Recovery
Hallo!
Danke für die Kommentare *knuddel*
Und danke auch für eure Antwort auf meine Frage. Wenn ihr nicht findet, dass ich die Namen zu oft schreibe, dann wird es wohl stimmen *erleichtert* Thx.
Die FF wird wohl doch noch etwas länger. Ich gehe mal davon aus, dass es jetzt noch zwei Kapitel werden. Naja, das habe ich beim letzten Kapitel auch gedacht. Und eigentlich wollte ich die FF am letzten Wochenende schon zu Ende schreiben. Ich bin so verplant #.#
Naja, viel Spaß beim Lesen!
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Tala war nicht klar, wie lange er an Spencers Bett saß und die Hand des Schlafenden hielt. Er wusste auch nicht, wie oft er vorsichtig den Schweiß aus dem leidenden Gesicht seines Teamkollegen getupft hatte und wie viele beruhigenden Worte er ihm zugeflüstert hatte. Irgendwann jedenfalls war er, noch immer auf dem Bettrand sitzend, in einen leichten Schlaf gefallen, sodass er, als Ian ihn ansprach, erst einmal zusammenzuckte: „Was machst du hier, Tala?“ Der Kleinwüchsige kam ein paar Schritte näher und betrachtete argwöhnisch die merkwürdige Szene, die sich ihm bot: Tala saß an Spencers Bett und hielt seine Hand. Ohne Streit, ohne Hass in seinem Blick...
„Er wollte, dass ich bei ihm bleibe“, rechtfertigte sich Tala und zog seine Hand zurück. Er wischte sie an seiner Hose ab, da sie durch den langen Kontakt mit Spencers Hand schweißnass war. „Problem damit?“
Ian hob abwehrend die Hände. „Nee, gar nicht“, meinte er. „Bin nur überrascht.“ Sein Blick fiel auf die Scherben, die auf dem Schreibtisch lagen, weil Tala noch nicht dazu gekommen war, sie wegzubringen, nachdem Spencer durch den Tremor in seiner Hand das Wasserglas entglitten und auf dem Boden zersprungen war. „Habt ihr euch wieder gestritten?“, fragte Ian argwöhnisch, da ihm zerbrochene Gläser im Zusammenhang mit Tala und Spencer sehr bekannt vorkamen. Schließlich schmiss Tala im Affekt oft mit Geschirr um sich.
„Es ist ihm hingefallen“, antwortete Tala kühl, als er Ians Blick gefolgt war.
„Achja“, murmelte Ian.
„Hast du es nicht gehört?“, fragte Tala, der sich ohnehin fragte, weshalb Ian während der letzten Stunden nicht ein einziges Mal hier aufgetaucht war.
„Ich habe geschlafen“, erwiderte Ian. „Aber scheinbar hätte ich hier sein sollen.“ Er fixierte noch immer die Scherben.
Tala atmete tief ein und wieder aus. „Ian, ich habe mich nicht mit ihm gestritten“, sagte er ein wenig gereizt. „Ich habe ihm ein Glas Wasser geholt, aber das ist auf den Boden gefallen. Hätten wir uns gestritten, wäre ich doch wohl kaum hier geblieben, um auf ihn aufzupassen.“
„Du passt auf Spencer auf?“ Das schiefe Lächeln in Ians Gesicht erinnerte Tala unangenehm an das Lächeln, das Bryan gerne zeigte; er wirkte zwar einerseits freundlich, aber andererseits auch wider spöttisch, sodass eine klare Deutung des Gesichtsausdrucks schwer möglich war.
„Ich bin immerhin euer Teamleader“, sagte Tala scharf. „Und wie bereits angekündigt, helfe ich ihm beim Entzug.“
„Indem du ihn einsperrst“, nickte Ian und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Indem ich auf ihn aufpasse“, sagte Tala laut. Er war kurz davor, die Fassung zu verlieren, „Kannst du nicht einfach akzeptieren, dass ich nett zu ihm bin?“
„Nein, kann ich nicht“, meinte Ian ebenfalls eine Spur lauter. „Ich will gar nicht wissen, was du wieder ausheckst!“
„Ausheckst?“ Tala ballte die Hände zu Fäusten. „Wieso sollte ich etwas aushecken?“
„Weil du noch nie etwas für Spencer getan hast!“, erwiderte Ian heftig.
„Du verdammtes, kleines...“ Tala kam nicht dazu, seinen Satz zu Ende zu sprechen, weil Spencer leise stöhnte. Er drehte sich zu dem Blondschopf um, der ihn von unten anblinzelte. „Alles okay?“, fragte Tala vorsichtig und warf Ian einen kurzen, giftigen Blick zu, der mindestens ebenso gefährlich erwidert wurde.
„Müsst ihr so laut streiten?“, fragte Spencer leise und murmelte noch etwas von wegen „Kopfschmerzen“.
„Sorry“, sagte Ian und setzte sich neben Tala auf das Bett. „Wie geht es dir?“
„Blöde Frage“, brummelte Spencer und zog die Decke über seinen Kopf.
Tala lächelte Ian kühl an. „Er hat keine sehr gute Laune“, erklärte er unnötigerweise.
