Zum Inhalt der Seite

Dear Tagebuch

Ein anderer 4. Band
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Besichtigung des Schlachtfeldes

Besichtigung des Schlachtfeldes
 

Dear Tagebuch,

Heute wurde ich mit einer weißen Limo´ abgeholt und etwas außerhalb des Stadtkerns vor einer riesigen Villa vorgefahren. Noch nie zuvor hatte ich Silvar Haus gesehen, nur auf einigen Fotos. Als ich ausstieg wurde ich mir erstmals bewusst, was ich die letzten Wochen auf die Beine gestellt hatte. Es verblieben nur noch 6 Tage und hier war noch immer ein reges Treiben. Ich hatte eigentlich erwartet, dass es schon ruhiger geworden war, doch diesen Gefallen hatte man mir nicht getan. Der riesige Zaun und das Tor waren mit Planen abgedeckt, damit man nicht sehen konnte was dahinter aus dem Boden gestampft wurde. So neugierig wie Silvar und Luca waren. Hinter dem Tor erstreckte sich ein weitläufiges Parkgelände, was mit italienisch barocken Statuen geschmückt war und wirklich Venedig und den Karneval sehr gut getroffen hatte. Ein wenig war ich doch stolz auf mich. Am anderen Ende des Kiesweges stand das Prachtexemplar von englischem Landhaus. So ein britisches Landschloss, eines Möchtegerngrafen, kam dem schon recht nahe. Ich machte eine Runde um das Haus und staunte nicht schlecht, als ich einen Balkon a lá Romeo und Julia erblickte. Als ich rum war, wurde ich ins Haus gebeten und bekam erstmal eine Führung durch den kleinen Palast. Im Erdgeschoß wuselten viele Leute umher, die alles Mögliche durch die Gegend trugen. Fast hätte mich einer der Köche umgerannt, der eilig aus der Küche gestürzt kam. Das Haus war ´gen Norden gerichtet. In der großen Eingangshalle standen auch viele Statuen und einige Gemälde, ich nicht zu benennen wusste, es waren sicher Familienmitglieder. Rechts und Links neben der großen Operntreppe befanden sich zwei Türen. Die rechte führte in die Küche und die linke in den Keller. Eine riesige Flügeltür führte in einen Ballsaal, wo, wie mir gesagt wurde, die Zeremonie stattfinden würde. Nach links führte eine Tür in das Aufenthaltszimmer, auch Wohnzimmer genannt. Zuerst wurde ich in den Ballsaal geführt um meine Bewertung abzugeben. An den Wänden waren riesige Posterwände vom venezianischen Karneval aufgezogen und am anderen Ende war ein Altar aufgebaut. Rechts und links neben dem weißen Läufer standen Stühle, für die Gäste. Ein Blick sagte mir, dass mehr Stühle vorhanden, als Gäste geladen waren. Ich erfuhr darauf, dass das Personal auch teilhaben dürfte und dass auch sicher noch ungeladenen Gäste kommen würde. Das mit dem Personal hatte sicher Silvar bestimmt, ich hatte nichts dagegen. Man erklärte mir, dass nach der Zeremonie die Leute nach draußen geführt werden und man hier umräumen würde, für den späteren Tanz. Mit dem Ballsaal war ich einverstanden. Nun wurde ich in das Aufenthaltszimmer geführt, wo mir sogleich ein älterer Mann entgegen kam, der Silvar wie aus dem Gesicht geschnitten war, es war, übersehbar, sein Vater. Das darfst du jetzt im Detail lesen:

„Ah, du musst Yue sein, Silvar hat ja so viel von dir erzählt“, begrüßte er mich strahlend.

\\Jupp, das ist Silvar wie er leibt und lebt, nur eben mal so 20 bis 30 Jahre älter.\\

„Ja, ich bin Yue, Sir.“

„Es bleibt mir das Herz stehen bei dem Klag eines „Sir“ aus dem Mund eines so jungen Mannes“, spielte er sich theatralisch auf und fiel fast in Ohnmacht.

\\Wie der Vater so der Sohn. Die haben doch beide einen an der Klatsche…\\

„Du darfst aber auch gern Vermont zu mir sagen.“

\\Diese Familie hat eine Leidenschaft für komische Namen, kann das sein?\\ dachte ich so vor mich hin und nickte nur.

