harry war überrascht, dass Simons Haut, nachdem das Blut abgewaschen war, makellos war. Nicht einmal eine Narbe war verblieben und schweigend machte sich der Vampir am Kessel zu schaffen.

"Was hat McGonagall eigentlich gegen dich?", fing Harry an, nachdem er Simon eine Weile gelangweilt beobachtet hatte. "Ich meine, du bist doch auf Dumbledores Seite."

"Das ist es auch nicht.", seufzte Simon und warf eine Hand voll brauner Kugeln in den Trank. "Sie stört sich vielmehr an der Tatsache, dass ich ein Vampir bin. Es ist zu gefährlich für euch Schüler."

"Aber Snape..."

"Severus war harmlos", fiel ihm Simon ins Wort. "Severus hatte nie Menschenblut getrunken."

"Was macht das denn für einen Unterschied? Dafür habt ihr doch das Medaillon?"

"Schon, aber das Blut eines Menschen ist etwas ganz Besonderes. Es verleiht einem Vampir ungeahnte Kräfte und Lebensenergie, auf die man nach dem ersten Genuss nicht mehr verzichten kann. Ich habe Menschenblut getrunken, was mich unberechenbar und gefährlich macht."

"Aber..."

"Harry", sagte Simon ernst. "Das Elixier kann meinen Blutdurst nicht mehr stillen!"

"Snape besaß doch auch Menschenblut!"

"Ja, da es Bestandteil des Elixiers ist." Simon rührte den Trank mit einem Schöpflöffel um und löschte das Feuer, bevor er zu Harry an den Tisch kam.

"Als Draco den Fluch auf mich abgefeuert hatte, glaubte ich zu zerreißen", flüsterte Simon. "Es - es war, als hätte er mich ein zweites Mal getötet u-und ich ... Harry... ich spürte den Drang zu töten, als das Elixier seine Wirkung verlor. Nur gut, dass wir so nah am Wald waren." Simon erschauderte, mit glasigen Augen starrte er auf den Tisch und zog mit seinen Fingern die feinen Linien des Holzes nach. Harry erwiderte nichts. Er suchte händeringend nach tröstlichen Worten, doch er fand keine. Es wäre unpassend gewesen, die gefährliche Situation herunterzuspielen, dafür wussten sie beide zu genau, was hätte alles passieren können.

"Hermine hätte keinen Moment später kommen dürfen", sagte Harry schließlich. "Wir hätten sie in der Bibliothek ausreden lassen sollen. S-sie hatte den Fluch gefunden und ... und ich glaube, sie wollte dich warnen." Simon sah auf und nickte stumm. Er ging zum Regal, holte eine Schachtel mit getrockneten Tannenzweigen hervor und entnadelte sie, während Harry lustlos in einem Schulbuch herumblätterte, das auf dem Tisch lag. Er war inzwischen so müde, dass er kaum noch die Augen offen halten konnte.

"Harry?", fragte Simon gequält, brach aber ab.

"Was ist?"

"Ich habe ein Problem.", sagte Simon leise. "Ich ... Mir fehlt etwas für meinen Trank..." Simon gab die zerstoßenen Tannennadeln in den Kessel. Es zischte bedrohlich und eine wohlriechende Dampfwolke entwich.

"I- Ich habe kein Blut mehr."

"Aber..." Harry starrte Simon an und schüttelte erschrocken den Kopf

"Ich weiß... aber... ich-ich kann nicht schon wieder zu Dumbledore, damit er welches besorgt."

"Warum?"

"Er bringt mir regelmäßig etwas ... von den Muggeln in so komischen Plastiktüten, aber..."

"Aber?"

"Ich konnte nicht widerstehen." Simon lächelte schwach, doch Harry regte sich nicht, sondern starrte Simon unverhohlen an. Er hatte zu lange verdrängt, dass sein Freund kein Mensch mehr war und hatte sich nie bewusst gemacht, wie gefährlich sein Gegenüber werden konnte.

"Du brauchst keine Angst zu haben", sagte Simon beruhigend. "Ich habe nicht vor, dich zu beißen." Harry ließ sich von Simon erklären, wie die Gefahr eines Kontrollverlusts ausgeschaltet werden konnte. Obwohl Harry immer noch ein sehr ungutes Gefühl hatte, ging er letztendlich doch auf Simons Vorschlag ein.

Simon sammelte alle nötigen Utensilien zusammen, dann hob er seinen Zauberstab und zog eine imaginäre Linie um sich herum.

"Constituo Pluteum". Eine hellblaue Wand schloss Simon gänzlich ein. "Du hast nicht viel Zeit... Beeil dich", murmelte Simon und warf Harry seinen Zauberstab zu, um eine Flucht seinerseits unmöglich zu machen. Harry griff mit zitternden Händen nach einer kleinen Flasche und entkorkte sie. Er trank einen kräftigen Schluck, bis sich sein Körper gleichmäßig taub anfühlte und nahm ein Messer in die Hand.

"Simon" Harrys Stimme zitterte ebenso wie seine Hände. Der Vampir hatte sich auf dem Boden niedergelassen und fest die Augen geschlossen. Nun blinzelte er.

"Du brauchst keine Angst zu haben", sagte Simon. "Der Bannfluch ist stark genug. Nur solltest du die Wunde schließen, bevor ich hier wieder heraus bin."