„Hast du heute schon etwas gegessen?“, fragte Ian den Blondschopf, der murmelnd verneinte. Also wandte sich der Kleinwüchsige an Tala: „Wir sollten ihm nichts allzu schweres geben. Wie wär's mit Joghurt?“
Tala zuckte mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung von Entzügen. Wir müssen wohl improvisieren.“
Ian nickte leicht und stand wieder auf. „Kommst du mal bitte?“, fragte er Tala und winkte ihn in die Küche, wo er, während er sprach, Joghurt und einen Löffel heraussuchte. „Wir sollten uns nicht streiten, wenn er dabei ist“, sagte er ernst.
Nun war es an Tala, schief zu lächeln. „Dann provozier' mich gefälligst nicht, Zwerg“, entgegnete er.
„Nenn' mich nicht Zwerg“, beschwerte sich Ian.
„Du verzeihst mir also, dass ich nett zu Spencer war?“, ahnte Tala, da Ian das Gespräch in eine andere Richtung gleiten ließ.
Ian zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich verstehe dich einfach nicht!“, entgegnete er etwas hilflos.
„Um ehrlich zu sein“, Tala seufzte, „verstehe ich mich auch nicht.“
Die nächsten Tage wurden für das gesamte Team zu einer kleinen Hölle. Spencer blieb die ganze Zeit über im Bett, meist unter Fieber, plötzlichen Schweißausbrüchen und Krämpfen leidend. Ein paar Mal musste er sich sogar übergeben und insgesamt zeigte er andauernde schlechte Laune, die besonders dann zu reinen Aggressionen wurde, wenn Tala und Bryan versuchten, ihn ins Badezimmer zu bringen, damit er wenigstens einmal am Tag die Möglichkeit zu hygienischen Maßnahmen hatte. Generell wechselten sich Tala, Bryan und Ian damit ab, wer auf Spencer aufpasste, damit dieser nie allein war. Und es war eine frustrierende Aufgabe, Spencer Gesellschaft zu leisten, da dieser entweder schlief, wie gelähmt vor sich hinstarrte oder aggressiv wurde. Freundlich reden konnte man mit ihm nur, wenn er gerade aus einem Delirium erwachte oder es ihm zu schlecht zum Schimpfen ging.
Nach fünf Tagen, in denen sich keine Besserung einstellen wollte, überlegte Ian in seinem Frust laut, wo er am schnellsten eine Flasche mit hochprozentigem Alkohol herbekam, was von Tala mit schlechter Laune und von Bryan mit dem Namen einer Kneipe, die bloß einen Block von ihrem Haus entfernt war, kommentiert wurde.
Nach acht Tagen äußerte Bryan zum Erschrecken aller offen den Wunsch, wieder zu trainieren.
Dann, nach zwölf Tagen, verließ Spencer zum ersten Mal ohne fremde Hilfe sein Bett, um zu duschen.
Als Tala in den Flur trat, um Bryan von seiner Schicht abzulösen, lehnte dieser gegen den Türrahmen der offenen Badezimmertür und beobachtete den Schatten, der sich hinter dem Duschvorhang bewegte.
„Was-?“, fragte Tala verwirrt und blickte in Spencers verdunkeltes Zimmer, das dem Badezimmer gegenüber lag.
„Er hat es allein in die Dusche geschafft“, erklärte Bryan. „Also darf er auch alleine duschen.“
Tala nickte leicht und ging in das Zimmer seines Teamkollegen, in dem die Luft etwas dicker war als im Flur. Kein Wunder, sie konnten das Fenster nicht aufmachen, wenn Spencer krank im Bett lag. Also zog er jetzt die Rollläden hoch und öffnete das Fenster weit. Er atmete tief die frische Luft, die ihm entgegen kam, ein und schaute einen Moment lang auf den Fluss, der unter dieser Seite des Hauses entlangfloss. Es regnete wieder und das Gewässer war strömend. Ein paar Tropfen fielen auf Spencers Fensterbank, weshalb Tala sämtliche wasserempfindliche Gegenstände aus der Nähe des Fensters schob und gebrauchte Kleidung von Spencer auf dem Boden auslegte, damit der Teppich nicht nass wurde. Dann erst drehte er sich um und ging zum Badezimmer, wo Bryan Spencer beim Anziehen half. Die Hose hatte Spencer sich schon angezogen, jetzt musste er nur noch in sein T-Shirt schlüpfen. Tala lächelte leicht, während er Bryan dabei zusah, wie er an dem Shirt herumzupfte, um es in die richtige Position zu bringen, sodass Spencer die Arme durch die Ärmel stecken konnte. In den letzten Tagen hatte er selbst auch oft dabei geholfen, Spencer umzuziehen und dabei waren die Oberteile stets ein größeres Problem gewesen als die Hosen. Schließlich ging Bryan einen Schritt nach hinten, um sein Werk zu betrachten.
„Du hast es geschafft“, lobte ihn Tala amüsiert.
Spencer blickte überrascht zu ihm auf, als er seine Stimme hörte. Anscheinend hatte er nicht mitbekommen, dass Tala in der Tür stand und sie beobachtete.