„Wurde dieses Zimmer umgeräumt? Wenn ich mich recht an die Fotos erinnere, war hier doch eher ein englischer Stil gewählt worden?“

„Das ganze Haus wurde dem Thema angepasst.“

„Wird es wieder umgeräumt?“

„Vielleicht. Eigentlich gefällt mir dieses italienische besser als das englische.“

„Mir persönlich gefällt der englische besser“, lächelte ich und sah mich um.

Das Zimmer war wirklich typisch italienisch eingerichtet. Die Einrichtung war so etwa die Zeit des Barock zustecken. Es war also viel mit Gold gemacht.

„Wenn ich mir das ansehe kann ich mir gut vorstellen wie die anderen Zimmer aussehen. Ich möchte mal in die Küche und genau wissen, was nun für Torten entstehen werden.“

Silvar’ s Vater nickte und ging mit mir in die Küche. Auch dort wurde ich sofort lauthals begrüßt. Mich kannten die Köche ja auch nur von Erzählungen und vom telefonieren. Ohne dass ich ein Wort sagen musste, wurde mir der Speiseplan präsentiert. Nur schon zu hören was es geben wird, sorgte dafür, dass ich Hunger bekam.

„Es gibt erst in zwei Stunden Mittag.“

„Menno, lasst mich nur alle verhungern!“ schmollte ich gespielt und alle lachten.

„Komm ich zeig dir den Garten.“

Ich nickte und folgte Vermont nach draußen. Von der Terrasse, die etwas höher lag, hatte man einen super Ausblick über das was uns erwartete. Wenn man gedurft, gekonnt und genug Zeit gehabt hätte, hätte man hier wahrscheinlich „Kleinvenedig“ aus dem Boden gestampft. Nur gut, dass es nur etwa 4 Wochen Zeit waren. Den Weg am See entlang zierten wieder Engels-statuen und andere Darstellungen, der Barockzeit. Hier und da tauchte auch mal ein Plakat auf, auf dem Venedig zu sehen war, in seiner Blütezeit. Mein Blick ging zum See, wo typische venezianische Gondeln schwammen.

„Hoffentlich sind sie wassertauglich, die Dinger schwanken wahnsinnig“, meinte ich und ging weiter neben dem Anderen her. Wir gingen noch ein ganzes Stück und unterhielten uns etwas über dies und das und Bla und Blubb.

Nach einer ganzen Weile fiel mir dann mal auf, was man auf etwa 5 m² aufgebaut hatte, im See.

„Ich hatte mich schon richtig darauf gefreut, kein Miniaturvenedig zu erblicken und dann kommt so was…“, seufzte ich.

„Gefällt es dir nicht?“

„Doch, es ist wirklich nett und niedlich, aber nicht wirklich mein Geschmack“

„Eine Woche ist genügend Zeit, es noch entfernen zu lassen.“

„Nein, jetzt können wir es auch stehen lassen, es passt ja zum Ambiente.“

„Wie du meinst.“

„Ich mag es mir mal ansehen.“

Zusammen gingen wir zu der Bücken- und Stegkonstruktion.

„Fahren die Gondeln bis hier her?“

„Schau mal nach vorn, dort ist ein Kanalsystem, was schon existiert hat, bevor wir das Land gekauft haben. Dort fahren die Gondeln durch wo immer sie hinsollen. Eine Fahrt quer über den See dauert etwa 30 Minuten, also von hier bis dort wo sie jetzt sind, mit einem Bogenradius von etwa einem Kilometer.“

„Oh bitte, bloß kein Mathe. Ich hasse dieses Fach.“

„Ok, kein Mathe“, lachte er.

Eine Gondel stand hier und Vermont lud mich ein, die Fahrt mal zu machen.

Ich willige sofort ein und stieg mit ihm zusammen ein.