Harry nickte. Er verfluchte sich, dass er auf den Irrsinn eingegangen war, aber schließlich wandte er sich wieder zum Tisch. Er verspürte keinen Schmerz, wohl aber den kalten Stahl in seiner Hand und langsam, aber stetig, begann die kleine Wunde, die er sich selbst zugefügt hatte, zu bluten. Die schwarze Karaffe füllte sich rasch und als das Blut den winzigen Markierungsstrich erreicht hatte, fuhr Harry mit der Zauberstabspitze über die Wunde, die sich augenblicklich schloss. Harry sah zu Simon hinunter.

"Ich bin fertig!"

"Gib das Blut in den Trank und wasch dir das restliche Blut ab", befahl Simon. Zögernd tat Harry, was der ehemalige Slytherin von ihm verlangte, und befreite ihn anschließend von dem Bannfluch.

Simon wandte sich schweigend seinem Kessel zu und nickte zufrieden.

"Jetzt heißt es warten", seufzte er und gesellte sich, nachdem er eine riesige Sanduhr umgedreht hatte, zu Harry an den Tisch. "Ich danke dir… du hat echt was gut bei mir."

"Ignorierst du im nächsten Zaubertranktest meine Fehler?" entgegnete Harry mit einem müden Lächeln.

"Ich fürchte, das ist nun doch nicht möglich", sagte Simon schmunzelnd und warf einen besorgten Blick auf die Sanduhr. "Es wird die ganze Nacht dauern, bis das Elixier fertig sein wird. Vielleicht solltest du besser schlafen gehen." Harry nickte und folgte Simon in den Nachbarraum.

"Wo soll ich schlafen?", fragte Harry, nachdem er sich in dem Raum irritiert umgesehen hatte und keine zweite Schlafmöglichkeit entdecken konnte.

"Na, im Bett!", erwiderte Simon. "Ich werde meiner Natur folgen und erst zu Sonnenaufgang ins Bett gehen, dann also, wenn du schon längst im Unterricht sein solltest."

"Aber…"

"Keine Widerrede", ermahnte ihn Simon und zauberte rasch neue Bettwäsche aufs Bett. "Ich werde dich morgen früh wecken." Damit löschte Simon das letzte Licht im Raum und verschwand wieder im Zaubertranklager.

Ein fahler Lichtschein, der durch die angelehnte Tür schien, war die einzige Lichtquelle. Aber Harry machte sich nicht die Mühe, seinen Zauberstab zu ziehen. Müde ließ er sich auf das Bett fallen. Es war hart, sehr viel härter als die Betten in den Schlafsälen, doch als ihn die warme Decke umhüllte, vergaß Harry sogar diesen Makel und sank in einen tiefen Schlaf.
 

***
 

Simon weckte ihn, wie versprochen am nächsten Morgen. Der Vampir wirkte müde, aber ganz zufrieden.

"So, ich bin fertig", kommentierte Simon überflüssigerweise, als Harry den leeren und blank geputzten Kessel begutachtete. "Jetzt habe ich wieder eine Woche Ruhe, bis das Spiel von neuem losgeht. Ich habe Dumbledore schon Bescheid gegeben, dass ich heute nicht unterrichten werde. Aber nachdem, was gestern passiert ist, denke ich, es wäre das Beste. Die meisten Slytherins sind bereits beim Frühstück, du kannst dich also gefahrlos in dein Haus wagen."

Harry nickte, verabschiedete sich und machte sich auf den Weg zum Schlafsaal. Dracos Sachen standen bereits in zwei großen Koffern am Fußende seines Bettes. Harry grinste breit und hastete, nachdem er sich fertig gemacht hatte, in die Große Halle.

Er ließ sich am Kopfende des Tisches nieder, weit genug entfernt von Draco und seinen Kumpeln. Sie waren aber dennoch gut in seinem Sichtfeld und einen Moment später trafen seine Augen auf die kalten, gefühlslosen von Draco. Sie starrten hasserfüllt zurück, bis Draco schließlich wutentbrannt die Gabel auf seinen Teller warf und den Tisch verließ.

Harrys Blick folgte dem wütenden Slytherin, bis dieser hinter der großen Eichentür verschwand und wollte sich dann seinem Essen zuwenden, als Ginny neben ihm auftauchte und ihn innig umarmte.

"Ich habe es gerade erst gehört", schluchzte sie und ließ sich nur schwer von ihrem erwürgenden Griff abbringen. "Es- es ist furchtbar, I-Ich meine, beinahe hätte ich dich für immer verloren."

"Ginny, beruhige dich", sagte Harry. "Mir ist nichts passiert und Malfoy ist gerade dabei, Hogwarts zu verlassen."

"Ginny, i-ich…", Harry stockte. Er wusste zwar, was er sagen wollte, nämlich, dass er sie liebte, dass eine plötzliche Auslieferung und sein Tod nur eine der vielen Möglichkeiten waren, auf die sie sich einzustellen hatte, aber er brachte nichts davon über die Lippen. Zu erschreckend war der Gedanke in seinem Kopf. Harry schauderte. Stattdessen versuchte er ein Lächeln, doch als er merkte, dass dies nicht gelang, zog er Ginny einfach zu sich und umarmte sie.

"Wo ist Simon?", unterbrach Hermine die beiden. " Warum wird er heute nicht unterrichten?"

"Keine Sorge, ihm geht es gut", beschwichtigte Harry, ging aber nicht weiter auf Hermines Frage ein.
 

to be continued



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  devillady
2008-02-22T20:08:10+00:00 22.02.2008 21:08
mir ist da glass ein kapi durch die lappen gegangen...aber jetzt hab ich wieder alles nachgelesen...^^

ich finds sehr gut und interessant...aber ob das einfach so vorbei ist...wenn draco geht glaub ich nicht wirklich..aber ich werds ja noch lesen

freu mich auf die nächsten kapis

lg devi ^^


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