„Guten Morgen“, sagte Tala zu ihm und wollte sich schon umdrehen, um die beiden alleine zu lassen (schließlich war das Bryan Schicht und nicht seine), als Spencer plötzlich mit heiserer Stimme fragte: „Kannst du vielleicht Pizza machen?“ Seine Stimme klang zwar nicht gerade frisch, aber sie war auch nicht so leise wie oft in den letzten Tagen und in ihr lag kein Zittern. Er sah auch, frisch geduscht und mit noch nassen Haaren, munterer aus als in den letzten Tagen.
„Sicher, dass du dann nicht wieder kotzen musst?“, fragte Tala, um sicherzugehen.
Spencer nickte. „Ich muss jetzt Pizza essen“, sagte er dann eifrig. „Außerdem geht es mir wieder besser.“
„Meinetwegen“, murmelte Tala. „Aber überanstreng' dich bloß nicht.“ Er wollte gerade in die Küche gehen, bevor ihm einfiel, wie gerne gerade Spencer seine Aussagen fehlinterpretierte: „Das heißt, schwing' deinen Arsch ins Bett zurück.“
Er beobachtete, wie Bryan Spencer in dessen Zimmer zurück brachte, bevor er selbst in die Küche ging und in den Schränken nach sah, ob er überhaupt die nötigen Zutaten hatte, um Pizza zu backen. Und selbstverständlich fehlte die Hälfte. Tala seufzte leise und schüttelte verärgert den Kopf. Sollte er die restlichen Zutaten einkaufen oder einfach etwas anderes machen? War ihm Spencer so viel wert, dass er sich für ihn extra eine andere Hose anziehen und den weiten Weg (von beinahe drei Minuten!) zum nächsten Supermarkt unternehmen wollte? Nach ein paar Sekunden des Überlegens beschloss Tala, dass es ihm ohnehin gut tun würde, mal ein paar Minuten nach draußen zu kommen, weshalb er sich tatsächlich umzog und die Wohnung verließ.
Im Supermarkt war es erstaunlich leer. Obwohl... So erstaunlich war es nicht, schließlich war es Vormittag und die meisten Leute gingen um diese Uhrzeit arbeiten oder zur Schule. Tala sah bloß ein paar Frauen mittleren Alters, die gemeinsam über den ständigen Schimmelbestand bei dem Obst, das hier angeboten wurde, meckerten (dabei wusste mittlerweile ganz Moskau, dass man in diesem Geschäft kein Obst kaufen durfte, weil es nie frisch war) und ein paar Jugendliche, die vermutlich gerade schwänzten oder eine Freistunde nutzten, um sich mit Knabbereien und Süßigkeiten einzudecken.
An der Kasse hatte die Verkäuferin, eine Brünette, die sich etwa im selben Alter wie er befand, also noch genug Zeit, Tala freundlich anzusprechen, nachdem er bezahlt hatte: „Na, nicht beim Training?“
„Nein“, entgegnete Tala bloß und hoffte, dass sie nicht nach dem Grund fragte.
„Warum denn nicht?“, fragte sie selbstverständlich.
In Gedanken ging er ihr an die Gurgel, in der Realität lächelte er bloß schwach: „Spencer ist krank und hält uns momentan alle auf Trab.“
„Oh, was hat er denn?“, fragte sie etwas bestürzt, schließlich kannte sie Spencer genau wie die anderen Jungen aus Talas Team aus kurzen Plaudereien.
„Nicht Ernstes“, entgegnete Tala vorsichtig. „Grippe. Fieber und so. Es geht ihm wieder besser.“
„Er hat in den letzten Wochen so gewirkt, als würde er etwas ausbrüten“, gab sie zu und lachte freundlich. „Du aber auch.“
Tala unterbrach sich selbst dabei, die gekauften Waren einzupacken, und schaute sie verdutzt an. „Echt?“, fragte er und verpasste ihr in Gedanken eine Ohrfeige. Sah er etwa aus wie jemand, der süchtig nach Alkohol war?
„Keine Krankheit“, antwortete sie. „Du hast bloß immer so schlecht gelaunt gewirkt. Aber jetzt bist du ja wieder etwas fröhlicher.“ Sie lächelte ihn kokett an und warf einen kurzen Blick in den hinteren Ladenteil: „HE, IHR BLÖDEN WICHSER!“, rief sie dann laut. „Hier wird nicht geklaut!“ Die Jugendlichen blickten sie einen Moment lang empört an, bevor einer von ihnen eine Packung Gummibärchen aus seiner Jackentasche zog und mit verbissenem Gesichtsausdruck zurücklegte. Sie verdrehte die Augen und wandte sich wieder an Tala: „Solche Idioten. Man kann auch böse sein, ohne gleich zu klauen. Nicht wahr?“ Sie grinste schief, bevor sie merkte, dass Tala den Landen verlassen hatte. Verdutzt blickte sie aus dem Schaufenster hinter dem Rotschopf her, der sich entfernte. Na, wenigstens hatte er bezahlt...
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Bis bald
Nathera