„Die meisten Gäste kommen wohl aus unserer Bekanntschaft?“

„Sagen wir es so, ich kenne nur zwei Freunde von Kain und Mel und die habe ich auch eingeladen. Wenn diese noch andere Freunde mitbringen, habe ich damit absolut kein Problem.“

„Darf ich etwas über diese beiden Menschen erfahren?“

„Ich weiß auch nicht sehr viel, eigentlich fast gar nichts. Das eine ist Kains ehemaliger Vorgesetzter aus New York und der andere ist einfach nur ein sehr guter Freund, der ihnen auch viel geholfen hat.“

„Zwei solch besondere Menschen sollten dann wirklich kommen.“

„Hoffentlich. Bis jetzt habe ich keine Antwort bekommen. Ich habe zwar meine Adresse beigelegt, aber erwarten tue ich nicht wirklich eine.“

Es klingelte in meiner Hose.

„Oh es ist doch nicht etwa doch ein Brief gekommen?“ meinte ich mehr zu mir, und zog mein Mobilefon raus.

\\Kain.\\

Ich nahm ab.

„Wer stört?“

„Ich störe.“

„Warum? Ist Exavia vor Gabriel geflüchtet?“

„Nein, Exavia ist oben und Gabriel in der Schule.“

„So und was ist dann los?“

„Du hast Post.“

„Von wem?“

„Kein Absender.“

„Ich lasse jemanden ihn holen.“

„Ich kann ihn dir auch bringen.“

„Ihr haltet eure neugierigen Nasen fern von diesem Haus und keine Diskussion. Ihr werdet bis Freitag warten müssen.“

„Einen Versuch war es Wert. Darf ich wenigstens fragen ob es dir gefällt?“

„Es gibt eine Sache die mir nicht passt, aber ansonsten ist es perfekt.“

„Das ist schön. Deine Abwesenheit wird übrigens sehr genossen.“

„Das glaub ich dir gern. In etwa 30 bis 40 Minuten sollte jemand bei euch sein und den Brief holen. Ich werde dann Morgen wieder anrufen. Ciao Ciao“ sagte ich und legte dann auf.

„Ein längeres Gespräch, als meine mit Silvar.“

„Kannst du bitte jemanden los schicken? Dreimal darfst du raten, woran das liegt.“

„Schon erledigt. Ich weiß… Sind das deine lang ersehnten Brief?“

„Jupp.“

„Mit wem hast du eigentlich gesprochen?“

„Mit Kain.“

„Und wer ist Exavia?“

„Meine Zwergboa. Anscheinend hat Gabriel bis jetzt dich gehalten, was die Festlichkeiten angeht.“

„Das ist doch gut.“

„Ja. Ich denke morgen Nachmittag werden die beiden mal kommen wollen, also Gabriel und Cassy.“

„Sie müssen aber wieder zurück oder?“

„Ja. Sie müssen zur Schule.“

„Dann lass ich sie morgen nach der Schule gleich abholen.“

„Mal sehen, vielleicht überrasche ich sie damit. Luca und Silvar werden sicher eifersüchtig werden, wenn Gabriel schon mal kommen darf und sie nicht. Aber Silvar wird auch eifersüchtig werden, wenn er morgen die Limo sieht. Sie haben nämlich zur gleichen Zeit Schluss und laufen zusammen nach Hause.“

„Da müssen sie durch. Es war ihre Idee.“

„Ja.“

Bald kamen wir am Ufer wieder an und stiegen aus.

„So und jetzt?“

„Jetzt warten wir auf meinen Brief. Nebenbei können wir ja noch etwas helfen, wenn du dir nicht zu fein dafür bist.“

„Wo denkst du hin?“

Wir lachten und gingen zurück zum Haus. Dort fragten wir einen der Diener ob wir noch helfen konnten. Da es drinnen nicht mehr wirklich viel zu tun gab, wurden wir in den Garten geschickt. Dort arbeiten wir noch ein paar Details aus bis dann mein Brief kam.

Mit dem Brief und einem Stuhl hockte ich mich ans Wasser und las ihn mir durch:

„Lieber Yue,

Erst einmal möchte ich mich für die Einladung zu der Hochzeit bedanken. Ich freue mich sehr Kain und Mel wieder zusehen und dich einmal zu treffen. In deinem Brief hast du dich sehr interessant beschrieben, was mich auch sehr neugierig gemacht hat.

Das du solange auf eine Antwort von mir warten musstest, tut mir sehr leid. Erst vor einigen wenigen Tagen habe ich Zeit gefunden diesen Brief zu schreiben, da es hier in NY gerade wieder sehr viele Probleme gibt und man immer auf der Hut sein muss.

Wenn es nicht die Überraschung verderben sollte, kannst du ja beiden einen schönen Gruß von mir ausrichten. Wenn ich noch etwas mitbringen soll kannst du mich auch anrufen, meine Telefonnummer habe ich beigelegt.

Mit freundlichen Grüßen,

J.B. Parker“

„Ich beneide ihn.“

„Warum? Weil ich auch gern mal in NY sein würde.“

„So ist das Leben. Hier ist übrigens noch ein Brief.“

„Noch einer?“ fragte ich und nahm ihn. Auch auf diesem stand kein Absender.

Neugierig öffnete ich ihn und sah auf die Unterschrift.

„Oh, der ist vom Chief. So viel Glück an einem Tag“, lächelte ich und las ihn:

„Sehr geehrter Yue Walker,

Ich bedanke mich sehr für diese Einladung. Mit meiner Frau zusammen werde ich sie wahrnehmen und gern am Freitag dieser Woche kommen. Es freut mich zu hören, dass es Kain gut geht, und dass er wieder einen Job bei der Polizei hat. Er ist wirklich ein guter Polizist. Es könnte allerdings durchaus sein, dass meine Frau und ich sehr kurzfristig kommen werden, da wir gerade wieder einen neuen Drogenfall hereinbekommen haben.

Ich hoffe Sie verzeihen es mir.

Mit freundlichen Grüßen,

Brian und Mathilda Berg.“

„Nett, wirklich.“

„Ja. Eine Antwort zu schreiben lohnt sich nicht. Wenn etwas dazwischen kommen sollte, hatte ich ja meine Mobil-Telefonnummer beigelegt, denn wenn einer von beiden zu Hause anrufen würde, würde a) die Überraschung platzen, wie J.B. schon schrieb und zum anderen b) würde ich voll Stress deswegen bekommen.“

„Ich denke aber schon, dass deine beiden Männer sich freuen werden, wenn die drei kommen.“

„So weit ich weiß, waren Bergs die einzigsten die zu ihrer ersten Hochzeit gekommen waren und J.B. später ne „Party“, wenn man es so bezeichnen mag, geschmissen hat.“

„Du kannst später ja mal bei diesem J.B. anrufen, aber jetzt müssen wir noch etwas arbeiten.“

Ich seufzte und gab die Briefe einem der Diener, der sie rein brachte.

Wir halfen bis die Küche zum Mittag rief.

„Schön, dass mal jemand an einen Vegetarier wie mich denkt, ohne dass ich es vorher sagen muss.“

„Wir wussten es von Silvar.“

„Ok, oder so.“

Nach dem Mittag legten wir erstmal ´ne Pause ein und ich telefonierte etwas rum. Erst mir Cassy und Gabriel, die gerade Mittagspause hatten. Ich erzählte, von den beiden Briefen und das es morgen eine Überraschung für beide nach der Schule geben würde, sagte aber nicht was es war. Dann gab ich noch den Auftrag mir die Nummer des Chief Inspektor Berg zu besorgen. Nach diesem Anruf suchte ich nach der Telefonnummer von J.B. und rief dort an:

„Guten Tag, hier ist J.B’ s Coffee. Was kann ich für Sie tun?“

„Guten Tag, ich würde gern den Besitzer sprechen.“

„Und mit wem hat er das vergnügen?“

„Yue Walker.“

„Einen Moment.“

Kurz wurde es still und ich vernahm leise Stimmen am anderen Ende der Leitung, doch verstand ich nichts.

~~~

Damit du verstehst, was ich jetzt schreibe: Wir verstanden uns vom ersten Moment an, am Telefon einfach wunderbar.

~~~
 

„Hier J.B.“

„Tag, hier ist Yue Alexander Walker. Ich habe die Hochzeitseinladung geschickt.“

„Ach du bist das. Ich musst dich jetzt erst einordnen.“

„Schon ok. Ich nehme es dir, ich darf doch „du“ sagen, nicht übel.“

„Klar, darfst du. Was gibt es?“

„Ich habe heute deinen Brief bekommen. Allerdings hat meine Frage weniger damit etwas zu tun. Ich wollte eigentlich fragen, ob du etwas dagegen hättest schon am Donnerstag zu kommen?“

„Von Donnerstag bis Samstag ist mein Café eh geschlossen.“

„Das ist gut, also würdest du kommen oder liegt noch etwas am Donnerstag an?“

„Ich wollte in Ruhe alles fertig machen und das Kostüm abholen.“

„Höchst interessant ich freue mich sehr auf die Kostüme.“

„Hoffentlich beeindrucke ich dich. Warum soll ich eigentlich früher kommen?“

„Ach nur so, die beiden erzählen wenig von ihrer Vergangenheit, was ich auch verstehe. Ich will einfach etwas reden.“

„Wenn es dir so wichtig ist, erledige ich auch schon alles am Mittwochnachmittag oder

-abend.“

„Das wäre lieb von dir. So gegen 10 Uhr früh würde dann die Limousine dich abholen und her bringen.“

„Ein Limo´? Ist das nicht etwas viel, für so einen kleinen Fisch wie mich?“

„Keineswegs, du bist eine Art Ehrengast und dazu noch eine Überraschung, da ist es mehr als angemessen eine Limo´ zu schicken.“

„Wie du meinst. Vor dem Café oder zu Hause?“

„Wo ist es dir denn lieber?“

„Mir mag das egal sein.“

„Dann würde ich sagen vor dem Café.“

„Ich bin wirklich gespannt dich kennen zu lernen. Du wirst von Sekunde zu Sekunde immer interessanter für mich.“

„Das ist schön.“

„Soll ich noch etwas mitbringen?“

„Im Moment wüsste ich nichts. Aber wenn mir was einfällt, werde ich bis Mittwoch noch anrufen.“

„Natürlich. Du schriebst in deinem Brief, dass du dich sehr für NY interessierst und faszinierst.“

„Ja, das schrieb ich, warum?“

„Weil ich dir etwas mitbringen möchte.“

„Na dann lass dir mal was einfallen.“

„Leicht ist es nicht gerade etwas zu finden, was einem Jungen wie dir gefallen könnte.“

„Oh, es geht hier um NY, da kann man mich mit eigentlich allem glücklich machen, egal was es ist. Sogar ein bisschen Dreck würde mich glücklich machen.“

Er lachte. „Na den werde ich dir sicher nicht mitbringen.“

„Das weiß ich, es war auch nur als Beispiel gedacht.“

„Ich hab da mal noch eine andere Frage an dich.“

„Schieß los.“

„Bevor dein Brief kam habe ich in der Zeitung gelesen, dass eine Sondersaustellung mit etwas über 20 Bildern eines jungen Künstlers hier in die Stadt kommt. Es tauchte dein Name auf.“

„Das war zwar keine Frage, aber ich beantworte es trotzdem. Ja, das ist meine Ausstellung und das sind meine Bilder, leider bin ich in der Zeit nicht an der Ostküste, also kann ich nicht mal bei der Eröffnung dabei sein.“

„Sie wird doch für jedermann zugänglich sein, oder?“

„Ja, allerdings kostet ein Eintrittskarte ´ne Menge Geld. Wenn du magst gebe ich dir ein Karte für die Eröffnung der Ausstellung.“

„Das ist nett. Ich nehme sie natürlich gern an. Aber ist es nicht etwas blöd, wenn der Künstler nicht zu Eröffnung da ist?“

„Der Termin wurde um eine Woche vorverlegt und zu diesem Zeitpunkt bin ich auf Klassenfahrt in LA. Eigentlich wäre ich da gewesen, doch wie gesagt, durch die Vorverlegung geht das nun leider nicht.“

„Es ist schade, aber leider ist es nicht zu ändern.“

„Doch, meine Eltern müssten mir nur genehmigen, dass ich von der Klassenfahrt abhauen darf und zur Eröffnung kann, nur leider kommt dann das Argument, dass ich ja allein in NY wäre und dass mir ja was passieren könnte oder dass ich gar nicht mehr nach Hause will. Manchmal, aber nur manchmal, könnte ich ihnen was antun.“

„Sie machen sich doch nur Sorgen.“

„Nichts gegen niemanden, aber ich halte eine Schule in einem der heruntergekommensten Viertel Bostons sauber von Drogen, Alkohol und Schlägereien. Wenn ich es hier schaffe, überlebe ich auch dort. Ich bin 16 lange Jahre allein gewesen und bin immer wieder aus dem Waisenhaus abgehauen, ich weiß was es bedeutet auf der Straße um sein Überleben zu kämpfen. Gut, ich gebe zu NY ist nicht Boston, aber es ist nicht viel anders. Und da wo ich mich aufhalte ist die Gefahr doch relativ gering. Es ist nicht so, dass ich durch sämtliche Stadtteile düse. Manhattan allein ist schon eine ganze Menge. Ich hab auch schon vorgeschlagen, dass ich zwei ERWACHSENE Freunde mitnehme, aber nein, es gibt keinen Weg an sie ran zu kommen mit dem Thema.“

„Mach dir nichts draus, noch zwei Jahre und sie können es dir nicht mehr verbieten.“

„Anderthalb, mein Lieber.“

„Wie auch immer. Du wirst schon noch hier her kommen.“

„Ja, irgendwann. Na gut, ich werde hier gerade angetrieben. In der Küche ist irgendetwas in die Luft geflogen. Ich denke Mittwoch spätestens melde ich mich noch mal bei dir. Ciao Ciao.“

„Dann schau dir mal die Katastrophe an. Bye.“

Dann legte ich auf und folgte Vermont in die Küche.

„Ach ihr heiligen Engel im Himmel, was ist hier passiert?“

Alles war voller roter Geliermasse, Milch und Schokolade.

„Wir haben nicht auf den Nachtisch aufgepasst.“

„Und ihr wollt Sterneköche sein? Schafft ihr es, die Torten noch mal zu machen, denn so werde ich die sicher nicht ausstellen.“

„Es könnte knapp werden, aber eigentlich dürften wir es schaffen, wenn wir gleich anfangen.“

„Dann tut das. Wir machen inzwischen hier sauber“, meinte ich zu Vermont und schnappte mir den Wischmopp aus der Hand eines Bediensteten.

„Mit helfen meinte ich nicht, das Haus putzen zu müssen“, murrte er.

„Das gehört dazu. Wo gearbeitet wird, wird auch Schmutz entstehen.“

Nach zwei Stunden waren wir mit der Küche fertig und ließen uns auf die Couch sinken.

„Eine Frage. Gibt es hier gute Bücher und ein Schachspiel?“

„Beides oben in der Bibliothek.“

„Ich kann mich keinen Schritt mehr bewegen.“

„Lass dir doch bringen was du haben willst.“

„Dazu muss ich erstmal wissen, was alles da ist.“

„Auch wieder wahr.“

Den Rest des Tages ruhten wir. Gegen 5 Uhr gab es dann wieder etwas zu Essen.

„Hier versteht man was von Verwöhnen.“

„Für dich nur das Beste.“

„Ein britisches Haus, verlangt auch britische Traditionen wie die Tea Time.“

„Wir tun alles, damit unsere Gäste sich wohlfühlen“, bemerkte der Butler, der mich auch schon begrüßt hatte. Dann ging er wieder.

„Ist wohl der Oberbutler, oder wie?“

„Jupp.“

Nach dem Essen ließen wir uns das Schachspiel bringen und spielten einige Partien, bis es dann Zeit fürs Bett wurde. Die wenigen Wochen hatten dazu geführt, dass sich bei mir ein Müdigkeitsgefühl gegen 21 Uhr einstellte.

Zusammen gingen wir hoch und trennten uns dann dort. Ich ging Richtung Bibliothek und Vermont zu den Familiengemächern. Ich hatte das Zimmer direkt neben der Bibliothek, wie ich feststellte. Das Bad war nur wenige Türen entfernt. Schnell hüpfte ich unter die Dusche und zog mir dann eine Boxer an. Nur so bekleidet ging ich zurück in das Zimmer und kroch in das Bett. Viel gibt es zu dem Zimmer nicht zu sagen, es passt eben zu dem barocken Stil.

So jetzt noch der letzte Satz und dann geh ich schlafen.

Der Tag war einfach nur klasse und die nächsten werden es sicher auch und ich freue mich schon total auf Donnerstag.

Dein dich über alles liebender,

Mond.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück