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Prisoners of the night

BakuraxYami SetoxJoey
von

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Prolog

Autor: Ayame-chan

Fandom: Yu-Gi-Oh

Disclaimer: Yu-Gi-Oh gehört nicht mir, sondern Kazuki Takahashi, denn würde es mir gehören wäre der Manga wahrscheinlich nicht mal halb so gut, wie er ist.

Hauptpairing: Bakura x Yami

Nebenpairing: Seto x Joey

Warnings:

Inhalt: Das Verhältnis zwischen Yami und Bakura ist nicht gerade das Beste und verändert sich auch nicht zum Guten, als der Weißhaarigen Yami zu einem von sich macht – zu einem Vampir. Doch das ist nicht alles. Andere Vampire attackieren Yami, Werwölfe wollen ihre nächtlichen Konkurrenten endgültig auslöschen und Bakura scheint mehr über all das zu wissen, als er Yami verrät, welcher sich mehr und mehr zu verändern scheint...
 

Die Story wird gewidmet: Allen, die das Pairing Bakura x Yami lieben und meiner Katze Yami.
 


 

Prisoners of the night
 

1. Prolog
 

Eigentlich war es ganz normaler Tag. Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten und die Sommerferien gingen in die zweite Woche. Dennoch ließen sich Bakuras Instinkte nicht trügen.

Er hatte es gestern Nacht schon bemerkt. Fremde waren hier, doch was wollten sie hier? Unruhig nagte er an seiner Unterlippe. Der Lord war noch nicht zurückgekommen. Ob es an den Fremden lag?

Der Weißhaarige war so in Gedanken vertieft, dass er nicht bemerkt hatte, wie sich ein kleiner Junge ins Zimmer geschlichen hatte und ihm nun von hinten die Arme um die Taille schlang. „Morgen Onkel!“ quiekte der Kleine und Bakura zuckte zusammen.

„Yami!“ rief er, wütend darüber, dass man ihn erschreckt und er nicht aufgepasst hatte. Der Junge streckte ihm die Zunge raus. „Du sollst mich doch nicht Onkel nennen,“ meinte er vorwurfsvoll und nahm den Kleinen auf die Arme. Der Junge hatte strahlende violette Katzenaugen und schwarze Haare mit blondem Pony und violetten Spitzen.

Somit war sein Aussehen jedoch keineswegs ungewöhnlicher, als das Bakuras. Denn dieser hatte hüftlanges, wildes, weißes Haar und haselnussbraune Augen. „Warum denn nicht?“ fragte Yami fordernd.

„Weil ich mir dann so alt vorkomme.“

Suchend sah sich der Kleine im Raum um. „Wo ist Papa?“

„Er ist nicht hier. Heute Abend kommt er sicherlich zurück. Solange kümmern wir ums um dein Training.“

Yami zog eine Schnute. „Ich will aber nicht! Ich will draußen spielen!!“

„Erst, wenn du trainiert hast.“

„Ich will aber nicht! Ich will nicht, ich will nicht, ich will nicht!!“ schrie der Violettäugige und begann zu strampeln. Bakura verdrehte die Augen und versuchte den Junge so gut wie möglich festzuhalten, was jedoch leichter gesagt, als getan war.

„Yami! Sei ein lieber Junge und komm mit. Sonst wird dein Papa noch böse.“

„...ich will nicht, ich will nicht, ich...“ fuhr der Junge unbeirrt fort, ohne sich von Bakuras Worten einschüchtern zu lassen.
 

Letztendlich musste er sich jedoch geschlagen geben. Schließlich war der Ältere um einiges stärker, als er. Schmollend stand er nun im Trainingsraum, des abgedunkelten Dojos. Denn sowohl Bakura, als auch Yamis Vater, besaßen eine Art Allergie gegen jegliches Sonnenlicht.

Bakura nahm ein Holzschwert zur Hand und warf Yami ebenfalls eins zu. „Los, greif mich an!“ forderte er und der Jüngere ging wie gefordert auf ihn los. „Nicht so unüberlegt!“ wies Bakura ihn zur Ordnung. „Und vernachlässige deine Deckung nicht!“ mit Leichtigkeit parierte er die Schläge Yamis und beobachtete ihn genau. „Konzentrier dich und verspann dich nicht!“

Yami griff so lange an, bis Bakura es für genug hielt. Erschöpft ließ sich der Kleine auf den Boden fallen. Dafür, dass er gerade mal acht Jahre alt war, war das Training bereits seht hart und verlangte ihm eine Menge ab. „Das hast du gut gemacht,“ lobte Bakura ihn und hielt ihm ein Glas Wasser hin, was Yami auch sofort leer trank. „Heute Nachmittag kümmern wir uns um deine Verteidigung.“

Yami setzte sich auf. „Bakura?“

„Hmhm?“

„Warum muss ich denn so viel trainieren? Warum kann ich nicht mit den anderen Kindern spielen?“

„Weil es für deine Zukunft wichtig ist.“

„Und warum muss nur ich das Kämpfen lernen?“ fragte er vorwurfsvoll.

„Wenn du alt genug bist erfährst du schon noch alles.“ Bakura hob die Hand und wuschelte Yami liebevoll durch die Haare. „Jetzt ruh dich aus, damit du nachher wieder fit bist.“ Dann stand er auf und ging zurück in sein Zimmer, um sich schlafen zu legen. Schließlich gehörte der Tag nicht zu seinen Wachzeiten.
 

So verging der Tag und nachdem die Sonne draußen untergegangen war verließ Bakura das Haus. Es war noch zu früh, um auf die Jagd zu gehen, also würde er zuerst nach dem Lord suchen.

Bakura nutzte seine feinen Sinne und lauschte. Zwar sah und hörte er nichts ungewöhnliches, doch der Wind trug ihm fremden Geruch zu. Den Geruch von drei Gleichgesinnten. Der Weißhaarige wurde nervös. /Warum sind sie hier?/ fragte er sich erneut und ging durch die Straßen.

In einer Seitengasse blieb er stehen. Er hatte etwas gehört. Hastig wanderten seine Augen nach allen Seiten, ehe er langsam und aufmerksam den Weg entlang ging. Als er hinter sich ein Geräusch wahr nahm wirbelte er herum, bereit zuzuschlagen, konnte sich aber gerade noch zurückhalten, als er violette Augen erkannte.

„Ihr seit es Lord,“ rief er erleichtert und senkte die Hand wieder.

„Ja, ich bin es,“ sagte der Angesprochene und man konnte hören, dass es ihm nicht besonders gut ging. Seine Kleidung war blutdurchtränkt und er hinkte.

„Was ist passiert?“ fragte der Weißhaarige sofort und wollte seinen Freund stützen, doch dieser schob ihn beiseite.

„Ich kann ihn nicht mehr länger zurückhalten. Es ist besser, wenn ich es jetzt beende.“ Bakura schnappte nach Luft. Das konnte er doch nicht Ernst meinen. „Ich bin nur zurückgekommen, damit du bescheid weißt. Kümmere dich gut um Yami und denk dran: Er darf nie die Wahrheit erfahren! Lass ihn sterblich bleiben.“

Bakura nickte und sein Lord klopfte ihm ein letztes Mal auf die Schulter. „Danke, für deine Treue,“ sagte er, dann drehte er sich um und ging und Bakura wusste, dass er nie mehr wiederkommen würde.

Kurz schloss der Weißhaarige seine Augen, dann wandte er sich um und ging auf Beutefang.
 

Am Stadtrand: Drei Wesen, in lange schwarze Umhänge gehüllt, die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen starrten knurrend auf den Staubhaufen, der vom Wind langsam in alle Richtungen verstreut wurde.

„Wir sind zu spät gekommen,“ sagte einer von ihnen.

„Dass wird dem Lord gar nicht gefallen.“

Stille. Dann schwangen sich drei Krähen in die Luft und verschwanden in der Dunkelheit.
 

„Wo ist Papa?“ quengelte Yami, als Bakura endlich wieder Zuhause war.

„Warum bist du nicht im Bett?“ wich er dem Kleinen aus, der seinen großen Teddybären daraufhin enger an sich presste.

„Du hast gesagt Papa kommt heute Nacht wieder!“

„Ja ich weiß...“ Schweigen. Dann ging Bakura in die Hocke und sah Yami in die leuchtenden Augen. „Yami dein Vater wird nicht mehr wiederkommen.“

„Wo ist er?“

„Er ist zu Mama gegangen.“

Er begann zu zittern „Aber warum hat er mich nicht mitgenommen?“ Tränen sammelten sich in den Kinderaugen.

„Er konnte dich nicht mitnehmen. Da wo er hingegangen ist kann man ihm nicht so einfach folgen. Das weißt du doch.“

„Aber er soll nicht weggehen! Ich will nicht alleine bleiben!“

„Das kann man sich nicht aussuchen. Für jeden kommt irgendwann die Zeit, an der er die andere Welt betreten muss. Und irgendwann kannst du ihnen auch folgen.“ Bakuras Erklärungsversuche schienen jedoch keine Wirkung zu zeigen.

„PAPA!!“ rief Yami und ließ seinen Bären auf den Boden fallen. „PAPA!!“

„Yami beruhig dich! Dein Papa kann nicht mehr zurückkommen.“

„PAPA!“ der Kleine begann zu schlucksen und dicke Tränen kullerten ihm übers Gesicht. „Warum hast du Papa nicht gesagt, dass er hier bleiben soll?!“ fragte er nun den Weißhaarigen vorwurfsvoll.

„Yami,...“ Bakura suchte nach einer Erklärung, doch solange wartete der Schwarzhaarige nicht.

„Ich hasse dich!“ brüllte er, drehte sich um und rannte die Treppe hoch und in sein Zimmer, wo er die Tür laut zuknallte.

Bakura seufzte, dann folgte er ihm. Das bunt eingerichtete Kinderzimmer war von Yamis Schlucksen erfüllt. Der Junge selbst hatte sich unter seiner Bettdecke zusammengekauert und weinte. Bakura setzte sich auf den Rand des Bettes und zog die Decke weg. Dann hob er Yami vorsichtig hoch und drückte ihn an sich.

„Hat...hatten Mama und Papa mich nicht mehr lieb?“ fragte Yami und hob seinen Kopf.

„Natürlich hatten sie dich lieb.“

„Aber warum sind sie dann weg?“

Liebevoll strich Bakura ihm durch die Haare. „Sie konnten es sich nicht aussuchen.“

„Warum nicht?“

„Wenn du älter bist verstehst du es.“

„Gehst du auch und lässt mich alleine?“

„Ich hab deinen Vater versprochen auf dich aufzupassen. Also kann ich dich nicht alleine lassen.“

Kurz leuchteten die Katzenaugen Yamis wieder. „Wirklich?“

„Würd’ ich es sonst sagen?“ fragte Bakura und hob Zeige- und Mittelfinger zum Schwur. Ein kleines Lächeln huschte über das Kindergesicht und Yami kuschelte sich an den Älteren.
 

Ein lautes Fauchen erfüllte den Saal und die vermummten Gestalten wichen erschrocken zurück. „Ihr habt ihn also getötet?“ fragte eine kalte Stimme schneidend.

„Nein, my Lord,“ verteidigte der Mittlere sich und seine beiden Gefährten. „Er war bereits tot, als wir ihn fanden. Wir verfolgten seinen Geruch, fanden jedoch nur noch einen Haufen Staub.“

Wütend knurrte der Lord und ließ sich wieder auf seinen dunklen Thron sinken. „Jetzt habt ihr schon zum zweiten Mal versagt und ich kann mir keine Versager leisten!“ zischte er und schnippte mit den Fingern. Sofort kam eine weitere Person hinter einer großen Säule hervor und ging vor dem Thron auf die Knie. „Bring diese Nachricht zu den Werwölfen,“ forderte er den anderen Vampir auf und hielt ihm eine Pergamentrolle entgegen. Dieser erhob sich daraufhin und nahm sie entgegen. „Und nimm die drei dort als Geschenk mit.“

Deutlich zeichnete sich die Angst in den Augen der Drei ab. „Mein Herr! Bitte!“ rief einer von ihnen.

„Ihr wagt es MICH um Gnade anzuflehen?!“ schlagartig senkte der Verurteilte den Kopf. „Einfältiger Narr. Aber wie du willst. Wenn du nicht zu den Wölfen willst...dann wird dich eben die Sonne verurteilen.“

„Nein!“ Panik ergriff den Vampir. Sein Lord schnippte erneut mit den Fingern und zwei Wächter gingen auf den Blutsauger zu. Dieser versuchte die Flucht zu ergreifen, doch die Wächter packten ihn und schliffen ihn davon. „Nein! Nein!!“

Der Lord erhob sich und verließ den Saal. /Es gibt noch eine Menge zu tun. Das Opfer wird die Köter friedlich stimmen, aber noch besitzen sie die Überhand. Deshalb muss ich sie finden. Die Dämonen./
 

10 Jahre später:
 

Bakura gab ein unzufriedenes Knurren von sich, als sich die Tür zum Wohnzimmer öffnete und Yami den Raum betrat, den Weißhaarige nicht beachtete und sich ein Buch aus dem großen Regal schnappte.

„Du hast dein Training geschwänzt,“ begann Bakura und verfolgte seinen, nun bereits 18 Jahre alten, Schützling.

„Na und?“ fragte der Violettäugige desinteressiert.

„Na und?! Was fällt dir ein es einfach ausfallen zu lassen? Was ist in letzter Zeit los mit dir?“

Yami drehte sich zu seinem Vormund um. Von dem kleinen Jungen, der so sehr an seinem Vater und Bakura gehangen hatte, war kaum noch was übrig. Mittlerweile war er genauso groß, wie der Weißhaarige, hatte einen ebenso stark durchtrainierten Körper und kampfeslustig schimmernde Katzenaugen.

„Was mit mir los ist? Kannst du dir das nicht denken?“

Bakura verschränkte die Arme. „Nein.“

„Dann denk mal scharf nach. Ich wohne mit einem Typen zusammen, der nicht altert, der nicht nach draußen kann. Die ganze Schule hält mich für verrückt, weil ich nachts deinen bescheuerten Unterricht absolvieren muss. Der Dojo ist abgedunkelt und mir wird verboten mich mit normalen Leuten zu treffen. Und jetzt sag mir mal, warum mit mir alles in Ordnung sein soll!“ mit jedem Satz war der Violettäugige lauter geworden und blitzte seinen Gegenüber nun an.

Bakura schüchterte das jedoch nicht ein. „So, so, du bist also unzufrieden,“ stellte er kühl und mit ebenfalls blitzenden Augen fest. „Würdest du dich mehr anstrengen und mich nett fragen könnten wir das Training auch mal ausfallen lassen, damit du mit diesen Spinnern rumhängen kannst.“

„Pah! Hör doch auf! Dein heiß geliebtes Training würdest du doch nie ausfallen lassen.“

„Da magst du zwar recht haben, aber denkst du ich mach das aus Spaß?! Das Training ist wichtig für dich!“

„Ach ja?“ fauchte Yami. „Für was denn? Was bringt mir dieses dämliche Schwertgefuchtel?“

„Das würdest du schon merken, wenn du dich endlich mal anstrengen würdest!“

„Du hast doch immer was auszusetzen!“

„Weil ich sehe, wie lausig du bist!“

„Dann komm doch her!“ brüllte Yami und ballte die Hände zu Fäusten. Er hatte Bakura nie als einen Vaterersatz angesehen und somit war auch der Respekt vor ihm stark auf der Strecke geblieben.

Doch auch bei Bakura sah dich Sache nicht anders aus. Er ging auf den Violettäugigen zu und hatte ihn, schneller, als diesem lieb war, an die Wand gepinnt. „Ich hab dir doch gesagt, dass du lausig bist.“ Zischte er und hielt beide Handgelenke in einer Hand hoch, über Yamis Kopf. „Wann lernst du endlich überlegt anzugreifen? Würdest du deine Verteidigung nicht vernachlässigen würdest du jetzt nicht in Bedrängnis sein.“

„Lass mich los,“ zischte Yami und versuchte los zu kommen.

„Nichts da. Außerdem hast du Hausarrest.“

Yami lachte verächtlich auf. „Ach ja? Und wie willst du mich am gehen hindern?“

„Wenn nötig würde ich dich an mich ketten. Und jetzt zu deinen schlappen Abwährungsversuchen von grade.“ Bakura nahm den Zeigefinger seiner freien Hand und bohrte ihn unsanft in Yamis Bauch. „Lass niemals deinen Bauch ungeschützt. Sonst jagt dir jemand noch ein Messer rein und deine Schulter war...“ er hielt inne. Denn als er dem Violettäugigen daraufhin leicht auf genanntes Körperteil geschlagen hatte, war dieser leicht zusammengezuckt. Die Stirn des Weißhaarigen legte sich in Falten und übte erneut leichten Druck auf die Schulter aus.

„Was wird das? Lass mich endlich los!“ Yami wand sich unter Bakuras festem Griff und verstärkte sein Tun, als dieser Anstalten machte ihm das Shirt auszuziehen. „Lass das! Nimm die Finger weg!!“

„Was hast du denn zu verbergen, dass du dich so sträubst?“ fragte Bakura wissen und zog den Stoff nach oben. Auf dem Oberkörper zeichneten sich mehrere kleine Blutergüsse ab und die Schulter sah am lädiertesten aus. Yami knirschte wütend mit den Zähnen. „Anstatt dich zu prügeln hast du dich verprügeln lassen.“

„Was weißt du denn schon?? Du warst schließlich gar nicht dabei!“

„Muss ich auch nicht gewesen sein, um festzustellen, dass deine Technik unter aller Sau ist. Und jetzt komm mit.“ Bakura umklammerte weiterhin fest die Handgelenke des Jüngeren und zog ihn hinter sich her.

„Lass mich los!“ der Schwarzhaarige wehrte sich erbittert, was jedoch nur zur Folge hatte, dass er kurz darauf kopfüber von Bakuras Schulter baumelte. „Lass mich runter!!“ brüllte er und hämmerte auf den Rücken Bakuras ein. Dieser ignorierte das gekonnt, schleppte Yami ins Bad und setzte ihn dort unsanft auf dem Boden an.

„Bleib schön da sitzen,“ warnte er ihn und holte den Erstehilfekasten unterm Waschbecken hervor.

„Mir geht’s bestens!“ verteidigte Yami sich und wollte aufstehen, wurde jedoch nur an seiner schmerzenden Schulter wieder zu Boden gedrückt. „Bastard,“ zischte er daraufhin und Bakura riss nun endgültig der Geduldsfaden.

„Jetzt hör mir mal gut zu,“ sagte er, packte Yami am Oberarm und fixierte ihn mit seinen Augen. „Mir ist egal, ob dir mein Training gefällt und ob du am pubertieren bist..“

„Bin ich nicht!“

Bakura quittierte diese Unterbrechung, indem er den Arm Yamis fester drückte. „Aber du solltest dich besser wieder einkriegen, sonst...“

„Sonst was?“ herausfordernd funkelten die violetten Augen. Bakura machte ihm keine Angst.

Der Weißhaarige packte Yami an beiden Schultern und drückte ihn so in eine liegende Position, wodurch er nun über ihm saß. „Sonst lass ich dich leiden.“

„Ach wirklich?“ meinte der Unterlegene nur verächtlich, doch sein Lächeln gefror, als er Bakuras kalten Blick sah. Yami war sich nicht sicher was, doch irgendwas an seinem Blick war ungewöhnlich und jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken. Als der Braunäugige auch noch zu Fauchen begann, rammte ihm Yami sein Knie in den Magen, rappelte sich auf und rannte aus dem Bad.

„Yami!“ rief Bakura, als er sich von dem Schrecken wieder erholt hatte und hechtete seinem Schützling hinterher, die Treppe hoch.

„Verschwinde!“ brüllte er und riss die Tür zu seinem Zimmer auf. Helles Sonnenlicht flutete den Flur und Bakura schrie schmerzhaft auf. Yami knallte die Tür hinter sich ins Schloss und der Weißhaarige presste die Hände auf sein Gesicht.

„Scheiße,“ fluchte er, denn das Licht brannte wie Feuer auf seiner fast weißen Haut. Aber er war auch selbst Schuld, dass Yami die Flucht ergriffen hatte. Doch mittlerweile war er die Vaterrolle einfach satt und hatte dadurch einfach die Kontrolle verloren.

Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass die Sonne in einer Stunde untergehen würde. Dann konnte sich der Schwarzhaarige nicht mehr verstecken und dann würde er ihm zum Training zerren. /Ich werde garantiert nicht nachgeben, so weit kommt’s noch!/
 

Yami hockte auf dem Bett und starrte auf seine zitternden Hände. Was war da unten nur passiert? /Irgendetwas hat mir Bakura nicht gestimmt. Es war so, als ob er kein Mensch wäre./ hastig schüttelte er den Kopf. /Was denke ich denn da für einen Blödsinn? Ich bin kein Darsteller in einem schlechten Horrorfilm! Bakura und kein Mensch, ja klar! Demnächst sagt mir noch Nachbars Dackel, er wäre ein Werwolf./

Über sich selbst lachend stand er auf und bewegte vorsichtig seine Schulter. Die Prellung tat höllisch weh. Vielleicht war es doch nicht so schlecht, wenn er sie verarzten würde. Unwohl blickte er zur Tür. Das würde bedeuten, dass er Bakura wieder über den Weg lief.

/Erde an Yami! Zeit wieder normal zu werden./ er verließ sein Zimmer und ging die Treppe runter und ins Bad. Der weiße Koffer stand noch unverändert auf dem Boden und der Violettäugige holte Salbe daraus hervor und schmierte damit seine Schulter ein. Scharf sog er die Luft ein, als er dabei feststellen musste, dass anscheinend auch seine Hand dabei gelitten hatte. Besser, er stützte sie mit einem Verband.
 

Bakura horchte auf. Obwohl er im Wohnzimmer saß, hatten seine scharfen Sinne das öffnen und schließen der Tür wahrgenommen. Leise stand er auf und schlich ins Badezimmer, wo Yami noch immer auf dem Boden hockte und nun versuchte seine Hand in einen Verband zu wickeln. Anscheinend hatte er sie sich verstaucht. Doch mit nur einer Hand schien ihm das ziemliche Schwierigkeiten zu bereiten.

„Zeig mal her,“ forderte der Weißhaarige und Yami zuckte zusammen, da er ihn noch nicht bemerkt hatte. Ohne Widerworte zu geben ließ er sich von Bakura die Hand einwickeln und hielt den Blick gesenkt. Dem Weißhaarigen war klar warum, doch er ging nicht darauf ein.

„Willst du mir nicht wenigstens sagen, warum du dich geschlagen hast?“

Yami schwieg und zog seine fertige Hand zurück. Bakura beugte sich vor und strich seinen Gegenüber den Pony aus dem Gesicht. Er hatte also doch richtig gesehen, denn dort war eine, zum Glück nur kleine, Platzwunde entstanden.

Der Weißhaarige rutschte näher an seinen Schützling heran und begann die Wunde vorsichtig zu säubern. Dieser Nähe tat ihm jedoch keineswegs gut, wie ihm sein steigender Puls verriet. Bakura hatte sich strickt geweigert zu Yami eine väterliche Beziehung aufzubauen. Das würde ihnen später, sollte es so weit kommen, nur zum Verhängnis werden. Doch anscheinend hatte sein Körper dadurch die Erkenntnis gehabt sich auf andere Weise an den Schwarzhaarigen binden zu müssen.

Bakura ohrfeigte sich in Gedanken, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, was ihm jedoch schwer fiel, da Yamis warmer Atem sein Handgelenk streifte. „So schlecht bist du doch gar nicht, dass du dermaßen entstellt zurückkommst,“ sagte der Braunäugige, um auf andere Gedanken zu kommen.

„Es waren 16,“ begann Yami nun doch zu erzählen. „Der ganze Ärger nur wegen dieser Ziege.“

„Darf ich annehmen, dass es um ein Mädchen ging?“

„Sie hat mich nur ausgenutzt. Als ich ihr dann den Laufpass gegeben habe hat sie ihren Fanclub auf mich losgelassen. Sie hat sogar dabei gestanden und sie angefeuert.“ Yami versuchte gleichgültig zu klingen, konnte jedoch ein leichtes Zittern nicht aus seiner Stimme vertreiben.

„Mochtest du sie?“

„Bakura!“

„Ich will doch nur wissen, ob du wegen ihr in letzter Zeit so stinkig bist.“ Bakura fasste Yamis Schweigen als Zustimmung auf. /Tja Bakura. Sei froh. Dein Körper kann jetzt wieder Ruhe geben, denn Yami ist hetero./ seine Gedanken versetzte ihm einen leichten Stich. „Ich hoffe dich gleich beim Training zu sehen,“ fuhr er fort, als wäre überhaupt nichts gewesen. „Und keine Ausreden diesmal. Deine Verteidigung ist miserabel.“

„Und was ist mit meiner Hand?“ fragte Yami testend.

„Die binde ich dir auf den Rücken. Ein guter Kämpfer braucht keine Hände.“

Der Violettäugige schnaubte verärgert, zog sein Shirt wieder über und ging ins Wohnzimmer, da dort das Telefon klingelte.
 

„Dort lebt er,“ sagte das Mädchen und deutete auf den Dojo, der gut verschlossen war, damit kein Licht ins Innere drang.

„Gutes Mädchen,“ hauchte ihr der vermummte Mann ins Ohr, ließ seine Lippen dann ein Stück weiter nach unten wandern und biss ihr in die Schlagader, ehe er sie zu Boden fallen ließ. „Hier versteckt du dich also, Dämon.“ Der Vampir grinste breit und entblößte dadurch seine spitzen Fangzähne. Dann ging er langsam auf das Gebäude zu.
 


 


 

Und wie hat euch der Anfang gefallen? Wenn ihr die Fortsetzung haben wollt hinterlasst doch ein Kommi, dann kommt in 14 Tagen der nächste Teil.

Kritik ist natürlich auch erwünscht. Schließlich will ich mich verbessern und das kann ich nur, wenn ihr mir sagt, was euch nicht gefallen hat. Also traut euch ruhig.
 

Eure

Aya

Ein neues Leben ohne Tod

2. Ein neues Leben ohne Tod
 

Yami legte den Hörer wieder zurück auf die Gabel und wandte seinen Blick ruckartig der gegenüberliegenden Wand zu. Ein seltsames Gefühl beschlich ihn, wie manchmal, wenn Bakura von seinen nächtlichen Ausflügen zurückkam.

Doch der Weißhaarige war noch hier. Immerhin hatte er mit ihm noch trainieren wollen. Langsam näherte sich Yami der Wand und zog die Jalousie des Fensters ein Stück nach oben. Draußen war alles dunkel und nur das Licht der Laternen erhellte stellenweise den Weg. Etwas ungewöhnliches war nicht zu erkennen. Nur eine schwarze Krähe hockte auf einer der Laternen und schien Yami mit ihren dunklen Knopfaugen zu fixieren.

Aber wahrscheinlich bildete er sich das nur ein. Der Vogel konnte ihn unmöglich sehen und selbst wenn, warum sollte er ihn anstarren? Yami zog die Rollladen wieder herunter und machte sich auf den Weg ins angeschlossene Dojo, wo Bakura sicherlich schon auf ihn wartete.
 

Die Krähe draußen rührte sich nicht vom Fleck, sondern beobachtete weiterhin das Haus. Der Vogel konnte zwar nur eine Wärmequelle wahrnehmen, dennoch griff er nicht an. Das Mädchen hatte berichtet, dass der Dämon nicht allein lebte. Vielleicht bewachte ihn ein Vampir.

Der Vogel schlug mit seinen kräftigen Schwingen und flog einige Meter weiter, bis er vor dem Dojo hockte. Seine scharfen Sinne nahmen die Geräusche von zwei Kämpfenden wahr und nun spürte er auch eine weitere Wärmequelle. Das sie so schwach war ließ darauf schließen, dass der Vampir nicht mehr viel Blut in seinem Körper trug. Die Krähe würde sich nur gedulden müssen, denn wenn er nicht zerfallen wollte, musste der Vampir heute noch frisches Blut aufnehmen.
 

Yami stolperte rückwärts. Bakura brachte ihn immer mehr in Bedrängnis und attackierte seinen Schüler ohne Unterlass mit dem Holzschwert. Diesem fiel es immer schwerer die Schläge zu parieren, vor allem, da der Weißhaarige seine Worte wahr gemacht und Yami die verletzte Hand auf den Rücken gebunden hatte.

„Hör auf zurückzuweichen!“ rief Bakura zwischen zwei Schlägen. „Und parier nicht nur!“

Yami biss angestrengt die Zähne zusammen und versuchte Bakura ein Bein zu stellen. Dieser wich jedoch einfach aus, schlug ein letztes Mal hart zu und entwaffnete den Violettäugigen dadurch. „Hab ich irgendwas von Angriff gesagt?“ zischte er.

„Wie hätte ich dich denn sonst aufhalten können?“ fragte Yami und begann seine Fessel zu lösen.

„In dem du dich besser verteidigst.“

Yami sagte darauf nichts mehr, sondern bückte sich, um sein Schwert aufzuheben. Er war fix und fertig, während auf Bakuras Stirn noch nicht mal ein Schweißtropfen zu sehen war. Bakuras Kopf wanderte plötzlich ruckartig zur Wand, wie auch schon zuvor der Yamis. Mit dem Unterschied, dass der Weißhaarige das Gefühl einzuordnen wusste. Dort draußen trieb sich ein Vampir rum.

„Das ist genug für heute,“ sagte Bakura, sah jedoch weiterhin konzentriert auf die Wand. „Ruh dich aus und verlass bloß nicht das Haus.“

„Du willst mir also wirklich Hausarrest erteilen?“ zischte Yami herausfordernd, doch diesmal sprang Bakura nicht darauf an.

„Ich rate dir zu tun, was ich sage. Ich gehe raus.“ Sagte er knapp und ging auf die gegenüberliegende Seite des Dojo, wo eine Tür in den Garten führte. Seine Sinne prägten sich aus und er sog witternd die Luft ein, doch der Wind trug ihm keinen außergewöhnlichen Geruch zu. Suchend betrat er die Straße und sah sich nach irgendwelchen Zeichen um, die ihm das Versteck des Vampirs verrieten.
 

Yami hatte sich unterdessen ein Bad gegönnt. Er hielt die Luft an und tauchte mit dem Kopf unter die Wasseroberfläche. Wie gut das tat, nach den Anstrengungen.

Als ihm die Luft ausging kam er wieder hoch und betrachtete seine verbundene Hand. Der ganze Ärger nur, weil er geglaubt hatte jemand würde ihn mögen, obwohl er anders war. So konnte man sich täuschen.

Yami seufzte und starrte an die Decke. /Warum muss ausgerechnet ich mit einem unter Sonnenallergie leidenden Durchgeknallten zusammenleben?/ Das Klirren von Glas holte Yami aus seinen Gedanken. Hastig setzte er sich auf und lauschte. Bakura konnte das unmöglich gewesen sein, so schnell kam der nicht wieder zurück.

Sofort kletterte er aus der Wanne und schnappte sich einen Bademantel vom Haken. Schnell wickelte er sich den um seinen Körper und schlich dann die Treppen nach unten, da das Geräusch von dort gekommen war.

Das seltsame Gefühl von vorhin machte sich wieder in ihm breit und ließ Yami noch vorsichtiger werden. Langsam näherte er sich der Tür zum Wohnzimmer und blickte in den Raum. Schnell erkannte er den Grund für den entstandenen Lärm. In einer der Fensterscheiben befand sich ein faustgroßes Loch, jedoch schien niemand eingebrochen zu sein, denn Fenster und Terrassentür waren noch immer fest verschlossen.

Dennoch war es seltsam. Yami ging auf das zerstörte Fenster zu und beäugte das Loch kritisch, als er hinter sich ein Rauschen war nahm. „Wer ist da?“ fragte er in die Stille des Raums und wirbelte herum.

Er erhielt keine Antwort. War das ein Test von Bakura? Wollte er ihn wieder wegen seiner Verteidigung ärgern? „Komm raus Bakura!“ rief Yami und ging vorsichtshalber in eine verteidigende Stellung. Wieder raschelte es, diesmal rechts von ihm.

„Wirklich sehr witzig Bakura!“ versuchte er es erneut, auch um sich selbst zu beruhigen. Suchend sah er sich in dem Wohnraum um, konnte jedoch niemanden erkennen. Dann fiel sein Blick auf den Lichtschalter. Siegessicher sah er sich noch einmal um und hechtete dann zur Wand.

Schnell betätigte er den weißen Schalter, das Licht ging an, zufrieden drehte sich Yami wieder um und hätte vor Schreck fast aufgeschrieen, denn vor ihm stand eine vermummte Gestalt.
 

Schnellen Schrittes ging Bakura auf die am Boden liegende Gestalt zu und drehte sie auf den Rücken. Er beugte sich vor, sodass sein Ohr über ihren Lippen schwebte. /Sie atmet nicht./ Sofort suchte er den Hals des Mädchens ab und fand, was er suchte: Zwei tiefe Bissspuren. /Seltsam...irgendwo habe ich sie schon mal gesehen.../

Ausgiebig betrachtete der Weißhaarige das Gesicht der Toten und die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Er hatte sie auf einen Klassenfoto Yamis schon mal gesehen und wenn er Pech hatte, hatte sie dem fremden Vampir gezeigt, wo sein Schützling zu finden war. /Verdammt!/ Augenblicklich sprang Bakura auf und rannte zurück zum Haus.
 

„Wie sind Sie hier rein gekommen?“ fragte Yami und wog seine Fluchtchancen ab. Zu seinem Pech musste er feststellen, dass er mit dem Rücken zur Wand stand und die Tür auf der anderen Seite des Raumes lag.

„Du wirst jetzt schon brav mit mir kommen,“ zischte der Fremde nur und streckte seine Hand nach Yami aus. Dieser schlug sie schnell beiseite und hastete an dem Vermummten vorbei, in Richtung Tür. Doch ehe er sie erreichen konnte spürte er, wie sich eine Hand eisern um sein Handgelenk schlang und ihm so den Arm auf den Rücken drehte.

Keuchend rang Yami nach Luft, da es der Arm mit seiner verletzten Schulter war. „Was willst du von mir?“ fragte er und spürte den Atem des Fremden an seinem Hals.

„Dein Puls rast,“ hauchte der Fremde und strich mit zwei Fingern Yamis Hals entlang.

„Ich hab dich gefragt, was du von mir willst!“

„Leider darf ich mir nicht nehmen, was ich gerne hätte, denn das gehört bereits meinem Lord.“

„LASS AUF DER STELLE DEN JUNGEN LOS!!“ brüllte eine Yami bekannte Stimme und erleichtert wandte er den Kopf zur Tür, wo Bakura stand. Dieser stürzte sich nun auf den Vermummten, mit einem lauten Fauchen, gebleckten Zähnen und gespreizten Klauen. /Klauen?/

Doch Yami hatte nicht sehr viel Zeit darüber nachzudenken, denn der Vermummte riss ihn herum, sodass er nun in Bakuras Schussbahn war. Der Weißhaarige versuchte seinen Angriff abzubremsen, konnte jedoch nicht verhindern, dass er Yami am Arm erwischte.

Dem fremden Vampir war die Kapuze heruntergerutscht und entblößte nun zu Berge stehende, sandblonde Haare und kalte lavendelfarbene Augen. Er stieß Yami beiseite, der daraufhin gegen den Tisch prallte, und zog ein langes Schwert aus seinem Gürtel.

Bakura stieß einen Fluch aus, denn darauf war er nicht vorbereitet gewesen und ohne eigene Waffe war er stark im Nachteil. Der Sandblonde grinste kalt. „Komm schon Zottelkopf. Willst du nicht besser aufgeben? Du hast keine Waffe und kaum noch Blut in deinem Körper. Ich dagegen bin bis obenhin geladen.“

Verwirrt richtete Yami sich auf. Was hatte das zu bedeuten? Warum besaß Bakura kaum Blut? Doch was auch immer das hieß, er würde nicht zulassen, dass der Weißhaarige hier niedergestochen wurde. Schnell packte er die Marmorstatur vom Tisch und schlich sich damit von hinten an den Fremden an, der nun auf Bakura losging.

Der Weißhaarige ließ sich zu Boden fallen und stieß den Sandblonden die Füße weg, woraufhin dieser stürzte. „Yami!“ brüllte er, als er sah, was dieser vorhatte. „Lass den Quatsch und hau ab!“ der Violettäugige reagierte nicht, jedoch der Vampir, der nun auf den Schwarzhaarigen losstürmte, doch Bakura umklammerte dessen Beine und brachte ihn erneut zu Fall. „Verdammt, verschwinde!! Tu gefälligst, was ich dir sage!“

„Aber...“

„Mach endlich!!“

Widerwillig nickte Yami schließlich und rannte aus dem Raum. „Nein!“ brüllte der Fremde und versuchte sich zu befreien, was Bakura jedoch nicht zuließ.
 

Yami rannte, immer noch nur im Bademantel, auf die Straße und überlegte, wo er hin sollte. Freunde besaß er nicht, also würde er sich irgendwo anders verstecken müssen. Wie feige er doch war. Er konnte Bakura doch nicht einfach allein dort kämpfen lassen!

Aber etwas an den Beiden war anders gewesen, als wären sie nicht menschlich gewesen. Yami stoppte mitten in der Bewegung, als er jemanden am Boden liegen sah. Als er näher kam erkannte er das Mädchen, dass in heute hatte verprügeln lassen. Widerwillig beugte er sich zu ihr und rüttelte an ihrer Schulter.

„Hey, wach auf.“ Ihr Gesicht war eiskalt und ein schrecklicher Gedanke machte sich in ihm breit, als plötzlich etwas durch die Luft zischte und ein furchtbarer Schmerz durch Yamis Rücken jagte. Yami schrie schmerzhaft auf und griff nach hinten, erfasste dabei etwas kaltes aus Metall. Er drehte sich um und sah einen weiteren vermummten Fremden auf sich zu kommen.

„Jetzt kannst du nicht mehr abhauen,“ sagte der Fremde kalt, beugte sich zu Yami und zog ihm ruckartig den Dolch aus dem Rücken. Erneut keuchte Yami auf und seine Sicht verschwamm.

„Was....wollt...ihr?“

„Dich, kleiner Dämon.“ Sagte der Fremde und zog den Violettäugigen am Kragen seines Bademantels auf die Knie. Die Schwärze holte Yami immer mehr ein. Das einzige, was er noch wahr nahm, bevor er völlig das Bewusstsein verlor, war ein Vogel, der sich auf den Fremden stürzte.
 

Bakura nutzte den Überraschungsmoment, nahm wieder menschliche Gestalt an und rammte dem Vampir das Schwert des Sandblonden in den Rücken. „Wenn dir deine Seele lieb ist lass auf der Stelle den Jungen los,“ zischte Bakura und stieß die Klinge tiefer in das Fleisch seines Gegners.

„Wo ist Mariku?“ fragte der Vampir.

„Dein Partner? Der war schlau und ist geflohen.“ Bakura war froh, dass der Vampir ihn nicht sehen konnte, denn das er einen weiteren Kampf nicht aushielt, sah man ihm deutlich an. „Was ist nun?“

„Diesmal hast du gewonnen...aber wir kommen wieder...“ zischte der Vermummte und als Bakura die Klinge zurückzog taumelte eine Krähe in den dunklen Nachthimmel. Der Weißhaarige ließ das Schwert klirrend zu Boden fallen und drehte dann seinen Schützling auf den Rücken. Erleichtert stellte er fest, dass dieser noch atmete. „Mach jetzt bloß nicht schlapp,“ drohte er dem Bewusstlosen, hievte ihn auf seine Arme und schleppte ihn und sich zurück in den Dojo.

/Zehn Jahre ist es gut gegangen. Aber irgendwann mussten sie ihn ja finden./ als sie wieder im Haus waren legte Bakura den Jungen auf seinem Bett ab und klopfte ihm gegen die Wange, um ihn aus der Ohnmacht zurückzuholen. „Hey. Hey, Yami. Wach auf. Komm schon.“

Yami schlug langsam die Augen auf, nahm seine Umgebung jedoch nur verschwommen wahr. Hatte der Vampir ihn mitgenommen? Er blinzelte ein paar Mal und erkannte dann Bakura. „Bakura...“ flüsterte er erleichtert. „Wer war das?“

„Später. Vertraust du mir Yami?“ der Angesprochene schwieg und zog die Stirn kraus. „Sag schon!“ drängte Bakura. Als Yami nickte, zog er ihn in seine Arme und legte dessen Kopf auf seiner Schulter ab, damit er Zugang zu Yamis Hals hatte. „Egal, was jetzt passiert, verkrampf dich nicht, sonst bereitet es dir nur unnötig Schmerzen.“ Der Violettäugige hatte keine Zeit zu fragen, was Bakura vorhatte, denn schon spürte er den Stich in seinem Hals, als der Weißhaarige ihn biss.

„Argh...was...“

„Shht.“ Gierig begann Bakura seinem Schützling das Blut auszusaugen. Er brauchte es, um wieder zu Kräften zu kommen und um seine Wunden zu heilen. Yami lag schlaff in seinen Armen und wurde immer blasser im Gesicht. Bakura musste sich beeilen, bevor es für ihn zu spät war.

Ohne lange zu überlegen biss er sich selbst kräftig ins Handgelenk und drückte es dann an Yamis Lippen. „Trink!“ forderte er ihn auf. „Mach schon!“ Yami tat, wie ihm geheißen, auch wenn er es nur unterbewusst tat. Er schmeckte den eisernen Geschmack seines ehemaligen Blutes, welches nun durch Bakuras Adern floss.

Dann durchzuckte ein stechender Schmerz seinen Körper. In ihm verkrampfte sich alles und er hatte das Gefühl, als würde sein Herzschlag aussetzen und seine Lungen keinen Sauerstoff mehr pumpen. Japsend schnappte er nach Luft und wand sich in Bakuras Armen, der ihn jedoch eisern festhielt.

Ruhig beobachtete er die Verwandlung seines Schützlings und als sich dieser nicht mehr regte legte er ihn vorsichtig auf dem Bett ab und verließ erneut das Haus. Yami brauchte Nahrung, wenn er wieder zu sich kam und es blieb ihnen nicht viel Zeit, denn ihre Feinde würden sicherlich zurückkehren.
 

Als Yami wieder zu sich kam fühlte er sich seltsam. Vorsichtig setzte er sich auf und ließ seine Hand unbewusst zu seiner Wunde wandern, doch diese war verschwunden. „Was...“ fragend sah er sich im Raum um. Er war in der Lage seine Umgebung wahrzunehmen, als ob es Tag wäre.

Schlagartig kam die Erinnerung zurück. Die beiden vermummten Gestalten, die ihn attackiert hatten, Bakuras seltsames Verhalten und dann...

Yamis Hand wanderte zu seinem Hals und er spürte dort die leichten Erhebungen. Sofort stand er auf und lief ins Badezimmer um sich das Mal an seinem Hals anzusehen, stolperte jedoch vor Schreck rückwärts. Als wäre er ein Geist, starrte er sein Spiegelbild an, welches nicht vorhanden war. Nur der Kragen des Bademantels war klar und deutlich zu sehen.

Zitternd ließ er sich an der Wand zu Boden sinken. Was diese Symptome zu bedeuten hatten war ihm klar, schließlich wusste das jeder, doch das konnte er einfach nicht glauben.

„Das ist nur ein Traum,“ begann er sich einzureden und starrte fast beschwörend die Decke an. „Nur ein schlechter Traum. Gleich wache ich auf und alles ist wieder normal.“

„Das ist kein Traum,“ sagte plötzlich Bakura und Yamis Kopf schnellte zur Tür. Der Weißhaarige hielt ein Kaninchen an den Ohren und warf es Yami nun vor die Füße.

„Trink. Was anderes konnte ich nicht auftreiben.“

„Was...bist du?“ fragte Yami, auch wenn er es sich denken konnte und starrte nun das tote Tier an. „Was hast du mit mir gemacht? Warum?“

„Das ist eine etwas längere Geschichte und als erstes müssen wir hier weg.“

„Warum? Wer waren die Vermummten? Was wollten sie?“

„Ich hab gesagt, dass ich es dir später erkläre! Jetzt trink endlich!“ Angewidert starrte Yami auf das Kaninchen. Bakura verdrehte genervt die Augen, hockte sich zu dem Violettäugigen auf den Boden und hob das Tier hoch. „Beiß hier rein, dann fließt am meisten Blut.“

„Das kann ich nicht.“

„Dann eben anders.“ Bakura biss dem Tier selbst in den Nacken, nahm eine große Portion Blut in den Mund und bedeutete Yami dann den Mund zu öffnen. Dieser schüttelte jedoch angewidert den Kopf. Ärgerlich schluckte Bakura das Blut. „Du musst trinken! Tier schmeckt zwar nicht so gut wie Mensch, aber du musst!“

„Ich trink das nicht! Und mach rückgängig, was du mit mir gemacht hast!“

„Das geht nicht!“

„Warum hast du das gemacht? Warum hast du mich zu einem Vampir gemacht?!“ Tränen standen Yami in den Augen. Der Gedanke, dass ihn Vampire angegriffen und er jahrelang mit einem zusammengelebt hatte machte ihm Angst. Er fürchtete sich davor das Blut des Tieres zu trinken und fürchtete sich vor sich selbst.

„Du hast gesagt, dass du mir vertraust und das musst du jetzt auch tun. Ich erklär dir schon noch alles, aber vorerst müssen wir an einen sicheren Ort. Die beiden Herren werden sicherlich wiederkommen und wahrscheinlich Verstärkung mitbringen. Ist es dir lieber, wenn sie dich kriegen?“ Yami schüttelte den Kopf. „Dann trink.“ Wieder schüttelte er den Kopf. Erneut nahm Bakura einen Schluck des Kaninchenblutes und zwängte Yami den Mund auf. Dieser wehrte sich jedoch erbittert, wenn auch erfolglos.

Zur Sicherheit rieb Bakura noch leicht mit dem Daumen über Yamis Kehle und zwang diesem so zum Schlucken. Der Schwarzhaarige verschluckte sich und begann zu husten. Sofort ließ Bakura von ihm ab. „War es jetzt so schlimm?“

Yami schwieg. Mit seiner Verwandlung schien auch der Geschmack des Blutes sich verändert zu haben. Zwar war der eiserne Geschmack noch immer da, doch schmeckte er nun auch den Hasen. Gleichzeitig spürte er, wie sein Körper gestärkt wurde.

„Du musst noch mehr trinken,“ forderte Bakura ihn auf und hielt Yami das Tier entgegen. Zögernd griff dieser nun doch nach dem Kaninchen und biss in das Tier, bekam jedoch nur Haare und Fell zu schmecken. Als er den Kopf angewidert hob und sich die Haare von der Zunge entfernte, brach Bakura in schallendes Gelächter aus.

„Du wirst schon deine neuen Beißerchen benutzen müssen,“ sagte er und kicherte noch immer leicht.

„Ach und wie?“ fauchte Yami, wütend darüber, dass er sich lächerlich gemacht hatte.

„Lass sie einfach wachsen. Das kommt von ganz alleine, wenn du es von ihnen verlangst.“ Kritisch beugte sich Yami erneut zu dem Tier und diesmal konnte er in das weiche Fleisch durchstoßen. Anschließend begann er zu trinken, bis der Kaninchen nichts mehr hergab.

„War doch gar nicht so schlimm, oder?“ fragte Bakura und stand auf. „Jetzt geh besser schlafen. Sobald die Sonne untergegangen ist müssen wir weg.“ Ohne ein weiteres Wort verließ er das Bad und ließ Yami allein zurück. Dieser schien noch immer nicht wirklich zu begreifen, was passiert war. /Vampire./ schoss es ihm durch den Kopf und wankend erhob er sich.
 

Langsam ging Yami auf das Fenster in seinem Zimmer zu und betrachtete den heller werdenden Himmel. Als er spürte, wie seine Haut zu brennen begann, viel ihm ein, dass Vampire gar kein Sonnelicht vertragen konnte.

Augenblicklich ließ er die Jalousien runter und zog die Vorhänge zu. Das Zimmer war nun in völlige Dunkelheit getaucht und dennoch sah Yami jedes Möbelstück deutlich vor sich. Langsam ging er auf sein Bett zu und ließ sich auf dieses fallen. Dann zog er sich die Decke bis ans Kinn hoch und schloss die Augen, öffnete sie jedoch schlagartig wieder.

Etwas hinderte ihm am Schlafen. Und wohl oder Übel musste sich Yami eingestehen, dass es Angst war. Angst vor sich selbst und vor der Dunkelheit. Was wenn während er schlief die Gestalten zurückkamen? Was wenn mit ihm irgendwas passierte?

Er begann zu zittern, versuchte sich zu beruhigen, fiel teilweise in einen leichten Schlaf, doch schreckte kurz darauf wieder schweißgebadet auf.
 

Bakura murrte, als man ihn weckte. Er drehte sich um, schlug die Augen auf und sah in die Amethyste seines Schützlings. „Was ist?“ fragte er müde, erhielt jedoch keine Antwort. Statt dessen zierte Röte Yamis Gesicht und er starrte peinlich auf den Boden. „Wenn du nichts willst, dann geh wieder.“ Murrend drehte er sich wieder auf die andere Seite.

„Nein!“ rief Yami hastig und Bakuras Gesicht wandte sich ihm wieder zu. „Ich....ähm...“ Doch der Weißhaarige schien endlich zu verstehen. Er erkannte diesen Blick, den er schon so lange nicht mehr in Yamis Augen gesehen hatte. „Wovor hast du Angst?“ fragte er und stützte sich auf den Ellenbogen.

„Ich hab keine Angst!“ erwiderte der Schwarzhaarige hastig, woraufhin Bakura nur eine Augenbraue hochzog. Yami senkte den Blick wieder und biss sich auf die Unterlippe.

„Komm schon her,“ forderte Bakura schließlich und klopfte mit seiner Hand auf die Matratze. Erleichtert kroch Yami zu dem Älteren und kuschelte sich unter die Bettdecke. Wie früher legte Bakura einen Arm um den Violettäugigen und zog ihn so nah an sich, dass dessen warmer Atem seine Brust streifte.

Ein wohliger Schauer breitete sich dadurch in ihm aus. Yami war kein Kind mehr und das machte ihm sein Körper mal wieder deutlich. Aber ihre Beziehung zueinander war nicht gerade eine, die diese Art von Gefühle zuließ. Außerdem wollte Bakura jegliche engere Bindung vermeiden. Sie würde Yami später nur im Weg stehen.

Es entlockte dem Braunäugigen ein Lächeln festzustellen, dass Yami so schnell in seiner Umarmung eingeschlafen war und betrachtete zufrieden das schlafende Gesicht. „Du bist wirklich niedlich, wenn du mal nicht so kratzbürstig bist,“ sagte er mehr zu sich selbst, als zu dem Schlafenden, dem er einen kurzen Kuss aufs Haar drückte und anschließend die Augen schloss.

Kurz darauf holte auch ihn erneut der Schlaf ein.

Reise in ein neues Leben

3. Reise in ein neues Leben
 

Als die Sonne kurz davor war unterzugehen wurde Yami von seinem Vormund geweckt. Enttäuscht stellte er fest, dass noch immer alles so, wie Gestern war und es sich nicht als Traum entpuppt hatte.

„Wie siehst du denn aus?“ fragte Yami verwirrt und betrachtete den Weißhaarigen. Dieser trug ein weißes Hemd, wie man es aus der Barockzeit kannte, zusammen mit einem ledernen Brustharnisch. Eine dunkelbraune Hose aus Wildleder bedeckte seine Beine und die Füße steckten in schwarzen hohen Stiefeln. Zusätzlich trug er einen Gürtel, an dem ein langes Schwert in seinem Schaft steckte. Es musste sehr wertvoll sein, denn der Knauf war silbern. Den Abschluss bildete ein langer schwarzer Umhang, der von einer silbernen Spange mit Wappen zusammengehalten wurde.

„Traditionelles Vampirkostüm. Eigentlich haben es sich ja die Sterblichen zusammen mit Dracula ausgedacht, aber wir haben es dann übernommen,“ erklärte Bakura knapp, ging zu seinem Schrank hinüber und warf ähnliche Kleidung, wie er sie trug aufs Bett. „Zieh das an und beeil dich. Wir haben nicht viel Zeit.“

Bakura drehte sich um und sah Yami auffordernd an, doch dieser regte sich nicht. „Wir haben jetzt keine Zeit für deine Trotzspielchen! Wir müssen hier weg, bevor die Anderen wiederkommen!“ Als sich der Violettäugige immer noch nicht bewegte ging Bakura ums Bett und wollte den Jüngeren aus dem Bett ziehen, doch dieser wich panisch weiter zurück.

„Bleib weg.“ Yamis Stimme zitterte leicht und man sah ihm an, dass es ihm noch immer Angst machte.

„Du hast gesagt, dass du mir vertraust und das musst du jetzt auch tun. Komm schon her.“ Yami schüttelte den Kopf und drängte sich an die Wand hinter sich, ließ Bakura dabei nicht aus den Augen. Am liebsten hätte der Weißhaarige seinen Schützling einfach rausgezerrt, doch das wäre wohl so ziemlich das Falscheste gewesen, was er hätte machen können. „Wenn ich dir irgendwas hätte antun wollen hätte ich es längst getan, also hör auf dich zu fürchten.“

„Ich hab keine Angst!“ verteidigte Yami sich, bewegte sich jedoch nicht.

„Und warum hockst du dann da in der Ecke?“ der Schwarzhaarige schwieg. „Du gewöhnst dich schon noch an die Veränderungen und wenn du mir nicht glauben willst...ich war auch mal ein Mensch und wurde dann zum Vampir.“ Bakura drehte sich um und verließ das Zimmer.

Stille herrschte in dem Schlafraum. Stille, die Yami Schauer über den Rücken jagte. Langsam wandte er den Kopf zur Wand, wo ein hoher Spiegel stand, sah sich jedoch nicht in diesem. Jetzt war geklärt, warum Bakura kein Sonnenlicht vertrug, warum er nachts immer raus ging, warum er ihn nie hatte essen sehen.

Wieder befiel ein leichtes Zittern seinen Körper. Das Alles war ihm viel zu unheimlich und dann waren da noch die beiden Fremden. Yami wusste nicht, was sie von ihm wollten, doch eins stand fest: er würde sich mit allem abfinden können, wenn die vermummten Gestalten von Gestern ihn nicht bekamen.

/Bakura kann nichts Böses im Schilde führen. Nur, weil ich jetzt weiß, was er ist, verändert er sich doch nicht./ redete er sich zu, um sich zu beruhigen. /Er hat versprochen, es mir zu erklären. Dann wird bestimmt alles.../ er brach ab. Was würde es dann sein? Besser?

Daran konnte er nicht wirklich glauben. Dennoch gab er sich endlich einen Ruck, krabbelte zum Fußende des Bettes und zog dort die Sachen an, die ihm Bakura hingelegt hatte.
 

Kurze Zeit später kam Bakura ins Zimmer zurück und betrachtete den jungen Vampir ausgiebig. „Steht dir ausgezeichnet,“ sagte er und reichte Yami eine Blutkonserve, wie man sie in Krankenhäusern benutzte.

Der Violettäugige beobachtete, wie Bakura die Verpackung mit den Zähnen aufriss und dann gierig zu trinken begann und tat es ihm gleich. Diesmal schmeckte es nach einem Menschen, der ungefähr 30 Jahre alt war. Wie er auf diese Schätzung kam wusste er nicht, doch wahrscheinlich konnte das seine feineren Sinne herausschmecken.

Bakura leckte sich über die Lippen. „Blutgruppe A. 0 schmeckt mir zwar am Besten, aber die ist auch nicht schlecht. Ein guter Jahrgang,“ sagte er und sog die letzten Tropfen aus der Konserve.

Als das erledigt war, legte er die leere Verpackung aufs Bett und beobachtete dann Yami, der an dem Blut nippte. „Hast du immer noch Angst?“ fragte er.

„Ich hab keine Angst!“ antwortete Yami sofort wieder schnippisch und nahm provokant einen tiefen Schluck.

„Du kannst mir ruhig sagen, wenn du Angst hast.“

„Nerv nicht!“ rief Yami und warf mit der leeren Konserve nach dem Weißhaarigen, der einfach auswich und grinste.

„Zu langsam.“ Sagte er provozierend.

Yami ballte die Hände zu Fäusten. „Ich hasse dich du Blödmann!!“ rief er und als Bakura weiterhin grinste ging er auf diesen los. Der Weißhaarige konnte gerade noch ausweichen, denn mit seiner Verwandlung waren nicht nur Yamis Sinne, sondern auch seine Reflexe und Bewegungen schneller geworden. Dennoch gelang es ihm den Jüngeren, der über seine neuen Fähigkeiten verwundert war, an den Handgelenken zu packen und ihre Gesichter nahe aneinander zu bringen. „Nein,“ sagte er ruhig. „Du hasst mich nicht. Du magst mich zwar nicht als Vaterersatz oder auch Vormund ansehen, was ich auch gar nicht gewollt hätte, aber ich weiß, dass du mich magst.“

„Tu ich nicht,“ zischte der Violettäugige.

„Ich kenne dich, seit deiner Geburt, außerdem besitze ich 94 Jahre Menschenkenntnis. Ich weiß, dass du mich magst. Denn ich war immer bei dir und hab dich als normalen Menschen akzeptiert. Wenn du schon jemanden hasst, dann sollten es die Sterblichen sein, weil sie sich für normal halten und dich für verrückt.“

Yami spuckte seinen Gegenüber ins Gesicht. „Was willst du denn schon über mich wissen?“

„Mehr, als du über dich weißt und jetzt komm endlich mit.“ Bakura wischte sich die Spucke aus dem Gesicht, ließ Yami los und ging zum Fenster, welches er weit öffnete. /Wolken. Um so besser, dann können sie uns nicht sehen./ Stinkig stand der Schwarzhaarige bei ihm und verschränkte die Arme vor der Brust. „Jetzt verwandle dich in einen Falken,“ forderte Bakura ihn auf.

„Ja, natürlich,“ sagte Yami sarkastisch und blitzte den Weißhaarigen an.

„Es funktioniert genauso, wie mit den Zähnen und jetzt beeil dich endlich!“

Widerwillig kam Yami der Aufforderung nach und ehe er sich versah schien er geschrumpft zu sein. Erschrocken entkam ein scharfer Vogelschrei seiner Kehle und als er an sich herunter sah blickte er auf einen gefiederten Bauch.

Bakura schien zufrieden. „Du bist wirklich schön. Einem Lord würdig. Und jetzt flieg und beweis mir mal, dass du beim Training aufgepasst hast.“ Zuerst verstand Yami nicht, doch dann viel es ihm wieder ein. All die Dinge, die Bakura ihm beigebracht hatte, waren nötig gewesen, damit er als Vampir überlebte. Wie viel Blut durch den Körper fließt, wie viel ein Mensch verlieren kann, ohne zu sterben und auch über den Vogelflug und den Knochenbau hatte er so viel lernen müssen.

Bakura hatte geplant, ihn zum Vampir werden zu lassen. Yami sah mit seinen nun schwarzen Augen zu dem Weißhaarigen auf, der allmählich ungeduldig wurde. „Was ist nun?!“ blaffte er. „Wenn du lieber hier bleiben willst, dann sag es einfach!“ schnauzte er ihn an, drehte sich um, hockte mit einem Satz auf der Fensterbank und im nächsten Moment flatterte ein Falke, mit weißem Gefieder in die Nacht hinaus. Wie gebannt starrte Yami auf das Fenster, auf dessen Sims sich soeben ein Mensch in ein Tier verwandelt hatte und erst, als ein schriller Schrei die Stille durchbrach flatterte auch er mit den Flügeln und flog hinaus in die Nacht.
 

Ob er wollte oder nicht, Yami musste feststellen, dass es auch etwas positives hatte ein Vampir zu sein. Kaum, dass er aus dem Fenster geflogen war, hatte er bemerkt, dass ihm das Fliegen gefiel. Allein schon die Stadt unter sich zu sehen war unglaublich, doch zu spüren, wie der Wind durch sein Gefieder strich, unter die Flügel griff und ihn noch höher trug, ein paar wenige Flügelschläge dafür ausreichten, war einfach großartig.

Hätte er es gekonnt, Yami hätte wohlig geseufzt. Statt dessen begann er kleine Loopings zu fliegen und kniff Bakura neckisch in die Schwanzfedern. Nach einer Weile ließ sich der Weißgefiederte schließlich mitreißen und begann mit Yami durch den Himmel zu tollen. Sein Kopf sagte ihm, dass sie für so was keine Zeit hatten und sich besser beeilen sollten, doch sein Herz war anderer Meinung.

Bakura glaubte ein Strahlen in den Augen seines Schützlings zu sehen, was schon so lange nicht mehr da gewesen war und es ließ sein Herz schneller schlagen. Vielleicht verlor der Jüngere jetzt schneller seine Angst, wo er die Vorteile seines neuen Daseins entdeckte.
 

Nach einer ganzen Weile des Herumtollens und Wettfliegens, rief Bakura Yami zur Ordnung, da ihnen nicht mehr viel Zeit blieb, bis der Morgen anbrach. Brav flog der junge Vampir nun neben Bakura her, brachte sein aufgewühltes Gemüht somit wieder zur Ruhe. Sein Blick wanderte hinüber zum Mond, der halb von den Wolken verborgen war. Der Anblick beruhigte ihn und die Nacht, die ihm gestern noch Angst gemacht hatte, war nun wieder so schön, wie er sie kannte.

Als sich die Nacht dem Ende zuneigte flog Bakura schneller. Sie brauchten einen sicheren Unterschlupf. Wütend klackerte er mit dem Schnabel und bereute nun zu viel Zeit mit Spielen verplempert zu haben.

Als der Himmel bereits einen Grauton annahm kam ihnen das Schicksal zu Hilfe, in Form eines hellen Schreies, der eindeutig von einer Fledermaus stammte. Sofort flog Bakura in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war und flog erneut schneller. Hastig folgte Yami ihm und auch er hörte den Laut des Tieres, verfolgte ihn nun ebenfalls.

Sie flogen über einen Wald, Bakura legte die Flügel an und ließ sich senkrecht in die Tiefe fallen. Kurz, bevor er die Wipfel der Bäume erreichte bremste er ab und flatterte sicher durch das dichte Astwerk.

Yami kam nach einer Weile nach. Er hatte früher abgebremst, da er seine neuen Fähigkeiten noch nicht gut genug einschätzen konnte und sich nichts hatte brechen wollen. Die beiden Vampire folgten dem Ruf der Fledermaus und bald gesellten sich mehrere Ultraschalllaute zu dem einzelnen hinzu. Sie konnten also nicht mehr weit weg sein.

Kurz darauf konnte sie eine Höhle ausmachen, in der sich die letzten Fledermäuse zurückzogen. Bakura flog voraus ins Innere, musste jedoch feststellen, dass die Tiere anscheinend in einer schmalen Ritze schliefen und dort passten sie nicht rein.

Wieder klapperte er mit dem Schnabel und flog tiefer in die Höhle, bis sie endlich einen Bereich fanden, der groß genug war, dass sie beide dort sitzen konnten. Bakura vermutete, dass das Wasser dieses Loch frei gespült hatte, denn die Wände waren stellenweise feucht und Wasser tropfte an einer Seite herunter.

Der Weißhaarige landete auf dem Boden und nahm seine menschliche Gestalt an. Er streckte sich, so gut es in dem kleinen Loch ging. Auch Yami ging zu Boden und nahm wieder menschliche Züge an, dann sah er sich in ihrem Nachtlager um. Es war so eng hier, dass sie nur im Sitzen würden schlafen können. Er murrte. „Es gibt keine andere Möglichkeit zum schlafen,“ sagte Bakura daraufhin und hockte sich auf den Boden. „Komm her.“ Er deutete auf den Platz neben sich, doch Yami verengte nur die Augen. „Ich weiß, du magst das nicht gerne, aber es kalt hier und nass. Außerdem bin ich sicherlich viel bequemer, als so eine Felswand.“ Wo er recht hatte, hatte er recht, also legte Yami seinen Umhang ab, damit sie diesen als zusätzliche Decke benutzen konnten und hockte sich neben Bakura auf den Boden.

Dieser legte einen Arm um ihn, wickelte sie beide in die Mäntel und zog Yami näher an sich. Zufrieden nahm er den Geruch des Violettäugige in sich auf. /Ich werde es noch bereuen, wenn ich ständig meinem Körper nachgebe./ wütend über sich selbst vergrub er sein Gesicht in dem dreifarbigen Haar und schloss die Augen.

Yami spürte die Wärme, die von Bakuras Körper ausging und ein wohliger Schauer lief seinen Rücken hinab. All die Jahre hatte er sich gegen die Bemutterung dieses seltsamen Typen gewährt, doch jetzt, wo er wusste, dass dieser eigentlich völlig normal war, war es angenehm ihn um sich zu haben.

Unbewusst schmiegte er auch er sich nun näher an seinen Artgenossen, lauschte den gleichmäßigen Atemzügen und schlief bald darauf ein.
 

Die Nacht kündigte sich mit dem lauten Fiepen der Fledermäuse an und weckte Yami somit auf. Noch schläfrig rieb er sich über die Augen und wälzte sich aus den Umhängen. Neben ihm gab Bakura ein unzufriedenes Brummen von sich und schlug ebenfalls die Augen auf. „Schon auf?“ fragte er, als er Yami sah und erhob sich, verzog dabei jedoch schmerzhaft das Gesicht. Den ganzen Tag an einer harten Steinwand zu sitzen hatte seinem Rücken nicht gerade gut getan.

„Die Fledermäuse haben mich geweckt,“ antwortete Yami, während er seinen Umhang wieder mit der Spange befestigte.

Bakura schien ihm jedoch nicht zuzuhören, denn er tastete nach seinem Puls und dann nach dem Yamis. „Gut,“ sagte er schließlich, „das Blut reicht für diese Nacht noch aus. Wenn wir uns beeilen kommen wir heute noch an unserem Ziel an, dann können wir immer noch was trinken, wenn noch genug Zeit ist.“

Der Weißhaarige strich seinen Umhang glatt und nahm dann seine Falkengestalt an. Yami tat es ihm gleich und flog voraus aus der Höhle, froh wieder fliegen zu können und die Müdigkeit aus seinem Körper zu vertreiben. Die Fledermäuse schnatterten wütend, als sie die Eindringlinge bemerkten, gingen ihnen jedoch aus dem Weg.

Hätte ein Vogel es gekonnt, Bakura hätte wohl geflucht, als sie die Höhle verließen, denn draußen hatte ein leichter Nieselregen eingesetzt. Wenn ihre Federn nass wurden konnten sie nicht fliegen, doch genauso wenig konnten sie noch einen weiteren Tag hier verbringen. Sie mussten das Schloss erreichen, ehe man sie fand.

Sie flogen tief im Schutz der Bäume, bis der Wald endete und flogen dann hoch in den Himmel, bis sie über den Wolken waren. Zwar wurden sie hier nicht nass, doch konnte Bakura nun auch nicht feststellen, wie weit sie bereits waren. Daher flogen sie regelmäßig wieder tief, um herauszufinden, wo sie sich befanden.
 

Mariku kochte vor Wut. Zwar waren die Wunden, die Bakura ihm im Gesicht zugefügt hatte dank seiner Magie verheilt, dennoch: so etwas hatte noch nie jemand gewagt! Jedoch ließ er sich nichts anmerken, denn das wäre gegenüber seines Lords das Falscheste gewesen, was er hätte tun können.

Die Gestalt auf dem Thorn wurde zwar vom Schatten verborgen, doch ihre Stimmung schien die Luft zum Knistern zu bringen. In der Halle wurde es eiskalt und das Feuer der Fackeln zuckte bedrohlich. „Ihr habt euch von einem einzigen Vampir verjagen lassen?“ zischte die Stimme mit einer Eiseskälte, gegen der der Nordpol ein warmer Ort war. „Ein Jüngling, soll meine besten Vampire erledigt haben?“ die Angesprochenen schwiegen und starrten gebannt auf die Steinfliesen des Bodens. „Bin ich eigentlich nur von Schwachköpfen umgeben?!“ die Vampire zuckten zusammen, als ihr Lord lauter wurde. „IHR HABT ZEHN JAHRE GEBRAUCHT, UM DEN DÄMON ZU FINDEN!“ schrie er und ein silberner Kelch flog durch die Luft, der Odion hart am Kopf traf. Blut floss an seiner Schläfe hinab und über seine Lippen, doch er wagte nicht die Flüssigkeit aufzulecken. „IHR HABT EUCH VON EINEM NIEDEREN BESIEGEN LASSEN!! UND DANN FRAGT IHR MICH!! MICH!!! WARUM WIR DÄMONEN BRAUCHEN, UM DIE WÖLFE IN DIE KNIE ZU ZWINGEN????“

Draußen donnerte es, als wäre der Himmel mit dem Lord einer Meinung. Regen und Wind peitschten umbarmherzig gegen die hohen Fenster und nur im Saal blieb es weiterhin still. „Odion,“ sagte der Lord schließlich wieder vollkommen ruhig. Der Angesprochene hob den Kopf und sah in das blaue Funkeln, welches die Augen waren, die unter der Kapuze hervorschimmerten. „Geh zu den Wölfen und fordere Kisara für uns ein. Gib ihrem Anführer dafür die schwarzen Schriften mit.“

„Lord!“ wagte ein alter Vampir einzuwenden, der an der Seite des Thorns stand.

Der Angesprochene winkte mit seiner Hand ab. „Sie wird ihnen nichts nutzen, denn sie müssen sie erst noch entziffern und selbst wenn es ihnen gelingt so werden wir bis dahin sicherlich den Dämon haben.“ Bei diesen Worten sah er erneut drohend auf Mariku und Odion herab.

Der Sandblonde wagte den Blick zu heben. „Lasst mich nach ihm suchen. Ich versichere euch, dass ich euch diesmal nicht enttäuschen werde.“

Ein kaltes Lachen. „Glaubst du eine zweite Chance verdient zu haben? Nein, Mariku. Ab sofort wirst du zu den Jährlingen zurückgestuft. Ich denke das ist deinem Kampfstatus angemessen. Pegasus wird nach dem Dämon suchen. Immerhin ist er mein bester Späher, oder?“ man erkannte an seiner Tonlage, dass seine Worte nicht ernst gemeint waren. Bei so vielen Versagern um sich herum konnte er nicht glauben, dass ausgerechnet der Silberhaarige seine Aufgabe gut machen würde.

„Ich werde euch nicht enttäuschen my Lord,“ sagte eine Gestalt, die aus den Schatten getreten war. Schulterlanges silbernes Haar fiel ihr ins Gesicht und über die goldfarbigen Augen.

„Sei vorsichtig mit dem, was du mir versicherst,“ zischte der Herr des Clans.
 

Mitternacht lag schon drei Stunden zurück, als das Ziel der beiden Falken endlich in Sichtweite kam. Am Horizont konnte man einen Hügel ausmachen, auf dem sich ein Schloss befand. Nach einer weiteren guten Stunde flogen sie tiefer und landete sicher auf einer Wiese.

Nachdem Yami sich wieder in einen Vampir verwandelt hatte sah er sich auf der Anlage um.

Anscheinend handelte es sich um ein Wasserschloss, denn ein breiter See zog sich um das komplette Gebäude, wie ein Schutzwall und nur eine alte Brücke führte über das Wasser zum Schloss.

Graß, Bäume und Büsche schienen genug Zeit zum Wuchern gehabt zu haben und auch sonst wirkte ihre Umgebung recht verwildert. Daher stach besonders hervor, dass das Schloss nicht einen Kratzer besaß. Die Fensterläden waren weit geöffnet und das Licht von Fackeln drang ins Freie.

Bakura marschierte über die Brücke und blieb dann vor den großen Flügeltüren stehen. Yami gesellte sich zu ihm und betrachtete den Eingang. Ein riesiges Siegel war in das Holz eingebrannt. Und bei genauerem hinsehen bemerkte er die Ähnlichkeit mit dem Wappen auf seiner Spange.

Wie aus dem Nichts kam ein Wind auf und um die beiden Vampire herum begann es zu Rascheln und zu Rauschen. Dann knarrte es laut und die hohen Türen schwangen auf. Bakuras Herz schlug schneller. /Endlich wieder zuhause./ eilig ging er ins Innere des Schlosses und Yami folgte ihm argwöhnisch. Sein Blick streifte durch die Dunkelheit, auf der Suche nach demjenigen, der die Türen geöffnet hatte.
 

Sie standen in einer großen Halle. Der Boden bestand aus dunklem Holz und die cremefarbenen Wände waren mit zahlreichen Wandteppichen behangen. Rechts und links von ihnen führten zahlreiche Türen ab und ein ausgestopftes Bärenfell wies mit dem aufgesperrten Maul zu einer nach oben führenden Treppe. Dutzende Fackeln und ein riesiger Kronleuchter spendeten ein dämmriges, stetig flackerndes Licht.

Schwungvoll drehte sich Bakura zu dem staunenden Yami um und verneigte sich vor ihm. „Willkommen zurück im AtemuCastle, my Lord.“

Blutrausch

4. Blutrausch
 

Yami rührte sich nicht vom Fleck. „Wie hast du mich genannt?“ fragte er, da er Bakuras Worte nicht glauben konnte.

Der Weißhaarige nahm wieder eine aufrechte Haltung ein. „Ihr habt mich schon verstanden. Euer Vater war einst der Lord und da Ihr sein Sohn seit, steht nun Euch dieser Posten zu.“

„Was soll das heißen mein Vater war dein Lord? War er auch ein Vampir?“ Yami konnte es nicht fassen.

„So ist es.“

„Wie wäre es, wenn du mir endlich mal alles erklären würdest. Und hör auf mich zu siezen.“

„Ihr seit Lord, das gehört sich so.“

„Dann befehle ich dir es zu lassen.“

Bakura gab ein kurzes Seufzen von sich. „Lass uns in den Salongehen. Dort ist es gemütlicher.“ Er wand sich nach rechts und schritt auf einen großen Durchgang zu. Der runde Türbogen bestand aus Marmor und die beiden Flügeltüren aus mit Silber verziertem Mahagoni.

Der Raum, den sie nun betraten war mindestens genauso groß, wie die Eingangshalle und ebenso edel und antik eingerichtet. Jedoch war alles mit einem dicken Staubfilm bedeckt und bei jedem ihrer Schritte wirbelten sie kleine Staubwolken auf. „Die müssen wirklich geglaubt haben, dass wir nicht mehr zurückkehren,“ flüsterte Bakura und betrachtete angewidert das Sofa. Als er mit der flachen Hand drauf drückte, schien der Stoff zu atmen.

„Von wem redest du?“ fragte Yami.

Bakura zuckte mit den Achseln. „Hab sie nie zu Gesicht bekommen, aber sie haben mal das Schloss sauber gehalten.“ Er beugte sich vor. „Und jetzt wird es langsam Zeit, dass ich dir die Geschichte erkläre.“

„Ganz genau!“ Yami verschränkte die Arme vor der Brust und wartete gespannt auf Bakuras Erzählung.

„Ich war Zwanzig, als dein Vater mich biss. Es sind also bereits 74 Jahre vergangen.“ Der Weißhaarige machte eine Pause, als würde er überlegen, wo genau er anfangen sollte, dann fuhr er fort. „Der Atemu Clan – der Clan deines Vaters – war mächtig und lebte in diesem Schloss. Das Verhältnis zwischen Vampiren und Werwölfen war schon immer angespannt. Die Wölfen warf man barbarisches Verhalten vor und den Vampiren altmodisches Getue, außerdem nahmen sie sich gegenseitig Revier und Beute weg,“ sagte er und pausierte erneut. Überlegte, wie viel er Yami erzählen sollte, damit dieser klar kam. Immerhin hatte er Atemu versprochen Yami nichts zu verraten, solange es nicht Ernst wurde. „Dann wurde das Fass zum Überlaufen gebracht und die Werwölfe griffen uns an. Die Biester waren mächtiger als wir und töten die Meisten von uns.“

„Was war der Auslöser für den Kampf?“

Die braunen Augen streiften ausweichend durch den Raum. „Werden sich wohl bedroht gefühlt haben.“

Yami runzelte die Stirn, doch Bakura würde ihm sicherlich keine genauere Antwort geben, also fragte er etwas anderes. „Warum haben uns dann aber Vampire angegriffen?“

„Sie müssen mit den Wölfen einen Packt geschlossen haben,“ sagte Bakura und sah seinen Schützling noch immer nicht an, dieser schien jedoch nicht zu bemerken, dass es nur die halbe Wahrheit war, die ihm erzählt wurde. Jetzt, wo er noch so wenig über ihre Art wusste würde es leicht sein ihn damit zufrieden zu stellen.

Laut knallte es und die Fensterläden im gesamten Schloss fielen zu und verschlossen sich selbstständig mit den Riegeln. Yami zuckte erschrocken zusammen und sah auf. „Es wird hell,“ klärte der Braunäugige ihn auf und stand auf. „Lass uns schlafen gehen. Morgen Nacht werden wir jagen gehen und den Clan wieder zum neuen Leben erwecken.“

Er verließ den Raum und Yami folgte ihm durch die große Halle hindurch und die Treppe hinauf. Oben befand sich ein langer Flur, von dem rechts und links Türen abgingen. Bakura ging den Gang entlang, bis er schließlich vor einer zum Stehen kam, die reich mit Silber verziert war und deren Mitte ein großes Wappen schmückte. „Das Zeichen unseres Clans. Das ist dein Zimmer,“ sagte der Weißhaarige und öffnete die Tür.

Neugierig sah sich der Violettäugige in seinem neuen Heim um. Die großen Fenster waren fest verschlossen, sodass kein Lichtstrahl hinein fiel. Die Wände waren, wie auch schon unten, mit Wandteppichen und schweren Vorhängen behangen. Auf dem Boden lag ein warmer dunkler Teppich, an einer Seite stand ein Schreibtisch und diesem gegenüber ein großer Schrank mit Spiegel. Von diesem nicht weit entfernt befand sich auch das riesige Himmelbett und diesmal war von Staub keine Spur zu sehen. Die Wesen, was auch immer sie waren, schienen hier schon sauber gemacht zu haben.

„Gehörte das meinem Vater?“ fragte Yami und ging in die Mitte des Zimmers.

„Ja,“ antwortete Bakura. „Mein Raum ist drei Zimmer weiter. Wenn du also mal wieder nicht schlafen kannst...“

Yami unterbrach ihn ruppig. „Was heißt hier schon wieder??!! Als ob es dir anders ergangen wäre, als du plötzlich ein Vampir warst!! Ich kann sehr gut allein schlafen!!“

Bakura lächelte. „Ich hätte gerne noch mal auf dich aufgepasst,“ sagte er scheinheilig und mit einem zweideutigen Blick, durch den Yami völlig aus dem Konzept geriet und seine Wut vergaß.

„Was....meinst du damit?“ fragte der Schwarzhaarige entgeistert.

„Gar nichts.“ Bakura wand sich ab. „Denk dran, sollte was sein, ich bin drei Zimmer weiter.“ Eilig verließ er das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. /Das ist überhaupt nicht gut. Scheiß Hormone! Suchen sich immer den aus, der es nicht sein darf!/ wütend auf sich selbst knirschte er mit den Zähnen. Yami war kein Kind mehr, sondern in Bakuras Augen ein verflucht gut aussehender Vampir. Und die klassische Garderobe trug nicht gerade zur Verschlechterung von Letzterem bei.

/Das bringt doch alles nur Schwierigkeiten mit sich./ müde betrat der Weißhaarige sein Zimmer. Zwar war es nicht so luxuriös, wie Yamis, doch schließlich war er auch kein Lord. Erschöpft löste er nur noch den Umhang von seinen Schultern, warf ihn zusammen mit dem Schwert auf einen Stuhl und ließ sich dann aufs Bett fallen. Kurz darauf schlief er noch mit einem letzten Gedanken ein.

Hoffentlich ging alles gut.
 

Yami hatte sich bis auf die Hosen entkleidet und kroch nun ebenfalls unter die Bettdecke. Tatsächlich fühlte er sich heute wohler und eine angenehme Wärme umgab ihn, obwohl er in einem altertümlichen Schloss war und erfahren hatte, dass auch noch Werwölfe ihr Unwesen trieben.

Müde schloss er die Augen und kuschelte sich in die weichen Kissen. Vogelgezwitscher drang durch die Fenster zu ihm hindurch, draußen schien der Morgen angebrochen zu sein.

Obwohl er sich so wohl fühlte suchten ihn Alpträume heim.

Vermummte Gestalten griffen ihn und Bakura an. Sie tauchten hier im Schloss auf, zusammen mit einer gewaltigen Scharr Wölfe. Die Tiere stürzten sich auf fliehende Vampire und zerrissen sie in der Luft. Yami rannte durch ihre Reihen, verzweifelt auf der Suche nach jemanden.

Dann plötzlich wurde er umgerannt und rollte über den Boden. Als er wieder hochkam sah er einen Wolf, wie er sich auf eine Gestalt gestürzt hatte. Zuerst glaubte Yami er selbst wäre es, doch der Vampir war älter als er. Der Mann schlug nach dem Ungetüm über sich, doch schien es diesem nicht zu stören.

Dann stürzte sich plötzlich von hinten jemand auf den Wolf und dieser jemand besaß weiße Haare. „Bakura,“ rief Yami und wollte seinem Freund helfen, doch er stand da wie versteinert. „Bakura!“ rief er lauter, als der Wolf mit seiner Tatze nach dem Vampir schlug. „BAKURA!“
 

Lautes Knallen und Yami setzte sich ruckartig auf. Im Zimmer sprangen die Fensterläden auf und Mondlicht erhellte sein bleiches Gesicht. /Nur ein Traum./ dachte er und starrte die Bettdecke an. Yami war schweißnass und sein Atem ging schnell.

Mit zittriger Hand strich er sich den feuchten Pony aus der Stirn. „Nur ein Traum,“ flüsterte er leise, schlug dann die Bettdecke zurück und stand auf. Ein kalter Schauer jagte ihm über den Rücken und er fröstelte. Es war alles so real gewesen, als ob er dabei gewesen wäre. Ein Knarren der Wände beruhigte ihn nicht wirklich.
 

Nachdem sich Yami im anliegenden Bad gewaschen und sich angezogen hatte betrat Bakura das Schlafzimmer. Der Weißhaarige war gutgelaunt, was wohl daran lag, dass er endlich wieder zuhause war. „Seit ihr bereit, my Lord?“ fragte er und ging auf eines der Fenster zu.

„Du sollst mich nicht siezen!“ sagte Yami.

„Was glaubst du, was wohl mit deiner Autorität passiert, wenn ich dich in Gegenwart des Clans duze?“

„Wir sind aber alleine.“

„Nicht mehr für lange. Komm, wir haben eine lange Nacht vor uns.“ Bakura schwang sich einfach aus dem Fenster und kurz darauf flatterte ein Falke vor dem Schloss und wartete auf seinen Herrn. Dieser folgte kurz darauf.

Bakura gab die Flugrichtung vor und schon bald erkannte Yami ihr Ziel. Sie flogen auf eine Stadt zu. Nach zehn Minuten landeten sie am Stadtrand und aus den Vögeln wurden wieder Menschen. „Dir ist klar, dass wir mit diesem Outfit ziemlich auffallen werden?“ fragte Yami prüfend und sah zu dem Weißhaarigen herüber.

„Es soll uns ja niemand sehen.“ Antwortete dieser nur und marschierte durch die Gassen, als wäre er unsichtbar. „Nutz doch mal deine neuen Sinne. Dann hörst und riechst du es nämlich, wenn ein Mensch in der Nähe ist.“ Yami tat wie ihm geheißen und spitzte seine Ohren. Tatsächlich hallten Bakuras Schritte nun deutlich in seinen Ohren wieder und vernahm sogar neben sich die leisen Pfoten einer Katze. Witternd sog er die Luft ein und der Wind trug ihm ein Wirrwarr aus Gerüchen zu. Von Abgasen, bis hin zum Zigaretten- und Alkoholgeruch, der aus einer nahe liegenden Kneipe strömte.

Anscheinend war genau diese Kneipe Bakuras Ziel. Die Vampire versteckten sich unter ein paar abgestellten Brettern nahe der Tür und warteten. Nach und nach betraten Menschen die Kneipe und verließen sie wieder und jedes Mal nahm Yami ihren Geruch war und ihr Blut schien in seinen Ohren zu rauschen.

Begierig leckte er sich über die Lippen. Ihm dürstete nach Blut. Worauf wartete Bakura noch? Warum saß er still da und rührte sich nicht? Die Beute war betrunken und würde sich später nicht mehr daran erinnern, oder die Begegnung für Einbildung halten.

„Ruhig,“ zischte ihm Bakura ins Ohr, denn er hatte die Wandlung seines Schützlings bereits bemerkt und sie beruhigte ihm keineswegs. Die Augen des Schwarzhaarigen glimmten kurz rot auf und die spitzen Eckzähne traten hervor. Bakura überlegte schon, ob es besser wäre zurück zum Schloss zu gehen, als es passierte.
 

Ein Junge verließ die Gaststätte und der Violettäugige nahm deutlich den süßen Geruch des jungen Blutes wahr. Gierig sog er die Luft ein und machte Anstalten sich auf sein Opfer zu stürzen, doch der Weißhaarige hielt ihn an der Schulter zurück. Als Yami daraufhin ein verärgertes Zischen von sich gab drehte der Junge ihnen das Gesicht zu.

„Wer ist da?“ fragte er und seine olivgrünen Augen sahen ängstlich zu den Holzplatten herüber.

„Beherrsch dich,“ redete Bakura weiterhin auf seinen Lord ein, doch für diesen gab es nun kein Halten mehr. Kräftig stieß er sich vom Boden ab, stieß dabei an die Holzplanken, die klappernd zu Boden fielen und stürzte sich mit Zähnen und Klauen auf sein Opfer, welches viel zu geschockt war, um zu reagieren.

Yami achtete nicht auf das, was er tat. Hauptsache er kam an das warme Blut. So bemerkte er nicht, wie er mit den Nägeln über Haut und Kleidung scharrte und wahllos den Jungen zerbiss. Gierig saugte er die rote Flüssigkeit aus den Adern und schluckte sie herunter. Sie schmeckte süßlich, wie halt ein Kind zu schmecken hatte.

„Herr Gott, was tust du denn?!“ rief Bakura, griff Yami unter die Arme und zog ihn so von dem Jungen weg. „Beruhig dich doch!“ doch der Violettäugige zischte nur ärgerlich und versuchte sich loszureißen. Als das jedoch nichts brachte versuchte er nach Bakura zu schlagen, dieser wich jedoch aus und schleuderte den Jüngeren beiseite.

Nach Atem ringend drehte sich der Weißhaarige um, als Yami nicht wieder aufstand nahm er zuerst den Toten und versteckte ihn unter den Brettern, dann wollte er sich seines Schützlings annehmen.

Wankend richtete Yami sich auf. Seine Sicht war verschwommen, doch wurde sie schnell wieder klar. Mit einem wütenden Fauchen stürzte er sich auf Bakura, der unter ihm wegtauchte. „Yami du bist nicht bei Sinnen!“ rief er, ergriff den Arm des Violettäugigen und drehte ihn auf den Rücken. Wieder ein ärgerliches Fauchen, doch der Vampir kam diesmal nicht los.

Schnell zog Bakura ihn in eine Gasse, gerade noch rechtzeitig, bevor die Kneipentür erneut aufging. Diesmal war es ein Mann mit langen rosa Haaren, der sich suchend umsah. Yami zerrte stärker, da er sich auch auf diesen Menschen stürzen wollte, doch der Weißhaarige gab nicht nach. „Halt dich zurück!“

„Leon?“ rief der Mann nun und trat ein paar Schritte auf die Straße. „Leon!“ suchend sah er die Straße hinauf und hinunter und näherte sich dann der Gasse, in der die Vampire waren. Er musste Yamis Fauchen gehört haben.

Sofort packte Bakura seinen Schützling und zerrte in weiter in den Schatten, hatte dabei arg zu kämpfen. „Leon komm endlich raus! Ich weiß, dass du hier bist!“ Der Weißhaarige unterdrückte einen Schmerzeslaut, als Yami ihm in den Arm biss.

/Hau endlich ab!/ rief er gedanklich dem Rosahaarigen zu, der dann auch endlich verschwand, als hätte er Bakuras Worte gehört. Der Vampir rührte sich jedoch nicht vom Fleck, erst, als Yamis zu ihm sprach ließ er diesen los.

„Bakura, was soll das?“ fragte der Violettäugige verwirrt und drehte sich zu dem Weißhaarigen um, massierte sich dabei seinen schmerzenden Arm.

„Geht’s wieder?“ fragte Bakura und betrachtete seinen blutbeschmierten Schützling.

„Was ist passiert? Wo kommt das Blut her?“

„Du warst im Blutrausch. Ist nicht so schlimm, das passiert anfangs schon mal, da du mit deinem Körper und dessen Bedürfnissen noch nicht so recht umzugehen weist.“

„Ich erinnere mich an nichts. Hab ich dich angegriffen?“

„Halb so wild,“ winkte Bakura ab, doch Yami griff nach seiner Schulter und zog diese zu sich herum.

„Was ist passiert?“ fragte er eindringlich.

„Das willst du nicht wissen.“

Yami schwieg kurz, dann grinste er. „Ich bin doch jetzt dein Lord, oder?“ fragte er prüfend.

Bakura haderte mit sich und gab schließlich nach. Dem Wort seines Herren musste er Folge leisten. „Komm mit,“ sagte er knapp und kehrte zur Kneipe zurück. Anscheinend hatte der Fremde aufgegeben, oder woanders weiter gesucht, denn er war nicht mehr hier. Auch schien er den Jungen, der Leon hieß, noch nicht gefunden zu haben.

Bakura beugte sich vor und schob die Brette beiseite. „Diesen Jungen hast du ausgesaugt,“ sagte er, als wäre es das Selbstverständlichste, doch dies schien es nicht für Yami zu sein. Sein blasses Vampirgesicht verlor den letzten Rest an Farbe und starrte mit Entsetzen und Unglaube auf den Toten.

„Das war ich?“ flüsterte er heiser und betrachtete den zerfetzten Körper.

„Du warst im Blutrausch.“ Gab Bakura als Erklärung ab, doch Yami schien sich damit nicht zufrieden zu geben, denn im nächsten Moment hatte er eine Hand im Gesicht kleben.

„Hör auf das mit so einer Verständlichkeit zu sagen,“ sagte Yami und seine Stimme begann zu zittern.

„Yami...“ begann Bakura, doch er erhielt nur eine weitere Ohrfeige.

„Halt die Klappe! Ich hab nie darum gebeten ein Vampir zu werden! Du hättest mich ja mal wenigstens vorwarnen können!“ brüllte er nun. „Du bist ein Monster! Und ich hasse DICH!“ Yami machte auf dem Absatz kehrt und rannte die Straßen entlang.

„Yami, komm zurück!“ rief Bakura und lief dem Vampir hinterher. „Du Dummkopf! Komm zurück!“ Bakura suchte alles ab, doch Yami war nicht mehr zu finden. „Yami!“ rief er, auch wenn er sich sicher war, dass der Gesuchte nicht antworten würde, selbst wenn er ihn hören würde.
 

Yami ging eine dunkle Gasse entlang, lehnte sich dann schließlich an die kühle Wand aus Steinen und sank an ihr auf den Boden. Sein Körper zitterte vor innerer Kälte und einzelne Tränen liefen ihm übers Gesicht. Das Bild des entstellten Jungen verschwand nicht mehr aus seinem Kopf.

/Was hab ich getan? Ich hab einen Menschen umgebracht, noch dazu ein Kind! Wie konnte mir nur so etwas passieren?/ er starrte auf seine zitternden, blutbeschmierten Hände, als wären es die eines Fremden.

„Ich bin ein Mörder,“ flüsterte er. „ICH HOFFE DU BIST JETZT ZUFRIEDEN, BAKURA!“ schrie er in die Nacht hinaus und eine Katze ergriff mit einem angstvollen Kreischen die Flucht.

Langsam stand Yami wieder auf. Er musste sich irgendwo waschen, denn den Geruch des Jungen, der an ihm haftete wie ein Brandmal, konnte er nicht mehr ertragen. Witternd sog er die Luft ein, bis er den Geruch von Wasser wahrnahm und ging dann in die Richtung, aus der der Geruch kam.

/Ich hab jemanden umgebracht....ein Kind....nur um selbst leben zu können..../ solche und ähnliche Gewissenbisse plagten ihn den ganzen Weg über.
 

Erfolglos landete Bakura, nun wieder in seiner Falkengestalt, auf einer Laterne und gönnte sich eine kurze Pause. Er bezweifelte Yami noch zu finden, vor allem, da er sich noch nicht mal sicher sein konnte, ob dieser noch in der Stadt war. Vielleicht war er ins Schloss zurückgekehrt, vielleicht hatte er aber auch die Flucht ergriffen.

Doch der Weißhaarige hoffte nicht auf Letzteres, denn dann würde die Chance ihn zu finden so gut wie unmöglich sein. Außerdem bestand dann das Risiko, dass die Anderen ihn fanden.

/Wo bist du nur?/ Bakura breitete seine Flügel aus und schwang sich erneut in den Himmel. Eine Weile kreiste er über den Häusern, dann flog er tiefer, um die Gassen absuchen zu können.
 

Yami hatte inzwischen den Fluss erreicht. Er hockte unter der Brücke, die über das Wasser führte, und wusch sich das Blut vom Körper. Die roten Flecken verschwanden zwar, jedoch nicht der Geruch des Jungen. Angewidert schüttelte Yami sich und begann energisch seine Hände von dem Geruch zu reinigen, doch wollte es ihm nicht gelingen.

Nach einer Weile gab er auf und setzte sich ins Graß. Was sollte er jetzt machen? Unter Menschen konnte er nicht bleiben, wenn er in Blutrausch geriet, aber wo sollte er dann hin? Wo gab es schon einen Ort, an dem nie ein Mensch vorbeikam?

Unbewusst sog Yami die Luft ein und zuckte zusammen, als er eine Fährte aufnahm. Der Geruch von Damenparfüm stieg ihm in die Nase. Schlagartig begann er zu zittern. Was wenn er wieder jemanden tötete? Die Stimme einer Frau drang an sein Ohr und Schritte näherten sich seinem Versteck.

„...wir sehen uns dann morgen und gute Nacht,“ sagte die Frauenstimme und ein Piepton erklang. Anscheinend hatte sie telefoniert. Der Schwarzhaarige spürte den Drang in sich aufsteigen aus seinem Versteck zu kommen, doch versuchte er sich zurückzuhalten.

Sein Opfer stand nun genau über ihm auf der Brücke und schien den Fluss zu betrachten. /Geh weiter./ bat Yami und umklammerte seinen Oberkörper. Er konnte sie nun auch riechen. Mit jedem Atemzug nahm er ihren Geruch war und er spürte das Verlangen das Blut der jungen Frau zu schmecken.

Gierig leckte er sich über die Lippen und wanken erhob er sich. /Nein!/ rief er sich zur Ordnung und hielt inne. /Reiß dich zusammen./ Sein Herz begann wie wild zu schlagen und ein Fauchen kam ihm über die Lippen. Er wollte endlich Blut schmecken, doch etwas in ihm wehrte sich dagegen.

Unsicher, nicht wissend, was er tun sollte, verließ er sein Versteck und als er aus dem Schatten der Brücke trat und sich umdrehte konnte er die Frau sehen. Sie hatte ihn noch nicht bemerkt und starrte weiterhin verträumt auf das Wasser.

Die violetten Augen fuhren den schönen Körper entlang. Die schwarzen, hochgesteckten Haare wehten leicht im Wind und lösten sich allmählich aus ihrem Knoten. Die helle Haut schimmerte im Licht einer Laterne. Yami konnte sich nicht länger zurückhalten. Mit einem kräftigen Sprung stieß er sich vom Boden ab, sodass er das Brückengeländer greifen konnte und zog sich daran herauf.

Die Frau schrie erschrocken auf und wich zurück. Yami knurrte gierig, hielt dann jedoch inne, als er die Angst in den Augen der Schwarzhaarigen sah. /Ich will sie nicht töten./ redete er sich ein, machte jedoch gleichzeitig einen Schritt auf die Menschenfrau zu.

„Was wollen Sie?“ fragte sie und wich zurück.

„Lauf...weg...“ flüsterte Yami heiser und kam immer näher.

„Geht es Ihnen gut?“ fragte die Frau nun, die wahrscheinlich glaubte einen psychisch Kranken vor sich zu haben.

„Lauf weg!“ wiederholte Yami, diesmal eindringlicher. Seine Eckzähne traten hervor, woraufhin sein Opfer erneut aufschrie. „Verschwinde!“ Die Blutdurst übermannte ihn und er machte einen Satz, um sich auf die Frau zu stürzen.

Der Pakt mit den Wölfen

5. Der Pakt mit den Wölfen
 

„Kyhaaa!! Hilfe!!“ schrie die Schwarzhaarige und stolperte rückwärts, während sich der Vampir auf sie stürzte. Doch Yamis Sprung wurde aufgehalten. Hart prallte er gegen einen Körper und fiel zu Boden.

„Hau ab!“ hörte er eine ihm bekannte Stimme rufen und mit einem letzten panischen Schreien lief die Menschenfrau davon. „Yami!“ Bakura packte den Jüngeren etwas unsanft an den Oberarmen und zog ihn wieder auf die Beine. Kaum, dass dieser stand verpasste er ihm eine saftige Ohrfeige. „Wag es nie wieder wegzulaufen!“ zischte der Weißhaarige und umklammerte Yamis Arm fester. „Hast du verstanden?“

„Ja,“ sagte Yami und wandte den Blick ab. Was passiert wäre, wenn Bakura nicht aufgetaucht wäre...daran wollte er gar nicht denken. Wahrscheinlich hätte er wieder getötet.

„Komm. Für heute Nacht ist es genug,“ sagte Bakura, ergriff Yamis Hand und zog ihn hinter sich her.
 

Yami war froh, als sie wieder im Schloss waren. Weit weg von allen Menschen. Als erstes würde er ein Bad nehmen, um endlich den Geruch loszuwerden und dann würde er hoffen, dass die nächste Nacht lange auf sich warten lassen würde.

„Mach keine Dummheiten,“ sagte der Weißhaarige noch, ehe er wortlos die Treppen hoch und in sein Zimmer ging. Yami hätte sich eh nicht helfen lassen, wie immer. /So ein Sturkopf! Was hat er denn geglaubt, was ein Vampir macht?/
 

Yami saß in der Wanne und seifte sich gründlich ein. Nach einer Weile überdeckte der Seifenduft endlich den Blutgeruch und er war zufrieden. Ständig schweiften seine Gedanken zu dem Jungen und der Frau.

Wie viele Menschen würde er wohl noch umbringen? Yami grauste es bei dem Gedanken daran und er hasste Bakura nur noch mehr. /Wenn er nicht gewesen wäre, wäre noch alles in Ordnung!/

Er stieg aus dem Wasser, trocknete sich ab, zog sich eine Hose über und legte sich ins Bett. Ob er wollte oder nicht, er war jetzt ein Vampir und würde wohl oder übel auch als solcher leben müssen, aber vielleicht sollte er beginnen Vorteile zu finden. Schließlich war er nun der Anführer ihres - noch Zweimann - Clans.
 

So verging der Tag und die Nacht brach erneut herein. Die beiden Vampire machten sich erneut auf den Weg in die Stadt. Immerhin mussten sie ihren Clan noch vergrößern, was ihnen Gestern nicht gelungen war. „Wag es nicht abzuhauen,“ drohte Bakura, während sie sich erneut einer Gaststätte näherten.

Diesmal mussten sie nicht lange warten, dann verließ eine kleine Gruppe junger Männer lachend die Kneipe. Yami biss sich auf die Unterlippe, als er wieder den Drang in sich spürte. Sein Blutdurst hatte sich bereits ein passendes Opfer ausgesucht. Es hatte sonnengebräunte Haut, sandblonde Haare und fliederfarbene Augen.

/Nicht schon wieder./ bat der Schwarzhaarige und richtete den Blick auf den Boden. Als sich eine Hand auf seine Schulter legte zuckte er zusammen.

„Wenn du oft genug gegen den Rausch ankämpfst lernst du ihn zu kontrollieren.“

„Ach ja?“ erwiderte Yami mit sarkastischem Unterton. „Und wie viele Menschen soll ich dann noch töten, bis es so weit ist? 20? 30?“

„Hey, ihr da!“ rief plötzlich einer von den Männern zu ihnen herüber. „Haben wir schon Karneval?“ fragte er und lallte dabei ein wenig.

Bakura kam schweigend aus seinem Versteck und näherte sich der Gruppe. Yami folgte ihm widerwillig. Je näher er dem Sandblondem kam, desto stärker spürte er die Lust in sich und er musste die Hände krampfhaft zu Fäusten ballen, um sich zusammenzureißen.

„Was ’is ’n? Has’ deine Zunge verschluckt?“ fragte der Mann nun, da er keine Antwort erhielt.

Bakuras braune Augen begutachteten jeden aus der Gruppe. /Nichts. Sehen zwar gut aus, aber zum Vampir taugen sie nicht. Wir brauchen einen starken Clan./ er wollte seinen Schützling schnappen und wieder verschwinden, doch dieser schien andere Pläne zu haben.

Die leuchtenden Amethyste verloren an Glanz und nur noch ein rotes Schimmern lag in ihnen. „Reiß dich zusammen,“ raunte Bakura ihm ins Ohr, erhielt jedoch nur ein Fauchen.

Yami selbst kämpfte mit sich. Alle Augen waren nun auf ihn gerichtet, auch die lavendelfarbigen und das machte den Widerstand nur noch schwerer. Der Sandblonde sagte etwas, doch Yami nahm die Worte nicht wahr. Er wünschte Bakura würde ihn ohrfeigen, oder ihn anschreien. Hauptsache er tat irgendwas, damit er nicht nachgab.

Doch der Weißhaarige reagierte nicht. /Will er, dass ich wieder töte?/ Hilfe suchend drehte er den Kopf in Richtung Bakura. Sein Körper begann zu beben und er biss sich erneut auf die Unterlippe.

Bakura beobachtete Yamis Kampf mit sich selbst. Noch griff er jedoch nicht ein. Wollte der Violettäugige wirklich Herr seiner Sinne werden, so musste er es aus eigener Kraft schaffen, sonst nützte es ihm nichts. Und das war bei ihm noch viel wichtiger, als bei irgend einen anderen Vampir. Schon allein die Tatsache, dass er mehr als einmal in den Blutrausch geraten war, machte Bakura klar, dass er tatsächlich wie sein Vater war.

/Atemu hatte mehr Erfahrung und wusste damit umzugehen, aber Yami ist noch so jung./

„Bakura...“ der Angesprochene wurde aus seinen Gedanken geweckt. Yami hatte sich auf den Sandblonden gestürzt und pinnte ihn nun an den Boden, doch hatte er noch nicht zugebissen.

„Ey! Lass Marik in Ruhe!“ rief nun einer der Männer.

„Der hat dir doch nichts getan!“ sagte ein Anderer. Sie versuchten nun Yami wegzuzerren, doch dieser stieß sie von sich und seine Augen glühten dabei rot. „Fasst mich nicht an!“ fauchte er. „Bleibt wo ihr seid!“ Die roten Augen jagten den Freunden Mariks einen solchen Schrecken ein, dass sie davon rannten.

Yami gelang es sich aufzusetzen, doch sein Körper zitterte noch immer. „Willst du ihn haben?“ fragte Bakura.

„Was?!“

„Soll er ein Clanmitglied werden?“ Yami starrte auf den zitternden Mann. „Dann beiß ihn.“ Sofort waren die violetten Augen wieder auf den Weißhaarigen gerichtet. „Nein!“

„Du bist der Lord, also musst du ihn auch beißen.“

„Nein!“ Yami sprang auf. Wut kochte in ihm hoch und vertrieb jedes Stückchen des Blutrausches. „Ich werde niemanden mehr töten!!“

„Du tötest ihn auch nicht. Ihr tauscht nur das Blut aus.“

„Na und? Was glaubst du wird wohl passieren, wenn ich ihn beiße?!“

„Du musst Menschen beißen und ihr Blut trinken, um zu überleben und wenn du das immer wieder vor dir her schiebst wirst du deinen Blutdurst niemals unter Kontrolle bringen!“

„Wer...was seid ihr?“ fragte Marik und kroch rückwärts über den Boden, weg von den Vampiren.

Yami funkelte Bakura an und Bakura Yami. „Beiß ihn,“ forderte der Braunäugige.

„Nein.“

„Willst du lieber wieder Kinder zerfleischen, weil du die Kotrolle verlierst?“

Das war genug. Mit einem wütenden Fauchen stürzte sich Yami nun auf den Weißhaarigen. Dieser rollte sich zur Seite, zog sein Schwert und hielt es Yami an die Kehle, der daraufhin schluckte. „Es ist wie immer,“ erklärte Bakura. „Du bist unkonzentriert und begehst dadurch einen Fehler nach dem anderen. Genauso ist das mit dem Blutrausch. Wenn du dich endlich mal konzentrieren würdest, würdest du keine Probleme damit haben!“

Yami schwieg, doch seine Augen schickten dem Älteren zig Flüche an den Hals. Er schob die Klinge mit der Hand zur Seite, stand auf und machte einen Satz, um den fliehenden Marik einzuholen. Erschrocken blieb dieser stehen und wich zurück. „Was willst du, Vampir?“ fragte er mit zittriger Stimme.

„Das du einer von uns wirst,“ sagte Yami, hielt den Sandblonden an den Schultern fest und beugte sich zu dessen Hals vor. Er konnte hören, wie das Blut durch die Adern rauschte. „Es tut nicht weh,“ versuchte er sein Opfer zu beruhigen und stieß dann mit seinen Zähnen durch die gebräunte Haut.

Als die rote Flüssigkeit seine Lippen berührte krallte er seine Hände in die Arme des Sandblonden, denn er spürte erneut den Drang in sich, woraufhin er stärker zu saugen begann, als beabsichtig. /Diesmal nicht! Einmal sollte ich vielleicht mal Bakuras Ratschläge ernst nehmen und mich besser konzentrieren./

Nachdem Yami gesättigt war ließ er von Marik ab, der daraufhin matt zu Boden ging. Doch noch war es nicht vorbei. Der Schwarzhaarige biss sich selbst ins Handgelenk und ließ das Blut in Mariks Mund fließen. Kaum, dass dieser den ersten Schluck genommen hatte, begann die Verwandlung.

Yami beachtete ihn jedoch nicht weiter, sondern kämpfte erneut gegen den Drang an sein Opfer restlos auszusaugen. Wie lange er so neben dem neuen Vampir gesessen hatte wusste er nicht, doch nach einer Weile hatte er den Drang vollends verbannt und er riskierte einen Blick auf Marik, der sich zitternd aufsetzte. Bakura hatte sich neben ihm gehockt und half ihm.

Yamis Mine verfinsterte sich. „So, jetzt hast du ja, was du wolltest, jetzt kümmere dich auch um das neue Clanmitglied,“ sagte er schnippisch und stand auf.

„Krieg dich wieder ein.“ Bakura beobachtete seinen Schützling, der sich nun von ihnen entfernte. „Wo willst du hin?“

„Zurück zum Schloss.“

„Du bleibst hier!“

„Ich dachte ich wäre jetzt dein Lord?!“ Yami wand sich zu dem Weißhaarigen um, der jedoch schwieg. Was hätte er auch sagen können? Es stand ihm nicht zu sich gegen seinen Lord zu erheben, auch wenn er Yamis plötzlichen Wandel nicht verstand, aber das Wort des Lords war nun mal Gesetz unter den Vampiren.

„Yami...,“ begann er, doch er wurde unterbrochen.

„Für dich immer noch Lord,“ zischte der Jüngere und flog kurz darauf über die Dächer der Stadt davon.

Bakura senkte den Blick. /Was ich mache mach ich falsch./ andererseits musste er das Positive sehen. Wenn ihr eh schon gespanntes Verhältnis noch mehr zerbrach, dann würde Yami später nicht mehr in Bedrängnis geraten. Man würde ihn nicht erpressen können und das.....war vorerst das Wichtigste, auch wenn Bakura sich unterbewusst etwas anderes wünschte.
 

Die große Krähe beobachtete vom Schutz einer hohen Weide aus den zerklüfteten Berg. Ein unbemerktes Eindringen war so gut wie unmöglich. Ein Sterblicher konnte nicht in das Schloss gelangen, welches in den Berg gehauen war, da der Fels von einem breiten und tiefen Graben umgeben war. Noch nicht mal eine Zugbrücke gab es.

Doch wusste der Vampir, dass es für die Werwölfe ein leichtes war über den Abgrund zu springen und zum einzigen Eingang zu gelangen: Einem großen, mit Eisen und Zacken bespicktem Tor.

Außerdem trieben sich hier sicherlich überall Wachen herum, doch noch schienen sie den Fremden nicht entdeckt zu haben. So glaubte Odion zumindest. Ein Zischen durchbrach die Stille und die Krähe flog erschrocken auf. Da, wo sie gerade noch gesessen hatte, steckte nun ein spitzer Dolch im Stamm.

Schnell landete Odion auf dem Weg und nahm seine wahre Gestalt an, damit die Wölfe ihn erkannten, die nun aus ihren Verstecken gekrochen kamen. Die Ungetüme waren riesig, fast zwei Meter groß. Langes zotteliges Fell bedeckte ihre muskulösen Wolfsleiber. Wie ein längst vergessenes Naturvolk, trugen sie lange Lendenschurze, die von Lederriemen zusammengehalten wurden. Einige trugen Umhänge und viele Perlenketten, Armreife und Ohrringe.

Knurrend, das mächtige Gebiss entblößt und mit angelegten Ohren zogen sie einen engen Kreis um den Vampir. Einige trugen Lanzen, andere Schwerter, umständlich, in ihren Krallen bewerten Pranken. Einige liefen aufrecht, anderer auf allen vier Pfoten.

Doch wenn man ihnen gegenüber stand, so wurde einem klar, warum diese Wilden die Obermacht hatten. Vampire waren zwar flinker, doch auch die Werwölfe hatten gelernt sich zu bewegen und gegen ihre körperliche Stärke hatten die Blutsauger nicht standhalten können. Die Waffen drangen kaum durch die dicke Haut. Nur Silber schien den Körper wirklich verletzen zu können. Den Grund jedoch kannten nur die Wölfe selbst.

„Du dreckiger Blutsauger wagst dich hier her,“ zischte einer der Wölfe, dessen Fell nachtschwarz war und hob seine Waffe, doch ein weiterer Wolf hielt ihn auf, den Odion als Tristan erkannte.

„Lass gut sein Duke, der kommt vom Anubis Clan. Bringen wir ihn zum Oberhaupt.“ Mit einem Knurren wand sich der Werwolf Duke ab und ging in Richtung Schloss. Seine Artgenossen folgten seinem Beispiel und hielten dabei weiterhin den Kreis um den Vampir geschlossen, dem nicht ganz wohl bei der Sache war vom Feind umzingelt zu sein.
 

In dem Bergschloss war es kalt, fast noch kälter, als bei Odions Clan, doch wenigstens stank es dort nicht so stark nach Hund und die Luft war nicht stickig. Am liebsten hätte er die Nase gerümpft, oder angewidert das Gesicht verzogen, doch dann wäre er einen Kopf kürzer gewesen.

Der Glatzköpfige, der nur einen Pferdeschwanz trug, wurde durch die steinernen Gänge geführt, bis sie zu einer großen, verzierten Doppeltür gelangten, hinter der sich der Thronsaal befand. Knarrend schwangen die Türen auf und Odion betrat den Raum, flankiert von den Werwölfen.

Geradeaus, auf einer Erhöhung stand ein großer Thron, vor dem zwei weiße Wölfe lagen. Als ihnen der Vampirgeruch in die Nase stieg hoben sie die Köpfe und begannen zu knurren.

„Shhht,“ zischte es daraufhin vom Thron und die Tiere beruhigten sich. „Sie mal einer an. Schickt der feige Vampir endlich jemanden, der uns erklären kann, warum unsere Opfer ausbleiben?“ fragte die Stimme und ihr Besitzer lehnte sich etwas vor, wodurch das Oberhaupt des Wölfe ins Licht tauchte.

Wie ein Hund saß er auf dem großen Thron, da es ihm anders nicht möglich war, solange es Nacht war und somit der Mond seine Gestalt beeinflusste. Es war ein prächtiges Tier, von großer muskulöser Statur und mit seidigem Fell, welches blond war, wodurch es aus dem sonst so dunklen Rudel besonders hervorstach.

Odion verneigte sich, ebenso wie die anderen Wölfe, die ihn hergeführt hatten. „Verehrtes Leittier der Werwölfe,“ begann der Vampir. „Im Namen meines Lords erbitte ich die Freilassung Kisaras.“

Ein Knurren, in das daraufhin auch die anderen Wölfe einfielen.

„Natürlich sind wir bereit den Preis dafür zu zahlen.“

„Und was will der Wurm mir zahlen? Seine Opfer kamen bereits nicht!“ antwortete er schnippisch und die Krallen bohrten sich in den Thron.

„Hiermit.“ Odion holte die schwarze Pergamentrolle hervor und hielt sie hoch. Ungläubiges Staunen ging durch die Reihen der Ungetüme. War es das, wofür sie es hielten? Die Wenigsten wussten etwas mit der schwarzen Rolle anzufangen, jedoch der Blonde wusste, um was es sich handelte.

„Ich denke ihr wisst, was das ist,“ sagte Odion und sah das Oberhaupt erwartend an.

„Woher soll ich wissen, dass es keine Fälschung ist?“ Odion wickelte einfach nur das Pergament auseinander und grelles Licht ging von der Schrift aus. Die lichtscheuen Wesen jaulten schmerzhaft auf. Das Licht war sogar so stark, dass einige von ihnen ihre menschliche Gestalt wieder annahmen.

Auch Odion hatte sich schützend den Umhang vors Gesicht gezogen, doch als die Hitze zu viel wurde und ein lautes „Das reicht!“ vom Oberhaupt an sein Ohr drang rollte er das Dokument wieder zusammen.

Der blonde Wolf keuchte und sein Körper zitterte sogar. /Es handelt sich tatsächlich um die schwarzen Schriften./ fuhr es ihm durch den Kopf. „Warum gibt dein Lord sie an uns ab? Nur wegen des verrückten Vampirs??“ noch immer vermutete er einen Trick.

„Uns Vampire fügt das Licht viel mehr Schaden zu, als euch. Wir würden auf der Stelle verbrennen, würden wir versuchen die Schrift zu lesen.“

„Aber ihr Blutsauger werdet doch sicherlich wissen, wozu wir fähig sind, wenn uns die Schrift gehört?“ zynisch klang die Stimme des Blonden und mit einem geschmeidigem Satz sprang er von seinem Thron. Kurz bleckte er die Zähne, während er auf den Vampir zuschritt, dem das Herz in die Hose rutschte, was bei einer Schulterhöhe von 1,30m auch kein Wunder war.

Die anderen Werwölfe wichen zurück, als sich ihnen ihr Oberhaupt näherte. Dieser umrundete nun Odion, begleitet von einem leisen Knurren. „Sag schon. Wofür will der Feigling Kisara haben?“ die goldfarbenen Wolfsaugen durchbohrten ihn und Odion wäre am liebsten aufgesprungen und davon gerannt.

„Ich weiß es nicht,“ sagte der Schwarzhaarige hastig und versuchte ein Zittern zu unterdrücken. Er wollte noch nicht sterben und spürte den Drang der rettenden Flucht in sich. Doch ob diese, bei den ganzen Werwölfen so rettend sein würde war fraglich.

„Lüg mich nicht an!“ mit einem kräftigem Tatzenhieb beförderte der Blonde den Vampir zu Boden und drückte seine Pfote an dessen Halsansatz. Die Krallen drangen leicht durch die Haut und verflossen Tropfen des lebensnotwendigen Blutes. „Was hat er vor?“

„Ich weiß es wirklich nicht! Mein Lord weit niemanden in seine Pläne ein. Ich bekam nur den Auftrag die schwarze Schrift gegen Kisara einzutauschen. Ich hab keine Ahnung, wozu er sie braucht.“

Ein verärgertes Knurren und das mächtige Gebiss näherte sich Odions Gesicht. Heißer Wolfsatem stieg ihn im die Nase und er versuchte die ihn fesselnde Pfote wegzudrücken. „Ich frage dich nur noch einmal, Ratte! Entweder du redest, oder ich stecke dich in unsere nette kleine Folterkammer. Also, was hat Seth vor?“

Bei dem Gedanken an Folter bekam es Odion erst recht mit der Panik zu tun. „Mein Lord ist auf der Suche nach einem Dämon. Aber um sich diesen Untertan zu machen benötigt er Kisara.“

„Einen Dämon sagst du? Welchen? Ich denke eure Versuche wären fehlgeschlagen. Wo versteckt sich der Dämon?“

„Das weiß ich nicht. Glaubt mir, Herr. Das ist alles, was ich weiß.“ Endlich ließ der Werwolf von dem Vampir ab und kehrte nachdenklich zu seinem Thron zurück. /Ein Dämon?/ Odion setzte sich wieder auf und berührte vorsichtig die Wunde an seinem Hals, die bereits wieder verheilte. „Werdet ihr den Pakt eingehen?“ fragte er.

Der Werwolf grinste und entblößte dabei sein eindrucksvolles Gebiss. „Wieso sollten wir mit Schwächeren verhandeln? Wir haben eure Leben verschont im Austausch gegen Menschenopfer, aber die blieben diesen Monat aus. Nein, wir gehen keinen Pakt ein, aber die Schrift nehmen wir trotzdem.“

Odion erstarrte, als er die Worte zu ihm durchdrangen. Würde das seinen Tod bedeuten? Das Rudel kam wieder näher und zog einen engen Kreis um den Vampir, dessen Atmung schnell ging. „Nein...“ flehte er, doch das Oberhaupt grinste nur breit.

Ein greller Schrei erfüllte die Mauern des Schlosses, sodass die Wachposten draußen ihre Köpfe hoben und scheu zum Berg hinauf sahen. Hätten sie gewusst, dass ein Vampir geschrieen hatte, hätten sie vermutlich gelacht.
 

Yami schritt durch die langen Korridore seines Schlosses und erkundete jeden Raum sorgfältig. In den meisten Etagen befanden sich Schlafräume. Der Clan seines Vaters musste einmal riesig gewesen sein, sollte jedes Zimmer belegt gewesen sein. Im Erdgeschoss befanden sich außer dem großen Wohnraum, noch ein Speisesaal mit Küche, wobei diese beiden Räume schon damals nicht genutzt worden waren, ein Tanzsaal und eine art Versammlungsraum in dem auf einer Erhöhung drei Throne standen, von denen der Mittlere der größte und mit einem großen Fell bestückt war.

In diesem Raum befand sich Yami nun und betrachtete den großen Sitz, dann ließ er sich auf ihn nieder und strich über das seidige Braun. Seine Ruhe wurde jedoch gestört, als jemand im Türrahmen stand. Yami sah auf und blickte in das wütenden Gesicht seines neuen Clanmitglieds, Marik.

Weitere Opfer

6. Weitere Opfer
 

„Was ist?“ fragte Yami desinteressiert, während Marik auf ihn zuging und seinem Lord dabei wütend in die violetten Augen sah.

„Warum hast du...habt Ihr mich zu einem Vampir gemacht?? Was versprecht Ihr euch von mir? Ich bin nicht stark und kenne mich mit euren Sitten nicht aus!“

„Frag das Bakura.“

„Wer ist denn hier der Lord, er oder du?“

Diesmal zögerte Yami. Der Sandblonde hatte recht. Er war der Lord und stand somit über Bakura, so weit wusste er. Doch mit anderen Dingen kannte er sich nicht aus. „Du bist hier, weil du mir gefallen hast,“ sagte der Schwarzhaarige schließlich und stand auf, um den Saal zu verlassen.

„In diese Richtung geht es also...“ Ein Zittern durchlief den jungen Marik. Er sollte das Lustobjekt eines Vampirs sein? /Nein! So einfach ergebe ich mich niemanden!/ Mit einem lauten Fauchen stürzte sich Marik auf den verwunderten Yami und sie fielen auf den Boden.

Yami stieß seinen Artgenossen von sich und Wut kam in ihm hoch. /Jetzt greift dieser Bastard mich auch noch an! Ich tue das doch nicht aus Spaß!!/ laut fauchend holte er aus und schlug dem Lavendeläugigen seine Klauen ins Gesicht, dieser schrie daraufhin gepeinigt auf. Tiefe Furchen zogen sich über sein schönes Gesicht, welche jedoch schnell wieder zuheilten.

Yami hockte sich auf Mariks Brustkorb und hielt mit einer Hand dessen Hände und mit der anderen drückte er den Hals. Langsam beugte er sich vor. „Wag es nicht noch einmal mich anzugreifen, du Bastard!“ zischte Yami und spuckte dem Blonden ins Gesicht. „Sonst könnte ich dir dein verfluchtes Leben äußerst unangenehm gestalten.“ In seine Augen trat das rötliche Leuchten zurück. Zwar war es nur schwach, doch noch immer stark genug, dass Marik es sah.

Und dessen Instinkte reagierten darauf. Teilten ihm deutlich mit, dass von seinem Lord Gefahr ausging. Instinktiv begann er zu janken und bot Yami in einer Demutsgebärde den Hals an.

Der Lord schien daraufhin wieder zur Besinnung zu gelangen. Unsicher betrachtete er Mariks Verhalten. Was musste er jetzt tun? Von ihm ablassen, oder ihn erneut beißen? Er entschied sich fürs erste und stieg von seinem Schützling. Stolz blickte er auf den Vampir herab, ehe er sich umdrehte und den Saal verließ.

Am Eingang traf er auf Bakura, den der Kampfeslärm angelockt hatte. „Was ist passiert?“ fragte er und leichte Sorge schwang in seiner Stimme mit.

„Was soll schon passiert sein?“ fauchte Yami und erneut trat das Rote in seine Augen. „Es geht dich nichts an und jetzt geh mir aus dem Weg, Albino!“ er schob sich an dem Weißhaarigen vorbei und rempelte ihn dabei absichtlich an.

„Yami!“ rief Bakura und wollte ihm hinterher, doch Marik hielt ihn zurück.

„Nicht! Lass ihn lieber. Er ist gefährlich.“

Nun wand sich der Braunäugige seinem neuen Artgenossen zu. „Gefährlich?“

„Es war so ein Gefühl....es sagte mir, dass es tödlich enden würde, würde er den Kampf nicht abbrechen.“

„Das Gefühl, war dein Instinkt. Sei froh, dass er dich gewarnt hat.“ Bakura biss sich auf die Lippe. /So kenn ich Yami gar nicht. Natürlich war er auch schon schlecht auf mich zu sprechen, als er noch sterblich war. Aber jetzt.../ er ließ Marik stehen und ging Yami nach. /....jetzt merke ich erst, wie ernst Atemus Worte waren. Hätte ich bloß auf ihn gehört!/

Doch seine Taten zu bereuen würde es nicht wieder rückgängig machen. Statt dessen konnte er das Übel nur noch verringern, doch ob Yami kooperieren würde, blieb offen.
 

Yami befand sich in seinem Zimmer und spürte den Drang nach Blut in sich. Er wollte seine aufgestaute Wut über Bakura und nun auch Marik abbauen, doch gleichzeitig weigerte er sich dagegen einen weiteren Menschen zu töten.

Schließlich kam ihm die Sonne zur Hilfe, in dem sie ihre wärmenden Strahlen über den Horizont schob und daraufhin alle Fensterläden zuklappten. Erleichtert ließ Yami sich zu Boden sinken. Jetzt war es ihm nicht mehr möglich zu morden.

/Dieser verdammte Blutrausch. Bakura sagte doch er würde verschwinden./ Hatte der Weißhaarige ihn angelogen? Es klopfte und die Tür öffnete sich. Yami sah nicht auf, denn wer ihn soeben einen Besuch abstattete konnte er sich gut denken. „Was willst du?“ fragte er und stand wieder auf, drehte Bakura jedoch weiterhin den Rücken zu.

„Erst mal, dass du dich umdrehst.“

„Hab ich dir erlaubt mich wieder zu duzen?“ Yami begann seinen Mantel zu lösen und warf ihn achtlos zu Boden.

In Bakura brodelte es. „Hör auf den Beleidigten zu spielen, Yami! Verdammt, was willst du denn von mir hören??“ der Violettäugige antwortete nicht, sondern streifte nun einfach seine Stiefel ab und begann den Lederharnisch zu lösen. „Ich rede mit dir!“

„Ich bin nicht taub.“

„Dann antworte auch. Was willst du von mir hören? Schön, es tut mir Leid, dass du den Jungen umgebracht hast! War es das jetzt?“

Nun drehte sich Yami doch zu dem Weißhaarigen um. „Mal ganz davon abgesehen, dass eine solche Entschuldigung nicht ernst gemeint sein kann, nein das war es nicht.“

„Was ist dann mit dir los?“

„Verschwinde endlich,“ sagte Yami nur knapp und entkleidete sich weiter. Kurz schwieg Bakura, während er den muskulösen Rücken seines Lords musterte, dann biss er sich auf die Lippen. /Es gut so. So wie es jetzt ist, ist es am besten. Wenn Yami niemanden hat, an dem er hängt.../ seine Gedanken wurden unterbrochen, als der Schwarzhaarige plötzlich zu ihm herumwirbelte. „ICH SAGTE RAUS!“ brüllte der junge Vampir und entblößte dabei seine kräftigen Fangzähne.

Wortlos wand Bakura sich ab und verließ das Zimmer. /Ich darf nicht an das denken, was ich will./ traurig ging er den Flur entlang. Er vermisste Yami, wie er früher gewesen war. Als sie noch Freunde gewesen waren. Es war seine eigene Schuld, dass sich zwischen ihnen eine Kluft aufgetan hatte. Nur, weil er es für besser gehalten hatte, wenn Yami nicht zu sehr an ihm hing.
 

*+*+*+*Flashback*+*+*+*
 

Es war Abend. Bakura saß im Wohnzimmer und las ein Buch, während Yami auf dem Teppich hockte und mit zwei Figuren spielte – einem Löwen und einem Tiger. Normalerweise spielte um diese Zeit Bakura immer mit ihm, doch seit zwei Tagen war dem nicht mehr so.

Er hatte ihm gesagt, dass er heute keine Zeit für ihn hätte und hatte begonnen dieses Buch zu lesen, welches er auch heute Abend las. Die violetten Augen sahen zu ihrem Vormund auf und baten diesen stumm doch mit ihm zu spielen, doch Bakura beachtete den Jungen nicht.

„Bakura?“ fragte Yami schließlich. Als keine Reaktion kam sprach er weiter. „Bist du böse auf mich?“

„Wieso sollte ich?“ fragte der Weißhaarige zurück, ohne von seinem Buch aufzusehen.

„Du bist so komisch.“

„Das bildest du dir ein.“ Yami ließ den Kopf hängen. Was hatte er denn getan, dass Bakura ihn nicht mehr wie sonst behandelte? Er spielte nicht mehr mit ihm und reden taten sie höchstens, wenn der Jüngere beim Training mal wieder korrigiert wurde. /Hast du mich nicht mehr lieb?/ er sprach die Frage nicht laut aus, sondern starrte nur den Löwen an, als könnte dieser ihm antworten.

Schließlich stand Yami auf und ging hoch in sein Zimmer. Kaum, dass er weg war sah Bakura auf und starrte nun auf die Tür, hinter der sein Schützling gerade verschwunden war. /Tut mir Leid Yami, aber so ist es besser für dich./
 

*+*+*+*Flashback ende*+*+*+*
 

Doch da hatte er falsch gedacht. Yami entfremdete sich immer mehr von ihm. Wurde aufmüpfig, ließ sich nichts mehr sagen und trieb sich tagsüber auf der Straße rum. Immer öfter gerieten sie aneinander und nun, wo Yami am meisten auf Bakuras Hilfe angewiesen war, kam dieser nicht mehr an seinen Schützling heran.

/Hauptsache ihm passiert nichts./ redete Bakura sich ein und ging in sein Zimmer. „Ich hab es dem Lord versprochen. Ich werde Yami beschützen und wenn das bedeutet, dass ich ihn nicht lieben kann, dann ist es auch gut so!“ sagte er fest, doch in seiner Stimme lagen Zweifel.

„Ich mag ihn nicht...“ redete er sich weiter ein. „....er sieht ja noch nicht mal gut aus...“ welch schlechte Lüge.
 

Die Sonne schob sich weiter über den Rand und auch die Werwölfe zogen sich in ihre Schlupfwinkel zurück. Jetzt, wo der Mond ihre Erscheinung nicht mehr beeinflusste nahmen sie wieder menschliche Gestalt an. Dennoch mochten sie das Sonnenlicht nicht besonders, denn die Nacht war ihr Revier.

Der Thronsaal war leer und nur noch der Rudelleiter war zurückgeblieben. Warum wusste er nicht, doch die Sonne zog ihn mehr an, als der Mond. Der Wolf ging auf eines der großen Fenster zu und stellte sich auf die Hinterbeine.

Nach und nach nahm ihm die Sonne seine Wolfsgestalt. Das lange, seidige Fell bildete sich zurück, die lange Schnauze schrumpfte und aus den Pranken wurden menschliche Hände. Der Blonde schloss die Augen und sog den Duft des neuen Morgens ein.

/Ein Jahr ist es bereits her./ dachte er und fuhr dabei über die Narbe, die sich von der Schulter, bis zum Schlüsselbein zog. Hier hatte ihm vor einem Jahr ein Werwolf gebissen. Ein bereits altes Tier, welches der Blonde schließlich von seinem Thron getrieben und dessen Platz eingenommen hatte.

Er und Seinesgleichen waren die Herrscher der Nacht und dennoch ließen sie die Vampire am Leben. Anfangs hatte er sich nichts dabei gedacht, doch jetzt, wo Dämonen von ihnen herumliefen konnte es gefährlich werden. /Vielleicht wäre es besser, wenn wir sie endgültig auslöschen./ dachte er und ließ seinen Blick über den Himmel schweifen. Wie jeden Morgen spürte er die Leere in sich. Irgendetwas fehlte, doch er wusste nicht was. Was geschehen war bevor er zum Wolf wurde wusste er nicht mehr. Man hatte ihm gesagt, dass er mit dem Kopf an einem Stein aufgeschlagen war. Wahrscheinlich hatte er dadurch sein Gedächtnis verloren.

Der Wolf wartete noch, bis die Sonne vollständig aufgegangen war, dann machte er sich auf den Weg zu seinem Zimmern. Immerhin musste er sich noch die schwarzen Schriften ansehen und dies war ihm nur tagsüber möglich, denn als Wolf besaß er keine Hände, die das Papier hätten halten können und seine Augen waren Licht gegenüber viel empfindlicher.
 

Und erneut verschwand die Sonne hinter dem Horizont, um dem Mond platz zu machen. Doch die heutige Nacht tauchte er nicht in sein fahles Licht, denn es war Neumond. Das schwache Licht der Sterne vermochte die Dunkelheit nicht zu durchdringen.

Die schwarze Krähe ließ sich erschöpft auf den Ast einer Birke sinken. Vom langen Flug waren ihre Flügel schwer und taub. Auch wenn Pegasus zu den Spähern seines Lords gehörte und somit lange Flüge gewöhnt war, war es doch anstrengend gewesen. Und das Problem war, dass er den Dämon immer noch nicht gefunden hatte.

Pegasus durfte auf keinen Fall ohne den Aufenthaltsort zurückkehren, sonst hätte er die Nacht zum letzen Mal erlebt, so wie sein Lord in letzter Zeit drauf war. Verübeln konnte der Späher es ihm nicht. Immerhin hatten sie zehn Jahre gebraucht, um den Dämon wieder zu finden. Zehn Jahre, in denen die Werwölfe den Ton angegeben hatten.

/Genug der Pause./ Der Vogel flatterte mit den Flügeln und stieß sich von seinem Ruheplatz ab. Er musste weitersuchen und keine Rücksicht auf die Erschöpfung nehmen.
 

Bakura stand im Schatten eines Gebäudes und sah wie das Mädchen zu Boden ging, welches von Yami eben zum Bluttausch gezwungen worden war. „Was ist?“ fragte der Schwarzhaarige ruppig und fixierte seinen Artgenossen.

„Gar nichts,“ sagte Bakura und wandte das Gesicht ab. Schon wieder war das rote Funkeln in Yamis Augen und das bedeutete sicherlich nichts Gutes. Er näherte sich dem braunhaarigen Mädchen und hob sie auf die Arme. Es war besser, wenn er sie an einen Ort brachte, wo sie kein Mensch fand, bis ihre Transformation abgelaufen war.

Yami unterdessen leckte sich das Blut von den Händen. Der Geschmack brachte ihn in Rage und ließ seine Augen aufglimmen. Dann lief ein Schauer durch seinen Körper. Wie konnte er nur so besessen von Blut sein? Nicht mal Marik war dem Lebenssaft so verfallen, wie er selbst.

/Verdammt, was ist los mit mir?/ taumelnd ging er die Straßen entlang, wobei er versuchte möglichst nicht durch die Nase zu atmen, damit er die Gerüche nicht wahrnahm. Doch es half ihm kaum. Überall, aus allen Ecken, geöffneten Fenstern und Kneipen drang der Duft von Menschen zu ihm durch und brachte sein Blut in Wallungen.

/Denk nicht dran. Beherrsche dich./ redete er sich ein, doch es half nichts. Unter einem Fenster blieb er ruckartig stehen und sog die Luft ein. /Süßes Blut./ er zitterte, während er sich noch sträubte, doch dann glommen seine Augen erneut auf und ohne darauf zu achten, ob ihn jemand sah, verwandelte er sich in den Falken und flog hoch zum Fenster.
 

Geschickt landete er auf der Fensterbank und sah sich in dem Zimmer um. „Wo kommst du denn her?“ fragte eine Stimme und der Falke drehte den Kopf nach rechts, wo ein Junge stand. Die Frisur des Menschen ähnelte stark seiner eigenen und er besaß große, violette Kinderaugen. „Bist du irgendwo ausgebüchst?“ fragte er nun und streckte vorsichtig die Hand nach dem Tier aus.

Yami betrachtete die zarten Finger und die helle Haut. /Süßes Blut./ mit einem grellen Schrei wich der Junge zurück, als die schwarzen Knopfaugen des Falken rot glühten. Mit einem Satz sprang Yami vom Fensterbrett und wurde wieder zum Vampir.

Laut fauchte er und stürzte sich auf den Menschen, seine Augen glühten dabei rot. Erneut schrie der Junge auf und stürzte, mit dem Vampir über sich zu Boden. Der Schwarzhaarige wollte gerade seine Zähne in den Hals des Sterblichen versenken, als er inne hielt.

Das Bild eines toten Kindes tauchte vor seinen Augen auf und vertrieb ruckartig die Blutlust aus seinem Kopf. Das rot verschwand wieder vollständig aus den Amethysten und ihr Besitzer wich ruckartig zurück. Yamis Puls ging schnell und er starrte den Menschen an, der sich nicht vom Fleck rührte und ihn ebenfalls ängstlich ansah.

„Yugi? Ist alles in Ordnung?“ drang es dumpf durch eine geschlossene Tür zu ihnen durch. Als der Junge nicht reagierte wurde die Klinke heruntergedrückt. „Yugi?“ eine Frau betrat den Raum und fand ihren Sohn auf dem Boden liegend vor. „Ist was passiert?“

„Ich...da...“ der Junge, abgelenkt von seiner Mutter wandte nun den Blick wieder nach vorne, wo der Vampir gesessen hatte, doch dort war nichts mehr. „...da war...“

„Es ist schon spät. Du solltest ins Bett gehen,“ sagte die Frau nur noch und verließ dann wieder das Zimmer. Langsam richtete Yugi sich wieder auf und sah sich in dem Raum um. Wo war der Vampir hin? „Wo bist du?“ fragte er, mit ungewohnt heller Stimme.

Die Angst kroch in ihm hoch und schnell eilte er zum Fenster und verschloss es, zog die Gardinen zu. Er wusste ja nicht, dass Yami unter dem Bett gekrochen war. Der junge Lord sah zwar nur die Füße, dennoch spürte er die Angst Yugis. Er konnte hören, wie dessen Herz raste und eilig Blut durch den jungen Körper pumpte.

/Blut./ der Rausch kehrte zurück, machte ihm wahnsinnig und als Yugi nahe dem Bett vorbeiging, schnellte seine Hand vor und umklammerte den Fuß seiner Beute. Yugi fiel zu Boden und wandte den Blick panisch seinem Fuß zu, sah dabei die beiden roten Punkte, die unter dem Bett hervorschimmerten.

Panisch versuchte er weg zu kriechen und strampelte mit dem Bein, um los zu kommen. Doch der Vampir kam immer näher, beugte sich schließlich erneut über ihn und leckte ihm über die Pulsader.

„Geh weg!“ Yugi wehrte sich mit Händen und Füßen, versuchte sich so zu befreien. „Bitte geh weg.“ Wider seiner Erwartung hielt Yami inne. Das Glühen seiner Augen wurde schwächer.

„Ich will dich nicht töten...“ sagte Yami mit zitternder Stimme. „Ich will das nicht...“

„Dann geh weg!“

/Beiß ihn!/ forderte der Dämon, doch Yami schüttelte den Kopf. Er konnte doch nicht einfach das Leben eines jeden zerstören, nur weil er seine Gelüste nicht unter Kontrolle bekam. /Beiß ihn!/ /Nein!/ Zitternd beugte er sich vor, sah dabei in die schreckgeweiteten Augen seines Opfers.

Er gab es zwar nur ungern zu, doch im Moment wünschte er sich nichts sehnlicher, als das Bakura hier wäre und ihm eine Predigt über Konzentration hielt und versuchte ihn aufzuhalten. /Ich kann es nicht verhindern./ die spitzen Zähne durchbohrten die weiße Haut und saugten gierig das Blut aus den Adern.

Der Blutrausch griff erneut nach dem Lord und Yugi begann in seiner Panik um sich zu schlagen, trat Yami dabei in den Bauch, was diesen jedoch gar nicht zu stören schien. Erst, als Yugi einen spitzen Gegenstand zu fassen bekam und dem Vampir damit die Wange verletzte, sodass Blut aus der entstanden Wunde floss, kam dieser wieder zu sich.

Yami fuhr zurück, starrte auf den Jungen unter sich, der sich nicht mehr regte. /Ich habe wieder getötet. Ich habe wieder jemanden umgebracht./ „Nein...nein, das war ich nicht.“ Yami sprang auf und rannte auf das Fenster zu. Die Arme schützend vors Gesicht haltend sprang er durch die Scheibe, nach draußen.

Der Flug des schönen Falken war stotterig und taumelnd. Ziellos flog er über die Stadt, bis er einen Garten mit Kaninchenstall fand. Unter diesem Käfig verkroch der junge Vampir sich und kniff die Falkenaugen fest zusammen.

Nun hatte er schon zwei Menschen auf den Gewissen.
 

Das neue Weibchen des Clans betastete ihre neuen Zähne und drehte sich um die eigene Achse, um ihre neuen Sinne auszutesten. Bakura hockte auf dem Boden und schenkte ihrem Tun keinerlei Beachtung. Gedanklich war er bei seinem Schützling und fragte sich, was dieser gerade machte.

Statt hier zu sitzen und das zweite Clanmitglied in das Vampirwesen einzuweihen sollte er eigentlich bei Yami sein und ihn beschützen. Vor allem vor sich selbst. /Er hat sich nicht unter Kontrolle. Wie auch? Nicht mal seinem Vater ist es gelungen, wie soll es dann Yami schaffen? Gerade deshalb sollte ich bei ihm sein und mich um ihn kümmern./

Wütend biss er sich auf die Lippe. „Ähm....Bakura?“ fragte Tea und sah ihren Artgenossen nervös aus ihren blauen Augen an.

„Hm?“

„Haben Vampire wirklich kein Spiegelbild?“

„Ja. Es ist nur am Anfang gruselig, dann gewöhnst du dich dran.“

Doch das Mädchen schien seine Auffassung nicht zu teilen. „Was???? Aber wie soll ich mich den schminken, wenn ich kein Spiegelbild habe??“

Der Weißhaarige verdrehte die Augen. Warum gab es für Frauen nur dieses eine Thema? „Halt die Klappe!“ schnauzte er sie an und erhob sich. Er würde jetzt nach Yami suchen, um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen. „Hey!“ sagte er.

„Mein Name ist Tea und nicht hey!“ sagte die Braunhaarige und ihre Augen durchbohrten den Weißhaarigen.

„Kennst du das alte Schloss, außerhalb der Stadt?“

„Klar. Jeder kennt das Dingen, dessen Schloss keiner aufkriegt.“

„Gut. Flieg dort hin, bevor die Sonne aufgeht. Als Vampir kommst du rein.“

„Alleine? Was ist mit dir?“

„Ich suche den Lord.“

„Ah. Du meinst den hübschen Typen, der mich gebissen hat.“ Röte zierte das hübsche Gesicht.

Bakura wirbelte herum und packte das Mädchen grob am Arm. „Wag es noch einmal ihn so zu nennen und du bist tot!“ zischte er. „Du hast ihn Lord zu nennen, ob er nun da ist oder nicht und lass gefälligst die Finger von ihm!“

„Wieso sollte ich? Gehöre ich nicht zu seinen Weibchen?“

Bakura knurrte. „Du tust, was ich sage. Komm ihm nicht zu nahe!“

„Ach so ist das.“ Sagte Tea und schob Bakuras Arm von sich. „Du willst ihn für dich haben! Was hast du Clown denn schon zu bieten?“

Der Braunäugige wollte ihr antworten, doch dann hielt er inne. Ein Artgenosse war ganz in seiner Nähe, das konnte er riechen. Und der Geruch kam ihm verdammt bekannt vor. Seine Augen fixierten die Richtung, aus der der Geruch kam.

Zuerst geschah nichts, doch dann trat ein Vampir aus den Schatten. „Lange nicht mehr gesehen, Bakura.“

Alte Freunde

Danke für die Kommis. Freut mich, dass euch die Story gefällt.
 


 

7. Alte Freunde
 

„Ma-Mahado?“ ungläubig starrte Bakura den Vampir an, der auf ihn zukam. Er war hoch gewachsen, hatte schulterlanges braunes Haar und lila Augen. „Aber du warst doch...“ der Weißhaarige konnte nicht glauben, was er da sah, schließlich erinnerte er sich noch genau an die Nacht vor 17 Jahren.

Mahado war tot gewesen. Eine große Wunde unter dem Herzen hatte ihn umgebracht. Bakura wusste es, da er auf der Suche nach seinem Lord über den Braunhaarigen gestolpert war.

Mahado lächelte ihn traurig an. „Ja und nein. Ich war auf der Schwelle zum Tod, aber anscheinend hatte ich noch genügend Blut übrig, um die Wunde zu heilen.“ Der Vampir knöpfte sein Hemd auf und zeigte Bakura die hässliche Narbe, die von den Klauen der Wölfe zeugte.

Der Weißhaarige überwand sein Staunen, ging auf Mahado zu und umarmte ihn freundschaftlich. „Es tut gut dich wieder zu sehen, alter Freund.“

„Freund?“ fragte Mahado spöttisch. „Wir haben ständig um unseren Rang gekämpft. Wie kommt es, dass du mich jetzt einen Freund nennst?“

„Die Zeiten haben sich geändert.“ Bakura wand sich ab. „Ich habe so viele von uns damals sterben sehen. Wir waren ein mächtiger Clan und nun sind nur noch zwei Mitglieder übrig geblieben.“

„Zwei?“ Mahado schien entsetzt. „Was ist mit dem Lord?“

„Tot.“ Sagte Bakura knapp. „Seit zehn Jahren. Sein Sohn führt uns nun an. Er ist dabei den Clan wieder aufleben zu lassen.“

Dunkel erinnerte sich der Braunhaarige an einen kleinen Jungen. Er hatte ihn nur einmal zu Gesicht bekommen. Der Lord hatte ihn behütet, wie einen Schatz und niemanden an ihn heran gelassen. Vorausgesetzt mal ließ Bakura außen vor.

„Und die da vorne gehört zum Clan?“ fragte Mahado und deutete mit einem Kopfnicken in Richtung Tea.

Bakura nickte. „Bring du sie zum Schloss. Ich suche den Lord.“

Mahado knurrte. „Du willst mich also schon wieder herumkommandieren?“

Im alten Zwist funkelten sie einander an. „Noch ist mein Rang höher, als der deine also tu gefälligst auch, was ich dir sage!“ zischte er und entblößte seine Reißzähne. Mahado fauchte, ging jedoch auf das Weibchen zu.

Bakura beachtete sie nicht weiter, sondern ging eilig los, um seinen Schützling zu suchen. /Hoffentlich geht es ihm gut./ dachte er, denn ein ungutes Gefühl beschlich ihn. Er fiel in einen leichten Laufschritt und forderte seine Sinne aufs Äußerste. Sog jeden Geruch auf, lauschte den Geräuschen der Nacht und ließ seinen Blick in jede Richtung wandern.
 

Yami hatte inzwischen wieder seine Vampirgestalt angenommen und kauerte bei den Kaninchen. Die Tiere spürten die Gegenwart ihres Feindes und ihre Herzen pochten vor Angst. Wahrscheinlich würden sie alle kollabieren, wenn sich der Vampir kein anderes Versteck suchte.

Langsam stand Yami auf und schlang die Arme um den Oberkörper. Vielleicht war es besser, wenn er zurück zum Schloss ging. Dort würde er wenigstens niemanden mehr gefährlich werden. Yami zitterte. Seine Opfer schienen ihn gedanklich zu verfolgen. /Was wenn es wieder passiert? Wie kann ich es nur aufhalten?/

Bittend sah er hinauf in den Himmel, wo die Sterne blass schimmerten. Bakura war schuld, dass er diese Menschen getötet hatten. Hätte er ihn nicht zum Vampir gemacht würden sie noch leben. Doch nun war Bakura auch der Einzige, der ihm helfen konnte sich zu kontrollieren.

Ob er wollte oder nicht, er musste die Hilfe seines Vormundes annehmen, ehe er noch mehr Menschen tötete. Er verwandelte sich wieder in den Falken und spannte die kräftigen Flügel, flog hinauf in den Himmel und zurück zum Schloss.
 

Natürlich wusste Bakura nicht, dass er sich bereits auf den Rückweg befand und suchte daher noch immer die Straßen ab. Nach einer Weile blieb er stehen und sah sich um. Er stand mitten auf einer großen Kreuzung. Was er hier tat war vollkommen sinnlos. Die Stadt war riesig und Yami zu finden somit unmöglich.

/Warum muss er auch so stur sein? Wieso kann er nicht einmal auf mich hören?/ murrend ging Bakura weiter. Die Zeit lief ihnen allmählich davon, denn in vier Stunden würde bereits wieder die Sonne aufgehen. Was wenn Yami nicht wusste, wie spät es war? Was wenn er die Zeit vergaß?

/Was denke ich denn da? Er ist alt genug um auf sich selbst aufzupassen!/ Der Weißhaarige machte sich nie um jemanden sorgen, außer um Yami. /Verdammte Hormone. Wann kapiert ihr endlich, dass ihr Yami nicht anzurühren habt?/ sagte er zu sich selbst und bog in eine breite Straße ein.

Aufmerksam betrachtete er seine Umgebung und fand daher schnell die Glassplitter vor sich auf den Gehweg. Sofort wurde er aufmerksam. Vielleicht war es eine Spur, die ihn zu seinem Lord führte. Witternd sog er die Luft ein und was er roch gefiel ihm gar nicht. Es waren Blut und ein fremder Vampir.
 

Langsam schlug Yugi die Augen auf. Er fühlte sich seltsam. Etwas war anders, nur wusste er nicht was. Er würgte und spuckte dann angewidert das Blut aus, welches sich in seinem Mund gesammelt hatte und starrte dann entgeistert auf den Boden, wo sich rote Flecken befanden.

„Blut....?“ ängstlich starrte er auf die Flüssigkeit, dann kamen die Erinnerungen zurück. Ein Vampir hatte ihn attackiert und ihn gebissen. Augenblicklich wanderte seine Hand zum Hals, ertastete dort die noch frischen Einstiche. „Aber ich lebe noch....wie...“ erschrocken sog er die Luft ein. /Bin ich jetzt auch ein Vampir?/

Ein dumpfes Geräusch hinter sich ließ ihn herumfahren und erschrocken aufschreien, als ein Mann mit weißen Haaren vor dem Fenster stand. Die braunen Augen musterten den Raum und erfassten sofort, was hier passiert war. „Du lebst noch?“ fragte er, doch Yugi antwortete nicht.

Also ging Bakura auf den Jungen zu, um sich dessen Hals anzusehen, doch Yugi zuckte zurück. „Bist du auch ein Vampir?“ fragte er scheu.

„Ja. Warum hat er dich zurückgelassen, wenn er dich zum Vampir gemacht hat?“

„Ich weiß nicht...ich weiß nur noch, wie er mich ausgesaugt hat.“

Bakura zog eine Augenbraue hoch. „Hast du kein Blut getrunken?“ als Yugi den Kopf schüttelte wand sich der Weißhaarige wieder von ihm ab. „Mir steht es nicht zu dich zu verwandeln, also erfreue dich deines sterblichen Daseins und vergiss, was geschehen ist.“

„Warte!“ bat Yugi, doch der Vampir reagierte nicht, sondern sprang aus der zerstörten Fensterscheibe. /Komisch...er roch nach Vampir, aber wenn Yami kein Blut mit ihm getauscht hat...vielleicht war es auch ein anderer./ bei dem Gedanken ein fremder Vampire würde hier sein Unwesen treiben grauste es ihm.

/Wir können von Glück reden, wenn er nicht zum Anubisclan gehört und nichts von den Dämonen weiß./ elegant flog Bakura um eines der Häuser und umkreiste die Stadt. Wo war nur sein Lord?
 

Mehrere Kilometer entfernt ratterte ein Zug über die Schienen. In den meisten Abteilen war es bereits dunkel und die Zuggäste hatten sich in den Schlafwagen zurückgezogen. Doch in einigen brannte noch Licht.

Seto Kaiba, ein Mann mit braunen Haaren und kalten blauen Augen war noch wach. Auf dem Klapptisch vor sich stand ein Laptop und dessen Tastatur wurde ohne Unterlass bearbeitet. Was für eine Zeitverschwendung!

Anstatt Besprechungen durchzuführen und die Aktien seines mächtigen Spielunternehmens weiter in die Höhe zu treiben, musste er hier im Zug, auf einem unbequemen Sitz, der sich erste Klasse schimpfte, hocken und konnte nur kleine Dinge erledigen, da er nur seinen Laptop zur Hand hatte.

Und das alles nur weil dieses super Internat, auf welches sein Bruder ging, irgendwo in der Pampa war und er gezwungen war ihn dort zu besuchen. Noch zu genau erinnerte sich Seto an die Diskussion, über die Schulform Mokubas.
 

*+*+*+*Flashback*+*+*+*
 

Seto saß genervt in seinem Büro und massierte sich die Schläfen. Seit heute Morgen hatte er höllische Kopfschmerzen und obwohl er sicherlich schon zehn Aspirin geschluckt hatte zeigte sich keine Besserung, sondern eher Verschlechterung.

In diesem Zustand wagte kein Angestellter, der nicht vorhatte rauszufliegen, sich in die Nähe des Konzernchefs. Sie waren schließlich nicht lebensmüde. Nur Mokuba, der jüngere Bruder Setos war im Büro aufgekreuzt, um mal wieder mit dem Älteren darüber zu streiten, auf welche Schule der Schwarzhaarige nun gehen würde.

Seto hatte entschieden den Jungen auf das Takeshi Internat zu schicken, einer ausgezeichneten Schule, auf der Mokubas Fähigkeiten bestens gefördert wurden. Doch dieser war damit überhaupt nicht einverstanden.

„Ich geh da nicht hin!“ sagte der Junge trotzig und verschränkte die Arme vor der Brust.

Seto atmete tief ein und aus, um sich selbst zur Ruhe zu zwingen, drückte dabei mit Zeige- und Mittelfinger gegen den pochenden Schmerz in seinen Schläfen. „Du wolltest keinen Privatunterricht haben, also wirst du auf diesen Internat gehen.“

„Nein! Ich will auf eine ganz normale Schule gehen!“

„Ein Internat ist eine Schule und jetzt mach das du raus kommst, ich habe zu tun.“ Als ob sich Mokuba von seinem Bruder etwas sagen lassen würde. Gegen dessen kalte Blicke war er längst immun.

„Du hast doch immer zu tun! Deshalb ist dir auch Joey abgehauen!“ rief Mokuba wütend, doch das war ein Fehler gewesen. Zu spät wurde ihm klar, was er da gerade gesagt hatte und biss sich auf die Lippen. „Tut mir Leid, das wollte ich nicht sagen.“

Die Saphire sahen ihn eiskalt an. Wenn Mokuba auch nur die kleinste Chance gehabt hätte seinen Bruder zu überreden, nun war sie endgültig dahin. „RAUS!! UND ZWAR SOFORT!!“ brüllte er und der Schwarzhaarige zuckte zusammen. „Du wirst auf dieses Internat gehen, ob du willst oder nicht und jetzt verschwinde!!“

Hastig ergriff der Jüngere die Flucht. Seto hatte ihn noch nie angeschrieen und auch nicht aus seinem Büro geworfen. Doch der jüngere wusste, dass er es sich selbst zuzuschreiben hatte und, dass eine Entschuldigung bei seinem Bruder nichts brachte.
 

*+*+*+*Flashback ende*+*+*+*
 

Doch das war nicht der eigentliche Grund, warum Seto im unbequemen Zugabteil saß und unterwegs in die Pampa war, sondern ein Telefongespräch vor einigen Tagen mit seinem Bruder. Dort hatte sich Mokuba unter Schlucksen erneut entschuldigt und geklagt, dass er Heimweh hätte.

Als auch diese Nummer nicht geholfen hatte, hatte Mokuba damit gedroht nackt durchs Internatsgebäude zu laufen, wenn Seto ihn nicht in den Ferien besuchen kam. Also hatte Seto klein bei geben müssen und tuckerte daher im Schneckentempo zum Takeshi Internat.

Das Kaff besaß nämlich keine Flughafen oder einen anderen Platz, an dem Seto hätte hinfliegen können, da alles Naturschutzgebiet war. Also dann eben zwölf Stunden Zug und dann noch zwei Stunden Taxi zur Stadt.

Wütend schnaubte er und verfasste all seinen Ärger in eine Mail, die dann an einen unschuldigen Geschäftsmann geschickt wurde, der doch nur um ein kleine finanzielle Hilfe gebeten hatte. Seto hatte jedoch keineswegs Mitleid mit ihm. Wozu auch? Mit ihm hatte schließlich auch keiner Mitleid! Noch nicht mal sein Bruder, dessen grinsendes Gesicht er schon vor sich sah.

Wütend drückte er so fest auf die Leertaste, dass diese hängen blieb und nicht mehr hochkam. /Na großartig!/ eine Weile fummelte er noch an der Taste rum, doch als das nichts half knallte er wütend den Deckel des Laptops zu und verstaute das Gerät ‚liebevoll’ in seiner Tasche.

Murrend stand er auf und ging rüber zum Schlafwagen. Er hatte einen ganzen Wagen für sich allein gebucht, da ihm die Privatsphäre lieber war. Außerdem konnte er es nicht leiden, wenn die Leute ihn erkannten und dann dumm angafften.
 

Die Vampire liefen nervös durch das Schloss, warfen sich Blicke zu und hielten sich so weit wie möglich vom Thronsaal fern.

Seth wurde ungeduldig. Odion war noch nicht zurückgekehrt, es gab keine Nachricht von den Flohschleudern und auch Kisara war nicht aufgetaucht. /Irgendwas muss schief gelaufen sein. Verdammte Tölen./

Er stand von seinem Thron auf und ging zu einem der großen Fenster. Sofort wichen die Vampire zur Seite, die nahe dem Fenster gestanden hatten und verkrochen sich in die Schatten. /Schon bald wird die Sonne wieder aufgehen und auch von diesem Nichtsnutz von Späher fehlt jede Spur!/ wütend knurrte er, was seinen Clan den Abstand nur noch vergrößerte.
 

Die oberste Lady des Anubisclans betrat den Thronsaal und schritt auf ihren Lord zu. Ihre schulterlangen schwarzen Haare flogen hinter ihr her und das gleichmäßige Klackern ihrer Stiefel hallte von den Mauern wieder. Nur selten suchte sie freiwillig die Gegenwart ihres Lords auf, doch lieber opferte sie sich, als dass der ganze Clan unter Seths Ausbrüchen zu leiden hatte.

„Ihr wirkt gestresst, my Lord,“ sagte sie und legte dem Braunhaarigen die Arme von hinten um den Oberkörper.

„Was willst du?“ fragte Seth schnippisch, ohne sich zu seinem Weibchen umzudrehen.

„Was sollte ich denn wollen?“

„Freiwillig suchst du nie meine Nähe auf.“ Nun drehte sich der Lord doch um und strich mit einer Hand durch die langen Haare. Ein lüsternes Lächeln legte sich auf seine Lippen.

„Aber nun bin ich hier.“ Der Lord beugte sich vor und küsste den Vampir gierig. Vielleicht war es gar keine schlechte Idee mal wieder anderen Dingen nachzugehen, anstatt sich ständig über all die Versager aufzuregen.

„Warte in meinem Raum auf mich,“ forderte er und schob Ishizu von sich. Den Blick wandte er wieder aus dem Fenster und genoss die letzten Stunden der Nacht. Bald würde die Herrschaft der Wölfe endlich vorbei sein. Da war sich der Vampir sicher.
 

Bakura hatte die Suche aufgegeben. In einer halben Stunde würde die Sonne aufgehen und wenn er sich bis dahin nicht wieder hinter den sicheren Mauern des Schlosses befand würde er elendig verbrennen. Er konnte nur noch hoffen, dass Yami bereits auf den Rückweg war, oder dass er ein sicheres Versteck hatte, wobei ihm ersteres lieber wäre.

Die hellen Falkenflügel spannend erhob er sich von seinem Aussichtspunkt und flog zurück zum Schloss. Nicht weit von ihm begannen Glocken zu Läuten und kündigten so den nächsten Tag an. Bakura mochte das Gebimmel nicht. Es war laut, grell und tat seinem empfindlichen Gehör überhaupt nicht gut. Daher beschleunigte er seine Flügelschläge, um der Lärmquelle schneller zu entkommen.
 

Schnaufend fuhr der Zug in dem kleinen Bahnhof ein und kam mit einem lauten Pfeifen zum Halt. Wenn Seto schon bei der Fahrt schlechte Laune gehabt hatte, jetzt hatte er sie erst recht. Die Betten in den Schlafwaggons waren nicht nur hart, sondern auch so schmal, dass der Braunhaarige nicht nur Rückenschmerzen hatte, sondern ihm auch jeder andere erdenkliche Knochen weh tat, als er auf dem Boden gelandet war, da der Zug in den Kurven so herrlich sanft abgebremst hatte.

Knurrend ging er auf einen Taxifahrer zu, der ein Pappschild mit der Aufschrift ‚Kaiba’ hochhielt und sah ihn eisig kalt an. „Ah, sie müssen Mr. Kaiba sein,“ sagte der Mann und hielt dem Geschäftsmann die Hand entgegen, die dieser kurz schüttelte. „Herzlich willkommen in...“

„Lassen Sie das geschleime! Ich hoffe doch, dass ihr Taxi bequemer ist, als das Zugabteil, sonst können sie ihr Geld vergessen!“ Der Mann lächelte einfach nur und entblößte dabei einen Goldzahn. Anscheinend war er derartig schlecht gelaunte Menschen gewöhnt. „Mein Koffer steht dort drüben.“ Fügte Seto hinzu und deutete mit einem Kopfnicken auf das schwarzen Gepäckstück.

Der Taxifahrer nickte, holte eilig den Koffer und forderte dann Seto auf ihm zu seinem Taxi zu folgen, welches, zur des Blauäugigen großer Freude, bereits Rost angesetzt hatte und aussah, als würde es zusammenbrechen, sobald der Kofferraum beladen wurde.

Eins war klar: Seto würde seinem Bruder dafür noch die Hölle heiß machen.
 

Bakura betrat das Schloss und ging die langen Flure entlang, bis er im Kaminzimmer auf Marik stieß. Dieser rekelte sich auf dem weichen Bärenfell vor dem Feuer und blätterte in einem Buch. „Ist der Lord schon zurück?“ fragte der Weißhaarige ihn.

„Schon lange,“ antwortete Marik knapp und ohne aufzusehen. Bakura grummelte. Dann hatte er die ganze Zeit umsonst gesucht? Wütend knirschte er mit den Zähnen und machte sich auf dem Weg zum Versammlungsraum. Wenn Yami dort nicht war würde er in dessen Zimmer nachsehen.
 

Tatsächlich lag er richtig mit seiner Vermutung. In dem riesigen Saal wirkte der junge Lord recht verloren, wie er so zusammengekauert auf dem Thron hockte und sich in den warmen Umhang kuschelte. „Ya...my Lord?“ verbesserte er sich schnell und ging auf seinen Schützling zu, der langsam den Blick hob. Fragend sahen die braunen Augen in die leeren Amethyste.

„Du kannst mich ruhig dutzen, wenn wir allein sind.“ Sagte Yami und schmiegte sich enger an das Fell in seinem Rücken.

„Wieso der plötzliche Sinneswandel?“

„Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll,“ klagte er. „Du musst mir helfen Bakura.“ Der Weißhaarige stand völlig verdattert da. Mit so etwas hatte er nun gar nicht gerechnet. Der Schwarzhaarige erhob sich, ging auf Bakura zu und sah ihn bittend an. „Bitte, Bakura. Ich verliere ständig die Kontrolle über mich und heute Nacht habe ich schon wieder gegen meinen Willen getötet.“ Bei dem letzten Satz hatte er den Blick abgewandt und begann leicht zu zittern.

Bakura biss sich auf die Unterlippe. Er hasste es seinen Schützling so schutzlos zu sehen. Er schien es nicht verkraften zu können, was er getan hatte und auch noch immer wieder tat. /Auch dein Vater litt darunter, auch wenn er es nicht zeigte./ Aber Yami war noch jung. Wie sollte er dann auch mit so etwas klar kommen?

Ehe er sich bewusst wurde, was er da tat schlang Bakura seine Arme um Yami und zog ihn an sich. „Du brauchst mich nicht zu bitten, wenn du Hilfe brauchst. Ich...“ doch er brach ab. Wollte nicht zu viel preisgeben.

„Warum passiert nur mir das?“ fragte Yami und seine Stimme zitterte dabei ebenso stark, wie der Rest seines Körpers. „Warum hat Marik keine Probleme damit? Warum gerät Tea nicht in den Blutrausch? Bin ich so ein schlechter Vampir?“

„Das hat damit überhaupt nichts zu tun!“ erwiderte Bakura heftig. „Du bist...“

„Was bin ich?“ der Schwarzhaarige löste sich aus der Umarmung und sah den Älteren nun forschend an. „Sag es mir!“

Wütend biss sich Bakura auf die Lippe. Jetzt hatte er sich schon wieder verplappert. „Das darf ich dir nicht sagen.“

„Wieso nicht? Was stimmt mit mir nicht? Warum haben uns Vampire angegriffen?“

Auch ein kaltes Herz kann hilfreich sein

8. Auch ein kaltes Herz kann hilfreich sein
 

„Vampire haben uns angegriffen, weil es die Werwölfe ihnen befohlen haben,“ log Bakura und wandte sich ab. „Du solltest nun schlafen gehen.“

„Bakura!“

„Du solltest gut ausgeruht sein, wenn wir daran arbeiten wollen, dass du den Blutwahn unterdrücken kannst.“

„Weich mir nicht aus!“ Yami wurde lauter, packte Bakura an der Schulter und zog ihn zu sich herum. „Warum verschweigst du mir Dinge? Du hast mich mein ganzes Leben lang angelogen und jetzt tust du es schon wieder!“

„Es gibt nun mal Dinge, von denen du besser nichts weißt.“ Yami wollte etwas erwidern, doch er wurde unterbrochen. „Verdammt, akzeptier es doch einfach!! Ich mach das doch nur, um die zu schützen!! Vertrau mir doch einfach!“ Durchdringend sah der Ältere seinen Schützling an. Flehen hatte in seinen Worten gelegen und den jungen Lord zum Schweigen gebracht.

Er wandte den Blick ab. „Ich hab einfach Angst,“ sagte Yami leise. „Vor dir, vor den Vampiren in meinem Clan und von denen, die sich dort draußen rum treiben. Aber noch viel mehr Angst habe ich vor mir selbst.“ Ohne eine Antwort abzuwarten rauschte der Violettäugige aus dem Saal und als er auf dem langem Flur war begann er zu rennen, bis er in seinem Zimmer war.

Dort schlug er die Tür zu und warf sich aufs Bett. Versteckte das Gesicht schlucksend in den Kissen. Ja, er hatte Angst. Wenn er im Blutrausch war, kam es ihm so vor, als würde jemand seinen Körper übernehmen. Das Blut trinken machte ihm Angst, die Gesichter all jener Opfer, die nie aus seinem Kopf verschwanden, die Vampire, die ihn im Dojo angegriffen hatten, die Vampire in seinem Clan.

Es schien niemanden mehr zu geben, der ihm die Angst nahm. Krampfhaft krallte er die Hände fester in das Kissen und machte sich ganz klein, um so wenig Angriffsfläche wie möglich zu bieten, sollte ihn jemand angreifen.
 

Ungeduldig hatte Joey die Rückverwandlung erwartet. Nun konnte er sich wieder den schwarzen Schriften zuwenden. Sehr weit war er jedoch noch nicht gekommen. Die Schriftzeichen leuchteten jedes Mal, wenn er das Pergament ausrollte, so hell, dass es unmöglich war den Text zu lesen.

Zwar hatte er seine Werwölfe losgeschickt, damit sie ihm eine Sonnenbrille besorgten, doch selbst damit war es noch schwierig etwas zu erkennen. Joey konzentrierte sich auf das erste Wort und versuchte etwas zu entziffern. Jedoch waren ihm die Zeichen völlig fremd. Noch nie hatte er solche gesehen.

Wahrscheinlich war es ein eigenes Alphabet. Doch selbst wenn dem so war, in welcher Sprache war der Text verfasst worden? Seufzend griff er nach einem leeren Blatt und einem Kugelschreiber. Zwar ungewöhnlich, aber den Stift hatte bei sich getragen, als man ihn gebissen und er sein Gedächtnis verloren hatte.

Der Blondschopf hoffte so vielleicht einen Hinweis zu erhalten, wer er war. Der Stift war dunkelblau und oben waren mit silberner Farbe Initialen aufgemalt worden. Doch sie waren in einem so schlechten Zustand, dass man sie nicht mehr lesen konnte.

Mühevoll begann er nun die Symbole und Zeichen auf das leere Pergament zu übertragen. So würde es ihm später leichter fallen zu entziffern, was dort stand. /Wie die Blutsauger das wohl entschlüsseln konnten?/ nachdenklich ließ er Stift und Schriftrolle sinken. Sein Blick ruhte auf der Wand aus rauem Stein. /Mit Hilfe der Schrift kann man Dämonen erschaffen. Aber Seth scheint Probleme mit ihnen zu haben. Ich verstehe nicht, warum Kisara bei dieser Sache so wichtig ist, dass er uns die Schriften übergibt. Kisara nimmt nichts von dem wahr, was um sie herum geschieht. Wie soll sie ihm helfen können?/

Mit einem Seufzen streifte sein Blick erneut die leuchtenden Zeichen. Wie hatte dies ein Vampir nur lesen können?
 

Die bernsteinfarbenen Augen des Spähers ruhten auf dem schrottreifen Taxi, welches durch den Wald tuckerte. Der Vampir brauchte dringend Nahrung und da kam ihn das alte Ding gerade recht, in dem sogar gleich zwei Menschen saßen.

Als Krähe dem Wagen, im Schutz der wenigen Schatten, folgend überlegte er sich, wie er seine Beute zum Halten brachte, als das Taxi plötzlich stotterte und dann stehen blieb.
 

Die blauen Augen durchbohrten den Rückspiegel, während der Fahrer verzweifelt versuchte den Motor wieder zu starten. „Gibt es irgendein Problem?“ fragte Seto mit eiskalter Stimme. Der Taxifahrer stieg murrend aus und öffnete die Motorhaube. Mit genervten Gesichtsausdruck wanderte Setos Blick aus dem Fenster. Er fühlte sich beobachtet. Seine Augen blieben an einer Tanne hängen, doch es war nichts auffälliges zu erkennen.

Der Taxifahrer fluchte und schloss die Motorhaube wieder laut. Dann öffnete er die Tür und sah Seto an. „Motorschaden. Wir kommen nicht mehr weg.“

„Wie weit ist es noch bis zur Stadt?“

„Zu Fuß?“ der Mann kratzte sich kurz am Kopf, während er nachdachte. „1 ½ Stunden.“

Ärgerlich schnaubte Seto durch die Nase. „Dann beschaffen Sie mir eine schnelle Möglichkeit in die Stadt, ich bleibe solange in dem Schloss.“ Sagte er und ließ dann den Blick schräg über die Straße wandern, wo sich die Mauern eines Schlosses erhoben.

Der Taxifahrer schnappte nach Luft. „Sie können nicht in das Schloss gehen! Es ist verflucht und...“

„Hören Sie mit dem Unsinn auf.“ Seto stieg aus dem Wagen. Er hatte gesehen, wie vorhin die Fensterläden zugefallen waren, also war jemand dort.
 

Pegasus stand im Schutz der Tanne und hatte sich schon auf den Taxifahrer stürzen wollen, als der zweite Mann ausstieg und der Silberhaarige war so erschrocken, dass er wie versteinert an Ort und Stelle verweilte. Diese eisigen blauen Augen waren unverkennbar, aber das konnte nicht sein. Nicht am helllichten Tag, ohne jeglichen Schutz vor der Sonne, wie er ihn hatte.

Gekleidet in einen schwarzen Umhang, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und Handschuhe über den bleichen Händen. Während der Taxifahrer zurück ins Auto stieg entfernte sich der Braunhaarige und ging auf der Straße entlang. Pegasus wartete einen Moment, dann näherte er sich dem Wagen.
 

Unruhig wurde Yami aus dem Schlaf gerissen, in dem er eben erst gefallen war. „Was....?“ fragend setzte er sich auf und ein Zittern ging durch seinen Körper. Da war ein Mensch. Yami presste die Hände auf die Schläfen, als er den Durst in sich spürte.

Blut.

Frisches Blut.

Und es kam freiwillig in seine Nähe.

Rot glommen die violetten Augen auf, als sich ihr Besitzer taumelnd erhob und von seinem Instinkt geleitet die Gänge entlang und die Treppe runter ging. In ihm riet ihm etwas von seiner Tat ab, doch die Stimme war zu schwach, als das sie die Gier hätte übertönen können.

Im Schatten der Treppe wartete er, bis sein Opfer eingetreten war, um nicht vom Sonnenlicht verbrannt zu werden.
 

Seto zog seinen Koffer über die Brücke und vor das große Portal. Der Schlossbesitzer hatte wirklich einen seltsamen Geschmack. Während die Umgebung völlig verwildert war, schienen Brücke und Schloss wie neu.

Mit einem unheimlichen Knarren, das Seto jedoch kalt ließ, schwang die eine Hälfte der Doppelpforte auf und das noch blasse Sonnenlicht erhellte den dunklen Boden. Kaum, dass Seto die Halle ganz betreten hatte fiel die Tür wieder ins Schloss und er fand sich in völliger Dunkelheit wieder. Nur ein kurzes rotes Aufglühen, von der Treppe war zu erkennen.

„Wirklich ein sehr netter Geschmack,“ sagte der Braunhaarige unbeeindruckt.
 

Yami stutzte, gelang es für kurze Weile seinen Verstand zurückzuholen. Seine Beute verhielt sich merkwürdig. Hatte sie keine Angst? Der junge Lord lauschte, hörte das ruhige Schlagen des fremden Herzens. Also wartete er. Die Beute rührte sich nicht vom Fleck. Stand einfach da und schien ebenfalls zu warten.

Ein Fauchen verließ Yamis Lippen und seine Augen glühten auf vor Ungeduld. Doch der Braunhaarige verdrehte einfach nur die Augen. „Soll ich jetzt etwa Angst haben? Lassen Sie endlich die albernen Spielchen!“

Lautlos kam Yami näher. Noch immer blieb der Mensch ruhig, zeigte nicht mal den Hauch von Angst. Ein Beben erfüllte den jungen Vampirkörper, als er so nah an der Beute stand. Lautlos sog er den Geruch des Braunhaarigen ein und näherte sich von hinten dem schlanken Hals.

Die Zähne traten hervor, doch kurz bevor sie die Haut berührten hielt ihr Besitzer inne. /Nicht töten./ rief ihm die Stimme zu. Ein Keuchen entrang Yami, welches sein Versteck verriet. Der Braunhaarige wirbelte herum, seine Hand schnellte vor und schloss sich um den Unterarm des jungen Lords.

„Schluss mit dem Spiel,“ zischte die kalte Stimme. Yami war verwirrt. Warum hatte der Mann keine Angst? Doch was auch immer der Grund dafür war, der Rausch war wie weggeblasen. „Ich sagte es reicht jetzt,“ zischte der Braunhaarige erneut.

Yami schloss kurz die Augen, dann flammten die Lichter an den Fackeln und dem Kronleuchter an. Erhellten so das gesamte Schloss und der Fremde sah sich nun endlich seinem Gastgeber gegenüber. „Willkommen im Atemu Castle,“ sagte er und befreite seinen Arm aus dem Griff des Blauäugigen.

„Ein reizender Empfang.“

„Ich bin kein Freund von Besuchern,“ erklärte Yami. „Was willst du also hier?“

Setos Blick verengte sich, da man ihn ungefragt duzte. „Ich war unterwegs in die Stadt, aber das Taxi ist liegen geblieben. Wenn Ihr es mir erlaubt, würde ich gerne solange hier bleiben, bis der Alte einen Ersatz aufgetrieben hat.“

Der Schwarzhaarige schluckte. DAS war so gar keine gute Idee. „Tut mir Leid, aber ich muss dich bitten zu gehen.“

„Warum? Schon mal was von Gastfreundschaft gehört?“

„Wie gesagt, ich bin kein Freund von Besuchern. Außerdem ist dieses Schloss nicht der richtige Ort für Menschen, wie dich.“

„Ach wirklich.“ Yami wand sich ab und wollte wieder gehen, doch der Blauäugige hielt ihn erneut am Arm fest. Wütend zischte Yami daraufhin und entblößte seine Fangzähne.

Doch anstatt panisch davonzulaufen zog Seto einfach nur eine Augenbraue nach oben. „Darf ich fragen was das soll?“ rot glühten die Augen, wenn auch diesmal beabsichtigt. „Du hast doch sicher noch ein Zimmer frei.“

Yami fauchte laut. „Willst du, dass ich dich umbringe?!“ der Braunhaarige musterte ihn kurz von Kopf bis Fuß und brach dann in schallendes Gelächter aus. Der Lord verstand nicht, was daran lustig war. „Ich meine es ernst!“

„Hör doch auf.“ Seto nahm seinen Koffer und trug ihn zur Treppe. „Du würdest niemanden umbringen.“

„Woher willst du das wissen??“ Warum glaubte er ihm denn nicht? Immerhin hatte er schon oft genug getötet. Er wusste, dass er dazu fähig war.

„Du bist nicht der Typ, der jemanden umbringt.“

„Es ist aber wahr!“ brüllte Yami unüberlegt. Seto blieb stehen, drehte sich zu dem Violettäugigen um.

„Und du bist dir sicher, dass du das warst und keiner deiner Fantasien?“ er schloss dabei auf die Vorstellung, die man ihm bei seiner Ankunft geliefert hatte.

Wütend ballte Yami die Hände zu Fäusten. Das konnte doch nicht wahr sein. „Ich werde ja wohl wissen, was ich getan habe!“

„Selbst wenn, ich entscheide immer noch selbst, was ich mache.“ Ohne eine Erlaubnis abzuwarten stieg Seto die Treppe nach oben, auf der Suche nach einem Zimmer. Schnell schloss Yami zu ihm auf und hielt ihn gerade noch davon ab die Tür zu Mariks Zimmer zu öffnen.

Tief atmete er durch. „Also schön, du darfst hier bleiben. Ich geb dir ein Zimmer, aber sobald die Sonne untergegangen ist darfst du es nicht mehr verlassen.“

Kurz lachte Seto auf. „Wir sind hier nicht in einem Horrorfilm.“

Die Amethyste verfinsterten sich. „Du hast doch gar keine Ahnung.“ Stumm ging er den Gang entlang und bis zum Ende. Wies Seto dort ein leeres Zimmer zu. Er war sich sicher, dass wenn er es wollte, würde das Schloss verhindern, dass sich nach Sonnenuntergang die Tür zu dem Sterblichen öffnete.
 

Erschöpft ging Yami zurück in sein Zimmer. Noch immer nahm er die Gegenwart der Beute wahr, doch sein Blutrausch blieb aus. /Ob es daran liegt, dass er keine Angst hatte?/ zumindest musste er zugeben, dass es irgendwie beruhigend war. Das Gefühl, dass es einen ganz normalen Menschen gab, der sich völlig normal mit ihm unterhalten hatte. Obwohl, ganz normal schien auch er nicht zu sein.

Schwerfällig ließ er sich aufs Bett fallen und zog die Decke über seinen Körper. Die Müdigkeit übermannte ihn bald und er fiel in einem tiefen Schlaf.
 

Gierig leckte sich Pegasus die letzten Blutstropfen von den Lippen, während er zu dem Schloss spähte. Das alte Heim des Atemuclans war seit ihrer Auslöschung mit einem Siegel versiegelt worden. Sein Lord hatte versucht das Siegel zu brechen, doch es war ihm nicht gelungen.

/Der Dämon und sein Begleiter werden wohl kaum in dem Schloss sein, wenn es versiegelt wurde./ Pegasus zog sich die Kapuze tiefer ins Gesicht und stieg dann ins Taxi. In Krähengestalt war es ihm möglich sich unter der Rückbank vor der Sonne zu verstecken und somit die Nacht abzuwarten.
 

Seto sah sich in dem altertümlichen Zimmer um. Der Schlossbesitzer hatte einen recht eigentümlichen Geschmack, fand er, während er die Fackeln an den Wänden betrachtete. /Nicht mal Lampen gibt es hier drinnen. Was ist das überhaupt für ein Verrückter?/

Kopfschüttelnd legte er seinen Mantel ab und hing ihn über einen Stuhl. Seto war sich nicht sicher, was er von dem Jungen halten sollte. Er war noch ziemlich jung, um der Besitzer eines Schlosses zu sein. /Vielleicht ist das auch eine Irrenanstalt, in der Leute unterkommen, die glauben im Altertum zu leben und sich für Mörder halten./

Zumindest würde das erklären, warum der Taxifahrer ihn abgeraten hatte hier zu bleiben. Seto holte sein Handy aus der Tasche, um seinem Bruder zu benachrichtigen, dass es noch dauern konnte, bis er ankam, musste jedoch feststellen, dass er keinen Empfang hatte.

Murrend ging er auf die verschlossenen Fenster zu und versuchte die Läden zu öffnen. Diese schienen seiner Meinung nach dringend eine Ölung nötig zu haben, denn egal wie sehr er an ihnen zog und rüttelte, sie rührten sich keinen Millimeter.

Wütend fuhr er sich mit einer Hand durch die Haare und setzte sich auf das Bett. Schlimmer konnte es nun nicht mehr kommen.

Wenn er sich da mal nicht täuschte
 

„Nun mach endlich die Tür auf Yugi,“ drang die Stimme einer Frau dumpf durch die Holztür.

„Nein!“ rief Yugi und seine Stimme klang nicht minder dumpf, unter der Bettdecke. Wimmernd kauerte er sich zusammen und presste die Hände auf sein verbranntes Gesicht. In ihm zog sich alles zusammen und ihm war übel. Die Augen hielt er fest geschlossen, denn wenn er sie öffnete drehte sich alles.

„Yugi, hör auf mit dem Unsinn. Mach endlich die Tür auf!“

„Ich kann nicht! Ich bin krank!“

„Dann lass mich doch sehen. Wir müssen Fieber messen und ich kann dir Tee bringen.“

„Nein, bleib weg!“ der Schwarzhaarige schluckte und heiße Tränen liefen ihm über das Gesicht, brannten höllisch auf der Haut. Was sollte er nur tun? Der Vampir, der ihn letzte Nacht besucht hatte, musste ihm ebenfalls zu einem Blutsauger gemacht haben.

/Aber warum wurde ich dann zurückgelassen? Wie soll ich denn ohne Hilfe überleben?/ er schluckste und krampfte die Arme um den Bauch. Wenn er nur wüsste woher der Vampir kam.

Wenn es doch nur schnell dunkel werden würde, damit er wieder unter der stickigen Decke hervor kriechen konnte. Hinter der Tür hörte Yugi noch immer seine Mutter auf ihn einreden, doch nahm den Sinn ihrer Worte nicht mehr wahr.
 

Während der eine die Nacht herbeisehnte, wünschte sich ein anderer, dass der Mond noch lange warten würde, bis er seinen Fluch rief und dem wehklagenden Heulen lauschte, welches die Wölfe zum Himmel schickten.

Der blonde Rudelleiter hatte die Hälfte des Textes geschafft. So gut es ging hatte er die Schriftzeichen übertragen, wobei es nicht gerade leicht war bei dem Licht die Symbole auch richtig zu schreiben.

Joey seufzte, als er die Einwirkungen des Mondes spürte. Schnell legte er alles sorgfältig zur Seite und verließ dann sein Zimmer. Eilig ging er die Gänge entlang und unterwegs schlossen sich nach und nach die anderen Rudelmitglieder an.

Die Prozession aus Menschen ging eine breite Treppe hinauf und gelangte durch ein Efeubewachsenen Tor auf eine riesige Terrasse, die direkt an einem steilen Abhang grenzte. All ihre Blicke hefteten sich nun auf die Sonne, deren letzte Strahlen noch knapp den Horizont berührten.

Langsam schob der Mond sich als blasser Strich über den Himmel, doch das Rudel erkannte ihn sofort. Das Licht, welches nach der Neumondnacht kaum die Dunkelheit zu durchdringen vermochte, ließ die Männer und Frauen unruhig werden.

Auf ihrer blassen Haut, die schon seit Ewigkeiten kein Sonnelicht mehr gesehen hatte, zeichneten sich nun deutlich die hässlichen Narben ab, die von den Bisswunden stammten. Einige besaßen sie, wie Joey, an der Schulter, andere an Armen, Beinen, oder an einer anderen Stelle.

Doch egal wo sie war, die Wirkung war bei allen gleich. Ein Kribbeln breitete sich von der Bisswunde aus durch den ganzen Körper. Es war ein unangenehmes und schmerzhaftes Gefühl, wenn sich die Knochen verformten. Haare sprossen und ergaben binnen weniger Sekunden ein dichtes Fell. Buschige Ruten peitschten umher, ein scharfes Gebiss bildete sich und aus den nützlichen Händen wurden gefährliche Pranken.

Dann sank die Schar auf ihre vier Pfoten, hob die Schnauzen zum Himmel und begrüßten den Mond mit ihrem schaurigem Lied.
 

Yugi lauschte an der Tür, die auf den Flur führte, ehe er sie leise aufschloss und den Flur entlang schlich. Ihm war schwindelig und er bekam kaum Luft. Sein Herz raste, während er sich an der Wand entlang tastete.

Schnell zog er sich Schuhe und eine Jacke über und verschwand dann aus der Haustür. Draußen stieg er in den Bus und hockte sich auf einen Fensterplatz. Warum wusste er nicht, doch sein Instinkt sagte ihm, dass er zu dem alten Schloss gehen sollte. Dort würde man ihm helfen können.

Starr wandten sich die violetten Augen aus dem Fenster, denn ihr Besitzer spürte die Blicke der anderen Fahrgäste deutlich auf sich ruhen. Mit dem verbrannten Gesicht, wahrscheinlich auch kein Wunder.
 

Nur widerwillig stand Yami auf. Er hatte kaum geschlafen und fühlte sich miserabel. Sein Blick schweifte aus dem Fenster, wo ihn ein schwarzer Himmel begrüßte. Ein fürchterlicher Schauer lief ihm über den Rücken und er schüttelte sich.

Auch in dieser Nacht würde er wieder Blut zu sich nehmen müssen und schon jetzt grauste ihm davor. Doch diesmal würde er sich nicht von Bakura entfernen. Diesmal durfte er einfach niemanden töten.

Wo Yami gerade an den Weißhaarigen dachte fiel ihm auch die Hilfe wieder ein, um die er den Vampir gebeten hatte. Besser also er würde sich beeilen, damit sie genügend Zeit zum Training hatten.

Gerade, als er nach einer sauberen Hose griff wurde die Tür zu seinem Zimmer aufgerissen und Bakura stand im Raum. In seinem Gesicht stand eine Mischung aus Wut und Entsetzen. „Sag mal bist du eigentlich vollkommen durchgeknallt?“ fragte er ungläubig.

Yami runzelte die Stirn und blickte böse zurück. „Was soll der Ton? Und wovon redest du eigentlich?

Einer überlebte

Viel Spaß mit dem neunten Teil. Bald wird es auch etwas Pairinganstoß geben, immerhin müssen sich die beiden ja mal näher kommen.
 


 

9. Einer überlebte
 

„Wovon ich rede?“ Bakura glaubte sein Lord würde sich dumm stellen. Und bei dem verlockenden Anblick, der sich ihm bot fiel es ihm schwer wütend zu bleiben. „Der ganze Clan kriegt sich in die Haare, weil du einen Menschen hier untergebracht hast!“

Schlagartig erinnerte sich Yami wieder an die frühmorgendliche Begegnung mit dem kühlen Fremden. „Ich..“

„Warum hast du ihn rein gelassen, wenn du ihn nicht zum Vampir machen wolltest??“

„Zuerst wollte ich ihn aussaugen,“ begann Yami zu erklären, „Aber er hatte gar keine Angst und dadurch....Bakura ich konnte mich in seiner Nähe wieder kontrollieren!“

Die Wut wich aus dem blassem Gesicht und der Vampir blickte nun fragend drein. „Wovon redest du?“

„Ich hab ihn gerochen und ich verfiel wieder in einen Blutrausch. Aber als er mich gesehen hatte sprach er ganz normal mit mir. Er sagte nur ich solle mit dem Kinderkram aufhören.“

„Trotzdem kannst du ihn nicht einfach hier einziehen lassen. Die komplette Meute steht vor seinem Zimmer und zankt sich darum, wer ihn aussaugen darf.“

Die Amethyste richteten sich auf den Boden. „Aber er...“

Bakura ging auf den jüngeren zu und legte ihm die Hände auf die Schultern. „Ich kann ja verstehen, dass er dir was bedeutet, weil du ihn nicht umbringen konntest, aber das hat mehr Nach- als Vorteile zur Folge. Außerdem hast du doch noch mich!“ sagte er vorwurfsvoll. „Ich wollte dir helfen.“

Noch immer hielt Yami den Blick gesenkt. „Sei doch froh, dass ich deine Hilfe nicht mehr brauche. Ich mach dir doch ständig Ärger.“

„Yami ich....“ ein gellender Schrei jagte durch das Schloss. „Großartig!“ zischte der Weißhaarige und seine Wut kehrte zurück. „Jetzt zieh dich endlich an und bring da unten wieder Ordnung rein!“ er ließ von Yami ab und ging aus dem Zimmer.
 

Der junge Lord beeilte sich und zog sich fertig an. Wenn es auch nur einer gewagt hatte den Sterblichen anzufassen, dann würden sie ihn kennen lernen! Yami knurrte und zwei helle Spitzen ragten über seine Lippen.

Er ging den Flur entlang, zog dabei die Lederriemen fest, die den Brustharnisch zusammenhielten und knotete sie zu. Die Mitglieder seines Clans brüllten und schrieen und als er um die Ecke bog landete Tea vor seinen Füßen. Doch mit einem Fauchen sprang sie wieder hoch und stürzte sich auf Marik, während Bakura und Mahado sich in einem Knäuel am Boden wälzten.

„Er gehört mir!“ schrie Tea und ihre Fingernägel schabten über das Holz der Tür, während Marik sie eisern am Boden hielt.

Yami schloss kurz die Augen, sammelte sich und richtete sie sich zu seiner vollen Größe auf. „Wie war das?“ zischte er laut. Schlagartig verstummte das Gekeife. Erschrocken sahen ihn die Vampire an. „Was fällt euch eigentlich ein?“ fragte er mit drohender Stimme.

Marik und Tea wichen von der Tür zurück. „My Lord,“ begann Marik, der die Begegnung mit den rot glühenden Augen noch nicht vergessen hatte. Drohend richtete sich Yamis Blick auf den Sandblonden. „Es war nicht...“ doch weiter kam er nicht.

Wütend funkelten die Amethyste, bekamen einen leichten Rotstich. „WAS WAR ES NICHT?“ fragte Yami weiter und ging drohend auf Marik zu. „Habt ihr etwa geglaubt der Mensch wäre zum Aussaugen da? Das ich ihn für so was ins Schloss lasse??“

Marik wimmerte und wich weiter zurück. „V-verzeiht Lord,“ bat er und sank auf die Knie, den Blick starr auf den Boden gerichtet. Auch Tea zitterte und bekam es mit der Angst zu tun. Yami stand nun genau neben ihr und sie glaubte seine Aura zu spüren. Eine Aura, die ihr einen Schauer über den Rücken jagte.

Nur Bakura und Mahado sahen dem Spektakel eher gelassen entgegen, wenn Mahado auch verwundert war. Ein so starke Ausstrahlung hätte er von diesem zierlichen Kerlchen nicht erwartet. Sie erinnerte ihn an die Osiris’, Yamis Vater.

„Marik,“ knurrte Yami und das Rot in seinen Augen wurde stärker. „Du strapazierst meine Geduld nun schon zum zweiten Mal.“

„Bitte lasst mich erklären,“ bat der Sandblonde.

„Was gibt es da noch zu erklären?!“ er beugte sich zu Marik hinab. „Wenn ich eins nicht leiden kann, dann sind es Ausreden und Herumgedruckse, die die Wahrheit vertuschen sollen.“ Bei diesen Worten hob Yami den Blick und sah Bakura an, der den Blick stur erwiderte. Der Violettäugige knurrte und stand auf. „Verschwindet und wagt es nicht noch einmal euch diesem Zimmer zu nähern!“ bei diesen Worten leuchteten seine Augen kurz blutrot und sowohl Marik und Tea, als auch Mahado verließen eilig den Flur.

Mahado lief ein Schauer über den Rücken und das lag nur indirekt an seinem jungen Lord. Er schien nicht sonderlich stark zu sein, oder wirklich zu wissen, wie er mit seinem Gefolge umzugehen hatte. Osiris hätte so ein Verhalten hart bestrafen lassen. Davon abgesehen hätte er niemals einen Menschen ins Schloss geschleppt!

Es wäre ihm ein Leichtes den jungen Lord zu stürzen, doch seine Instinkte rieten ihm davon ab. Diese leuchtend roten Augen. Sie waren unnormal für einen Vampir. Auch bei Osiris waren sie ab und zu aufgetaucht und dann war er unbezwingbar gewesen. /Er ist noch unerfahren, aber er Besitzt die Stärke seines Vaters. Das wird sicherlich noch interessant werden./

Mahado ging an seinem Lord vorbei, doch dieser hielt ihn an der Schulter zurück. „Wer bist du?“ fragte er verwundert.

Der Braunhaarige senkte respektvoll den Blick. „Mahado, my Lord. Ich war bereits unter der Führung Eures Vater ein treuer Anhänger des Atemu Clans,“ sagte er und hob den Blick, sah direkt in die schönen Amethyste seines Gegenübers.

Das Rot war verschwunden und ein Lächeln zierte die vollen Lippen. „Es freut mich, dass du dem Clan treu geblieben bist.“ Yami nahm die Hand von der Schulter des Älteren, dieser verneigte sich erneut und ging davon.

Erleichtert atmete Yami auf, spürte eine vertraute Hand auf seiner Schulter. „Für den Anfang gar nicht mal so schlecht,“ lobte ihn Bakuras dunkle Stimme. Die violetten Augen schlossen sich. Ihr Besitzer lehnte sich an den Weißhaarigen.

„Es war....seltsam,“ sagte er leise. „,es ist komisch, wenn man plötzlich Anführer ist.“ Die Vampire waren alle so distanziert zu ihm gewesen und hatten vor Angst gezittert. Yami gab zu, dass es ihm gefallen hatte, doch es machte ihn auch einsam. Zum ersten Mal war er mit Menschen, oder eher Wesen, zusammen, die so waren wie er. Und dennoch konnte er keine Freundschaft mit ihnen schließen. Musste dafür sorgen, dass sie ihn ernst nahmen und respektierten.

Bakura lief ein Schauer über den Rücken und seine Nackenhärchen stellten sich auf, als sich Yami so bereitwillig an ihn lehnte. „Du bist es nur nicht gewohnt,“ sagte Bakura und widerstand dem Drang seine Arme um den schlanken Körper zu legen.

„Du...du hilfst mir doch, oder?“ fragte Yami nun und seine Stimme klang zittrig. Er drehte sich zu dem Weißhaarigen um.

Verdutzt blickte Bakura in die bittenden Augen, dann lächelte er. „Dann vertraust du mir endlich?“

Yami senkte den Blick. „Ich habe Menschen getötet. Wenn es nicht noch öfter passieren soll werde ich es wohl oder übel tun müssen.“

Bakuras Lächeln verschwand wieder und seine Hand rutschte von Yamis Schulter. Die braunen Augen blitzten auf. „Wenn du das nur so siehst, dann befehlt mir doch Euch zu helfen, my Lord!“ die letzten beiden Worte betonte er besonders, dann machte er auf dem Absatz kehrt und rauschte davon.

Verdutzt starrte Yami ihm nach. Warum regte sich sein Vormund so auf? Was erwartete er denn von ihm? Der Violettäugige zuckte zusammen. Der Geruch von Blut drang in seine Nase und er drehte sich zu der Holztür um. /Nahrung...da drin ist Nahrung.../ ein leichter Rotschimmer kehrte zurück, während die Augen die Tür anstarrten.
 

Seto entfernte sich von der Tür, an der gelauscht hatte. Er musste wirklich in einer Irrenanstalt gelandet sein. Zumindest verstand er jetzt, warum er bei Nacht sein Zimmer nicht verlassen sollte. Die hatten ihm ja fast die Tür eingerannt. Und so weit er verstanden hatte schien der junge Möchtegernmörder der Chef der Clownsgruppe zu sein.

Seto setzte sich ans Fenster und blickte auf den Display seines Handys. Wenigstens hatte er jetzt Empfang. Sofort wählte er die Nummer von Mokubas Internat. Sollten die ihm doch ein Taxi herschicken.
 

Taumelnd setzte Yugi sich auf und wischte sich das Blut von den Lippen. Zu seinen Füßen lag ein toter Fuchs und der Schwarzhaarige betete, dass dieser keine Tollwut gehabt hatte. Nachdem er getrunken hatte war der Schwindel verschwunden und neue Kraft kehrte in seinen Körper zurück. Außerdem spürte er, wie ein Kribbeln durch seine verbrannten Hautpartien ging.

Er hob den Kopf und blickte die Straße entlang. Es konnte nicht mehr weit bis zum Schloss sein. Bei dem Gedanken an das Gemäuer grauste es ihm. Doch wenn dies der einzige Ort war, an dem er leben konnte, dann würde er wohl oder übel dort hingehen müssen.

Yugi fühlte sich an die Horrorfilme erinnert, die er abends heimlich geguckt hatte, denn seine Mutter hatte ihm diese Filme verboten. Nun sah er immer wieder scheu von rechts nach links und lauschte angestrengt. Seine neuen Sinne nahmen sämtliche Geräusche und Bewegungen war und sie waren ihm nicht gerade geheuer.
 

Pegasus streckte sich, als er aus dem Taxi geklettert war und hob dann aufmerksam den Kopf. /Ein Vampir?/ er schnupperte und folgte dann im Schutz der Tannen der Fährte, welche ihm schließlich zum Schloss führte.

Ein recht kleiner Vampir schritt über die Brücke und klopfte an das große Tor. Schnell verwandelte sich der Silberhaarige in eine Krähe und stieg in die Luft, um sich dem Jungen so unauffällig zu nähern. Fast hätte er vergessen mit den Flügeln zu schlagen, als er den Vampir erkannte.

/Das muss der Dämon sein. Von der Beschreibung her passt es genau!/ das Tor öffnete sich ein wenig, sodass Yugi hindurchschlüpfen konnte.

Pegasus blieb nicht mehr lange an Ort und Stelle, sondern machte kehrt und flog so schnell es ging zurück zu seinem Lord. Wenn er sich beeilte würde er in der morgigen Nacht bereits wieder Zuhause sein.
 

„Das ist unfair!“ rief Yami und sah sich panisch um. Bakura hatte ihm die Augen verbunden und soeben auch noch den rechten Arm an einen Holzbalken gebunden, der von der Decke hing.

„Einem Feind wäre das egal, außerdem tue ich das, damit du deine anderen Sinne einsetzt. Verlass dich nicht nur auf deine Augen,“ rief ihm Bakura entgegen und schlug mit seinem Holzschwert nach dem Yamis.

„Ich dachte wir wollten was gegen meinen Blutwahn unternehmen!“

Bakura hielt inne und seufzte. „Das tun wir doch. Durch diese Übung schärfst du deinen Geist. Du musst endlich...“

„...anfangen, mich zu konzentrieren, ich weiß.“ Yami seufzte und hob dann das Schwert. „Fang an.“ Er konzentrierte sich auf seine Umgebung und lauschte. Deutlich hörte er Bakuras schleichende Schritte, wie sie ihn umrundeten und Yami drehte sich mit ihm auf der Stelle, wechselte die Richtung, wenn der Weißhaarige es tat.

Ein Rauschen, als das Schwert die Luft durchschnitt, sofort hob Yami seine Waffe und parierte den Schlag, doch Bakura machte weiter und griff ihn erneut an. Diesmal fiel es seinem Schützling schwerer zu parieren. Die Geräusche folgten zu schnell aufeinander. Dennoch versuchte er sich so gut wie möglich zu konzentrieren.

Bakura lächelte, da Yami endlich mit Ernst an sein Training ging. Gerade wollte er ihm eins auswischen und ihm einen leichten Schlag auf sein Hinterteil verpassen, als die Tür aufgestoßen wurde.

„My Lord, euer....“ Bakura hob ruckartig den Kopf in Richtung Tür, beachtete dabei den Schwarzhaarigen nicht mehr, der ihm sein Holzschwert auf den Oberarm schlug.

„Ah.“ Bakura rieb sich den schmerzenden Arm und funkelte den sandblonden Störenfried böse an. Dieser sah verwundert von dem Entwaffneten zu dem Gefesselten. Letzterer zog sich die Augenbinde vom Kopf und löste sein Handgelenk aus der Schlinge.

„Wir haben trainiert,“ erklärte Yami. „Was gibt es?“

„Entschuldigt die Störung Lord. Ich wollte nur bescheid sagen, dass euer Bruder angekommen ist.“

Yami und Bakura sahen Marik ungläubig an und beiden schoss der selbe Gedanke durch den Kopf. Wen hatte Marik ins Schloss gelassen??? „Wo ist er?“ fauchte Yami harsch.

„Im Salon.“ Sofort rauschten die beiden an dem Lavendeläugigen vorbei und stürmten die Treppe ins Erdgeschoss hoch. Im gehen umklammerte Bakura den Griff seines Schwertes, bereit den Eindringling auf der Stelle auszuschalten. /Wenn sich der AnubisClan hier her gewagt hat..../

Yami stieß die Flügeltüren auf und hielt abrupt inne, wodurch Bakura fast gegen ihn geprallt wäre. „Das....das kann nicht....“ stotterte der Violettäugige und starrte sein um einen Kopf kleineres Ebenbild an, welches er doch getötet hatte, oder? „Wie....?“ ratlos blickte er den Jüngeren an, der nun aufstand.

„Wie? Das müsstest du doch wissen! Wer hat mich denn gebissen?!“

„Aber wir haben kein Blut getauscht!“ widersprach Yami und die Knie wurden ihm weich vor Erleichterung. Er hatte nicht getötet. Der Junge lebte. Das Herz schlug ihm bis zum Halse, auch wenn er nicht verstand, warum Yugi hier sitzen konnte.

Bakura runzelte nachdenklich die Stirn. „Du bist doch dieser Junge...“

„Mein Name ist Yugi!“ sagte der junge Vampir aufmüpfig und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Mir egal, wie du heißt. Du musst irgendwie mit Ya...mit unserem Lord Blut getauscht haben, sonst könntest du kein Vampir sein.“

„Ist es so wichtig, warum ich ein Vampir bin? Kann ich hier bleiben?“ ängstlich sah er nun zu Yami herüber, der kaum noch Ähnlichkeit mit dem rotäugigen Monster hatte.

„Natürlich kannst du hier bleiben. Und wenn du vor den Rangkämpfen deine Ruhe haben willst, würde ich dir vorschlagen den Clan in dem Glauben zu lassen, dass du mein Bruder wärst.“

Bakura schnappte nach Luft, hielt sich dann aber zurück. Immerhin waren sie nicht alleine. Yami schien dies jedoch bemerkt zu haben und wand sich dem Weißhaarigen zu. „Ist was?“

„Nein, my Lord. Wenn Ihr es wünscht können wir nun unser Training fortsetzen.“

Yami nickte und wandte sich dann noch mal an Yugi. „Schau dich ruhig im Schloss um und such dir ein Zimmer aus, dass dir gefällt. Aber bleib von dem Menschen weg.“ Er kratzte sich über die Wange, da es ihm dort juckte und wollte sich wegdrehen, als Yugi plötzlich aufsprang.

„Deshalb!“ rief er und deutete auf das Gesicht seines Lords. Fragend sahen ihn die Vampire an. „Ich hab dich, ich meine Euch, doch mit was Spitzem an der Wange verletzt. Dabei muss Blut auf meinen Mund gespritzt sein.“

Yami starrte Yugi ungläubig an. Der reine Zufall hatte diesen vor den Tod gerettet. „Du hast...wirklich Glück,“ sagte er leise und verließ den Raum nun endgültig, gefolgt von Bakura.
 

Der Weißhaarige sah seinen Schützling von der Seite her an. „Was hast du?“ fragte er leise.

Yami hielt den Blick gesenkt. „Er lebt...,“ flüsterte er nur.

Bakura seufzte. „Ich hol dich ja nur ungern aus deinem Freudentaumel, aber dir ist klar, dass wir heute Nacht auch noch jagen müssen?“ deutlich nahm er war, wie sich sein Schützling anspannte.

„Müssen wir denn jede Nacht trinken?“ fragte Yami und blieb stehen, suchte die braunen Augen seines Gegenübers.

„Teilweise reicht es auch für zwei Nächte aus. Kommt drauf an, wie viel du letzte Nacht getrunken hast.“ Der Violettäugige wollte schon antworten, doch Bakura kam ihm zuvor. „Aber als Lord kannst du dir das nicht leisten. Du brauchst deine vollen Kräfte, um die anderen in Schach zu halten.“

„Was wäre denn so schlimm daran, wenn jemand anderes Lord wäre?“

„Yami! Willst du, dass uns jemand hört?“

Der junge Lord sah sich kurz um und zog den Weißhaarigen dann in einen leeren Raum und verschloss die Tür hinter sich. „Warum bin ich Lord und nicht du? Ich hab doch überhaupt gar keine Ahnung von Vampiren! Außerdem bist du viel stärker als ich und die anderen wahrscheinlich auch. Ich hab nicht die Kraft für so was.“

„Sag mal was redest du denn da? Hör auf dich so fertig zu machen! Früher hast du dich nie so hängen lassen!“

„Da wusste ich auch noch was ich war!“ Yami klang verzweifelt und er blinzelte die aufkommenden Tränen weg. „Marik hat Angst vor, anstatt mich zu respektieren, Vampire und Werwölfe machen Jagt auf uns, ich krieg mich nicht unter Kontrolle, ich...“ die Stimme brach ihm ab. Zitternd starrte er auf den Boden.

Bakura ging auf seinen Schützling zu und zog ihn fest in seine Arme. Beruhigend fuhr er dem Jüngeren über den Rücken. „Ist ok,“ sagte er auf Yamis Zögern hin und schon spürte Bakura, wie es nass an seinem Hals wurde. Augenblicklich zog er den Schwarzhaarigen noch fester an sich, der die Hände in Bakuras Rücken krallte.

Yami erinnerte sich nicht mehr daran, wann er sich zuletzt bei dem Weißhaarigen ausgeheult hatte. Doch es tat gut und nicht nur das, in der Umarmung des Älteren wurde ihm ganz warm und sein Herz begann so wild zu schlagen, dass er Angst hatte Bakura könnte es hören.

Das Gefühl war ungewöhnlich, aber irgendwie auch schön. /Was ist das, was ich fühle?/ fragte er sich und schmiegte sich an die kräftige Schulter, behielt die Augen geschlossen und atmete den Duft Bakuras ein.

Die Umarmung des Weißhaarigen wurde steif, als er Yamis Verhalten bemerkte. /Nicht gut, überhaupt nicht gut!/ redete er sich ein, wollte die Umarmung lösen und konnte es dennoch nicht. Immerhin war es doch das, was er im Innern wollte. Aber es war auch das, was er zum Wohle seines Schützlings vermeiden wollte.

/Welcher Seite soll ich nachgeben? Eigentlich wäre es mir lieber gewesen, er würde mich hassen, aber im Moment scheint das Gegenteil für ihn das Beste zu sein./ langsam schob Bakura seinen Lord von sich und konnte ihm nun in die rot unterlaufenen Augen sehen. „Wir sollten jetzt jagen gehen,“ sagte er.
 


 

Info zum Schluss: Ich hab einen Zeichenwettbewerb zu dieser Story gestartet. Wer teilnehmen will kann sich gerne versuchen.

http://animexx.onlinewelten.com/fanarts/wettbewerbe_alt/?doc_modus=detail&id=25844

Verbannung

10. Verbannung
 

Yami nickte nur knapp und wischte sich die Tränenspuren vom Gesicht. Dann folgte er Bakura zum Fenster und flog in die Nacht hinaus. Bakura flog langsamer, als sonst, wofür ihn Yami dankbar war. Am liebsten wäre der junge Lord umgekehrt. Er wünschte sie würden nie in der Stadt ankommen, jedoch waren die vielen Lichter bereits zu sehen.

Angst war nicht wirklich der richtige Weg, um sein Problem zu überwinden, dass wusste Yami, aber wer garantierte ihm, dass er nicht wieder tötete? Bakura war zwar bei ihm, aber war er das nicht auch gewesen, als Yami zum ersten Mal getötet hatte? Warum sollte er ihn diesmal aufhalten können? Hatte Bakura ihn überhaupt aufgehalten?

Der Schwarzhaarige begann zu zweifeln. Er erinnerte sich nicht an das, was geschehen war, nachdem er in den Blutrausch verfallen war. Was wenn Bakura ihn sogar auf den Jungen losgelassen hatte? /Aber wenn ich nicht einmal mehr ihm vertrauen kann, wem dann? Die Situation gerade kann doch kein Trick vom ihm gewesen sein./

Schnell verjagte er den letzten Gedanken wieder. Wollte ihn nicht wahrhaben. Sein Herz schlug schneller bei der Erinnerung an die Umarmung. Schon damals, als sie bei den Fledermäusen übernachtetet hatten, war es ihm ähnlich ergangen. Aber zuvor hatte ihn Bakura noch nie so behandelt. /Und was, wenn es doch eine Falle ist? Was, wenn er aus mir ein Monster machen will?/

Unsicher folgte er dem weißem Falken, welcher allmählich tiefer flog. Die Gebäude wurden größer, die ratternden Motoren der Autos drang an die empfindlichen Ohren der Raubvögel.
 

Faul gähnend lagen die Werwölfe in den Ecken und langweilten sich. Seit sie einen neuen Herren hatten gab es nichts spannendes mehr. Da war das Auftauchen Odeons eine willkommene Abwechslung gewesen. Aber die Vampire schienen sich gar nicht wehren zu wollen. Konnte sich ihr Lord denn nicht denken, was mit seinem Untergebenen passiert war?

Schlecht gelaunt streifte Alister, ein Werwolf mit fuchsrotem Fell, durch die Gänge. Er vermisste die Zeit, als sie noch mit den Vampiren im Krieg gelegen hatten. Das waren noch herrliche Zeiten gewesen. Ständig war er auf der Hut gewesen. Unablässig hatten sie trainiert und Nacht für Nacht wurden die Blutsauger attackiert.

Doch jetzt wurde es sogar zum interessanten Gespräch, wenn einer von ihnen sich erkältete. Wie tief waren sie nur mit ihrem neuem Alphatier gesunken? Warum griffen sie den Anubisclan nicht an? Oder warum stellten sie nicht einen anderen Werwolf an ihre Spitze? Letztere Frage machte immer häufiger die Runde innerhalb des Rudels. Und auch, warum sich der Blondschopf ständig in seinem Zimmer verbarrikadierte und über die schwarze Schrift brütete. Wenn die Vampire ihnen dadurch gefährlich wurden, dann sollten sie diese auslöschen!

Alister war so in seine Gedanken vertieft, dass er mit jemanden zusammenprallte. „Pass gefälligst auf!!“ schnauzte ihn der Werwolf an, über den er gestolpert war. Valon, wie der Rote am Geruch feststellte.

„Lieg halt nicht im Weg rum!“ knurrte er als Antwort. Er bekam gerade richtig Lust auf einen kleinen Kampf.

„Mach du doch die Augen auf Fuchsschwanz!“

„Entschuldige,“ äffte Alister. „Aber normalerweise gehen mir schwächliche Zwerge aus dem Weg!“

„Zwerg?“ Valon baute sich zu seiner gesamten Größe auf und stellte sich auf die Hinterbeine, ebenso, wie sein Gegenüber. „Mach mal deine Winzaugen auf. Ich bin größer. Entweder bist du blind, oder dein Erbsenhirn kann die Informationen nicht verarbeiten!“

„Noch ein Wort und ich fress dich!“

„Jetzt hab ich aber Angst!“ Valon schien genauso kampfeslustig zu sein, wie Alister und so stürzten sich die Tiere aufeinander. Interessiert hatten längst weitere Werwölfe einen Kreis um die Kämpfenden geschlossen und wurden nach und nach von der Kampflust angesteckt.

Tristan war der erste, der sich auf die Seite Valons schlug und Alister seine Pfote ins Gesicht klatschte. Sie verletzten sich nicht ernsthaft, sondern mehr im Spiel. Doch durch den Eingriff des Werwolfes sprang nun auch Duke in den Ring und schlug sich auf Alisters Seite. Immer mehr Wölfe beteiligten sich und in dem Saal tobte ein einziger Kampf, in dem niemand mehr unterschied, wer auf wessen Seite stand. Sie nutzten es, um die Rangordnung neu zu gliedern.
 

Von dem Lärm angelockt betrat Joey die Halle, dicht gefolgt von seinen beiden obersten Weibchen, Mai und Serenity. „Das kann doch nicht wahr sein.“ Sagte er mehr zu sich selbst, ehe er die Meute anbrüllte. „RUHEEE!!“

Schlagartig sprangen die Wölfe auseinander. Viele von ihnen wiesen kleine Bisswunden auf und nicht selten blutete die empfindliche Nase. Die Ruhe war so drückend, dass sich das Rudel ganz klein machte. „Könnt ihr mir mal verraten, was hier los ist??“ donnerte die Stimme des Rudelleiters durch die Halle.

Als niemand etwas sagte suchten die braunen Augen ein bestimmtes Gesicht. „Tristan!“ die Wölfe in der Nähe des Gerufenen traten zur Seite.

Mit gesenktem Haupt erhob sich der Wolf. „Ja, Herr?“

„Was soll der Aufstand?“

„Nur eine kleine Auseinandersetzung.“

„Das nennst du eine kleine Auseinandersetzung?“ Joey konnte es nicht fassen, schließlich hatte er keine Ahnung, dass dieses Verhalten unter der Führung seines Vorregenten durchaus normal gewesen war.

Duke atmete tief durch und half dann seinem Freund aus der Patsche, in dem er die Wahrheit erzählte. „Die Langeweile reizt das Rudel,“ sagte er. „Wir liegen hier Tag für Tag rum und bewachen die Burg, in die höchstens Mal eine Ratte eindringt.“

„Seit doch froh, dass Frieden ist,“ sagte Joey, woraufhin Gemurmel entstand.

„Wir wollen aber keinen Frieden!“ rief Noah, ein noch recht junger Werwolf. „Wir mochten die Kämpfe mit den Vampiren! Aber seid Ihr uns anführt schließen wir nur noch Pakte mit dem Blutsaugern!“ die Wölfe zuckten zusammen, auf Grund der Anschuldigung gegenüber Joey.

„Ich muss ihn recht geben,“ sagte Mai leise. Sofort wanden sich ihre alle Augen zu. Sie stand in der Rangordnung direkt unter Joey und besaß somit einigen Einfluss auf ihn.

„Wäre es dir etwa lieber kämpfen zu müssen?“ zischte der Blonde.

„Ihr müsst bedenken, dass wir stärker sind. Die Tatsache, dass uns die Vampire ihren Sold verweigern und sich erdreisten einen Tausch zu schließen zeigt nur, dass sie immer frecher werden.“

„Ihre Frechheit wurde bestraft. Ich habe keine Lust sie zu tyrannisieren. Ich habe besseres zu tun!“ mit diesen Worten wandte er sich ab und verließ den Saal. Serenity folgte ihm, doch Mai blieb bei dem Rudel. Auch sie war der Meinung, dass es an der Zeit war einen neuen Leitwolf an ihr Rudel zu stellen.

Abwartend lagen die Blicke der Werwölfe auf ihr. „Wenn die Sonne aufgegangen ist auf der Waldlichtung,“ sagte sie nur knapp, ehe sie sich beeilte, um ihren Lord einzuholen.

„Na endlich,“ sagte Alister leise und Valon stimmte ihm mit einem Nicken zu. Der Streit war längst vergessen. Jetzt gab es Wichtigeres.
 

Im Schutz der Schatten schlich Bakura durch die Straßen, Yami wich dabei nie von seiner Seite und sah immer wieder scheu auf, wenn er die Stimme eines Menschen hörte. Allmählich wurde es dem Weißhaarigen zu bunt. Er hielt an und drehte sich zu seinem Schützling um. „So geht das nicht. Wenn du Angst hast, dann wird das, wovor du Angst hast erstrecht eintreffen.“

„Ich weiß,“ sagte Yami und senkte den Blick. „Ich war schon immer ein schlechter Schüler.“

Bakura rollte mit den Augen. „Jetzt komm mir nicht mit der Tour. Mit so einer Einstellung können wir es gleich lassen.“

„Ich hab auch nicht darum gebeten jagen zu gehen,“ Yami drehte sich um und wollte anscheinend gehen, doch Bakura hielt ihn zurück. Nun war ihre traute Stimmung wieder dahin.

„Ich hab dir doch schon erklärt, dass du das Blut brauchst!“

„Und ich hab dir schon erklärt, dass ich gar kein Lord sein will!!“

Bakura gab ein wütendes Fauchen von sich und stieß Yami gegen eine Hauswand, sperrte ihm so jeglichen Fluchtweg ab. „Hör endlich mit deinem Trotz auf!! Es geht mir auf die Nerven!! Außerdem versuche ich dir doch nur mit Dingen zu helfen, die du nicht verstehst!!“

„Dann erklär sie mir gefälligst!“ fauchte Yami nun ebenfalls und in seine Augen kehrte das rote Glühen zurück. „Außerdem kann ich mir sehr gut selbst helfen! Deine Unterstützung brauche ich ganz sicher nicht!!“

„Ach ja?? Wer hat mich denn angebettelt ihm zu helfen?? Wer war denn am heulen??“

„Du warst doch scharf drauf, oder??“ Yami wurden die Augen feucht. „Es hat dir doch gefallen, wie ich mich an dich geschmissen habe!“

„Wo wir gerade beim Thema sind, was war denn mit dir??“

„Was soll denn schon mit mir gewesen sein??“

„Du wolltest doch gar nicht mehr von mir weg!! Und jetzt spielst du schon wieder die Mitleidstour!! Guck dich doch mal an! Du brichst doch gleich schon wieder in Tränen aus!!“

„RUHE DA UNTEN!!“ kreischte es und ein Schwall Wasser ging auf die beiden Streithähne nieder.

Die Haare klebten ihnen im Gesicht und Wasser tropfte ihre Gesichter hinab. Der kalte Wind ließ sie zusätzlich frösteln. Bakura bekam schlagartig wieder einen klaren Kopf. /Verdammt!/ fluchte er. Er hatte nicht so ausbrechen wollen. „Yami es...,“ begann er doch der Angesprochene ging mit gesenktem Blick an ihm vorbei.

„Sag mir das nächste Mal sofort, wenn du mir nicht helfen willst,“ sagte er nur und entfernte sich.

Bakura griff nach dem Arm des Violettäugigen. „Hör mir doch zu.“

„Nein!“ Yami wurde erneut laut. „Lass mich endlich in Ruhe!! All die Jahre hat es dich doch einen Dreck geschert, wie es mir ging!“

„Das ist nicht wahr! Ich wollte nur....“

„....das Beste für mich?“ beendete Yami für ihn den Satz. „Du bist weder mein Vater, noch irgendeine andere Autoritätsperson für mich und wirst es auch nie sein!! Und da du dich nie um diese Position sonderlich bemüht hast, steht sie dir auch gar nicht zu!“

„Das wollte ich auch nie, ich wollte nur...“

„Was denn?“ Bakura schwieg daraufhin und Yami riss seinen Arm los. „Du hast mich um dein Vertrauen gebeten, aber wie soll ich dir vertrauen, wenn du mich ständig belügst?“

„Ich hab dich nie angelogen.“

„Wie willst du es dann nennen? Ich vertusche die Wahrheit zu deinem Besten?“

„Zum Beispiel,“ sagte Bakura leise.

Yami lachte auf. „Wohin das führt haben wir ja gesehen.“

„Beschwer dich nicht bei mir, sondern bei deinem Vater!!“

„Super Idee! Ich besuch ihn gleich mal in der Hölle!!“

„Du würdest die Wahrheit doch gar nicht verkraften!“ begann nun auch Bakura wieder zu keifen.

„Was kann schlimmer sein, als zum Mörder gemacht zu werden?? Gib doch zu, dass du es wusstest!“

„Herr Gott, wir sind Vampire! Da ist es normal, dass wir töten!!“

„Komischerweise haben es weder Tea noch Marik getan!!“

„ICH HAB GESAGT RUHEEE!!!!“ schrie die Stimme erneut.

„HALT DIE SCHNAUZE ALTE SCHACHTEL!!“ brüllte Yami zurück. „Und das selbe gilt auch für dich,“ wand er sich nun an Bakura. „Las mich in Ruhe, oder ich verstoße dich aus meinem Clan.“ Die violetten Augen blitzten gefährlich.

Bakuras Fäuste zitterten. „Das kannst du nicht,“ sagte er heiser. Er wusste nicht warum, doch irgendwie hatte er das Gefühl, als würde Yami aus Wut seine Position nun ausnutzen, um ihm eins auszuwischen.

„Ich bin dein Lord, also kann ich es sehr wohl!“

„Dazu hast du doch gar nicht den Mumm,“ sagte Bakura weiter, auch um sich selbst in Sicherheit zu wiegen. Er wollte sein Zuhause nicht verlieren. /Nein, dazu bist du nicht fähig./ doch Yamis Blick ließ ihn zweifeln. „Das machst du nicht!!“ rief er und diesmal war er es, der panisch klang.

Yami lächelte. „Was denn? Auf einmal so ängstlich. Du denkst ich trau mich nicht? Ich kann dich durchaus eines besseren belehren. Ich verstoße dich für eine Woche meinem Clan,“ zischte er und Bakura stand vollkommen starr dar.

Eine Weile herrschte Stille, ehe Bakura sie durchdrang „Du willst also die Wahrheit wissen, ja?“ fragte er leise. Als Yami nicht antwortete sondern ihn einfach nur weiter anblitzte, schnellte die Hand des Weißhaarigen vor, legte sie in Yamis Nacken und brachte ihre Gesicht zusammen.

Erschrocken riss Yami die Augen auf, als ihre Lippen sich trafen. Er war viel zu verdutzt, als das er irgendetwas tun konnte, während sich Bakuras Lippen weiterhin gegen die seinen pressten. Dann lösten sie sich wieder voneinander, was blieb war ein prickelndes Gefühl.

„DAS,“ sagte Bakura, „ist eine Wahrheit.“ Er drehte sich von seinem Schützling weg. „Die Wahrheit, warum es mir nur recht ist, dass du mich nicht als Vaterersatz ansiehst.“

Sprachlos und triefend vor Nässe konnte sich Yami nicht vom Fleck rühren. Er starrte einfach nur dem weißem Falken nach, der in den Himmel hinauf flog.
 

Neugierig durchkämmte Yugi das große Schloss. Öffnete jede Tür und sah sich in dem dahinter liegenden Räumen um. Auf einen Vampir war er bisher jedoch noch nicht getroffen, was wohl daran lag, dass sie alle auf der Jagt waren. Yugi war das nur recht, denn er war sich nicht sicher, wie die Vampire wohl auf ihn reagieren würden.

Neugierig öffnete er eine weitere Tür und befand sich in einem recht ungewöhnlich eingerichteten Schlafzimmer. Staturen von ägyptischen Göttern sahen ihn an und ein betäubender Duft ging von einem Schälchen mit Räucherstäbchen aus.

Also war dieses Zimmer bereits besetzt. Yugi wollte sich schon wieder davonmachen, als er Flügelschlagen vernahm und ein dunkelbrauner Falke auf einem Stuhl landete. Schlagartig erinnerte sich Yugi wieder an dem Besuch seines Lords. /Ob das auch ein Vampir ist?/

„H-hallo,“ sagte er und wandte den Blick nicht von dem Tier, welches ihn anstarrte. „Ich wollte nicht stören, ich wollte mir nur das Schloss ansehen. Tut mir leid, wenn ich dich gestört haben.“

Der Falke nahm die menschliche Gestalt eines braunhaarigen Vampirs an. „Kein Grund Angst zu haben, wenn du kein Feind bist,“ sagte dieser.

„Ich bin kein Feind,“ erwiderte Yugi hastig. „Ich gehöre zu eurem Clan und ich...“ er zögerte kurz, ehe er die Worte Yamis befolgte. „ich bin der jüngere Bruder eures Lords.“

Nun lächelte der Vampir. „Freut mich dich kennen zu lernen. Mein Name ist Mahado,“ sagte er und stand vom Stuhl auf.

Yugi nickte ihm zu. „Ich bin Yugi.“

„Yugi...ich wusste gar nicht, dass der Lord noch einen Bruder hat.“

„Wir haben uns lange nicht gesehen,“ wich Yugi aus und seine Ohren färbten sich rot unter dem forschenden Blicken Mahados.

„Dann kannst du mir wahrscheinlich auch keine Antwort auf die Frage geben, was da zwischen Bakura und dem Lord läuft?“ Yugi schüttelte unsicher den Kopf. Der Braunhaarige seufzte. Er hatte das Gespräch zwischen den beiden Vampiren belauscht und dabei interessierte ihn weniger das vermeintliche Liebesdrama der Beiden, sondern, was Bakura wusste und warum er seinen Lord nicht in dieses Wissen einwies.

Sicherlich hatte es etwas mit Osiris zu tun. Immerhin hatten die beiden oft genug zusammengehangen. Mahado hasste es nicht eingeweiht worden zu sein, immerhin war er schon viel länger ein Vertrauter von Osiris gewesen, als der weißhaarige Wuschelkopf.

Er seufzte und wandte sich wieder an den Jüngeren. „Wenn du willst zeige ich dir das Schloss,“ sagte er und Yugi nickte begeistert.
 

Im Schloss des Anubisclans: Leise schlich eine vermummte Gestalt durch die Gänge und hoffte inständig, dass ihr Fehlen nicht auffallen würde. Vorsichtig spähte der braune Wuschelkopf um die Ecke, ehe der Körper folgte. Eine zierliche Frauenhand griff nach der Türklinge und huschte in das Schlafzimmer Seths.

Erleichtert atmete Mana auf und schob sich die Kapuze vom Kopf. Endlich hatte sie Zeit, um in dem Zimmer herumzuspionieren. Als erstes würde sie sich den Schreibtisch vornehmen. Eilig flogen ihre Augen über die Pergamente und Bücher, die auf der Holzplatte lagen, doch es schien nicht das zu sein, was sie suchte.

Dann zog sie die erste Schublade auf und entdeckte einen Stapel leerer Blätter, Federn und Tintenfässer. Sofort zog sie die nächste auf, dabei wanderte ihr Blick immer wieder zur Tür, aus Angst, sie würde sich gleich öffnen.

Ihre Augen wurden groß, als sie die zweite Schublade öffnete, denn dort drin lag eine zusammengerollte schwarze Pergamentrolle. Mana nahm sie in die Hand und betrachtete das gebrochene Siegel. /Aber das....!/ sie konnte es kaum glauben. „Föddes han ondska,“ flüsterte die Braunhaarige und gebrauchte somit den wahren Namen der schwarzen Schriften. Sofort rollte sie den oberen Teil des Pergamentes auseinander und las die ersten Verse des mit silberner Tinte geschriebenen Textes, bewegte dabei stumm die Lippen.
 

Ando, de uk van it,

Sregt en tor quentir.

San op non ben Öhl,

Tzu Fobn lör Chret üsakun xes.

.
 

Mana kannte diese Worte, es schien sich also tatsächlich um das Original zu handeln. /Aber dann muss Seth den Werwölfen eine Fälschung angedreht haben./ sie seufzte und schloss traurig die Augen. Wenn Joey den Schwindel herausgefunden hatte, dann war es kein Wunder, dass Odion nicht mehr zurückkam.

An das, was die Wölfe mit ihm gemacht haben wollte das Mädchen gar nicht denken. Sorgfältig legte Mana das Papier wieder zurück und suchte weiter. Seth musste irgendwo etwas haben. Was wusste sie selbst nicht, aber irgendwie musste er den Dämon ja kontrollieren.

Schon mehrere Male hatte sie versucht den alten Text von Föddes han ondska zu übersetzen, doch jedes Mal scheiterte sie an der entscheidenden Stelle. Sicherlich würde es ihr gelingen, wenn sie die Schrift mitnahm, doch Seth würde das Fehlen eines so wichtigen Dokumentes sicherlich bemerken und der Verdacht würde sowieso wieder sofort auf sie zurückfallen.

Natürlich hätte sie auch einfach den alten Text von Föddes han ondska übersetzen können, dort wäre sie sicherlich fündig geworden. Doch so viel Zeit besaß sie nicht und sie konnte das Pergament auch nicht einfach mitnehmen. Seth könnte es bemerken und dann würden alle wieder sie verdächtigen.

Mana schloss die Schublade und öffnete die nächste. /Ich kann nicht glauben, dass er sich nur auf Kisara verlässt. Sicherlich hat er sich noch irgendeinen Weg freigehalten, falls die Wölfe nicht auf den Pakt eingehen. Und das ist ja auch passiert./ hastig schloss sie auch diese Schublade wieder und wollte die unterste öffnen, doch diese war verschlossen.

Manas Herz begann zu Klopfen. Das was sie suchte befand sich sicherlich darin. Aber wo war der Schlüssel? Hatte sie überhaupt noch genug Zeit zum Suchen? Mana haderte mit sich, ob sie weiter suchen, oder besser verschwinden sollte, als sie Schritte hörte, die vor der Tür inne hielten.

Panisch sah sie sich nach einem Versteck um, während die Klinke wie in Zeitlupe heruntergedrückt wurde.

Nieder mit dem Alphatier!

11. Nieder mit dem Alphatier!
 

Endlich war die Besprechung zu Ende, welche einmal im Monat anfiel, um über Konflikte innerhalb des Clans zu sprechen. Seth hasste diese Besprechungen. Was interessierte es ihn, was sein Gefolge für Probleme hatte? Doch wenn er sich nicht darum kümmerte bestand die Gefahr eines Aufstandes und für auf so etwas hatte Seth nun gar keine Lust.

Das einzig interessante war zu entscheiden, welche Opfer sie den Werwölfen schickten, damit dieser wieder friedlich gestimmt waren. Wobei Seth allerdings bezweifelte, dass die Köter ihr Opfer annehmen würden, denn Odion war immer noch nicht zurückgekehrt, was wohl bedeutete, dass er entweder tot oder ein Gefangener war.

Der Lord hoffte nicht auf Letzteres, denn er hatte keine Lust, dass der alte Glatzkopf unter Folter zu viel preisgab.

Seth erhob sich von seinem Thron und auch die anderen Vampire strömten bereits aus der Halle. Das Wehklagen der Verurteilten hallte von den Wänden wieder, während Rafael diese in Schach hielt. Ohne Mariku bereitete ihm diese Aufgabe sichtlich Schwierigkeiten, was Seths Laune nicht gerade steigerte.

Würde er Mariku wieder einsetzen kämme dies einer Begnadigung gleich und Seth begnadigte nun mal niemanden!! Wütend fauchte er die Todgeweihten an. Normalerweise genoss er ihr Flehen, doch heute verursachte es ihm nur Kopfschmerzen. Er hatte wichtigeres zu erledigen.

Obwohl, zu wichtig gehörte nicht gerade dass, was er nun vorhatte. Am Eingang wartete bereits sein Lieblingsweibchen auf ihn. Ishizu hielt den Blick gesenkt, wartete, bis Seth an ihr vorbei schritt und folgte ihm dann zu den Gemächern ihres Lords. In den wenigen Stunden des Morgengraus würde sie seine Gesellschaft zu teilen haben.
 

Hastig nahm Mana ihre Falkengestalt an und versteckte sich hinter einem breitem Hocker. Die Tür ging auf und fiel mit einem Klacken wieder ins Schloss. Von ihrem Versteck aus beobachtete Mana ihren Lord und Ishizu, wie die beiden aufs Bett zugingen.

Angewidert sträubten sich ihre Federn, als die beiden Vampire ihr Liebesspiel begannen. Doch so konnte sie wenigstens unbemerkt entkommen. Noch einen letzten Blick zum Bett werfend flatterte sie mit den Flügel und warf sich mit ihrem Gewicht auf die Türklinke.

Die Tür sprang mit einem lautem Klacken auf und Mana ergriff hastig die Flucht. Eilig flog sie den Gang entlang und hoffte, dass Seth zu beschäftigt gewesen war und sie somit nicht gehört hatte.

Als sie sich in Sicherheit wiegte nahm sie wieder ihre normale Gestalt an und machte sich nun auf den Weg in den Kerker, denn nun würde sie noch nach jemand anderes sehen müssen.
 

Unterdessen im Heim der Werwölfe: Während Joey noch immer über den Symbolen brütete, die einfach keinen Sinn ergeben wollten, lief draußen im Wald die Versammlung der Verräter ab.

Anführerin der Truppe war Mai, bei deren Ankunft auf der Lichtung gepfiffen und laut gejohlt wurde. Mai strafte sie mit missbilligenden Blicken. Die werten Herren hatten schließlich kein Problem mit ihrer Bekleidung, wenn sie sich verwandelten.

Mürrisch verschränkte sie die Arme vor dem knappen Oberteil, dann streifte ihr Blick die versammelten Wölfe. Es waren eine ganze Menge von ihnen anwesend. Unter ihnen waren sogar die engsten Vertrauten Joeys, Duke und Tristan, sowie die Raufbolde Valon und Alister. Am Rande tobten Noah und Rex und noch weiter hinten, ein Mann, der erst vor kurzem zu ihrem Rudel gehörte. Seine schwarzen Augen beobachteten das Geschehen aus einiger Entfernung.

Nur Serenity war nicht anwesend, doch das war nicht wirklich verwunderlich. Sie vergötterte ihren Herren. „Wie ich sehe,“ begann Mai, „sind wir uns alle darin einig, dass es einen neuen Leidwolf braucht.“

Augenblicklich entstand Gemurmel und hin und wieder stach ein lauter Ausruf hervor. „Er hat keine Ahnung!“ „Er lehnt sich gegen unseren Charakter auf!“ „Wir sollten kämpfen, anstand Waffenstillstände zu beschließen!“ „Wir sollten ihn stürzen!“

„Und wie stellt ihr euch das vor?“ fragte Duke laut und brachte die Meute somit zum Schweigen. „Sagt mir, hätte einer von euch gegen unseren alten Herrn eine Chance gehabt?“

„Worauf willst du hinaus?“ fragte Valon.

„Unser alter Anführer war im Kampf unbesiegbar. Joey hätte ihn niemals besiegen können.“

„Und wie sollen wir dann jemanden bezwingen, der stärker, als unser alter Herr ist?“ fragte Noah.

„Nie und nimmer ist Joey so stark,“ mischte sich nun auch Mai in die Diskussion ein. „Seht ihn euch doch nur mal an! Er mag kräftig sein, aber mit ihm hätte er es niemals aufnehmen können.“

„Und warum ist er dann nun unser Leitwolf?“ fragte Alister. „Er forderte unseren alten Herrn zum Kampf und Joey kehrte siegreich zurück und das ohne die kleinste Wunde! Wir können ihn nur stürzen, wenn wir ihn gemeinsam angreifen.“

„Das ist gegen das Gesetz!!“ rief ein älterer Mann von der Seite. „Der Kampf um den Leitposten läuft nur im Zweikampf ab und das wisst ihr!“

Wieder Schweigen. Das war ein Problem. „Wen kümmert das Gesetz, wenn er sich auch nicht daran hält?“ wand nun Rex ein. „Er kümmert sich nicht um die Regeln unserer Art, warum sollten wir bei ihm eine Ausnahme machen?“

„Ich muss ihm zustimmen,“ fügte Duke hinzu. „Er muss gestürzt werden, egal wie.“

„Dann lasst es uns tun. Wer ist dabei??“ fragte Mai auffordernd. Kampfeslustiges Gebrüll entstand und Fäuste wurden in die Luft gereckt. „Dann lasst es uns sofort tun! Solange Joey über seinen Schriften brütet können wir ihn überraschen!“ Mai drehte sich auf dem Absatz um und machte sich auf dem Weg, zurück zu ihrem Bau. Die Verräter folgten ihr.

Nur einige wenige blieben zurück. Unter ihnen war auch Tristan, welcher sich nur als Spion eingeschlichen hatte. Er musste Joey warnen, damit dieser fliehen konnte, bevor es zu spät war. Schnell verschwand er zwischen den Bäumen und beeilte sich, um schneller, als die Verräter zu sein.

Die Lichtung war nun, bis auf den Schwarzäugigen, wieder leer. Ein kaltes Grinsen huschte über sein Gesicht, denn nun war es endlich so weit. Seine Zeit war gekommen. Seine Augen, die wie dunkle Tunnel wirkten, in welche man besser nicht ging, verfolgten den Flug eines Vogels, ehe er sich vom Baumstamm abstieß und ebenfalls zur Festung zurückkehrte.
 

Unruhig wälzte sich Yami in seinem Bett hin und her. Er konnte einfach keinen Schlaf finden und Schuld daran war ein weißhaariger Vampir, den er nun eine Woche lang nicht sehen würde. Was hatte sich dieser Kerl eigentlich dabei gedacht ihn einfach zu küssen??

Yami überforderte die Situation. Er kannte Bakura sein Leben lang und war unter seiner Obhut aufgewachsen. Wie hätte er denn darauf kommen sollen, dass sich so was entwickeln würde? Seufzend drehte sich Yami auf den Rücken und starrte die Decke an.

Wenn er so darüber nachdachte, seit er ein Vampir war, hatte Bakura schon Hinweise darauf gegeben, was er empfand, nur hatte Yami sie nicht einsortieren können. Wie hätte er denn auch auf so was kommen können??

Doch viel wichtiger war, wie er nun dazu stand. Was empfand er Bakura gegenüber? Klar war, dass Yami den Älteren nie als Vormund angesehen hatte, aber hatte er ihn statt dessen als Gleichaltrigen angesehen? Rivale, Freund...? Waren sie Freunde gewesen?

Yami war sich nicht sicher, schließlich war das Verhältnis zwischen ihnen immer sehr angespannt gewesen. /Vertraue ich ihm denn eigentlich?/ nach dem letzten Stand zu schließen tat er es nicht. Bakura verheimlichte ihm eine Menge Dinge und sagte ihm noch nicht mal, was mit Yami nicht stimmte.

Wie sollte er also für jemanden etwas empfinden, dem er nicht vertrauen konnte? Dennoch musste er zugeben, dass er die Nähe des Weißhaarigen irgendwie genoss. Yami erinnerte sich an die Umarmung Bakuras. Zumindest hatte er sich da wohl gefühlt und der Kuss....

Er tastete mit den Fingern nach seinen Lippen. Sein Mund kribbelte jedes Mal, wenn er an den Kuss dachte und sein Herz raste. Eigentlich ein positives Signal, doch da war noch immer die Sache mit dem Vertrauen. /Wie könnte ich ihn lieben, wenn er doch Geheimnisse hat?/

Sich erneut auf die andere Seite wälzend stand er schließlich auf und raufte sich die Haare. /Außerdem hab ich ihn aus meinem Clan geworfen, zwar nur für eine Woche, aber trotzdem. Wie soll ich ihm denn gegenübertreten, wenn er wieder zurück ist? Und was soll ich ihm wegen des Kusses sagen?/

Ruhelos schritt der junge Lord im Zimmer auf und ab. /Aber vielleicht erwartet er auch keine Antwort. Vielleicht hat es sich für ihn bereits erledigt und es war einfach nur, um es mal gesagt zu haben./ er wusste selber, dass er sich falsche Hoffnungen machte. Er konnte sich Bakura gegenüber einfach nicht mehr so verhalten wie immer.

Wäre es bloß nur ein Streit gewesen! Gestritten hatten sie schließlich oft genug und konnten danach auch wieder ganz normal miteinander umgehen. Yami hielt in seinem Kreise ziehen inne. Irgendwie musste er sich ablenken. So ging das doch nicht weiter!

Schnell zog er sich sein Hemd über, trat dann auf den Gang und ging zu dem Zimmer, in dem er seinen jungen Gast untergebracht hatte. /Moment!/ erst jetzt, wo er an ihn dachte, fiel ihm auf, wie sich der Geruch des Braunhaarigen entfernte. /Nein, er darf nicht verschwinden!/ Yami begann zu rennen und hoffte noch rechtzeitig zu kommen, ehe sein Gast das Schloss verließ.
 

Zufrieden stellte Seto fest, dass nun, wo es Tag wurde, sich seine Zimmertür wieder öffnen ließ. Ohne lange zu überlegen nahm er seinen Koffer und marschierte zum Ausgang. Lieber würde er zur Stadt laufen, als noch eine weitere Nacht in dieser Irrenanstalt zu verbringen.

Wo war überhaupt der Aufseher von diesem nachtaktiven Pack? /Wahrscheinlich hockt der gefesselt und geknebelt im Keller./ schoss es ihm durch den Kopf.

Seto hatte nun den Eingangsbereich erreicht. Als er eine der schweren Flügeltüren aufschob flutete grelles Sonnenlicht in die Halle und Seto musste blinzeln, bis er sich an die Helligkeit gewöhnt hatte und wieder etwas erkennen konnte.

„Bitte warte!“ Seto drehte sich nicht um, als er die Stimme des Möchtegernmörders hörte, sondern beeilte sich nur, um so schnell wie möglich verschwinden zu können.
 

Yami sah, wie sein Gast verschwinden wollte. „Komm zurück!“ rief er, blieb jedoch am unteren Treppenabsatz stehen. Er konnte nicht lange in das grelle Sonnenlicht sehen, denn es brannte in seinen empfindlichen Augen. Außerdem wollte er nicht in die Helligkeit treten, denn er hatte nicht vor, sich zu verbrennen.

„Ich will dich doch nur was fragen!“ bat Yami, doch die Tür fiel mit einem Knarren wieder zu. Verzweifelt ließ sich der Violettäugige auf die Treppenstufen sinken. Nun war er weg, der einzige Mensch, den er nicht hatte aussaugen können. Wenn er doch wenigstens gewusst hätte, warum das so war.

Müde schloss der junge Lord die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Seine Gedanken wanderten wieder zu Bakura. /Er könnte mir sicherlich helfen. Wenn er mir doch endlich die Wahrheit sagen würde, dann wüsste ich auch, ob ich ihm vertrauen könnte./

Mit einem leisen ‚bonk’ lehnte Yami seinen Kopf an das Treppengeländer und begann zu zittern, schlang die Arme um den Oberkörper. Jetzt war er wirklich allein. Wem aus seinem Clan konnte er sich schon anvertrauen? Bakura hatte ihm eingebläut, dass er ihnen gegenüber keine Schwäche zeigen durfte, wenn er seine Position nicht verlieren wollte.

/Und was ist mit Mahado? Immerhin war er bereits meinem Vater treu. Aber wenn er feststellt, dass ich vielleicht nicht so bin, wie er?/ ruhelos stand er wieder auf und ging in der Halle auf und ab. /Ob Bakura einen sicheren Schlafplatz gefunden hat?/ Yami hielt inne. Was, wenn es keinen lichtsicheren Ort gab? Was würde dann mit Bakura passieren?

/Wenn man den Vampirfilmen glauben kann, dann wird er sterben. Und das würde heißen, dass ich Bakura umgebracht habe!/ der Schwarzhaarige zitterte und er sank auf den Boden. /Warum passiert mir das ständig? Warum mache ich immer Fehler?/
 

Gähnend tapste Yugi durch die Flure. Obwohl er müde war, war er viel zu aufgedreht, um zu schlafen. Also hatte er beschlossen die Küche aufzusuchen. Zwar bezweifelte er, dass es dort was Ess- oder Trinkbares gab, aber dorthin ging er immer, wenn er nicht schlafen konnte.

Soweit er sich erinnern konnte lag die Küche im Erdgeschoss und gerade wollte er die Halle betreten, als er auf dem oberen Treppenabsatz inne hielt. In der Mitte des Saals kniete sein Lord, hatte die Arme schützend um sich geschlungen und schien zu zittern.

Unsicher blieb Yugi an Ort und Stelle stehen. Sicherlich war es ihm nicht gestattet seinen Herrn so zu sehen, aber irgendwie wirkte er, als bräuchte er Gesellschaft. Einfach nur, damit jemand bei ihm war.

/Was, wenn er mich dafür bestraft?/ nur zu gut erinnerte sich Yugi an den rotäugigen Dämon, der ihn angegriffen hatte. Aber im Moment, wirkte er so gar nicht, wie ein Monster. Er machte eher einen schwachen Eindruck. Außerdem nahm Yugi noch etwas wahr: Yamis Körper fehlte Blut.

Warum? Hatte sein Lord nichts getrunken? Und wenn nein, warum nicht? Nachdenklich drehte sich der Violettäugige um und verkroch sich schnell wieder in sein Zimmer, doch die Frage ließ ihn nicht mehr los.
 

Joey raufte sich die Haare und strich eine weitere Buchstabenkombination durch. Das konnte doch nicht sein! Egal, was er auch ausprobierte, welche Sprachen er versuchte, er kam einfach auf keine Lösung. /Seth muss wirklich gewusst haben, dass ich nicht auf die Lösung komme, sonst hätte er mir die Schriften niemals überlassen./

Seufzend legte er den Stift beiseite und lehnte sich zurück, als plötzlich seine Tür aufgerissen wurde. Wütend wand sich der Blonde um. „Tristan!“ rief er, als er den Eindringling erkannte. „Was soll das? Ich will nicht gestört werden!“

„Ihr müsst von hier fliehen!“

„Was?“ ungläubig starrte er den Braunhaarigen an.

„Ein großer Teil eures Rudels hat sich gegen euch verschworen! Ihr müsst von hier weg und zwar so schnell wie möglich!“

Joey zögerte nicht lange. Die Wölfe würden ihn auseinander nehmen, wenn sie ihn fanden. Schnell packte er die schwarze Schrift und steckte sie in eine Umhängetasche, ehe er aus dem Zimmer stürmte und die Treppen hinuntereilte. In den Kerkern gab es einen geheimen Tunnel, der ihn aus dem Berg führen würde.

Ein Stockwerk weiter oben wütete bereits der Kampf. Die Werwölfe traten und schlugen nach denen, die sich ihnen in den Weg stellten und arbeiteten sich langsam zu Joeys Zimmer vor. Viel an Gegnern gab es jedoch nicht, denn viele von ihnen waren der Meinung gewesen ein neues Leittier an ihre Spitze zu stellen.

Der Rest der treuen Anhänger, ergab sich schon bald, doch als Mai das Zimmer des Blonden stürmte musste sie feststellen, dass dieses leer war. Anstatt sich jedoch zu ärgern, wand sie sich nur an die Ihresgleichen. „Er ist geflohen!! Was für ein Feigling!! Und so jemand soll unser Rudel angeführt haben??“

Mit Getöse stimmten ihr die anderen Wölfe zu und es entstanden bereits kleine Machtkämpfe untereinander. Schließlich galt es jetzt einen neuen Herrn an ihre Spitze zu stellen und hierbei handelte es sich immer um den Stärksten.

Vor allem Valon und Alister lagen sich in den Haaren. Zwar waren sie Freunde, die nicht ohne einander konnten, doch beide verfolgten sie ein Ziel: Sie wollten das Rudel leiten!
 

Besorgt fühlte Mana den Puls des weißhaarigen Jungen. Er bekam nur so wenig Blut, dass es gerade mal ausreichte, um ihn am Leben zu erhalten. Das er hier im feuchten Kerker krank geworden war, verwunderte die Braunhaarige nicht, aber er brauchte dringend mehr Blut, sonst würde er sterben.

„Was tust du hier?“ erschrocken fuhr Mana herum und sah in zwei kalte Lavendelaugen.

„Ich sehe nach dem Gefangenen,“ sagte sie kühl.

„So, so.“ antwortete Mariku. „Du besuchst ihn jede Nacht. Man könnte meinen du gehörst noch immer zum Atemuclan.“

„Ich habe mich von ihm losgesagt, falls du es vergessen haben solltest. Ich gehöre nun zu euch!“

„Dann frage ich dich, was du noch immer bei Ryou machst.“

„Ich sorge nur dafür, dass du ihn nicht wegsterben lässt. Schließlich ist er noch wichtig für den Lord. Würdest du deine neue Aufgabe ordentlich erledigen hättest du bemerkt, dass er krank ist und deshalb mehr Blut braucht.“

Mariku fauchte wütend. „Halt dich aus meinen Angelegenheiten raus! Verschwinde sofort aus dem Kerker! Geh schlafen!“

Mit kühlem Blick stand Mana aus der Hocke auf und wollte an Mariku vorbei gehen, doch dieser hielt sie am Arm zurück, drückte sie gegen die Wand um kam ihr mit seinen Lippen nahe. „Nicht alle trauen dir hier, aber das könnte sich ändern, wenn ich meinen Einfluss spielen lasse. Natürlich für einen kleinen Preis.“

Wütend fuhr Mana ihre Krallen aus und zog sie dem Sandblonden durchs Gesicht. „Deine Hilfe brauche ich ganz sicher nicht! Jeder weiß von deinem Versagen! Deine Worte würden mir erst recht Misstrauen einbringen!“

Mariku fauchte bedrohlich. Wenn er etwas nicht leiden konnte, dann wenn man sein Gesicht verunstaltete. „Du kleines Luder,“ zischte er. Mana spürte deutlich die Gefahr, die von ihrem Gegenüber ausging, tauchte unter dem Größeren weg und floh aus dem Kerker. Sie hoffte, dass Mariku nach ihren Worten, dem armen Ryou mehr Blut geben würde, denn sonst sah es schlecht für ihn aus.
 

Müde und erschöpft war Seto in der Stadt angekommen und hatte sich ein Hotelzimmer gemietet. Froh darüber wieder in der Zivilisation zu sein, setzte er sich aufs Sofa und betrachtete den Sonnenuntergang, der das Zimmer in rotes Licht tauchte. Endlich war er diese Verrückten los.

Nun galt es nur noch Mokuba einen kleinen Besuch abzustatten, dann konnte er in seine geliebte Firma in Domino zurückkehren und hatte bis zu den Herbstferien seine Ruhe. Zufrieden gönnte er sich ein Glas Wein und zog sich anschließend aus, um ins Bett zu gehen. Entspannt schloss er die Augen und fiel kurz darauf in einen tiefen Schlaf. Doch die Ruhe, die er sich wünschte, würde so schnell nicht eintreten.
 

Der Mond war aufgegangen und Yami fühlte sich wie erschlagen, als er sich im Bett auf die andere Seite drehte. Er hatte kaum geschlafen und zudem kam auch noch ein großes Schwächegefühl, was wohl von dem Blutmangel herrückte.

Doch Yami wollte nicht jagen gehen, denn der Drang in ihm wuchs und wurde immer stärker. Sein Blutdurst würde ihn erneut kontrollieren. Er würde wieder jemanden töten.

Yami verfluchte sich dafür Bakura weggejagt zu haben. Mit ihm hätte er sich getraut in die Stadt zu gehen, doch allein hatte er einfach zu viel Angst. Zitternd verkroch er sich unter die Bettdecke, als seine Tür aufgestoßen wurde und Mahado im Raum stand.

Der Schwarzhaarige setzte sich auf, verspürte dabei sofort ein Schwindelgefühl, welches ihm kurz die Sicht nahm. Dann sah er in die dunkeln Augen des Braunhaarigen, die ihn merkwürdig ansahen.

„Ihr seid schwach, Lord,“ sagte er. „ein Lord hat nicht schwach zu sein.“

Sofort kamen Yami die Worte Bakuras wieder in den Sinn. ‚Normalerweise reicht es für zwei Nächte, aber als Lord kannst du dir das nicht leisten.’ Erschrocken weiteten sich seine Augen. Würde Mahado nun gegen ihn kämpfen? Wollte er die Position des Lords übernehmen?

Yami erinnerte sich an seine Worte, dass er lieber kein Lord wäre. Doch was würde das für ihn bedeuten? Würde Mahado ihn töten müssen? Yami schluckte, krampfte die Hände in die Bettdecke und wartete den nächsten Schritt des Braunhaarigen ab.

Bitte vergib mir

12. Bitte vergib mir
 

Yami entspannte sich, als Mahados Blick sanfter wurde. „Was auch immer passiert ist, es entschuldigt nicht die Vernachlässigung Eures Standes. Jeder andere hätte Euch nun angegriffen.“

„Warum hast du es dann nicht getan?“ fragte Yami und sah abwartend in das Gesicht des Braunhaarigen.

„Ich war Eurem Vater stets treu, daher werde ich auch Euch gegenüber ergeben sein. Aber um ehrlich zu sein, für eine solche Bürde seit Ihr noch zu jung und unerfahren. Daher kann ich Euch nur raten euren Streit mit Bakura zu begraben und Euch helfen zu lassen. Vor allem, da er zu wissen scheint, wie man Euch helfen kann.“

Yami wurde hellhörig. „Woher weißt du von unserem Streit?“

„Ich war ebenfalls jagen und habe euch beide gehört.“

Der Schwarzhaarige errötete, wenn er daran dachte, dass Mahado ihren Kuss beobachtet hatte. „Kann ich auf deine ehrliche Meinung vertrauen?“ fragte er ihn.

„Immer.“

„Was kann ich tun?“

„Wegen des Streites?“ fragte Mahado und runzelte die Stirn.

„Nein, wegen dem Kuss.“

„Ich kann weder in Euer Herz sehen, noch in Euren Kopf. Ihr müsst selbst entscheiden, was das Beste ist. Allerdings solltet Ihr so schnell wie möglich auf die Jagt gehen, bevor der Rest des Schlosses von eurem Zustand weiß.“ Mahado deutete eine Verbeugung an und verließ dann das Zimmer.

Yami starrte die Bettdecke an. Er hatte Mahado ja schlecht sagen können, dass er nicht jagen gehen konnte. /Ich richte doch ein großes Blutbad an, wenn ich jetzt in die Stadt gehe./ Yami haderte mit sich und sah schließlich ein, dass es besser war, wenn er jetzt ging, als später, wenn der Blutdurst noch stärker war.

Widerwillig stand er auf und zog sich an. Innerlich zitterte er bereits vor Vorfreude. Endlich konnte er wieder trinken! Zittrig befestigte er den Umhang an seinen Schultern und stolperte auf das Fenster zu.
 

Der Falke taumelte in die Tiefe, konnte sich jedoch noch rechtzeitig wieder fangen. Kurz war Yami schwindelig geworden. Mit nur wenig Blut im Körper ließ es sich nicht sonderlich gut fliegen. Gleichzeitig schlug sein Herz wie wild bei dem Gedanken an Blut.

Die Augen des Falken glühten rot, wirkten wie zwei helle Lämpchen am Himmel. Der junge Lord versuchte sich zusammen zu reißen, doch je näher er der Stadt kam, desto schwieriger wurde es für ihn. Sein Flug wurde erneut taumelnder, denn nun musste er dem Durst mehr Konzentration schenken.
 

Bakura wischte sich das Blut von den Lippen und besah sich dann die winzigen Einstiche am Hals des Mannes. Der Brillenträger würde sicherlich nichts bemerken. Zufrieden verließ er die Wohnung des Menschen, auf dessen Dachboden er die Nacht verbracht hatte.

Nach der stickigem Luft in der Wohnung tat es gut wieder draußen zu sein. Bakura streckte sich genüsslich und ging dann durch die Straßen. Seine Gedanken wanderten zu Yami. Es war falsch gewesen ihn zu küssen. Wenn er Pech hatte, war genau das passiert, was er hatte verhindern wollen, sollte sich der Schwarzhaarige nicht gegen ihn entscheiden.

/Hoffentlich hat er gestern noch getrunken, sonst sieht es nicht gut für ihn aus./ er machte sich viel zu viele Sorgen um seinen Schützling. /Eine Woche. Das sind nur sieben Tage, danach kann ich ihn wieder beschützen./ beruhigte er sich, doch es wollte ihm nicht gelingen.

Er traute dem neuen Clan nicht. Vor allem Marik würde sicherlich seine Chance nutzen und Yami den Platz streitig machen. Und dann war da auch noch Mahado. Er gehörte zwar schon früher zum Clan, aber woher sollte der Weißhaarige wissen, ob er nicht ein falsches Spiel mit ihnen trieb?

Seine kleine Freundin war immerhin bereits übergewechselt, warum sollte Mahado nicht das Selbe tun? Bakura biss sich auf die Unterlippe. /Was, wenn Yami sich ihm anvertraut?/ wütend entwich ihm ein Fauchen. /Wenn er doch nur nicht immer so zicken würde! Ich kann ihm doch nicht einfach erzählen, dass er zu einem Dämon wird! Der verschanzt sich dann doch in seinem Zimmer und lässt keinen mehr an sich ran!/

Seine Schritte wurden langsamer, bis er schließlich stehen blieb. Wütend schlug er mit der Faust gegen die Mauer, drehte sich dann um und ließ sich an ihr zu Boden gleiten. /Kann nicht einmal was einfach sein?/
 

Joey war erleichtert über das Eintreffen der Nacht, als Werwolf war er nämlich um einiges schneller, als auf seinen zwei Beinen. Gemächlich trottete er einen alten Trampelpfad entlang, doch als ihm der Wind ins Gesicht wehte stoppte er.

Der Geruch von Mohnblumen lag in der Luft und rief etwas in Joey wach. Dunkel erinnerte er sich an ein Feld mit dunkelroten Mohnblumen. Ein kleiner Weg, der zu einem Ferienhaus führte.

Sofort beschleunigte Joey seine Schritte und folgte dem stärker werdenden Duft. Dann war es vor ihm, das Mohnfeld. Ein weißes Ferienhaus stand dort in der Mitte und sein dunkelblaues Dach schimmerte schwarz in der Finsternis.

Langsam schritt der Blonde den Kiesweg entlang und ging auf das Haus zu. Es kam ihm bekannt vor, so als wäre er schon mal dort gewesen. Und er spürte, dass im Inneren etwas war, was ihm wichtig - sehr wichtig - gewesen war.

Es musste etwas aus seiner Vergangenheit gewesen sein, an die er sich nicht mehr erinnerte. Doch leider war die Tür verschlossen. Unruhig ging der Wolf ums Haus und suchte verzweifelt nach einem anderen Eingang, doch diesen gab es nicht. Enttäuscht jaulte Joey auf und setzte sich auf die Hinterpfoten, während er sich zu erinnern versuchte. /Was ist hier passiert?/
 

Yami landete unbeholfen auf dem Straßenasphalt und legte den Falkenkörper ab. Ein gieriges Knurren verließ seine Lippen, über welche bereits die spitzen Eckzähne ragten. Die Augen waren ein einziges rotes Meer.

Wankend ging er weiter, sog dabei die Luft ein und versuchte so den nächst besten Menschen ausfindig zu machen. Yami hatte sich kaum noch unter Kontrolle, jetzt, wo er von blutreicher Beute umgeben war. Sein einziger Gedanken galt der roten Flüssigkeit, während sein Verstand längst zurückgedrängt war.

Seine Ohren nahmen Stimmen wahr und er musste stark gegen den Drang halten, sich auf die nahenden Opfer zu stürzen. /Konzentrieren...einfach nur konzentrieren./ redete er sich ein, doch als der lockende Geruch stärker wurde, half alles reden nichts mehr. Yami rannte auf die niedrige Gartenmauer zu, sprang mit einem Satz darüber und landete in einem kleinen Garten.
 

Der am Grill stehende Mann ließ die Würstchen fallen und seine Freundin schrie erschrocken auf, als sie den rotäugigen Menschen sahen, der sich auf sie stürzte. Schreiend versuchten sie zu flüchten, doch Yami war schneller, stürzte sich erst auf den Mann und biss zu.

Gierig saugte der Schwarzhaarige, musste jedoch feststellen, dass er nur den Oberarm erwischt hatte. Also biss er den Mann erneut, saugte ihm das Blut aus und schluckte es gierig hinunter.

Dabei war es ihm vollkommen egal, das in dem Blut eine Menge Alkohol enthalten war. Blut war immer noch Blut und danach lechzte er.
 

Bakura hatte die Schreie gehört und war sofort in die Richtung gerannt. Sicherlich handelte es sich bei dem Grund um Yami. Als er näher kam konnte er sogar das drohende Fauchen seines Schützlings hören und den erneuten Aufschrei der Frau.

Hastig durchquerte er eine Reihe von Schrebergärten und fand schnell den Gesuchten. Erschrocken blieb er stehen, als er seinen Lord sah. So schnell hätte er einen so starken Ausbruch nicht vermutet.

Yami war wie von Sinnen. Gesicht und Hände waren blutverschmiert, doch im Moment schien er anderweitig beschäftigt zu sein, als seine Opfer auszusaugen. Der Alkohol bekam dem Schwarzhaarigen nicht gut. Ein großer Trinker war er noch nie gewesen.

So kam es, dass er seine Mahlzeit wieder erbrach und es ihm noch schlechter ging, als wenn er einfach nur unter Blutmangel gestanden hätte. Wütend wand er sich nun an die Frau. Ihr Blut war sicherlich gut. Yami sprang auf und rannte auf die Frau zu, auf halben Wege stellte sich ihm jedoch Bakura in den Weg.

Der junge Lord dachte jedoch gar nicht daran anzuhalten, sondern stürzte sich mit lautem Fauchen auf Bakura. Zusammen fielen sie zu Boden und der Weißhaarige spürte die Zähne Yamis an seinem Hals. „Untersteh dich,“ zischte er, packte die Schultern Yamis und drehte ihn herum. Nun hockte Bakura auf den Hüften des Jüngeren und drückte ihn weiterhin an den Schultern zu Boden.

Yami fauchte daraufhin wütend und schlug seine Klauen in Bakuras Arme. Dieser ignorierte den Schmerz und fixierte statt dessen die roten Augen. „Ich weiß, dass du ihm noch nicht völlig erlegen bist, also beruhig dich, sonst gibt es kein Blut.“

Daraufhin wurde Yami nur noch hysterischer. Sein Fauchen glich mehr einem Kreischen und seine Hände schlugen nun nach Bakuras Gesicht. Dieser wich jedoch aus, warf sich den Jüngeren über die Schultern und sperrte ihn in der Gartenlaube ein. Dort konnte er sich austoben.

Unterdessen würde er dafür sorgen, dass sich die Herrschaften morgen an nichts mehr erinnerten. Bakura nahm den Bierkasten und fühlte den Mann und die ohnmächtig gewordene Frau ordentlich ab.

Dann verschwand er, um aus einem Krankenhaus Blutkonserven zu stehlen, damit Yamis Durst gestillt war und er eine größere Chance hatte wieder er selbst zu sein. /Es geht zu schnell vorwärts. Wenn das so weiter geht verliere ich Yami schneller, als mir lieb ist./
 

Joey scharrte mit den Krallen an der Tür und hinterließ so Spuren auf dem Holz. Er wollte unbedingt wissen, was sich im Inneren befand, jedoch wollte er auch nicht gewaltsam einbrechen. Menschen schienen hier nicht zu wohnen, zumindest hatte der Werwolf keine gerochen.

Aber vielleicht kamen sie noch. Er würde nur hier warten müssen. Geduldig legte sich der Blondschopf in den Mohn, atmete den Geruch der Blumen ein und döste vor sich hin. Nur seine Ohren zuckten ständig und nahmen jedes noch so kleine Geräusch auf.

Angst, dass sein ehemaliges Rudel ihn verfolgte hatte er nicht. Sicherlich hatten sie besseres zu tun, als Jagt auf ihn zu machen.
 

Wie recht er doch damit hatte. In der Burg tobte noch immer der Kampf, um die Rangordnung. Zwar war die Auswahl mittlerweile kleiner geworden, doch es rangen noch immer zehn von ihnen um den obersten Posten.

Mai sah sich das Gezänke nicht an, sondern wollte jemand ganz bestimmtes einen Besuch abstatten. Sie trabte einen langen Gang entlang, welcher sie zu den Kerkern führte, in dem man auch Odion eingesperrt hatte. Die Blonde fand es erbärmlich, dass Joey nicht befohlen hatte den Vampir zu töten.

Doch der fast Glatzkopf war nicht ihr Ziel, sondern ein Gast, den Seth um jeden Preis haben wollte, warum auch immer. Mai hielt vor einer Zelle, in welcher eine junge Frau saß. Sie hatte langes bläulichweißes Haar, welches ihr ins Gesicht fiel und die blauen Augen verdeckte. Die Haut war blass, wie bei allen Vampiren und trug ein langes weißes Kleid, welches auf der linken Seite jedoch vom Blut verfärbt worden war. Es schien so, als hätte jemand versucht ihr einen Holzpflock ins Herz zu rammen, schien jedoch daneben getroffen zu haben.

Mai war sich sicher, dass Kisara ihren Besuch bemerkt hatte, doch statt aufzusehen starrte sie nur weiter auf ihre Hände, die sie in den Schoß gelegt hatte. „Was wollen die Vampire von dir? Wofür braucht Seth dich?“ fragte Mai.

Kisara hob den Blick und sah starr die Werwölfin an. „Ondska?“ fragte sie leise.

„Wovon redest du?“

„Ando, de uk van it, sregt en tor quentir,” fuhr sie fort und schwieg dann wieder.

„Kannst du auch normal reden?“ Mai knurrte wütend, doch Kisara senkte einfach wieder den Blick und starrte ihre Hände an. So ging es immer, wenn man sie besuchte. Sie gab ein Kauderwelsch von sich, mit dem keiner was anfangen konnte und war dann wieder still.

Soweit Mai wusste hatte man bereits versucht die Weißhaarige zu foltern, um ihr irgendeinen Schlüsselbegriff zu entlocken, der ihre Worte verständlich machte, doch man sagte sie habe gar keinen Schmerz verspürt.

Murrend wand sich Mai ab und ging in den Haupttrackt der Burg zurück. Es hörte sich ganz so an, als wäre der neue Leitwolf gefunden.
 

Als ein Weiher im Blickfeld des Spähers auftauchte, landete Pegasus, um seinen Durst zu stillen. Lange würde es nicht mehr dauern. Wenn er sich beeilte würde er noch heute Nacht zu Hause ankommen. Das Herz der Krähe hämmerte stark, vor Anstrengung, doch Pegasus gönnte sich keine längere Pause.

Er schwang sich bereits wieder in die Lüfte, ignorierte die Müdigkeit und flog schnell, um Seth nicht noch länger unnötig warten zu lassen.
 

Yami tobte in der Hütte und rüttelte wie wild an der Tür, kratzte über das Holz und suchte verzweifelt nach einem Ausweg. Noch immer dürstete er nach Blut und je länger er wartete, desto mehr steigerte er sich in seinen Wahn.

Fauchend nahm er Anlauf und warf sich mit dem Gewicht gegen die Tür. Als jedoch nach dem dritten Mal nichts geschah, ging er unruhig auf und ab, blieb an dem winzigen Fenster stehen und betrachtete die bewusstlosen Opfer.

/Komm zurück, Bakura./ bat Yami und ließ sich zu Boden sinken. Der Blutrausch kostete ihm eine Menge an Kraft, die er jedoch nicht mehr hatte. Immer wieder gelang es ihm kurz sich wieder zu kontrollieren, doch schon nach wenigen Minuten siegte die Blutlust über seinen Geist.

Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis die Tür aufgeschoben wurde und Bakura auftauchte, den Arm bepackt mit Blutkonserven. Sofort glühten die Augen wieder rot und Yami stürzte sich auf den Weißhaarigen, riss ihn zu Boden und zerfetzte die Verpackung.

Gierig saugte er sie aus, bis kein Tropfen mehr übrig war. Bakura hatte Schwierigkeiten wieder unter dem Körper des Schwarzhaarigen hervorzukommen. Ein Dämon war stärker, als ein gewöhnlicher Vampir.

Er beobachtete seinen Lord, bis dieser sämtliche Konserven geleert hatte. Die letzten beiden hätte Yami nicht mehr gebraucht, doch sein Inneres bekam nicht genug von der Flüssigkeit, wollte noch mehr haben.

Die roten Augen fixierten Bakura, welcher ihm das Blut gebracht hatte. Fauchend stürzte sich Yami auf ihn, bleckte dabei drohend die Zähne, eine klare Aufforderung, dass er ihm noch mehr bringen sollte.

„Es ist genug Yami. Komm wieder zu dir,“ sagte Bakura, doch seinem Schützling schien diese Antwort gar nicht zu gefallen. Erneut fauchte er und verbiss sich in der Schulter des Weißhaarigen.

Bakura erschauerte. War es mit Yami schon so weit? Konnte er sich bereits nicht mehr kontrollieren? Er packte den Jüngeren und drehte diesen auf den Rücken, sodass er wieder auf dessen Hüften saß. „Hör auf dich aufzuregen. Du kommst gegen mich nicht an.“ Yami fauchte wie eine wütende Katze, doch das rot in seinen Augen wurde blasser. Bakura redete weiterhin auf ihn ein. Beleidigte ihn und provozierte ihn, in der Hoffnung so Yamis Geist erreichen zu können. Die Worte drangen zu Yami durch und wütend erkämpfte er die Oberhand über seinen Körper zurück. „Hör auf, du Bastard!“ zischte er und verpasste Bakura eine kräftige Ohrfeige. Doch die Reaktion, die dieser daraufhin zeigte, verwirrte ihn.

Zufrieden lächelnd stieg Bakura von den Hüften des Schwarzhaarigen. „Scheint wohl doch Vorteile zu haben, dass du dich provozieren lässt. Geht’s wieder?“ Yami brauchte einen Moment, um sich zu sammeln, den der Braunäugige nutzte, um zur Tür zu gehen. Schließlich durfte er eigentlich gar nicht bei Yami sein.

„Warte!“ bat Yami und rappelte sich vom Boden auf.

„Du hast mir nichts mehr zu befehlen. Du bist nicht mehr mein Lord,“ sagte Bakura kalt und Yamis Augen weiteten sich erschrocken über die Kälte in den Worten des Anderen.

„Dann...bitte ich dich zu warten,“ sagte Yami. Er musste seinen Fehler wieder gut machen und dann war da auch noch immer der Kuss.

Bakura drehte sich zu ihm um. „Was willst du?“

Yami holte tief Luft, ehe er begann. „Es tut mir Leid, was ich gestern getan hab. Ich wollte dich nicht verbannen, es ist mir im Streit einfach nur so rausgerutscht.“

„Wie kommst du darauf, dass es mir was ausgemacht hat?“ seine Stimme blieb weiterhin eisig. „Jetzt habe ich wenigstens Ruhe vor deinem Gewinsel.“

„Warum hast du mir dann gerade wieder geholfen?“

„Weil ich schwören musste auf dich aufzupassen und aus keinem anderen Grund. Was sollte ich denn schon an dir finden?“ wenn er Yami dazu brachte ihn wieder zu hassen, dann wäre die geschaffene Schwäche wieder erfolgreich vernichtet.

„Lüg doch nicht! Ich bin nicht blind, ich weiß sehr genau, was gestern passiert ist. Warum hast du es mir nie gesagt?“

„Vielleicht, weil du meine Zuneigung nicht verdienst.“ Bakura war sich im klaren darüber, dass er seinen Schützling damit weh tat, aber was blieb ihm denn anderes übrig? ‚Beschütz ihn, egal, was dafür nötig ist.’ Das hatte er schwören müssen und einen Schwur brach er nicht. Er drehte sich um und verließ die Hütte.

Yami griff nach dem Arm des Älteren und zog Bakura so zu sich herum. „Sei endlich ehrlich,“ bat er.

Bakura lachte auf. „Ich war gerade ehrlich.“

/Warum erzählst du mir denn nicht endlich, was los ist?/ „Ich nehme dich wieder in meinem Clan auf. Komm zurück.“

„Ich komme schon wieder. In einer Woche, wenn deine Verbannung aufgehoben ist.“

„Meine Verbannung ist jetzt bereits aufgehoben! Ich gib es ja zu, ich habe einen Fehler gemacht und es tut mir Leid! Aber du kannst mich jetzt nicht einfach eine Woche lang im Stich lassen! Ohne dich schaffe ich es nicht mich zu kontrollieren!“

„Ach?“ fragte Bakura überrascht. „Dafür bin ich dir also gut genug?“

„Nein, so meinte ich das nicht. Ich...“

„Irgendwann muss jeder einmal die Folgen für sein Handeln übernehmen. So erging es mir und so wird es nun auch dir ergehen.“ Ruckartig riss er sich los und rannte in die Nacht davon.

„Bakura!“ rief Yami ihm hinterher und lief ebenfalls in den Garten, doch Bakura war verschwunden. „KOMM ZURÜCK, DU BLÖDMANN!! BAKURA!!!“ Yami ließ sich auf die Knie fallen und schlug mit einem wütenden Schrei die Fäuste auf den Boden.

Was war nun schon wieder mit Bakura los? Warum küsste er ihn erst, wenn er nun so kalt zu ihm war? Warum konnte er ihm denn nicht einfach sagen, was los war? „Ich versteh dich nicht. Es tut mir doch leid, was ich getan habe, warum nimmst du die Entschuldigung nicht an? Warum zeigst du mir erst, was du fühlst und streitest dann wieder? Was mache ich denn falsch?“

Bakura hockte im Apfelbaum und beobachtete Yami, hörte so dessen Worte. Gedanklich antwortete er ihm. /Es war ein Fehler dich zu küssen. Es ist nicht gut, wenn wir uns näher kommen. Ich werde es dir wahrscheinlich nie erklären können./ Bakura seufzte leise und flog dann davon. /Du hast keinen Fehler gemacht, sondern ich und dein Vater. Er hätte diesen Weg niemals gehen dürfen! Es wäre meine Pflicht gewesen ihn davon abzuhalten, doch ich hab es nicht getan./

Mit kräftigen Flügelschlägen schwang sich Bakura immer weiter in den Himmel, als wolle er den Sternen entgegen fliegen und der jetzigen Welt entkommen.
 

Seth saß auf seinem Thron und verfolgte gelangweilt die Versuche eines Hofnarren ihn zu unterhalten, als eine Krähe durchs Fenster taumelte und erschöpft vor dem Thron landete. „Pegasus,“ zischte Seth, woraufhin die Krähe verschwand und statt ihrer ein verschwitzter Vampir auf dem Boden kniete.

Die langen Haaren klebten ihm matt im Gesicht. „My Lord...“ keuchte der Silberhaarige und rang nach Atem.

„Hast du ihn gefunden?“ fragte Seth sofort. Als Pegasus schwach nickte fuhr er fort. „Wo ist er?“

„Im Schloss der Atemus.“

/Eigentlich nicht anders zu erwarten./ „Dartz! Mana!“ die Angesprochenen traten aus den Schatten hervor und gingen vor dem Thron auf die Knie. „Ihr wisst, was nun zu tun ist?“

„Ja,“ sagte Dartz. „Wir werden uns in ihren Clan einnisten und Euch den Dämon bringen.“

Seth nickte. „So ist es. Mana,“ er wandte sich an das Mädchen, „durch dich wird es leicht sein Vertrauen zu erwecken, da du früher zu ihnen gehörtest. Aber ich rate dir uns nicht zu verraten!“

„Natürlich nicht, my Lord,“ sagte sie und senkte den Blick. Dann schwangen sich eine Krähe und ein Falke in die Luft und flogen in die Nacht hinaus, Richtung Atemu Castle.

Joeys Erinnerungen

13. Joeys Erinnerungen
 

Yami umkreiste einer der Turmspitzen seines Schlosses, ehe er in einer Dachluke landete und seine menschliche Gestalt wieder annahm. Niedergeschlagen streifte er durch das Schloss. Er fühlte sich ziemlich mies, wegen der Sache mit Bakura und seinem starkem Blutdurst.

Zu gerne wüsste er, was im Kopf des Weißhaarigen vorging. Was sollte das? Trieb er nur ein Spiel mit ihm? Am liebsten würde er sich irgendwo Rat holen, doch war die Frage bei wem? Mahado hatte die Hilfe bereits abgelehnt, sein Gast war weg, Tea sah ihn immer so seltsam an und Marik würde jegliche Schwäche ausnutzen.

Blieb eigentlich nur noch....Yami seufzte. /Na ob der mir helfen wird?/ letztendlich hatte er ja keine andere Wahl. Also machte sich der junge Lord auf die Suche nach Yugi.
 

Yami fand sein jüngeres Ebenbild im Salon, wo es mit großen Augen die teuren Wandteppiche und Gemälde betrachtete. „Solltest du nicht im Bett liegen?“ fragte der Violettäugige neckend, da draußen gerade die Sonne aufging, woraufhin sich Yugi erschrocken zu ihm umdrehte.

„My Lord!“ rief er. „Ihr habt mich erschreckt.“

„Das war nicht meine Absicht.“

Yugi lächelte etwas verlegen und wand sich dann wieder dem Wandteppich zu, welchen er bis eben noch bestaunt hatte. „Die Teppiche sind wirklich schön.“

„Wirklich?“ nun trat auch Yami näher und betrachtete das Gemälde aus Stoff. Unter der Bezeichnung ‚schön’ verstand er jedoch etwas anderes. Nicht, dass der Teppich hässlich gewesen wäre, dass nicht.

Es war viel mehr die Tatsache, dass ihm die Zeichnung aus einem ihm unerklärlichen Grund einen Schauer über den Rücken jagte und seinen Wahn erneut heraufbeschwörte, warum auch immer. In die Amethyste kehrte das dunkle Rot zurück und die spitzen Fangzähne traten hervor.

Der Wandteppich stellte eine grausame Szene dar. Ein mondloser Himmel hing über dem Geschehen. Ein Vampir hatte ein furchtbares Blutbad angerichtet. Er stand Knietief im Blut, um ihn herum lagen die Skelette seiner Opfer.

Yamis Blick wanderte weiter nach unten, wo etwas im Blut zu schwimmen schien. Sicherlich war es eine Sinnestäuschung, doch der schwarze Fleck nahm plötzlich klarere Formen an, wurde zu einem Wesen mit schuppiger Haut, großen fledermausähnlichen Flügeln, langen Klauen und Zähnen und blutroten Augen.

Der Atem des jungen Lords beschleunigte sich, während etwas in ihm nach draußen drängte. /Blut, Zerstörung...../ hallte es in seinem Kopf wider. /Nicht./ bat er und presste die Hände an die Schläfen.

Das Rot in seinen Augen wurde stärker, bis es genauso dunkel war, wie das des Wesens, auf dem Wandteppich. Buchstaben erschienen auf dem Wandteppich, die Yami las, während er dabei stumm die Lippen bewegte.
 

Ando, de uk van it,

Sregt en tor quentir.

San op non ben Öhl,

Tzu Fobn lör Chret üsakun xes.
 

Die Augen des geflügelten Wesens begannen zu leuchten und sich in den Verstand des Schwarzhaarigen zu brennen. Yamis Kopf pochte schmerzhaft, sodass er glaubte jemand hätte ihm einen Schraubstock umgelegt, der langsam festgezogen wurde. Ihm wurde schwarz vor Augen und fiel dann mit einem dumpfen Aufschlag auf den Boden.
 

Yugi jedoch hatte nicht das selbe gesehen, wie sein Lord. Für ihn zeigte der Teppich eine Vollmondnacht, in der Feen und Elfen über Wiesen tanzten. Fragend drehte er sich zu Yami um, als er das dumpfe Geräusch gehört hatte und kniete sich dann erschrocken zu ihm.

„My Lord! Lord!“ rief er und rüttelte an der Schulter des Älteren. Als dieser jedoch nicht reagierte sprang er auf, um Hilfe zu holen. Mahado würde ihm sicherlich helfen können. Zumindest würde der Braunhaarige genügend Kraft haben, um Yami in sein Zimmer zu bringen.

Sofort rannte Yugi los. „Mahado, komm schnell!“ rief er und stürmte die Treppen hoch, zum Zimmer des Vampirs.
 

Mahado war schon mehr oder weniger in einen tiefen Schlaf gefallen, da draußen die Sonne aufgegangen war und taumelte deshalb leicht schläfrig aus dem Zimmer, als ihm auch schon Yugi entgegen gerannt kam. „Was ist passiert?“ fragte er und versuchte ein Gähnen zu unterdrücken. Der Kleine schien völlig aufgelöst zu sein.

„Der Lord ist plötzlich umgekippt und er steht nicht mehr auf!“

Sofort war jegliche Müdigkeit verflogen. „Schrei nicht so rum, sonst weiß es das ganze Schloss. Bring mich zu ihm.“ Yugi nickte eifrig, drehte sich um und lief nun den Weg zurück, den er gekommen war.

Sie fanden Yami unverändert auf den Boden liegend vor. Sofort fühlte Mahado den Puls des Vampirs, was eigentlich unnötig war, denn er spürte auch so, dass die Aura seines Lords stark - ungewöhnlich stark - war.

Vorsichtig hob er das eine Augenlid an und starrte in ein blutrotes Meer. Erschrocken zog er die Hand zurück. „Was ist passiert?“ fragte der Braunhaarige mit ernster Miene.

„Eigentlich nichts. Wir haben uns den Wandteppich angesehen, als er plötzlich umgekippt ist. Ich weiß nicht, was passiert sein könnte.“

Mahado hob den Kopf und betrachtete den Wandbehang durchdringend, sah jedoch, wie Yugi, nur Feen und Elfen, in einer Vollmondnacht. Er wusste, dass auch Osiris schon Stunden vor diesem Teppich zugebracht hatte. ‚Es ist hier versteckt...,’ hatte er dabei immer wieder gemurmelt.

Auch Bakura hatte oftmals den Stoff untersucht. „Ich bring ihn erst mal auf sein Zimmer,“ sagte Mahado und hob Yami auf seine Arme. „Sicherlich wird er nur Schlaf brauchen. Pass auf, dass die anderen beiden keinen Verdacht schöpfen, sonst haben wir bald noch größere Probleme.“

Yugi nickte und ging dann in sein Zimmer. Nach all der Aufregung brauchte er dringend Schlaf und sein Lord war bei Mahado sicherlich in guten Händen.
 

Am späten Vormittag ließ Seto das Taxi, welches er sich gemietet hatte, auf einem kleinen Parkplatz anhalten und machte sich dann zu Fuß auf den Weg zu seinem Ferienhaus. In ihm sträubte sich alles dagegen, doch er hasste Hotels und einen anderen Ort der Unterkunft gab es in der Nähe nicht.

Seit einem Jahr stand das Haus bereits leer. Zuletzt war der Braunhaarige dort mit Joey gewesen, hatte sich auch nur seinetwegen dazu breitschlagen lassen ein Ferienhaus zu kaufen. Sie waren abends angekommen, hatten zum ersten Mal eine Nacht miteinander verbracht und was machte der Blondschopf?

Er verschwand in der selben Nacht – spurlos.

Der Wind trug ihm bereits den Geruch des Mohns entgegen und Setos Schritte wurden langsamer, als wolle er sein Ziel gar nicht erreichen. Nach und nach jedoch tauchten die dunkelroten Mohnblumen auf und die weiße Fassade des Hauses war zu erkennen.

/Wehe, wenn irgendwelche Obdachlosen da eingezogen sind!/ dachte Seto, als ob dies seine einzige Sorge wäre.
 

Joey lag im Mohn und döste vor sich hin. In letzter Zeit hatte er kaum geschlafen, da er versucht hatte die geheime Schrift zu übersetzen, daher fiel es ihm nun schwer die Augen offen zu halten.

„Na toll! Hier haben sich wohl doch Obdachlose eingenistet!“ die kalte Stimme holte ihn in die Gegenwart zurück. Etwas an dieser Stimme kam ihm vertraut vor! Hastig setzte er sich auf und sah in zwei eisblaue Augen, die ihn im ersten Moment anstarrten, als wäre er ein Geist.

Schnell gewann der Braunhaarige jedoch seine Fassung wieder und sein Blick war nur noch kühl und undurchdringlich. „Was willst du hier, Joey?“ fragte er mit eisiger Stimme.

Die braunen Augen wurden groß vor Verwunderung. „Du kennst mich?“ fragte Joey erstaunt.

„Nein, ich kenne nur eine unwichtige Person, die zufällig genauso aussieht wie du!“ zischte er, drehte sich weg und ging auf den Eingang des Hauses zu.

„Warte doch!“ rief der Blonde und sprang auf, griff nach dem Arm des Braunhaarigen, doch dieser entriss sich sofort dem festen Griff.

„Fass mich nicht an,“ sagte er drohend.

„Hör zu, es mag vielleicht seltsam klingen, aber ich habe bis vor einem Jahr keine Erinnerungen mehr. Wenn du mich kennst, dann sag es mir bitte.“

Setos blaue Augen blitzten wissend auf. „Oh man, ich muss wohl in Dummhausen gelandet sein! Und hier lasse ich Mokuba zur Schule gehen! Aber keine Sorge,“ sagte er mit falscher Freundlichkeit, „Ich rufe gleich mal die netten Herren in weiß, die bringen dich dann wieder ins Schloss zu dem Möchtegernmörderchen.“

„Wa....? Ich bin nicht verrückt! Ich sage dir Wahrheit!“

„Schon klar,“ der Braunhaarige holte einen Schlüssel aus der Hosentasche, schloss die Haustür auf und schlug sie dem Blonden vor der Nase zu. /Nie wieder fahre ich hier hin! Ganz egal, ob Mokuba dann nackt durchs Internat läuft!/

Joey stand enttäuscht vor der Tür und ging dann in den Mohn zurück. /Vielleicht weiß er, dass ich es wirklich bin, wenn ich ihm als Werwolf gegenüber trete./ dachte er und rollte sich im Blumenmeer auf die Seite, schloss die Augen und schlief sofort ein.
 

Der Himmel färbte sich schwarz, als die Nacht hereinbrach. Der Mond wurde wieder ein wenig voller und spendete somit mit den Sternen ein wenig Licht. Mahado sah, wie zwei Falken am Fenster vorbei flogen, bei denen es sich um Tea und Marik handeln musste. Im Gegensatz zu Mahado waren sie putzmunter.

Was jedoch auch kein Wunder war, denn der Braunhaarige hatte über den Schlaf seines Lords gewacht, der einfach nicht aufwachen wollte. Der Schwarzhaarige wälzte sich in seinem Bett, krallte die Finger in die Decke, schlug um sich, fauchte und gab dann wieder ein Schlucksen von sich.

Mahado wusste nicht, was er tun sollte. Er hatte versucht Yami zu wecken, war jedoch gescheitert. Und dann waren da noch die Worte, die der junge Lord ständig vor sich hin murmelte. ‚Chret’, war ein Wort, was besonders häufig fiel, doch Mahado wusste damit nichts anzufangen.

Es klopfte leise und Yugi betrat das Zimmer. „Geht es ihm wieder besser?“ fragte der Kleine und kam näher.

Mahado schüttelte den Kopf. „Ich hab keine Ahnung, was mit ihm los ist.“

„Was könnte denn passiert sein? Er wirkte irgendwie hilflos, als er in den Salon kam. Meinst du, es ist etwas passiert, während er jagen war?“

„Könnte sein...“ sagte Mahado „wäre zumindest möglich, wenn er auf Bakura gestoßen wäre.“

„Warum? Was ist denn mit Bakura? Ich hab ihn schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen.“

„Das geht nur ihn und den Lord etwas an. Aber durch Probleme mit anderen Vampiren bricht man nicht zusammen. Ich könnte schwören, dass es etwas mit dem Wandteppich zu tun hat.“

Verwirrt sah Yugi den Älteren an. „Wie denn das? Es ist doch nur ein Stück Stoff. Außerdem habe ich ihn mir auch angesehen und das länger, als der Lord.“

„Du bist ja auch nicht Osiris Erstgeborener, sicherlich liegt es daran,“ erklärte Mahado knapp, was in Yugis Kopf nur noch mehr Fragezeichen erscheinen ließ.

„Wer ist Osiris?“

Verdutzt beäugte Mahado den jungen Vampir. „Er war doch dein Vater.“

/Upps, hätte ich fast vergessen./ Yugi erinnerte sich wieder daran, dass er ja vorgab Yamis Bruder zu sein. „Ja, klar. Ich bin nur etwas verwirrt gewesen, wegen dem Lord,“ redete er sich heraus, erntete jedoch einen misstrauischen Blick seitens des Braunhaarigen.

„Wie auch immer,“ er wand sich wieder Yami zu. „Osiris und auch Bakura haben ständig diesen Wandteppich angestarrt. Sie werden sicherlich wissen, was mit dem Lord nicht stimmt. Aber da Osiris tot ist, kann nur noch Bakura helfen.“

„Aber wo ist er?“

Mahado zuckte mit den Achseln. „Wahrscheinlich irgendwo in der Stadt. Such du nach ihm ich pass solange auf unseren Lord auf.“ Yugi nickte eifrig, lief dann auf das Fenster zu, setzte einen Fuß auf den Sims und sprang dann in die Tiefe.

Seufzend betrachtete Mahado den jungen Vampir. /Osiris hat mich nicht in seine Geheimnisse eingeweiht, aber vielleicht tust du es ja. Zumindest ist deine Bindung zu Bakura geschwächt und du hast dich mir bereits schon einmal anvertraut./ „Ich will endlich wissen, was vor achtzehn Jahren passiert ist.“
 

Yami plagten schreckliche Alpträume, denen er nicht entkommen konnte.

Er lief durch eine sterbende Stadt. Um ihn herum brannten die Häuser, Menschen schrieen im Angesicht des Todes. Alle waren sie dazu verdammt zu sterben. Yami stolperte und landete in einer Pfütze aus Blut. Überall befand sich diese rote Flüssigkeit. Auf Straßen, Hauswänden, Bäumen, in den Wiesen, sammelte sich überall zu großen Pfützen.

Yami vernahm ein lautes Fauchen hinter sich, ein Vampir, der für dieses grausame Blutbad verantwortlich war. Panisch stand der Schwarzhaarige auf und rannte weiter, landete in einer Sackgasse, versuchte vergebens an der glatten Wand hochzuklettern und wirbelte herum, als er ein Fauchen in seiner Nähe vernahm.

Keuchend presste er sich an die Wand, während der Vampir näher kam. Die lange schwarze Kutte verhüllte den Fremden vollständig. Seine Schritte wurden begleitet von einem stetigem Tropfen, wenn das Blut aus seinem Umhang auf den Boden fiel.

„Verschwinde!“ rief Yami und drängte sich näher an die Wand. „Lass mich in Ruhe!“

Plötzlich hielt der Vampir in seiner Bewegung inne. Schmerzhaft schrie er auf und ging dann in die Knie. Eine Weile blieb er so sitzen, gab ab und zu immer wieder ein schmerzhaftes Fauchen von sich. Dann war er plötzlich still und Yami hielt den Atem an.

Die Kapuze war dem Mann vom Kopf gerutscht, entblößte somit schwarze Haare, einen blonden Pony und blutrote Augen. Der Vampir betrachtete seine Hände und lachte auf, Yami konnte spüren, wie dessen Aura wuchs. „Es ist tatsächlich wahr! Blut macht uns so stark, wie der zunehmende Mond die Werwölfe.“ Wahnsinnig lachte er auf und sein Beobachter hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst, als der Fremde plötzlich erneut aufschrie.

Seine Augen begannen stärker zu glühen und wanderten umher, blieben dann auf Yami hängen. Ein lautes Fauchen ging voran, dann stürzte er sich auf Yami. Panisch suchte dieser nach einem Ausweg, als seine Umgebung plötzlich verschwamm und einen neuen Ort erschuf.
 

Seto fuhr im Bett hoch, als es laut krachte. /Was zum Henker ist nun schon wieder los?/ wütend stand er auf, verließ das Schlafzimmer und blieb wie erstarrt im Türrahmen stehen. Seit wann konnten Wölfe so groß werden??

Die gewaltige Mutation eines 1,40 Stockmaß großen, blonden, Urzeithundes sah ihn aus braunen Knopfaugen an. „Was zum....?“ zum ersten Mal war Seto sprachlos, denn das war nicht einfach so beiseite zu schieben und für Unsinn zu halten, denn das Hecheln und der Gestank nach Hund waren sehr real.

„Erkennst du mich jetzt?“ fragte der Wolf plötzlich und der Braunhaarige wäre wahrscheinlich bewusstlos geworden, wenn es sein Stolz zugelassen hätte. „Ist alles ok?“ die gewaltige Schnauze kam ihm gefährlich nahe.

„Bleib bloß weg, du Biest!“ hastig stolperte er rückwärts. Ein Möchtegernmörderchen in einem verlassenen Schloss war ja noch in Ordnung, aber ein riesiger sprechender Wolf sprengte die Fassade des eiskalten Konzernchefs.

„Aber ich bin es doch, Joey.“

„Joey?“ Seto wusste nicht wirklich etwas damit anzufangen, aber die Stimme des Wolfes klang schon wie die des Blonden. „Wie....was....“ stotterte er. Hätte er sich in dieser Situation gesehen, wäre ihm sein Verhalten wohl mehr als peinlich gewesen.

„Ich bin ein Werwolf.“

„Werwolf?“ keuchte Seto ungläubig, schaffte es noch immer nicht in seine kühle Schale zurückzukehren.

„Vor einem Jahr bin ich gebissen worden, dabei bin ich mit dem Hinterkopf auf einen Stein aufgeschlagen und hab dadurch mein Gedächtnis verloren.“

Allmählich beruhigte sich Seto und sein Blick wurde wieder kühl und undurchdringlich. „Es gibt keine Werwölfe.“

„Und wie erklärst du dir dann, dass ich spreche?“

„Bestimmt sitzt hier irgend so ein rotzfrecher Stadtjunge und hetzt mir seinen Mutantenhund auf den Hals.“

„Was würde dir denn beweisen, dass es Werwölfe wirklich gibt?“

Seto schwieg kurz, ehe er fragte: „Siehst du draußen den Mond?“

„Klar.“

„Und haben wir Vollmond?“

„Nein.“ Joey runzelte die Stirn. Worauf wollte Seto hinaus?

„Aha!“

„Was heißt hier aha?“

„Werwölfe werden nur bei Vollmond zu haarigen Biestern!“

„Quatsch!“ fauchte der Blonde. „Der Mond hat nur Einfluss auf unsere Stärke und die Aggressivität.“ Seto schwieg, denn eigentlich suchte er nur nach einem Grund, um sich selbst zu beruhigen. Immerhin gab es keine Werwölfe, oder etwa doch? Diese Tatsache würde sein ganzes, wunderbar geordnetes, Weltbild auseinander werfen!
 

Bakura hockte auf dem Bordstein einer Kreuzung, eine Flasche Bier in der Hand, die er von einer Gruppe Jugendlicher hatte mitgehen lassen. Warum er sie mitgenommen hatte, wusste er nicht wirklich, da ihm nicht wirklich danach war seinen Frust zu ertränken. Vor allem, da es fraglich ob, Alkohol auf einen Untoten noch die selbe Wirkung hatte.

Letztendlich nahm er einen Schluck, schob die Flüssigkeit von einer Backe in die andere und spuckte das Bier dann angewidert wieder aus. Einem Vampir schmeckte nun mal nichts mehr, außer Blut.

„Bakura!“ der Weißhaarige zuckte zusammen, als Yugi wie aus dem Nichts auftauchte und ihm ins Ohr schrie.

„Brüll nicht, ich bin nicht taub,“ sagte er missmutig.

„Unser Lord braucht deine Hilfe!“

„Vor Ende dieser Woche braucht er meine Hilfe nicht, sag ihm das.“

„Aber er ist zusammengebrochen und kommt nicht mehr zu sich!“

„Bin ich Arzt?“ Bakura tat unbeeindruckt, doch innerlich war er unruhig. Was war mit Yami passiert?

Yugi holte tief Luft und nutzte die Information, die Mahado ihm gegeben hat. „Du bist aber der einzige, der ihm noch helfen könnte!“ als der Weißhaarige schwieg fuhr er fort: „kennst du den Wandteppich im Salon, mit den tanzenden Feen und Elfen?“

Sofort wand Bakura dem Jüngeren sein Gesicht zu. Die braunen Augen waren erschrocken geweitet.

Noch außer Gefahr

14. Noch außer Gefahr
 

„Was ist passiert?“ fragte Bakura eindringlich.

„Ich hab mir mit dem Lord den Wandteppich angesehen, dann ist er plötzlich zusammengebrochen und kommt nun nicht mehr zu sich.“

/Verdammt!/ fluchte Bakura, sprang auf und verwandelte sich in einen Falken, ehe er sich in die Luft schwang und mit schnellen Flügelschlägen dem Schloss näherte. /Verdammt, wieso habe ich den blöden Teppich nicht schon längst entfernt?? Wenn ich Yami deswegen verliere.../

Erneut beschleunigte er seinen Flug und landete schließlich erschöpft auf dem Fenstersims von dem Zimmer seines Schützlings, Yugi tauchte kurz darauf ebenfalls auf. Eilig ging Bakura zum Bett und rüttelte Yami an den Schultern. „Wach auf. Yami, hörst du mich?“ fragte er eindringlich.

„Das habe ich schon seit Stunden versucht, er wird nicht wach,“ sagte Mahado und erhob sich von seinem Stuhl. Er musterte Bakuras verzweifeltes Gesicht. Anscheinend wusste auch er nicht, was zu tun war, doch sicherlich kannte er den Grund.

„Yami, bitte,“ flehte er nun und strich über die Wange seines Schützlings. „Gib nicht nach.“ Plötzlich schien der Weißhaarige zu bemerken, dass er nicht allein im Zimmer war. „Raus hier! Alle beide!“ fauchte er wütend und die beiden Vampire gehorchten. Dann wand sich Bakura wieder dem Jüngeren zu. /Wie kann ich dich erreichen?/
 

In seinem Traum kauerte Yami in der Krone eines Baums. Unter ihm, auf einer Lichtung, waren zwei weitere Vampire. Wie auch der erste, waren sie vollständig von schwarzen Umhängen verhüllt und während der eine die Menschen in Schach hielt, begann der andere von ihrem Blut zu trinken.

Yami spürte deutlich, wie dessen Aura wuchs, je mehr er trank und spürte er auch dessen Veränderung. Die roten Augen schimmerten unter der Kapuze hervor und das Fauchen untermalte den Blutdurst zusätzlich.

„Gib mir meinen Sohn,“ sagte der rotäugige Vampir und ließ sich von seinem Begleiter ein Bündel überreichen. Das Mondlicht erhellte kurz das Gesicht des Kindes und zeigte so einen blonden Pony und violette Augen. Erschrocken sog Yami die Luft ein. /Bin das...?/ Der Vampir nahm nun eine Babyflasche zur Hand, die mit Blut gefüllt war.

„Nein!“ schrie Yami und versuchte vom Baum zu klettern. „Nein, tu das nicht!!“
 

„Nein, tu das nicht!“ hörte Bakura seinen Schützling im Schlaf rufen.

/Er sieht die Geschichte der Dämonen und wenn aufwacht wird er sich ihnen nicht mehr entziehen können. Ich muss ihn irgendwie aufwecken./ er griff Yamis Oberkörper und zog den Jüngeren so in seine Arme, presste ihn fest an sich. Doch der Schwarzhaarige wehrte sich nur noch mehr.

„Nein! Lass mich los!“

„Yami, ich bin es! Bitte wach auf!“ bat er ein letztes Mal, ehe er einen anderen Weg versuchte. Der Weißhaarige beugte sich vor, zu dem Gesicht seines Lords und küsste ihn.
 

Yami, der plötzlich an der Stelle des Babys war wehrte sich so gut es ging gegen den Griff des fremden Vampirs und versuchte die Flasche mit dem Blut von sich fern zu halten, als plötzlich etwas Warmes seine Lippen berührte. Schlagartig erstarrte er. Das Gefühl löste ein Kribbeln bei ihm aus, es kam ihm irgendwie bekannt vor.

Dann fiel es ihm ein. „Bakura,“ flüsterte er leise gegen die Lippen des Weißhaarigen, dann schloss er die Augen und die Vision verschwand.
 

Bakura hörte seinen Namen und sein Herz trommelte stark gegen seinen Brustkorb. Nur widerwillig löste er den Kuss, stellte jedoch erleichtert fest, dass Yami die Augen wieder öffnete. /Gott sei dank./ Erleichterung machte sich in ihm breit.

Noch glühten Yamis Augen in dem gefährlichen rot, doch mehr und mehr verschwand es, bis nur noch das alte Violett zu sehen war. Erleichtert presste Bakura den schmalen Körper an sich und vergrub das Gesicht in der Halsbeuge Yamis. „Ein Glück,“ nuschelte er. „Ich dachte du wärst fort.“

Yami blinzelte verwirrt. Er konnte nicht wirklich glauben, was hier geschah. Sicherlich würde Bakura ihn gleich wieder von sich stoßen und ihm irgendwas an den Kopf werfen. „Was wäre denn so schlimm daran, wenn ich fort wäre? Ich dachte du wärst sauer auf mich und könntest mich nicht leiden,“ sagte er leise und schob Bakura von sich.

Dieser sah unschlüssig auf die Bettdecke. Wie konnte er sein Verhalten erklären, ohne, dass zwischen ihnen etwas entstand? „Eigentlich hatte ich dich doch bis zum Ende der Woche verbannt. Was machst du also hier?“

„Ich....hab mich verflogen...“ sagte Bakura, auch wenn ihm klar war, was für einen Blödsinn er da von sich gab. Er stand auf und wollte gehen, doch Yami hielt ihm am Arm zurück.

„Warum hast du mich geküsst, Bakura? Schon zum zweiten Mal. Warum sagst du mir nicht endlich die Wahrheit?“ Yamis Stimme war sanft und Bakura konnte diesem Ton nicht widerstehen. Er ließ sich zurück auf den Stuhl sinken und sah in die violetten Augen, bat stumm darum nichts sagen zu müssen.

Doch sein Lord blickte nur entschlossen zurück. „Keine Ausreden mehr.“

„Ich...“ Bakura streckte die Hand aus und fuhr damit über die Wange seines Schützlings. „...liebe dich, Yami.“

Die Amethyste weiteten sich und sahen Bakura ungläubig an.

Dieser zog die Hand zurück. „Verdammt, jetzt schau mich nicht so an, ich kann doch auch nichts dafür! Es ist einfach passiert, wahrscheinlich, weil zwischen uns keine Vater-Sohn-Bindung entstanden ist. Ich wollte nicht, dass du zu sehr an mir hängst, damit du später keinen Schwachpunkt hast. Deshalb hab ich dich ja letzte Nacht auch so behandelt. Der Kuss ist mir so rausgerutscht und ich musste dann irgendwie verhindern, dass du mich magst.“

Bakura endete und wandte den Blick ab. Jetzt hatte er es endgültig das geschafft was er hatte verhindern wollen.

Nachdenklich betrachtete Yami den Älteren. Es schien ihm tatsächlich ernst zu sein und es erklärte ja auch irgendwie, warum er sich ihm gegenüber so verhalten hatte. Und dennoch waren seine wahren Gefühle immer wieder durchgekommen und Yami war zu blind gewesen, um sie zu erkennen.

Wie auch schon nach dem ersten Kuss dachte der Schwarzhaarige darüber nach, wie er zu Bakura stand. Er war für ihn kein Vormund, aber war er stattdessen ein Freund? Einer, in den er sich verlieben konnte?

Er musste ja zugeben, dass ihm die Nähe Bakuras schon irgendwie....gefiel. Hatte er sich nicht wohl gefühlt, als Bakura ihn umarmt hatte? Und bei dem Kuss....jedes Mal, wenn er an ihn gedacht hatte, hatte sein Herz wie wild geschlagen.

Yami richtete den Blick auf die Bettdecke, in die er seine Hände gekrallt hatte. Hörbar atmete er ein, ehe er zu sprechen begann. „Ich weiß nicht, was ich dir gegenüber empfinde, aber vielleicht kann ich ja lernen dich zu lieben.“ Ihre Blicke trafen sich, doch Bakura schien alles andere als erfreut, über die Worte seines Schützlings.

„Sag mal verstehst du denn nicht? Ich will nicht, dass es so weit kommt.“

„Könntest du denn deine Gefühle ewig unterdrücken?“ fragte Yami, woraufhin der Ältere den Blick wieder abwand. „Außerdem, wer sagt denn, dass es dadurch zu einer Schwäche kommt? Immerhin ist es dir gelungen mich aufzuwecken.“

Eindringlich und beinahe bittend blickten die braunen Augen wieder in die Amethyste. „Verstehst du denn nicht? Sie wollen dich haben, weil du stark genug bist, um die Werwölfe zu bezwingen und wenn du nicht freiwillig ihren Befehlen gehorchst werden sie nach einem Schwachpunkt suchen, um dich zu zwingen.“

Nun begann Yami zu grinsen. „Aber dazu müssten sie dich erst mal kriegen und wie sollen sie das schaffen, wenn ich doch so stark bin und sie dadurch gar nicht erst in deine Nähe kommen?“

Seufzend wand Bakura sich ab. „Es ist besser so.“

„Denkst du nicht ich bin alt genug, um selbst zu entscheiden, was das Beste für mich ist?“

Erneut seufzte der Weißhaarige. „Du tust doch eh wieder, was du willst,“ sagte er und stand auf.

„Wohin gehst du?“

„Jagen,“ sagte Bakura knapp und ging zum Fenster.

„Du kannst doch jetzt nicht einfach jagen gehen!“ rief Yami entrüstet.

„Warum? Es ist doch alles geregelt. Ich hab dir gesagt, wie die Dinge stehen und wie du damit umzugehen hast.“

„Und was, wenn ich deine Anweisungen nicht befolge? Als Lord stehe ich immer noch über dir.“

Bakura wirbelte wütend herum. „Mir ist völlig egal, ob du Lord bist, oder nicht!! Zwischen uns war keine Bindung und es wird auch nie eine geben!! Ich beschütze dich nur, weil dein Vater das von mir verlangt hat und aus keinem anderen Grund!!“

Nun sprang auch Yami auf. „Hör doch auf so einen Müll zu erzählen! Denkst du ich glaub dir deine Ausreden jetzt noch??“

„Mir doch egal, was du glaubst! Lass mich endlich in Ruhe damit!!“ der Weißhaarige sah seinen Schützling schmerzlich an. Warum war er auch so blöd gewesen und hatte ihn geküsst? Hätte er sich nicht einmal beherrschen können? Bakura drehte sich um, sein Umhang flog hinter ihm her, während er auf das Fenster zu lief.

„Bleib hier!“ rief Yami und eilte dem Älteren nach, der bereits in die Dunkelheit verschwunden war. „Komm auf der Stelle zurück! Bakura!!“ doch alles Rufen half nichts. Der weiße Falke war aus Yamis Blickwinkel verschwunden. Verzweifelt drehte der Lord sich um und setzte sich unter dem Fenster auf den Boden. Sein Kopf lehnte an dem kühlen Stein.

Warum wehrte sich der Weißhaarige so sehr gegen seine Gefühle? Es konnte doch nicht nur allein daran liegen, dass er Yami schützen wollte. Es musste irgendeinen anderen Grund geben.

Seufzend schlossen sich die violetten Augen. /Du hast mir noch immer nicht die ganze Wahrheit erzählt. Wäre es so schlimm, würde ich alles erfahren?/
 

Als es still blieb nahm Mahado das Ohr von der Tür. Er hatte das Gespräch zwischen Yami und Bakura belauscht. Zwar wusste er nun noch immer nicht sonderlich mehr, aber die beiden taten sich ganz schön schwer, was ihre Beziehung betraf.

/Was soll’s, das ist nicht mein Problem. Viel mehr interessiert es mich, was Yami so außergewöhnlich macht, dass ihn die anderen, wer auch immer sie sind, haben wollen. Aber das finde ich schon noch heraus./ Mahado war es leid immer außen vor gelassen zu werden. Hatte er sein Treue zum Clan noch nicht deutlich genug bewiesen?

Na gut, vielleicht lag es auch an der Tatsache, dass seine Schülerin zum Feind übergewechselt war. Doch wenn selbst der eigene Clan glaubte, dass sie nun zu den Feinden zählte, dann mussten besagte Feinde ihr doch erst recht Glauben schenken, oder?
 

Mana und Dartz pausierten an einem kleinen Teich, denn der lange Flug hatte sie stark erschöpft. Die Braunhaarige beobachtete ihren Begleiter dabei, wie er mit einem Fuchs spielte. Immer wieder ließ er ihn ein Stückchen wegrennen und zog ihn dann am Schwanz wieder zurück.

Als das Tier zu Janken begann, hielt es Mana nicht mehr aus. „Jetzt töte den Armen doch endlich, oder lass ihn laufen!“ sagte sie, woraufhin Dartz ihn nur ein Grinsen schenkte und mit seinem Spiel weiter machte.

Wütend nahm Mana ihm das Tier ab und setzte es in einen Busch. Sofort suchte der Fuchs humpelnd das Weite. „Warum so empfindlich?“ fragte der Türkishaarige, stand auf und streckte sich dabei.

„Weil man nichts quält, was schwächer ist, als man selbst. Lass uns weiterfliegen. Je länger wir brauchen, desto mehr strapazieren wir die Geduld des Lords.“

„Wenn du meinst...“ ein letztes Mal streckte sich noch der junge Mann, mit den verschiedenfarbigen Augen, ehe er sich als Krähe in den Himmel schwang. Mana folgte ihm in ihrer Falkengestalt. Im Gegensatz zu Mariku schien Dartz ihr mehr Vertrauen zu schenken, was ihren Wechsel der Seiten anging. Doch vielleicht täuschte sie sich auch. Dartz gehörte zu einem der engeren Vertrauten Seths. Er konnte Dinge wissen, von denen sie nichts ahnte. Ob er wusste, wie ein Dämon zu kontrollieren war?

Mana hoffte es nicht. Sie musste unbedingt Mahado und die anderen warnen, bevor noch etwas schlimmes geschah.
 

Im Schloss der Werwölfe wurde unterdessen gefeiert. Der neue Leitwolf war gefunden, ein nachtschwarzes Tier mit ebenso dunklen, bösen Augen. Zork war sein Name und während das Rudel ihn feierte, in dem es immer wieder lautes Geheule anstimmte und Bier und Wein aus großen Eimern schlabberte, amüsierte er sich, indem er die beiden weißen Wölfe Joeys ärgerte.

Immer wieder schnappte er nach den Kehlen der verängstigten Tiere und machte sich einen heiden Spaß daraus ihrem Winseln zu lauschen. Mai wand den Blick von ihrem neuen Herrn ab. Die armen Tiere taten ihr leid. Immerhin gehörten sie zu deren Art.

Ihr Blick glitt über das Saufgelagere und dann zu einer mit Stroh ausgefüllten Ecke. Dort lagen Valon und Alister, zu einem Knäuel aus Pfoten und Fell verschlungen und leckten sich gegenseitig ihre Kampfwunden. Es schien ganz so, als würden die beiden weniger ohne einander auskommen, als es den Anschein machte.

Müde legte Mai den Kopf auf die Pfoten und döste vor sich hin. Das ‚Fest’ würde noch drei Tage und Nächte andauern, dann brauchte es noch einen weiteren Tag, bis die Meute ihren Rausch ausgeschlafen hatte und wieder fit war, ehe sie die Vampire vernichten konnten.
 

Währenddessen sah Seto sich noch immer mit dem großen Wolf konfrontiert, dem er nicht glauben wollte, dass dieser ein Werwolf war. Stur blieb er bei der Ansicht, dass ihm jemand einen Streich spielen wollte. Knurrend tapste Joey durch das Haus, so gut es bei seiner Größe eben ging. Wie lange dauerte es denn noch, bis die Sonne endlich aufging und er zum Menschen wurde?

Denn diese Verwandlung würde Seto sicherlich überzeugen. Dieser saß auf dem Sessel und war sich seiner Meinung nicht mehr ganz so sicher, wie noch Stunden zuvor. Wenn das ganze wirklich ein Streich war, dann wäre doch jetzt allmählich Zeit es zuzugeben.

Oder war an der Sache doch was wahres dran? /Was denke ich nur für einen Unsinn? Diese Stadt ist von lauter Spinnern bewohnt, es gibt keine Werwölfe!/ ein Rumpeln riss ihn aus seinen Gedanken und der Sessel, auf welchem er saß, wurde herumgedreht. Nun sah er direkt in die braunen Augen des Wolfes.

„Während wir auf den Sonnenaufgang warten könntest du mir doch erzählen, woher du Joey kennst,“ sagte der Wolf und setzte sich vor Setos Füße.

„Wieso sollte ich dir das sagen? Es geht dich rein gar nichts an.“

Ein Seufzen. „Na gut, dann warten wir halt noch solange. Wie langweilig.“ Der Blonde legte sich hin und schloss die Augen. Dieser Seto war ein ganz schön harter Brocken und hatte einen schrecklichen Charakter. Dennoch fühlte er sich in dessen Nähe wohl. /Wie standen wir wohl zueinander? Ich würde es nur zu gerne wissen./
 

Als es dann endlich so weit war und die Sonne sich über den Rand des Horizontes schob, wäre Seto wahrscheinlich umgekippt, wenn er nicht im Sessel gesessen hätte. Kalkweiß im Gesicht beobachtete er, wie aus einem Wolf ein Mensch wurde. „Na? Jetzt überzeugt?“ fragte Joey und verschränkte die Arme vor der nackten Brust.

„Du....das....das ist unmöglich....es gibt keine....,“ stotterte der sonst so gefasste Konzernchef. „J-Joey?“

„Ja wer denn sonst? Hättest du denn jetzt die Güte mir zu sagen, woher wir uns kennen? Ich hoffe mal, dass du mir nun glauben wirst, dass ich mein Gedächtnis verloren habe, oder?“

Der Braunhaarige nickte schwach und starrte auf seine Hände. Das konnte doch alles nur ein Traum sein. Genau, das war die einzige Erklärung. Es gab schließlich keine Werwölfe und Joey war auch gar nicht hier.

Sicherlich würde er gleich aufwachen, im Schlafwagen des ratternden Zuges, auf den Weg zu Mokuba. Solange würde er das Spiel einfach mitspielen. „Wir haben uns kennen gelernt, als du mir vors Auto gelaufen bist...,“ begann Seto, der fest daran glaubte, alles sei nur ein Traum.
 

Im Schloss der Vampire war es eigentlich an der Zeit im Bett auf das Einbrechen der Nacht zu warten, doch keiner der nächtlichen Geschöpfe fand Schlaf. Bakura schritt unruhig in seinem Zimmer auf und ab. Ein drückendes Gefühl hatte sich in ihm breit gemacht. Ein Gefühl, welches ihm sagte, dass bald etwas geschehen würde. Etwas gefährliches war auf den Weg hier her.

Es war das selbe Gefühl, wie an jenem Tag vor zehn Jahren, der Tag, an dem Osiris nicht mehr zurückgekehrt war. „Gefahr ist im Verzug,“ flüsterte der Weißhaarige und betrachtete den zusammengerollten Wandteppich, der unter dem Bett hervorlugte. Er hatte in sicherheitshalber abgehangen.

„Dann spürst du es auch?“ erschrocken fuhr er herum. Bakura hatte gar nicht bemerkt, dass Yami sein Zimmer betreten hatte.

„Du hast es bemerkt?“ fragte der Weißhaarige ungläubig.

Yami nickte. „Nicht nur ich. Auch die anderen Vier spüren es.“ Er schlang die Arme schützend um seinen Oberkörper. „Etwas ist auf den Weg hier her und es bringt Gefahr mit sich.“ Ein Schauer durchlief den Körper des Schwarzhaarigen.

Bakura biss sich auf die Unterlippe, dann trat er vor und strich Yami beruhigend über den Rücken. „Mach dir keine Sorgen und versuch zu schlafen.“

Der junge Lord hob den Blick und sah in die dunkelbraunen Augen Bakuras. „Darf ich bei dir bleiben?“

Sofort wand der Weißhaarige sich ab. „Ich denke wir haben dieses Thema abgehakt?!“

/Von wegen abgehakt./ „Hieß es nicht, du sollst dich um mich kümmern?“

„Yami, lass es. Ich weiß ganz genau, auf was du hinaus willst, also vergiss es!“ zischte er und kehrte dem Jüngeren weiterhin den Rücken zu.

Langsam ging dieser auf ihn zu und umarmte ihn von hinten. Bakura schnappte nach Luft und sein Puls beschleunigte sich. Stark riss er sich zusammen, um nicht über die Hände Yamis zu streicheln. Dieser hatte den Kopf auf seine Schulter abgelegt. /Ich krieg dich schon noch dazu, dein Verweigern abzulegen. Oder wenigstens mir den Grund dafür zu nennen./

„Dann lass mich wenigstens ein bisschen so bleiben,“ flüsterte Yami, der die angenehme Wärme und den Geruch Bakura in sich aufnahm. Er schmiegte sich noch ein wenig näher an den warmen Körper und schloss entspannt die Augen. Auch sein Herz schlug schneller und ein Gefühl von Sicherheit umgab ihn, welches die Warnung von Gefahr zurückdrängte.

Bakura gab ein Seufzen von sich und fuhr letztendlich doch sanft über die Hände seines Schützlings.
 

Versteckt in einer Grotte, verbrachten ein Falke und eine Krähe den Tag. In dieser Nacht würden sie ihr Ziel erreichen. Dartz Krallen klammerten sich fest um den Fels. Kleine Bröckchen lösten sich dadurch und rieselten auf den Boden.

Hätte er es gekonnt, hätte er im Schlaf zufrieden gegrinst. Er freute sich schon – wortwörtlich - tierisch darauf den kleinen Dämon endlich zwischen die Finger zu bekommen.

Die Ruhe vor dem Sturm

15. Die Ruhe vor dem Sturm
 

Sprachlos starrte Joey seinen Gegenüber an, der stur aus dem Fenster sah. „Wir...wir beide waren ein Paar?“ fragte der Blonde ungläubig.

„Hab ich doch gesagt,“ erwiderte der Braunhaarige nur schnippisch.

Dem Werwolf stand vor Staunen der Mund offen. Na gut, er musste schon zugeben, dass da schon eine Vertrautheit gewesen war, als er Seto getroffen hatte, aber dass sie sich so nahe standen hätte er nicht gedacht. Unsicher hob er eine Hand und berührte den Arm seines Gegenübers, welcher ihm daraufhin wieder den Blick zuwandte. „Ich bin mir sicher, dass ich mich wieder an dich erinnern werde,“ sagte Joey leise, woraufhin Seto ihm nicht antwortete.

Er starrte nur auf die Hand des Blonden und nahm sie dann schließlich in die seine. Seto gab es zwar nur ungern zu, doch er hatte seinen Wildfang vermisst; sehr vermisst. Doch das würde er ihm nicht sagen. Dann fiel ihm etwas anderes ein. „Sag mal, wenn es Werwölfe gibt, existieren dann auch Vampire?“ Seto konnte nicht glauben, dass ER es war, der diese Frage stellte. Doch bis vor Kurzem hätte er ja auch noch die Existenz von Werwölfen abgestritten. Außerdem konnte es doch sein, dass dieser seltsame junge Mann in dem abgedunkelten Schloss, ein Vampir war, oder?

„Ja,“ sagte Joey und biss sich auf die Unterlippe.

„Was ist?“

„Zwischen Vampiren und Werwölfen herrschte einst Krieg. Er wurde zwar mit einem Waffenstillstand zu Gunsten der Wölfe beendet, doch ich fürchte, dass er nun wieder aufleben wird.“

Seto zog eine Augenbraue hoch. „Warum macht dir das solche Sorgen? Bist doch auch ein Werwolf.“

Joey lächelte ironisch. „Schon, aber ich war der einzig friedliche im Rudel. Weißt du, dass der Krieg vor achtzehn Jahren endete und die Vampire nicht ausgelöscht wurden, lag an einem Wechsel der Rudelführung. Werwölfe gelten zwar als aggressiv, aber es gibt halt wie überall auch Ausnahmen. Frieden wurde geschlossen, doch der Leitwolf wurde alt und es drohte eine erneute Wechselung.“

Joey legte eine kurze Pause ein. „Deshalb hat er mich geholt, um dem Rudel etwas vorzuspielen. Außerhalb des Schlosses ‚kämpften’,“ er ahmte mit den Fingern Gänsefüßchen nach, „wir um den Rang des Leittieres. Er verließ das Revier der Werwölfe und ich kehrte als neues Leittier zurück. Ich konnte sie auch lang genug in Schach halten, da sie glaubten, dass ich stark sei. Vorgestern zettelten sie dann jedoch eine Rebellion an und ich musste fliehen.“

„Soll das heißen, dass die Vampire nun ausgelöscht werden sollen?“ fragte Seto, klang jedoch noch immer recht zweifelnd, was die Situation anging.

Joey nickte. „Ja, ich fürchte, dass heißt es. Aber diesmal wird der Krieg schlimmer werden, denn wenn die Vampire wirklich hinter dem Geheimnis der Dämonen gekommen sind, dann sieht es nicht sonderlich gut für die Werwölfe aus.“

„Dämonen?“ fragte Seto, als hielte er die Worte des Blonden für Spinnereien. „Denkst du nicht, dass es langsam mal gut ist?“

Die braunen Augen funkelten ihn an. „Mein Gott, ich kann doch auch nichts dafür!! So nennt man eben Vampire, die stärker, als normalerweise sind! Ich denk mir das doch nicht aus!“

„Kein Grund hier rum zu schreien. Ich bin nicht taub.“

„Tut mir Leid.“ Eine Weile schwiegen sie und Setos Gedanken wanderten zu dem kleinen Vampir, den er im Schloss getroffen hatte. Sicherlich würde es auch ihn erwischen, aber dann könnte Seto seine Schuld nicht mehr begleichen.

Der Braunhaarige erinnerte sich an die Nacht, in der Vampire versucht hatte in sein Zimmer zu gelangen. Der Violettäugige hatte dies verhindert und Seto somit das Leben gerettet und dass passte dem Blauäugigen nun mal nicht! Er nahm nie fremde Hilfe in Anspruch und bedankte sie niemals. Aber noch mehr, als Hilfe angeboten zu bekommen, hasste er es jemanden etwas schuldig zu bleiben.

Gerade, als Seto den Blonden auf die Vampire ansprechen wollte, kam ihm dieser zuvor. „Dieser Kamin!“ rief Joey und deutete mit weit aufgerissen Augen auf besagten Gegenstand. „Da....ich hab davor gelegen, dass weiß ich!“ er erinnerte sich dunkel an ein prasselndes Feuer und an feuchte Lippen, die die seinen liebkosten.

Seto seufzte innerlich. Das Problem mit seinem Stolz konnte auch erst mal noch warten. „So, so an diese Situationen erinnerst du dich wieder?“ fragte er und klang dabei hinterhältig. Er nahm Joeys Hand und zog ihn mit sich zum Kamin, dann setzten sie sich zusammen auf den Vorleger.

„Kannst du mir erzählen, was wir gemacht haben? Vielleicht erinnere ich mich dann.“ Bat der Blonde, doch Seto schüttelte den Kopf.

„Erzählen kann ich dir das nicht, aber ich kann es dir zeigen....“ sanft küsste er die Lippen des erschrockenen Werwolfes und drückte ihn in eine Rückenlage. Langsam ließ sich Joey auf das Spiel ein, denn er musste feststellen, dass er den Berührungen des Älteren keineswegs abgeneigt war.
 

Es wurde Nacht und Bakura betrachtete seufzend das schöne Gesicht seines Lords. Yami war doch tatsächlich eingeschlafen, während er noch an dem Weißhaarigen gelehnt hatte, woraufhin dieser ihn doch in seinem Bett hatte schlafen lassen. „Mein schöner Sturkopf,“ flüsterte Bakura leise und strich ein paar der blonden Strähnen zurück. „Wenn die Situation nur nicht so ernst wäre.“

„Würdest du dann zu deinen Gefühlen stehen?“

Erschrocken zog Bakura seine Hand zurück. „Du hast mich gehört??“ fragte er aufgebracht.

Langsam öffneten sich die violetten Augen einen Spalt breit. „Mach weiter,“ forderte er, ohne auf die Frage einzugehen. „Das ist schön.“

„Yami....“ er wurde unterbrochen.

„Lass die Standpauke, ich weiß eh, was du sagen willst.“

„Dann frage ich dich, warum du überhaupt so einen Vorschlag machst.“

„Und ich frage dich, warum du mir nicht die Wahrheit erzählen willst.“ Yami setzte sich auf und sah den Weißhaarigen an, der sich jedoch abwandte. „So schlimm kann keine Wahrheit sein, dass du sie mir weiterhin verheimlichst!“

„Doch, das ist sie und du würdest sie nicht verkraften.“

„Ach wirklich?“ meine Yami nun angriffslustig und verschränkte die Arme vor der Brust. Bakura wand ihm sein Gesicht nun wieder zu. „Früher oder später finde ich es sowieso heraus.“

„Ja....das wirst du wahrscheinlich.“ Er senkte den Blick. „Aber später ist besser.“

Wütend funkelten die Amethyste ihren Gegenüber an. „Verdammt Bakura! Ich will es von dir erfahren und nicht über einen Dritten oder aus dem Mund meines Feindes, der die Wahrheit wohlmöglich noch verdreht!!“

„Yami, vertrau mir doch einfach. Du trägst als Lord schon genug Verantwortung, dann muss ich dich nicht auch noch mit Fehlern aus der Vergangenheit konfrontieren! Du bist noch zu jung.“

„Zu jung??“ rief Yami aufgebracht. „Ich bin 18 und somit volljährig!! Nur weil du 94 Jahre alt bist brauchst du mich nicht als kleinen Jungen abzustempeln, den man ständig bemuttern muss!“

Die braunen Augen funkelten zurück. „Ach ja?? Dann sag mir doch mal was du tun würdest, wenn dein Vater für deine Situation verantwortlich wäre?? Wenn er Schuld daran hätte, dass du ständig in Blutrausch gerätst und Vampire und Werwölfe Jagt auf dich machen??“

Yami blieb stumm und starrte Bakura einfach nur an. Waren die Worte des Älteren wahr? Das konnte er nicht glauben. „Das ist...“ stotterte er, doch Bakura unterbrach ihn und stand auf.

„Was ist das? Das ist nicht wahr?? Nun, es ist sehr wohl wahr Yami! Na, denkst du jetzt noch immer, dass du damit zurecht kommst??“

Yamis Blick wurde wieder fest und fixierte die braunen Augen. „Vielleicht komme ich ja wirklich nicht damit klar, aber ich habe jedenfalls ein Recht darauf, es zu erfahren. Außerdem, wenn du es mir verheimlichst, aus Angst, ich könnte mit der Wahrheit nicht leben, wird doch nur gezeigt, dass ich dir nicht so egal bin, wie du es gerne hättest.“

Diesmal war es Bakura, der schwieg. Langsam drehte er Yami den Rücken zu und setzte sich anschließend auf die Bettkante. „Ich hasse sie,“ sagte er schließlich und in seiner Stimme lag Verzweiflung. „Diese verdammten menschlichen Schwächen, die sich Gefühle schimpfen!!“ Bakura hielt den Blick gesenkt und sein Körper begann zu zittern.

Yami spürte den Schmerz, als er den sonst so starken und abweisenden Vampir so schwach sah. Langsam kroch er von hinten auf ihn zu und legte die Arme schützend um ihn. Den Kopf bettete er auf die stetig erzitternde Schulter. „Nur, weil er mein Bruder war,“ brachte der Weißhaarige schließlich hervor und seine Stimme bebte dabei. „Nur, weil er mir das Wichtigste war, nur deshalb haben sie ihn umgebracht...“

Yami schluckte schwer, sagte jedoch nichts. Er hatte nie erfahren, dass Bakura einen Bruder hatte. Aber zumindest konnte sich der Schwarzhaarige nun erklären, warum sein Freund sich weigerte jemanden an sich ranzulassen. Yami zog die Umarmung noch etwas fester und begann sie beide dann sanft zu wiegen.

Nach einer Weile ebbte das Zittern ab und Bakura legte statt dessen eine Hand auf die Yamis. „Ich will doch nur verhindern, dass du in die selbe Situation gerätst, wie ich damals.“

„Liebst du mich denn so sehr?“ fragte Yami leise, woraufhin sich Bakuras Hand stärker um die seine klammerte.

Er schwieg, dann drehte er sich in der Umarmung um und sah in die schimmernden Amethyste seines Schützlings. Er drückte ihn sanft nach hinten, bis Yami lag und Bakura über sich hatte. Dieser fuhr sanft über die Wange des Jüngeren, ehe er dessen Gesicht und den warmen Lippen immer näher kam.

Yami erschauerte, als er Bakuras Blick auffing und den Älteren so über sich zu haben trieb ihn die Röte ins Gesicht. Sollte er etwa auch etwas für Bakura empfinden? Sein Herz schlug viel zu schnell und er konnte nicht länger in dieses dunkle Braun sehen.

Hastig wand er den Blick ab, um Bakura nicht mehr ansehen zu müssen, doch dieser machte ihm da einen Strich durch die Rechnung. Sanft drückte der Weißhaarige das Gesicht wieder zu sich und zwang Yami somit ihn erneut anzusehen. Die Röte in dessen Gesicht machte ihn nur schöner und Bakura konnte sich nicht mehr zurückhalten, er musste ihn jetzt einfach küssen.

„Viel zu sehr,“ beantwortete er schließlich Yamis Frage, gab dem Drang endlich nach und fing die begehrten Lippen mit den seinen ein. Sehnsüchtig kostete er jede Sekunde des Kusses aus und sein Puls beschleunigte sich, als der Schwarzhaarige den Kuss zögernd erwiderte.

Yami spürte, wie kleine Blitze durch seinen Körper jagten und sich eine angenehme Wärme in seiner Magengegend ausbreitete. Zögerlich hob er die Hände und legte sie in Bakuras Nacken, zog diesen weiter zu sich, um den Kuss noch zu vertiefen.

Erschrocken öffneten sich die Amethyste, als Bakuras Zunge gegen seine Lippen stieß, doch neugierig, auf das Kommende, öffnete er breitwillig den Mund. Der Weißhaarige vergrub seine Hand in Yamis Haar. Wie sehr hatte er sich hier nach schon gesehnt? Wie hatte er nur so lange warten können?

Der Jüngere schmeckte noch besser, als er sich vorgestellt hatte. Sehnsüchtig erforschte er das fremde Gebiet und stupste dann die fremde Zunge neckend an. Auch diesmal zögerte Yami erst, ehe er sich auf das Spiel einließ.

Es war nicht so, dass er noch nie geküsst hatte, doch bisher waren es nur Mädchen gewesen und er war mit ihnen nicht ein Leben lang zusammen gewesen. Doch es fühlte sich herrlich an und jedes Mal, wenn Bakuras Zunge die seine berührte, jagten Stromstöße durch seinen Körper.

Hatte er den Weißhaarigen etwa schon seit längerem begehrt, ohne es zu merken? Empfand er etwa auch Liebe für ihn? Die Hände krallten sich in die weiche Mähne Bakuras, doch aus Luftmangel waren sie gezwungen den Kuss zu lösen.

Mit geröteten Wangen und leicht nach Atem ringend sahen sie einander an. Bakuras Verstand, der ihm klar machten wollte, was für ein Fehler das Ganze hier doch wahr, wurde einfach abgeschaltet. Im Moment war er einfach im Bann dieser verschleierten Amethyste gefangen.

Yami erschauerte unter dem innigen Blick des Älteren, doch diesmal konnte er den Blick nicht abwenden. Seine Lippen prickelten und seine Kehle brannte. Er wünschte sich, dass Bakura ihn noch ein mal so küsste, dass er ihn berührte.

Yami errötete noch mehr über seinen Gedanken, was Bakuras Verstand nur noch mehr vernebelte. „Yami,“ krächzte er leise und fuhr erneut über die gerötete Wange.

Der Moment wurde je zerstört, als die Tür aufgerissen wurde und Mahado im Raum erschien. „Ba.....“ mit aufgerissen Augen starrte er die beiden an, die dem Störenfried zwar ruckartig den Blick zugewandt hatten, jedoch anderweitig ihre Stellung nicht verändert hatten. „My Lord....“ keuchte der Braunhaarige nun, brauchte eine Weile, um zu begreifen und wurde dann rot.

Nun fuhren die beiden doch auseinander und Yami strich sich zittrig eine Strähne aus dem Gesicht. „Was gibt es Mahado?“

„Die anderen sind ziemlich nervös. Sie alle fühlen die sich nähernde Gefahr. Eure Worte könnten sie vielleicht beruhigen.“

Schlagartig fühlten es auch Yami und Bakura wieder. Das Gefühl von Gefahr war stärker geworden und in ihrem Tun hatten sie es gar nicht bemerkt. Kurz wechselte der Schwarzhaarige einen Blick mit dem Braunäugigen, ehe er sich wieder an Mahado wandte. „Ich komme,“ sagte er, stand auf, strich kurz seine Kleidung glatt und eilte dann aus dem Zimmer. Bakura und Mahado folgten ihm kurz darauf.
 

Mana erzitterte unter Dartz’ Blick auf ihrem Rücken. Sie hatte um eine kleine Pause gebeten. Eigentlich wollte sie den Vampir irgendwie ausschalten, doch das schien er zu ahnen, denn er verfolgte jede ihrer Bewegungen.

Als engster Vertrauter Seths war es zu gefährlich ihn mit ins Schloss zu nehmen, aber er war zu stark, als dass Mana ihn hätte ausschalten können. „Warum so nervös?“ fragte der Türkishaarige das Mädchen, welches daraufhin herumwirbelte. „Ich bin dein Freund,“ sagte er.

„Selbstverständlich!“ erwiderte Mana und versuchte sicher zu klingen.

Dartz schüttelte den Kopf. „So mein ich das nicht. Jetzt, wo wir weit genug vom Anubis Clan entfernt sind kann ich mich offenbaren.“ Die Braunhaarige starrte ihren Gegenüber ungläubig an. „Seth wird einen Krieg anzetteln, sollte er den Dämon in die Finger kriegen, das müssen wir verhindern.“

Mana nickte scheu. Sie war sich nicht sicher, ob sie Dartz’ Worten trauen konnte, doch sie hatte schließlich gar keine andere Wahl. „Du glaubst mir nicht, nicht wahr?“ fragte er.

„Nein, ich war nur überrascht!“ rief Mana hastig und erntete ein geheimnisvolles Lächeln seitens Dartz.

„Soll ich dir einen Beweis liefern?“ fragte er, ging auf das Mädchen zu und zog eine schwarze Schriftrolle unter seinem Umhang hervor.

Mana sog die Luft ein. „Du hast doch wohl nicht etwa die schwarzen Schriften aus Seths Zimmer entwendet?!“ rief sie entsetzt.

„Nun, so wie es aussieht schon, oder was sollte das hier sonst sein? Es handelt sich um die originalen föddes han ondska.“ Er hielt der Braunhaarigen die Schriftrolle entgegen und sie rollte sie auch gleich auseinander und überflog die obersten Verse, des Gedichtes.

„Sie ist echt...“ flüsterte sie noch immer ungläubig, das hinterhältige Lächelnd Dartz’ entging ihr.

„Dann lass uns weiter fliegen,“ forderte der Ältere. Mana nickte, steckte die Schriften ein und folgte dann ihrem neuen Verbündeten in den Himmel.
 

Yugi saß zusammen mit Marik und Tea im Salon und warteten nervös auf ihren Lord. Sie hofften, dass er für diese Vorahnung irgendeine beruhigende Erklärung hatte. Tea nagte nervös an ihren Fingernägeln, Marik sah beunruhigt aus dem Fenster und Yugi zwirbelte seinen Umhang zwischen den Händen.

Als sie Schritte hörten sahen sie alle auf und Yami betrat den Salon, dicht gefolgt von Bakura und Mahado. „My Lord,“ meldete sich Tea zu Wort. „Könnt ihr es auch spüren?“ sie legte eine Hand auf ihr Herz. „Es fühlt sich an, als ob uns Gefahr drohen würde.“

Yami nickte. „Ja, ich hab es auch bemerkt.“ Dann holte er tief Luft, ehe er fortfuhr. Es galt die Vampire zu beruhigen. „Aber solange ihr im Schloss bleibt kann euch nichts passieren, schließlich steht ihr unter meinem Schutz,“ sagte er zuversichtlich und wurde aus drei großen Augen hoffend angesehen. „Geht nicht zu lange auf die Jagd, solange ihr in meiner Nähe seit kann euch nichts passieren.“

Tea atmete erleichtert auf, doch Marik schien nicht sonderlich überzeugt zu sein. „Tut mir Leid, wenn ich Eure Zuversicht einen kleinen Abbruch geben muss,“ sagte er und ging auf Yami zu. „Aber warum seit Ihr euch so sicher, dass Ihr es mit der Gefahr aufnehmen könnt? Was, wenn sie doch gefährlicher ist, als Ihr glaubt?“ fragte er und klang dabei leicht abwertend.

Yami wollte schon den Mund öffnen, um etwas zu sagen, doch ein Fauchen seitens Mahado ließ ihn inne halten. Alle Augen wandten sich nun dem Braunhaarigen zu, der neben seinen Lord trat. „Wieso zweifelst du an seinen Worten, Marik? Du hast seine Stärke doch schon mehrmals am eigenen Leib erfahren, oder?“

Marik verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich zweifle auch nicht, an seiner Stärke. Aber selbst ein mächtiger Vampir, wie Ihr es seit,“ er wand sich wieder an den Schwarzhaarigen, „kann unmöglich ein ganzes Heer von Feinden zerschlagen, sollte es hier auftauchen.“

„Oh, doch, dass kann er,“ mischte sich nun Bakura ein und stellte sich ebenfalls neben Yami auf. Dieser kam sich recht seltsam vor, wie er so rechts und links von den beiden Vampiren flankiert wurde, als ob sie seine Leibwächter wären. „Du hast nicht mal den Hauch einer Ahnung, wie stark unserer Lord werden kann, also sei still und misch dich nicht in Dinge ein, die du nicht verstehst.“

Bakura untermauerte seine Worte noch mit einem gefährlichen Zischen und ließ seine Zähne wachsen. Drohend sah er in die lavendelfarbigen Augen des Jüngeren. Marik wich unsicher einen Schritt zurück. Es war so, als stände er einer gehobenen Klasse gegenüber.

Anscheinend gab es mehr, als nur eine einfache Rangordnung. Es gab die Mächtigen, die dem Lord nahe standen und der schwache Rest – das Fußvolk, oder auch die Bauern. Doch sie waren sicherlich nicht so dumm, wie diese. „Aber du weißt darüber bescheid, ja?“ griff Marik nun den Weißhaarigen an.

Im Hintergrund zog sich Tea scheu zurück und Yugi begann wieder seinen Umhang zu zwirbeln. Es war sicherlich nicht gut, wenn man sich mit den Vertrauten des Lords anlegte. „Ich weiß mehr, als du,“ zischte Bakura und machte drohend einen Schritt auf den Sandblonden zu, doch diesmal griff Yami ein.

„Das reicht jetzt.“ Er streckte den Arm aus und hielt Bakura so zurück.

„Warum haltet Ihr ihn zurück?“ fragte Marik frech. „Ist es nicht Regel Streitigkeiten auf der Art des Kampfes zu regeln?“

„Wenn du so primitiv, wie die Werwölfe bist, dann ja,“ antwortete Bakura, woraufhin Marik fauchte.

„Ich hab gesagt, es reicht!“ sagte Yami diesmal eindringlicher und das gefährliche Rot kehrte in seine Augen zurück. Beide Vampire zuckten schlagartig zurück, denn Yamis Aura wuchs stark. Wütend fauchte er. „Marik,“ zischte er, „Dein Verhalten geht zu weit! Ständig provozierst du mich, wieso?“

Marik lachte auf. „Du hast mir mein Leben genommen! Alles, was mir etwas bedeutet hat. Du hättest mich töten sollen. Ich hasse dich du widerlicher Bastard.“

Nun füllte das rot die violetten Augen komplett aus. Grob packte Yami seinen Untergebenen am Kragen. „Wenn du sterben willst, nur zu. Dann geh in die Sonne und lass dich verbrennen,“ zischte er kalt, schleuderte Marik von sich, der daraufhin gegen einen Sessel prallte. „Und was ist mit euch??“ blaffte er nun die anderen beiden an. „Zweifelt ihr auch an mir??“

Tea holte tief Luft, ehe sie es wagte etwas zu sagen. „Bitte lasst mich erklären, my Lord. Wir alle haben unsere Familien und Freunde, die wir nun nicht mehr sehen können. Uns wurde alles genommen, was uns etwas bedeutet hat. Ihr könnt uns unseren Hass nicht verdenken.“

So schnell, wie es gekommen war, verschwand das Rot wieder aus den Augen, die nun feucht schimmerten. Er verstand seine Vampire, denn er hatte ähnlich gedacht, als Bakura ihn gebissen hatte. Dennoch traf ihn die Tatsache, dass sie ihn hassten. Man hatte ihn schon als Menschen gehasst und nun musste er feststellen, dass ihn nicht mal Vampire leiden konnten.

Seine Hände zitterten, dann machte er auf dem Absatz kehrt und rauschte davon.

Mahado und Bakura tauschten einen Blick aus, dann drehte sich auch der Weißhaarige um, um seinem Schützling nach zu gehen. „Er ist zu jung,“ flüsterte der Braunhaarige ihm noch leise zu.

„Ich weiß,“ antwortete Bakura ehe er den Raum verließ.

Hastig sprang Yugi von seinem Platz auf. „Warte, Bakura!“ rief er und rannte in den Flur, in welchem der Weißhaarige stehen geblieben war.

„Was ist?“

„Bitte sag ihm, dass ich ihn nicht hasse.“ Als Bakura eine Augenbraue hochzog begann er zu erklären. „Als er mich angriff, da hatte er diese roten Augen. Er war, wie ein Monster, aber wenn diese roten Augen nicht da sind, dann ist er ganz anders. Ich.....“ er zögerte, da er nicht sicher war, ob er das wirklich erzählen sollte. „...habe ihn weinen sehen, vor zwei Nächten.“

/Vor zwei Nächten?/ fuhr es Bakura durch den Kopf. /Das war die Nacht, als ich ihn geküsst hatte./

„Ich glaube nicht, dass er wirklich böse ist. Sag ihm, dass ich sein Freund bin und hinter ihm stehe.“

Der Weißhaarige betrachtete durchdringend die großen unschuldigen Augen Yugis und lächelte schließlich. „Du bist intelligenter, als die beiden anderen Sturköpfe. Ich werde es ihm sagen, aber sag du es ihm auch noch mal, dann wird er es sicherlich eher glauben.“

Yugi erwiderte das Lächelnd dankend, dann drehte er sich um und ging in den Salon zurück, während Bakura die Treppen hoch zu seinem Schützling eilte.
 

Mana und Dartz landeten vor der Brücke, die hinüber zum AtemuCastle führte und nahmen wieder ihre menschliche Gestalt an. Dann überquerten sie den See und über Dartz’ Gesicht huschte ein hinterhältiges Grinsen. /Endlich ist es soweit, kleiner Dämon./

Mana klopfte laut an die Pforte, ehe sie diese öffnete und in die Halle trat. Als Mitglied des Clans musste sie nicht warten, bis man ihr das Tor öffnete.
 

Im Salon zuckten sämtliche Vampire zusammen. Die Gefahr war nun ganz nahe und scheu tauschten sie untereinander Blicke aus. Selbst Marik wünschte sich nun doch, dass Yami hier wäre, um sie zu schützen. „Mahado? Seid Ihr hier?“ klang die Stimme einer jungen Frau durch das Schloss und der Braunhaarige riss überrascht die Augen auf. /War das nicht Mana? Aber wieso verschwindet dann das Gefühl von Gefahr nicht?/

„Mahado?“ die Stimme war nun ganz nahe und alle Augen starrten gebannt auf den Türbogen, in welchem zwei Gestalten erschienen.

Die Falle

Langsam muss ich mich mal bei den Kommischreibern bedanken....Also: Danke, für euer Feedback *euch drück* Und hoffe die folgenden Kapitel gefallen euch genauso gut, wie die vorangegangenden.
 

16. Die Falle
 

Joey gab ein zufriedenes Winseln von sich und leckte Seto mit seiner großen Zunge übers Gesicht. „Bah, Joey musste das sein?!“ fauchte der Braunhaarige und wischte sich durchs Gesicht.

„Tut mir Leid, alte Gewohnheit.“

Seto grummelte und lehnte sich dann wieder an den Rücken des Werwolfes. Nach einer Weile durchbrach er die Stille. „Ich muss zu diesem komischen Schloss, in dem der Vampir lebt,“ sagte er.

Joey hob fragend den Kopf. „Was willst du dort?“

„Wenn die Werwölfe stärker sind, als die Vampire, dann ist doch das Leben dieser Fledermaus in Gefahr oder?“

„Wahrscheinlich, aber worauf willst du hinaus?“

„Der Wicht hat mir das Leben gerettet und da ich nur ungern jemanden etwas schuldig bleibe werde ich ihm helfen müssen.“

„Bist du verrückt?“ rief der Blonde aufgebracht. „Du bist ein Mensch! Was willst du gegen die Wölfe ausrichten können?“

„Ich hab doch einen Werwolf an meiner Seite.“

„Falls du es vergessen haben solltest, ich bin ein Ausgestoßener. Ich werde das Rudel wohl kaum von irgendetwas abhalten können.“

Setos Miene zierte ein hinterhältiges Lächeln. „Oh doch, dass kannst du. Du wärst mir eine großartige Hilfe.“

„Was? Was willst du damit sagen?“

Seto erhob sich. „Das erfährst du schon noch früh genug. Beweg deinen Hintern, damit wir los können.“

Joey tat wie ihm geheißen und schüttelte sein dichtes Fell. „Du bist ein komischer Kauz,“ meinte er.

„Würde es dir was ausmachen wären wir nicht zusammen, oder?“

„Na, ja. An wirklich was erinnern kann ich mich immer noch nicht. Abgesehen von dieser Stelle im Riesenrad. Wir waren doch mal in einem, oder?“

Seto gab ein unverständliches Brummen als Antwort von sich und wurde rot. /Warum muss er sich ausgerechnet an diesen peinlichen Moment erinnern?/ er nahm seinen Mantel vom Garderobenhaken und verließ das Ferienhaus, dicht gefolgt von seinem haarigen Freund.
 

Bakura betrat das Zimmer Yamis und fand diesen, wie er auf dem Fenstersims saß und den Rücken an den Rahmen gelehnt hatte. Sein Blick war auf den Mond gerichtet, der ab und zu hinter den Wolken hervorlugte.

Langsam ging der Weißhaarige auf Yami zu und legte ihm schließlich eine Hand auf die Schulter. „Du hattest recht,“ sagte der Jüngere leise. „Ich bin zu jung und komme mit meiner Aufgabe nicht klar. Mein Clan hasst mich und ich kann sie verstehen, aber es ist verletzend von ihnen verachtet zu werden.“

„Nicht alle hassen dich,“ sagte Bakura leise und streichelte mit dem Daumen sanft Yamis Schulter. Dieser ergriff die Hand mit der seinen und klammerte sich Halt suchend daran fest. „Yugi mag dich.“

Yami lachte bebend auf. „Ausgerechnet er? Er hat als einziger gesehen, was ich für ein Monster bin.“

„Du bist kein Monster. Und gerade weil dich Yugi so gesehen hat hasst er dich nicht. Er weiß, dass du nicht wirklich so bist. Und Marik und Tea werden das auch noch merken. Du musst nur ihr Vertrauen gewinnen.“

„Ach und wie?“ Yami wand den Blick vom Himmel ab und richtete ihn auf Bakura. „Wie soll ich das schaffen? Sie glauben ja noch nicht mal, dass ich sie beschütze.“

„Das kommt schon noch. Gib ihnen Zeit und denk nicht mehr dran.“

Müde lehnte Yami seinen Körper an Bakuras Brust und schloss erschöpft die Augen. Noch immer spürte er die Gefahr und er wusste, dass sie sich in seinem Schloss befand, doch es fehlte ihm die Kraft zum Kämpfen. Yami fühlte sich müde und ausgelaugt. Ob es an dem Blutmangel lag? Doch warum drängte dann sein Körper nicht wie sonst nach der roten Flüssigkeit?

Schwer atmete er ein und Bakura wand ihm besorgt sein Gesicht zu. „Ist alles in Ordnung?“ fragte er.

„Ich bin nur müde,“ sagte Yami leise, klammerte sich mit einer Hand an Bakuras Umhang. „Willst du nicht nachsehen, wer unser Feind ist?“

„Nein,“ antwortete er ehrlich. „Das Pack da unten muss nicht beschützt werden, sondern du.“

„Aber wovor? Du weißt es, oder?“

„Ja,“ sagte Bakura leise, beugte sich zu Yami hinab und küsste ihn sanft auf die Stirn. Es war mehr aus einem Reflex heraus, doch selbst, wenn er sich zurückgehalten hätte, so hätte es keinen Unterschied gemacht, denn Yami wusste bereits, wie er empfand. Und die Tatsache, dass dieser ihren letzten Kuss erwidert hatte, ließ nur darauf schließen, dass Bakura ihm keineswegs gleichgültig war.

„Yami?“ fragte er leise. „Erwiderst du meine Gefühle?“

„Ich bin mir nicht sicher...“ langsam öffneten sich die Amethyste wieder uns blickten hoch in die dunkelbraunen Augen des Anderen. Eine Weile starrten sie sich an, dann beugte sich Bakura vor, zu den Lippen Yamis. Sanft küsste er diese und fuhr mit seiner Hand den Brustkorb des Schwarzhaarigen hinauf, bis zur Spange, die den Umhang hielt.

Mit einem leisen Rascheln fiel der Stoff zu Boden und der Lederharnisch folgte kurz darauf. Als Bakuras Hand jedoch zum obersten Knopf des Hemd wanderte lösten sie den Kuss aus Luftmangel. Tief sahen sie einander in die Augen. „Wenn du das nicht willst, dann sag es,“ forderte Bakura leise und strich über die weiche Haut am Hals. Seine Fingerkuppen nahmen die winzigen Erhebungen wahr, die von dem Biss stammten, dann glitten sie zurück zum Kragen.

Yami antwortete nicht, sondern hob die Hand und fuhr mit dieser über Bakuras Wange, zum Ohr und zum Nacken, wo sie verweilte. Bakura sog bebend die Luft ein und schloss die Augen, aufgrund der lang ersehnten Zärtlichkeit.

Er spürte den leichten Druck, als Yami sein Gesicht zu sich zog um ihm zu einem erneuten Kuss aufzufordern. Der Weißhaarige kam der Aufforderung nur zu gerne nach und öffnete geistesabwesend die Knöpfe von Yamis Hemd.

Das unten vielleicht ihr Feind auf sie lauerte und sie in dieser Situation ein leichtes Angriffsziel waren, war ihnen im Moment egal.
 

„Mana?“ fragte Mahado ungläubig und starrte seine Schülerin an, ehe sein Blick zu ihrem Begleiter wanderte, eindeutig der Gefahrenquelle. „Was... ?“

„Wer ist das?“ fragte Marik forschend und betrachtete die Braunhaarige misstrauisch.

„Mein Name ist Mana,“ stellte sich das Mädchen selbst vor. „Ich gehöre schon seit langem zum Atemu Clan. Das hier ist Dartz,“ sagte sie und deutete auf ihren Begleiter. „Er hat die Seiten gewechselt und gehört nun zu uns. Wir können ihm vertrauen.“ Den letzten Satz hatte sie hinzugefügt, als sie Mahados kritischen Blick bemerkt hatte.

/Auf unserer Seite? Warum ist er dann derjenige, vor dem uns unser Instinkt gewarnt hat?/ Doch Mana hatte sicherlich einen guten Grund, für ihr Vertrauen in den Türkishaarigen. Mit ihren grünen Augen sah sie Mahado durchdringend an. Sie musste etwas wichtiges wissen. „Du hast sicherlich viel zu erzählen Mana,“ sagte der Braunhaarige, der den Wink verstanden hatte, ging schnell aus dem Raum und bedeutete Mana mit einem Blick ihm zu folgen.

Dartz grinste hämisch in sich hinein. /Ja, zeig ihm nur das Föddes han ondska, es wird dir eh nichts helfen./ Der Dämon war ganz in der Nähe, er konnte es spüren. „Ich sehe mich ein wenig im Schloss um, wenn ihr nichts dagegen habt,“ sagte er an den Clan gewandt und verließ den Raum.

„Das geht zu weit!“ zischte Marik aufgebracht, als er Tea und Yugi wieder allein waren. „Ihr habt es doch auch gespürt, oder??? Der Kerl ist gefährlich und diese Idioten lassen ihn einfach hier herumspazieren!!“

„Und was gedenkst du zu tun?“ fragte Tea.

„Zusehen, dass wir nicht zwischen die Fronten geraten. Ich habe keine Lust abgemurkst du werden.“

„Aber der Lord wird uns sicherlich beschützen!“ wand Yugi ein.

„Oh bitte,“ meinte Marik, „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass er irgendetwas ausrichten kann? Sieh dir das Weichei doch mal an!“

„Er ist kein Weichei!“ verteidigte der Schwarzhaarige ihn. „Er ist stärker, als du denkst.“

„Glaub doch was du willst,“ zischte der Sandblonde nur abwertend.

„Ich finde Yugi hat recht,“ wand nun Tea ein. „Außerdem, wenn du ihm nicht vertraust, wie willst du dich selbst schützen? Wenn der Lord Feinde hat, dann werden sie nicht nur ihn, sondern auch den ganzen Clan auslöschen wollen!“

„Nicht, wenn wir die Seiten wechseln.“

„Du weißt ganz genau, dass das albern ist, Marik. Du bist doch nur sauer, weil er dir dein Leben genommen hat.“

„Ach, ihr etwa nicht?“ fauchte er und seine Augen funkelten wütend. „Wir werden weder Familie, noch Freunde wieder sehen, weil er uns zu Vampiren gemacht hat!!“

Yugi funkelte zurück. „Vielleicht ist dem so, aber hör auf so über ihn zu reden!“ rief er und alle Blicke waren auf den sonst so stillen Jungen gerichtet. „Du kennst ihn doch gar nicht, also beurteile ihn nicht danach, dass er dich gebissen hat.“

„Tu doch nicht so, als würdest du seinen Charakter kennen!“ fauchte Marik zurück.

„Ich kenne ihn zumindest besser, als du!“ wütend stapfte er zur Tür, drehte sich auf halben Weg jedoch noch mal um. „Und wenn ich so ein Feigling wie du wäre, würde ich erst recht nicht gegen den einzigen rebellieren, der mich beschützen kann.“

„Feigling????“ brüllte Marik und wollte sich schon auf Yugi stürzen, der den Salon verließ, doch Tea hielt ihn zurück.

„Lass gut sein Marik. Irgendwie hat er doch recht, oder? Der Lord ist unser einziger Schutz, auch wenn er vielleicht wirklich so schwach ist, wie du glaubst.“ Marik riss sich los, fauchte verstimmt und ließ sich in einen der Sessel fallen.

„Wirst schon sehen, was du davon hast,“ murmelte er und zupfte an einem losen Faden im Polster.
 

Immer wieder trafen sich die Lippen der beiden und Yamis Hand kraulte sanft den Nacken des Älteren, während dieser über die freigelegte Haut unter dem Hemd strich. Fahrig fuhr er an Yamis Seite hinauf und über den leicht durchtrainierten Brustkorb. Als sich ihre Lippen lösten, küsste sich Bakura zum Hals des Jüngeren fort und biss dort leicht in die weiche Haut.

Yami schlang nun auch den zweiten Arm um den Nacken des Älteren und zog ihn näher zu sich. Alles in ihm schien zu kribbeln und ein leises Keuchen entkam ihm, als Bakura über eine seiner Brustwarzen rieb. Als ob dies ein Signal gewesen wäre, löste sich der Braunäugige von seinem Lord und trat einige Schritte zurück.

Er brauchte eine Weile, bis er zu Atem kam und sein Puls ging schnell. Während Yami ihn verwirrt ansah. „Das hätte nicht sein dürfen,“ flüsterte der Weißhaarige, dann begann er zu schreien. „Verdammt, warum hast du mich nicht aufgehalten?? Du sollst dich mir nicht hingeben, du sollst mich noch nicht mal mögen!!“

„Bakura....“ begann Yami, doch er wurde unterbrochen.

„Sei still!! Du hast nichts für mich zu empfinden, verstanden??“

Yamis Miene verfinsterte sich. „Entscheide dich endlich. Willst du deinen Gefühlen nun nachgeben, oder nicht?“

„Was soll die Frage? Ich habe keine Gefühle für dich!“ rief er, doch Verzweiflung schwang in seiner Stimme mit.

Der Schwarzhaarige stand auf. „Ich weiß zwar nicht, warum du dich so dagegen wehrst, aber nun ist es bereits zu spät, Bakura. Du kannst jetzt keinen Rückzieher mehr machen.“

„Nein!“ fauchte Bakura und wich weiter zurück.

„Du hast bereits zugegeben, dass du mich liebst. Du bis mir weder gleichgültig, noch hasse ich dich. Ich würde eher sagen, dass ich dich mag und es könnte sich mit der Zeit sicherlich noch mehr entwickeln.“

„Seit still!!“ fauchte Bakura erneut und brachte seine spitzen Zähne zum Vorschein. „Halt endlich die Klappe und mach das verdammte Hemd wieder zu!!“ als Yami ihn nur kühl ansah drehte er sich um und rauschte aus dem Raum. /Verdammt!!/ wütend schlug er mit der Faust auf die Mauer ein, ehe er weiter ging.

Deutlich sah er sie vor sich, die kalten blauen Augen. ‚Wir töten ihn Bakura, wenn du nicht kooperierst. Die Sonne wird ihn verbrennen.’ /In eine solche Situation zu geraten, ist das Schlimmste was einem passieren kann. Man muss wählen zwischen dem eigenen Wohl und dem einer ganzen Rasse und egal, welche Entscheidung man trifft, man droht innerlich daran zu zerbrechen./

Abwesend wischte er sich über die Augen, ehe er in den Versammlungsraum einbog und dort auf Mahado und Mana traf. Verwirrt blieb er stehen.

„Gut, dass du hier bist, Bakura!“ rief Mana und winkte den Älteren hastig zu sich. Fragend zog der Weißhaarige eine Augenbraue hoch, verschloss die Tür hinter sich und ging auf die beiden zu. „Die Lage hat sich zugespitzt, wir sind in großer Gefahr.“

„Wovon redest du?“ fragte er.

„Der Krieg ist unvermeidbar!“ platze Mana heraus. „Selbst, wenn Seth es nicht schafft den Sohn des Lords in seine Gewalt zu bringen, werden die Werwölfe den Krieg beginnen.“

„Moment mal,“ unterbrach Bakura sie. „Woher weißt du von Yami?“

„Ich war als Spionin im Anubis Clan und ich habe vieles über das herausgefunden, was du und der Lord uns verschwiegen haben.“ Mahado stimmte ihr nickend zu. Das Mädchen hatte ihn bereits eingeweiht.

Bakura wand seufzend den Blick ab. „Um etwas ausrichten zu können muss Yami lernen sich zu kontrollieren und das kann er genauso wenig, wie Osiris es konnte. Zu dem kommt noch, dass Yami keinerlei Erfahrungen besitzt.“

„Vielleicht kann uns das hier weiter helfen,“ sagte Mana und holte die schwarze Schriftrolle hervor.

Die braunen Augen weiteten sich ungläubig. „Ist das....“

„Ja, das sind die Föddes han ondksa. Hier drin steht, wie ein Dämon beherrscht wird.“

Mahado runzelte die Stirn. „Ich dachte sie wären ein Totengedicht. Außerdem sind sie in einer Sprache verfasst, die keiner mehr spricht.“

„Ich kann diese Sprache und es mag zwar ein Gedicht sein, aber in ihm ist auch etwas über die Dämonen enthalten.“
 

Yami saß am Fußende des Bettes und starrte auf den Boden. Immer wieder spürte er Bakuras Hände auf seiner Haut, die nach wie vor prickelte und sich nach mehr Zärtlichkeiten sehnte. /Was hat Bakura? Warum wehrt er sich gegen seine Gefühle?/ „Ich versteh ihn einfach nicht.“ Seufzend ließ er sich nach hinten fallen und starrte an die Decke, als er plötzlich zusammenzuckte.

Gefahr war im Schloss und ihm ganz nahe. Doch niemand hatte um Hilfe gerufen, waren sie bereits alle tot? Panisch sprang er auf und wollte zur Tür rennen, doch ein Klopfen ließ ihn inne halten.

Die Tür öffnete sich und ein Vampir, mit langen türkisen Haaren und verschiedenfarbigen Augen betrat den Raum. Sofort wich Yami zurück, denn von diesem Mann ging die Gefahr aus, die er schon die ganze Zeit über gespürt hatte.

Die Müdigkeit, die ihn vorhin schon heimgesucht hatte, war mit einem Schlag wie weggeblasen. Seine Hand legte sich auf den Schwertknauf, als sich zu seiner Überraschung der Vampir vor ihm nieder kniete. „Ihr braucht Euch nicht zu fürchten, my Lord,“ sagte er, „Mein Name ist Dartz und ich komme vom Anubis Clan. Ich habe mich Euch angeschlossen, um einen Krieg zu verhindern.“

„Krieg?“ fragte Yami verwirrt und zog die Hand zurück.

„Hat man euch das nicht gesagt?“ fragte Dartz und erhob sich. „Seth will Euch, da Ihr die Macht habt die Werwölfe zu vernichten.“

„Was?“ Yami lachte ungläubig auf. „Soll das ein schlechter Scherz sein?“

„Keineswegs. Als Dämon besitzt Ihr große Macht.“

„Dämon?“ er erinnerte sich dunkel daran schon mal so genannt worden zu sein. Aber was war ein Dämon?

„Hat man Euch nicht gesagt, was Ihr seit?“ fragte Dartz weiter und Yami wich schluckend einen weiteren Schritt zurück. Dieser Vampir war ihm nicht geheuer.

„Was willst du damit sagen?“

„Ich weiß, was Ihr seit und ich kann es Euch auch erklären, wenn Ihr wollt.“ Yami haderte mit sich. Nichts wollte er lieber wissen, doch wenn Bakura ihm die Wahrheit nie gesagt hatte, war es dann nicht besser, wenn er sie nicht wusste? Doch Dartz wartete gar keine Antwort ab, sondern begann einfach zu erzählen. „Ein Dämon ist ein Vampir, der dem Blut verfallen ist. Die Aggressivität und Stärke eines Werwolfes hängt vom Erscheinungsbild des Mondes ab. Je voller er ist, desto mächtiger sind sie. Für Vampire gilt das nicht, deshalb erwecken sie den Eindruck kultivierter zu sein, als die barbarischen und primitiven Werwölfe.“

Dartz ging auf Yami zu und streckte ihm die Hand entgegen, doch der Schwarzhaarige wich nur weiter zurück. „Kommt, ich zeige Euch, was Ihr wirklich seit.“ Der Jüngere zögerte, dann ließ er sich von dem Türkishaarigen vor den Spiegel führen. „Vampire haben kein Spiegelbild, aber Dämonen schon. Yami runzelte die Stirn, da er nur seiner Kleider im Spiegel erkennen konnte, doch dann veränderte sich das Bild plötzlich und er konnte seine eigenen Züge wieder erkennen.

Jedoch waren sie stark verändert. Seine Augen waren ein pupillenloses, blutrotes Meer, die Fangzähne länger und spitzer, als normalerweise. Auch seine Klauen wirkten länger und waren gekrümmt, wie die eines Tieres. Überall, auf seiner Haut und der Kleidung waren dunkle Blutspritzer zu sehen.

„Das,“ sagte Dartz, „ist ein Dämon. Eure wahre Gestalt.“

„Nein....“ flüsterte Yami und schüttelte den Kopf, versuchte das Bild so loszuwerden. „Nein, das bin ich nicht!“

„Oh doch. Vampire trinken nur so viel Blut, um ihr Überleben zu sichern und das ist auch gut so. Ein Vampir, der aus Spaß tötet und Blut trinkt, verfällt dem Blut. Er wird wahnsinnig und lebt nur noch, um das rote Elixier zu trinken. Doch genauso, wie ein Werwolf seine Aggressivität kontrollieren kann, kann auch ein Vampir seine Kraft kontrollieren.“

„Wie kann ich verhindern, dass ich dem Blut verfalle?“ fragte Yami, dessen Körper nun zu zittern begann.

„Keine Sorge,“ hauchte Dartz. „Trinkt das.“ Er hielt dem Schwarzhaarigen ein kleines Fläschchen entgegen. Dieser zögerte, griff dann jedoch nach der dunklen Flüssigkeit. Noch immer traute er Dartz nicht recht, doch der Wille sich selbst in den Griff zu bekommen, war stärker, als sein Verstand.

Mit drei Schlucken war der Inhalt gelehrt und das Glas fiel zu Boden, wo es in unzählige Splitter zersprang. Keuchend griff sich Yami ans Herz und ging in die Knie. „Was....war das?“ fragte er und seine Sicht verschwamm.

„Nur etwas, damit du dich nicht rührst, bis wir dir das Gegenmittel geben.“

„.....Falle...“ brachte Yami hervor. Wie konnte er nur so dumm sein und auf so was reinfallen? „...Ba....Bakura....,“ flüsterte er und sank dann vollständig zu Boden.
 

Der Rest des Clans ahnte noch nichts, von der Gefahr, in welcher sich Yami befand. Bakura und Mahado ließen sich von Mana den Vers übersetzen, der in der schwarzen Schrift geschrieben stand.

„Fort ist dein Körper,

fort dein Geist.

Doch deine...Seele wird immer in meinem Herzen sein....“ sie hielt inne.

”Was ist?” fragte Mahado.

”Da stimmt was nicht...” sagte Mana und betrachtete die Zeilen. „Ich bin mir sicher, dass es so nicht weiter ging, wie es hier steht!“

„WAS?!“ rief Bakura aufgebracht und riss der Braunhaarigen die Rolle aus der Hand.

„Vorsichtig!“ rief Mana und betrachtete mit Entsetzen die verwischte silberne Farbe. „Die Farbe verwischt?“ sie runzelte die Stirn. Dann sprang sie auf. „Dartz hat mich reingelegt, das ist eine Fälschung!“ rief sie.

„Aber dann....“ Bakuras Augen weiteten sich erschrocken und auch er sprang von seinem Platz auf. „Yami!“ rief er und rannte los, die anderen beiden folgen ihm und sie rannten die Treppen hoch, rissen die Tür zu Yamis Zimmer auf und fanden dort Dartz, der einen bewusstlosen Yami in den Armen hielt. „Lass ihn auf der Stelle los!“ drohte Bakura und untermalte seine Worte mit einem Fauchen.

Doch Dartz lächelte einfach nur ruhig und hielt einen Dolch an Yamis Kehle. „Ich an deiner Stelle würde uns gehen lassen. Es sei denn du willst, dass ich ihn töte.“

Kein Ausweg?

17. Kein Ausweg?
 

Bakura erstarrte, während Mana den Türkishaarigen wütend anfunkelte. „Du hast uns reingelegt,“ zischte sie.

Dartz lachte auf. „Selbst schuld, wenn du so naiv bist. Ich bin Seths engster Vertrauter, ich gehöre zu den wenigen, die in das Geheimnis von Föddes Han Ondska eingeweiht worden sind. Da wechsle ich doch nicht die Seiten wie du, kleine Verräterin. Aber keine Sorge, ich habe bereits für deine Strafe gesorgt.“ Ein hinterhältiges Grinsen zierte sein Gesicht.

„Was meinst du damit?“ fragte nun Mahado, der um seine Schülerin bangte, während Bakura schweigend daneben stand. Seine Augen waren unverwandt auf Yami gerichtet, der leblos in den fremden Armen hing. Er konnte nicht zulassen, dass der Schwarzhaarige starb, dabei wäre dies das nun einzig richtige, um zu verhindern, dass Krieg entstand.

/Es war meine Aufgabe ihn zu beschützen, egal, was passiert. Statt dessen habe ich ihm der Gefahr ausgesetzt, obwohl ich die Bedrohung gespürt habe. Nur, weil ich meine Gefühle nicht in den Griff bekomme!/ wütend ballte er die Hände zu Fäusten, während er nur halb Dartz’ Antwort mitbekam.

„Das werdet ihr noch früh genug merken und jetzt lasst mich vorbei, wenn euch Yamis Leben lieb ist!“ die verschiedenfarbigen Augen waren auf Bakura gerichtet, während Mahado und Mana schweigend dessen Entscheidung abwarteten.

Der Weißhaarige sah ausdruckslos seinen Feind an. „Dein Lord kann ihn nicht kontrollieren. Niemand kann das und Yami selbst auch nicht. Das ist auch der Grund, warum Osiris nicht mehr unter uns weilt. Wenn Seth glaubt, dass er sich Yami Untertan machen kann, wird es ihn in den Tod reißen.“

Dartz lachte auf. „Freu dich da mal nicht zu früh, Bakura. Mein Lord hat die Mittel, um einen Dämon kontrollieren zu können,“ gehässig grinste er, ehe sein Blick finster wurde und den Dolch an Yamis Haut presste, sodass ein leichtes Blutrinnsal entstand. „Und jetzt geht mir aus dem Weg!“

Den Blick senkend trat Bakura zur Seite und Mahado schnappte nach Luft, wollte zu einem Widerspruch ansetzen, doch der Braunäugige fauchte warnend. Gemächlich ging Dartz an ihnen vorbei. „Wagt es nicht, mich zu verfolgen, sonst sieht es schlecht für den Süßen hier aus.“

Mahado wartete noch, bis die Tür hinter dem Fremden ins Schloss fiel, dann fauchte er Bakura an. „Sag bist du wahnsinnig?? Yamis Tot wäre für uns alle besser gewesen! Lass uns ihnen nachgehen, sonst entsteht Krieg!!“

Die braunen Augen funkelten wütend. „Krieg entsteht auch so, nämlich, wenn die Werwölfe ihren Plan in die Tat umsetzen und uns auslöschen!“

„Das ist noch lange kein Grund dem Anubis Clan einen Dämonen auszuliefern!!“

„Schön, dass dir die Entscheidung so leicht gefallen wäre!!“ fauchte Bakura, packte den Braunhaarigen am Kragen und drückte ihn gegen die Wand. „Aber hättest du es auch noch gekonnt, wenn es um das Leben einer geliebten Person gegangen wäre?? Damals hab ich das Leben eines Einzelnen hinter das unserer Rasse gestellt! Und es hat gar nichts gebracht!! Ich will nicht den einzigen Menschen verlieren, der mir noch geblieben ist!“

„Du liebst Yami?“ fragte Mahado verächtlich. „Einen Mann?“

„Hast du ein Problem damit?“

„Nein, dein Geschmack war ja schon immer etwas eigenartig. Dennoch hast du mit deinem Verhalten einen Krieg heraufbeschworen. Einen Krieg, für dessen Grund die Liebe ist. Ha, das ist wie in einem schlechten Film....oder wie in Troja. Und weißt du, was mit Troja passiert ist? Es wurde besiegt.“

„Schluss jetzt!“ mischte sich Mana ein und schob Bakura bestimmt von dem anderen Vampir. „Das hier ist nicht Troja und davon abgesehen hatte Troja die Geliebte entführt. Aber zurück zu unserem Problem. Bakura,“ sie wand sich an den Weißhaarigen. „Ich weiß, was du damals getan hast und ich kann verstehen, dass du dich nicht noch einmal so entscheiden konntest und das hätte auch niemand von die verlangt.“ Dabei warf sie Mahado einen bösen Blick zu. „Aber Ryou ist nicht tot, auch wenn Seth dich das hat glauben lassen. Ich habe ihn gesehen,...“

Sie wurde unterbrochen, als Bakura sie an den Schultern packte. „Er lebt? Wo ist er??“

„Der Anubis Clan hält ihn im Kerker gefangen. Ich nehme an, dass Seth ihn getötet hätte, wenn du damals im Schloss gefallen wärst. Da du aber überlebt hast spart er sich ihn sicherlich auf, um ihn erneut als Druckmittel einzusetzen.“

„Und diesmal besitzt er zwei.“ Flüsterte er und ließ von dem Mädchen ab. „Allerdings bin ich auch Yamis Schwachpunkt. Noch weiß ich nicht, ob das von Vorteil für uns sein wird, oder nicht.“

„Das ist doch völlig egal.“ Sagte nun Mahado. „Wichtig ist doch, dass Seth eine mächtige Waffe hat, die er kontrollieren kann.“

„Aber,“ widersprach Mana, „wenn Yami es schafft seinen Blutrausch selbst zu kontrollieren, dann kann ihn Seth nicht mehr kontrollieren. Ich konnte zwar nicht übersetzen, wie Seth Yami kontrollieren kann, aber ich weiß, dass diese Waffe wirkungslos wird, sollte Yami sich selbst in den Griff kriegen.“

„Also wäre er dann ein Dämon, der nur von sich selbst beherrscht wird. Ein unaufhaltsames Monster,“ schloss Mahado.

„Aber wie soll er Kontrolle über seinen Wahn erhalten?“ fragte Bakura. „Ich und Osiris haben Ewigkeiten danach gesucht. Es gab keinen Hinweis auf dem Wandteppich und nicht mal das Föddes Han Ondska konnte uns eine Lösung nennen. Nur deshalb hat Osiris sich getötet, um keine Gefahr mehr darzustellen.“

„Na dann ist doch klar, dass wir auch Yami werden töten müssen, oder?“ fragte Mahado und sah Bakura durchdringend an, der den Blick senkte. Wahrscheinlich hatte er recht, doch das wollte er nicht wahr haben. /Yami darf nicht sterben./

„Noch ist nicht alles aussichtslos,“ sagte Mana. „Es gibt jemanden, der darüber bescheid wissen könnte. Kisara. Seth wollte sie von den Werwölfen haben, in deren Gefangenschaft sie sich befindet, aber sie haben sich nicht auf den Handel eingelassen. Vermutlich haben sie gemerkt, dass Seth ihnen nur die Fälschung der Föddes han ondska angedreht hat.“

„In Gefangenschaft der Werwölfe?“ wiederholte Mahado. „Wie sollen wir Kisara denn da rausbekommen??“ Mana schwieg.

Doch Bakura Blick wurde entschlossener. „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Nichts ist unmöglich, somit auch nicht der Einbruch in die Behausung der Wölfe.“

„Unmöglich wahrscheinlich nicht, aber dafür tödlich,“ meldete sich der Braunhaarige.

„Es muss möglich sein,“ beharrte Bakura leise. /Es muss einfach. Bitte halt so lange durch Yami./
 

Die Hilfe trottete langsam durch den Wald. Joey, wenn auch ziemlich erschöpft, ebenso wie Seto, da sie seit ihrem Treffen nicht mehr geschlafen hatten und das war bereits zwei Nächte her. Der Braunhaarige ritt auf dem Rücken des Werwolfes und schwankte bei jedem dessen Schritten leicht. Die Augenlider drohten ihm immer wieder zuzufallen. Joey spürte das schwindende Gleichgewicht seines Freundes und hielt an.

„Lass uns eine Pause machen,“ sagte er, doch Seto schien damit nicht einverstanden.

„Wozu? Wenn wir uns nicht beeilen ist es zu spät.“

„Es wird auch zu spät sein, wenn du vor Erschöpfung von meinem Rücken fällst! Außerdem könnte ich auch etwas Schlaf gebrauchen, also zier dich nicht so.“

„Auf deinen vier Pfoten bist du aber schneller, als Mensch. Also weiter, zumindest, bis die Sonne aufgeht, dann können wir von mir aus eine Pause machen.“

Joey gab ein drohendes Knurren von sich. „Und wenn ich vor Erschöpfung zusammenbreche?“

„Solange dein Mundwerk noch funktioniert, bist du durchaus in der Lage noch einen Marathon zu laufen. Also sei still, damit du dein Denken aufs Laufen konzentrieren kannst, und nicht über deine eigenen Beine stolperst.“

Mit einem wütenden Bellen schüttelte sich Joey, wie ein nasser Hund und schickte Seto somit auf den Boden. „Was sollte das?“ fauchte Seto und setzte sich auf, sah direkt auf den kräftigen Kiefer.

„Was das sollte?“ knurrte der Blondschopf. „Sag mal, hast du mich immer so beleidigt?“

„Nur, wenn du mich bei meiner Arbeit gestört hast.“

„So, so, du Muffel. Dann muss ich dir jetzt leider mitteilen, dass sich die Stellungen etwas geändert haben. Du bist momentan nicht gerade in der Situation, um Forderungen zu stellen. Wir machen jetzt Rast, schlafen uns aus und nach Sonnenaufgang geht es weiter.“ Als Seto ihn weiterhin anfunkelte, packte Joey ihn einfach am Kragen seines Mantels, legte ihn etwas unsanft zwischen seine Forderpfoten und leckte ihn genüsslich durchs Gesicht.

„Joey, das ist widerlich!“

„Wenn du nicht schläfst mach ich das noch mal.“

„Wie bitte??“ Der Braunhaarige sah hoch in das Gesicht des Wolfes. Wie konnte ihn dieser nur so demütigen? Und überhaupt, seit wann gab Joey den Ton an? Ok, er bekam öfters seinen Willen, als Seto lieb war, doch hatte er nie so radikale Methoden eingesetzt. /Kein Wunder, schließlich ist er kein Mensch mehr.....und mir überlegen....zumindest solange es Nacht ist./

„Du hast mich schon verstanden,“ sagte der Blonde und legte seinen Kopf neben Seto ins Gras. „Außerdem ist es nicht mehr weit, bis zum Schloss. Das schaffen wir locker.“ Ohne auf den erneuten Prostversuch Setos einzugehen schloss er die braunen Augen und schlief bald darauf ein.

Seto musste sich geschlagen geben. Missmutig drückte er sich an das warme Fell und fiel kurz darauf ebenfalls in einen tiefen Schlaf.
 

Innerhalb des Anubis Clans tauschten die Vampire Blicke miteinander aus. Das Verhalten ihres Lords war ihnen nicht geheuer, denn Seth war bester Laune. Diese Stimmlage war bei ihm so selten, dass es dem Vampiren lieber gewesen wäre, wäre Seth schlecht gelaunt. So hätten sie wenigstens gewusst, was sie zu tun hatten – nämlich so viel Abstand zu ihrem Lord, wie möglich, zu wahren.

Das Gesicht zu einem gemeinem Lächeln verzehrt durchquerte Seth die Gänge seines Schlosses. Wenn Dartz seine Aufgaben so erledigte, wie es geplant war, dann war es nur noch ein kleiner Schritt, bis zum Sieg.

/Mana wird für ihr Verhalten teuer bezahlen./ ein leises Fauchen entwich seinen Lippen, woraufhin ein ihm entgegenkommendes Weibchen ängstlich zur Seite sprang. Wirklich an Manas Wechslung der Seiten, hatte er nie geglaubt. Immerhin hatte sie ihm keinerlei nützliche Informationen mitteilen können und dann hatte er sie gesehen, wie sie aus seinem Zimmer geflüchtet war.

Daraufhin hatte der Dartz aufgetragen sie auf den Weg zum Atemu Castle zu vergiften. Wenn es schnell einsetzte, dann war sie jetzt bereits tot und sein treuer Handlanger mit dem Dämon auf dem Rückweg.

/Bald ist es soweit. Bald hat die Unterdrückung der Werwölfe ein Ende. Jeden einzelnen von ihnen werde ich langsam in den Tod foltern, nur so kann die Schmach der Unterdrückung ausgelöscht werden./

Seth befand sich nun im dunkelsten und gleichzeitig auch dem verlassensten Teil des Schlosses. Niemand durfte diesen Bereich betreten und wer es doch tat wurde den Strahlen der Sonne ausgesetzt.

Die Schritte des Lords hallten laut an den Wänden wider und eine Scharr Fledermäuse flatterte, von dem Lärm geweckt, über ihn hinweg. Seth schickte ein drohendes Fauchen in Richtung der schwarzen Nachtgespenster. Dann holte er einen Schlüssel aus seiner Tasche und steckte ihn in das Schloss der schweren Holztür vor sich.

Quietschend und schwerfällig schwang die Tür auf, denn sie war schon lange nicht mehr benutzt worden. Nachdem Seth den Durchgang hinter sich wieder verschlossen hatte entzündeten sich die Lichter mehrerer Fackeln und ein kalter Luftzug ließ die Flammen erzittern.

Der große unterirdische Raum wurde von dicken Säulen gehalten und endeten in einer kuppelförmigen Decke. Hier drin befand sich nicht viel, außer einem Tisch mit Stuhl, auf welchem das wirkliche Föddes Han Ondska lag. Das in seinem Zimmer war ebenfalls eine Fälschung gewesen. Das Original würde er vor Yamis Ankunft auch wieder an seinen ursprünglichen Platz zurückbringen. Nicht, dass es noch Schaden nahm.

Doch die Schrift war nicht das, wessen er sich heute widmen wollte, sondern etwas anderes. Etwas, was seinen Gefangenen würde kontrollieren können. Seth betrat die Mitte des Raumes. Dort stand, von einem Gestell aus Silber gehalten, ein großes steinernes Becken.

Die kalten blauen Augen spiegelten sich deutlich in der dunkelroten Flüssigkeit. Dann nahm er den am Rand abgestellten Kelch aus Kristall und füllte ihn mit dem Inhalt des Beckens. Das Glas in das Licht einer Fackel haltend betrachtete er hämisch lächelnd das rot, ehe er es aus der Höhe zurück ins Becken plätschern ließ.

„Ein Dämon dürstet nach Blut. Und wenn du erst ausgehungert hier ankommst, wirst du dich bei dieser großen Menge an Blut nicht mehr beherrschen können. Ob du dich nach dem Geschmack immer noch kontrollieren kannst?“ fragte er leise in die Stille des Kellergewölbes, lachte dann auf, stellte das Glas zurück und verließ den Raum durch die schwere Holztür.

Wozu brauchte er schon Kisara? Wenn der der Dämon durstig war, dann würde niemand mehr den Sohn Osiris’ retten können. Wieder huschte ein Grinsen über die schmalen Lippen des Lords. /Interessant zu sehen, wie schnell lebenslange Freunde zu Feinden werden können. Nur, wegen einer winzig kleinen Meinungsverschiedenheit./
 

Laut hupend wich das Auto dem Geisterfahrer aus, welcher wie ein Besessener über die Straße raste. Es war Jahre her, seit Dartz zuletzt in so einem Ding gesessen hatte und dementsprechend war auch seine Fahrweise. Viel lieber wäre er geflogen, doch als Krähe war er keineswegs stark genug, um Yami zu tragen, also mussten sie eben auf langsamere Verkehrsmittel umsteigen.

Aus dem Augenwinkeln betrachtete er den leblosen Körper des jungen Lords. Eigentlich müsste dieser schlafen, bis er das Gegenmittel bekam, doch Seth hatte ihn davor gewarnt, dass es bei ihm vielleicht anders war, da seine Kraft stärker war.

Doch im Moment schien dem noch nicht so zu sein. Yami hing leblos in seinem Haltegurt, unfähig aus dem Dämmerschlaf, in den man ihn geschickt hatte aufzuwachen. Sein Körper fühlte sich taub und schwer an, so dass es ihm nicht möglich war sich zu bewegen.

Nur sein Verstand war noch hellwach. Er hörte das Rauschen der Luft und des Motors, spürte die Vibration unter seinem Sitz. Yami zitterte leicht, da er nicht wusste, was mit ihm passieren würde. Wohin brachte man ihn? Und vor allem, was hatte man mit ihm vor?

Er hatte das Gespräch in seinem Zimmer mitbekommen. Die Tatsache, dass er sich selbst niemals würde kontrollieren können, dafür aber ein anderer, war erschreckend. Es grauste dem jungen Vampir davor, was dieser Seth mit ihm tun würde. Angst kam in Yami hoch. Angst vor dem, was ihn erwarten würde.

Das sich Yami allein nicht würde befreien können war ihm klar und er hoffte, dass Bakura einen Plan hatte....und wo er gerade an ihn dachte....

Der Schwarzhaarige ließ ihr letztes Treffen im Kopf Revue passieren. Noch immer war er sich nicht sicher, was er für den Älteren empfand. Bakura war ihm eindeutig nicht gleichgültig, darüber war Yami sich im Klaren, aber was war es dann?

Wie Bakura ihn geküsst und berührt hatte, hatte Yami keineswegs kalt gelassen. Viel eher hatte es ihm gefallen....sogar sehr gefallen. Aber hieß das, dass er etwas für den Weißhaarigen empfand? Oder war es nur körperliches Interesse? Noch wusste Yami es nicht, doch jetzt hatte er ja viel Zeit, um darüber nachzudenken.
 

Während dessen im Atemu Castle:

Die Vampire zogen es vor, sich anzuschweigen, denn niemand von ihnen fand eine Lösung, für ihr Problem. Wie sollten sie in die Festung der Werwölfe gelangen? Der einzige Eingang war zu Fuß nicht zu erreichen, da der Graben zu breit war, außerdem trieben sich in dem Wald zu viele Wachen rum.

Es blieb nur ein Eindringen über den Luftweg, aber darauf warteten die Werwölfe sicherlich, denn dumm waren sie nicht. Bakura drehte einen Dolch zwischen den Händen und betrachtete die im Licht aufblitzende Klinge. Er machte sich Sorgen um Yami.

Ihm Gegenüber trommelte Mahado mit den Fingern auf den Tisch und beobachtete den Weißhaarigen. Nach einer Weile hatte er genug und schlug mit der Handfläche auf das Holz, um die Aufmerksamkeit der beiden Vampire auf sich zu lenken. „Das bringt doch alles nichts! Jeder von uns weiß, dass es keinen Weg in den Unterschlupf der Werwölfe gibt! Wir sollten einen anderen Weg versuchen.“

Bakura hob fragend eine Augenbraue und hörte auf den Dolch zu drehen. „Und was für einen Weg sollen wir deiner Meinung nach gehen?“

„Ist das nicht logisch? In die Festung der Werwölfe kommen wir nicht rein, also gehen wir eben ins Schloss des Anubis Clans und töten Yami, bevor der Krieg heraufbeschworen wird.“ Bakura erhob sich und Mahado tat es ihm gleich. Fest funkelten sie einander an und Mahado fuhr fort, ehe Bakura etwas sagen konnte. „Vergiss ihn. Du weißt doch selbst ganz genau, dass wir keine andere Wahl haben! Osiris hat das früh genug begriffen und den Tod dem Krieg vorgezogen. Jetzt zeig, dass du genauso viel Verstand besitzt und bring Yami um!“

„Mahado!“ rief Mana und erhob sich ebenfalls. Ein starkes Schwindelgefühl überkam sie dabei und kurz wurde ihr schwarz vor Augen. Die dunklen Augen wandten sich nun ihr zu, schienen jedoch nichts bemerkt zu haben.

„Sag bloß, du stehst auf Bakuras Seite? Du weißt von uns doch am besten, was Seth plant und das es nicht ungefährlich ist!“

„Schon aber wir können nicht ein unschuldiges Leben opfern, um uns zu retten.“

„Unschuldig??“ fauchte Mahado. „Er ist genauso mitverantwortlich, wie Bakura!“ der Weißhaarige zuckte zusammen.

„Was meinst du damit?“ fragte Bakura, wusste die Antwort doch eigentlich bereits.

„Was ich meine?“ fauchte Mahado und wurde immer lauter. „Du wusstest, dass Yami anfällig für den Blutwahn ist, da ihm bereits sein Vater verfiel! Währt ihr von Anfang an vorsichtig gewesen wäre es gar nicht erst so weit gekommen!!“

Bakura spürte, wie sich in ihm alles zusammen zog. Mahado hatte genau das erkannt, was er nicht hatte wahrhaben wollen. Hätte Bakura verhindert, dass Yami den Jungen getötet hätte, dann wäre seine Mordlust mit großer Wahrscheinlichkeit nie heraufbeschworen worden. „Wenn, dann ist es allein mein Fehler und ich werde Yami nicht für meinen Leichtsinn bezahlen lassen!“ fest funkelte er Mahado an, der fragend zurück blickte.

„Dein Leichtsinn?“

„Yami wusste nicht, dass ich und sein Vater Vampire waren, bis ich ihn biss. Er wusste auch nicht, dass bei ihm das Risiko besteht dem Blut zu verfallen.“

Mahado verschränkte die Arme vor dem Oberkörper und sah wieder finster drein. „Dann erklär mir doch mal, warum du es ihm nicht erzählt hast. Ich wette, dass er es jetzt immer noch nicht weiß.“

„Nein, er weiß es nicht. Ich wollte nicht, dass er sich für ein Monster hält und sich einschließt! Hätte er gewusst, wozu er fähig ist hätte er niemanden mehr in seine Nähe gelassen! Im schlimmsten Fall hätte er sich umgebracht!!“

„Was für uns alle nur das Beste gewesen wäre!“

Bakura packte den Dolch und schleuderte ihn nach Mahado, der der Waffe jedoch geschickt auswich. „Die Wahrheit tut weh, nicht wahr?“ fragte der Braunhaarige nun, mit einer gefährlichen Ruhe in der Stimme. „Weißt du, ich kann verstehen, dass du ihn nur beschützen wolltest, als du ihn im Unklaren ließt, aber hast du auch mal daran gedacht, wie er sich dabei fühlt?“ als Bakura schwieg fuhr er fort. „Ich könnte wetten, dass er deine Gefühle nicht erwidert. Wie sollte er das auch können, wenn du ihm nie die Wahrheit erzählst? Wenn du ihm nicht über die Gefahr aufklärst, die er darstellt? Vielleicht denkt er sogar, dass du willst, dass er dem Blut verfällt. Warum sollte er dir vertrauen? Kannst du mir das sagen, Bakura?“

„Er soll mir weder Vertrauen, noch meine Gefühle erwidern.“

„Verstehe....“ sagte Mahado geheimnisvoll. „Du willst nicht, dass er die selbe Entscheidung treffen muss, wie du damals. Nur dumm, dass Seth ihn auch kontrollieren kann, ohne dich als Druckmittel zu verwenden. Das scheinst du wohl nicht bedacht zu haben.“

„Woher sollte ich wissen, dass er etwas hat, um Yami zu kontrollieren?“ fauchte Bakura.

„Es reicht jetzt!“ mischte sich Mana erneut ein. Kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn und erneut überkam sie ein leichtes Schwindelgefühl. „Wir kommen nicht weiter, wenn wir uns nur streiten. Ich muss Mahado in der Tatsache recht geben, dass du Yami hättest die Wahrheit erzählen sollen. Unterbrich mich jetzt nicht!“ fügte sie hinzu, als Bakura den Mund öffnete, um zu widersprechen. „Was glaubst du wohl, was Yami lieber gewesen wäre? Die Wahrheit von dir zu erfahren, oder die verdrehte, aus dem Mund von Seth?“

Mahado grinste zufrieden, was ihn einen bösen Blick seitens Mana einbrachte. „Das gibt dir aber noch lange nicht das Recht auf ihn rumzuhacken. Du könntest ja auch mal ein bisschen versuchen ihn zu verstehen!“

„Weiber!“ war dazu der einzige Kommentar des Braunhaarigen.

„Ich weiß, dass ich mich nicht in ihn hätte verlieben dürfen,“ sagte Bakura leise.

„Das hat damit nicht zu tun,“ wand Mana ein. „Gefühle kann man nicht steuern. Aber wir sollten jetzt versuchen....“ doch weiter kam sie nicht mehr. Ohne jegliche Vorwarnung knickten ihr die Beine ein und sie viel laut polternd mit dem Stuhl zu Boden.

Entsetzt starrten zwei Vampire auf das Mädchen und waren im ersten Moment unfähig sich zu rühren. Mahado fand als erstes wieder zu sich und lief um den Tisch zu seiner Freundin. „Mana!“

Bakura bückte sich zu ihr und Dartz’ Worte fanden in seinem Kopf zurück. ‚Ich habe bereits für deine Strafe gesorgt.’

Besuch am Tag

18. Besuch am Tag
 

Der neue Morgen kündigte sich bei Seto besonders deutlich an, denn er fühlte, dass er mit dem Gesicht plötzlich im feuchten Gras, anstatt in dem warmen Fell lag. Murrend und sich über das nasse Gesicht wischend setzte er sich auf. Sein Blick streifte Joey, der nun wieder seine menschliche Gestalt besaß und anscheinend noch schlief.

Zusammengerollt lag der Blonde im Gras und murmelte im Schlaf leise Setos Namen. Dieser fuhr sich mit der Hand durch die Haare, ehe er den Werwolf an der Schulter rüttelte. „Steh auf, wir müssen weiter,“ sagte Seto kühl, doch neben ihm wurde nur gemurrt und sich auf die andere Seite gedreht.

Der Braunhaarige gab daraufhin ein Knurren von sich. „Du hast dich kein bisschen verändert. Los steh auf, oder ich mach heut Überstunden,“ drohte er. Dieser Satz hatte früher immer gewirkt, da Joey es gehasst hatte, dass sich Seto ständig mit seiner Firma beschäftigt hatte, nur war fraglich, ob es jetzt auch noch nützte, wo Joey seine Erinnerungen verloren hatte.

Doch der altbekannte Satz schien etwas in dem Blonden ausgelöst zu haben. Während er sich im ersten Moment noch murrend aufsetzte rauschten im nächsten Erinnerungen wir Filmausschnitte an ihm vorbei.

Er im Bett, während Seto versuchte ihn zu wecken, allein auf einer Couch sitzend, wo er auf Seto wartete, der mal wieder zu lange arbeitete. Momente, die sie gemeinsam verbrachten und die so selten geworden waren, dass Joey den Braunhaarigen vorschlug ins Ferienhaus zu fahren.

Joeys Hand wanderte zu seiner Stirn und durchlief gedanklich noch einmal seine wiedergekehrten Erinnerungen. „Alles in Ordnung?“ fragte Seto, der die seltsame Reaktion des Blonden bemerkt hatte.

Der Werwolf nickte. „Ja....es geht mir sogar sehr gut!“ rief er nach einer Weile und wand Seto strahlend das Gesicht zu. „Seit du bei mir bist kommen meine Erinnerungen allmählich zurück! Seto, du bist ein Schatz!“ ehe der Ältere wusste, was hier vor sich ging hatte sein Freund ihm bereits die Arme um den Hals geschlungen und einen Kuss aufgedrückt.

„Ich bin ein was?“ fragte Seto und versuchte ruhig zu bleiben, denn er hasste nichts mehr, als Kosenamen.

Joeys Augen leuchteten noch immer und erhob sich nun. „Lass uns weiter gehen. Immerhin wollen wir deinen kleinen Vampirfreund retten,“ rief er, ohne auf Setos Frage einzugehen und setzte sich in Bewegung.

„Er ist nicht mein Freund,“ sagte Seto sofort.

„Schon klar.“ Liebevoll wuschelte Joey durch die braunen Haare, was den Älteren grummeln ließ. Er gestand es sich zwar nur ungern ein, doch diese fröhliche und sorglose Art Joeys hatte ihm gefehlt. Sie war immer ein Lichtblick gewesen, in seiner sonst so kalten und farblosen Welt, die sich allein seiner Firma widmete. Bis der Blondschopf in sein Leben getreten war, hatte er nur gelebt, um die Aktien seines Imperiums in die Höhe zu treiben. Doch anscheinend gab es noch andere Dinge im Leben. Schönere und farbenfrohere.

Die Hände in die Taschen seines Mantels vergrabend folgte er Joey die Straße entlang. Vielleicht noch eine halbe Stunde, dann würden sie endlich am Schloss ankommen.
 

„Dieses Scheusal hat sie tatsächlich vergiftet!“ rief Mahado und hielt das Mädchen in den Armen. Manas Atmung ging unregelmäßig. Mal ging sie stoßweise und dann wieder so flach, als würde sie gleich aufhören zu atmen. Kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn und die Augen waren geschlossen.

Bakura erhob sich. „Bring sie in ihr altes Zimmer. Wir müssen so schnell wie möglich ein Gegengift finden.“

„Und wie?“ fauchte Mahado, der sich große Sorgen um die Jüngere machte. „Es gibt haufenweise an Giften die Dartz ihr hätte geben können!“

Bakura schüttelte verneinend den Kopf. „Zumindest scheinst du jetzt zu verstehen, wie es einem den Kopf vernebeln kann, wenn man sich Sorgen um einen geliebten Menschen macht. Außerdem kommen nur ein paar wenige Gifte in Frage.“

Mahado knirschte mit den Zähnen. „Dann sieh zu, dass du Gegengift auftreibst!“ sagte er bestimmt und hob Mana auf seine Arme, um sie hoch in ihr Zimmer zu tragen. Bakura rauschte vor ihm aus dem Raum und ging die Gänge entlang in den Keller. Auf halben Weg wäre er beinahe mit Yugi zusammengestoßen, der ihm entgegen lief. „Was ist los?“ fragte Bakura, während er weiter ging.

„Wo ist der Lord?“ fragte der Schwarzhaarige sogleich und sah im Gehen hoch in das Gesicht Bakuras, welches einer kalten Maske glich.

„Behältst du es für dich?“ fragte der Weißhaarige. Wenn er einem von Marik, Tea und Yugi vertrauen konnte, dann war es sicherlich Letztgenannter.

„Natürlich!“ rief Yugi hastig. „Was ist denn mit ihm passiert? Geht es ihm nicht gut?“

„Er wurde entführt,“ sagte Bakura knapp. „Und mit großer Wahrscheinlichkeit wird ein Krieg entstehen, wenn wir es nicht schaffen Yami zurückzuholen.“

„Kann...kann ich euch irgendwie helfen?“ fragte der Violettäugige und sah sich nun unsicher um. In diesem dunklen Teil des Schlosses war er noch nie gewesen. /Was will Bakura hier?/

Bakura hielt inne und betrachtete seinen Artgenossen fest. „Normalerweise hätte ich ja gesagt, aber es sollen nicht noch mehr Leben ausgelöscht werden, daher wirst du mit Tea und Marik im Schloss bleiben.“

„Aber...“

„Kein Aber!“ unterbrach Bakura ihn grob. „Unsere Gegner sind gefährlich und wahrscheinlich auch noch mit dem Werwölfen im Bunde! Du hast keinerlei Kampferfahrung, genauso, wie Tea und Marik ihr würdet uns nur im Weg stehen und alles nur noch schlimmer machen!!“ fauchte er wütend und ging weiter. Verwirrt sah Yugi ihm nach. Sicherlich hatte Bakura Recht, wenn er behauptete, dass sie drei sich nicht würden verteidigen können, doch sie konnten doch sicherlich auch auf andere Weise nützlich sein, oder etwa nicht?

Betrübt senkte Yugi den Kopf. /Oh man. Warum musste auch ausgerechnet ich in diese Situation geraten?/ dann drehte er sich um und ging zurück zu Marik. Überlegte sich dabei schon mal eine glaubwürdige Ausrede, denn so schlecht, wie der Sandblonde bereits auf ihren Lord zu sprechen war, würde es ihn sicherlich nicht freuen zu hören, dass dieser entführt worden war und ihnen Krieg drohte.
 

Bakura stieß eine Tür auf und stand nun in einer Art Labor, welches seit dem Überfall der Werwölfe jedoch nicht mehr im Betrieb gewesen war. Die Flaschen und Kolben waren unter einer dicken Staubschicht begraben und eine besonders große war umgekippt und der Inhalt hatte einen großen Brandfleck im Boden verursacht.

Der Weißhaarige ging auf ein Regal an der gegenüberliegenden Wand zu, in dem zahlreiche Fläschchen und Violen untergebracht waren. Jedes einzelne war mit einem Etikett versehen und während Bakura stumm die Beschriftung las suchte er nach den Gegengiften, die in Frage kamen.

Es gab nicht viele Gifte, die einem Vampir dazu bringen konnten das Bewusstsein zu verlieren und noch weniger, die zu Schweißausbruch und zu stark schwankendem Atemrhythmus führten. Mit vier Fläschchen bewaffnet verließ Bakura den Raum und kehrte auf schnellstem Weg zurück in den Hauptteil des Schlosses, um Mana noch zu retten.
 

Auf Grund, dass es Tag war, war Dartz dazu gezwungen eine Rast einzulegen. Ein kleines Motel diente ihm und Yami als Unterschlupf und wo er gerade dabei war hatte er sich auch gleich ein wenig mit dem Blut des Besitzers gestärkt.

Jetzt lag er in dem kleinen Bett und schlief, während Yami, den Dartz auf der Couch abgelegt hatte, in seinem Dämmerzustand hellwach war. Verzweifelt suchte er nach einer Fluchtmöglichkeit, doch wie sollte er entkommen, wenn sein Körper gelähmt war? Er lauschte dem gleichmäßigen Atemzügen des Türkishaarigen, dem einzigen Geräusch, welches die Stille um ihn herum durchbrach.

/Verdammt, wie soll ich denn fliehen können? Ich kann mich nicht bewegen und davon abgesehen weiß ich weder wo ich bin, noch, wo das Schloss liegt, also kann ich auch niemanden fragen. Davon abgesehen ist es Tag und wenn ich das Zimmer verlasse verbrenne ich./ wütend zuckte sein Finger und er suchte weiterhin fieberhaft nach einer Lösung. Erneut zuckte sein Finger leicht.

Abrupt brach Yami seine Gedankengänge ab und konzentrierte sich auf seinen Finger. Er hatte es sich also tatsächlich nicht eingebildet. Anscheinend wirkte das Gift nicht so stark, wie Dartz es wohl gerne gehabt hätte und wenn er einen Finger bewegen konnte, vielleicht schaffte er es noch mehr zu bewegen, wenn er sich anstrengte.

Yami konzentrierte sich und versuchte seine Augen zu öffnen. Es fiel ihm ungewohnt schwer, doch dann gelang es ihm seine Augen einen Spalt breit aufzuschlagen und starrte an eine dunkle Decke. /Jetzt muss ich hier nur noch hier weg kommen./ Der Schwarzhaarige bezweifelte, dass er würde laufen können, doch zum Kriechen, konnte sein Kraft vielleicht ausreichen.

So gut es ging, versuchte Yami sich auf die Seite zu rollen und schob seine Arme schützend vor sein Gesicht, damit er sich nicht die Nase brach. Mit einem dumpfen und schmerzhaften Aufschlag, fiel er von der Couch und lag auf dem Boden. Angestrengt versuchte er seine Arme zu bewegen und sich so kriechend über den Boden fortzubewegen.

Die verschiedenfarbigen Augen Dartz öffneten sich ruckartig, als Yami auf dem Boden landete. Augenblicklich setzte der Türkishaarige sich auf und sein Blick wanderte zum Sofa, von welchem sich sein Gefangener langsam entfernte. Mit einem wütenden Fauchen sprang er auf und versperrte Yami den Weg. „Du glaubst doch wohl nicht etwa, dass du mir entkommen kannst?“ fauchte der drohend, packte Yami im Nacken und zog ihn wie eine leblose Puppe hoch.

„Lass.....mich...los...,“ zischte Yami. Das Sprechen war nicht minder leichter, als sich zu bewegen.

Die verschiedenfarbigen Augen verengten sich. „Du bist nicht in der richtigen Situation, um Forderungen zu stellen, also sei still.“ Grob drehte er Yami auf den Rücken und stand auf, um zu seinem Gürtel zu gehen, den er zum Schlafen abgelegt hatte. Seth hatte ihn ja bereits gewarnt, dass das Lähmungsmittel bei dem Dämon wahrscheinlich nicht so gut wirken würde, deshalb hatte er vorsichtshalber ein zweites Fläschchen der lähmenden Flüssigkeit eingepackt.

Yami versuchte in der Zeit weiter zu kommen, obwohl sein Fluchtversuch so gut wie aussichtslos war. „Hab ich nicht gesagt, dass du hier bleiben sollst?!“ fauchte Dartz und hakte seinen Fuß unter den Yamis ein, um diesen unsanft zu sich zu ziehen.

Panisch ließ sich der Schwarzhaarige zurückziehen, denn zu etwas anderem war er auch nicht fähig. „Bleib....weg...“ presste er hervor und sah hoch in das blasse Gesicht seines Entführers.

Dieser fauchte nur erneut leise auf und packte Yami nun am Kragen, um ihn an sich zu ziehen. „Halt endlich die Klappe.“

Yamis Atem ging schnell und auch sein Puls raste, auf Grund der Angst. Er hasste diese Hilflosigkeit und suchte verzweifelt nach einem Ausweg, aus seiner Situation. Erneut hing er nun in Dartz’ Armen und es widerte ihn an. Yami wand sein Gesicht ab und versuchte sich aus dem Griff zu entfernen, doch die Nägel des Türkishaarigen bohrten sich daraufhin nur schmerzhaft in seinen Arm.

„Kapierst du nicht, dass du hier nicht weg kommst?“ Dartz zog den Korken mit den Zähnen aus der Flasche und presste die Öffnung zwischen Yamis Lippen, um so dessen Mund aufzuzwängen. Doch der junge Lord biss die Zähne fest aufeinander. „Stell dich nicht so an, es gibt sowieso kein Entkommen.“ Dartz nahm seinen Daumen zur Hilfe und schob so Yamis Kiefer nach unten. Sofort schob er ihm den Flaschenhals in den Mund. „Schluck!“ knurrte er.

Doch der Violettäugige weigerte sich. Statt dessen sammelte er erneut Kraft, schlug Dartz das Fläschchen aus der Hand und spuckte ihm den Inhalt ins Gesicht. Angewidert wischte sich der Vampir übers Gesicht und verpasste Yami dann eine harte Ohrfeige, die dessen Gesicht zur Seite schnellen ließ. „Verfluchte Ratte!“ zischte er und ließ den Jüngeren achtlos zu Boden fallen, so dass dessen Kopf hart auf den Boden aufschlug.

Yami gab ein leises Wimmern von sich und versuchte erneut zur Tür zu gelangen, während Dartz den nassen Fleck auf dem Teppich betrachtete. Das dünne Glas war kaputt gegangen und das Lähmmittel verschüttelt. Nun würde er es auf die unkomfortableren Methoden zurückgreifen müssen. Dartz fauchte wütend, als er feststellte, dass sich der Schwarzhaarige wieder bewegte. Er schien es zwar nur unter großen Anstrengungen tun zu können, dennoch hatte der Türkishaarige keine Lust dem Vampir ständig nachjagen zu müssen.

Kurzerhand holte er sein Schwert raus und zerschnitt das Bettlaken in lange Streifen. Damit kehrte er dann zu Yami zurück und packte grob dessen Handgelenke. „Dummer Narr, du kommst nicht weg,“ zischte er erneut und drehte dem Violettäugigen die Arme auf den Rücken, wo er sie mit einem der Leinenstreifen fest zusammenband.

Yami versuchte verzweifelt sich zu wehren, trat mit den Füßen und schnappte mit den Zähnen nach dem Vampir, was jedoch nur dazu führte, dass kurz darauf auch noch seine Füße zusammengeknotet waren und auf einem Stück Stoff – als Knebelersatz - kaute, welches Dartz ihm um den Kopf geknotet hatte.

„Und wehe ich höre jetzt noch irgendeinen Laut von dir,“ drohte Dartz und legte sich zurück ins Bett. Yami zitterte. Seine Wange pochte schmerzhaft und er lag ziemlich unbequem auf dem kalten Boden. So gut es ging drehte er sich auf die Seite und versuchte den Stoff an seinen Händen auseinander zu ziehen, doch seine Fesseln gaben nicht nach und wurden statt dessen nur noch fester.

Er wünschte sich, dass Bakura ihm wieder half. Hoffte, dass dieser plötzlich auftauchte und Dartz erledigte. Immerhin hatte er es doch auch getan, als die fremden Vampire ihn angegriffen hatten und als er im Blutrausch geraten war um die Frau zu töten oder auch als er über das grillende Paar herfiel. Bakura war doch immer im richtigen Moment aufgetaucht und hatte ihm geholfen.

Aber warum kam er dann jetzt auch nicht? Dartz hatte zwar gedroht ihn zu töten, wenn Bakura ihm folgte, aber das würde den Weißhaarigen doch nicht aufhalten, oder?

/Und wenn doch? Was, wenn Bakura es leid ist sich ständig um mich kümmern zu müssen? Was, wenn er gar nicht kommt und mich an diesen Irren ausliefert?/ Nein, das wollte Yami nicht glauben. Bakura war nicht so einer. Doch er konnte sich nicht beruhigen. Yami hatte die Begegnung mit den Vampiren noch gut in Erinnerung, auch das Schwert, welches man ihm in den Rücken gebohrt hatte.

Und wenn sie schon so weit gingen, nur um ihn zu entführen, was würde man dann erst mit ihm anstellen, wenn er in ihrer Gewalt war? Yami kauerte auf dem Boden und machte sich ganz klein, um sich zu schützen, was jedoch mit dem Fesseln nicht sonderlich effektiv wirken würde.

Fest behielt er seine Amethyste geschlossen und zwang sich zum Schlaf. Wenn Yami schlief, würde er nichts mehr von seiner Umgebung mitkriegen und auch wenn das sicherlich nicht gut war, so wollte er nichts mehr mitbekommen. Das gleichmäßige Atmen Dartz’ hallte in seinen Ohren wider, wie ein unbarmherziger Countdown, dessen Ende der junge Lord nicht miterleben wollte.
 

„Hier,“ sagte Bakura und reichte Mahado die Fläschchen. „Von dem vier Tropfen, davon einen Teelöffel, von der zwei und die Flasche muss sie ganz leeren,“ ordnete er an und deutete dabei auf die Behälter.

Mahado zog skeptisch eine Augenbraue hoch und sah hinauf in Bakuras Gesicht. „Vier verschiedene Gegenmittel? Sie soll gesund werden und nicht tot.“

Der Weißhaarige gab ein Knurren von sich. „Es kommen nur vier unterschiedliche Gifte in Frage und das hier sind die vier Gegengifte. Wenn du sie alle einzeln nehmen willst, bitte, tu dir keinen Zwang an, aber beschwer dich dann hinterher nicht, wenn Mana nicht mehr unter uns weilt!“

„Man, krieg dich wieder ein,“ sagte Mahado und griff nach einem der Fläschchen. „Lass deine schlechte Laune nicht an mir aus.“

„Ich hab keine schlechte Laune.“ Bakura drehte sich um und machte Anstalten das Zimmer zu verlassen.

„Oh doch, die hast du. Du bist wütend auf dich, weil du Yami nicht so beschützen konntest, wie du es gewollt hättest.“

„Na und? Und wenn schon!“ fauchte Bakura. „Das geht dich nichts an! Dir wäre es doch eh lieber Yami tot zu sehen!“

„Ja, das wäre es,“ sagte Mahado und sprach Mana leise zu, damit sie wach wurde und das Gegengift annahm.

„Wenn du ihm zu nahe kommst, dann bring ich DICH um!“ zischte Bakura und knallte die Tür hinter sich zu. Irgendwie konnte er Mahado seinen Wunsch nicht verdenken, auch wenn er ihm diesen niemals erfüllen würde. Der Braunhaarige hatte genau, wie er selbst einen Krieg miterlebt und wäre dabei selbst beinahe umgekommen. Bakura konnte verstehen, dass sein Artgenosse ungern noch einmal so etwas durchleben wollte.

Aber konnten sie denn ein unschuldiges Leben dafür opfern? Bakura ballte die Hände zu Fäusten. Die gleiche Frage hatte er sich schon einmal gestellt, als Ryou entführt worden war. Er konnte nicht zulassen, dass Yami starb, um den Krieg zu verhindern. Doch diesmal schien es gar keine andere Wahl zu geben. Wenn Seth Yami kontrollieren konnte, war der Krieg unabwendbar! Es gab nur die Möglichkeit Yami zu töten, oder dafür zu sorgen, dass sich dieser selbst kontrollieren konnte.

Bakura klammerte sich an diesen kleinen Funken Hoffnung, auch wenn es ein Ding der Unmöglichkeit schien, dass dieser Funken zu einer Flamme heranwachsen würde. Es gab keinen Weg, um unerkannt in die Werwolffestung zu gelangen. Es gab ihn nicht!!

/Ich hoffe Yami kann irgendwie fliehen. Mal ganz davon abgesehen, dass Seth ihn zu seiner hilflosen Marionette machen will, wenn Yami die Morde mitkriegt, für die Seth ihn haben will, wird er sicherlich daran zerbrechen. Es bedrückt ihn ja schon, dass er diesen Jungen getötet hat./

Bakura seufzte und schloss die Augen. /Es war ein Fehler, den Osiris und ich damals begangen haben. Wir waren uns dessen bewusst, doch kannten wir den Preis nicht, den wir zu zahlen hatten. Der Preis ist zu hoch, als das ich ihn zahlen könnte. Aber was geschehen ist kann ich auch nicht mehr rückgängig machen. Ich würde mein Leben dafür hergeben, aber nicht das Yamis.....denn ich liebe ihn./

Es war das erste Mal, dass es sich der Vampir wirklich eingestand. Tränen sammelten sich in seinen Augen, doch er blinzelte sie weg. Jetzt war nicht die Zeit für Tränen. Jetzt war die Zeit des Kämpfens und er würde kämpfen, selbst wenn, es aussichtslos war! Das war er Yami schuldig.
 

„Ist es das da vorne?“ fragte Joey und deutete auf den gelben Putz des Schlosses, welches kaum zu erkennen war, da die Sonne genau dahinter aufging und das Schloss somit leuchten ließ, als ob es selbst die Sonne wäre.

„Ja,“ sagte Seto knapp und nickte. Sie gingen durch die verwilderten Wiesen und über die Brücke, zum Schloss, welches man anscheinend als einziges restauriert hatte. Es fehlten keine Schindeln mehr in dem Dach und die Fensterläden waren alle sorgfältig verschlossen worden. Was Seto jedoch nun kaum wunderte, immerhin lebten ja Vampire in dem Gemäuer und die würden bei einfallenden Sonnenlicht verbrennen.

Er klopfte an die große Pforte und wartete. Beim letzten Mal hatte man ihm auch das Tor geöffnet, warum nicht auch diesmal?
 

Bakura erstarrte, als er das Klopfen vernahm. Dort draußen schien jemand zu sein. Vielleicht... /Yami??/ Sein Herzschlag beschleunigte sich und er rannte eilig in Richtung Forte, doch in der Halle hielt er inne. /Moment mal! Es ist Tag! Yami würde verbrennen, wenn er jetzt draußen umherwandeln würde./ Doch wer wollte dann ins Schloss?

Bakura sog witternd die Luft ein und ein bekannter menschlicher Geruch stieg ihm in die Nase. Er gehörte zu der Person, die Yami einmal ins Schloss gelassen und um die sich dann der Clan geprügelt hatte. Doch der Mensch allein hätte keine Gefahr dargestellt. Es war der zweite, verhasste Geruch, der Bakura laut fauchen ließ.

Es war der Geruch nach Hund. Der Geruch der Hunde, die nachts den Mond anheulten und mit dem voller werden des blassen Gesteinsklumpen immer stärker wurden – da draußen stand ein Werwolf!

Der Weißhaarige überlegte nicht lange. Er zog sein Schwert und versteckte sich in den Schatten. Wenn es Tag war konnte ihm der Köter nicht gefährlich werden. Bakura öffnete die Forte und wartete ab.
 

Seto tippte ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden, als sich das Tor endlich öffnete. „Geht doch,“ grummelte er und ging voraus in die Halle. Wie bereits bei seiner letzten Ankunft war das Schloss in Dunkelheit gehüllt und Seto verdrehte die Augen. Wollte der Möchtegernmörder wieder seine Show abziehen? Anscheinend lebten hier doch Verrückte.

Er spürte Joeys Atem in seinem Nacken. Er musste ganz nah hinter ihm stehen. „Seto, was...?“ fragte er, als ihn das zischende Geräusch, wie, wenn etwas die Luft durchschnitt, herumfahren ließ.

„Joey?“ fragte Seto und wirbelte herum, spürte im nächsten Moment, wie ein Körper gegen den seinen fiel. Reflexartig schlang er den Arm um diesen. Ein kaltes Lachen durchbrach die Stille und das Licht im Kronleuchter und der Fackeln ging an.

„Erwischt, Werwolf,“ zischte die kalte dunkle Stimme und Seto sah in das Gesicht eines weißhaarigen jungen Mannes, welcher ein blutiges Schwert in den Händen hielt. Die blauen Augen weiteten sich und richteten sich entsetzt auf den Blonden, dessen Augen ebenfalls aufgerissen waren, wenn auch aus Schmerz.

Joey gab ein Röcheln von sich und klammerte seine rot gefärbte Hand in Setos Anzug. Aus einer Wunde nahe dem Herzen, lief Blut.

Ein neues Bündnis?

19. Ein neues Bündnis?
 

Setos Augen wurden eiskalt und voller Wut funkelte er den Fremden an. „Warum hast du ihn angegriffen, du Ratte?“ fragte er drohend und legte Joey vorsichtig auf dem Boden ab. „Du hast uns selbst rein gelassen!!“ Niemand, aber auch niemand vergriff sich an seinem Joey! Niemand!! Und wer es wagte würde teuer dafür bezahlen!

„Warum ich ihn angegriffen habe?“ fragte Bakura. „Weil es die Werwölfe waren, die den Krieg begonnen und fast alle Vampire ausgelöscht haben! Und jetzt kommen die Biester, um den Rest auszulöschen. Ich hab ein Recht darauf ihn auszuschalten.“

„Du dämlicher Blutsauger,“ zischte Seto wütend. „Wir sind hier, um euch zu helfen.“

Bakura lachte auf. „Das soll ich dir glauben?“

„Dieser komische Kauz mit den violetten Augen hat mein Leben gerettet und ich bleibe nur ungern jemanden was schuldig.“

Der Weißhaarige beäugte Seto kritisch, ehe er seinen Blick wieder dem Werwolf zu wand, der keuchend am Boden lag. „Was ist mit ihm?“ fragte er.

„Ich gehöre zu Seto,“ presste Joey hervor. „Wenn er deinem Lord helfen will, dann werde ich es auch tun.“

„Warum sollte ich dir vertrauen?“ zischte Bakura und bleckte drohend seine Zähne.

„Die Werwölfe werden einen Krieg entfesseln, denn sie wollen die Vampire endgültig vernichten. Ich kann euch nützliche Informationen liefern.“

„Woher soll ich wissen, dass du kein Spion bist?“

„Ich kann dir keinen Beweis liefern,“ sagte Joey leise und schloss seine Augen. Das Blut floss weiterhin aus seiner Wunde und allmählich wurde ihm schwarz vor Augen. Als Werwolf hätte ihm die Wunde nicht so sehr zugesetzt, doch als Mensch waren die Schmerzen bedeutend größer und der Blutverlust verheerender, da der Krafteinfluss des Mondes fehlte.

Seto kniete neben den Blonden und funkelte Bakura dann finster an. „Ich biete deinem Lord deine Hilfe an! Lass ihn entscheiden!“ forderte er. Wenn sich die Situation nicht bald klärte, dann starb Joey.

Bakura zögerte, doch dann steckte er sein Schwert weg. Sie hatten gar keine andere Wahl. Der Werwolf war wahrscheinlich ihre einzige Möglichkeit in die Festung zu gelangen und so Kisara zu treffen. Sie war die einzige, die ihm helfen konnte einen Weg zu finden, um Yami zu retten.

Er seufzte und schloss kurz seine Augen. „Nimm den Wolf und komm mit,“ sagte er knapp und ging in Richtung Keller, wo er bereits die Gegenmittel für Mana hergeholt hatte.

Seto sah den Weißhaarigen misstrauisch an, ehe er Joey hochhob und hinter dem Vampir hereilte. Sie gingen eine Treppe hinunter, wo sie am Ende eines steinernen Ganges einen Raum betraten. Es war der, in dem die Gläser, mit den merkwürdigen Flüssigkeiten standen.

Ohne mit der Wimper zu zucken fegte Bakura die Gläser und Feuerstellen von einem Tisch und ging dann zu einem nahe stehenden Regal. „Leg ihn auf den Tisch,“ sagte er zu Seto und suchte die Sachen zusammen, die er brauchte, um Joey wieder zu flicken. „Wir haben Glück, dass er bewusstlos ist, dann bekommt er nichts von den Schmerzen mit und da er kein Mensch ist, ist er Schmerz gegenüber eh unempfindlicher.“ Seine braunen Augen suchten die Saphire Setos. „Lass uns bitte so lange allein.“

Der Braunhaarige nickte, auch wenn er nur ungern von Joeys Seite weichen wollte. Wer wusste schließlich, was der Vampir mit ihm anstellte, doch hatte er schließlich keine andere Wahl. Bakura hatte sich dafür entschlossen ihnen zu vertrauen und das musste er nun auch tun. Dabei vertraute er niemanden. Vertrauen war eine dumme Schwäche des Menschen, durch die man nur in Schwierigkeiten geriet.

Und Seto hasste es, dass er dieser Schwäche doch immer mal wieder verfiel. Er kehrte in den Hauptteil des Schlosses zurück und betrat dort den Salon. Ein großer Fehler, denn er war nicht allein.

In einem der Sessel saß ein Vampir und hob bei seinem Anblick den Kopf. Ärgerlich biss sich Seto auf die Unterlippe. Er hatte nicht vergessen, wie sich die Vampire vor seiner verschlossenen Zimmertür aufgeführt hatten. Die blauen Augen blickten sich nach einer Waffe um, um den Vampir abzuwehren, der sich sicherlich gleich hungrig auf ihn stürzen würde.
 

Lautes, kämpferisches Gegröle hallte durch die Festung der Werwölfe. Sie alle waren bereits in wilder Kampfesstimmung und platzen fast vor Vorfreute auf den bevorstehenden Krieg. Doch eine Kombination aus kampfeslustigen und betrunkenen Werwölfen war keineswegs eine gute Mischung und würde wahrscheinlich damit drohen in die Luft zu gehen, wenn das Rudel nicht einen so großen Respekt vor ihrem neuen Leitwolf hätte.

Auch, wenn Zork nun auch eine menschliche Gestalt besaß, wie sie, so wirkte er dennoch genauso furchteinflößend, wie in seinem nächtlichen Körper. Er hatte nachtschwarzes Haar, welches wie Lack glänzte und ihm bis zu den Hüften reichte. Seine Augen wirkten wie schwarze Löcher, die jeden verschluckten, der es wagte in sie zu sehen.

Sein Körper war reine Muskelmasse und es zierte ihn nicht eine Narbe! Dabei müsste zumindest die des Werwolfbisses zu sehen sein!! Doch sie war nicht da und genau das machte dem Rudel Angst. Wieso war er ein Werwolf, wenn er vermutlich nicht gebissen worden war?

Zwischen den laut feiernden Mondbestien gab es immer wieder kleine Grüppchen, die sich leise unterhielten, doch keiner wusste etwas über Zork zu erzählen. Kaum einer hatte überhaupt gewusst, dass er zu ihrem Rudel gehört hatte! Es schien, als wäre der Schwarzhaarige wie aus dem Nichts aufgetaucht, ganz so, als hätte er nur auf seine Chance gewartet und die war mit dem Sturz ihres alten Alphatieres gekommen.

Zork hatte nicht mal groß kämpfen müssen, um seinen Anspruch geltend zu machen. Allein seine Aura und ein Blick aus diesen bodenlosen Augen, waren ausreichend gewesen, damit sich die meisten Werwölfe kampflos und ängstlich ergeben hatten.

„Einer von den jüngeren hat ihn herausgefordert,“ berichtete Duke im Flüsterton Valon und Tristan, dessen damalige Spionage nicht aufgefallen war. Sein Glück, denn sonst wäre er nun tot. „Er wollte sich unbedingt beweisen.“ Er hielt inne und sah sich kurz um, um sich zu versichern, dass man sie auch nicht belauschte, denn bei so einem Leitwolf war Einschleimen die höchste Priorität. Doch in diesem Chaos und Saufgelagere achtete niemand auf sie.

„Hat Zork ihn getötet?“ wollte Valon wissen. Seine Wangen hatten eine dunkelrote Färbung von dem vielen Wein angenommen und er nuschelte mehr, als dass er noch sprach, doch sein Geist war noch einigermaßen wach.

Duke schüttelte den Kopf. „Es wäre besser gewesen, wenn er ihn getötet hätte.“

„Was meinst du damit?“ wollte nun Tristan wissen.

Die leuchtendgrünen Augen wandten sich ihm zu und sahen ihn durchdringend und ernst an. „Seine Klauen sind wie messerscharfe Dolche. Er könnte ein Blatt damit zerteilen, wenn er wollte. Mit einem Schlag hat er ihm den Brustkorb aufgeschlitzt, dann hat er ihn mit seinen Zähnen am Kiefer gepackt und gegen die Wand geschleudert und dort einfach liegengelassen. Rex hat sich den Körper angesehen, um festzustellen, ob er überlebt hat. Er sagte Zork hätte ihm die Knochen durchgetrennt.“

„WAS??“ kam es zeitgleich von Valon und Tristan.

„Shhhht,“ zischte Duke und sah sich erneut um.

„Bist du verrückt?“ fragte Tristan nun wieder um einiges leiser. „Hast du eine Ahnung, wie dick unsere Knochen sind? Die kriegt man nicht so einfach durch.“

„Ich kann dir auch nur sagen, was Noah mir erzählt hat,“ rechtfertigte Duke sich. Valon schwieg nachdenklich. Wenn Zork wirklich so stark war, warum hatte er nicht schon viel früher die Stellung des Alphatieres übernommen? Warum hatte er gewartet, bis eine Meuterei angezettelt worden war?

Seine himmelblauen Augen wanderten durch die Menge und zu Zork, welcher ein Glas mit einer dunkelroten Flüssigkeit leicht schwenkte. Valon runzelte die Stirn. Für Wein war der Inhalt zu dunkel und Bier war es erst recht nicht! Aber was dann? Plötzlich wand sich Zorks Kopf um und seine Augen sahen an allen Werwölfen vorbei und fixierten die blauen Augen Valons, der in der hintersten Ecke saß, ganz so, als hätte er dessen Blick gespürt.

Der Braunhaarige konnte nicht lange in diese dunklen Seen sehen. Sie schienen ihn zu verschlucken. Hastig wand er den Blick ab, schnappte sich einen nahe stehenden Bierkrug und begann ihn zu leeren. Aus den Augenwinkeln schielte er wieder zu dem Schwarzhaarigen herüber, der den Blick jedoch wieder auf sein Glas gerichtet hatte und es weiter schwenkte.

Valon blinzelte. Hatte er sich das gerade nur eingebildet? Hatte er schon so viel Alkohol intus, dass er bereits an Wahnvorstellungen litt?
 

Seto schluckte leicht und spannte die Muskeln an, als der Vampir aufstand. Er war recht klein, ähnelte dem Lord des Schlosses jedoch stark auch, wenn er kindlicher wirkte. Fragend legte der Schwarzhaarige den Kopf schief. „Du bist doch ein Mensch. Was machst du hier?“ fragte er freundlich.

„Ich bin hier, um eurem Lord meine Hilfe anzubieten,“ sagte er ruhig, beäugte den Jüngeren jedoch weiterhin misstrauisch. Warum tat er so freundlich?

Der Kleinere seufzte. „Ich fürchte die braucht er auch dringend.“

Seto runzelte die Stirn. „Was meinst du damit?“

„Er ist entführt worden.“

„Wieso sollte den Clown jemand entführen?“

Yugis Augen verengten sich. „Er ist kein Clown, verstanden?“ als Seto keine Reaktion zeigte fuhr er fort. „Ich weiß zwar nicht genau um was es geht, aber wenn wir den Lord nicht zurückholen können wird Krieg entstehen.“

„Krieg?“ fragte der Braunhaarige, als hätte man ihm einen schlechten Witz erzählt. „Wieso sollte wegen ihm Krieg entstehen?“

„Das wirst du schon Bakura fragen müssen.“
 

Yami versuchte sich aufzusetzen, damit er aufs Bett kam. Doch die Fesseln und das stark wirkende Lähmungsmittel bereiteten ihm noch immer Schwierigkeiten. Draußen ging bereits die Sonne unter und dann wäre ein Fluchtversuch nicht länger möglich.

Halbwegs schaffte er es in eine sitzende Position und hielt kurz inne, um neuen Atem zu schöpfen. /Verdammt, ich muss mich beeilen. Ich hab es doch fast geschafft./ er schloss kurz die Augen, als er ein Rascheln wahrnahm und hastig den Kopf umdrehte. Dartz war aufgewacht.

Yami wurde panisch. Der Türkishaarige setzte sich auf und beäugte seinen Gefangenen mit einem finsteren Blick. Die Augen blieben an dem Knebel hängen, welcher durchgebissen neben dem Sofa lag. „Du bist noch immer so widerspenstig,“ zischte er wütend. „Warum überanstrengst du dich? Du wirst sowieso bald vor Schwäche um Gnade winseln, weil du keine Tropfen Blut bekommen wirst.“

„Dann werde ich aber sterben,“ sagte Yami leise, woraufhin Dartz den Kopf schüttelte.

„Keine Sorge, so weit lasse ich es nicht kommen.“ Er packte den Lord und warf ihn sich über die Schulter. Dieser versuchte sich zu wehren, doch es gelang ihm auch diesmal nicht. Und was viel schlimmer war, der Vampir hatte recht. Yami hatte bereits in den letzten beiden Nächten kein Blut mehr zu sich genommen und allzu lange würde es nicht mehr dauern, bis sich das bemerkbar machte und er in Blutrausch geriet. Sie mussten nur in die Nähe eines Menschen gelangen.

Zum ersten Mal, seit er zum Vampir geworden war, sehnte sich der Violettäugige den Blutrausch herbei. Auch, wenn er dann sicherlich wieder einen unschuldigen Menschen töten würde, so konnte er sich wenigstens aus seiner Gefangenschaft befreien und von dem Risiko von Seth kontrolliert zu werden und somit wahrscheinlich noch mehr Schaden anzurichten.

Yami schloss die Augen und konzentrierte sich allein auf seine Sinne. Bald schon würde ihm frisches Blut in die Nase steigen.
 

Bakura wischte sich den Schweiß von der Stirn und beobachtete, wie der große Wolf allmählich wieder zu sich kam. Er hatte nicht bedacht, dass die Nähte bei der Verwandlung zu eng sein würden und die Fäden dadurch reißen würden. Außerdem hätte er sich das ganze Theater sparen können, denn kaum, dass sein Körper wieder der eines Werwolfes war, schlug der Blonde munter die Augen auf und setzte sich auf.

Für einen Werwolf war diese Wunde keine Rede wert und erst recht nicht, beim voller werdenden Mond. Er schüttelte sich und sprang dann vom Tisch runter. „Wo ist Seto?“ wollte er sofort wissen.

Bakura grummelte. „Nur kein schlechtes Gewissen, ich hab dir gerne geholfen,“ fauchte er und wischte das Blut an einem Tuch ab. Wolfsblut war ihm viel zu wider, als dass er es trinken würde. „Falls du mit Seto deine menschliche Begleitung meinst, der stromert irgendwo im Schloss rum.“

Die braunen Wolfsaugen verengten sich und ihr Besitzer knurrte leicht. „Ich hoffe für dich, dass die Vampire die Finger von ihm gelassen haben.“

„Glaub mir, dank Yami wagen die sich noch nicht mal in seine Nähe.“

„Und wer ist Yami, wenn deine Blutsvetter ihn so fürchten?“

„Er ist der Lord des Clans,“ erklärte Bakura und ging zur Tür, die er dem Werwolf offen hielt. „Und er könnte deine Hilfe durchaus gebrauchen.“

„Inwiefern?“

„Erklär ich dir später.“ Er folgte dem Blonden und führte ihn in den Salon, aus welchem Setos Geruch strömte. „Warte im Salon, ich hole nur kurz noch jemanden.“ Ohne ein weiteres Wort der Erklärung ging der Weißhaarige eilig zur Treppe und machte sich auf den Weg zu Manas Zimmer. Sie hatten nun endlich eine Chance in die Festung der Werwölfe zu gelangen. Nun musste er nur noch Mahado davon überzeugen.

Dabei spielte dessen Meinung eigentlich gar keine Rolle, denn Bakura würde so oder so Kisara aufsuchen. Er musste Yami retten und ob ihn die anderen dabei unterstützten war zweitrangig.
 

Allmählich wurde Seth ungeduldig. Zwar wusste er, dass Dartz mit seiner Last nicht fliegen konnte und es daher noch dauern würde, bis der Dämon bei ihm ankam, doch er konnte es einfach nicht erwarten.

Schon viel zu lange hatte er die Schmach ertragen vor den Werwölfen zu kriechen. Die Zeit der Rache war nun endlich zum Greifen nahe. Wenn er schlief träumte er bereits von seinem Sieg und zitterte vor Aufregung, wenn er in der darauf folgenden Nacht erwachte.

Akunadin und Ishizu warfen sich unruhige Blicke zu. In der Nähe ihres Lords wagten sie es nicht offen zu sprechen, doch sie spürten, dass etwas Großes bevorstand, auch wenn sie nicht verstanden, wie ein einzelner Vampir, den man aus irgendeinem Grund als Dämon bezeichnete, ihnen helfen sollte die Werwölfe zu vertreiben.

Ishizu seufzte leise und ihr Blick wanderte zum voller werdenden Mond. Schon seit einigen Nächten schickten sie den Werwölfen keine Opfer mehr und wenn das auch weiterhin so blieb, würde die Wölfe sie sicherlich angreifen und wenn Seth in Besitz des Dämons gelangte, dann würde er es ihnen gleich tun.

Die Schwarzhaarige erinnerte sich noch gut an den letzten Krieg. So viele Freunde hatte sie damals verloren....warum musste es nur immer in einem Krieg enden? War es denn nicht möglich eine friedliche Lösung zwischen Vampiren und Werwölfen zu finden?

Sie wusste, dass es in alter Zeit mal so gewesen war. Aber warum war diese Einigkeit zerbrochen? Was hatte diese beiden Völker der Nacht zu Feinden werden lassen? Doch selbst wenn sie es wüsste, würde es dann etwas an ihrer jetzigen Situation ändern?

Ishizu schreckte auf, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte. Sie wandte den Kopf zur Seite und blickte in zwei blaue Augen. „Ihr habt mich erschreckt, my Lord,“ sagte sie und drehte sich nun vollständig zu ihm um.

In Seths Augen lag ein Glitzern und er drückte seinem Lieblingsweibchen einen Besitz ergreifenden Kuss auf. „Schon bald werde ich über die Nacht herrschen und du wirst an dann an meiner Seite sein,“ sagte er mit fester Stimme.

„Das ehrt mich,“ wich Ishizu aus. „Aber warum gerade ich? Ihr besitzt so viele bessere Weibchen in eurem Clan.“

Ein geheimnisvolles Grinsen lag auf seinen Lippen. „Du bist am geeignesten.“ /Denn du hast nicht den Charakter, um auf die Idee zu kommen gegen mich zu intrigieren./ „Ich habe mich am letzten Tag sehr einsam gefühlt,“ sagte er und eine leichte Drohung schwang in seiner Stimme mit.

„Verzeiht my Lord. Ich fühlte mich nicht besonders gut.“

„Vernachlässige deine Pflichten als oberstes Weibchen nicht. Bei Sonnenaufgang erwarte ich dich in meinem Gemach,“ forderte Seth, ehe er sich abwandte und in den Thronsaal zurückkehrte. /Bald schon.....bald ist es so weit. Nur noch ein wenig Geduld./
 

Mahado fühlte Manas Temperatur, die allmählich sank. Anscheinend hatte das Gegengift, welches der vier es auch immer gewesen sein mochte, angeschlagen. Lange würde es sicherlich nicht mehr dauern, bis sie aufwachte. Es klopfte und kurz darauf öffnete sich die Tür. Der Braunhaarige wand sich zu seinem Besucher um. „Wie geht es ihr?“ fragte Bakura und ging auf das Bett zu.

„Besser,“ sagte Mahado knapp.

Er nickte. „Gut. Dann komm mit, ich hab einen Plan, wie wir in die Festung der Werwölfe gelangen können.“

Die lila Augen sahen ihn verwundert an. „Wie das?“ fragte Mahado ungläubig.

„Erklär ich dir unten.“ Bakura drehte sich um und verließ das Zimmer. Der Braunhaarige stand hastig auf und folgte ihm. Argwöhnisch betrachtete er den Weißhaarigen von der Seite her. Wie hatte er so plötzlich einen Weg finden können? Was war passiert, während er sich um Mana gekümmert hatte?

Mahado erhielt seine Antwort, als ihm der Geruch von Werwolf in die Nase stieg. Sofort begann er zu fauchen und wand Bakura seinen Blick zu. „Bist du wahnsinnig?? Was hat ein Werwolf hier zu suchen??“

„Er ist unsere Eintrittskarte in die Festung,“ erklärte er schlicht. „Erinnerst du dich noch an den Menschen, der vor einigen Nächten hier war? Der Werwolf scheint sein Freund zu sein.“

„Ja und jetzt will er sich rächen!“

„Nein, das will er nicht! Er will seine Schuld bei Yami begleichen.“

„Warum sollte er dem Lord etwas schuldig sein?“

„Weil er weiß, dass Tea oder Marik ihn getötet hätten, wenn Yami sie nicht davon abgehalten hätte und jetzt will er seine Schuld begleichen...Dank seines Begleiters weiß er, dass die Werwölfe uns vernichten wollen.“

Noch immer sah Mahado ihn kritisch an. „Bis du dir sicher, dass er dir nicht nur eine Lüge erzählt? Wahrscheinlich ist er ein Spion ihres Rudels.“

Bakura blieb stehen und drehte sich wütend zu Mahado um. „Sag mal glaubst du nicht, dass ich mir diese Fragen nicht alle schon selbst gestellt habe?“

„Dann frage ich mich, warum du ihn hier duldest.“

„Weil er die einzige Chance ist die wir haben, um Kisara zu treffen! Es ist mir egal, wer er ist und ob er uns eine Falle stellen will! Ich will nur Yami retten und wenn das bedeutet mich mit dem Feind verbünden zu müssen, dann werde ich es tun!“ fauchte er und bleckte seine Zähne, zum Zeichen, dass er keine Widerrede duldete.

„Die Liebe macht dich blind Bakura! Willst du unser aller Leben aufs Spiel setzen nur wegen ihm??“ Die lila Augen sahen fest in die braunen ihres Gegenübers, welche den Blick entschlossen erwiderten.

„Ja!“

„Das kannst du nicht so einfach dahersagen!“ rief der Braunhaarige entsetzt.

„Verdammt, Mahado, ich weiß es selber!! Aber verstehst du denn nicht? Ob der Werwolf zu unseren Freunden oder Feinden gehört ist egal, denn wenn wir Yami nicht befreien können bricht eh ein Krieg aus! Und diesmal wird es sicherlich keine Gnade geben! Diesmal werden uns die Werwölfe auslöschen!!“ er machte eine kurze Pause, um Luft zu holen. „Ich weiß du bist der Meinung, dass es besser ist Yami zu töten, aber wir haben auch beschlossen, dass wir versuchen werden mit Kisara zu reden. Jetzt besitzen wir die Chance dafür und ich werde sie auch nutzen. Ob du mitkommst, oder dich feige verkriechst ist mir egal!“

Mahado fauchte wütend. „Ich habe mich noch nie feige verkrochen!“

„Dann beweise, dass du noch ein bisschen Ehre besitzt und lass keinen Unschuldigen dafür bezahlen!“

Der Braunhaarige presste wütend die Lippen aufeinander. Er wollte keinen zweiten Krieg miterleben und der schnellste Weg dies zu verhindern war der seinen Lord zu töten! Doch andererseits, wenn er tief in sich ging, konnte er Bakuras Handeln auch nachempfinden. Das Herz konnte einem dazu bringen unkluge Dinge zu tun, um die geliebte Person zu retten. Es schaltete den Verstand aus, bis es zu spät war und machte einen taub für die Worte von Anderen.

Mahado seufzte nachgebend. „Schon gut, ich bin dabei. Aber nur unter einer Bedingung! Wenn Kisara uns nicht weiterhelfen kann, werden wir Yami töten!“ erneut suchte er Augenkontakt mit Bakura. Dieser zuckte bei dem letzten Satz leicht zusammen, doch dann nickte er. Kisara war ihre letzte Chance und wenn auch sie nicht die Kraft besaß Yamis Blutwahn zu beenden, mussten sie Yami töten, um den Krieg zu verhindern.

/Das Leben einer unschuldigen Person stand schon immer unter dem der Masse...aber ich will mich diesem Gesetz kein zweites Mal beugen müssen. Kisara muss uns einfach helfen! Sie muss!!/

Aber selbst, wenn sie Seths Machtergreifung würden verhindern können, würde es nichts am Feldzug der Werwölfe ändern. Der Krieg kam so, oder so. Der Dämon entschied nur darüber, wie blutig er ausfallen würde.
 

Die beiden Vampire betraten den Salon, wo Seto, Joey und Yugi schon auf sie warteten. Bakuras Blick fiel auf den Jüngsten im Bunde. „Geh bitte raus, Yugi,“ sagte er zu ihm und sah ihn finster an, als dieser den Mund öffnete, um zu widersprechen. „Du kannst uns nicht helfen.“

Der Violettäugige murmelte ein paar unverständliche Worte vor sich hin, ehe er den Raum verließ. Er wollte helfen, doch innerlich wusste er, dass er zu unerfahren war und ihnen nur im Weg stehen würde.

Bakura wartete, bis Yugi auch wirklich weg war und wandte sich dann an Joey. „Kannst du uns in die Festung deines Rudels bringen?“ fragte er ohne Umschweife.

Glaubst du an dein Schicksal?

20. Glaubst du an dein Schicksal?
 

Kritisch sahen die Wolfsaugen Bakura an. „Was willst du in der Festung? Du bist so gut wie tot, wenn du da rein gehst.“

„Wir haben keine andere Wahl. Ich muss mit Kisara sprechen,“ sagte der Weißhaarige, doch so schnell schien sich Joey nicht zufrieden zu geben.

„Warum willst du mit Kisara reden und wie kommst du darauf, dass sie dir antworten wird? Sie redet nur ein unverständliches Zeug vor sich hin, also?“

Bakura seufzte. „Schon mal was von Föddes han ondska gehört?“ wollte er wissen.

Sofort blitzten die braunen Augen auf, während Seto nur still daneben saß und sich fragte, worüber die nächtlichen Geschöpfe da fachsimpelten. „Klar, die Schrift die erklärt, wie man Dämonen erschafft.“

Doch der Vampir schüttelte nur den Kopf. „Das Föddes han ondska sagt nicht, wie man Dämonen erschafft, sonder beinhaltet ein Gedicht an einen verstorbenen Dämonen.“

„Dämonen?“ fragte Seto verächtlich. „Demnächst kommt ihr noch mit Harpyien und Zyklopen.“

Bakuras Augen funkelten zu dem Braunhaarigen herüber. „Ein Dämon ist nicht das, was du denkst. Vampire und Werwölfe bezeichnen so Wesen unserer Art, die ungewöhnlich stark sind.“

„Aha.“

Mahado seufzte. „Du verstehst davon nichts Mensch, also halt dich daraus.“

Joey knurrte. „Sei still Blutsauger!“ sagte er bedrohlich.

„Es reicht!“ unterbrach Bakura das Wortgefecht. „Wir haben keine Zeit für Streitigkeiten.“ Joey und Mahado funkelten sich gegenseitig an und wandten dann den Blick ab. Der Braunhaarige traute dem Werwolf nicht. Dazu hatte ihn der Krieg zu sehr geprägt. „Nun, unser Lord ist ein Dämon und er wurde vom Anubis Clan gefangen genommen. Seth hat die Mittel, um Yami zu kontrollieren und wird den Werwölfen somit Widerstand leisten, wenn sie ihn angreifen. Laut Mana weiß Kisara über das Föddes han ondska bescheid. Sie ist die einzige Chance, um Yami noch zu retten.“

Der Blonde sah seinen Gegenüber durchdringend an. Er wusste, dass Dämonen eine große Gefahr darstellen konnten und dass es besser war, wenn man sie vernichtete, bevor sie zu starke Kontrolle über sich erlangten. „Er ist doch freiwillig zum Dämon geworden, also sollte er auch die Konsequenzen mit seinem Tod bezahlen!“ sagte er, woraufhin er in Mahados Sympathie wieder ein wenig anstieg.

„Und genau das ist der Punkt,“ zischte Bakura, dessen Augen den Werwolf wütend anfunkelten. „Es ist nicht seine Schuld! Sein Vater war bereits ein Dämon, deshalb war Yami von Anfang an sehr anfällig für das Blut!“ er senkte den Blick und seufzte leise. „Es ist meine Schuld. Wenn ich in bei seiner ersten Jagt besser auf ihn aufgepasst hätte, hätte ich es verhindern können. Meinetwegen wurde auch er zu einem Dämon.“ Bakura hob den Blick wieder und sah Joey entschlossen an. „Yami ist unschuldig und deshalb hat er ein Recht darauf, gerettet zu werden.“

Joey schwieg. Bakuras Worte klangen einleuchtend, doch das Risiko unentdeckt in die Kerker zu gelangen und auch noch ein Gespräch mit Kisara zu führen, war einfach zu groß! Die braunen Vampiraugen sahen ihn bittend an und der Blonde wollte schon nachgeben, als Seto kalt auflachte.

„Gib doch zu, dass du das nur tust, weil du ihn liebst.“

Geschockt wand sich Bakura ihm zu. „Woher willst du das wissen?“ er versuchte seine Stimme ruhig klingen zu lassen, doch es wollte ihm nicht wirklich gelingen.

Überlegen sahen ihn die Saphire an. „Ich bin nicht blind,“ sagte Seto kühl. „Deine Körpersprache verrät dich Bakura. Dieser Yami ist dir wichtiger, als du es zugeben willst.“

Drei Paar Augen sahen ihn überrascht an. „Woher...?“ fragte Mahado.

„In meinem Beruf ist es nur von Vorteil, wenn man seinen Gegenüber durchschaut. Es erspart einem eine Menge Ärger.“ Die blauen Augen wandten sich Joey zu, der den Blick daraufhin verlegen abwandte. Noch immer erinnerte er sich kaum an Seto und wusste noch nicht mal, was er für einen Beruf hatte. /Zumindest ist sicher, dass er gut verdienen muss, sonst hätte er sich dieses Ferienhaus nicht leisten können. Aber ich will noch viel mehr über ihn und über uns wissen. Im Moment kommt er mir so eingebildet und hochnäsig vor, dass es mich verwundert, wie ich mich in ihn verlieben konnte./ Er seufzte leise.

Bakura biss sich auf die Unterlippe. „Wie ich zu Yami stehe ist egal,“ beendete er Setos Andeutung wandte sich wieder dem Blonden zu. „Was ist jetzt? Bringst du uns in deine Festung, oder nicht?“

Joey zögerte, ehe er seufzend einstimmte. „Schon gut, ich helfe euch. Wenn du Yami wirklich liebst besteht sonst die Gefahr, dass du auf eigene Faust darein gehst und das wäre mehr, als dumm.“

„Ich habe nie behauptet ihn zu lieben,“ erwiderte Bakura.

„Die Pose, in der ich euch erwischt habe, war aber mehr als eindeutig,“ mischte sich nun Mahado wieder ein. „Und du hast ihn geküsst.“ Fügte er noch hinzu, woraufhin Bakura ihn wütend anknurrte.

„Du hast uns belauscht? Für wen hältst du dich eigentlich?“

Der Braunhaarige erwiderte den Blick, ohne mit der Wimper zu zucken. „Ich war noch vor dir ein treuer Anhänger von Osiris und dennoch hielt er es nicht für nötig mich in seine Geheimnisse einzuweihen. Ich hatte keine Lust mehr länger im Unklaren zu bleiben und ich denke Yami erging es genauso. Nur deshalb habt ihr euch ständig gestritten und nur deshalb wird er deine Gefühle nicht erwidern.“

Der Weißhaarige ballte die Hände zu Fäusten und wand den Blick ab. „Halt dich gefälligst da raus.“

„Och, der Vampir hat Beziehungsstress,“ war Setos abfälliger Kommentar dazu.

Allmählich hatte Bakura genug. „Verdammt noch mal, es reicht jetzt!! Mein Beziehungsleben geht euch einen Scheißdreck an, also haltet euch gefälligst da raus!“ brüllte er und seine Eckzähne traten hervor. „Macht euch lieber für die Abreise bereit, in zwei Stunden will ich los!“

„Heute Nacht noch?“ wollte Joey erstaunt wissen, woraufhin sich die braunen Augen zu ihm wandten.

„Ja, heute Nacht noch! Ich habe keine Lust, dass Seth seinen Krieg seelenruhig vorbereiten kann!“ damit drehte er sich um und rauschte aus dem Salon.

Mahado seufzte. /Sag doch einfach, dass du Yami nicht länger als nötig der Gefahr aussetzten willst./ Der Weißhaarige schien es immer noch nicht wirklich wahrhaben zu wollen, dass er Yami mehr mochte, als es eigentlich sein sollte. Aber sich dagegen zu wehren half nichts. Doch das sagte er ihm nicht. Bakura würde ihm eh nicht zuhören.

Erneut seufzend drehte er sich nun wieder zu Joey um. „Wie lange brauchen wir, bis zu deinem Clan?“

Er überlegte kurz. „Zwei Nächte,“ sagte er dann.

Mahado nickte. „Gut. Ich sag dem Rest des Clans bescheid, dass wir weg sind.“ Dann verließ auch er den Raum und ließ Seto und Joey allein zurück.
 

Ein drückendes Schweigen entstand zwischen den Beiden. Tapsende Schritte durchbrachen dieses schließlich, als sich Joey auf den Braunhaarigen zu bewegte und seinen Kopf in dessen Schoß legte. Zufrieden wedelte er mit dem Schweif, als Seto seine Hand auf dessen Kopf legte und sanft darüber strich.

„Sag schon, was du willst,“ fordert der Braunhaarige.

„Ich will, dass du hier im Schloss bleibst, bis ich wieder zurück bin.“

Seto lächelte kühl. „Woher wusste ich nur, dass du das sagen würdest?“

„Ich will nicht, dass sich die Werwölfe an dir vergreifen. Du bist ihnen als Mensch zu sehr unterlegen.“ Er hob den Kopf und blickte Seto aus seinen braunen Knopfaugen an.

„Das weiß ich selber, Joey.“

Der Blonde seufzte. „Eigentlich wollte ich dich ja bitten in die Stadt zu gehen, aber dazu werde ich dich sicherlich nicht überreden können.“

„Du hast es erfasst.“

Joey hob seinen Kopf und leckte dem Älteren mit seiner Zunge liebevoll über die Wange. „Wenn sich die Vampire an dir vergreifen fresse ich sie.“

„Sehr beruhigend.“ Die Saphire fixierten die Augen ihres Gegenübers und der Werwolf begann leise zu winseln. „Du solltest dir lieber Sorgen um dich selbst, als um mich machen.“

„Ich weiß. Ich wünschte ich könnte mich an mehr erinnern.“

Sanft kraulte Seto seinen Freund hinter den Ohren. „Das kommt schon noch. Wir haben Zeit.“

„Ja....“ sagte Joey leise. „Wenn es zwischen Werwölfen und Vampiren wieder Frieden gibt.“ Seto schwieg daraufhin. Er verstand nicht viel von diesen beiden Rassen, doch wenn beide Seiten auf Krieg und Auslöschung der anderen Art aus waren, dann war es ungewiss, ob es überhaupt noch mal Frieden geben würde.

Abwesend strich er weiterhin durch Joeys Fell, welcher ihm als Gegenleistung ab und zu über die Hand leckte. So verbrachten sie still schweigend ihre vielleicht letzte gemeinsame Zeit. Sie bemerkten nicht, dass sie von zwei lavendelfarbenen Augen beobachtet worden waren. Ihnen gegenüber, über dem Kamin, hing das größte Gemälde in diesem Schloss.

Es zeigte das Portrait eines hoch gewachsenen Vampirs. Der Kleidung zu Folge schien es sich um einen Lord zu handeln, denn sie war mit etlichen Spitzensäumen und Verzierungen aus Silber- und Goldfäden geschmückt worden. Äußerlich besaß er starke Ähnlichkeit mit Yami, besaß sogar die selbe Frisur, wie dieser. Es musste sich um einen seiner Vorfahren handeln, doch war es nicht sein Vater, denn wie die Signierung am unteren Bildrand verriet war das Portrait vor fast 500 Jahren angefertigt worden.

Der Vampir strahlte eine gewisse Strenge aus, Hochmut und Würde. Ein Mann, der hohe Anforderungen an den stellte, der einst sein Erbe antreten würde. Doch das auffälligste an dem Lord waren wahrscheinlich seine Augen. Nicht nur aus dem Grund, weil sie anstatt violett dunkelgrün waren, sondern viel mehr, weil sie merkwürdig hinter dem eigentlichen Bild lagen. So, als hätte man sie ausgeschnitten und dann wieder hinter die Leinwand gehangen, um zwei Spionagelöcher zu verdecken...
 

Leise verschloss Marik das geheime Guckloch ins Saloninnere wieder und nahm die Fackel aus der Halterung, damit er den Weg durch den dunklen Gang zurückfand. Das, was er da gehört hatte, war wirklich sehr interessant. Dämonen, Werwölfe, Kriege und dazu eine gehörige Portion Beziehungschaos. Wirklich zu köstlich!

Vielleicht sollte er sich diesem Seth anschließen. Immerhin schien er sich im Falle eines Krieges zur Wehr setzen zu können, ganz im Gegensatz zu diesem erbärmlichen Clan! /Nie und nimmer schaffen die das lebend in die Festung der Werwölfe rein und wieder raus! Die sind hundertprozentig dem Untergang geweiht!/

Am besten er machte sich sofort auf den Weg. Er ging um die Ecke und hielt plötzlich inne, als er vor sich im Schatten ein Paar violetter Augen aufblitzen sah. Zuerst glaubte Marik, dass es sein Lord gewesen war, doch das konnte nicht sein! Schließlich war dieser doch in Seths Gewalt.

/Aber wer ist es dann?/ doch der Fremde gab ihm nicht die Zeit, um Fragen zu stellen. Er wirbelte herum und rannte davon. Hastig setzte Marik ihm nach. Wenn das ein Spion war, um sicherzustellen, dass niemand das Gespräch belauscht hatte, sah es nicht gut für ihn aus.

Der Sandblonde forderte seine Sinne und folgte den Schritten des Violettäugigen. Der fremde Vampir schien sich hier unten zwar besser auszukennen als Marik, doch dieser konnte heraushören, dass der Violettäugige nicht sonderlich schnell war und er schien sogar zu hinken.

Marik stürmte um eine Ecke und sah vor sich einen Umhang flattern. Sofort griff er danach und zog. Mit einem Aufschrei fiel der Vampir rückwärts und kauerte stöhnend auf dem Boden. „Wer bist du?“ fauchte Marik drohend und schlug den Umhang zurück. Leicht musste er schlucken, als er sah, wen er da gefangen hatte.

Es war ein relativ kleiner Vampir, der schon sehr alt sein musste, denn sein Haar war grau und Falten lagen in seinem Gesicht. Die Frisur war ähnlich der von Yami, ob er mit ihm verwandt war?

„Bitte verzeiht, Herr,“ sagte der Alte mit rauer Stimme. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass sich nach all den Jahren noch jemand von Euch hier unten aufhalten würde.“

Verwirrt blickte Marik ihn an. „Wie meinst du das? Und wer bist du überhaupt?“

Langsam setzte sich der Mann auf. „Salomon, Herr. Als Diener in diesem Schloss darf mich niemand der hohen Herrschaften sehen, daher halte ich mich viel in diesen geheimen Gängen auf.“

„Diener? Aber du bist doch auch ein Vampir, oder nicht?“ Marik verstand noch immer nicht ganz.

„Schon Herr. Doch ich habe damals große Schande über diesen Clan gebracht und da ich meine Ehre nicht wieder herstellten konnte, muss ich nun das Schloss in Ordnung halten.“

Der Sandblonde nickte leicht und stand auf, hielt Salomon die Hand hin, um ihn aufzuhelfen. „Verzeiht, wenn ich Euch diese Frage stelle, aber wollt Ihr dem Atemu Clan wirklich den Rücken kehren?“

Erschrocken schnappte Marik nach Luft und wich einen Schritt zurück. „Woher...?“ Konnte der Alte etwa Gedanken lesen??

„Ich hatte schon immer eine sehr gute Menschenkenntnis und ich habe Euch beobachtet, wenn Ihr im Schloss unterwegs wart.“ Der Lavendeläugige schluckte daraufhin. Also war er tatsächlich ein Spion. „Ich weiß, Ihr seit unzufrieden, doch jedem Vampir erging es einst so und Ihr seid noch jung....ebenso wie unser Lord, doch darüber wollen wir jetzt nicht sprechen,“ begann Salomon zu erzählen. „Glaubst du an das Schicksal, Marik?“

Der Angesprochene zuckte zusammen. Dabei wunderte es ihn nicht wirklich, dass der Vampir seinen Namen kannte, wenn er alles aus dem Hintergrund beobachtete. „Ich....“ er wusste nicht wirklich, was er darauf antworten sollte. /Glaube ich an das Schicksal?/

Der Violettäugige fuhr fort. „Denkst du nicht es war Bestimmung, dass ausgerechnet du gebissen wurdest? Warum hat das Schicksal ausgerechnet dich dazu auserkoren ein Vampir des Atemu Clans zu sein?“

„Nun....ich...“ wieder hatte Marik keine Antwort, doch Salomon schien auch gar keine erwartet zu haben, denn er fuhr unbeirrt fort.

„Du, Tea und Yugi, ihr seid am besten dafür geeignet dem Lord zu dienen und ihm zu helfen. Das Schicksal mag häufig seltsame Wege gehen und nicht selten sind wir mit seinen Entscheidungen unzufrieden, doch wenn wir auf es vertrauen, wird es uns belohnen.“ Er machte eine kurze Pause. „Nimm mich zum Beispiel. Ich habe unseren Clan in die Schande gestürzt. Normalerweise hätte dies mit dem Tod bestraft werden müssen, doch das Schicksal erkannte meine Reue und lässt mich nun meine Strafe als Diener abarbeiten.“

„Du redest vom Schicksal, als ob es eine lebende Person wäre, die über uns bestimmt!“

Salomon lächelte geheimnisvoll und zuckte mit den Achseln. „Wer weiß schon, wie sein Schicksal aussieht?“ er wand sich von Marik ab und humpelte um die nächste Ecke. Nur noch seine Stimme hallte durch den Gang. „Aber denk über meine Worte nach. Vielleicht war es Bestimmung, dass du zum Atemu Clan gehören solltest. Vielleicht bist du so erfolgreicher, als wenn du dich dem feindlichen Clan anschließen würdest.“

„Hey, warte!“ rief Marik und hastete um die Ecke. Er hielt die Fackel hoch über den Kopf, um den Gang besser erhellen zu können, doch von dem Alten fehlte jede Spur. „Du sagst das doch nur, weil du auch zum Atemu Clan gehörst!!“ rief er und hoffte auf Antwort, doch die blieb aus.

Seufzend senkte Marik die Fackel wieder und ließ den Kopf hängen. Was sollte er nur davon halten? /Es war meine Bestimmung ein Vampir zu werden? Ich gehöre zu Yami, weil ich ihm am besten helfen kann? Das ist doch alles Unsinn!/ unsicher sah er sich um. /Oder?/ nachdenklich nagte er an seiner Unterlippe und ging nach links in einen schmaleren Gang, um wieder in den Hauptteil des Schlosses zurückzugelangen.

Die violetten Augen beobachteten ihn aufmerksam und ihr Besitzer lächelte. /Ich weiß, du wirst die richtige Entscheidung treffen./ mit diesem Gedanken wand sie Salomon ab und humpelte wieder an seine Arbeit.
 

Ein Schauer nach dem anderen jagte durch Yamis Körper. Er konnte es bereits deutlich spüren, dass sie sich einer Stadt näherten. Immer wieder glommen seine Augen rot auf und ein Fauchen entwich seinen Lippen. Doch er versuchte es so gut wie möglich zu unterdrücken, damit Dartz es nicht bemerkte.

Der Blutwahn war seine einzige Chance, um der Gefangenschaft zu entkommen. Yami zog ein wenig an seinen Fesseln, um sie zu lockern, doch seine Versuche blieben erfolglos. Vorsichtig schielten die Amethyste zu Dartz, der konzentriert auf die Straße vor sich sah. Als die Lichter der hell erleuchteten Häuser auftauchten zuckte der Schwarzhaarige zusammen und gab diesmal ein lauteres Fauchen von sich.

Da vorne befand sich Blut, dort konnte er trinken.

Blut.

Dieses Wort hallte in seinem Kopf wider, prallte von den Wänden ab, nur um doppelt so laut und in vielfacher Menge, zurückzukommen. Yamis Schläfen pochten und seine Finger zuckten gefährlich, versuchten sich aus den Fesseln zu winden. /Nein.../ bat er reflexartig und kniff die Augen zusammen, deren rote Färbung allmählich immer dunkler wurde.

Dartz bemerkte das Verhalten aus den Augenwinkeln und quittierte es mit einem bedrohlichen Fauchen. „Wann lernst du endlich, dass du keine Chance hast? Du kommst hier nicht weg, verdammtes Biest!“ der Widerstand des Lords ging ihm allmählich auf die Nerven. Irgendwie musste er ihn doch ruhig stellen können.

Doch während er noch über eine Möglichkeit nachdachte, übernahm der Blutwahn in Yami die Oberhand. Ein Fauchen, welches mehr einem Kreischen glich, verließ seine Kehle und die Stärke seiner Aura wuchs rapide. Erschrocken riss der Türkishaarige das Lenkrad mit rum und der Wagen kam ins Schleudern. „Bist du wahnsinnig?“ fauchte er und lenkte das Auto wieder auf die Bahn, doch Yami schien ihn nicht zu hören.

Für diesen gab es nur noch Blut und das konnte er nur bekommen, wenn er in die Stadt und raus aus diesem Wagen kam. Nicht fähig irgendeine Art von Schmerz zu spüren, zog Yami die Hand- und Fußgelenke auseinander, biss das Bettlaken zerriss. Tief hatte dabei der Stoff in sein Fleisch geschnitten und hinterließ blutige Wunden.

„Was soll das??“ Dartz brachte den Wagen zum Stehen und bekam allmählich Panik. Seth hatte ihn von der ungeheuren Stärke eines Dämons berichtet, doch es war etwas völlig anderes davon zu hören, oder dem Dämon gefesselt und kraftlos zu wissen, als ihn frei neben sich sitzen zu haben und dessen Aura zu spüren.

Yami fauchte seinen Entführer mit gebleckten Zähnen an, welche noch spitzer zu sein schienen, als normalerweise. Er öffnete die Beifahrertür und sprang aus dem Wagen. Blut. Er brauchte Blut. /Dort, wo die Lichter sind....dort gibt es Blut..../ Yami begann zu rennen, doch so leicht würde Dartz es ihm nicht machen.

Der Türkishaarige hatte den Wagen ebenfalls verlassen und zog einen Dolch hervor. Mit geübten Blick warf er ihn und die Klinge drang tief in den Oberschenkel des Schwarzhaarigen. Zufrieden grinste Dartz, doch sein Gesichtsausdruck erstarb schnell. Es schien ganz so, als würde Yami den Schmerz nicht spüren, denn er lief einfach weiter.

Dartz rang mit sich, ob er es wirklich tun sollte, denn es konnte durchaus auch für ihn gefährlich werden, doch eine andere Wahl hatte er nicht wirklich, bei der starken Aura seines Gefangenen.

Er lief los, um Yami einzuholen und streifte sich im gehen einen Handschuh zum Schutz über. Dann griff er in seine Tasche und holte ein kleines Fläschchen hervor.

Yami spürte einen Ruck an seinem Umhang, als Dartz danach griff und wirbelte mit einem Fauchen herum. Er hob eine seiner Hände, bereit seine Nägel in das Gesicht mit den verschiedenfarbigen Augen zu schlagen. Doch auf halbem Wege war er gezwungen inne zu halten, da ihm ein Fläschchen unter die Nase gehalten wurde.

Reflexartig versuchte Yami die Luft anzuhalten, doch es war bereits zu spät. Tief hatte er bereits den Geruch des stark konzentrierten Knoblauchs eingeatmet. Zischend stolperte er rückwärts. Der intensive Gestank des Gemüses brannte in Nase und Hals und seine Augen begannen zu tränen.

Yami jankte leise und blinzelte, um Dartz wieder erkennen zu können. Dieser Vampir stellte sich zwischen ihn und seinen Durst nach dem roten Lebenselixier. Er würde ihn auslöschen müssen. Fauchend nahm er eine geduckte Haltung an, bereit sich auf den Türkishaarigen zu stürzen.

Dartz selbst zog sein Schwert und fixiert die blutroten Augen des Schwarzhaarigen. Töten durfte er ihn nicht, doch wenn nötig würde er ihn so stark verletzten, dass dieser nicht mehr fähig war sich zu wehren. Durch den Knoblauch hatte er ihn bereits geschwächt und er hatte noch mehr Tricks auf Lager, denn Seth riskierte nichts.

Dem Feind ausgeliefert

21. Dem Feind ausgeliefert
 

Yami fauchte und rieb sich mit der Hand immer wieder über die brennenden Augen. Dann stürzte er sich auf Dartz. Dieser Vampir hinderte ihn am Bluttrinken und wer das tat, würde dafür bezahlen!

Dartz wollte ausweichen, doch Yami war einfach zu schnell und ehe er sich versah lag er auch schon am Boden und sah in das Gesicht einer Angst einflößenden Kreatur. Die rot glühenden Augen und die gewaltige Aura brachten ihm zu zittern. Sein Schwert war ihm aus der Hand gefallen und lag zu weit weg, als, dass er es würde ergreifen können.

Erneut fauchte Yami und knurrte ihn drohend an. Seine langen spitzen Fangzähne ragten aus seinem Mund hervor, es schien so, als würde der Schwarzhaarige warten, ob Dartz sich ergeben würde. Der Türkishaarige spürte die Erleichterung. Er hatte noch eine Chance.

Yami selbst ließ sich von seinem Wahn leiten. Es war seine einzige Chance zu fliehen und die musste er nutzen. Erneut verließ ein Fauchen seine Lippen und seine Nägel bohrten sich in die Schultern des Älteren.

Dieser hob nun abwährend die Hände. „Ganz ruhig,“ sagte er langsam und vorsichtig. „Ich hab Blut für dich dabei.“ Das Knurren erstarb und die roten Augen sahen ihn nun durchdringend an. Dartz war verwundert. Waren Dämonen nicht Wesen, die nicht mehr dachten, sondern nur noch aus ihrem Durst nach Blut handelten? Warum schien Yami dann aber zu verstehen, was er von ihm wollte?

/Besser ist es, sonst wäre ich jetzt tot./ Langsam zog er aus seinem Umhang ein Fläschchen mit einer dunkelroten Flüssigkeit hervor. Es war kein Blut, sondern das selbe Gift, welches er Mana bei ihrer Rast am See eingeflößt hatte. Doch dieses hier war viel stärker konzentriert, sodass es den jungen Lord auch 100prozentig außer Gefecht setzte. Es war nur für den Notfall gedacht, denn das Risiko, dass Yami starb, war zu groß.

Doch das hier war ein Notfall! Wenn Dartz den Schwarzhaarigen nicht unter Kontrolle bekam, dann wäre dieser auf und davon und er wäre tot. „Hier trink.“ Er hatte kaum ausgesprochen, als Yami ihm die Flasche auch schon aus den Händen riss. Wild zog er den Korken mit den Zähnen und begann gierig zu trinken. Wäre er bei Verstand gewesen, hätte er sicherlich bemerkt, dass es sich nicht um Blut handelte, doch der Dämon verstand nur, dass Dartz ihm gesagt hatte in dem Fläschchen wäre Blut.

Erst während er trank spürte er den Unterschied. Hastig spuckte er das, was er noch im Mund hatte wieder aus und schleuderte den Behälter zur Seite. Doch es war bereits zu spät. Das Gift, in seiner anderen Konzentration, verbreitete seine Wirkung sofort und Yami ging zu Boden.

Mit einem siegessicheren Grinsen stand Dartz wieder auf und sah auf seinen Fang hinab. „War das etwa die falsche Flasche?“ fragte er unschuldig. „Hätte ich dir die hier geben sollen?“ er zog eine weitere Phiole hervor und löste den Korken.

Er würde Yami ein paar wenige Schlucke gönnen, damit ihm dieser nicht wegstarb. Gierig begann dieser zu trinken und griff mit einem Fauchen nach dem Arm des Türkishaarigen, verlangte somit nach mehr, doch Dartz entzog sich einfach dem Griff des Jüngeren. „Gib auf Yami, du hast jetzt keine Chance mehr.“

Wieder fauchte der Dämon und wand sich unter der Wirkung des Giftes, doch da dieses stärker, als das Lähmungsmittel war, würde er es diesmal nicht schaffen sich zu befreien. Yami gab ein Wimmern von sich und schloss die Augen, ließ zu, dass Dartz ihn wieder ins Auto verfrachtete.

Sein Blutdurst war fürs erste verschwunden, denn er brauchte nun seine Kraft, um gegen das Gift zu kämpfen. Als der Wagen anfuhr begann Yami zu zittern. Der Blutdurst war sein letzter Ausweg gewesen. Er hatte keinerlei Ahnung, was er noch tun konnte, um Seths Kontrolle zu entkommen. Wie sollte er gegen diesen Lord ankommen, wenn er noch nicht mal mit dessen Untergebenen klar kam?

/Ich hätte vorsichtiger sein müssen. Ich hab die Gefahr doch gespürt und trotzdem habe ich dem Fremden vertraut. Ich war so dumm!/ Yami fürchtete sich davor, was er wohl unter Seths Kontrolle tun würde. Ob er wohl seinen eigenen Clan vernichten würde, wenn diese sich gegen die Pläne Seths auflehnten?

Würde Seth ihn zwingen Bakura anzugreifen?

Schlagartig begann er mehr zu zittern, während er zu fiebern begann. Yami wünschte sich Bakura wäre hier und würde ihm irgendwie helfen. Er wünschte sich, dass alles nur ein schlechter Alptraum war. Sicherlich würde er gleich aufwachen. Er würde in seinem Bett liegen und sein Training schwänzen, um durch die Stadt zu wandern. Am Abend würde er zurückkehren und Bakura würde ihm Vorhaltungen machen.

Sie beide würden miteinander streiten. Bakura würde ihn nicht küssen und nicht in den Arm nehmen – nein, er würde ihm eine Ohrfeige wegen seines Verhaltens verpassen.

Doch Yami wusste, dass es kein Traum war. Dafür war das hier zu real. Aber vielleicht war er ja auch nur krank geworden und war nun Fieberträumen zum Opfer gefallen...

Verzweifelt schluchzte er auf und stumme Tränen rannen ihm übers Gesicht. „Kura.....“ /Bitte hilf mir./
 

Im Schloss des Atemu Clans machte man sich für die Abreise bereit. Mana wurde von Mahado gestützt, da sie noch immer etwas schwach auf den Beinen war. Doch sie hatte mitkommen wollen, da sie als einzige die alte Sprache verstand, in welche das Föddes han ondska verfasst worden war.

Joey hatte sich dazu bereiterklärt sie zu tragen, damit sie schneller voran kamen. Fehlte nur noch Bakura. Dieser betrat kurz darauf den Raum und Joey begann reflexartig zu knurren und sein Nackenfell sträubte sich. „Joey,“ zischte Seto, um seinen Freund zu beruhigen. /Was ist denn mit ihm plötzlich los?/

Bakura klärte die Situation auf, in dem er zwei graue Steine aus seiner Tasche zog und jeweils einen an Mana und Mahado reichte. „Bastard!“ kläffte Joey ihn an. „Deine widerlichen Vampirfinger beschmutzen die Heiligkeit des Mondes!“

„Bitte, was?“ fragte Seto ungläubig und sah den Blonden an, als wäre dieser verrückt geworden.

Sofort wand sich ihm der Werwolf zu. „Wir Werwölfe verehren den Mond, wie eine Gottheit,“ erklärte er. „Deshalb ist es das größte Vergehen, wenn ein Vampir Mondgestein berührt.“

Finster blickte Bakura ihn an. „Wenn euch der Mond so wichtig ist, warum habt ihr ihn dann benutzt, um eure Kräfte zu stärken? Es war Neumond, als ihr damals unseren Clan angegriffen habt! Demnach hätten eure Kräfte sehr schwach sein müssen, doch das waren sie nicht, weil ihr alle Mondgestein getragen habt, um eure Kräfte zu stärken!“ zischte er wütend. „Wir revanchieren uns jetzt nur. Durch die Aura, die die Steine ausstrahlen werden die Werwölfe uns nicht allzu schnell entlarven und jetzt komm, ich will los!“

Die drei Vampire traten bereits nach draußen, während sich Joey noch einmal zu Seto umdrehte und ihm die Pfoten auf die Schultern legte. Seine feuchte Nase stupste er sanft an die Setos. „Pass auf dich auf,“ bat er.

„Pass du besser auf dich auf.“ Er schob Joey von sich. Der Braunhaarige hasste lange Abschiede. „Man sieht sich,“ sagte er, wenn auch nicht ganz so ruhig und kühl, wie er es sich gerne gewünscht hätte.

Der Werwolf verstand. „Keine Sorge, ich komme wieder.“ Dann wand auch er sich um und trabte in die Nacht, wo er bereits von drei Falken erwartet wurden. Mana flatterte auf dessen Rücken, wo sie sich in dem langen Fell festkrallte und sich ganz klein machte.

„Bereit?“ fragte Joey. Die Falken nickten, erhoben sich in die Luft und folgten dem lospreschenden Werwolf.
 

Von einem der oberen Türme aus beobachteten Tea, Yugi und Marik, wie die Vögel langsam am Horizont verschwanden. Der Blick des Sandblonden war ungewohnt nachdenklich. Noch immer spukten die Worte des alten Vampirs in seinem Kopf herum und er wusste nicht, wie er sich entscheiden sollte.

Einerseits war er noch immer wütend auf Yami, da dieser so rücksichtslos sein Leben zerstört hatte, doch andererseits war da ein Gefühl von Stolz, dass es sein Schicksal sein könnte seinem Lord zum Sieg zu verhelfen. Seufzend wand er sich vom Fenster ab. Die Zeit drängte und allmählich würde er sich entscheiden müssen, auf welcher Seite er stand.

Yugi drehte sich zu ihm um. „Marik?“ fragte er vorsichtig, da er über dessen Fehde gegen Yami bescheid wusste. „Was hast du jetzt vor, wo wir allein sind?“ wollte er von ihm wissen. Auch Tea drehte sich nun neugierig zu ihm um.

Marik blieb daraufhin stehen, drehte sich jedoch nicht um. „Darüber denke ich noch nach, aber sag mir lieber, was du tun willst.“

„I-ich?“ fragte Yugi verwirrt.

„Ja, du! Willst du hier bleiben und warten, bis sie irgendwann zurückkommen, falls das überhaupt passiert?“

Die violetten Augen senkten sich. Er hätte ihnen ja am liebsten geholfen, doch Bakura hatte dies ja abgelehnt, da er zu schwach war. „Ich weiß nicht,“ erwiderte er leise.

„Dann denk mal darüber nach, denn für eine Seite wirst du dich entscheiden müssen. Der Atemu und der Anubis Clan bekämpfen sich gegenseitig und bald werden sich auch noch die Werwölfe einmischen! Und wenn unserer Clan verliert, dann werden sie kommen, um auch den Rest von uns auszulöschen!“ er drehte sich wieder zu seinen beiden Artgenossen um.

Erschrocken starrte Yugi ihn an, während Teas Blick sich verfinsterte. „Hör auf so einen Unsinn zu erzählen!“ fauchte sie den Sandblonden an.

„Das ist kein Unsinn,“ widersprach dieser ruhig.

„Ach ja? Woher willst du wissen, dass es stimmt?“

„Weil ich sie belauscht habe.“ Die blauen Augen Teas starrten ihn an. Jedoch nicht, weil Marik etwas getan hatte, was ihnen verboten war, sondern weil es zu stimmen schien, dass es Krieg geben würde und davor hatte sie Angst.

„Aber das....“ zitternd gaben ihre Beine nach und sie sank auf den Boden. „Nein, das kann nicht sein! Wie schrecklich.“ Tea zitterte.

„Es ist aber so.“

„Und für welche Seite entscheidest du dich nun?“ wollte Yugi wissen. „Schließt du dich dem feindlichen Clan und verrätst uns?“ fragte er ihn anklagend.

„Darüber denke ich noch nach,“ sagte Marik mit einer Kühle, die Seto locker Konkurrenz gemacht hätte. Sich endgültig von dem nun sprachlosen Yugi abwendend, verließ er den Turm und ging in sein Zimmer. /Was ist der richtige Weg?/
 

Wütend rauschte Seth durch die Gänge seines Schlosses und fauchte jeden an, der ihm über den Weg lief. Diese Warterei war einfach nicht mehr auszuhalten! Wo zum Henker blieb dieser Nichtsnutz nur?? Er wusste ja, dass Dartz länger brauchte, weil er mit seiner Last nicht fliegen konnte, doch so viel Zeit konnte doch noch nicht mal er brauchen!!

Akunadin, ein bereits recht alter Vampir war auf der Suche nach seinem Lord und war erleichtert, als er ihn endlich fand. „My Lord!“ rief er und schloss zu dem Braunhaarigen auf, der sich nun zu ihm umdrehte und versuchte sein hitziges Gemüt ein wenig zu beruhigen.

„Was ist?“ fauchte er dennoch gereizt. Akunadin war der einzige, dem Seth wenigstens ein bisschen Respekt erwies, da er diesem sozusagen sein Leben verdankte.

„Pegasus bittet Euch zu sprechen, Herr,“ sagte er unterwürfig und verneigte sich.

Seth knurrte und ging dann zum Thronsaal. /Wehe ihm, wenn es nichts wichtiges ist!/ Er ereichte den Raum und nahm auf seinem Thron platz, ehe seine blauen Augen nach dem Späher suchten, welcher bereits vor ihm kniete.

„Was willst du?“ fragte er schnippisch.

„My Lord, ich bringe euch gute Nachrichten,“ sagte Pegasus und wagte es den Blick ein wenig zu heben. „Ich habe Dartz, zusammen mit dem Dämon ausgemacht. morgen Nacht werden sie hier eintreffen,“ verkündete er und Seths Stimmung änderte sich schlagartig.

„Ist das wahr?“ wollte er wissen und als der Silberhaarige nickte sprang er von seinem Sitz auf. „Großartig!“ rief er. „Meine lieben Artgenossen, bald ist es soweit! Dann sind wir die alleinigen Herrscher der Nacht!“ die blauen Augen funkelten und es war ein Funkeln, dass viele Vampire dazu veranlasste aus den Schatten herauszutreten, in welchem sie sich sonst immer versteckten, aus Angst vor dem Zorn ihres Lords.

„Los, bereit alles für ein Fest vor,“ ordnete der Braunhaarige nun weiterhin an. „Geht in die Städte und bringt Menschen hier her. Wir wollen unseren anstehenden Sieg gebührend feiern! Und du, mein guter Späher,“ wandte er sich nun mit ungewohnt sanfter Stimme an Pegasus. „Du sollst für deine hervorragende Arbeit reichlich belohnt werden.“

Überrascht und ungläubig sahen die goldenen Augen ihren Lord an, doch als sie feststellten, dass dessen Worte kein Scherz gewesen waren, senkten sie sich hastig wieder zum Boden. „Das ehr mich sehr, my Lord,“ sagte Pegasus leise.
 

Draußen ging die Sonne auf und während sich Seto in der Bibliothek vergnügte und Tea und Yugi schliefen, saß Marik hellwach am Fußende seines Bettes und dachte über seine Entscheidung nach. Er wusste, dass er sie jetzt würde treffen müssen, denn sonst würde es zu spät sein.

Seufzend ließ er sich nach hinten aufs Bett fallen. /Was hab ich denn schon zu verlieren? Nichts! Bleibt nur noch die Frage, ob ich zu den Guten, oder den Bösen gehöre./ Doch wenn sein Schicksal ihm den Weg vorherbestimmt hatte, war es dann nicht klar, wohin er gehörte?

Doch das Problem war einfach, dass er Yami nicht leiden konnte! Wie sollte es auch anders sein, denn immerhin hatte dieser sein Leben zerstört! /Aber andererseits.../ er raufte sich die sandblonden Haare. /Er ist ja auch noch jung und seine Aufgabe fällt ihm sicherlich nicht leicht. Vielleicht ist es ja wirklich mein Schicksal, dass ich ihm helfen soll./

Die lavendelfarbigen Augen schlossen sich. Marik hatte mit Yami aber auch noch nicht wirklich darüber geredet, sicherlich wäre es dann anders gewesen und konnten einander vielleicht sogar nachempfinden. /Also helfe ich ihm?/ fragte er sich selbst in Gedanken. Seine Augen öffneten sich wieder und sahen entschlossen an die hohe Decke.

Marik hatte seine Entscheidung getroffen blieb nur noch die Frage, ob seine beiden Artgenossen mitmachten. Sofort sprang er vom Bett auf und beschloss Yugi und Tea gleich zu wecken. Wenn sie es jetzt klärten, dann würden sie morgen Nacht bereits los fliegen können.
 

Was Marik jedoch nicht wusste war, dass Seto einen ähnlichen Plan hatte. Denn er würde Joey garantiert nicht einfach so einer Gefahr aussetzen. Schon einmal hatte er ihn verloren und ein zweites Mal würde er es sicherlich nicht zulassen! Der Braunhaarige hatte sich ein Taxi bestellt, welches ihn in die Stadt fahren sollte. Dort gab es sicherlich ein Internetcafe, über welches er alle Informationen zusammentragen konnte, die er brauchte.
 

„Was ist los?“ fragte Yugi schläfrig und gähnte. Er und Tea saßen im Salon und warteten nun, mehr oder weniger gespannt darauf, dass Marik ihnen endlich sagte, warum er sie geweckt hatte.

„Ich habe mich entschieden,“ sagte der Sandblonde knapp. „Ich bin ein Vampir dieses Clans und werde deshalb für unseren Lord kämpfen und fragt mich nicht warum!“ den letzten Teil des Satzes hatte er bestimmend gesagt, denn Yugi und Tea hatten ihn ungläubig angestarrt. „Die Frage ist jetzt nur, ob ihr mitmacht.“

„Mitmachen?“ fragte Tea ratlos. „Wobei?“

Marik verdrehte die Augen. „Na den Lord zu befreien und den Krieg zu gewinnen!“

„Aber wie sollen wir ihnen helfen können?“ wand Yugi nun ein. „Wir können nicht mit dem Schwert umgehen und haben auch sonst keinerlei Erfahrungen.“

„Na und?“ die lavendelfarbigen Augen blickten ihn entschlossen und kämpferisch an. „Als der Lord uns zu dem machte, was wir jetzt sind, hat er Blut mit uns getauscht. Sein Blut fließt durch unsere Adern! Und wenn er stark ist, dann sind wir es auch!“

Sprachlos starrte Yugi den Älteren an. Solche Reden hätte er Marik gar nicht zugetraut. Dann jedoch fasste er sich und blickte ebenso entschlossen zurück. „Ich bin dabei.“

Tea zögerte erst, doch dann nickte auch sie. „Er würde das Selbe auch für uns tun, nicht wahr?“ fragte sie sanft und erhielt einstimmiges Nicken. Ja, Yami mochte zwar unerfahren sein, doch hängen lassen würde er sie deswegen nicht und deshalb war es ihre Pflicht ihm genauso zu helfen. „Hand drauf!“ beschloss sie und streckte die Hand drauf, in welche die Jungen einschlugen.

„Gut. Ich weiß, wo es Waffen gibt, kommt mit,“ sagte Marik und führte die beiden zu dem Kellergewölbe, in welchem Yami und Bakura trainiert hatten.
 

Kurz bevor die Sonne unterging kehrte Seto ins Schloss zurück. Ein zufriedener Gesichtsausdruck lag auf seinem Gesicht, da er alles herausgefunden hatte, was er benötigte. Das Tor weit öffnend, flutete er den Raum mit dem rotem Licht der untergehenden Sonne und lautes, verärgertes Fauchen schlug ihm zur Begrüßung entgegen.

„Bist du wahnsinnig?? Mach das Tor zu!!“ fauchte Tea und hielt sich wie Marik und Yugi den Umhang vors Gesicht.

„Was macht ihr hier?“ fragte Seto kritisch und sperrte das Licht schnell wieder aus. Sein Blick fiel auf die Schwerter, die an den Gürteln der drei Vampire hingen, sowie mehrere Dolche, Kletterseile und andere Dinge. „Und was wollt ihr mit den ganzen Waffen?“

Marik stieß zischend die Luft aus, als die Brandwunden wieder heilten. „Wir werden unserem Lord helfen!“ verkündete er entschlossen uns sah Seto fest an.

Dieser zog jedoch nur eine Augenbraue hoch. „Ach ja? Und wie wollt ihr das anstellen?“

„Ganz einfach, wir fliegen zur Festung der Werwölfe.“

„So?“ fragte Seto höhnisch. „Wisst ihr denn überhaupt, wo die liegt?“ Der Sandblonde öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn dann jedoch wieder.

Entsetzt wand sich Yugi zu ihm um. „Was??? Du hast keine Ahnung, wo die Festung liegt??“

„Sieht nach einem nicht bedachtem Teil in deinem ach so tollen Plan aus.“ der Braunhaarige grinste belustigt und Marik wurde rot.

„Na und?? Was geht dich das überhaupt an??“

„Nun, im Gegensatz zu dir, ist mein Plan perfekt.“ Die drei Vampire starrten ihn mit offenen Mündern an. „Was ist?“ fauchte Seto.

„Du bist ein Mensch,“ stellte Tea fest. „Wie willst du dem Lord helfen können?“

Kühl wanden sich die Saphire ihr zu und ehe sie sich versah, hatte Seto ihr einen der Dolche aus dem Gürtel gezogen und warf ihn hoch, fing ihn am Griff wieder auf und schleuderte ihn dann durch die Halle, direkt auf eine alte Ritterrüstung zu, wo die Waffe zitternd in dem Sichtschlitz des Helmes stecken blieb.

„Ich weiß mich wenigstens zu wehren,“ stellte er kühl fest. „Außerdem weiß ich auch, wo ich hin muss.“

„Dann sag es uns,“ forderte nun Yugi. „Wir können doch zusammen arbeiten!“

Seto lachte auf. „Das ist kein Spiel, ihr solltet lieber hier bleiben und euch verstecken.“

„Wir sind uns darüber im Klaren, dass es kein Spiel ist,“ zischte nun Marik. „Aber entweder wir helfen, oder wir warten hier auf unser Ende, wenn die Werwölfe kommen! Also, was ist nun?“

Der Braunhaarige zuckte nur mit den Schultern und ging dann in den Salon. „Macht doch was ihr wollt.“

„Heißt das ja?“ fragte Yugi und lief dem Älteren hinterher.

„Ich hab gesagt ‚macht doch, was ihr wollt’. Wenn ihr unbedingt mit mir mitkommen wollt, dann tut es, aber beschwert euch nicht und vor allem nervt mich nicht!“ damit verschwand er in seinem Zimmer, um sich schlafen zu legen.

„Was für ein Sonnenscheinchen,“ murmelte Tea leise, die anderen beiden stimmten ihr zu.

„Aber wenigstens finden wir so unseren Lord,“ fügte Yugi hinzu.
 

Yamis Atmung ging flach und Fieberschweiß stand ihm auf der Stirn. Das Gift hielt ihn fest in seinem Griff und auch der große Mangel an Blut hatte sich bei ihm bemerkbar gemacht. Sein eh schon blasses Vampirgesicht glich einer weißen Maske und die Lippen waren spröde und rissig, wie die eines Menschen, der lange keine Flüssigkeit mehr zu sich genommen hatte.

Vier Nächte ohne Blut konnten durchaus tödlich für einen Vampir enden, es war die kleine Amphole des roten Lebenselixiers, die ihm Dartz gegeben hatte, welche ihn noch am Leben hielt. Hätte der Türkishaarige gewusst, wie lange der Dämon schon keine vollständige Mahlzeit mehr zu sich genommen hatte, hätte er ihm sicherlich mehr gegeben.

Nicht fähig sich zu wehren musste Yami zulassen, wie Dartz ihn aus dem Wagen hob und ihn durch ein Waldstück trug, in dessen Herzen das Schloss des Anubis Clans lag. Erschöpft beobachteten die Amethyste wie die bedrohlichen schwarzen Mauern immer näher kamen und größer wurden, ehe sie sich schlossen und ihr Besitzer leise wimmerte.

Würde er Seths Waffe widerstehen können?

Auf der Suche nach Antworten

22. Auf der Suche nach Antworten
 

Die Vampire des Anubis Clans entspannten sich allmählich, als sie feststellten, dass ihr Lord wirklich guter Dinge zu sein schien und es sich nicht als Schein entpuppte. Ishizu nippte an ihrem Glas, welches mit Blut gefüllt war und beobachtete Seth von der Seite her. Nichts, konnte dem Blauäugigen zu solcher Großzügigkeit verleiten, als die Erfüllung seines Willen die Werwölfe endlich zu bezwingen. Der Dämon schien demnach ganz nahe zu sein.

Wie auf Kommando betrat Rafael den Raum und ging vor dem schwarzem Thron auf die Knie. Seths Augen funkelten ihn guter Stimmung an. „Was gibt es?“ fragte er in einem ungewohnt freundlichen Ton.

„Dartz ist hier, my Lord. Zusammen mit dem Dämon.“

„Na worauf wartet ihr dann noch? Er soll her kommen!“ Der Blonde nickte gehorsam und entfernte sich von den Stufen des Podiums. Die großen Flügeltüren wurden aufgeschoben und schlagartig verstummten sämtliche Vampire und wandten sich dem Eingang zu. Durch diesen trat nun Dartz, in den Armen einen zierlichen Vampir tragend, dessen Lider geschlossen waren.

Die eben noch gespannte Stille, wurde zu einer Stille des Unglaubens. Das da sollte der Dämon sein?? Zwar war es schon möglich, dass Dartz ihn irgendwie das Bewusstsein geraubt hatte, aber zumindest seine mächtige Aura müsste doch noch immer spürbar sein! Doch dieser Vampir war eindeutig schwach!!

Ängstlich zogen sich bereits einige der Clananhänger in den Schutz der Schatten zurück. Sicherlich würde Seth gleich wieder wütend werden, wenn er erfuhr, dass Dartz mit der falschen Person aufgekreuzt war.

Die Reaktion des Lords blieb auch nicht aus. Missbilligend blickte er den Schwarzhaarigen Vampir an, der nun vor dem Podest abgelegt worden war. „Dass soll der Dämon sein??“ fragte er zischend. Er sah zwar aus, wie Osiris, doch seine Aura war viel zu schwach.

„Sein Körper ist nur geschwächt, mein Lord,“ wand Dartz daraufhin ein. „Ich habe seine Kräfte am eigenen Leib gespürt, das Lähmungsmittel war nicht stark genug, deshalb musste ich ihn vergiften, um ihn ruhig zu stellen. Außerdem hat er kein Blut bekommen.“

Seth nickte leicht. Der Türkishaarige würde es nicht wagen, ihn anzulügen, denn das würde seinen Tod durch Sonnenlicht bedeuten. „Nimm ihn und folge mir,“ ordnete er an, erhob sich von seinem Thron und schlug den Weg zu dem verlassenen Raum ein, welchen er für Yami schon lange hatte herrichten lassen.
 

Yami spürte, wie er wieder hochgehoben wurde, behielt die Augen jedoch weiterhin geschlossen. Er war einfach viel zu erschöpft, um sich in irgendeiner Art und Weise zu bewegen und seinen Feind würde er sicherlich noch früh genug sehen können. Yami nahm die Auras der fremden Vampire wahr und wie sie, je weiter man ihn fort trug, schwächer wurden.

Seine Ohren vernahmen das Geräusch eines Schlüssels, der in einem Schloss herumgedreht wurde, ein Knarren, als sich die Tür öffnete und schlagartig zuckte er in den Armen seines Trägers zusammen, als ihm ein verführerischer Geruch in die Nase stieg. Der Geruch vom süßesten Blut, welches er kannte.

Leise fauchte er, doch das Gift hinderte ihn an jeglicher Bewegung.
 

Grinsend wand Seth dem Jüngeren sein Gesicht zu. /Nun, zumindest scheint er es kaum abwarten zu können, das Blut zu bekommen. Also hat Dartz wohl doch keinen Mist gebaut./ „Leg ihn da hin,“ verlangte er und deutete auf die mit Stroh gefüllte Ecke. Anschließend ordnete er Dartz mit einer Handbewegung an, dass er den Raum zu verlassen hatte.

Interessiert beugte er sich zu dem Schwarzhaarigen vor und betrachtete ihn ausgiebig. „Du bist das genaue Abbild deines Vaters,“ sagte er an seinen Gefangenen gewand und holte aus seiner Hosentasche ein Fläschchen mit Gegengift hervor, welches er dem Jüngeren einflößte und ihn dann noch eine Weile betrachtete.

„Vielleicht hast du ja schon mal von mir gehört. Ich und Osiris waren mal sehr enge Freunde gewesen. Aber die Machenschaften der Werwölfe haben uns entzweit.“ Sein Gesicht zierte ein eiskaltes Lächeln. „Er wollte nicht mehr mit mir zusammenarbeiten, da ich die Werwölfe vernichten wollte, dabei ist letztendlich er die größere Gefahr von uns beiden geworden.“

Seth erhob sich und blickte hinab auf den geschwächten Körper. „Ich habe Blut für dich hergebracht....lass es dir schmecken.“ Er registrierte das erneute Fauchen des Dämons bei dem Wort ‚Blut’ und ging zum Ausgang. /Es wird nicht lange dauern, dann gehört er mir./ sorgfältig verschloss er die Türe zu Yamis Raum wieder und kehrte dann zufrieden in den Thronsaal zurück, um das Fest fortzusetzen.
 

„Was ist nun?“

Verwundert sah Seto von seinem Buch auf und blickte in das ungeduldige Gesicht Mariks. „Was meinst du?“ wollte er kühl wissen.

„Na wann wir los fliegen! Wir dürfen keine Zeit verlieren, wer weiß, was in der Zeit, in der wir hier sitzen, bereits alles mit unserem Lord passiert!!“

Seto zuckte daraufhin mit den Schultern und wand sich wieder seinem Buch zu. „Woher soll ich das wissen?“

„Wie bitte?“ fragte Marik und ging auf den Älteren zu. „Du hast doch mit deinem perfekten Plan geprahlt, jetzt setz ihn auch gefälligst in die Tat um!“

Kalt blickten die Saphire ihren Gegenüber an. „Im Gegensatz zu euch Blutsaugern muss ich noch auf mein Transportmittel warten,“ zischte Seto und wollte sich wieder seinem Buch zuwenden, als Marik ihm dieses aus der Hand riss und durch den Raum warf.

„Und wann kommt dein Transportmittel???“

„Wenn es im Vorgarten gelandet ist und jetzt verschwinde, denn wenn du mich noch weiter nervst kannst du deinen Lord alleine suchen!“

„Gerne! Sag mir, wo der Werwolfclan lebt und ich gehe gerne ohne dich dorthin!“

Seto lachte daraufhin jedoch nur auf. „Idiot. Was willst du bei den Werwölfen? Sie haben Yami nicht entführt, sondern der Anubis Clan. Es wäre also schlau, wenn du dahin fliegen würdest.“

Marik wurde ein wenig rot, fasste sich jedoch schnell wieder. „Dann sag mir halt, wie ich zum Anubis Clan komme!“

Der Braunhaarige antwortete nicht, sondern stand auf, um sein Buch zu holen und ließ sich damit wieder zurück in den Sessel sinken. „Mit dem Helikopter sind wie um einiges schneller, als du auf gewöhnlichem Weg, also krieg dich wieder ein und nutz die Zeit lieber, um dich vorzubereiten. Dann hast du wenigstens den Hauch einer Chance nicht auf der Stelle in der Luft zerrissen zu werden.“

Wütend ballte Marik die Hände zu Fäusten. /Dieser widerliche, aufgeblasene.../ gerade wollte er zum Kontern ansetzen, als Yugi die Bibliothek betrat und ihn somit daran hinderte. „Komm mal mit, das musst du dir ansehen,“ drängte der Schwarzhaarige ihn und widerwillig folgte Marik ihm, jedoch nicht ohne Seto anzufauchen, was diesem jedoch kalt ließ.

„Was ist denn?“ fragte der Sandblonde gereizt und folgte Yugi, welcher ihn in die Kerker führte.

„Das musst du dir unbedingt ansehen, das ist unglaublich!“ aufgeregt hastete Yugi die Gänge entlang, was Marik nun doch aufmerksam werden ließ und ging durch die langen Gänge. Längst hatte er die Orientierung verloren, doch Yugi schien ihn immer weiter unter die Erde zu führen, denn die Gänge wurden allmählich abschüssig und die Wände waren feucht.

„Weißt du überhaupt, wo wir hier langgehen?“ fragte er den Jüngeren kritisch.

„Es ist nicht mehr weit,“ sagte Yugi daraufhin nur und wurde langsamer. „Hier ist es,“ sagte er leise und betrat eine große Grotte, in welcher sich haufenweise Stalaktiten und Stalagmiten tummelten. Neugierig blickte Marik sich um und nahm dann einen süßlichen Geruch wahr.

„Yugi?“ fragte er leise. Dieser Ort war ihm nicht geheuer.

„Hast du ihn mitgebracht?“ kam plötzlich Teas Stimme aus dem Halbdunkeln und Marik wand sich sofort ihr zu.

„Was ist das für ein Ort.“

„Einer, der uns verraten könnte, was mit unserem Lord los ist,“ sagte Tea daraufhin und blickte den Sandblonden durchdringend an.

„Komm mit,“ forderte nun Yugi wieder und ging voraus, tiefer in die Grotte hinein. „Wo ist die Fackel?“ wollte er von der Braunhaarigen wissen.

„Moment.“ Kurz darauf entflammte das Licht und Tea lief los, um die anderen zu entzünden, die hier an den Tropfsteinen hingen. Kurz darauf bot sich Marik der Anblick auf einen See, dessen Wasser eine rote Färbung hatte. Der anziehende Geruch schien von hier zu kommen.

„Was ist das für Wasser?“ wollte er leise wissen und trat näher an das Ufer heran.

„Da ist Blut drin,“ sagte Yugi daraufhin ungewohnt kühl. Jedoch war dies nur Schein, um die Angstschauer und die deutlich erkennbare Gänsehaut zu verbergen. Dieser Ort würde ihn noch wochenlang in seinen Alpträumen verfolgen.

„B-blut?“ fragte Marik, ebenfalls unruhig.

„Der Geruch ist unverkennbar,“ fügte nun Tea hinzu. „Und das hier bestätigt unsere Annahme.“ Sie deutete auf den Boden, wo mit schwarzer Farbe ein Text aufgeführt worden war.

„Die Schande des Atemu Clans....,“ las Marik leise die erste Zeile vor, doch mehr konnte er nicht entziffern, da jemand anscheinend versucht hatte den Text zu entfernen, was ihm bis auf die erste Zeile und ein paar einzelne Wörter beschränkten, die jedoch keinen Sinn ergeben wollten. Der Lavendeläugige runzelte die Stirn. „Und was soll das heißen?“

„Na ist doch klar,“ erwiderte Yugi daraufhin. „Irgendetwas muss in der Vergangenheit passiert sein, durch was die Werwölfe und die Vampire sich nicht mehr vertragen haben. Und der Atemu Clan, unser Clan, scheint dafür verantwortlich zu sein.“

„Wie viele Wesen müssen gefallen sein, um einen kompletten See mit Blut zu füllen?“ fragte Tea leise und erschauerte.

Die Miene Mariks verfinsterte sich. Nun war ihr Lord nicht nur Schuld daran, dass er als Vampir leben musste, sondern seinen Vorfahren hatte er auch noch zu verdanken von anderen Vampire und Werwölfen vernichtet zu werden! „Und das soll unser Schicksal sein?“ fragte Marik, woraufhin in die anderen Beiden verwundert ansahen, doch seine Frage galt nicht ihnen, sondern einer bestimmten Person, von der er sich sicher war, dass sie sie beobachtete. „Wir werden mit hineingerissen in ein Verbrechen des Clans, welches uns alle umbringen wird??“

„Marik?“ fragte Tea vorsichtig, da sie nicht wusste, was sie von der Rede des Sandblonden halten sollte.

„Nein, Marik,“ sagte die alte Stimme und erschrocken wirbelten Tea und Yugi herum, während sich Marik nur ruhig umdrehte und wie erwartet in das Gesicht Salomons blickte. „Es ist euer Schicksal den Frieden wieder herzustellen.“

„Wer....“ begann Yugi, doch Marik unterbrach ihn.

„Und wie sollen wir das anstellen?“

„Das Schicksal wird es dir zur rechten Zeit mitteilen.“

„Schicksal, Schicksal!“ fauchte der Sandblonde wütend. „Ich will endlich Antworten haben! Was hat der Atemu Clan verbrochen??“

Der Grauhaarige blickte ihn sanft an und setzte sich dann auf den Boden. „Nun, du hast ein Recht darauf, es zu erfahren und dann wirst du hoffentlich verstehen....“ er wartete, bis sich die drei Vampire ebenfalls hingesetzt hatten und blickte sie dann reihum alle an.

Die Szenerie glich der eines Geschichtenerzählers, der sich etwas schönes und lehrreiches für die gespannten Kinder ausgedacht hatte. Nun lehrreich, war Salomons Erzählung schon, doch schön war sie keineswegs und frei erfunden auch nicht, denn die Geschichte war wahr.

Es war die Geschichte des Atemu Clans. „Alles begann bereits vor 500 Jahren....“
 

Allmählich kam Yami wieder zu sich. Leise stöhnend öffnete er seine Augen und blinzelte in das Halbdunkeln des Raumes. Das Zittern seines Körpers so gut wie möglich zu unterdrückend, vergrub er sich schützend in dem Berg aus Stroh. Yami benötigte dringend frisches Blut und der Geruch des süßlichem und verführerischen Lebenselixiers lag noch immer in der Luft.

Doch niemals würde er von diesem Blut trinken. Der Ton in Seths Stimme, als er ihn zum Trinken aufgefordert hatte, hatte deutlich gezeigt, dass er das wohl besser nicht tun sollte, wenn er Seths Falle nicht in die Arme laufen wollte. Doch Yami wusste auch, dass er nicht lange würde widerstehen können. Er wusste nicht warum, doch er schien sich dem Verlockungen des Blutes nicht entziehen zu können. Es musste etwas damit zu tun haben, dass sie ihn als Dämon bezeichneten, was auch immer das zu bedeuten hatte.

Langsam setzte der Schwarzhaarige sich auf, versuchte dabei das aufkommende Schwindelgefühl zu verdrängen. Suchend blickten sich die Amethyste in dem Raum um. Irgendwo musste es doch etwas geben, mit dessen Hilfe er sich von dem Blut fernhalten konnte.

Doch es schien ganz so, als ob Seth alles mögliche entfernt hatte. Die kalten Wände waren leer, bis auf die Halterungen für die Fackeln und mit Stuhl und Tisch konnte Yami ebenfalls nicht viel anfangen. Er blickte sich weiter um und erstarrte, als sein Blick auf das steinerne Becken fiel.

Deutlich spürte Yami, dass sich das Blut darin befand und schlagartig begann er zu zittern, als er den Drang spürte. Ohne es verhindern zu können verließ ein Fauchen seine Lippen und seine Augen glommen rot auf. /Nein!/ Krampfhaft presste er die Hände auf seine Schläfen und kniff die Augen zusammen, versuchte so seinen Wahn zu unterdrücken.

Panisch drückte er sich in die Ecke und versuchte an etwas anderes zu denken, doch immer wieder tauchte das Bassin vor seinen geschlossenen Lidern auf und zwang ihn zu sich. „Du kriegst mich nicht Seth, niemals,“ sagte er mit knirschenden Zähnen und biss sich kurzerhand selbst in den Arm.

Er hoffte sich aufhalten zu können, indem er sein eigenes Blut trank. Seinen Blutmangel konnte er dadurch zwar nicht verhindern, doch vielleicht konnte er so zumindest den Wahn befriedigen. Yami spürte den Unterdruck in sich, je mehr er von seinem Blut trank, doch er hörte nicht auf, bis ihn erneut die Ohnmacht umfing und sein Körper zurück ins Stroh sackte.
 

Als der Mond in der darauf folgenden Nacht gerade seinen höchsten Punkt erreicht hatte landeten drei Falken auf einer kleinen Waldlichtung und wurden vor den Augen eines blonden Werwolfes wieder zu Vampiren. Joey, Mana, Mahado und Bakura hatten ihr Ziel erreicht.

„Weiter können wir nicht gehen,“ sagte der Blonde. „Der Wald wimmelt nur so von Wächtern.“

„Und wie kommen wir dann zu dem geheimen Eingang?“ fragte Bakura kritisch. Nachts konnten sie nicht hier durch, selbst mit dem Mondgestein würden sie sofort auffallen, da sie keinen Wolfskörper besaßen. Doch bis zum Tag konnten sie auch nicht warten. Zum einem lief ihnen die Zeit davon und zum anderen waren Vampire und Sonnenlicht nicht gerade eine sonderlich gesundheitsfördernde Kombination.

Joey ließ den Blick über die Bäume schweifen. Wenn sie Glück hatten, dann feierte das Rudel noch immer ihr neues Alphatier und es waren dementsprechend nur wenig Wachen im Wald. „Behaltet am besten eure Vogelgestalt bei und haltet euch unter meinem Körper auf, so ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass ihr gesehen werdet.“

„Und was ist mit dir?“ wand Mahado ein. „Du bist doch schließlich ein Verbannter, stürzen sich die Werwölfe nicht auf dich, wenn sie dich sehen?“

„Wenn du eine bessere Idee hast, nur raus damit,“ knurrte der Blonde daraufhin und die Vampire fügten sich.

Langsam schlichen sie so durch das dichte Geäst, immer darauf bedacht keinen Laut zu verursachen und gegen den Wind laufend, damit niemand ihre Witterung aufnahm. Joey erstarrte, als er Valons Geruch wahrnahm und sah sich panisch nach einem Versteck um.

Die Vampire bemerkten seine Nervosität und auffordernd zwickte Bakura ihm in die Pfote und hüpfte dann zu einem nahe stehenden Teich. „Oh nein,“ sagte Joey leise. „Nie und nimmer.“ Auffordernd schlug Bakura mit seinen Flügeln und sprang voran in den Teich. Unter Wasser nahm er seine alte Form wieder an und wartete ab. Mana und Mahado folgten ihm schnell und kurz darauf auch Joey.

Die vier warteten, bis ihnen die Luft ausging und tauchten dann wieder auf. Sorgfältig sahen sie sich um und sogen witternd die Luft ein. „Er ist weg,“ sagte Mana und kletterte als erste aus dem Teich, um ihre nassen Sachen auszuwringen.

Die anderen Beiden folgten ihrem Beispiel, mussten jedoch alles noch mal wiederholen, als sich Joey neben ihnen zu schütteln begann. „Musste das sein?“ fragte Mahado mit gedämpfter Stimme, damit man sie nicht hörte.

„Ja musste es,“ knurrte der Blonde daraufhin. Er hasste Wasser. Vor allem, da ein nasser Hund nicht gerade angenehm roch und eine deutliche Duftnote war etwas, was sie im Moment ganz sicherlich nicht gebrauchen konnten.

Sie setzten ihren Weg wie gehabt fort und erreichten ohne weitere Störungen den versteckten Eingang. Er entpuppte sich als verlassene Bärenhöhle, die erbärmlich stank und fauchend verzog Bakura angewidert das Gesicht. „Kein Wunder, dass das ein geheimer Eingang ist. Wer außer Nasenlosen Menschen geht da freiwillig rein?“

„Jemand, der unbedingt mit einem Gefangenen reden will,“ kommentierte Mahado die Frage und ging mutig voran in die Höhle, hielt sich dabei jedoch seinen Umhang schützend vor Mund und Nase, denn letztere würde er sonst sicherlich nicht mehr verwenden können.

„Wir sind ganz nahe,“ sagte Joey, als er Stimmengewirr hörte, sie mussten sich unter dem Thronsaal befinden. Nach einem kurzen Marsch erreichten sie den Ausgang, welcher sie in eine verlassene Zelle der Kerker geführt hatte. Der Werwolf blickte sich nach irgendwelchen Wachposten um und stieg dann voran aus dem Tunnel.

„Schnell,“ rief er den Vampiren zu und trabte voran an mehreren Zellen vorbei, bis er vor der Kisaras zum Halt kam. „Beeilt euch, ich halte solange Wache.“

Bakura nickte ihm zu und trat dann vor das Gitter. Kisara hatte nicht aufgesehen, als Joey aufgetaucht war und zeigte auch jetzt keinerlei Reaktion. „Bist du Kisara?“ wollte Bakura von ihr wissen.

„Ando, de uk van it, sregt en tor quentir,” sagte sie leise und wandte ihre blauen Augen den Fremden zu.

Stirnrunzelnd sah Bakura sie an, doch Mana verstand und übernahm für ihn. „San op non ben Öhl, tzu Fobn lör Chret üsakun xes.”

In den leeren blauen Augen kehrte ein leichter Schimmer zurück und Kisara blickte erstaunt in die Gesichter ihrer Gegenüber und blieb dann an dem Wappen des Atemu Clans hängen. „Ich wusste, der Tag würde kommen, an dem der Clan seine Tat wiederholt,“ sagte sie leise.

„Wiederholen?“ fragte Mahado und wandte Bakura seinen Blick zu.

„Es gab schon mal einen Dämon,“ gab Bakura ihm Auskunft. „Aber Osiris fand nicht heraus, was damals passiert ist.“

Kurz schloss Kisara ihre Augen, ehe sie reihum ihre Artgenossen fixierte. „Die Schande des Atemu Clans, die so viele Opfer gefordert hat. Die Schande des Atemu Clans, die den Frieden zwischen Werwölfen und Vampiren zerstörte.“

„Was?“ ungläubig starrte Mana die Weißhaarige an. „Was ist denn damals passiert?“

„Der damalige Lord war zu hart mit seinem Sohn und sein Sohn hatte unüberlegt gehandelt,“ sagte Kisara leise und senkte den Blick. „Durch seinen Wahn brachte er Schande über den Clan.“

„Erzähl uns, was damals genau passierte,“ verlangte Bakura zu wissen.

„Alles begann vor ungefähr 500 Jahren...“

Die Schande des Atemu Clans Teil 1/3

23. Die Schande des Atemu Clans Teil 1/3
 

*+*+*+*Flashback 500 Jahre zuvor*+*+*+*
 

„Arghh!“ mit einem dumpfen Aufprall landete Atem im Sand, das Holzschwert, welches zum Training verwendet wurde, war lässig von seinem Gegner Sethos aufgefangen worden.

Neckend sah er ihn aus seinen dunkelblauen Augen an und ließ die Waffen zu Boden fallen, um seine langen braunen Haare wieder zusammenzubinden. „Die dritte Niederlage in Folge. Denkst du nicht, dass es langsam reicht?“ fragte Sethos und hielt Atem die Hand hin, um ihn aufzuhelfen, doch dieser schlug die Hand nur weg und spuckte angewidert den Sand aus.

„Freu dich über deine Siege, solange du noch kannst,“ zischte der Violettäugige und griff nach dem Holzschwert. „Irgendwann werde ich dich in Grund und Boden stampfen!“

Beschwichtigend hob Sethos die Hände. „Ganz ruhig, es ist doch nur Spaß. Man, es ist doch völlig egal, wer von uns stärker ist.“

„Ach ja?“ schnauzte Atem ihn an und strich sich die langen blonden Ponysträhnen aus dem Gesicht.

„Schluss jetzt ihr beiden!“ die Stimme einer jungen Frau lenkte die Aufmerksamkeit der beiden Männer auf sich. Es war Kisara. „Bei den Spielen in wenigen Tagen tretet ihr als Team an. Es ist vollkommen egal, wer im Kampf mit dem Schwert der Bessere von euch beiden ist, denn im Team ergänzt ihr euch durch eure gegenseitigen Stärken und...“

„Pah!“ unterbrach Atem und funkelte sie an. „Spar dir deine Reden für jemanden, den sie auch interessieren! Und jetzt entschuldigt mich, ich habe noch was zu erledigen,“ zischte er, drehte sich um und verließ das Trainingsgelände.

Sethos seufzte tief und blickte ihm nach. Es schmerzte ihn, dass der Schwarzhaarige ihn so missachtete, nur weil er besser im Nahkampf war. Denn er liebte diesen aufmüpfigen Wildfang und das schon seit langem. Doch sagen konnte Sethos es ihm nicht, denn Atem würde ihn nur auslachen.

„Nimm es ihm nicht übel,“ sagte Kisara sanft und holte den Älteren somit aus seinen Gedanken. „Sein Vater, unser Lord, setzt ihn ganz schön unter Druck. Er stellt hohe Erwartungen an seinen Sohn und Atem kann es ihm einfach nicht recht machen.“

Sethos seufzte tief. „Ich weiß, aber soll ich es ihm deshalb leicht machen? Ich kann doch nicht absichtlich verlieren!“

„Nein,“ sagte Kisara und schüttelte den Kopf. „Aber du könntest für ihn da sein, als Freund. Das würde dir doch für den Anfang genügen, oder?“

Erschrocken trafen Sethos blaue Augen, auf die der Frau. „Woher weißt du...?“

Sie lächelte. „Allein schon deine sehnsüchtigen Blicke waren mir Antwort genug.“

„Aber,“ er senkte den Blick zum Boden. „Warum sollte er ausgerechnet mich zum Freund haben wollen?“

Kisara legte den Kopf schief und lächelte ihn aufmunternd an. „Wenn du es nicht probierst, dann wirst du es auch nicht herausfinden.“ Damit wand sie sich von dem Braunhaarigen ab und den anderen Vampiren zu, die hier ebenfalls trainierten. Sethos seufzte und nahm die beiden Holzschwerter, um sie wieder zurück zu den anderen zu legen. /Was hab ich denn schon zu verlieren?/
 

Atem lief wütend durch die Gänge von Atemu Castle und fauchte jeden an, der es auch nur wagte ihm über den Weg zu laufen. Laut knallte er die Tür zu seinem Zimmer zu, ergriff die Vase, voll mit blutroten Rosen und schleuderte alles mit einem lautem Schrei gegen die gegenüberliegende Wand.

Laut scheppernd zerbrach das Porzellan und Wasser, Rosen und Scherben, verteilten sich auf dem Boden. Doch Atem hatte sich noch nicht beruhigt. Seine Atmung ging schnell und seine Fäuste zitterten, welche er nun ebenfalls gegen die Wand schlug und dann die Stirn an den kühlen Stein lehnte.

„Verdammt!!“ er hatte es satt immer nur der Zweite zu sein. Er war der beste Kämpfer seines Clans, doch von Sethos, dem Angehörigen des Anubis Clans, fing er sich eine Niederlage nach der anderen ein. Gedanklich hörte er die Worte seines Vaters in seinem Kopf, welche er ständig zu hören bekam.

‚Wann lernst du endlich richtig zu kämpfen? Nimm dir gefälligst mal ein Beispiel an Sethos!’ ‚Wenn du immer nur an dein Vergnügen denkst wirst du es nie zu etwas bringen. Sieh dir doch mal Sethos an! Er konzentriert sich auf die wichtigen Dinge!’

„Warum sagst du mir nicht einfach, dass es dir lieber wäre, wenn Sethos dein Sohn wäre und nicht ich?“ fragte er in die Stille des Raums hinein. Atem konnte sich noch so sehr anstrengen, Amun würde er erst zufrieden stellen können, wenn er in jeglicher Hinsicht besser war als Sethos und das machte den Braunhaarigen zu seinem Feind. Er besaß das, was der Lord sich von seinem Sohn wünschte und Atem hasste sie beide dafür.

Ruhig versuchte er durchzuatmen und ein kleines hinterhältiges Lächeln erschien auf seinen Lippen. Es gab eine Möglichkeit an Stärke zu gewinnen. Zumindest, wenn das wahr war, was der alte Spinner Salomon behauptete. Der alte Greis war Forscher und mixte in seinem kleinen Kellerlabor die abenteuerlichsten Sachen zusammen.

Salomon hatte die Theorie aufgestellt, dass wenn die Stärke der Werwölfe durch den Mond beeinflusst wurde, es auch ein ähnliches Stärkungsmittel bei den Vampiren geben musste. Der Alte hatte ihm zwar nicht verraten wollen um was es sich dabei handeln könnte, doch Atem war sich sicher, dass es nur Blut sein konnte.

Etwas anderes nahmen sie schließlich nicht mehr zu sich und jeder wusste, dass ein Vampir nur stark war, wenn er ausreichend Blut zu sich genommen hatte. Demnach konnten ein paar Menschen mehr sicherlich nicht schaden. Ein Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken und wütend knurrte er. „Verschwinde!“ fauchte Atem, dennoch wurde die Tür geöffnet und genervt drehte er sich um.

Die violetten Augen verengten sich schlagartig, als sie Sethos erkannten. „Was willst du von mir? Du hast doch gewonnen, also lass mich gefälligst in Frieden.“ Wütend verschränkte er die Arme vor dem Oberkörper und beobachtete den Braunhaarigen, der auf ihn zukam und wenige Zentimeter vor ihm stehen blieb.

„Ich will mit dir reden,“ begann Sethos, doch Atem blieb unverändert abweisend.

„Ach und über was? Ich wüsste nicht, was ich mit dir zu reden hätte, Sethos!“

„Ich möchte dir nur helfen....,“ begann er doch Atem lachte nur kalt auf.

„Du? Mir helfen? Selbst wenn ich Hilfe brauchen würde wärst du der Letzte, den ich darum bitten würde!“ fauchte er. „Und jetzt verlass auf der Stelle mein Zimmer!“ Doch Sethos reagierte nicht. Statt dessen schlang er die Arme um die zierliche Taille des Schwarzhaarigen und küsste ihn. Atem erstarrte und konnte sich im ersten Moment nicht wehren. Seine Hände lagen auf der Brust des Älteren und spürten deutlich die Muskeln durch den dünnen Hemdstoff. Die Arme um seiner Taille waren wie eine schützende Hülle hinter welcher er seine Gefühle zeigen konnte.

Und Sethos Lippen waren warm und weich und brachten seinen Körper zum Kribbeln. Fasziniert wollte er den Kuss erwidern und sich fallen lassen, doch sein Verstand war dafür noch zu wach! Atem wand sich aus der Umarmung und biss Sethos auf die Unterlippe. Er stolperte rückwärts und fuhr sich angewidert über den Mund. „Was bildest du dir eigentlich ein?“ fragte er kalt, doch die Verwirrung stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Denkst du, nur weil du stärker bist kannst du dir alles erlauben??“ schrie der Violettäugige fast und sein Körper zitterte. Niemand hatte ihm so nah zu sein und schon gar nicht ER!

„Atem...,“ versuchte Sethos zu einer Erklärung anzusetzen, doch der Jüngere ließ ihn nicht zu Wort kommen.

„Sei still!! Du widerlicher Bastard! Verschwinde endlich! Lass mich in Ruhe!!“ die blauen Augen richteten sich auf den Boden. Der Wutausbruch verletzte Sethos und schweigend wand er sich ab. Vor der Tür hielt er jedoch noch einmal inne und wand sich zu Atem um. „Ich bin nicht Schuld für die Einstellung deines Vaters. Soll ich dich absichtlich gewinnen lassen, damit du keinen Groll mehr gegen mich hegst?“

„Hör gefälligst auf mit deinem falschen Freundschaftsgetue,“ zischte Atem. „Ich brauche deine Unterstützung nicht und jetzt verschwinde endlich!“ als sich Sethos noch immer nicht regte nahm Atem seine Falkengestalt an und flog in die Nacht hinaus. Es war höchste Zeit sein Vorhaben in die Tat umzusetzen und sich Macht zu verschaffen.
 

Nach kurzer Zeit erreichte Atem die Stadt und wurde wieder zum Menschen. Tief zog er sich die Kapuze seines Umhangs ins Gesicht, damit ihn niemand erkannte und machte sich dann auf den Weg. Atem machte sich nicht die Mühe zu warten, bis ein Mensch ihm über den Weg lief oder irgendwo eine Tür offen stand.

Statt dessen schlug er mit dem Ellenbogen die Scheibe eines Küchenfensters ein und kletterte so ins Innere des Hauses. Eine Katze fauchte bei seinem Auftauchen und verkroch sich verängstigt hinter dem Ofen. Ein leichtes Grinsen zeichnete sich auf seinen Lippen ab, als er leise Stimmen im oberen Stockwerk vernahm. Anscheinend hatte man ihn gehört, doch das war ihm relativ egal.

Seelenruhig ging der Violettäugige auf die Treppe zu und traf auf halbem Weg einen bulligen Mann, bewaffnet mit einer Armbrust. „Wer sind Sie?“ fragte der Mann und hielt seine Waffe auf Atems Herz gerichtet. „Wie kommen Sie hier rein?“

Atems Grinsen wurde noch eine Spur breiter, was der Mann jedoch nicht sehen konnte, da das Gesicht des Vampirs vollständig unter der Kapuze verborgen war. „Das Fenster stand offen...ich war so frei,“ sagte er und ging die Stufen hoch.

„Bleiben Sie, wo Sie sind, oder ich schieße!“

„Tu es doch, wenn du glaubst mich aufhalten zu können.“ Damit setzte der Schwarzhaarige zum Sprung an und stürzte sich auf seine Beute. Geschockt wollte diese zurückweichen, stolperte jedoch über die Stufen und stürzte, der Pfeil schoss dabei aus der Armbrust und durchbohrte Atems Schulter, doch dieser ignorierte den Schmerz.

Gierig versenkte er die Zähne im Hals des Mannes und begann dessen Körper zu leeren. Als er kein Blut mehr aus ihm herausbekam leckte er sich über die Lippen und zog den Pfeil aus seiner Schulter. Die Wunde verheilte in Sekundenschnelle.

/Und nun nehme ich mir den Rest der Familie vor./ Atem folgte dem Blutgeruch bis in den hintersten Raum. Ein leises Fauchen verließ seine Lippen und er entdeckte eine Frau, die in der hintersten Ecke saß und vor Angst zitterte. In ihren Armen hielt sie einen kleinen Jungen, der den Vampir ebenso ängstlich ansah.

Der Violettäugige schluckte und blieb im Türrahmen stehen. Er konnte diese Menschen nicht für seine Zwecke missbrauchen. Nein, so kaltherzig war er nicht. Hastig wand er sich ab und verließ das Haus auf dem schnellsten Weg. Vielleicht sollte er sich lieber das Stadtgefängnis vornehmen. Die Menschen dort waren zumindest Verbrecher.
 

Der Morgen nahte allmählich und Kisara war auf den Weg in ihr Zimmer, als sie Sethos entdeckte, der am Fenster stand und den Nachthimmel beobachtete. An seiner verkrampften Haltung merkte sie, dass etwas nicht stimmte. „Sethos?“ fragte sie leise und ging auf ihn zu. Der Angesprochene zuckte zusammen und wand sich zu ihr um. „Ist etwas passiert?“

„Atem ist noch nicht zurück und die Sonne geht gleich auf,“ platzte es aus dem Braunhaarigen heraus.

Beruhigend blickte die Weißhaarige ihn an. „Atem ist nicht dumm. Er weiß, wann er zurückzukehren hat,“ sagte sie beruhigend.

Der Vampir seufzte. „Er ist gegangen, nachdem ich ihn geküsst hatte. Er hasst mich.“

„Hör auf dir so einen Unsinn einzureden. Außerdem würde er sich niemals deswegen von der Sonne richten lassen.“

„Du hast ja Recht,“ sagte Sethos leise. „Ich mach mir halt nur Sorgen um ihn.“

Kisara nickte verstehend und ging dann an ihm vorbei. „Ruh dich lieber aus. In wenigen Nächten ist Neumond und somit das große Turnier und morgen Nacht werden bereits die Werwölfe eintreffen.“

Der Braunhaarige nickte, entfernte sich jedoch noch immer nicht vom Fenster. Der Himmel nahm bereits einen gefährlichen Grauton an, als er den Falken endlich sah. Erleichtert seufzte er auf und lief hoch in Atems Gemächern. Er musste unbedingt noch einmal mit ihm reden und die Sache aufklären.
 

Erschöpft lehnte sich Atem gegen die Wand, dabei zierte jedoch ein glückliches Lächeln seine Lippen. Er spürte es, wie Aura und Kraft in ihm wuchsen. Am besten er nahm morgen Nacht noch mal so viel Blut zu sich, um seine Stärke auch sicher zu stellen. Ein Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken und sein Lächeln verschwand sofort, als er seinen Besucher erkannte. „Was willst du schon wieder?“ fauchte er Sethos an und wand sich demonstrativ von ihm ab.

Dieser antwortete jedoch nicht sofort. Sein Blick hing ungläubig an dem dunklen Umhang, der feucht glänzte und dem Geruch zu Folge handelte es sich dabei um Blut. Warum war Atems Umhang so blutverschmiert? „Wa...“ er wollte schon zur Frage ansetzen, als er sah, dass auch auf dem weißem Hemd, der Hose und im Gesicht des Vampirs Blut klebte.

Atem schien dies nun auch zu bemerken und starrte im ersten Moment entgeistert auf seine Sachen, ehe er Sethos wütend anfunkelte. „Was ist??“

„Woher kommt all das Blut?“

„Wovon wohl? Ich hab getrunken.“ Antwortete der Jüngere schlicht und warf seinen Umhang angewidert in eine Ecke und begann hastig die Knöpfe seines Hemdes zu lösen, um damit genauso zu verfahren. Er fühlte sich widerwärtig so viele Menschen getötet zu haben und das nur, um seinen Vater zufrieden zu stellen! Sein schlechtes Gewissen hielt ihn umklammert und schnell schleuderte er auch das Hemd von sich.

„Getrunken?“ fauchte Sethos und ging auf den Jüngeren zu. „Und dabei beschmutzt du deine gesamten Klamotten??“

„Ich wüsste nicht, was dich das anginge! Lass mich doch einfach in Ruhe!“

„Nein!“ er packte Atem bei den Schultern und drückte ihn gegen die Wand. „Was ist passiert? Sag es mir.“

„Warum sollte ich?“ fauchte der Schwarzhaarige und versuchte Sethos von sich zu drücken, jedoch erfolglos.

„War der Kuss dir nicht Antwort genug? Ich liebe dich Atem, schon seit langem.“

„Du? Mich lieben??“ Atem lachte auf. „Ein wirklich guter Witz! Nimm endlich die Finger von mir!“

„Es ist die Wahrheit,“ sagte Sethos ruhig und als der Violettäugige ihn noch immer nicht glaubte beugte er sich vor und küsste ihn erneut. Diesmal schaffte es der Jüngere nicht sich dessen zu entziehen und ließ es über sich ergehen.

Atem erschauerte und seine Augen schlossen sich. Er hatte das Gefühl, als würde ihm sein Körper nicht mehr gehorchen und sein Verstand ihm einen Streich spielen. Dieser Kuss konnte sich nicht gut anfühlen, er durfte einfach nicht! Sethos war Schuld an seiner Lage, er würde sich zu ihm nicht hingezogen fühlen!!

Atem gab ein leises Wimmern von sich und als der Kuss sich löste starrte er mit undurchdringlichen Blick in die blauen Augen seines Gegenübers. „Sethos,“ hauchte er leise und fand sich im nächsten Moment in dessen Armen wieder. Arme, die ihm Schutz versprachen und ihm die Zuneigung zukommen ließen, die er von seinem Vater nie erfuhr.
 

Die Nacht war erneut hereingebrochen und Atem blinzelte verwirrt, ehe er sich in seinem Bett aufsetzte. Was war gestern eigentlich passiert? Langsam kamen die Erinnerungen zurück, daran, wie er in Sethos Armen gelegen hatte...in seinem Bett! /Ich hab doch nicht....!/ Hastig schlug er die Decke zurück und suchte das Laken nach den verräterischen Flecken ab, doch er fand keine. Und sein Unterleib fühlte sich auch normal an.

Erleichtert atmete Atem aus und fuhr sich durch die Haare. Er hatte also nicht mit Sethos geschlafen, dass wäre ja auch das Letzte gewesen! Warum hatte er sich überhaupt von diesem Spinner umarmen lassen? Reichte es nicht, dass Sethos ihm kräftemäßig überlegen war? Musste er ihn auch noch gefühlsmäßig demütigen??

Laute Schritte auf dem Gang ließen ihn aufhorchen. Kurz darauf wurde die Zimmertür aufgerissen und Rebecca stand im Raum. „Atem wo bleibst du?“ rief sie hektisch, woraufhin der Schwarzhaarige sie nur fragend anblickte. „Hast du vergessen, dass die Werwölfe heute eintreffen?“

„Ahhh!“ hastig sprang Atem aus dem Bett und begann sich so schnell wie möglich anzuziehen. Das hatte er bei dem ganzen Ärger mit Sethos völlig vergessen. Mehr oder weniger dürftig warf er sich seinen Umhang um die Schultern und verknotete den Lederharnisch. Dann folgte er dem blonden Mädchen hastig die Treppen nach unten in die Halle.

Eilig huschte er zwischen den Reihen der Vampire hindurch und stellte sich in die erste Reihe neben seinem Vater und Lord. „Du bist spät,“ zischte dieser ihm leise zu und betrachtete dann missbilligend den schief hängenden Umhang und den schlampig geschnürten Harnisch. „Und wie du wieder rumläufst. Was sollen die Werwölfe von uns denken??“

Kleinlaut begann Atem seine Sachen zu richten, während er seinen Blick über die Reihen des Anubis Clans streifen ließ. Sethos Aussehen war natürlich perfekt. Blütenweißes ungeknittertes Hemd, der Lederharnisch glänzte, als wären er, ebenso wie die Stiefel, poliert worden. Der Umhang war sorgfältig mit der Spange verschlossen. Selbst die langen braunen Haare, die Sethos, bis auf den Kampf, gewöhnlich offen trug und selbst dann nur provisorisch zusammenband, wurden von einem schwarzen Band sorgfältig im Nacken zusammengehalten.

Ja, sein Aussehen war mal wieder perfekt, für den Empfang der Werwölfe und Atem wusste, dass Amun vor Stolz nur so überlaufen würde, würde Sethos anstatt seines Sohnes neben ihm stehen. Er würde ihn dem Leittier vorstellen und umschwänglich als seinen Sohn und Nachfolger rühmen.

Atems Griff klammerte sich eisern um den Schwertknauf und versuchte seinen Rivalen nicht allzu wütend anzufunkeln. /Sicherlich hat er mich mit Absicht abgelenkt, damit ich verschlafe und von meinem Vater wieder wie der letzte Idiot dastehe!/ Die Tore schwangen auf und das Werwolfsrudel betrat den Saal, allen voran das Leittier, welches auf Schulterhöhe von seinen Lieblingsweibchen flankiert wurde.

/Aber wenn ich erst meine Aura durch noch mehr Blut gestärkt habe wird Sethos endlich verlieren und mein Vater mich hoffentlich als seinen Sohn anerkennen./ Atem holte kurz tief Luft, um ruhiger zu werden und trat dann mit Amun in die Mitte der Halle, um ihre nächtlichen Freunde zu begrüßen.

„Die Vampire heißen Euch in meinem Schloss herzlich willkommen!“ sagte der Lord mit klarer und deutlicher Stimme und verneigte sich, ebenso wie Atem und der Rest des Volkes.

Der Werwolf nickte und sah seinen Gegenüber aus seinen klaren goldgelben Augen an. „Auch ich und die Meinigen freuen sich die Vampire wieder zu sehen und mit ihnen dem großem Turnier beizuwohnen.“ Ein Lächeln zierte sowohl Amuns Gesicht, als auch das des Wolfes, was bei diesem jedoch mehr einem Zähneblecken glich.

Einmal im Jahr kamen die Rassen der Nacht in dem Schloss von einem der Clans zusammen, um ihre Kräfte bei einem Turnier zu messen. Damit die Werwölfe keinen Vorteil hatten fand es immer bei Neumond statt. Es war die Gelegenheit die Freundschaften zu festigen und die Bindungen zu vertiefen.

Doch diesmal sollte das Turnier nicht ganz so friedlich von statten gehen, wie geplant....

Die Schande des Atemu Clans Teil 2/3

Info:

Neugeborene Werwölfe: Damit sind keine Welpen gemeint, sondern Menschen, die eben erst von einem Werwolf gebissen worden sind.
 


 

24. Die Schande des Atemu Clans Teil 2/3
 

Sethos schlich durch die Gassen der Stadt, immer darauf bedacht, dass Atem ihn nicht sah. Schon seit einer ganzen Weile hatte er den Jüngeren verfolgt, denn er war sich sicher, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Seine Sachen waren gestern Nacht blutdurchtränkt gewesen. Sethos kannte Atem und noch nie hatte sich dieser derart besudelt. Irgendetwas musste passiert sein und er würde herausfinden, was es war.

Kritisch zog er die Stirn kraus und betrachtete das Stadtgefängnis, in dessen Inneren der Falke soeben verschwunden war, indem er durch die Gitterstäbe eines der Zellenfenster geschlüpft war. Was wollte Atem dort? Na gut, wahrscheinlich Blut trinken, aber soweit Sethos wusste nahm er dafür nicht die eingebunkerten Verbrecher. /Vielleicht sehe ich auch nur Gespenster. Es ist doch nichts weltbewegendes dabei, wenn er die Gefangenen besucht./

Schon nach kurzer Zeit kam der Falke wieder aus der Zelle geschlüpft und Sethos wollte sich schon wieder abwenden und zurück zum Schloss fliegen, als Atem in der nächsten Zelle verschwand. Ungläubig beobachtete Sethos, wie der Falke vier weitere Zellen besuchte und seine Aura immer stärker wurde. /Er hat doch nicht.../ Entsetzt wich der Braunhaarige zurück und starrte auf die Wand des Gebäudes.

Sethos wünschte, er würde träumen und jeden Moment aufwachen, doch es tat sich nichts. Er kannte Atem schon seit vielen Jahren und niemals hatte er Gefallen daran gefunden Menschen zu töten! Wie alle Vampire trank er nur so viel, wie er zum Überleben brauchte und nicht mehr. „Atem...,“ flüsterte er leise, ehe er lauter wurde, ungeachtet dessen, dass die Bewohner der Stadt sie wohlmöglich sahen. „Atem, was tust du da??“

Für eine Weile bekam der Braunhaarige keine Antwort, ehe er ein Fauchen vernahm, welches kurz darauf zum drohenden Schrei eines Falken wurde und Sethos schaffte es gerade noch sich zu ducken, als das Tier mit seinen Krallen auf seine Augen zielte. „Bist du wahnsinnig??“ brüllte er Atem hinterher, welcher im Schutz der Wolken verschwand. Was war nur in ihn gefahren?
 

Atem landete im Glockenturm und wurde dort wieder zum Vampir. Lachend betrachtete er seine blutigen Hände. /Ich kann es spüren, die Stärke des Blutes. Jetzt kann mich nicht einmal mehr Sethos besiegen!/ er lachte irre auf, warf den Kopf in den Nacken und schloss genussvoll die Augen. Nie gekannte Kräfte durchströmten ihn und er spürte einen Drang in sich noch mehr Blut zu trinken.

Doch noch hatte der Schwarzhaarige sich selbst in Griff. Noch verfiel er nicht dem Blutrausch, auch wenn seine Augen bereits von einem rötlichen Schimmer durchzogen wurden. Ein Grinsen zog sich über seine Lippen und entblößte somit die spitzen Fangzähne. /Es wird allmählich mal Zeit meine neuen Kräfte zu erproben./ Das er sich vor kurzem noch auf Sethos gestürzt hatte wusste er nicht mehr.

Als Falke flog er wieder in die Nacht hinaus und zurück zum Schloss. Von oben konnte er bereits sehen, wie die Vampire trainierten und sogar einige der Werwölfe beteiligten sich an den Übungsduellen. Atem zog seine Kreise enger und ließ sich so allmählich tiefer sinken, bis er Sethos entdeckte, der gerade mit Amun sprach. Hätte der Zeitpunkt für einen kleinen Kampf perfekter sein können?

Atem legte die Flügel an den Körper und stürzte so in die Tiefe. Erst wenige Meter vor dem Boden öffnete er sie wieder und fing den Sturz dadurch geschickt ab. Missbilligend wurde er von seinem Vater angestarrt, als er seine Falkenform ablegte. „Lass die Spielereien Atem,“ zischte er, doch sein Sohn beachtete ihn gar nicht, sondern funkelte Sethos herausfordernd an.

„Wie wäre es mit einem kleinen Kampf?“ fragte Atem und verschränkte abwartend die Arme vor dem Oberkörper.

Die Saphire des Älteren waren auf die Amethyste geheftet. Sie schimmerten rot. Sethos spürte, dass mit Atem etwas nicht stimmte und es sicherlich keine gute Idee war, jetzt mit ihm zu kämpfen. Es mochte zwar nur Training sein, doch der Schwarzhaarige wirkte nicht, als ob er ganz er selbst wäre. Vor Amun konnte er allerdings schlecht einen Rückzieher machen und außerdem schien Atem sich sicher zu sein, dass er gewinnen würde, wenn er ihn vor den Augen des Lords herausforderte.

Und wenn der Jüngere wirklich gewann, würde er sicherlich die Anerkennung von seinem Vater erhalten, die er sich gewünscht hatte und vielleicht würde Atem dann endlich ihren Zwist begraben und vielleicht sogar seine Gefühle erwidern. Dabei wusste Sethos, dass Letzteres nur Wunschdenken war. Nur, weil sie keine Konkurrenten mehr waren würden sich nicht Atems Gefühle verändern, dazu müssten schon zuvor welche da gewesen sein und das waren sie nicht, da war sich der Braunhaarige sicher.

Er seufzte leise und zuckte schließlich mit den Schultern. „Von mir aus,“ sagte er und ging Holzschwerter holen. Atems Augen wanderten zu Amun und funkelten diesen an. Doch der Lord war unbeeindruckt, von dem Vorhaben seines Sohnes. Schließlich kannte er selbst die erniedrigende Anzahl der Niederlagen.

„Zieh die Ehre des Clans nicht in den Dreck,“ waren die Worte, die Atem anstatt eines ‚Viel Glück,’ oder ‚Du schaffst das.’ Zu hören bekam. Er versuchte sich jedoch davon nicht unterkriegen zu lassen. Immerhin würde er seinem Vater ja gleich zeigen, was er wirklich konnte.

Nachdem Sethos mit den Übungsschwertern zurückgekehrt war überreichte er Atem eines von ihnen und band sich die Haare zusammen, damit sie ihm nicht in die Augen fielen und wohlmöglich seine Sicht behinderten. Zusätzlich warf er noch seinen Umhang ab, was ihm der Schwarzhaarige gleichtat. Doch vielleicht hätte er das besser nicht tun sollen. Der weiße Hemdstoff war von Blutspritzern übersäht und auch, wenn Amun dafür nur einen abwertenden Blick übrig hatte, so wusste Sethos, dass Atem sich nie mit Blut besudelte, wenn er trank und sollte es doch mal vorkommen zog er sich sofort um. In dieser Hinsicht war er fast noch ein besseres Beispiel, als der Blauäugige.

/Irgendetwas stimmt mit Atem nicht. Ob es etwas damit zu tun hat, dass seine Aura gewachsen ist? Aber das verändert doch seinen Charakter nicht!/ wie zwei Löwen umschlichen sie einander und suchten so nach einem Schwachpunkt in der Deckung des anderen. Interessiert traten ein paar der Werwölfe näher, um den Kampf zu beobachten, während die Vampire keinerlei Kenntnis zu nehmen schienen. Sie kannten den Zwist zwischen Sethos und Atem schließlich nur zu gut und waren sich daher auch sicher zu wissen, wie der Kampf ausgehen würde.

Schließlich griff Atem an, doch Sethos blockte den Schlag ab. Für einen Moment war er verwundert über die Kraft, die der Jüngere in den Schlag gelegt hatte und wich einen Schritt zurück. Atem lächelte überlegen und holte zu einem weiteren Schlag aus. Der Braunhaarige wich aus, täuschte einen Schlag gegen die Hüften vor und stellte ihm statt dessen ein Bein. Und tatsächlich stürzte Atem zu Boden. /Er ist doch noch der Alte./ innerlich seufzte Sethos auf und beruhigte sich wieder. Sicherlich hatte der Sohn des Lords nur einen schlechten Tag gehabt und sich deshalb so mit Blut besudelt.

Mit dem Schuh wollte er Atems Schwert wegtreten, doch dieser drehte sich in dem Moment, als er ausholte, auf den Rücken und packte den Stiefel. Das Grinsen des Violettäugigen machte ihm klar, dass Atem sich absichtlich hatte fallen lassen. „So einfach ist das nicht mehr,“ zischte Atem, ehe er den umklammerten Fuß mit aller Kraft von sich stieß und Sethos dadurch zu Fall brachte.

Einer wütenden Katze gleich, fauchte Atem und stürzte sich auf den am Boden liegenden. Er kniete sich auf Sethos Hüften und umklammerte dessen Arme mit einem schraubstockartigen Griff. Das Holzschwert hatte der Braunhaarige bei seinem Sturz verloren. Viel zu überrascht war er von der Aktion des Jüngeren gewesen.

Atems Fauchen glitt in ein leises Knurren über. Eine Warnung, die deutlich sagte, dass Sethos es bloß nicht wagen sollte den Kampf fortzuführen, sondern seine Niederlage akzeptieren sollte. Die blauen Saphire blickte in zwei Rubine. Von dem einstigen Violett war kaum noch etwas zu sehen und drei Wörter kamen Sethos über die Lippen, wenn auch nur so leise, dass nur Atem sie hören konnte: „Wer bist du?“

Ein fragender Ausdruck trat auf das Gesicht des Schwarzhaarigen. „Was soll die Frage? Ich dachte immer Schläge auf den Hinterkopf erhöhen das Denkvermögen, oder ist es das genaue Gegenteil?“ er sprach ebenso leise, wie Sethos.

„Du bist nicht Atem.“ Sagte der Braunhaarige fest. „Ich kenne ihn und so wie du benimmt er sich nicht!“ zischte er möglichst leise. „Atem würde sich niemals so mit Blut besudeln, niemals würde er mehr Blut trinken, als er braucht und er besitzt auch keine roten Augen!“

Eine von Atems Augenbrauen wanderten nach oben. „Rote Augen? Sind wir jetzt auch noch farbenblind?“ auflachend schüttelte er den Kopf und stieg dann von Sethos herunter, hob seinen Umhang vom Boden auf und blickte nun abwartend seinen Vater an.

Amun, der seinen Jungen sonst immer für unwürdig gehalten hatte und dessen Blick immer finster gewesen war, wenn Atem neben ihm stand, lächelte nun. Sein Lächeln zeigte von Stolz und auch seine Augen sprühten davon geradezu über. Atem war endlich der Sohn, den er sich immer gewünscht hatte. Ein starker Vampir, dem kein anderer das Wasser reichen konnte, umbarmherzig mit seinen Gegnern und ein Äußeres, welches Schönheit und Adel repräsentierte.

Nun gut, die Blutflecken wiesen zwar eher auf eine wilde Bestie hin, doch sicherlich würde Atem sich gleich noch umziehen. Das rote Glühen, welches mehr als nur ungewohnt in den violetten Augen war, beachtete er gar nicht. „Mein Sohn,“ sagte er ruhig und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Ich bin sehr stolz auf dich. Du hast unserem Clan Ehre gebracht.“

Atem erschauderte vor Glück, als Amun ihn ‚seinen Sohn’ nannte. Noch nie hatte er ihn so genannt. Immer hatte es nur ‚Junge’ oder ‚Atem’ geheißen, weshalb er seinen Namen schon fast nicht mehr hatte leiden können. „Danke, Vater,“ erwiderte der Schwarzhaarige und seine Stimme war ungewohnt kratzig und leise. Dieser sanfte Blick des Lords und dessen Lächeln...solange hatte sich Atem danach gesehnt, dass er es kaum glauben konnte. Das Rot wich aus seinen Augen und die Amethyste leuchteten, wie die eines kleinen Jungen, an seinem Geburtstag.

„Komm mit. Es ist an der Zeit dir etwas zu geben,“ sagte Amun ein wenig geheimnisvoll und führte Atem mit sich ins Schloss. Sethos beobachtete das Geschehen stumm, ebenso wie die Werwölfe, die sich noch immer nicht gerührt hatten. Atem hatte so glücklich ausgesehen, als Amun ihn endlich als den anerkannt hatte, der er war: sein Sohn. Doch bemerkte denn keiner, außer ihm, dass etwas mit dem Jungen nicht stimmte? Atem war nicht er selbst, aber was auch immer er getan hatte, Sethos hoffte, dass es die ersehnte Zuneigung des Vaters wert war.

„Ein merkwürdiger Junge,“ sagte schließlich einer der Werwölfe. Fragend drehte sich Sethos zu ihm um. Der Werwolf hatte nur ein blaues Auge, über das andere zog sich eine Narbe und das Fell war bunt gescheckt.

„Wie kommst du darauf?“ fragte der Braunhaarige.

„Sein Verhalten beim Kampf. Als er sich auf dich stürzte wurde es besonders deutlich. Es ähnelte dem von neugeborenen Werwölfen, wenn sie zum ersten Mal den Vollmond erleben.“ Als Sethos den Einäugigen fragend ansah fuhr dieser fort. „Wie du sicher weißt steigt die Wildheit und die Aggressivität bei uns mit dem voller werden des Mondes und sinkt, wenn auch er schmaler wird. In der Regel hat ein neugeborener Werwolf genug Zeit, sich darauf einzustellen und mit dem Mondeinfluss klarzukommen, doch der Vollmond ist etwas besonderes. Oftmals verlieren sie in der ersten dieser Nächte die Kontrolle über sich und jagen als wilde Bestien durch die Städte und Dörfer und töten alles, was sich ihnen dabei in den Weg stellt. Nur wenige von uns können sich dem Einfluss vollständig entziehen, auch wenn sie mit der Zeit lernen, sich zu kontrollieren.“

„Und Atem hat sich wie eine....Bestie verhalten?“ Sethos klang ungläubig. So sehr hatte er darauf gar nicht geachtet.

Der Werwolf nickte. „Ich habe es schon oft genug erlebt, deshalb wundert es mich auch so dies bei einem Vampir vorzufinden. Zwar war er keine Bestie, wie du es verstehst, doch im Verhalten wirkte er ein wenig so, als hätte er sich von seinem Instinkt leiten lassen.“

„Aber....“ überlegte der Vampir weiter. „Bei eurem Volk ist doch der Mond dafür verantwortlich und bei uns gibt es so etwas vergleichbares nicht.“

Der Gescheckte legte den Kopf schief und blickte Sethos durchdringend an. „Wirklich nicht?“ Die blauen Augen weiteten sich. /Das Blut! Er glaubt doch nicht.../ gerade wollte er seinen Gedanken äußern, als ihn ein anderer Werwolf zuvor kam.

„Lass das jetzt! Du redest schon wieder wirr, alter Zausel!“ das Tier wirkte jünger, als sein Kumpan, hatte braunes Fell und weiße Pfoten. Bestimmend schob er den Einäugigen mit sich. „Hör auf dem armen Kerl Flausen in den Kopf zu setzen. Ein Vampir, der sich wie ein Werwolf verhält, ha!!“

Doch Sethos dachte noch lange über diese Worte nach. Konnte Blut wirklich eine ähnliche Wirkung besitzen, wie der Mond?
 

Allerdings kam er nicht mehr dazu der Sache weiter nachzugehen. Die Vorbereitungen für das Turnier liefen auf Hochtouren und wenn er dann mal etwas Zeit für sich hatte kam er nicht an Atem ran. Ständig war dieser mit dem Lord unterwegs und Sethos wollte sie dann nicht stören. Immerhin hatte der Schwarzhaarige lang genug um seine Aufmerksamkeit gekämpft und er schien so glücklich, seit Amun ihn akzeptierte.

Doch Sethos bemerkte auch, dass es Atem nicht besser ging. Manchmal schien es, als wäre ein unterdrückter Drang in dem Jüngeren, etwas, das raus wollte. Auch dieses seltsame rote Leuchten war oft in Atems Augen zu sehen. Auch die anderen Vampire schienen dies bemerkt zu haben, doch niemand wagte es etwas zu sagen. Amun selbst schien blind für die Veränderungen seines Sohnes zu sein. Ihm war noch immer nur wichtig, dass dieser dem Atemu Clan Ehre brachte.

Sethos seufzte und zupfte die Ärmel seines Hemdes gerade. In wenigen Minuten würde die Eröffnung beginnen und dazu musste er pünktlich erscheinen. Zwar war er nicht mit seinem Lord verwandt, doch hatte er einen hohen Rang und es gehörte sich nicht zu so einer Veranstaltung zu spät zu kommen. Vor allem, da die Werwölfe in solchen Dingen sehr reizbar waren. Ein Glück, dass sie Neumond hatten.

Noch einmal überprüfte er seine Kleidung im Spiegel, ehe er sich auf den Weg nach draußen begab.
 

Auch Atem war bereits nach draußen unterwegs, doch besonders gut ging es ihm nicht. Etwas in ihm drängte in die Stadt, um noch mehr Blut zu trinken und Atem konnte sich nur schwer dagegen wehren. Nacht für Nacht war sein Durst nach Blut immer größer geworden und allmählich wurde dies zum Problem. Er wollte keine Unschuldigen für seine Macht opfern, doch im Gefängnis gab es kaum noch Gefangene, denen er das Blut hätte abnehmen können. Daher hatte er seinen Durst heute nicht vollständig löschen können und das ausgerechnet am Tag des großen Turniers!

Atem hoffte, dass seine Kraft dennoch anhielt. Er wollte nicht, dass sein Vater ihn wieder missachtete. Unbewusst wanderte seine Hand zu dem schweren Siegelring aus Silber, den er an seinem rechten Mittelfinger trug. Amun hatte ihm diesen gegeben, ein altes Erbstück. Atem befürchtete, dass sein Vater diesen Ring wie einen Beweis dafür, dass er ein guter Sohn war, behandeln könnte und sobald er versagte, ihm der Ring wieder abnahm.

/Ich muss mich beruhigen. Meine Aura ist noch immer stark genug. Ich werde das Turnier mit links durchstehen und danach kann ich noch immer nach Blut suchen./
 

Etwas zittrig betrat Atemudas große Feld hinter dem Schloss. Provisorische Tribünen waren errichtet worden, auf denen sich nun die Vampire und Werwölfe tummelten, die zusehen würden. Die beiden Mannschaften standen jeweils an einer Seite des Feldes, in dessen Mitte ein Podest errichtet worden war. „Atem!“ rief Amun, als er seinen Sohn sah und zog ihn zu in einen Durchgang zwischen den Podesten. „Was sollen die Werwölfe denken, wenn mein Sohn zu spät kommt?“ fragte er und seine alte Tonlage schwang ein wenig mit, was den Schwarzhaarigen zusammenzucken ließ.

„Tut mir Leid,“ sagte Atem kleinlaut. Das Signal von Fanfaren ließ sie beide aufhorchen. Es war soweit. Erhabenen Schrittes ging Amun nun auf das Podest zu. Atem folgt ihm, blieb jedoch respektvoll einen Schritt hinter ihm. Das Rudeltier auf der anderen Seite ging ebenfalls los und begleitet von den Fanfaren ereichten sie schließlich das Podest.

Auf einem silbernen Dreifuß hatte man dort eine kleine Kristallschale mit Wasser aufgestellt und auf dem Boden lagen ein Dolch und zwei Leinentücher. Jedes Jahr aufs neue wurde mit Hilfe eines Rituals der Bund zwischen den Völkern der Nacht erneuert. Auf das sich Vampire und Werwölfe niemals bekämpfen mochten und miteinander lebten, als stammten sie von der selben Rasse ab.

Lord und Alphatier standen rechts und links von der Schale, während Atem nun den Dolch und eines der Leinentücher aufnahm. Als Sohn des turnierausführenden Lords war es seine Aufgabe das Ritual durchzuführen.

Als erstes nahm er den Arm seines Vaters und führte mit dem Dolch einen kurzen Schnitt durch, sodass etwas Blut in das Becken tropfte. Dann band er ihm eines der Tücher um die Wunde. Das Gleiche tat Atem auch bei dem Werwolf, wenn seine Finger auch etwas zitterten, als er den Verband umlegte.

Das Blut und die hitzige Stimmung auf dem Feld wirkten sich nicht sonderlich gut auf seinen Blutmangel aus und seine Augen begannen wieder rot zu glühen. Wie hypnotisiert starrte er in die kleine Schale. Das Wasser darin hatte eine hellrote Färbung angenommen und nur zu deutlich nahm er den Blutgeruch wahr, der von den beiden Wunden ausging, begierig leckte er sich über die Lippen.

Jemand stieß ihn an und weckte Atem somit aus seiner Starre, als er zur Seite sah blickte ihn Amun auffordernd an. Seine Aufgabe war noch nicht beendet. Mit zitternden Fingern nahm er die Schale und hob sie hoch. Eine fast schon drückende Stille breitete sich über das Feld aus, die dann durch die Stimme Atems durchdrungen wurde.

/Blut./ „Das Bündnis ist besiegelt! Möge die Vereinigung unseres Blutes, für unseren gemeinsamen Zusammenhalt stehen! Das Turnier ist kein Zeichen von Stärke, sondern dient dazu von einander zu lernen.....Blut.“ Das letzte Worte hatte er nur geflüstert und war seinem Unterbewusstsein entsprungen. Alle sahen ihn verwundert an. Jeder kannte die Rede und eigentlich wurde sie nicht unterbrochen.

„Blut...“ kam es erneut über seine Lippen. Sein Wahn nach Blut hatte etwas entdeckt, etwas, das nun auch seine Augen wahrnahmen, als er den Kopf auf den Werwolf neben sich richtete. Der Verband hatte sich gelöst und frisches Blut tropfte auf den Boden.

Diesem Anblick konnte der Schwarzhaarige nicht widerstehen. Seine Augen verfärbten sich schlagartig blutrot und die Schale zerbrach klirrend auf dem Holz, als sich Atem fauchend auf den erschrockenen Werwolf stürzte und ihm die Zähne in die Halsschlagader rammte. Ein Raunen ging durch die Menge und einige der Werwölfe sprangen sofort auf, um zu ihrem Leittier zu laufen, an dessen Blut sich gerade ein Vampir labte.

Amun stand fassungslos daneben und fand weder Worte, für das, was vor seinen Augen geschah, noch vermochte er es nicht sich zu rühren. Doch für viele der Werwölfe war diese Situation eindeutig. Warum sonst sollte der Vampirlord nichts tun, wenn die Sache nicht geplant gewesen war? Man hatte ihr Alphatier töten wollen! Von diesem Glauben erfasst stürzten sie sich auf die Vampire in ihrer Nähe und das blutige Spektakel begann.

Die Schande des Atemu Clans Teil 3/3

25. Die Schande des Atemu Clans Teil 3/3
 

Das Turnier zwischen Vampiren und Werwölfen diente eigentlich dazu, sich besser kennen zu lernen und neue Freundschaften zu schließen, doch nun schien genau das Gegenteil eingetreten zu sein. Atem befand sich völlig im Rausch und tötete jeden, der in seiner Nähe war, um an dessen Blut zu kommen. Hauptsächlich Werwölfe, die nach ihrem gefallenen Rudelführer hatten sehen wollen.

Für sie war die Situation eindeutig. Die Vampire wollten sie ausschalten, mit Hilfe dieses seltsamen jungen Mannes. Wütend versuchten sie so viele Vampire in ihrer Nähe wie möglich zu töten, die sich nun ebenfalls verteidigten.

Auch Amun war endlich aus seiner Starre erwacht und verteidigte sich so gut es ging gegen die Angriffe der Werwölfe. Wie hatte sein Sohn nur so etwas tun können?

Der Kampf war relativ ausgeglichen und das grüne Gras verfärbte sich nach und nach rot von dem Blut der Gefallenen. Atem fauchte und visierte gleich vier Werwölfe auf einmal an, die ihn zu besiegen versuchten. Knurrend stürzten sich die Tiere auf ihn, doch der Vampir schlug sie alle nieder. Scheu wich ein weiterer der Mondanbeter zurück. Sein Stolz riet ihm den Tod seiner Freunde zu rächen, doch sein Verstand sagte ihm, dass er keine Chance gegen ihn haben würde, selbst wenn noch zehn von ihnen diesen...Dämonen gleichzeitig angreifen würden.

Ja. Dämon schien ihm die richtige Bezeichnung für diese Kreatur mit den leuchtendroten Augen zu sein. „Lasst uns zurückziehen!“ rief er den anderen zu. „Ihr Dämon wird uns noch alle töten!“ Und das Rudel gehorchte.

Kisara beobachtete erschöpft, wie die Werwölfe verschwanden und ließ ihr Schwert sinken. Erschrocken zuckte sie zusammen, als ihr jemand plötzlich eine Hand auf die Schulter legte und wirbelte herum. „Sethos!“ rief sie erleichtert. Er schien unverletzt zu sein, doch sein Blick wahr aufgewühlt.

„Was ist mit ihm?“

„Wen meinst du?“

„Atem!“ rief der Braunhaarige und fasste Kisara an den Schultern. „Warum benimmt er sich, wie ein Tier, dass man wochenlang hat hungern lassen? Du bist doch weise!“

Doch Kisara schüttelte nur ihren Kopf. „Ich bin nicht weise, Sethos, nur weil ich viel lese.“ Dann wand sie ihren Blick Atem zu, der zitternd in der Mitte des Feldes stand. Er schien keine Vampire anzugreifen. Vampirblut war schließlich unbrauchbar, das schien er trotz seines Wahns zu wissen. „So etwas habe ich noch nie gesehen.“ Der Braunhaarige zitterte leicht und krallte seine Hände fester um die Schultern Kisaras, welche es geschehen ließ. Auch Sethos Augen ruhten nun auf Atem.
 

Die Atmung des Schwarzhaarigen ging stoßweise, während er sich gierig das Blut von den Fingern leckte. Sein Durst war gestillt, fürs erste zumindest und allmählich wurde der Vampir wieder ruhiger. Doch von den einstigen Amethysten war noch immer nichts zu sehen. Suchend blickte Atem sich nun um, vielleicht war ja irgendwo noch mehr Blut. Bei dem Gedanken daran leckte er sich bereits wieder über die Lippen.

„Atem.“ Sofort wirbelte der Angesprochene herum und fauchte drohend, wenn auch leise. Seine Augen musterten seinen Gegenüber um festzustellen, ob von ihm Gefahr ausging. „Ich bin es,“ sagte Sethos sanft und machte einen Schritt auf Atem zu, doch dieser sprang nur einen zurück und machte mit einem weiteren Fauchen klar, dass er ihm bloß nicht zu nahe kommen sollte. „Erkennst du mich denn nicht?“

Vorsichtig streckte Sethos seine Hand aus und Atem zuckte erst wieder zurück, doch als Sethos sich nicht weiter bewegte kam er näher und schnupperte an der Hand. „Was ist mit dir passiert?“ es gelang dem Braunhaarigen nicht ein Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken. Er konnte einfach nicht fassen, was aus seiner Liebe geworden war. Ein vollkommen anderes Wesen, dass sehr blutrünstig zu sein schien.

Langsam näherte sich seine Hand Atems Gesicht und strich ihm den Pony aus den Augen. Sein Gegenüber schien es jedoch nur widerwillig geschehen zu lassen, denn er knurrte leise. „Ich tu dir nichts,“ sagte Sethos erneut sanft, nicht sicher, ob Atem ihn überhaupt noch verstehen konnte. Die fremdartigen, pupillenlosen Augen schimmerten bösartig, hinter den Haarsträhnen, als wären es Augen des Teufels und Sethos musste sich überwinden, um dem Blick weiterhin stand zu halten.

Dann jedoch wanderten die roten Augen zur Seite, als ob sich ihnen jemand nähern würde. „Amun, nein!!“ rief Kisara im nächsten Moment und mit einem Fauchen sprang Atem zurück. Dort, wo er eben noch gestanden hatte war ein Schwert niedergefahren. Besser gesagt, das Schwert des Lords. Entsetzt starrte Sethos den Älteren an, der nun erneut ausholte, um wieder nach seinem Sohn zu schlagen.

„Nein!“ rief nun auch Sethos und warf sich gegen Amun, der ins Schwanken geriet und beinahe stürzte. Atem bleckte seine Zähne und die blutroten Augen fixierten die ihm einst so vertrauten Amethyste. Kalt blickten diese ihn an und für den Bruchteil einer Sekunde waren auch Atems Augen wieder violett.

Ein abgehaktes ‚Vater....’ kam ihm über die Lippen, ehe der Dämon den Kopf schüttelte und dann fauchend davon lief.

„Atem!“ hastig setzte Sethos ihm nach. Der Junge existierte noch und das ließ ihn hoffen.
 

Knurrend blickte Amun den beiden hinterher, als ihn eine harte Ohrfeige traf. Erschrocken blickte er Kisara an, die ihn wütend anfunkelte, ehe sich seine Miene wieder verfinsterte. „Was sollte das?“ fragte er zischend.

„Was das sollte??“ fragte Kisara aufgebracht. „Du wolltest deinen Sohn umbringen!“

„Dieser Dämon ist nicht mein Sohn!!“ Erneut holte die Weißhaarige aus, doch diesmal ergriff Amun ihre Handgelenke. „Du wagst es die Hand gegen deinen Lord zu erheben?“

„Jemand wie du verdient es gar nicht Lord zu sein!“

„Wie bitte??“

„Sieh dir doch nur mal an, wie du mit deinen Sohn umgegangen bist! Du hast ihn nie geliebt! Nur, wenn er der Beste war hast du ihn akzeptiert, sonst war er dir egal!“

„Sei still du Hexe, oder ich verbanne dich!“

„Sie sagt die Wahrheit,“ schlug sich nun auch Salomon auf ihre Seite. „Atem hat sich auf einen dunklen Pfad begeben, ohne die möglichen Konsequenzen zu überdenken, aber das hat er nur getan, um stärker zu werden und dich dadurch endlich zufrieden stellen zu können! Doch Ihr habt anscheint ja keinerlei Verständnis für Atem zu haben! Ein so schlechter Vater, kann kein guter Lord sein!“

„Das reicht!“ fauchte Amun und stieß Kisara von sich, die darauf hin zu Boden fiel. „Ich verbanne euch beide und zwar sofort!! Und ihr...“damit wirbelte er zu den anderen Vampiren seines Clans herum, die scheu zusammenzuckten. „Ich rate euch kein Wort mehr über diese Sache zu verlieren. Dieser Bastard hat Schande über unseren Clan gebracht und das soll keiner erfahren, verstanden?“ sie nickten alle, denn auch, wenn sie um die Behandlung Atems seitens des Lords wussten, so hatten sie zuviel Respekt vor ihm und dessen konsequenten Strafen, wenn sie sich gegen ihn erhoben.

„Ihr könnt das nicht einfach so unter den Teppich kehren!“ rief Kisara und richtete sich wieder auf. „Die Werwölfe halten uns für die Mörder ihres Leittieres! Wenn wir Pech haben werden sie einen Krieg beginnen und Ihr seid schuld daran!“

Bei diesen Worten zog Amun sein Schwert erneut und hielt es Kisara drohend an die Kehle. „Noch ein Wort...“

„Und dann?“ fragte Kisara nun mit einer Ruhe in der Stimme, die es sämtlichen Umstehenden eiskalt den Rücken herunter laufen ließ. „Willst du alles an Ehre verlieren, was du jemals gehabt hast?“ Langsam senkte Amun sein Schwert wieder. Wenn er Kisara tötete war er nicht mehr wert, als der Dämon.

„Dennoch verbanne ich dich und Salomon,“ beschloss er bestimmend, doch der Frau schien dies nicht zu kümmern.

„Mich hält hier eh nichts mehr,“ sagte sie und wand sich ab. „Salomon?“ der Angesprochene nickte und folgte ihr. Zusammen verließen sie das Feld und gingen in die Richtung, in der Sethos und Atem verschwunden waren. Sie fanden die beiden unter den Schützenden Ranken einer Weide. Sethos hielt Atem fest an sich gedrückt und sein Schlucksen vermischte sich mit dem Rauschen der Blätter und dem Plätschern des Wassers.

Atem war tot. An der Stelle des Herzens war sein Hemd vom frischen Blut durchtränkt und selbiges Blut klebte am Schwert Sethos, welches neben ihm im Gras lag. Kisara wollte auf die beiden zugehen, doch Salomon hielt sie zurück. Bestimmend schüttelte er den Kopf und zog die Vampirin mit unter einen etwas entfernt stehenden Baum. „Ich denke er will jetzt lieber allein sein,“ flüsterte der Alte und Kisara nickte.
 

Es kam ihnen vor, als ob eine Ewigkeit vergangen wäre, ehe Sethos Schritte über das Gras raschelten und der Braunhaarige in ihrem Blickfeld auftauchte. Sofort erhoben die Beiden sich und gingen auf Sethos zu. Seine Haltung wirkte geknickt und seine blauen Augen zeugten von der Trauer und dem Leid in seinem Herzen. In den Armen hielt Sethos Atems Körper, nun jedoch vollständig von dem Umhang verhüllt.

„Sethos...,“ sagte Kisara leise. „was...?“

Doch der Angesprochene schüttelte nur seinen Kopf. „Ist mein Clan noch hier?“ fragte er statt dessen. Seine Stimme klang brüchig und seine Hände umklammerten das Stoffbündel stärker.

„Ja.“

„Gut. Amun hat sicherlich nichts dagegen, wenn ich Atem mit mir nehme.“ Er ging an Kisara vorbei und machte sich auf den Weg zurück zum Schloss, doch die Weißhaarige holte zu ihm auf.

„Du willst Atem mitnehmen?“

„Ja! Denkst du ich überlasse seinen Körper Amun, nachdem, was dieser fast mit ihm gemacht hätte?“ fauchte Sethos und funkelte Kisara an, während er weiterging. „Außerdem war es Atems eigener Wunsch.“

„Aber was willst du mit ihm machen?“

Nun hielt der Braunhaarige inne und funkelte Kisara wütend aus seinen Augen an. „Ich werde ihn sicherlich nicht auseinander nehmen!“ wütend stapfte er weiter.

„Natürlich nicht!“ rief die Weißhaarige hastig. „Entschuldige, so hab ich das nicht gemeint.“

„Er wird ein Grab auf dem Friedhof unseres Schlosses erhalten, zufrieden?“

„Sethos!“ sie ergriff die Schulter des Jüngeren und brachte ihn so endlich zum Halt.

„Was?“ fauchte dieser jedoch nur.

Kisaras Blick wurde traurig und Tränen liefen ihre Wangen hinab. So gut es mit der Last Sethos ging, umarmte sie diesen und versuchte ihm so Trost zu spenden. „Es tut mir leid!“ sagte sie dumpf gegen den Hemdstoff des Braunhaarigen. Sethos blinzelte und wand den Blick zur Seite. Er wollte nicht schon wieder weinen doch Kisaras Sentimentalität würde genau dazu führen.

„Danke...,“ sagte er knapp und schob sie dann von sich.

„Pass auf dich auf,“ sagte nun Salomon, der die beiden endlich eingeholt hatte. Schon seit langem hatte er Probleme mit seinem rechten Bein, wodurch ihm das Laufen oftmals schwer fiel. Beruhigend strich er Kisara über den Rücken, welche sich die Tränen von den Wangen wischte.

„Ihr auch auf euch,“ erwiderte Sethos. „Die Werwölfe werden uns sicherlich nicht mehr wohl gesonnen sein....also, lebt wohl.“ Damit drehte er sich um und ging nun endgültig davon.

„Ich hoffe, dass sein ‚lebe wohl’ nur ein ‚auf wieder sehen’ sein wird,“ seufzte Salomon und Kisara nickte.

„Was wirst du jetzt tun?“

„Mich ins Schloss schleichen und all meine Forschungsergebnisse vernichten, damit nie wieder ein Dämon geboren wird....ich werde den Clan beobachten, damit durch Zufall nicht noch mal so etwas geschieht. Und du?“

„Ich werde zu den Werwölfen gehen.“

„Was??“ ungläubig starrte Salomon sie an. „Bist du wahnsinnig? Sie werden dich umbringen!!“

„Das wird früher oder später eh geschehen, wenn sie niemand davon überzeugt, dass wir kein Attentat auf ihr Leittier geplant hatten. Ich muss es zumindest versuchen.“ Entschlossen blickte sie den Älteren an, welcher schließlich nickte und ihr eine Hand auf die Schulter legte.

„Gott beschütze dich....vorausgesetzt, er hat auch ein Herz für uns Vampire.“

Kisara musste lächeln. „Ich danke dir. Nun, wenn nicht Gott, dann vielleicht Dracula.“

„Dracula?“ Salomon runzelte die Stirn und legte fragend den Kopf schief.

„Hast du noch nicht davon gehört? Dracula ist ein Vampir, den sich die Menschen ausgedacht haben.“

„Liest du noch immer diese Bücher?“

„Sie sind sehr interessant.“

Salomon schüttelte nur den Kopf. „Ich hoffe, dass du Erfolg hast.“

/Das hoffe ich auch./ sie sprach ihren Gedanken nicht laut aus, sondern lächelte dem Grauhaarigen zum Abschied nur zu, ehe sie sich von einander abwandten und sich ihre Wege für lange Zeit trennen sollten.
 

*+*+*+*Flashback ende*+*+*+*
 

Kisara beendete ihre Erzählung und senkte den Blick wieder. „Wie ihr euch selbst überzeugen könnt war ich nicht erfolgreich,“ sagte sie leise. „Aus Angst den Dämon zu erzürnen sperrten sie mich hier ein. Aber sag, was geschah danach? Was haben die Werwölfe getan?“

„Dieser Vorfall mit Sethos und Atem wurde anscheinend vergessen, oder auch vertuscht,“ begann Bakura zu berichten. „Es war bekannt, dass Werwölfe und Vampire einander feindlich gesinnt waren, doch niemand kannte mehr den Grund dafür. Als Osiris zufällig einen Werwolf bei sich gefangen nahm erfuhr er von diesem, dass es einen Dämon in unserem Clan gegeben hatte. Da Osiris mit Seth sehr eng befreundet war weihte er ihn in dieses Wissen ein und sie versuchten gemeinsam Hinweise zu finden. Als Seth jedoch sagte, dass er den Dämon nutzen wollte um die Werwölfe zu vernichten brach er den Kontakt zu ihm ab und forschte allein weiter.“

„Aber woher wusste er, was er zu tun hatte?“ fragte Mahado, an Kisaras Stelle.

„Der Wandteppich im Salon,“ erwiderte Bakura daraufhin. „Als Osiris ihn betrachtete brach er zusammen, genauso wie Yami. Osiris sagte, dass er in einer Vision einen Vampir sah, der Unmengen an Blut trank und dadurch stärker wurde.“

Die blauen Augen der Frau blickten ihn ungläubig und fassungslos an. Sie wusste, dass dahinter nur Salomon stecken konnte, doch warum hatte er dem Vampir gezeigt, wie er zu einem Dämonen werden konnte? „Was geschah dann?“ fragte sie weiter und versuchte sich nichts anmerken zu lassen.

„Osiris tat, was ihm die Vision gezeigt hatte, jedoch merkte er schnell, dass er sich nicht mehr unter Kontrolle hatte und immer öfter nach Blut dürstete. Daher gab er Yami immer wieder Blut zu trinken, in der Hoffnung, dass sich dieser dadurch kontrollieren konnte, wenn er zum Vampir wurde....ich hätte es verhindern müssen.“ Bakura senkte den Blick und zuckte zusammen, als eine Hand seinen Arm berührte. Den Blick hebend starrte er in Kisaras Augen.

„Vielleicht...“ sagte sie sanft. „Doch du wusstest nicht, auf was sich dein Lord eingelassen hat. Auch, wenn es schon fast barbarisch ist einem Säugling Blut zu geben, damit er auch zu einem Dämon wird!“ sie zog ihre Hand zurück und schloss kurz ihre Augen, um sich wieder zu beruhigen. „So weit ich weiß entstand Krieg. Ist Osiris dafür verantwortlich?“

Hastig schüttelte Bakura den Kopf. „Nein. Er wollte ein Dämon werden, um seinen Clan vor Angriffen schützen zu können, nicht um selbst anzugreifen....“ er schwieg kurz, ehe ihm ein Licht aufging. Hastig zog er den Mondstein aus seiner Tasche hervor und betrachtete dessen graue Oberfläche. „Natürlich...“

„Was ist?“ fragte Mana und starrte nun ebenfalls den Stein an.

„Na ist doch klar! Die Werwölfe hatten Angst vor dem Dämon, also suchten sie nach einen Weg, um ihm ebenbürtig zu sein. Das Mondgestein verleiht ihnen einen enormen Energieschub, deshalb griffen sie uns an!“

„Und wenn es keinen Wechsel des Alphatieres gegeben hätte, wäre sicherlich niemand mehr von uns am leben,“ fügte Mana hinzu, als sie fragend angesehen wurde fuhr sie fort. „Ich weiß es, weil ich doch im Anubis Clan war. Das neue Leittier wollte Waffenstillstand schließen. Wir mussten ihnen nur wöchentlich Opfergaben bieten, dann würden sie uns in Ruhe lassen. Aber was geschah mit Osiris? Und was hat Ryou damit zu tun?“ die letzten beiden Fragen hatte sie wieder an Bakura gerichtet.

„Osiris und ich zogen uns mit Yami zurück. Er versuchte so wenig Blut wie möglich zu trinken. Er versuchte alles, um den Dämonen zu unterdrücken, aber als er merkte, dass er es nicht mehr aufhalten konnte tötete er sich, um niemanden zu gefährden. Er war nicht böse. Er hat das nur getan, um seinen Clan zu schützen!“ die braunen Augen suchten die blauen der Weißhaarigen, welche ihm zunickte.

„Ich glaube dir, dass dein Lord keine bösen Absichten hatte.“

„Was ist denn jetzt mit Ryou?“ brachte Mana das Gespräch wieder aufs eigentliche Thema zurück.

Bakura wand den Blick ab und biss sich auf die Unterlippe, ehe er antwortete. „Seth bekam irgendwie heraus, dass Osiris dem Geheimnis der Dämonen sehr nahe war und um an die Informationen zu gelangen entführte er Ryou, meinen Bruder. Er hat versucht mich mit ihm zu erpressen. Entweder ich erzähle ihm, was ich weiß, oder Ryou würde sterben.“

„Und du hast dich gegen Ryou entschieden?“ fragte Mahado ungläubig.

„Ja hab ich!“ fuhr Bakura ihn an. „Hast du vergessen, was ich vorhin gesagt habe? Seth hatte vor die Werwölfe zu vernichten! Denkst du irgendjemanden interessiert das Leben eines einzelnen, wenn dadurch Krieg entsteht und eine ganze Rasse ausgelöscht wird? Glaubst du ich bin stolz auf meine Entscheidung??“

„Beruhigt euch!“ unterbrach Kisara die beiden. „Manchmal müssen wir schwere Opfer bringen, um die Welt zu retten. Ich kann nicht nachempfinden, wie es sein muss in so eine Situation zu kommen, doch es ist sehr schmerzhaft und schwierig.“ Mitfühlend sah sie Bakura an, der sich jedoch schnaubend von ihr abwandte.

Sanft legte Mana ihm eine Hand auf die Schulter. „Bakura. Ryou lebt und es geht ihm gut. Auch, wenn es sicherlich auch hätte anders ausgehen können, sei froh über das, was jetzt ist und mach dir kein schlechtes Gewissen wegen der Dinge, die hätten sein können.“

„Halt die Klappe,“ zischte Bakura und schlug ihre Hand beiseite. Für einen Moment schloss er seine Augen, um seine Gedanken zu sortieren, bevor er sich wieder Kisara zuwandte. „Jetzt lasst uns mal endlich zu dem eigentlichen Grund kommen, warum wir hier sind. Seth behauptet die Mittel zu haben, um Yami zu kontrollieren und das einzige was stärker wäre, wäre, wenn Yami sich selbst kontrollieren könnte. Wie können wir das erreichen?“

Verwirrt blickte Kisara ihn an und schüttelte dann den Kopf. „Von so etwas habe ich noch nie gehört. Ich weiß nur das, was ich dir erzählt habe. Sethos sprach davon, dass es Atems Wunsch war nicht zu seinem Vater zurückzukehren. Also muss er zu ihm durchgedrungen sein. Aber letztendlich hatte er ihn getötet.“

Bakura krampfte seine Hände zu Fäusten und starrte ins Leere. „Nein...,“ sagte er. „Es muss einen Weg geben!“ verzweifelte blickte er Kisara an und packte sie durch die Gitterstäbe an den Schultern. „Der einzige Ausweg kann nicht der Tod sein!!“ energisch zog Mahado ihn zurück, auch wenn Bakura sich dagegen zu wehren versuchte. „Yami darf nicht sterben! Was ist mit diesem Föddes han ondska? Steht da nicht drin, wie man einen Dämonen erschafft und kontrolliert??“

„Ich kenne das Föddes han ondska nicht,“ sagte Kisara daraufhin schlicht.

„Was?? Aber vorhin...“ Bakura wurde unterbrochen.

„Ich habe nur in der Sprache gesprochen, die die Vampire früher nutzten, um geheime Nachrichten zu überbringen. Es war nützlich, als man sie im Mittelalter jagte. Aber ehute spricht sie so gut wie niemand mehr, weil sie nicht mehr gebraucht wird.“

Mana seufzte enttäuscht. „Das Föddes han ondska ist ein Gedicht, dass für einen Verstorbenen geschrieben wurde...für einen Dämon. Aber der letzte Teil fehlt und in ihm hätte stehen müssen, wie man einen Dämon kontrolliert.“

Die Weißhaarige schüttelte jedoch den Kopf. „Wenn es ein Gedicht für einen verstorbenen Dämonen ist wird es sicherlich von Sethos für Atem geschrieben worden sein. Er benutzte die alte Sprache häufig. Allerdings hat er darin sicherlich nicht geschrieben, wie man Dämonen erschafft und sie kontrolliert, dafür kannte ich ihn zu gut. Außerdem wusste er nie, wie man einen Dämonen erschafft. Salomon hat ihm nie davon erzählt und seine Forschungen existieren nicht mehr.“

„Verstehe,“ sagte Mana leise. „Dann wurde es wohl immer falsch interpretiert...oder absichtlich eine falsche Fährte gelegt.“ Wenn sie so darüber nachdachte dann wäre es wirklich abartig, hätte Sethos in dem Gedicht, welches er seiner Liebe gewidmet hatte, beschrieben, wie ein Dämon zu kontrollieren war. Gedanklich ließ sie sich die Zeilen durch den Kopf gehen. /Es ist wirklich ein sehr schönes Gedicht. Atem hätte sich sicherlich darüber gefreut./

Bakura jedoch machte einen relativ geknickten Eindruck. Wenn es keinen Weg gab, wie Yami sich selbst kontrollieren konnte, dann blieb wirklich nur noch der Tod, um einen Krieg zu verhindern. Schon wieder musste er sich für diesen Weg entscheiden. Und dann hielt man ihm vor nur an sich zu denken? Schmerzlich lächelte er. Diesmal würde es sicherlich nicht so glimpflich ausgehen, wie mit Ryou. Diesmal musste Yami wirklich sterben.

„Bakura?“ der Angesprochene wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Kisara ihn ansprach. „Bedeutet dir Yami viel?“ kurz schwieg er, bevor er den Mund öffnete.

„Er...“

„VAMPIRE!!! IM KERKER!!!“ sie alle wirbelten zu Joey herum, der am Ende des Ganges hatte Wache halten sollen.

„Verdammt, sie müssen euch gerochen haben, LAUFT!“ brüllte der Blonde, ehe er kurz darauf aufjaulte, als ihm jemand die Hinterläufe weg schlug. Herumwirbelnd erkannte er Valon, Alister und Duke.

„Sieh mal an, wer sich da mit dem Vampiren verbündet hat,“ sagte Duke abfällig.

„Wenn ihr sie haben wollt, müsst ihr erst an mir vorbei,“ knurrte Joey bedrohlich und bereitete sich auf den Kampf vor. Er musste sie so lang wie möglich hinhalten, damit die Vampire fliehen konnten.

Kontrolle über den Dämon

26. Kontrolle über den Dämon
 

„Joey!“ rief Mana und liegt die Hand auf den Griff ihres Schwertes, um dieses zu ziehen und dem Blonden im Kampf beizustehen, doch Bakura hielt sie zurück.

„Bist du wahnsinnig?? Du kannst nicht gegen die Werwölfe kämpfen, wenn du nicht das ganze Rudel bekämpfen willst.“ Zischte er und zog das Mädchen mit sich.

„Aber wir können Joey doch nicht allein lassen! Er hat keine Chance!“

„Und mit uns hat er noch weniger eine, komm endlich,“ sagte nun auch Mahado und Mana fügte sich widerwillig.

„Hier geblieben!“ knurrte Duke und machte einen Satz, um den Vampiren nachzuhechten, doch Joey hielt ihn davon ab, indem er sich auf ihn stürzte.

„Wenn du sie haben willst musst du wohl oder übel erst an mir vorbei,“ knurrte er und versuchte Duke im Nacken zu packen, doch dies brachte ihm nur einen kräftigen Tatzenhieb seitens Valon ein.

„Du glaubst doch wohl nicht gegen uns drei ankommen zu können, oder?“ fragte der Blauäugige hämisch. „Ergib dich, dann nehmen wir dich auch nicht auseinander.“ Joeys Antwort darauf war ein Schnappen nach Valons Kehle. Nun, vielleicht hatte er wirklich keine Chance. Doch zumindest würde er sie so lange wie möglich hinhalten, damit die Vampire entkommen konnten.

Jedoch wusste er selbst nicht, was sie nun tun sollten, um den Krieg zu verhindern, denn die Werwölfe würden sicherlich angreifen. Der Zwist zwischen den beiden Rassen musste begraben werden und erneut Frieden herrschen! Doch dies zu schaffen schien sich als schwierige Aufgabe herauszustellen.

Knurrend schlug er Allister mit einem Tatzenhieb zur Seite, da dieser versuchte den Vampiren nachzulaufen, doch konnte er dadurch nicht mehr schnell genug Duke ausweichen, der ihm in den Hinterlauf biss. Joey wich ein Stück zurück und versuchte alle Werwölfe zur gleichen Zeit im Auge zu behalten. Er wusste, wie er zu kämpfen hatte und wo Werwölfe ihre Schwächen hatten. Joey wusste ebenfalls, dass die drei ihn unterschätzten, da er geflohen war, doch das würde ihnen nun teuer zu stehen kommen.

Um ihren Glauben noch zu verstärken begann er zu hinken, obwohl die Wunde an seinem Lauf nicht sonderlich tief war, doch seine Artgenossen schienen ihm sein Schauspiel abzukaufen. „Gib auf Joey. Unser neues Leittier erweist dir sicherlich Gnade und nimmt dich wieder in unserem Rudel auf.“

„Ihr schlagt einen gefährlichen Pfad ein, wenn ihr mit ihm in den Krieg zieht,“ warnte der Blonde sie. „Warum könnt ihr nicht Frieden mit den Vampiren schließen?“

„Joey,“ sagte Valon in einem Ton, als wolle er einen kleinen Jungen belehren. „Vampire und Werwölfe lebten schon immer in Feindschaft. Sie nahmen sich gegenseitig das Futter weg und führten kleinere Revierkämpfe. Die Nacht kann nicht zwei Rassen gehören, verstehst du?“

„Du denkst zu oberflächlich!“ sagte Joey. „Unsere Völker lebten jahrelang in Frieden miteinander, doch ein Unfall entzweite sie! Es ist an der Zeit zu vergessen und wieder neue Bande zu knüpfen!“

„Ach hör doch auf!“ knurrte Allister. „Du bist ein naiver Weltverbesserer und deshalb bist du auch kein Leitwolf mehr! Klar träumt jeder von einer heilen Welt in der der Löwe das Schaf umarmt und ihm sagt, dass es ihm leid tut, dass es gerade als sein Abendessen auserwählt wurde. Aber die Welt ist nicht so. Wir müssen an unser eigenes Wohl denken und dazu müssen die Vampire vernichtet werden.“

„Die Vampire nehmen uns nicht den Lebensraum weg!“ sagte Joey eindringlich und seine Stimme wurde lauter. „Wann haben sich jemals ein Vampir und ein Werwolf um die Beute gestritten??“ Dukes kräftige Pranke ließ Joeys Kopf zur Seite schnellen.

„Genug der Moralpredigt! Kämpf oder ergib dich!!“ rief er und stürzte sich auf den Blonden, der ihm auswich und sich statt dessen auf Valon stürzte.
 

Allmählich graute der Morgen und die drei Vampire hatten sich in einer Bärenhöhle zurückgezogen, aus welcher sie den Bewohner verjagt hatten. Seit ihrer Flucht aus der Festung hatte Bakura kein Wort mehr gesprochen. Er saß in einer Ecke der Höhle und starrte wie hypnotisiert eine Eidechse an, die über die Wand kroch.

Mahado sah seinen Artgenossen mitleidig an. „Bakura,“ begann er doch der Angesprochene unterbrach ihn sofort.

„Ja ich weiß!“ fauchte dieser und funkelte den Braunhaarigen an. „Wenn Kisara uns nicht helfen kann werden wir Yami töten, zufrieden??“

„Ich...“ Mahado schloss die Augen und wand sich ab. „Ach vergiss es.“ Mana seufzte, erhob sich von ihrem Platz und ging auf Mahado zu. Ihn am Umhang packend zog sie ihn rüber zu Bakura und setzte ihn dort neben den Weißhaarigen.

„Warum vertragt ihr euch nicht endlich? Wir stecken doch alle im selben Boot und niemand von uns will, dass Yami stirbt.“ Versuchte sie zu schlichten, doch Bakura gab nur ein Schnauben von sich.

„Ach nein? Komisch ich hatte den Eindruck, als ob Mahado ihn nicht lieber schon längst tot gesehen hätte,“ zischte er und funkelte den Älteren an.

„Entschuldige, dass ich keine Lust dazu hatte einen weiteren Krieg mitzuerleben, nur weil du dich in einen Dämonen verknallt hast!“ fauchte Mahado und funkelte Bakura ebenso wütend an, wie dieser ihn.

„HÖRT AUF!“ rief Mana. „Es reicht jetzt. Mahado, es wird so oder so Krieg geben, da die Werwölfe angreifen und Bakura, ich weiß es nicht das erste Mal, dass du dich so entscheiden musst, aber...“

„Ja, ich weiß, dass unsere ganze Rasse darunter zu leiden hat, wenn Yami am Leben bleibt!“ fauchte er nun auch Mana an. „Spart euch die Mitleidstour, denn die brauch ich nicht, verstanden??“ Betreten senkte die Braunhaarige den Blick und Bakura wand sich mit einem Schnauben von ihr ab. „Anstatt über solch sinnlose Dinge zu tratschen solltet ihr besser schlafen, damit wir morgen Nacht noch beim Anubis Clan ankommen.“ Damit zog er den Umhang enger um sich und schloss demonstrativ die Augen.

Mana seufzte leise und warf Mahado einen Blick zu. Dieser lächelte sie tröstend an und schloss dann ebenfalls die Augen. Mana jedoch blieb noch eine ganze Weile wach. Bakura tat ihr leid, doch wusste sie, dass er ihr Mitleid nicht annehmen würde. /Gibt es denn wirklich keine andere Möglichkeit für Yami?/
 

Allmählich kam Yami wieder zu sich. Sein gesamter Körper zitterte unter dem Blutmangel und kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn. Seine Augen fixierten das Bassin mit dem Blut, doch weigerte er sich noch immer daraus zu trinken, denn dann würde er Seth in die Hände spielen. Doch wenn er andererseits nichts trank würde er sterben. Damit würde er das Problem zwar sicherlich lösen, doch hatte Yami noch nicht vor zu sterben.

Er fürchtete sich vor dem, was einem Vampir wohl erwarten würde, wenn er starb und davon abgesehen wollte er Bakura noch einmal sehen. War er etwa dabei sich in den Weißhaarigen zu verlieben?

BLUT

Yami krümmte sich unter dem aufsteigenden Drang und kniff die rot glühenden Augen zusammen. Er versuchte es aufzuhalten, irgendwie zu verhindern, dass sein Blutwahn die Oberhand bekam, als ein lautes Fauchen seine Lippen verließ. Erneut ging ein Zucken durch Yamis Körper und er schlug die roten Augen auf. Sein Durst hatte gesiegt.

Mit einem Knurren erhob er sich schwankend von seinem Strohlager. Die Augen hingen wie hypnotisiert an dem Becken und genießerisch sog er den Duft des Blutes ein. Dann stürzte er zu dem Bassin und begann gierig daraus zu trinken. Der Kristallpokal, der eigentlich zum Trinken vorgesehen war, viel zu Boden und zersprang klirrend in dutzende Splitter.

Yami konnte nicht aufhören zu trinken. Immer mehr und mehr wollte er und wurde einfach nicht satt. Gesicht, Kleidung und Hände waren bereits blutbespritzt, doch der Schwarzhaarige kümmerte sich nicht darum. Er wollte nur noch trinken und sah sich panisch nach mehr um, als das Becken geleert war.

Wie ein Tiger im Käfig, lief er auf und ab und suchte nach einem Ausgang. Als er keinen fand begann er das Stroh zur Seite zu schieben, als hoffte er darunter einen Durchgang zu finden, wurde jedoch nicht fündig. Der Klang von Schritten ließ ihn aufhorchen und sein Kopf wirbelte zur Tür herum. Yami hörte wie ein Schlüssel im Schloss herumgedreht und kurz darauf die Klinke heruntergedrückt wurde und Seth den Raum betrat.

Yami fauchte wie eine wütende Katze und rannte los, um sich auf den Eindringling zu stürzen, hinter dem ein Außenstehender die Tür wieder verriegelt hatte. Kalt und unbeeindruckt blickte Seth dem Dämon entgegen. „Wenn du mich tötest wird es kein Blut mehr für dich geben!“ sagte er laut und seine Worte schienen eine große Wirkung auf den Jüngeren zu haben, denn er stoppte in seinem Lauf und fauchte Seth stattdessen nur drohend an.

Der Lord lächelte zufrieden in sich hinein. Hatte ganz schön lange gedauert, bevor Yami endlich dem Wahn völlig verfallen war, doch nun hatte er sein Ziel erreicht. /Du sahst mich an wie ein verängstigtes Tier. Ein Tier, das einfach nur hungrig war und seinen Hunger hatte stillen wollen....es ist also wirklich wahr. Danke Sethos./

Yami fauchte immer wieder und wich von dem Älteren zurück. Er wusste nicht, ob die Drohung des Vampirs ernst gemeint war, doch wollte er es nicht austesten. Er brauchte Blut und zwar sofort! Er äußerte seinen Wunsch durch ein weiteres Fauchen, was Seth siegessicher grinsen ließ.

„Willst du Blut?“ Yami gab daraufhin ein Janken von sich. „Ich bin dein Herr, Yami. Du wirst so viel Blut bekommen, wie du willst, wenn du mir gehorchst, verstanden?“ Der Schwarzhaarige starrte ihn an und wand sich unter der Entscheidung, ob er sich unterwerfen sollte. „Solltest du auch nur einen Befehl von mir nicht richtig ausführen wirst du wieder hier unten eingesperrt und das ohne Blut!“

Wieder gab Yami ein Janken von sich. Er brauchte Blut, wollte Blut und um es zu bekommen würde er alles tun. Also nickte er schließlich und ging auf Seth zu, bot ihm unterwürfig seinen Hals an, wie es bei Vampiren üblich war. Seth machte seinen Anspruch auch sofort geltend, indem er Yami in die weiche Haut biss. Zwar würde die Wunde schnell verheilen, im Gegensatz zu den deutlichen Markierungen die von Yamis Vampirgeburt zeugten, doch die Bedeutsamkeit würde nicht in Vergessenheit geraten.

Seth sah den Jungen zufrieden an und klopfte dann zwei Mal an die Holztür hinter sich. Es dauerte einen Moment, ehe die Tür geöffnet wurde und Mariku den Raum betrat. Über der Schulter trug er eine junge Frau und setzte diese auf den Boden ab, ehe er den Raum wieder verließ. Zitternd setzte die Braunhaarige sich auf. Tränen rannen ohne Unterlass ihr Gesicht hinab. „B-bitte....,“ bat sie leise, doch niemand schenkte ihr Gehör.

Yami blickte abwartend den Blauäugigen an, welcher ihm zunickte. „Sie gehört dir,“ sagte er und augenblicklich stürzte sich der Dämon auf die Frau. Gierig rammte er seine Zähne in ihren Hals und begann zu trinken. Seth beobachtete ihn seelenruhig dabei und grinste selbstgefällig vor sich hin. Oh ja, dieses föddes han ondska hatte ihm hervorragend geholfen. Hätte Sethos gewusst, was aus seinem Gedicht alles herauszufinden gewesen war, er hätte es sicherlich nicht geschrieben.

Dumpf fiel der tote Körper zu Boden, als Yami von der Frau abließ und sich zufrieden die Lippen leckte. „Bist du satt?“ fragte Seth, woraufhin der Rotäugige nickte und sich vom Boden erhob. „Gut. Dann komm mit mir.“ Als er sich umdrehte und dem Raum verließ, folgte Yami ihm brav. Ganz so, wie ein Hund, der seinem Herrchen hinterher lief. Und etwas ähnliches war Seth für Yami nun auch.

Der Lord gab ihm Blut, zumindest solange er ihm gehorchte und diese Chance würde Yami sicherlich nicht verstreichen lassen.

Die Vampire drehten sich scheu um, als sie die enorme Aura spürten und wurden nur noch ängstlicher, als sie den Jungen erblickten, den sie anfangs für völlig schwach gehalten hatten. Der Dämon hatte wirklich ungeheure Kräfte. Doch was die Vampire noch mehr beeindruckte war die Tatsache, dass Yami so lieb hinter Seth herlief. Über was für Kräfte musste nur ihr Lord verfügen, wenn es ihm gelang einen solch starken Dämonen zu bezwingen?
 

Salomon hielt in seiner Erzählung inne und schloss für einen kurzen Moment die Augen. „Bis heute habe ich Kisara nicht mehr wieder gesehen. Die Werwölfe scheinen ihren Worten kein Gehör geschenkt zu haben.“

„Und du bist zurück ins Schloss gegangen?“ fragte Yugi, der wie auch die beiden anderen, gebannt an den Lippen des Älteren hing.

Salomon nickte. „Da mich Amun dort nicht duldete hielt ich mich hauptsächlich in diesen Tunnelgängen auf. Der See hier, liegt genau unter dem Feld, auf dem Vampire und Werwölfe damals ihr Turnier hatten starten sollten. Ich denke das blutgetränkte Wasser gibt euch einen kleinen Hinweis auf das damalige Blutbad. Nun Amun sorgte dafür, dass niemand mehr ein Wort über das verlor, was damals geschah und die Sache geriet in Vergessenheit.“

„Und du lebst seit damals hier unten?“ fragte Marik ungläubig.

Salomon nickte. „Ich wollte verhindern, dass so etwas noch einmal passiert. Außerdem war es zum größten Teil auch meine Schuld, dass Atem zu einem Dämon wurde. Ich hätte ihm niemals von meinen Forschungen erzählen dürfen.“

„Das ist doch nicht deine Schuld gewesen,“ wandte Tea sanft ein. „Du konntest doch nicht ahnen, das so etwas passieren würde.“

„Oh doch!“ widersprach der Grauhaarige. „Es gibt immer jemanden, der nach Macht strebt und Atem tat es auch.“

Eine Weile saßen sie noch stumm beisammen, ehe Yugi die Stille durchbrach. „Lasst uns wieder zurückkehren. Seto suchst uns bestimmt schon.“ Tea nickte und erhob sich mit dem Schwarzhaarigen, doch Marik gab nur ein abfälliges Schnauben von sich.

„Der und uns vermissen?? Ja, ist klar! Der einzige der ihn doch interessiert ist sein Schoßhund.“

„Hör auf so über ihn zu reden,“ sagte Yugi streng.

„Ja, Mama,“ erwiderte Marik, ignorierte den beleidigten Blick des Violettäugigen und stand ebenfalls vom Boden auf. „Meinetwegen, lasst uns wieder hoch gehen. Will eh ins Bett.“ Wie um seine Worte zu bekräftigen gähnte der Sandblonde herzhaft. Es schien wohl in seinen Vampirgenen zu liegen, dass er automatisch schläfrig wurde, sobald draußen die Sonne aufging und aus seinem Schlaf schreckte, kaum dass die helle Scheibe hinterm Horizont versunken war.

„Ruht euch gut aus,“ sagte Salomon und sah den dreien dann nach. Tief seufzend erhob er sich ebenfalls und ließ seinen Blick für einen Moment auf de See ruhen. Als Osiris damals nach den Dämonen gesucht hatte, hatte Salamon dafür gesorgt, dass dieser eine Vision davon bekam, wie Atem zu einem Dämonen wurde. Doch so wie es schien hatte der Lord die Warnung nicht erkannt.

Der alte Vampir hatte schon wieder einen Fehler begangen. Anstatt die Erschaffung eines Dämonen zu verhindern, hatte er sie hervorgerufen. Nun konnte er nur noch hoffen, dass alles ein gutes Ende nahm und es keinen Krieg gab.

Sich am Kopf kratzend humpelte Salomon davon. Er musste vor Sonnenuntergang noch die Bücher in der Bibliothek entstauben. Schließlich hatte er sich selbst zum Diener und Wärter dieses Schloss degradiert und er würde seinen Job sicherlich nicht vernachlässigen.
 

Joey blieb die Luft weg, als er mit dem Rücken gegen die Wand hinter sich stieß. Was musste die Sonne auch ausgerechnet jetzt schon aufgehen? Hätte sie nicht noch warten können, bis er seine drei Artgenossen außer Gefecht gesetzt hatte? Er hatte sie fast so weit gehabt. Zumindest hätte er schon mal Duke niederschlagen können, nur leider war genau in diesem Moment die Sonne aufgegangen und hatte ihm die Sache gründlich versaut!

Als ob das nicht schon genug gewesen wäre besaßen sowohl Valon, als auch Alister, jeweils ein hübsches Schwert, mit dem sie ihn und seinem Holzknüppel, den er in einer Ecke gefunden hatte, ordentlich in Schach hielten. Hastig duckte er sich, um Alisters Klinge auszuweichen und schwang dabei mit einem Bein aus, um dem Rothaarigen ein Bein zu stellen und tatsächlich gelang es ihm ihn dadurch zu Fall zu bringen.

Joeys Hand schnellte vor, um das Schwert zu ergreifen und schrie schmerzhaft auf, als sich Valons Schwertklinge durch seinen Handrücken bohrte. „Das war’s für dich,“ sagte der Braunhaarige ruhig und im nächsten Moment spürte Joey einen harten Schlag gegen seine Schläfen und wie ihm schwarz vor Augen wurde.

Murrend richtete sich Allister wieder auf und spuckte eine Portion Blut aus, da er sich auf die Zunge gebissen hatte. „Der ist ganz schön zäh,“ sagte er und stupste Joeys Arm mit seinem Fuß an. „Und was machen wir jetzt mit ihm? In eine der Zellen stecken?“

„Unsinn!“ sagte Valon und zog sein Schwert aus Joeys Hand zurück. „Wir fesseln ihn und wenn er wieder zu sich kommt bringen wir in zu Zork.“

Fragend blickte Duke seinen Freund an. „Warum? Lass uns ihn doch erledigen.“

„Hallo?“ widersprach der Blauäugige. „Noch nie was von einschleimen gehört? Wir sagen ihm, wie einfach wir ihn überwältigt haben und gewinnen so seine Anerkennung.“

„Ach,“ meinte Allister sarkastisch. „Und dadurch wird er natürlich tolerieren, dass wir die Vampire haben entkommen lassen!“

„Wieso?“ fragte nun Duke. „Außer uns weiß doch niemand von den Vampiren.“

„Auch wieder wahr.“ Der Rothaarige zuckte mit den Schultern und griff schließlich nach einem Seil, um Joey die Arme auf den Rücken zu fesseln. „Gut, ich leg mich jetzt schlafen ihr beide könnt ja abwechselnd Wache halten und mich wecken kommen, wenn der Blondschopf wieder zu sich kommt.“

Die Augen der beiden Werwölfe verengten sich drohend zu schlitzen und sie knurrten. „Aber sonst geht’s dir gut ja?“ fragten sie beide gleichzeitig. „DU wirst Wache halten und WIR legen uns schlafen,“ stellte Valon klar.

„Und was, wenn ich nicht will?“ fragte nun Duke herausfordernd.

„Dann erzähl ich Serenity von den Liebesbriefen, die du für sie geschrieben hast.“

Der Schwarzhaarige wurde von einer Sekunde auf die andere knallrot. „Das wagst du nicht!! Woher weißt du überhaupt davon??“

„Tja, Duki, ich würde mein Zimmer mal ordentlicher verschließen, wenn Alli Langeweile hat,“ grinste der Braunhaarige breit und deutete auf den Grauäugigen. „Also, hältst du nun Wache?“ Grummelnd nickte Duke und ließ sich an der Wand gegenüber Joey zu Boden rutschen und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper, während Valon und Allister sich zufrieden angrinsten und sich dann davon machten. Wenn auch nicht ohne dem Schwarzhaarigen noch einen schönen Tag zu wünschen.
 

Seto betrachtete gelangweilt die Portraits in der Eingangshalle. Ihm war schrecklich langweilig, hier in diesem mittelalterlichen Gemäuer, so ganz ohne seinen geliebten Laptop, denn den hatte er zusammen mit seinem Handy und allem anderen überlebensnotwendigen Dingen in dem Ferienhaus vergessen. Dabei hätte er gerade jetzt etwas Ablenkung gebraucht, denn da er nichts zu tun hatte wanderten seine Gedanken ständig zu Joey. Ob mit ihm wohl alles in Ordnung wahr?

Nur ungern wollte er den Blonden ein weiteres Mal verlieren, denn er liebte ihn, auch wenn er sich dies nur ungern eingestand, denn Liebe war Schwäche und Schwächen brauchte er nicht. Er seufzte und horchte dann auf. Ein bubberndes Geräusch drang an sein Ohr, ein Geräusch, welches sich ganz nach einem Helikopter anhörte. Sofort verließ er das Schloss und lief über die alte Brücke. Tatsächlich, ein Hubschrauber setzte gerade zur Landung an und ein siegessicheres Grinsen zeichnete sich auf den Lippen des Braunhaarigen ab. Nun konnte es endlich losgehen.

Vorbereitung der Truppen

Soooo, sorry, dass es so lange nicht mehr weiter ging. Aber da ich jetzt meine Ausbildung angefangen habe habe ich nicht mehr so viel Zeit zum Schreiben.

Das was in diesem Kapitel passiert ist noch nicht allzu schlimm. Aber ich bin mir sicher, dass ihr mich für den Inhalt der nächsten beiden hassen werdet. (mal ein bisschen Spannung aufbaut)

Und nun viel Spaß beim Lesen.
 

27. Vorbereitung der Truppen
 

Seto wartete, bis die Flügel des Hubschraubers zum Stillstand kamen und der Pilot aus der Maschine kletterte. „Das wird auch langsam mal Zeit,“ zischte er den Mann sofort an. „Hab ich nicht gesagt, dass es dringend ist??“

„Entschuldigen Sie, Mr. Kaiba, aber dieser Teil hier gehört ja eigentlich zum Naturschutzgebiet und...“ doch weiter kam er gar nicht.

„Ihre Ausreden interessieren mich nicht,“ zischte er kalt, dann griff er in seine Manteltasche und holte einen Scheck daraus hervor, den er den Piloten überreichte. „Das Geld wird für die Rückreise reichen und jetzt verschwinden Sie!!“

Der Mann starrte im ersten Moment ungläubig auf die großzügige Summe und setzte dann zu einem Widerspruch an. „Aber, der Helikopter. Sie brauchen doch jemanden, der ihn fliegt.“

„Ich bin selbst in der Lage den Kopter zu fliegen und jetzt verschwinden sie endlich, bevor ich mir das mit dem Scheck noch mal überlege!“ Hastig nickte der Pilot, da er sich das Geld nur ungern wieder abnehmen lassen wollte, verbeugte sich dankend und eilte dann davon.

Seto blickte ihm nach, bis er außer Sichtweite war und kehrte dann ins Schloss zurück. Die Vampire würden erst bei Einbruch der Nacht erwachen und bis dahin konnte auch er sich noch ein paar Stunden Schlaf gönnen. Immerhin waren Vampire und Werwölfe sicherlich nicht leicht zu schlagen und deshalb würden sie ihre kompletten Kraftreserven benötigen.
 

*+*+*+*+*+*+*
 

Joey beobachtete das wilde Schneetreiben vor dem Fenster, an dessen Scheibe sich die Luft niederschlug und dadurch die weißgekleidete Welt da draußen nur noch kälter wirkte, als sie eh schon war. Das leise Tropfen, wenn der flüssig gewordenen Schnee von seiner Jacke auf dem Boden fiel, ging in dem Gemurmel aus Stimmen, den Klappern von Tassen und der Musik, die leise aus den Lautsprechern erklang, unter.

Das Kinn in seine Handfläche gestützt beobachtete er die Leute auf der Straße, während seine andere auf dem Tisch lag. Plötzlich legte sich etwas warmes weiches darauf und überrascht wand Joey den Blick vom Fenster ab und richtete ihn statt dessen auf die Person, die ihm gegenüber saß. Ein dunkler Schatten lag über ihr, sodass er ihr Gesicht nicht erkennen konnte und dennoch kam ihm dieser Mann, er war sich sicher, dass es einer war, so bekannt und vertraut vor.

Der Daumen des Mannes strich über seinen Handrücken und warme Schauer jagten dem Blonden über den Rücken. „Joey,“ sagte der Fremde leise und dennoch klar und deutlich. Seine Stimme war kalt und abweisend, aber aus irgendeinem Grund wusste der Braunäugige, dass der Mann durch die kleine Geste, seine Hand, die Hand eines Mannes, in der Öffentlichkeit zu berühren, ein wahrer Beweis, für seine Zuneigung ihm gegenüber war.

Sanft lächelte Joey seinen Gegenüber an, um ihm zu zeigen, dass er verstand. Auch, wenn das ‚ich liebe dich’ selten viel und der Fremde viel Zeit mit seiner Firma verbrachte, wusste er dennoch, dass dessen Gefühle ehrlich waren. Außerdem konnte er warten. Solange, bis das Eis geschmolzen war.

Der Mann räusperte sich plötzlich und zog seine Hand zurück, begann in seinem Kaffee zu rühren, als ob nichts geschehen wäre. „Hör auf Löcher in die Luft zu starren und trink deinen Kakao, bevor er ganz kalt wird,“ sagte er in einem kühlen Ton und trank dann selbst seinen Kaffee.

Joey lächelte ihn nur wissend an und trank dann brav aus seiner Tasse. Er maßte sich nicht an seinen Gegenüber zu verstehen, denn wie sollte er das können, wenn der Fremde nicht über seine Gefühle sprach? Doch je länger man ihn kannte, desto besser wusste man, wie der andere reagierte und so wusste der Blonde auch, wie viel an Gefühlen er dieser simplen Berührung hatte zutrauen können.

Während sie schweigend beieinander saßen begann Joey den Mann eingehender zu mustern. Es kam ihm vor, als würde er ihn schon eine Ewigkeit kennen, doch warum nur konnte er dessen Gesicht dann nicht sehen? Warum lag stetig ein Schatten über ihn? Ärgerlich biss sich der Werwolf auf die Unterlippe. Wenn er sich doch nur erinnern könnte. Wenigstens an diesen Mann...

Plötzlich fiel ihm etwas ein, eine Frage, die er dem Fremden stellen wollte. „Ähm...duhu?“ fragte er, doch sein Gegenüber schien nicht zu reagieren, würde es wahrscheinlich nur auf seinen Namen hin tun. /Verdammt, wie heißt er nur? Wie kann ich ihn vergessen, wenn er mir doch so wichtig ist?/ er kniff die Augen zusammen und vor seinen Augen entstanden Bilder. Er sah sich, wie er in dem Mohnbeet lag und wie der Fremde auftauchte und ihn beleidigte, ehe er in einem weißen Ferienhaus verschwand.

Sah sich, wie jemand ein Schwert in seinen Körper jagte und wie der Fremde ihn auffing.

Sah sich, als Werwolf, den Fremden zum Abschied umarmen, bevor er die Vampire zu seinem ehemaligen Rudel führte.

/Nein! Er ist kein Fremder! Das ist..../ „Seto...“ es war nur ein Flüstern, dass seine Lippen verließ, doch als er die Augen öffnete war der Schatten von dem Gesicht des Mannes verschwunden. Seine Sicht war frei, auf braune Haare, ein wenig feucht vom geschmolzenen Schnee und stahlblauen Augen. /Ja, natürlich. Seto./ Wie hatte er ihn vergessen können?
 

*+*+*+*+*+*+*
 

Mit einem leisen Stöhnen kam Joey wieder zu sich und musste ein paar mal blinzeln, ehe er seine Umgebung wieder klar erkannte. Der Blonde lag auf dem kalten Boden einer Zelle, vor welcher Duke mehr oder weniger Wache hielt, denn er war eingeschlafen. Doch seine Situation kümmerte Joey im Moment wenig. Viel mehr interessierte er sich für seinen Traum...falls es denn überhaupt einer gewesen war.

Er war ihm so real vorgekommen, als ob er wirklich an diesem Ort gewesen wäre und vielleicht war er es auch tatsächlich einmal gewesen. War es eine seiner Erinnerungen gewesen? Umständlich setzte Joey sich auf, da man ihm die Hände auf den Rücken gebunden hatte und schloss die Augen. /Ja, ich erinnere mich daran. Ich hab Seto gezwungen mit mir über den Weihnachtsmarkt zu gehen und danach haben wir uns in dieses Cafe gesetzt!/

Mit gemischten Gefühlen öffnete er die Augen wieder und sein Herz schlug schnell, bei dem Gedanken an Seto. Der Blauäugige mochte zwar kühl, arrogant und ein echter Besserwisser sein, aber seine Gefühle waren durchaus echt, auch wenn er diese nur ungern zugab. Ein kleines Lächeln stahl sich auf Joeys Lippen, ehe ein Rascheln ihn in die Wirklichkeit zurückbeförderte.

Duke war aufgewacht und blickte seinen Artgenossen nun mit einem breiten Grinsen an. „Sieh mal einer an, wer da aufgewacht ist,“ sagte er mit einem siegessicheren Grinsen auf den Lippen. „Na dann wollen wir dich doch gleich mal zu Zork bringen, denkst du nicht auch?“

Joey runzelte die Stirn. War Zork nicht der gewesen, der von einem anderen Rudel zu ihnen gekommen war? Wahrscheinlich hatte man ihn vertrieben, da er der Schwächste war, denn auch hier hatte er immer an unterster Stelle gestanden. Warum dann aber wollte Duke ihn zu Zork bringen? Wobei, war es nicht eigentlich egal? Denn bis sie bei Zork waren würde er es sicherlich schaffen zu türmen.

Der Schwarzhaarige betrat die Zelle und wollte Joey am Arm packen, um ihn rauszuzerren, doch so leicht machte dieser es ihm nicht. Elegant rollte er sich über der Schulter ab und entwischte so Dukes Griff. Den Schwung ausnutzend sprang er auf die Beine und rannte aus der Zelle. „Bleib gefälligst stehen!“ rief Duke und hastete Joey hinterher erwischte ihn, als dieser versuchte durch die Bodenluke zu verschwinden und verpasste ihm einen Schlag gegen die Schläfen, sodass vor Joeys Augen schwarze Punkte zu tanzen begannen, doch so leicht würde er sich diesmal nicht k.o. schlagen lassen!
 

Rote Augen sahen sich neugierig in dem Schlafzimmer um. Ihr Besitzer schnupperte und fauchte leise, als der süße Duft von Blut ihm in die Nase stieg. Sofort lief Yami in die Richtung los, aus welcher der Geruch kam und zog die oberste Schublade von Seths Schreibtisch auf. „Nimm die Finger da weg!“ rief der Braunhaarige sofort und lief auf den Dämon zu, der sich zusammen mit einem kleinen Tintenfass auf den Boden gesetzt hatte und nun den Korken löste.

„Hörst du nicht?? Es gibt kein Blut, wenn du das nicht sofort wieder weglegst!!“ Doch Yami schien ihn gar nicht zu hören, sondern schnupperte den Duft der Tinte ein. Da war eindeutig Blut mit drin, anscheinend, um eine rote Farbe zu erzeugen und auch Seth schien nun zu verstehen, was der Schwarzhaarige da tat. „Bist du immer noch nicht satt?“ Yami fauchte daraufhin leise und knurrte dann das Tintenfass an. Er wollte das Blut haben, wusste aber nicht, wie er es von der Tinte trennen konnte.

Verärgert ballte Seth die Hände zu Fäusten. Der kleine Dämon schien ein Nimmersatt zu sein und wann immer er Blut roch danach zu dürsten. Wieder fauchte Yami, diesmal lauter und kippte das Fässchen auf dem Boden aus. Der Braunhaarige sah ihm ruhig dabei zu. Er hatte geglaubt den Jüngeren kontrollieren zu können, wenn er ihn mit dem Blut erpresste und es schien auch funktioniert zu haben.

Oder lag es nur daran, dass zu dem Zeitpunkt kein Blut in Yamis Nähe gewesen war? /Ich werde wohl doch zu Plan B übergreifen müssen./ er schob den Schwarzhaarigen von der blauroten Flüssigkeit zurück und ging in die Hocke, um Augenkontakt mit ihm zu haben. „Du kannst das nicht trinken. Aber wenn du jetzt schön brav ins Bett gehst, dann werde ich dir noch etwas Blut holen, ok?“

Als Antwort gab Yami ein tiefes Schnurren von sich, ähnlich dem einer Katze und stand dann vom Boden auf, um zum Bett gehen, wo er sich unter die Bettdecke kuschelte. Die roten Augen beobachteten ihren Herrn, wie dieser das Zimmer verließ und ließen die Tür nicht mehr aus den Augen. /Gehorchen, dann Blut....gehorchen, dann Blut.../

Diese drei Worte beherrschten Yamis Denken und er selbst war nicht fähig gegen den Drang, mehr Blut zu bekommen wenn er gehorchte, anzukommen und somit wieder er selbst zu werden.

Als sich die Tür nach einer Ewigkeit, wie es ihm schien, wieder öffnete und den süßen Geruch von frischem Blut mit sich brachte, zuckten seine Glieder kurz und er fauchte. Jedoch wagte er es nicht aufzustehen, da dies eine Bedingung für das Blut gewesen war. Seth grinste nun wieder zufrieden. „So ist es brav,“ sagte er und warf das Kind aufs Bett. Einem Löwen gleich, der nur darauf gewartet hatte, dass man ihm ein Stück Fleisch in den Käfig warf, stürzte er sich auf den Jungen und bohrte seine Zähne in dessen Hals. Yami achtete nicht darauf vorsichtig zuzubeißen, damit das Blut nicht zur Seite spritzte und seine Kleidung beschmutzte. Für ihn zählte nur das Trinken.

Seth beobachtete ihn eine Weile. Nun schien der Dämon doch auf ihn zu hören, doch war er sich sicher, dass er ihm auch leicht außer Kontrolle geraten konnte, sollte der Blutgeruch sein Denken einnehmen. Aber dann konnte er noch immer zu anderen Methoden greifen. Der Braunhaarige ging schnellen Schrittes auf seinen Schreibtisch zu und holte einen kleinen Schlüssel aus seiner Hemdtasche, um das Schloss zu öffnen.

In dem Schubfach lagen drei Metallringe. Zwei gleichgroß und der andere etwas größer, zusammen mit einem kleinen Kasten, auf welchem ein Knopf angebracht war. Diese Fernbedienung ließ er in einer Tasche seines Umhangs verschwinden und ging dann mit den drei Ringen auf Yami zu, welcher sein Mahl beendet hatte und zufrieden an seinen blutbeschmierten Fingern lutschte.

Ohne ein Wort zu sagen nahm Seth die Handgelenke des Dämons und befestigte dort jeweils einen der kleineren Ringe. Den letzten legte er Yami um den Hals, welcher verwirrt die seltsamen Schmuckstücke betrachtete. Der Braunhaarige tätschelte ihm brav den Kopf und ging dann auf seine Seite des Bettes. „So ist’s brav und jetzt schlaf.“ Die roten Augen beobachteten Seth, bis dieser eingeschlafen war. Dann drehte sich Yami auf die andere Seite und war kurz darauf ebenfalls entschlummert.
 

Mit Mühe und Not war es Duke gelungen den noch immer gefesselten Joey in den Thronsaal zu schleppen und ließ ihn nicht gerade sanft zu Boden fallen. Der Blonde gab jedoch keinerlei Schmerzenslaut von sich, sondern blickte hoch in die Augen des neuen Leitwolfes und zog für einen kurzen Moment die Stirn kraus, als er Zork erkannte. /Er ist das neue Leittier?/

Eine von Zorks schwarzen Augenbrauen wanderte nach oben, doch sonst zeigte er mit keiner Regung, was er von dem Auftauchen seines ehemaligen Anführers hielt. „Joey. Welch Überraschung,“ sagte er mit dunkler und kalter Stimme, welche Seth und auch Seto locker Konkurrenz gemacht hätte. „Hieß es nicht du wärst geflohen?“ verächtlich hallte seine Stimme von den Wänden wider und ein Kichern ging durch die Reihe der Werwölfe, während Joey ein wütendes Knurren von sich gab.

„Ich hab ihn in den Kerkern gefunden!“ sagte Duke sogleich und warf sich in die Brust. Valon und Allister vergaß er absichtlich zu erwähnen. Warum den Ruhm mit ihnen teilen, wenn er ihn auch für sich allein haben konnte?

„So, so, im Kerker also....“ sagte Zork ruhig und seine tiefschwarzen Augen durchbohrten die grünen Dukes. Unwohl wippte dieser mit den Füßen auf und ab, da er diesem forschenden Blick nicht stand halten konnte. „Und was hast du da unten gemacht?“

„Ich fand es dort unten so schön,“ zischte Joey sarkastisch. Glaubte er denn wirklich, er würde ihm erzählen, was er da gemacht hatte? Gedanklich begann der Blonde zu grinsen. Warum eigentlich nicht? Duke schien die Vampire verheimlichen zu wollen, da diese entkommen waren. Und da er hier eh nicht vor Sonnenuntergang rauskommen würde, warum sich die Zeit nicht etwas verschönern, indem er Dukes Triumph einen kleinen Abbruch zutat? „Ich habe Vampire in die Festung geschmuggelt,“ sagte er mit aalglatter Stimme und hörte, wie Duke sich neben ihm an seinem Atem verschluckte. „Leider hat der Versager hier sie entkommen lassen und jetzt laufen sie hier irgendwo rum und warten nur darauf dich zu töten.“

Zork blickte abwechselnd Joey und Duke an, ehe er in schallendes Gelächter ausbrach. „Vampire in unserer Festung?? Darauf falle ich nicht herein, Blondie! Man würde die Blutsauger doch schon vom weiten riechen!“ erneut lachte er auf und Joey blickte verstimmt zu ihm hoch, als wäre es eine Frechheit ihm nicht zu glauben. „Nun gut, du wirst uns schon noch verraten, was du hier zu suchen hattest. Wobei, eigentlich ist es im Moment eh egal. Sperr ihn in seinen geliebten Kerker ein, Duke. Ich werde mich ihm widmen, wenn die Vampire ausgelöscht sind.“

Ein Raunen ging durch die Menge. „Dann ist es bald soweit?“ fragte Noah und trat ein paar Schritte aus der Menge.

Zork nickte ihm zu. „Sobald die Sonne untergegangen ist werden wir uns auf den Weg zum Anubis Clan machen! Nachdem vor 18 Jahren die Atemus ausgelöscht wurden sind nun sie, als letzter Vampirclan, dran!! Seid ihr bereit die Nacht uns zu unterwerfen??“ Ein lauter Freudentumult brach aus und das Rudel warf die Fäuste in die Luft, während sich Joey auf die Unterlippe biss. Er musste es um jeden Preis verhindern, nur wie? Wenn die Werwölfe wirklich das Mondgestein zum Kampf benutzten, wie Bakura behauptet hatte, dann hatten die Werwölfe nicht nur die Oberhand, sondern würden dann auch trotz der Sonne ihre Gestalt beibehalten.

Und selbst, wenn es ihm gelingen würde die Werwölfe an ihrem Angriff zu hindern, waren da noch immer Seth und Yami! /Friedensgöttin steh uns bei! Welche auch immer den Werwölfen und Vampiren zugeteilt wurde.../
 

Doch nicht nur die Werwölfe, auch Seto, Marik, Tea und Yugi machten sich bei Einbruch der Nacht auf dem Weg zum Schloss des Anubis Clans. Erstaunt betrachteten sie nun den Helikopter, der auf der Schlosswiese stand. „Verstehe!“ rief Tea. „Du kannst ja nicht fliegen, deshalb hast du auf ein Flugmittel gewartet!“

Seto verdrehte die Augen. „Ja und jetzt steigt endlich ein! Wir haben schon genug Zeit verloren, weil ihr euren Schönheitsschlaf halten musstet,“ sagte er schlecht gelaunt und nahm vorne im Cockpit platz.

„Wer musste denn auf wen warten?“ fauchte Marik zurück und verschränkte die Arme trotzig vor dem Oberkörper. Zwei kalte Saphire schienen ihn am liebsten erdolchen zu wollen.

„Wir haben keinerlei Zeit verloren. Der Helikopter ist viel schneller, als ihr drei, mit eurer Fluggeschwindigkeit einer Schnecke.“ Kurz musterte er sie drei, ehe er fortfuhr. „Yugi, du gehst auf den Sitz des Copiloten und ihr beiden Quatschköpfe geht nach hinten!“

Marik gab ein bedrohliches Fauchen von sich. „Du scheinst wohl zu vergessen, wer hier der Stärkere ist. Ich könnte dir das Blut aussaugen, wenn ich wollte.“

„Und du scheinst zu vergessen, dass ich mit einem Werwolf liiert bin. Er könnte dir die Kehle durchbeißen, wenn er wollte,“ sagte der Braunhaarige schlicht und schnallte sich an. „Wird das jetzt noch mal was?“

„Komm.“ Tea packte Marik am Arm und zog ihn mit sich auf die Rückbank, während Yugi vorne zu Seto kletterte. Still fragte er sich, wie jemand, für den das Wort Freundlichkeit eine tödliche Krankheit zu sein schien, sich überhaupt in jemanden verlieben konnte?

Der Jüngste im Bunde wurde aus seinen Gedanken geschreckt, als der Helikopter zu vibrieren begann und dann langsam abhob. Kurz überprüfte er, ob er auch seine Waffen bei sich trug und schluckte leicht. Zwar war sich Yugi sicher, dass sie das Richtige taten, doch fürchtete er sich ein wenig vor den anderen Vampiren, die sicherlich um einiges an Kampferfahrung reicher waren, als sie vier zusammen. /Hoffentlich geht alles gut./ bat er leise und blickte dann aus dem Fenster, wo die Landschaft allmählich immer kleiner wurde.
 

Knurrend lief Joey in seiner Zelle auf und ab. Die Werwölfe hatten sich sicherlich schon auf den Weg gemacht und er saß hier unten fest und konnte nichts dagegen ausrichten!! Wütend warf er sich gegen die Gitterstäbe und ließ sich dann an ihnen zu Boden sinken, wo er liegen blieb und die Augen schloss. Wie er es hasste einfach abwarten zu müssen.

Wie lange würde der Kampf zwischen Vampiren und Werwölfen wohl dauern? Und wer würde siegreich aus dieser Schlacht hervorgehen? Die Werwölfe, bewaffnet mit ihrem Mondgestein?

Oder die Vampire, welche einen einzigen Dämonen antreten ließen?

Doch Joey musste sich eingestehen, dass er weniger besorgt um die Vampire, als um Seto war. Zwar wusste er, dass dieser auf Atemu Castle sicher war, da der Clan für tot gehalten wurde, doch die Werwölfe konnten dort hin zurückkehren, wenn sie Bakura und seine Begleiter als ehemalige Mitglieder erkannten.

Davon abgesehen bestand auch noch immer die Gefahr, dass Seto nicht dort blieb. Zwar erinnerte der Blonde sich noch immer nicht an alles, jedoch war er sich sicher, dass Seto sicherlich nicht abwarten und Däumchendrehen würde, bis sie jemand besuchen kam. Sei es nun Freund, oder Feind. Was, wenn ihm bereits etwas passiert war?

Hastig schüttelte Joey den Kopf. Daran wollte er nicht denken. Dem Blauäugigen ging es sicherlich gut. So leicht ließ sich dieser nicht unterkriegen.

Tap, tap...

Joey horchte auf. Das klang ganz nach dem Geräusch von Pfoten! Hastig hob er den Kopf und nahm nun auch einen bekannten Geruch war, auf den er zuvor nicht geachtet hatte. „Serenity,“ sagte er leise, noch bevor die junge Werwölfin am Ende des Ganges erschien. Im Maul trug sie einen Metallring, an welchem ein Schlüssel hing.

Sofort setzte Joey sich auf beobachtete Serenity erst ungläubig dabei, wie sie den Schlüssel ins Schloss steckte, ehe sein Blick sanft wurde. „Du bist auf meiner Seite geblieben?“ fragte er leise.

Die grünen Augen wandten sich ihm zu. „Du warst immer wie ein großer Bruder für mich. Deshalb kann ich nicht zulassen, dass sie dich foltern.“

Mit einem Quietschen schwang die Tür auf und Joey tapste aus seiner Zelle, leckte mit seiner Zunge über Serenitys Ohren. „Ich danke dir.“ Sein Blick wanderte den Gang entlang und entdeckte Kisara, die in ihrer Zelle saß und anscheinend keine Notiz von ihrer Umgebung zu nehmen schien, so intensiv starrte sie auf ihre Hände. „Kannst du nicht auch sie befreien?“ bat er, woraufhin die Werwölfin ihn verwirrt ansah.

„Sie ist ein Vampir.“

„Mag sein, aber sie ist auch eine Freundin. Ich werde ihre Hilfe sicherlich brauchen,“ erklärte Joey und blickte eindringlich in die grünen Augen. Doch er brauchte deren Besitzerin gar nicht lange bitten.

„Ich vertrau dir,“ sagte sie, nickte Joey zu und öffnete dann auch Kisaras Zelle. Verwirrt blickte die Weißhaarige drein und starrte die beiden Werwölfe fragend an.

„Wir müssen uns beeilen, wenn wir das Schlimmste verhindern wollen!“ sagte der Blonde eindringlich und Kisara erhob sich.

„Du willst zum Schloss des Anubis Clans?“ als Joey nickte erwiderte sie seinen Blick entschlossen. „Gut. Dann lass uns gehen.“ Ehe der Braunäugige sich versah hockte zu seinen Füßen ein recht ungewöhnlicher Falke. Bakura war ja schon auffällig gewesen, durch sein weißes Gefieder, doch Kisaras besaß darüber hinaus noch einen silbernen Schimmer, wie auch ihre Haare. Dann jedoch wand er sich um und lief auf den Ausgang zu, wissend, dass ihm Kisara folgte.
 

Als der Mond fast seinen tiefsten Punkt erreicht hatte und der Sonne bald weichen würde, landeten die drei Falken im Schutz der dichten Tannen, im Wald des Schlosses, des Anubis Clans. Aufmerksam betrachteten sie die bedrohlich wirkenden, dunklen Mauern des Schlosses. „Wie kommen wir da rein?“ fragte Mahado leise.

„Wie wohl? Durchs Tor,“ sagte Bakura daraufhin und wollte schon losgehen, doch der Ältere hielt ihn an der Schulter zurück.

„Spinnst du? Wir können Yami wohl schlecht in einem offenen Kampf besiegen,“ zischte er leise.

Bakuras Augen zogen sich zusammen. „Du willst ihn aus dem Hinterhalt ermorden?“

„Ja, will ich! Wir dürfen kein Risiko eingehen und das weißt du ganz genau! Wenn ein Dämon quasi unbesiegbar ist, wie willst du ihn dann in einem Zweikampf töten? Oder klammerst du dich noch immer an die Hoffnung, dass er dich wieder erkennt? Dass er dich nicht angreift? Dass er sich Seths Kontrolle widersetzen kann?“ fragte er verächtlich, doch bevor Bakura ihm antworten konnte ergriff Mana das Wort.

„Hört endlich auf ihr beiden!“ sie stellte sich zwischen die zwei Vampire, die jeweils ihre Hand um ihren Schwertgriff gelegt hatten, bereit die Sache auf körperlicher Basis zu regeln. Sie würde Mahados Eifersucht wahrscheinlich nie verstehen. „Hört zu: Es gibt ein Schlupfloch im Ostturm, wo wir ungesehen rein können. Drinnen werden wir dann warten, bis der Tag anbricht und die Vampire schlafen. Dann führe ich euch zu Seths Zimmer. Ich denke, dass Yami auch dort sein wird. Ich kenne Seth gut genug um zu wissen, dass er eine so mächtige Waffe nicht unbewacht lassen würde. Dann werden wir Yami im Schlaf töten, ok?“

Mahado nickte sogleich und Bakura tat es ihm gleich, wenn auch zögerlicher. Er wusste, er würde Yami nicht töten können, doch lieber tat er es selbst, als es Mahado zu überlassen. Wieder seine Falkengestalt annehmend folgte er seinen Artgenossen zum Ostturm. /Was würde wohl Osiris dazu sagen, wenn er wüsste, dass ich seinen Sohn töten werde?/

Ein böses Spiel

28. Ein böses Spiel
 

Viel zu schnell war für Bakuras Geschmack die Sonne aufgegangen und noch schneller schienen sich alle Vampire im Schloss schlafen zu legen. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch folgte er Mana, die voran ging, durch die dunklen Gänge. Mahado hielt sich hinter ihm, ganz so, als wollte er verhindern, dass Bakura irgendwelche Dummheiten versuchte.

Das Schloss des Anubis Clans wirkte bedrohlicher und finsterer, als das der Atemus. Die Steine, mit denen man die Mauern gebaut hatte, waren grau und die Wände trist. Selbst das Licht der Fackeln schien hier schwächer zu sein. Es schien so, als wäre das ganze Schloss von einem dunklen Schleier der Trauer überzogen, einer Trauer, die ihre Wurzeln in einer uralten Vergangenheit hatte.

Konnte das sein? Oder hatte die Geschichte von Sethos und Atem nur ihre Gedanken und Wahrnehmungen verwirrt? Mana legte eine Hand auf ihr Herz, während sie weiter ging. /Die Trauer, die dieses Schloss umfangen hält ist stärker geworden, seit ich gegangen bin. Ob es an Yamis Anwesenheit liegt?/ Zumindest könnte es so sein, wenn der dunkle Schleier wirklich etwas mit Sethos und Atem zutun hatte.

„Wir sind da,“ sagte sie leise, als auf der linken Seite eine mit silbernen Verzierungen geschmückte Tür auftauchte. Mana legte ein Ohr an das Holz und lauschte. Zwei Auren konnte sie spüren. Die eine erkannte sie als die Seths und die andere, stärkere, schien die Yamis zu sein. Kein Geräusch drang zu ihnen auf den Gang, anscheinend schienen beide zu schlafen.

Kurz wand sie sich zu ihren beiden Begleitern um und nickte ihnen zu, ehe sie langsam die Klinke herunterdrückte. Lautlos schwang die Tür auf und die Vampire huschten in den Raum, ehe Mana die Tür wieder ebenso leise verschloss. Bakuras Blick schweifte durch das Schlafzimmer und blieb schließlich am Bett hängen.

Auf der Seite, die ihnen am nächsten war, lag Seth und träumte selig vor sich hin. In der anderen Hälfte musste Yami liegen, wenn auch aus der Entfernung nur dessen schwarzer Haarschopf zu erkennen war. Bakura spürte einen ziemlich großen Kloß in seinem Hals und krampfte seine Hände kurz zu Fäusten. /Yami.../

Neben ihm tat Mahado einen Schritt nach vorne, anscheinend entschlossen das Leben des Dämons so schnell wie möglich zu beenden, doch der Weißhaarige hielt ihn auf, indem er den Arm vor ihm ausstreckte. Wütend funkelte Mahado ihn an. Für ihn war es an der Zeit es endlich zu Ende zu bringen und nicht die, lange darüber zu diskutieren. Bakura erwiderte den Blick des Älteren und zog einen Dolch aus seinem Gürtel, versuchte Mahado so klar zu machen, dass er Yami töten würde.

Der Braunhaarige nickte zwar, doch wenn Bakura seine Chance nicht ohne zu zögern nutzte, würde er es übernehmen. Sie hatten keine Zeit für Gefühlsduselei und konnten genauso wenig riskieren, dass Yami erwachte und ihre Chance somit vertan war. Deutlich funkelte er Bakura an und verschränkte abwartend die Arme vor dem Oberkörper, während der Weißhaarige langsam um das Bett schlich, die Augen dabei auf Yami fixiert.

Schritt für Schritt kam der Dämon mehr in sein Blickfeld und die Hand mit dem Dolch zitterte leicht. Yami wirkte so harmlos und unschuldig, wie er da lag. Der Schwarzhaarige lag auf dem Rücken, die Arme rechts und links von seinem Kopf, ganz so als erwartete er demütig den Todesstoß. Die Decke hatte er im Schlaf herunter gestrampelt, etwas, was er schon als kleines Kind immer wieder getan hatte und sich im Winter deswegen oftmals Erkältungen eingefangen hatte.

Das Gesicht Yamis war Bakura zugewandt, sodass ihm der blonde Pony in die Augen fiel. Seine Nasenflügel zuckten leicht im Schlaf ganz so, als würde er seine Umgebung erschnuppern. Der Weißhaarige prägte sich jede Kleinigkeit von Yamis Körper ein und heftete seinen Blick schließlich von den verlockenden, leicht geöffneten Lippen auf die Brust des Jüngeren, welche sich gleichmäßig hob und senkte.

Bakuras Hand umklammerte den Dolch fester, ehe er sie über seinen Kopf hob, die silberne Klinge blitzte kurz im Licht auf. Mahado und Mana verfolgten angespannt die Situation. Die Luft um sie herum schien zu prickeln und das Blut rauschte laut durch ihre Ohren. Mahado beobachtete den Weißhaarigen forschend. Bereit die Sache selbst in die Hand zu nehmen, sollte Bakura auch nur eine Sekunde lang zögern.

Die Decke raschelte leise, als Seth sich auf die andere Seite drehte und Yami schien noch immer zu schnuppern. Bakura hatte jeden Muskel seines Körpers angespannt, wie aus Angst die Kraft könnte ihn plötzlich verlassen oder er davon rennen. Es gab keinen Ausweg mehr und er hatte sich entschieden. Wenn Bakura es nicht tat, würde Mahado es tun und das wollte er nicht.

Ein Gedanke kam ihm in den Sinn. Der Gedanke sich jetzt einfach umzudrehen und sich auf Mahado zu stürzen, damit dieser Yami nichts mehr antun konnte, doch dann würde Seth die Werwölfe mit Yamis Hilfe bekriegen. Sein Herz hämmerte gegen seine Brust, als wollte es ihn aufhalten und das Atmen fiel ihm plötzlich unsagbar schwer. Wenn Bakura es jetzt nicht tat, wusste er, dass er es nie mehr würde tun können. Wenn er noch länger zögerte...

Für einen Moment zitterte die Hand mit dem Dolch und Mahado wollte schon eingreifen, als die Waffe niedersauste und die Klinge erneut aufblitzte. Yamis Nase zuckte leicht, schien noch immer im Schlaf zu schnuppern und wie, als hätten sie die Gefahr gerochen öffneten sich schlagartig die blutroten Augen. Bakura hielt unweigerlich den Atem an, als er das glühende Rot der Dämonenaugen sah, während der Dolch unaufhaltsam weiter niedersauste und mit seiner Klinge sein Ziel durchbohrte.
 

Währenddessen in einem kleinen Gasthof:

Setos Augenbraue zuckte gefährlich, während in seinem Inneren ein Sturm tobte und selbst Marik ergriff diesmal die Flucht, mit den Worten ein Bad nehmen zu wollen. Und da er Yugi dadurch seine Fluchtmöglichkeit genommen hatte, verkrümelte sich dieser in einen der zwei Sessel und tat, als würde er interessiert in einem Buch lesen, bemerkte jedoch zu spät, dass er es auf den Kopf gehalten hatte und es sich auch noch um eine nicht grad jugendfreie Liebesschnulze handelte.

Aber warum lagen solche Bücher auch auf den Zimmern eines scheinbar seriösen Gasthauses rum? Müsste dort nicht normalerweise eine Bibel auf dem Nachttisch liegen? Vorsichtig senkte Yugi das Buch etwas und schielte über den Rand zu Seto herüber, welcher sich noch immer nicht von der Stelle bewegt hatte und still einen inneren Kampf um die Selbstbeherrschung ausfocht.

Er hatte die ganze letzte Nacht über den Helikopter geflogen, hatte einen Umweg wegen einer Gewitterfront nehmen müssen und nun in diesem schäbigen Gasthaus, anstatt in dem ursprünglich gebuchten Hotel absteigen müssen, da sie es zeitlich vor Sonnenaufgang nicht mehr geschafft hätten. Aber das hätte Seto an sich noch verkraften können. Schlimm wurde es erst, als ihnen die beiden gebuchten Doppelzimmer zugeteilt wurden.

Denn seit wann beinhaltete das Wort Doppelzimmer auch ein Doppelbett??? Gut, an sich war es auch noch verkraftbar. Bett war ja schließlich breit genug, dass zwei Menschen, oder auch Vampire, darin schlafen konnten, nur war da das Problem mit Tea. Sie weigerte sich nämlich als Frau mit einem Mann ein Zimmer und darüber hinaus auch noch ein Doppelbett zu teilen!!

Also ging man eben wieder runter und wollte ein Einzelzimmer für Madame buchen und erfuhr dann dort, dass sie ausgebucht waren und sich mit ihren beiden Doppelzimmer begnügen müssten. Da half es auch nicht noch so oft zu beteuern, dass man der Präsident der größten Spielefirma weltweit war. Nein, statt dessen bekam man auch noch die Antwort, dass wenn er denn wirklich der Besitzer dieses Unternehmens sei nicht in dieser kleinen Bruchbude nächtigen, bzw. tägigen würde.

Nun, das würde Seto auch nicht, aber normalerweise hatte er ja auch keine Vampire im Gepäck, die er in einer Urne weitertransportieren konnte, wenn sie von den gefährlichen UV-Strahlen der Sonne getroffen wurden.

Aber man hatte ja noch einen Plan B in der Tasche, auf den das werte Wirtehepaar jedoch auch nicht ansprang. ‚Wir lassen uns nicht mit Geld erpressen, was sollen denn die anderen Gäste dazu sagen?’ Setos Antwort darauf war, dass es ihm egal war, was der Rest dazu sagte, da er diesen Laden platt machen konnte, wenn er es wollte.

Doch auch darauf sprangen die Besitzer nicht an und lösten die Konversation, indem sie mit dem Rauswurf drohten, wenn sie nicht endlich ihre Zimmer bezogen.
 

Und so kam es, dass sich Seto nun mit Marik und Yugi das Zimmer teilen durfte, damit Tea ungestört schlafen und duschen konnte und keine Angst haben musste bespannt zu werden. Als ob einer von ihnen SIE gerne nackt sehen wollte!

Langsam versuchte der Braunhaarige sich zu beruhigen und zu verdauen, dass sich jemand nicht von ihn hatte erpressen lassen und das es sich dabei auch noch um zwei alte sture Landeier handelte!! Hörbar atmete er ein und aus, um sich zu beruhigen und ging dann zur Badezimmertür, wo er laut anklopfte. „Beeil dich!“ fauchte er und ließ sich dann in den Sessel gegenüber Yugi fallen, der daraufhin erschrocken zusammenzuckte und seine Nase tiefer in den Buchseiten vergrub.

Marik war der Aufforderung des Braunhaarigen sehr schnell nachgekommen und stolperte geradezu aus dem Bad, die Haare noch nass vom Duschen, doch wollte er Seto nicht unnötig reizen, welcher nun ebenfalls im Bad verschwand und kurz darauf war erneut Wasserrauschen zu hören. „Ein Glück, dass er nur ein Mensch ist,“ sagte Marik leise und rubbelte sich mit dem Handtuch die Haare trocken. „Wenn der mal seine schlechte Laune entlädt will ich nicht das Opfer sein.“

„Hat man gemerkt,“ sagte Yugi spitzbübisch und grinste den Sandblonden über den Buchseiten hinweg an. „Hast ja mal richtig vor ihm gekuscht.“

„Ach, und du nicht oder was?“ fauchte er den Jüngeren an und warf mit dem Handtuch nach ihm, woraufhin ihm Yugi nur die Zunge rausstreckte.

„Zumindest ist er auf mich nicht so schlecht zu sprechen, wie auf dich,“ konterte er, klappte das Buch zu und ging hinüber zum Bett, wo er sich bis auf die Shorts entkleidete. „Ich gehe jetzt jedenfalls schlafen, damit Seto seine Launen nicht an mir auslässt und wenn du nicht das Opferlamm für ihn sein willst, rate ich dir dich nicht allzu breit im Bett zu machen.“ Damit verschwand er unter der Bettdecke und schloss die Augen, während Marik ihm noch ein ‚Deine Tipps kannst du dir sparen’ zuzischte, sich dann jedoch ebenfalls ins Bett trollte, damit der Braunhaarige seine Ruhe hatte, wenn er aus dem Bad kam.
 

Trotz, dass es Tag war, hatten sich zwei nächtliche Geschöpfe nicht zum Schlafen an einen dunklen Ort zurückgezogen. Joey wollte unbedingt die Werwölfe erreichen und erlaubte sich daher keine Ruhepause. Da er jedoch noch immer in der Begleitung von Kisara war und diese bei Kontakt mit Sonnenlicht verbrennen würde, hatte er sie kurzerhand in seinen Umhang eingewickelt und trug sie nun in ihrer Falkengestalt als Bündel verpackt durch den Wald.

Joey wusste nicht, welchen Weg die Werwölfe genommen hatten und ob sie rasteten, oder weiter liefen, doch hoffte er, dass sie das Rudel bald eingeholt hatten, damit sie es aufhalten konnten. Wie er das jedoch anstellen sollte war ihm schleierhaft, immerhin war er ein einzelner und selbst Kisara wäre ihm keine große Hilfe, wo sie doch seit Jahrhunderten in diesem Kerker gesessen hatte.

Wie sie es dabei geschafft hatte nicht verrückt zu werden war Joey noch immer ein Rätsel. Ein Rascheln ließ ihn aufhorchen und sofort blieb er stehen. Konnte es sich um einen aus dem Rudel handeln? Der Blonde blickte sich nach einem Versteck um, als rechts von ihm ein Ast knackte. Sofort wirbelte herum und ging instinktiv in eine geduckte Haltung.

Aus dem Gestrüpp heraus löste sich eine Gestalt, gekleidet mit den typischen Lendenschurzen der Werwölfe und mit braunen Haaren. Tristan. Joey rührte sich nicht vom Fleck und wartete ab, sah sich aus den Augenwinkeln bereits nach einem guten Fluchtweg um. Zwar hatte Tristan ihn damals vor dem Aufstand seines Rudels gewarnt, doch woher sollte er wissen, ob er auch jetzt noch auf seiner Seite war?

Der Braunhaarige blieb verwundert stehen, als er seinen Freund erkannte. „Joey?“ fragte er überrascht. „Was machst du hier? Und wie bist du entkommen?“

„Das selbe könnte ich dich fragen,“ sagte Joey misstrauisch. „Wieso bist du nicht bei deinem Rudel?“

„Ich wollte zurückgehen, um dich zu befreien. Du bist immerhin mein Freund, Joey und deshalb werde ich nicht zulassen, dass Zork seine Späßchen mit dir treibt.“

Allmählich entspannte sich Joey wieder. Anscheinend konnte er Tristan noch immer vertrauen. „Serenity hat mich befreit,“ gab er Auskunft. „Wo ist das Rudel?“

„Auf einer Lichtung ganz in der Nähe. Die meisten schlafen, aber sie haben auch Wachposten aufgestellt. Du solltest besser nicht weiter gehen.“

Der Blonde nickte verstehend. „Also folgen sie dem Weg der westlichen Route. Dann nehme ich eben den Umweg über den Flusspass.“

„Umweg?“ Tristan runzelte dir Stirn und schnappte dann erschrocken nach Luft. „Willst du etwa auch zum Anubis Clan?? Was willst du dort? Zork wird dich töten lassen, sobald er dich sieht!“

„Das ist meine Sache,“ sagte Joey nur kühl. „Du solltest jetzt besser zum Rudel zurückkehren, bevor dein Fehlen noch auffällt.“ Damit drehte er sich um und lief im Laufschritt davon. Der Flusspass war gefährlich um diese Jahreszeit, wenn am Ort seines Ursprungs viele Regenfälle niedergingen und diese den Fluss anschwellen ließen, waren viele Teile des Passes überschwemmt oder nur schwer passierbar. Doch Joey konnte sich keinen noch größeren Umweg leisten, wenn er seinen neu gewonnenen Vampirfreunden helfen wollte.
 

Etwas von der Matratzenfüllung quoll hervor, als sich der Dolch hineinbohrte und das reißen von Stoff war zu hören, als das Laken durchschnitten wurde. Yami jedoch hockte unversehrt daneben. Im letzten Moment hatte er sich zur Seite gerollt und fauchte nun seinen Gegenüber wütend an, der noch immer nicht recht fassen konnte, was soeben geschehen war. Yami lebte und Bakura war sich nicht sicher, ob er sich darüber freuen sollte, oder nicht.

Die Augen des Dämons glühten in einem Rot, wie es Bakura noch nicht mal bei Osiris gesehen hatte. Yami gab nun erneut ein Fauchen von sich, diesmal lauter und seine spitzen Fangzähne traten hervor. Katzengleich sprang er vom Bett und visierte nun Mahado und Mana an, fauchte wieder drohend. Dies schien auch Seth endlich zu wecken, denn in dem Bett regte sich etwas und als der Lord die fremden Auren spürte setzte er sich ruckartig auf.

Seine kalten Augen wanderten von Mana und Mahado, über seinen Dämonen zu Bakura und sein anfangs überraschtes Gesicht wurde wieder überlegen. „Hast du das Gift also überlegt, Verräterin,“ sagte Seth an Mana gewandt und stand seelenruhig auf. Er wusste, würde sich einer von ihnen bewegen, würde sich Yami auf sie stürzen. „Und jetzt seit ihr gekommen um mir meinen Schatz wieder wegzunehmen? Wolltet ihn wohl töten? Feige aus dem Hinterhalt?“ fragte er neckend und richtete seine Kleidung.

Bakuras Hand legte sich instinktiv auf den Schwertknauf. Ihm gefiel der Unterton in Seths Stimme nicht. Es klang ganz so, als würde er etwas planen. „Warum kämpft ihr nicht offiziell gegen ihn? Ein fairer Zweikampf, hm?“ ohne eine Antwort abzuwarten zog Seth an einem Seil und schien dadurch wohl einen Alarm oder etwas ähnliches ausgelöst zu haben, denn kurz darauf waren Schritte zu hören und Mariku und Rafael erschienen mit gezogenen Schwertern im Raum.

Bei Marikus Anblick begann Yami erneut zu fauchen, da er sich an den Vampir erinnerte und er zählte nicht gerade zu seinen Freunden. Doch ein kurzes ‚Shht’ seitens Seths brachte ihn wieder zur Ruhe. Bakura biss sich auf die Unterlippe. Der Blauäugige schien also tatsächlich die volle Kontrolle über den Jüngeren zu haben. Aber vielleicht erkannte Yami ihn ja doch.

„Yami,“ sagte er und trat ein paar Schritte auf den Dämon zu. Beim Klang seines Namens wirbelte der Schwarzhaarige herum und fauchte Bakura drohend an. Schließlich hatte dieser soeben versucht ihm einen Dolch in den Körper zu rammen. „Erkennt du mich denn nicht? Ich bin’s, Bakura.“ Er machte einen weiteren Schritt auf Yami zu, woraufhin dieser zu knurren begann und seinen Körper anspannte, als wolle er sich jeden Moment auf den Älteren stürzen. „Du kennst mich doch!“

Seth lachte schallend auf. „Das ist wirklich köstlich! Dabei hab ich mir erst noch Sorgen gemacht, dass er auf dich hören könnte!“ erneut lachte er amüsiert. /Scheint wohl doch keine so starke Bindung zu ihm zu haben, wie Sethos zu Atem. Oder es liegt daran, dass er ihn gerade angegriffen hat./

Bakura biss sich auf die Unterlippe, doch so schnell würde er nicht aufgeben. „Yami, hörst du mich?“ doch wieder gab der Angesprochene nur ein drohendes Fauchen von sich. Unruhig streifte Mahados Blick durch den Raum. Ihm kam die Idee Yami von hinten anzugreifen, solange Bakura ihn ablenkte, doch würden die beiden anderen Vampire das sicherlich nicht zulassen, die noch immer auf den Befehl ihres Lords zu warten schienen.

Der Weißhaarige machte unter dessen einen weiteren Schritt auf Yami zu, welcher sich daraufhin auf ihn stürzte. Die Zähne waren gebleckt, bereit dazu sie in das warme Fleisch zu rammen. „YAMI! ZURÜCK!!“ brüllte Seth und seine Worte wurden begleitet durch einen heftigen Stromstoß, der durch die drei Ringe an Yamis Armen und Hals gejagt wurde.

Wie von der Tarantel gestochen stolperte der Dämon zurück und jankte schmerzhaft auf. Untergeben duckte er sich und blickte so seinen Herrn von unten herauf an, welcher ihn böse anfunkelte. „Hab ich dir erlaubt ihn anzugreifen?“ fragte er zischend. „Wenn du meinen Befehlen nicht gehorchst gibt es kein Blut!“ Seth untermauerte seine Worte, in dem er erneut Strom durch die Ringe schoss und Yami wimmerte leise.

„HÖR AUF DAMIT!!“ fauchte Bakura wütend und stürzte sich auf den Braunhaarigen, doch Mariku kam ihm zuvor und stieß den Weißhaarigen zur Seite, hielt ihm drohend seine Schwertklinge an die Kehle.

„Aufhören?“ fragte Seth, der den ersten Schreck überwunden hatte und nun lässig die Fernbedienung in der Hand hielt. „Etwa hiermit?“ seine Augen funkelten bösartig und erneut schockte er den Dämon. Yami war in die Hocke gegangen und wimmerte leise vor sich hin, während er die Hände um sein Halsband gelegt hatte und daran zog.

„Lass ihn in Ruhe!“ rief Bakura erneut und machte Anstalten auf den Lord zuzugehen, doch Mariku drängte ihn gegen den Bettpfosten. Das die Schwertklinge dabei in die Haut des Halses schnitt und ein dünnes Blutrinnsal bildete störte ihn nicht. „Hör auf ihm weh zu tun, oder...“ Langsam hob Yami den Kopf, wimmerte noch immer leise, wenn auch weniger wegen der Schmerzen, als aus dem Grund, dass er kein Blut bekam, wenn er Seth verärgerte. Bakuras Stimme drang nur halb zu ihm durch, doch kam ihm der Klang vertraut vor und nachdenklich blickte er ihn an.

Der Weißhaarige hatte ihn töten wollen, aber dennoch sagte ihm sein Gefühl, dass er ein Freund war. Für einen kurzen Moment wurde das Rot in den einstigen Amethysten schwächer, doch Seths Stimme holte den Dämon in die Realität zurück. „Oder was?“ fragte Seth kühl. „Was willst du dann ausrichten, hm?“

Bakuras Miene verfinsterte sich. „Dann werde ich dich töten,“ zischte er.

„Wenn er dich da mal nicht zuerst tötet.“ Der Braunhaarige wand sein Gesicht von Bakura ab, als sich etwas an seinem Hemd klammerte. Der Dämon blickte ihn unterwürfig aus seinen gefährlichroten Augen an und bot ihn erneut den Hals an und ohne zu zögern kam Seth der Einladung nach und biss Yami in die weiche Haut. Bakura wollte sich losreißen, doch Mariku stieß ihn gegen den Bettpfosten und drehte ihn den Arm auf den Rücken.

„Wir beide haben noch eine Rechnung offen,“ zischte er Bakura ins Ohr und funkelte ihn an. Dessen Demütigung hatte er nicht vergessen.

Liebevoll tätschelte Seth seinem Haustier den Kopf. „Ich verzeihe dir deinen Fehler noch mal und bin bereit dir wieder Blut zu geben,“ sagte und bei dem Wort ‚Blut’ fauchte Yami begierig. „Vorausgesetzt du tötest Bakura in einem kleinen Spiel.“

„Spiel?“ fragte Bakura und knurrte, als Mariku seinen Arm stärker festhielt. Fragend legte der Dämon den Kopf auf die Seite.

„Ganz genau. Aber als erstes, Rafael? Bring die beiden in den Kerker.“ Er deutete auf Mana und Mahado und letzterer zog sofort sein Schwert und stellte sich schützend für Mana. „Nun mach doch keine Dummheiten. Aber von mir aus kämpfe ruhig gegen Rafael. Und nun zu dir, Bakura.“ Der Lord lächelte hinterhältig und fuhr Yami noch immer über den Kopf, was Bakura erneut wütend knurren ließ. „Du darfst sämtliche dir zur Verfügung stehende Waffen benutzen, um Yami ebenfalls zu töten und dich frei im gesamten Schloss bewegen. Gelingt es dir Yami zu töten oder das Schloss lebend zu verlassen bist du frei, wenn nicht dann wird dich Yami umbringen, alles klar?“

Die braunen Augen Bakuras funkelten wütend. „Du wirst es sein, den ich umbringen werde!“ rief er, rammte Mariku sein Knie in den Magen und befreite sich so aus dessen Griff. Auf Seth zugehend zog er sein Schwert und hob es zum Schlag, als sich etwas rotäugiges mit lautem Fauchen auf ihn stürzte.

Bakura sah auf, in Yamis Gesicht und dann auf die Hand, die der Schwarzhaarige kurz darauf mit gewaltiger Kraft in Bakuras Brustkorb rammte. Dieser keuchte schmerzhaft auf und konnte nicht anders, als in diese blutroten Augen zu sehen. „Ya...Yami,“ sagte er leise, doch der Dämon zeige keinerlei Reaktion, sondern trieb seine Nägel noch tiefer in das Fleisch seines Freundes.

Bakura vs. Yami

Aus gewissen Gründen werde ich mich zu diesem Kapitel einfach mal enthalten.

Also, viel Spaß beim Lesen.

Falls man es denn so nennen kann....
 


 

29. Bakura vs. Yami
 

Bakura stieß gegen die Wand, als sich Yamis Hand mit aller Gewalt in ihn bohrte und der Schmerz brachte seinen Körper zu erzittern, während zwei emotionslose Rubine ihn anstarrten. „Ya...mi,“ wiederholte Bakura erneut, doch auch diesmal zeigte der Dämon keinerlei Reaktion, sondern fauchte leise.

„Töte ihn Bakura!“ rief Mahado vom anderen Ende des Raumes. „Du siehst doch selbst, dass er nicht mehr zu retten ist! Verdammt, bring ihn endlich um!!“

„Kümmere dich lieber um deinen eigenen Kram!“ mischte Rafael sich ein und zog nun ebenfalls sein Schwert, um gegen den Widerstand seiner eigentlichen Gefangenen anzukommen. Mahado blockte die ersten Schläge mit Leichtigkeit ab, doch hatte sich Mariku von Bakuras Schlag wieder gefasst und kämpfte nun ebenfalls gegen den Braunhaarigen. Zumindest wollte er es, doch Mana bewies, dass sie es ebenfalls verstand mit dem Schwert umzugehen und stellte sich dem Sandblonden entgegen.

„Bakura!“ rief Mahado über die Schulter hinweg und funkelte den Weißhaarigen an, der die Augen verdrehte.

„Ja doch!“ fauchte dieser und konzentrierte sich dann wieder auf Yami. Die Hände hebend packte er den Arm des Dämons und stieß diesen so von sich, sog zischen die Luft ein, als dessen Krallen aus der Wunde gezerrt wurden. Der Schwarzhaarige stolperte rückwärts und blinzelte verwirrt. Anscheinend hatte er nicht damit gerechnet, dass sein Opfer sich wehren würde.

Schnell jedoch fing er sich wieder und wollte sich mit einem weiteren Fauchen erneut auf Bakura stürzen, doch dieser tauchte unter Yami hinweg, wurde zum Falken und flog aus dem Zimmer, was den Schwarzhaarigen in Rage zu versetzen schien, denn wütend schrie er und hetzte dem Weißhaarigen nach. Doch schien er als Dämon vergessen zu haben, dass auch er die Gestalt eines Vogels annehmen konnte.

„Scheint so, als ob der Feigling fliehen wollte,“ sagte Seth abfällig und beobachtete dann die anderen vier Kämpfenden in seinem Schlafzimmer. „Ich verlass mich auf euch.“ In seiner Stimme schwang eine Drohung mit, die klar machte, dass es Ärger geben würde, wenn sie ihn enttäuschten. Dann verließ Seth sein Schlafzimmer um in das seines Lieblingsweibchens Ishizu zu gehen. Hier würde er heute sicherlich keinen Schlaf mehr finden und so konnte er sich gleichzeitig auch noch ein wenig vergnügen.

Die Worte des Lords waren jedoch gar nicht zu den Vampiren durchgedrungen. Zu beschäftigt waren sie damit sich gegenseitig zu bekämpfen. Rafaels Schwert stob vor und hastig wand Mahado den Kopf zur Seite. Ein feines Blutrinnsal zog sich über seine Wange und seine Miene verfinsterte sich, als der Blonde daraufhin überlegen grinste. /Ja, überschätz dich nur!/ forderte Mahado ihn stumm auf und führte einen halbherzigen Angriff durch, um seinen Gegner in Sicherheit zu wiegen. /Wehe dir Bakura, wenn du Yami nicht vernichtest!/
 

Vor sich hin knurrend stiefelte Yami durch die Gänge des Schlosses, auf der Suche nach Bakura. Er hatte den Raubvogel verloren und versuchte nun dessen Geruch zu wittern, was ihm jedoch nicht gelingen wollte, da das Schloss von so vielen anderen Gerüchen und Auras durchströmt wurde, dass es schwierig war eine einzelne herauszukristallisieren. Verstimmt fauchte Yami, denn er war schon wieder durstig, doch sein Herr würde ihm nichts geben. Nicht, bevor er Bakura tot zu ihm gebracht hatte.

Der Dämon wusste nicht, dass zwei Falkenaugen ihn verfolgten und deren Besitzer von Nische zu Nische hüpfte, immer darauf bedacht kein Geräusch zu verursachen oder in Sichtweite der roten Augen zu gelangen.

Bakura haderte mit sich. Einerseits musste er Yami töten, doch andererseits wollte er, nun da er sich nicht mehr unter Mahados aufmerksamer Aufsicht befand, versuchen den Schwarzhaarigen zu bekehren. Doch war ihm schleierhaft, wie er das anstellen sollte. Yami hatte ihn vorhin nicht erkannt und war ohne zu zögern auf ihn losgegangen und solange Seth ihm Blut für Bakuras Tod versprach würde er auch sicherlich nicht mit sich reden lassen.

Er beobachtete seinen Schützling, der die Nase nun in die Luft reckte und schnupperte. Sein Verhalten ähnelte dem eines Tieres, welches nur um sein Überleben kämpfte. So hatte auch Kisara Atems Verhalten beschrieben, nachdem er auf die Werwölfe losgegangen war. Bakura war sich sicher, dass es Sethos damals irgendwie gelungen war zu dem Dämon durchzudringen, nur wie hatte er das angestellt? /Wenn ich das wüsste dann hätte Yami noch eine Chance, aber wenn ich nicht zu ihm durchdringen kann und er Seth gehörig ist, dann wird sein Weiterleben zur Auslöschung der Werwölfe führen./

Eine eisige Faust schien sich um sein Herz zu krallen als er in Erwägung zog, wie er Yami besiegen konnte. Mahado hatte recht gehabt und auch Bakura war klar, dass er in einem Zweikampf unterliegen würde. Einzig aus dem Hinterhalt hatte er eine Chance gegen den Dämon. Doch wenn es sogar misslungen war ihn im Schlaf zu töten, schien selbst ein Angriff aus dem Hinterhalt ein großes Risiko darzustellen.
 

Mana stolperte zurück und konnte den nächsten Schlag nur mit Mühe abblocken. Mariku war ein starker Gegner und auf die Hilfe Mahados konnte sie nicht hoffen, da dieser ebenfalls von Rafael in Schach gehalten wurde. Seths Wachen waren verdammt stark und schienen jede Flinte im Voraus zu erkennen. Die beiden Braunhaarigen würden geschickt vorgehen müssen, wenn sie ihre Gegner irgendwie bezwingen wollten.

Das Mädchen wich weiter zurück, stolperte über den Stuhl, der ihm Weg stand und ging mit diesem zu Boden. Ein stechender Schmerz ging durch ihre Schwerthand, da sie ihre Waffe weiterhin umklammert hatte. Kurz verzog sie schmerzhaft das Gesicht, ehe sie sich wieder aufrichten wollte, doch wurde Mana ein Strich durch die Rechnung gemacht, denn Mariku kniete plötzlich über ihr, die Hand auf ihre verletzte gelegt um zu verhindern, dass sie das Schwert gegen ihn erheben konnte.

„Endstation Püppchen,“ raunte der Sandblonde mit einem gehässigen Unterton in der Stimme.

„Mana!“ Mahado wollte herumwirbeln, doch Rafael erinnerte ihn mit einem gezielten Schlag daran, dass er ihn noch immer nicht besiegt hatte.

„Hier spielt die Musik, Freundchen,“ zischte der Blonde und Mahado hob schützend sein Schwert, um den nächsten Angriff zu blocken.

„Du hättest damals mein Angebot annehmen und dich mir hingeben sollen,“ raunte Mariku und betrachtete lüstern den schlanken Körper Manas, welche ihm dafür am liebsten eine geknallt hätte. Doch sie versuchte sich zu beherrschen, denn wenn sie Mariku ausschalten wollte, dann musste sie sein Spiel mitspielen.

„Was damals nicht wahr kann man doch noch immer nachholen,“ sagte Mana mit zärtlicher, nach Liebe dürstender Stimme und hob ihre freie Hand, um Marikus Brustkorb hinaufzustreicheln.

Der Sandblonde schwieg einen Moment, denn Manas Handlung irritierte ihn, ehe er dreckig zu grinsen begann. „Was soll der Sinneswandel Süße? Wenn du glaubst, dass ich Erbarmen mit dir haben werde, dann...“ seine Worte wurden von zwei weichen Lippen erstickt und ein süßliches Parfüm stieg ihm in die Nase, welches seine Sinne zu betören begann. Die freie Hand Manas hatte die obersten Knöpfte von Marikus Hemd gelöst und strich nun über die freigelegte Haut.

„Alles, was ich will, bist du,“ hauchte die Braunhaarige verführerisch und blickte sehnsuchtsvoll in die Lavendelaugen des Vampirs. „Ich sehne mich nach den starken Armen eines Mannes, wie du es bist.“ Zärtlich streichelte ihre Hand nun über die Wange des Älteren, welcher in ihrem Bann gefangen zu sein schien. Innerlich grinste Mana gehässig. Wenn es eins gab, dem kein Mann widerstehen konnte, dann waren es die Waffen einer Frau. Mit ihrer Hand ausholend versuchte sie den Sandblonden noch mehr die Sinne zu benebeln, damit er nicht mitbekam, was sie wirklich vorhatte.

„Bitte...küss mich,“ forderte sie und tatsächlich konnte Mariku ihren Worten nicht widerstehen. Sich vorbeugend registrierte er die Hand nicht, welche auf seine Schläfen zuschnellte und kurz darauf in das Land der Träume schickte.

Ächzend schob Mana den bewusstlosen Körper von sich und wischte sich angewidert über den Mund. „Männer sind so was von primitiv,“ zischte sie abfällig, stützte ihre verletzte Hand mit einem Stück Stoff und ergriff dann ihr Schwert, um Mahado im Kampf zu helfen. Rafael war sichtlich überrascht, als er plötzlich zwei Gegner vor sich hatte, denn da er so auf den Kampf konzentriert war hatte er Mariku und Mana gar nicht mehr beachtet. Nun warf er jedoch einen kurzen Blick auf den Sandblonden, welcher bewusstlos am Boden lag. /Schwächling!/ grummelte er stumm vor sich hin und änderte seine Strategie, um sowohl Mana, als auch Mahado zu entwaffnen.
 

Yami verfolgte Bakuras Aura in einen Teil des Schlosses, der schien, als ob er seit Ewigkeiten nicht mehr betreten worden war. Eine dicke Staubschicht bedeckte den Boden und zeichneten somit Fußspuren einer Person ab, die diesen Teil anscheinend betreten zu haben schien. Mit der Vermutung, dass es sich um die Spuren Bakuras handelte folgte Yami diesen, bis in die Mitte des Raumes.

Ein sarkophagähnliches Gebilde war dort aufgebaut worden, in dessen Stein Worte einer Sprache gehauen worden waren, die so gut wie niemand mehr kannte. Den Deckel des Sarges hatte jemand zu Boden gestoßen, wo er in mehrere Teile zerbrochen war. Die Spuren endeten direkt vor dem Sarkophag, in welchem nichts mehr, außer einer schwarzen Schriftrolle zu finden war.

Doch dafür interessierte sich der Dämon nicht. Unzufrieden vor sich hin fauchend begann er sich wieder auf Bakuras Aura zu konzentrieren, die ihm plötzlich sehr nahe war und das klimpernde Geräusch, als ein Schwert aus seinem Schaft gezogen wurde bestätigte diese Tatsache noch. Yami wirbelte herum, fauchte drohend und wich dem Schwert aus, ehe er sich auf Bakura stürzte.

Die Hände in die Schultern des Weißhaarigen krallend, wollte er diesen mit sich zu Boden stürzen, doch dieser schien damit gerechnet zu haben und stolperte statt dessen nur einen Schritt zurück.
 

Bakura starrte in zwei blutrote Augen, in denen die Gier nach Blut zu sehen war. Boshaftes Fauchen drang an seine Ohren und wurde nur noch lauter, als er die Arme um Yami schlang und diesen so fest an sich presste. Ehe der Dämon die Chance dazu hatte sich zu befreien, zog Bakura einen Dolch aus seinem Ärmel und rammte diesen zwischen die Rippen des Jüngeren. Ein schmerzhaftes Fauchen verließ dessen Lippen und er begann sich zu winden, um der Umklammerung zu entkommen, doch Bakura hielt ihn fest.

„Verzeih, dass ich es nicht geschafft habe, dich zu beschützen,“ flüsterte Bakura, obwohl er innerlich wusste, dass seine Worte Yami nicht erreichen würden. Sein Gesicht vorbeugend versiegelte er Yamis Lippen mit den seinen und für einen kurzen Moment erstarrte der Dämon. Das Gefühl, dass ihn plötzlich durchströmte erinnerte ihn an etwas. Etwas, was fast so schön war, wie...Blut.

Kaum, dass ihm die Bedeutung dieses Wortes wieder klar wurde war der Zauber verschwunden und Yami biss dem Weißhaarigen wütend auf die Lippen, sodass diese bluteten. Laut fauchte er und stieß Bakura endgültig von sich. Er musste ihn töten. Musste es tun, damit Seth ihm Blut brachte. Er musste dessen Befehlen gehorchen, sonst gab es nie wieder Blut für ihn.

Den Dolch aus seinen Rücken ziehend benutzte nun Yami selbst diese Waffe und stieß sie Bakura, auf Herzhöhe, in die Brust. Ein stechender Schmerz jagte durch den Körper des Weißhaarigen und keuchend versuchte er Luft in seine Lungen zu pumpen. Hände krampften sich in die Unterarme Yamis, welcher dem Ende seines Gegners seelenruhig entgegen sah.

Zufrieden brummte der Dämon vor sich hin und zog den Dolch zurück, was Bakura ein weiteres Aufkeuchen entlockte und dazu veranlasste in die Knie zu gehen. Doch weigerte er sich Yami loszulassen, sank statt dessen gegen dessen Oberkörper. Bakuras Atem ging stoßweise und erschöpft schloss er seine Augen. Das also sollte sein Ende sein? /Zumindest ist mein Geliebter bei mir./ versuchte er sich zu trösten, öffnete seine Augen einen Spaltbreit und hob eine zitternde Hand, um Yamis Wange zu berühren.

Der Dämon zeigte keinerlei Reaktion. Beobachtete nur zufrieden, wie der Vampir schwächer wurde und das Leben seinen Körper verließ. Nun musste er diesen Körper nur noch zu Seth bringen und dann würde er endlich wieder Blut bekommen. Zufrieden mit sich selbst ließ Yami sogar geschehen, dass Bakuras Hand über seine Wange streichelte, wartete, bis die Hand erschlaffte und die Augen des Vampirs sich wieder schlossen.

Noch war er nicht tot, doch seine Atmung wurde mit jeder Sekunde flacher und leise fauchte Yami, so als forderte er den Weißhaarigen dazu auf sich nicht zu sehr an sein Leben zu klammern, sondern endlich aufzugeben. Langsam beugte er sich zu ihm hinab und hob ihn dann auf seine Arme, um ihn Seth zu bringen. Freute sich schon innerlich auf das Blut, welches er sicherlich bekommen würde.
 

Das Reißen von Stoff mischte sich unter dem der aufeinander prallenden Klingen, als Rafaels Schwert den Hemdärmel Mahados durchtrennte und eine tiefe Schnittwunde hinterließ. Zischend sog der Braunhaarige die Luft ein, während Mana ihn besorgt einen Seitenblick zuwarf, ehe sie sich selbst wieder auf den Kampf konzentrieren musste. Dieser Clown musste doch langsam mal erschöpft sein! Immerhin kämpfte er mit zwei Vampiren gleichzeitig, doch schien Rafael das locker wegzustecken und teilte weiterhin kräftige Schläge aus, die nichts von ihrem Elan zu verlieren schienen.

Allmählich hatte Mahado genug! Die Schnittwunde an seiner Wange, war zwar sogleich wieder verheilt und mit seinem Arm würde sicherlich das selbe passieren, doch pochte dieser unangenehm und durch die Bewegungen, der er ausführen musste, um sein Schwert zu führen, floss immer mehr Blut aus der Wunde und wenn er nicht mehr genug besaß, konnten seine Heilkräfte nicht wirksam werden.

Mahado knurrte vor sich hin, während er einen weiteren Schlag parierte, was ihm diesmal schwerer fiel, als noch einige Schläge zuvor. Seine Kraftreserven waren allmählich aufgebraucht und auch Mana würde nicht mehr lange durchhalten. Dann hieß es eben zu schmutzigen Tricks greifen, auch wenn dies nicht sein Stil war, wo Mahado doch eigentlich ein ehrenhafter Kämpfer war.

So unauffällig wie möglich verschwand er mit seiner freien Hand unter dem Umhang und suchte dort nach dem Fläschchen mit Sand. Sobald er es gefunden hatte, löste er den Korken, zog die Hand hervor und schleuderte Rafael den Sand ins Gesicht. Schmerzhaft schrie dieser auf, als die Körner in seine Augen gelangten und kniff diese zusammen. /Jetzt/ mit einem gezielten Faustschlag gegen die Schläfen verpasste Mahado dem Wächter den Knock out und der Blonde ging zu Boden, wo er bewusstlos liegen blieb.

Erschöpft und nach Atem ringend blickten die beiden Vampire sich an. „Alles ok bei dir?“ fragte Mahado, woraufhin Mana nickte.

„Ja,“ hauchte sie.

„Gut. Dann sollten wir jetzt zusehen, dass wir Bakura finden. Der Trottel wird es sicherlich nicht fertig bringen den Dämon zu töten.“ Er steckte sein Schwert zurück in den Gürtel und Mana tat es ihm gleich, sah ihn jedoch verärgert an.

„Hör auf ihm Vorurteile zu machen!“ sagte sie ernst. „Er liebt Yami! Wie soll es ihm da leicht fallen?“

„Dann sollte er sich mal besser überlegen, in welche Art Monster er sich verliebt.“

Mana krampfte ihre Hände zu Fäusten und musste sich zur Ruhe zwingen, um Mahado keine Ohrfeige zu verpassen. „Du bist unmöglich,“ zischte sie. „Warum kannst du nicht endlich friedlich mit ihm stellen?“

„Er ist nicht das Problem, sondern der Dämon!“ fauchte Mahado und funkelte Mana an. „Ich habe einfach keine Lust auf einen weiteren Krieg, ok? Komm jetzt!“ damit wandte er sich um und rauschte mit wehendem Umhang aus dem Schlafzimmer. Die Braunhaarige seufzte tief und schüttelte einfach nur den Kopf über ihren Freund, ehe sie ihm folgte.
 

Yami unterdessen war dabei Bakura zurück ins Schlafzimmer Seths zu bringen, doch waren seine Schritte langsam und zögerlich. Immer wieder wanderten die roten Augen zu dem Vampir, den er trug und ein leises kurzes Winseln verließ seine Kehle. Aus einem für ihn unerfindlichen Grund wollte er nicht, dass der Weißhaarige starb.

Verwirrt blieb Yami stehen. Warum wollte er den Vampir nicht tot sehen? Er würde kein Blut mehr bekommen, wenn er ihn nicht tötete. Schnuppernd nahm er den Geruch Bakuras war und erschauerte, schüttelt hastig den Kopf. Der Dämon wollte Blut, doch gleichzeitig wollte er Bakura nicht töten, dessen Aura nur noch ein schwacher Funken war, wie der einer Kerze, die man ausgeblasen hatte. Einen Moment lang war er noch zu sehen und glimmte kurz auf, wenn man ihn anpustete, doch schnell ging seine Zeit zu Ende und von der einst hellen Flamme war nur noch der schwarze Docht, ein Häufchen Asche, übrig.

„...Kura,“ kam es stockend über die Lippen des Schwarzhaarigen, denn als Dämon sprach er normalerweise nicht. Seine Hände begannen zu zittern und er ließ sich mit dem Weißhaarigen auf den Boden sinken. „Bakura,“ wiederholte Yami, diesmal sicherer, als beim ersten Mal. Erinnerungen kamen in dem Dämonen hoch und sie machten ihm deutlich, dass Bakura ein Freund und kein Feind war. Das er ihn mochte und das er....

...wichtiger war, als Blut.

Yami kniff die roten Augen zusammen wand sich wie in einem inneren Kampf hin und her, presste sich selbst die Hände auf die Schläfen. Sein Innerstes war hin und her gerissen, zwischen dem Wunsch Blut von seinem Herrn zu bekommen und jemanden zu beschützen, den er mochte und das sehr. Der Schwarzhaarige fauchte und wimmerte, während seine Gedanken Achterbahn fuhren.

Er sah sich, wie Bakura ihn küsste, glaubte dessen Hände auf seiner Haut zu spüren. Dann war da das Blut, welches seine Lippen benetzte und seinen Körper mit Leben füllte. Ein Gedanke schoss durch Yamis Kopf, welcher den inneren Kampf auflöste und die stärkere Partei zum Sieg führte. /Eher würde ich sterben, als einen meiner Freunde oder meinen Clan zu verraten!/

Yamis Kopf leerte sich, sein Zweikampf war entschieden. Seine Hände zitterten leicht, als er sie von seinen Schläfen nahm und neben sich sinken ließ. Tief atmete er ein und aus und versuchte das Gefühl zuzuordnen, welches ihn durchströmte. Der Schwarzhaarige spürte das pulsieren einer großen Macht in seinem Körper und auch deren Wunsch nach Blut, doch schien es dieser Drang nicht mehr zu wagen, nach seinen eigenen Regeln zu spielen.

Langsam öffneten sich Yamis Augen und die Amethyste blinzelten einen Moment lang verwirrt. Diese Gänge gehörten eindeutig nicht zum Atemu Castle! Dann kamen die Erinnerungen zurück, schlugen in seinem Bewusstsein ein, wie Blitze und machten ihm klar, was er getan hatte. Die violetten Augen weiteten sich erschrocken und Yami beugte sich zu Bakura hinab, zog dessen Oberkörper in eine aufrechte Position.

„BAKURA!!“ verzweifelt rüttelte er an den Schultern des Weißhaarigen. „Bakura wach auf, bitte! Du bist nicht tot! So ein kleiner Kratzer bring dich doch nicht um! Bakura! Bakura!!“ Tränen strömten über seine Wangen, tropften auf das Gesicht des Toten. „Bakura!“ Yami schluchzte, was seinen Körper jedes Mal erzittern ließ. Bakura war tot. Er hatte Bakura getötet und das nur, um an Blut zu kommen! „Bakura...,“ immer wieder wiederholte Yami den Namen des Weißhaarigen, auch wenn seine Stimme mit jedem Mal leiser zu werden schien.

Er nahm Bakuras Aura nicht mehr wahr und vergrub das Gesicht in dessen Haaren. Warum nur hatte er sich nicht besser unter Kontrolle gehabt? Warum hatte er Bakura nicht schon früher wieder als Freund erkannt? Wie hatte er nur so dem Blut verfallen können?
 

„Hast du das gehört?“ fragte Mana, als die Rufe des Dämons durch das Schloss hallten.

Mahado nickte. „Klang nach Yami. Schnell, hier lang!“ sein Schwert ziehend bog er in einen Gang ein und beschleunigte seine Schritte. Anscheinend hatte sich seine Vermutung bestätigt. Bakura hatte die Sache vermasselt! Der starken Aura folgend liefen sie durch die Gänge und brauchten nicht lange, bis sie Yami und Bakura gefunden hatten. „Na warte,“ zischte Mahado leise und hob sein Schwert, bereit dem Dämon damit die Kehle durchzuschneiden.

Manas Blick wanderte von dem Braunhaarigen zu Yami und hielte ersteren dann zurück. „Warte!“

„Worauf?“ fragte Mahado. „Das er sich wieder erholt?“

„Merkst du es denn nicht?“ fragte Mana sanft und wies dann mit einer Kopfbewegung auf den Schwarzhaarigen. „Aber wenn dem nicht so ist, dann sag mir zumindest, ob ein Wesen, dass nur nach Blut dürstet weinen würde.“ Verwundert hob Mahado eine Augenbraue an und wandte das Gesicht nun genau Yami zu, dessen Körper noch immer bebte und sein Schluchzen hallte von den Wänden wider. Der Braunhaarige ließ sein Schwert sinken, konnte nicht glauben, was er da sah.

War sein Lord wieder er selbst? Doch Bakura....er spürte seine Aura nicht mehr. Hatte Yami ihn getötet, bevor er die Kontrolle zurückerlangte? Mahado, spürte einen leichten Stich, als ihm diese Tatsache klar wurde. Auch, wenn er nicht gut Freund mit dem Weißhaarigen gewesen war, so waren sie seit Jahren Angehörige des selben Clans gewesen. Und als Menschen, die beide von Osiris zu Geschöpfe der Nacht gemacht wurden, waren sie gewissermaßen auch Brüder.
 

Allmählich ebbte Yamis Schluchzen ab und an der Stelle der Trauer trat grenzenlose Wut! Wut auf Seth, der ihn dazu getrieben hatte Bakura anzugreifen. Wut, da diese den Drang in ihn verstärkt hatte, sodass Yami die Kontrolle über sich selbst wahrscheinlich für immer verloren hätte. Seine Augen wurden nicht wieder rot, doch glühten sie in einer Intensität, die beängstigender wahr, als das Rot.

Er ließ zu, dass die Kraft in ihm nach draußen gelang denn nun war er sich sicher, dass er sie würde kontrollieren können. Energiewellen gingen von seinem Körper aus, ließen Mahado und Mana erzittern. Sanft legte Yami Bakuras Körper auf dem Boden ab, stand dann auf und hob den Blick, in dem sich endloser Zorn widerspiegelte. Der Blick traf seine Vampire, die sich sogleich vor ihm verbeugten. „My Lord,“ hauchte Mahado und konnte ein Zittern seines Körpers nicht unterdrücken. Diese Kraft, die sein junger Herr ausstrahlte, war noch stärker, als zuvor in seiner Dämonengestalt. „Es tut gut zu wissen, dass Ihr wieder Ihr selbst seid.“

Yami presste die Lippen aufeinander, ehe er antwortete. „Steht auf!“ befahl er. „Jemand wie ich ist nicht würdig, dass man vor ihm auf die Knie sinkt.“ Zögerlich kamen die beiden Braunhaarigen der Aufforderung nach und Mana wollte schon zu einem Widerspruch ansetzen, um den Jüngeren von dessen Meinung abzubringen, doch mit einem Blick brachte er sie zum Schweigen.

„Nehmt Bakura und geht zurück zum Atemu Castle. Ich will nicht noch mehr Freunde verlieren,“ sagte Yami und ging an den beiden vorbei, doch Mana erhob nun doch noch das Wort.

„Aber was ist mit Euch?“ wollte sie wissen.

„Ich habe noch ein Huhn mit Seth zu rupfen.“ Mit diesen Worten rauschte der Lord an den beiden vorbei und machte sich auf der Suche nach dem Braunhaarigen.

Sethos Vermächtnis

30. Sethos Vermächtnis
 

„SETH!!!“ wie von der Tarantel gestochen setzte der Gerufene sich in dem Bett auf und war hellwach. Ebenso, wie der Rest des Schlosses, denn den Rufen folgte lautes Türen schlagen. „SETH!! KOMM RAUS, DU BASTARD!!“ erschrocken setzte sich nun auch Ishizu auf und bedeckte ihren Oberkörper mit der Bettdecke, ehe sie ihren Lord fragend ansah.

„Wer ist das?“ wollte sie wissen. Ihr Clan war zwar groß, dennoch kannte sie jeden einzelnen der Vampire, aber diese Stimme konnte sie beim besten Willen nicht zuordnen. Seth anscheinend ebenso wenig. Aus dem Bett steigend zog er sich hastig seine Sachen wieder an und war fast fertig, als die Tür zu Ishizus Zimmer aufstob und ein vor Wut kochender Yami im Türrahmen stand, eine gewaltige Aura mit sich bringend, welche die Schwarzhaarige dazu veranlasste verängstigt die Luft einzuziehen und ihren Lord erstarren ließ.

Die violetten Augen funkelten gefährlich und ihr Besitzer nahm zwei große Schritte, um Seth zu erreichen. Yami packte die Kehle des Braunhaarigen und drückte ihn mit den Rücken an die Wand, begann langsam zuzudrücken und dem Vampir somit die Luft abzuschnüren. „Nenn mir nur einen guten Grund, dich nicht auf der Stelle zu töten!!“ schrie er den Älteren an.

Seths Hände lagen auf den Handgelenken Yamis, versuchten diesen so von sich zu drücken, doch der Dämon besaß eine so immense Kraft, dass es ihm nicht mal gelang einen Finger von seinem Hals zu drücken. Saphire starrten in Amethyste, in denen Wut, Zorn und Hass loderten. Doch auch der Schmerz, die Trauer und der Selbsthass, wegen des Verlustes eines guten Freundes war in ihnen zu sehen.

Seth erzitterte, doch nicht nur auf Grund des Luftmangels, sondern auch wegen eines anderen Gefühls, welches er seit Jahren nicht mehr gespürt hatte und ihm nun zu deutlich in den Augen geschrieben stand:

Angst

„Was soll das?“ tat Seth unschuldig und versuchte sich seine Furcht nicht allzu sehr anmerken zu lassen. „Wenn du mir nicht gehorchst gibt es kein Blut mehr für dich.“

Yami lächelte jedoch nur kühl und drückte fester zu, bohrte seine Nägel dabei in die weiche Haut des Halses. „Der fehlende Sauerstoff scheint dir das Hirn zu vernebeln. Du hast keine Kontrolle mehr über mich!“

Auf die Lippen des Braunhaarigen stahl sich ein kleines Grinsen, als sich eine Hand von Yamis Arm löste und in seinen Mantel griff. /Wir werden ja sehen, wer hier die Kontrolle über wem hat!/ drohte er stumm und betätigte den Knopf für die Metallringe, welche er dem Dämon angelegt hatte. Doch sein Gegenüber zeigte keinerlei Reaktion und verwirrt wanderte sein Blick zu dem Hals Yamis, von welchem der Metallreifen verschwunden war.

Eine der schwarzen Augenbrauen hob sich fragend, ehe ihr Besitzer Seths Blick folgte und dann den Kopf schüttelte, als hätte der Braunhaarige eine dumme und naive Tat begangen. „Denkst du ich lasse mich noch einmal an die Leine legen?“ wollte Yami zischend wissen und fuhr Seth mit seinen Nägeln durchs Gesicht, sodass sich drei blutige Striemen quer über Wange, Nase und Auge zogen. „Und du hast mir noch immer meine Frage nicht beantwortet! Warum sollte ich dich nicht auf der Stelle töten??“

Seth schloss für einen Moment die Augen und versuchte gleichmäßig und ruhig zu atmen, ehe er Yami wieder mit einem überlegenen Lächeln bedachte. „Weil ich nicht für deine Situation verantwortlich bin,“ sagte er kühl und Yami glaubte nicht, was er da hörte.

„Wie bitte????“ fauchte er und drückte fester zu, woraufhin Seth ein kurzes Röcheln von sich gab, ehe er fortfuhr.

„Es mag sein, dass ich dich gezwungen habe Bakura zu töten, doch wenn dein Vater nicht gewesen wäre, dann wirst du dem Blut gar nicht erst verfallen.“

Yami erstarrte und seine Augen weiteten sich unweigerlich, als er sich daran erinnerte, dass auch Bakura ihn damit konfrontiert hatte:
 

‚Ach ja?? Dann sag mir doch mal was du tun würdest, wenn dein Vater für deine Situation verantwortlich wäre?? Wenn er Schuld daran hätte, dass du ständig in Blutrausch gerätst und Vampire und Werwölfe Jagt auf dich machen??’
 

Dann war es also doch wahr? Damals mochte er es verdrängt haben, da noch so viel anderer Trubel geherrscht hatte doch nun, wo er zum zweiten Mal mit dieser Aussage konfrontiert wurde, begann er sich mit ihr auseinander zu setzen und ein Zittern ging durch seinen Körper. Er besaß nicht mehr viele Erinnerungen an seinen Vater, doch war er immer freundlich gewesen und hatte sich mit seinem Sohn beschäftigt, wann immer er Zeit dazu hatte. Nie hatte Yami ihn aggressiv, oder blutrünstig erlebt und Seth war immerhin sein Feind und somit sicherlich daran interessiert ihm eine Lüge aufzutischen.

Und sicherlich hätte Yami es auch als solche abgetan, wenn da nicht noch Bakuras Worte gewesen wären, die in seinem Kopf widerhallten. „Das...ist nicht...wahr,“ brachte er stockend hervor und sein Griff begann sich zu lockern, woraufhin Seth gierig frische Luft in seine Lungen pumpte. „Du lügst!!“ beharrte Yami und funkelte den Blauäugigen wütend an, dennoch schwang Unsicherheit und Zweifel in seiner Stimme mit, welche Seth durchaus bemerkte und gehässig in sich hinein grinste.

„Ich und Osiris waren einst Freunde,“ sagte der Braunhaarige mit ruhiger Stimme. „Wir suchten beide nach den Dämonen und wie du siehst bin ich keiner, da ich über den Kontrollverlust bescheid wusste. Aber dein Vater...“ er senkte seine Stimme und gab ihr einen abfälligen Unterton. „....nun ihm schien ein blutrünstiges Monster lieber zu sein, als sich mit den Werwölfen auf einen Pakt zu einigen. Ich hatte mit deiner Kontrolle nur Gutes im Sinn.“

„Nein!!“ rief Yami und ließ von dem Älteren ab. „Du lügst, so was hätte mein Vater niemals getan! Und du bist keineswegs gut!! Auch wenn ich von meinem Wahn kontrolliert wurde habe ich alles um mich herum mitbekommen!! Dir geht es nur um Macht und um sonst nichts!!! Ich weiß zwar nicht, warum du nicht selber einen Dämon erschaffen hast, aber du hattest niemals gute Absichten!!“

Seths Miene verfinsterte sich und seine Hände ballten sich zu Fäusten. „Was weißt du denn schon über mich? Dämon! Einen Dreck weißt du!!“ fauchte der Braunhaarige und seine Augen begannen nun ebenso wütend zu funkeln, wie die Yamis. Das sich Ishizu immer noch mit ihnen in einem Raum befand nahm keiner von ihnen zur Kenntnis. „Der Anubis Clan war immer friedlich und gerecht. Ganz im Gegensatz zum Atemu Clan!! Dein Clan suchte schon immer den Krieg! Ihr habt nach Macht gestrebt und nicht wir!!“

„HALT DEN MUND!!“ schrie Yami und entblößte seine Fangzähne. Wie konnte Seth nur so von seinen Vorfahren reden? „Du hast doch gar keine Ahnung über unseren Clan!“

„Aber du, ja??“ stellte Seth die Gegenfrage. „Du hast dich jahrelang unter Menschen versteckt, wie willst du etwas über deinem Clan wissen?? Ich kann dir mehr als genug Beweise für die Grausamkeiten deiner Vorfahren liefern!! Ich kann dir sogar den Bericht eines Augenzeugen liefern, dafür, dass dein Clan Schuld daran hat, dass die Werwölfe uns am liebsten alle vernichten wollen!!“

„Ach ja??“ fauchte Yami zurück. „Dann zeig mir diesen Beweis doch!! Beweise mir, dass mein Clan einen Krieg heraufbeschworen hat!!“ verlangte er herausfordernd, denn er schenkte den Worten des Braunhaarigen nicht den geringsten Glauben. Sein Clan sollte schuld an Verbrechen dieser Größe sein? Und sein Vater soll ein grausamer Tyrann gewesen sein? Niemals!!

Doch Seths entschlossener und fester Blick, ließ ihn zweifeln, auch wenn er sich das äußerlich noch nicht anmerken ließ. Was war das für ein Beweis, den der Vampir ihm liefern wollte? „Wie du willst. Komm mit!“ damit wand Seth sich um und verließ das Zimmer. Yami zögerte erst, schließlich konnte der Älterer ihn genauso gut in eine Falle locken, doch der Reiz die Wahrheit herauszufinden war zu groß. Schnell schloss er zu Seth auf und ließ sich von ihm durchs Schloss führen, dessen dunkler und bedrückender Schleier noch dichter zu sein schien, als noch zuvor und Yami glaubte eine kalte Hand zu spüren, die sich um sein Herz schloss.

Es schien ganz so, als würde eine Stimme nach ihm rufen und je näher sie ihrem Ziel zu kommen schienen, desto lauter hallte sie in seinem Kopf wider. War dies ein Trick seitens Seth? Vielleicht war es besser umzukehren, bevor es zu spät war. Doch wenn es keine Falle war würde er niemals erfahren, welchen Beweis der Braunhaarige für seine absurde These besaß.
 

Der empörte Schrei der Falkendame vermischte sich mit dem Rauschen der Fluten, als Joey den Umhang, mit dem darin eingewickelten Vampir, zu fest an sich drückte. „Jetzt stell dich nicht so an!“ fauchte der Blonde, der sich an der Wurzel eines Baumes festhielt und versuchte seine Füße wieder auf einigermaßen festen Boden zu bringen. Der Pass war unbegehbarer, als er anfangs angenommen hatte, sodass er teilweise bis zu den Knien durchs Wasser waten und darauf achten musste, dass er der Strömung nicht zu nahe kam.

Und das, wo er Wasser hasste! Das nasse Element war ihm noch nie sonderlich geheuer gewesen und das er sich nicht mal richtig irgendwo festhalten konnte, weil er Kisara im Arm trug, erleichterte ihm die Sache nicht wirklich.

Endlich gelang es ihm die Fersen in den Schlamm zu bohren und langsam richtete er sich wieder auf, ehe er die haltende Wurzel losließ. Langsam machte er einen Schritt nach dem anderen und tastete dabei mit den Füßen immer erst vor, damit er nicht plötzlich in eine Vertiefung trat, abrutschte und die Strömung sie beide davon trieb.

Besorgt wanderten die braunen Augen zum Himmel. Noch immer war es Tag, doch für wie lange würde das Rudel rasten? Zwar kannte er Zork nicht, doch war er sich sicher, dass sie spätestens zur Mittagsstunde weiterziehen würden. /Und wenn das so weiter geht bin ich morgen noch immer nicht am Ziel!! Verdammt!/ Es war zum Haare ausreißen! Joey hatte kaum die Hälfte der Strecke geschafft und es kam ihm so vor, als würde er schon seit Stunden unterwegs sein.

Zudem wurde seine Füße allmählich taub, denn es mochten zwar oben rum angenehme 36° sein, doch durch die stetige Strömung hatte das Wasser nicht wirklich Zeit, um die Wärme zu speichern und war dementsprechend kalt. Der Blonde betrachtete die Klippen zu seiner Rechten. Er hatte schon überlegt, ob er nicht besser hochklettern und sich von dort oben einen Weg suchen sollte, doch mit Kisara im Gepäck ging das schlecht. Sie würde ihm runter fallen, oder mit Sonnenlicht in Berührung kommen.

/Ob sie Yami wohl schon getötet haben? Oder haben sie vielleicht doch noch einen Weg gefunden? Und wehe dir Seto, wenn du nicht im Schloss geblieben bist!! In die Behausung der Vampire einzudringen, die auch noch bald Besuch von den Werwölfen bekommen werden, ist tödlich für einen Menschen!/

Hastig schüttelte Joey den Kopf. Er sollte sich nicht allzu große Sorgen um den Eisdrachen machen, sondern sich besser auf den Weg konzentrieren, damit er nicht wieder abrutschte, vor allem da dann sicherlich nicht wieder eine rettende Wurzel in der Nähe sein würde.
 

Doch was Joey nicht wusste war, dass sich die Werwölfe bereits wieder auf den Weg gemacht hatten. Zork gab einen schnellen Marsch vor, trotz, dass die meisten des Rudels sich noch im Halbschlaf befanden, denn er wollte das Schloss des Anubis Clans noch vor Einbruch der Nacht erreichen. Dann konnten sie sich bis zum Sonnenuntergang noch ausruhen und hatten den Überraschungseffekt auf ihrer Seite.

Zork strich sich die langen schwarzen Haare aus dem Gesicht und grinste gehässig vor sich hin. Er wollte Macht, wollte, dass jeder ihn fürchtete und schon sehr bald würde es soweit sein. „Schneller!“ rief er über die Schulter hinweg. „Lauft Wölfe, denkt immer daran, was bald uns gehören wird!“ die Unzufriedenheit über das ehemalige Leittier war ihm nur zurecht gekommen, denn so hatte er sich die Finger nicht selber schmutzig machen müssen, auch wenn er Joey mit Leichtigkeit von seinem Thorn hätte stoßen können....aber wo bliebe da dann der Spaß?

Vor allem, wo er doch so gerne intrigierte. Aus dem Hinterhalt heraus hatte er den Unmut der Werwölfe noch ein wenig angeheizt und sie somit zu dem Verrat provoziert, auch wenn sich die meisten dessen gar nicht wirklich bewusst waren. /Und sind die Vampire erst mal besiegt, nehme ich mir den Rest der Welt vor!/
 

Yami bekam ein mulmiges Gefühl im Bauch, als Seth ihn in den Raum führte, in welchem er mit Bakura gekämpft und ihn letztendlich umgebracht hatte. Sein Blick hing wie hypnotisiert an dem Dolch, an dessen Klinge noch das Blut klebte. In Yami zog sich alles zusammen und ohne, dass er es aufhalten konnte, fanden erneute Tränen den Weg aus seinen Augen, ließen die Sicht verschwimmen. Er hatte ihn getötet. Hatte Bakura getötet, weil er sich nicht in den Griff bekommen hatte.

„Warum hast du mich hierher gebracht?“ verlangte der Schwarzhaarige zu wissen und es war ihm egal, dass ein Zittern seine Stimme begleitete. „Was ist das für ein Raum?“

„Ein Mausoleum,“ sagte Seth kühl und ging weiter in die Mitte der Grabstätte, wirbelte jedoch herum, als das Geräusch, wenn ein Schwert aus seiner Scheide gezogen wurde, die Stille durchbrach.

Yami hielt ihm mit wütendem Blick die Klinge an die Kehle. „Machst du dich lustig über mich??“ fauchte er, da er die Bemerkung, dass es sich um ein Mausoleum handelte, darauf bezog, dass er Bakura hier getötet hatte. „Wenn du willst dann kann ich diesen Ort auch gerne zu DEINEM Grab machen!“

Seth hob jedoch nur eine Augenbraue hoch, ehe er sich kühl abwandte. „Ich weiß nicht, wovon du redest, aber das hier ist das Grab von Atem, deinem Vorfahren. Erbaut von Sethos, meinem Urgroßvater.“

„W-was?“ fragte Yami verwirrt und wischte sich über die Augen, um wieder klarer sehen zu können und nahm nun seine Umgebung genauer in Augenschein. Das Mausoleum war rund und besaß eine kuppelförmige Decke. Der weiße Putz war hier und da vom Ruß der Fackeln geschwärzt, doch die goldenen Verzierungen waren noch immer gut zu erkennen. An den Säulen schien man Texte hingeschrieben zu haben, doch Yami konnte ihre Sprache nicht verstehen.

Den Mittelpunkt des Raumes bildete ein Sarg, welcher einem ägyptischen Sarkophag nachempfunden worden war. Zwar war er aus schwerem Stein gefertigt worden, dennoch schien es jemanden gelungen zu sein den Deckel zu Boden zu stoßen, wo er zerbrochen war. Um den Sarg herum befanden sich die vertrockneten Überreste von ernst sicherlich wunderschönen Rosen. Und an diesem Ort sollte einer seiner Vorfahren gelegen haben? Aber wieso? Wieso nicht auf Atemu Castle? Und warum war dann der Sarg, bis auf eine schwarze Schriftrolle, leer?

„Du lügst,“ behauptete Yami und steckte sein Schwert wieder weg. „Warum sollte einer meiner Vorfahren in DEINEM Schloss begraben liegen?“

„Weil Sethos Atem geliebt hat,“ erklärte der Braunhaarige und ging dabei auf den Totenschrein zu, um ihm die schwarze Schriftrolle zu entnehmen. „Zumindest lassen all die Liebesgedichte darauf schließen, die er an die Säulen gemalt hat.“

„Da kannst du mir viel erzählen!“ sagte Yami und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper. „Ich habe diese Schrift noch nie gesehen!“

„Es ist eine sehr alte Schrift, welche die Vampire nutzten, als sie von den Menschen verfolgt wurden. So konnten sie sich untereinander verständigen. Du kannst mir gerne jeden Vampir danach fragen, wenn du mir nicht glaubst.“

Yami nickte, doch so leicht ließ er sich nicht überzeugen. „Also schön, nehmen wir einfach mal an, dass du recht damit hast und Sethos Atem geliebt hat. Aber das beweist noch lange nicht, dass mein Clan nach Macht dürstete!“

„Oh doch,“ sagte Seth ruhig und blickte Yami so anklagend in die Augen, dass dieser unweigerlich schlucken musste. „Sethos hat alles in Gedichten niedergeschrieben. Ich hab dir doch gesagt, dass ich sein Urenkel bin, nicht wahr? Demnach bin ich im Besitz all seiner geschriebenen Werke. Wenn du mir in mein Zimmer folgen möchtest zeige ich sie dir gerne.“ Der Violettäugige zögerte erst, denn Seth schien sich seiner Sache wirklich sicher zu sein, doch wollte er auch wissen ob es stimmte, was dieser von seinem Vater behauptete. Also nickte er und ließ sich von dem Älteren in dessen Zimmer führen, aus dessen Mariku und Rafael bereits geflüchtet waren, nachdem sie wieder zu sich gekommen waren und nun nach Mahado und Mana suchten.

Seth bedachte das leere Zimmer mit einem zufriedenen Lächeln, denn natürlich war er der Ansicht, dass seine beiden Wächter die Feinde besiegt und eingesperrt hatten. Yami einen Seitenblick zuwerfend, der sich jedoch nichts anmerken ließ, ging er auf einen Schrank zu und holte dort einen Packen Pergament hervor, welchen er dann auf dem Schreibtisch ablud.

„Atem ging den Weg der Dämonen, um Ruhm und Macht zu erlangen,“ begann Seth zu erzählen, reichte Yami eines der Gedichte und deutete auf die genannte Stelle. „Er wollte seinen Vater beeindrucken,“ fügte er verächtlich hinzu.

Die Amethyste wanderten über die Zeilen und Yami konnte es nicht fassen. Hatten seine Vorfahren das wirklich nur getan, um Macht zu erlangen und irgendwelche Familienfehden zu beenden?? Er schluckte schwer und legte das Blatt wieder auf den Stapel zurück. „Was ist das, was du mitgenommen hast?“ verlangte Yami zu wissen, auch um Seth nicht Rede und Antwort stehen zu müssen.

„Das Föddes han Ondska. Geburt des Dämons,“ sagte der Braunhaarige und reichte seinem Gegenüber die schwarze Schriftrolle.

„Geburt des Dämons?“ fragte Yami verwirrt und rollte das Pergament aus, auf welchem die selben merkwürdigen Schriftzeichen, wie auf den Säulen des Mausoleums zu sehen waren, nur waren sie diesmal silbern.

Seth nickte, ehe er antwortete. „Wie der Name verrät handelt es sich sicherlich um eine genaue Beschreibung der Dämonenentstehung und vielleicht auch, wie man sie bekämpft.“

Eine Augenbraue anhebend blickte Yami den Älteren kritisch an. „Wieso sicherlich und vielleicht? Ich denke du kannst das lesen!“

„Kann ich,“ beharrte Seth. „Aber siehst du das Ende? Jemand hat es abgebrannt. Das Föddes Han Ondska beginnt mit einem Totengedicht an Atem und ein Satz leitet dann die Sache mit den Dämonen ein, doch ab dann fehlt der Rest. Aber es war hundertprozentig Amun, Atems Vater!“

„Und wie willst du diese Unterstellung beweisen?“ wollte Yami wissen, noch immer darauf bedacht zu beweisen, dass nicht alle aus seinem Clan grundlegend schlecht und machtsüchtig waren.

„Durch diesen begonnenen Brief.“ Damit wurde Yami ein weiteres Pergament gereicht, welches sogar in seiner Sprache geschrieben worden war.
 

Amun, Lord der Atemus,

warum hast du Atems Grab geschändet? Warum verbrannt, was die Wahrheit und wichtig für die Nachwelt wahr? Waru.....
 

Das begonnene Wort endete mit einem langen Tintenstrich, wie wenn man jemanden beim Schreiben störte. Anscheinend hatte man Sethos angegriffen, denn Blut befleckte das Papier. „Das beweist nicht, dass es Amun war!“ wand Yami ein und legte den Brief nun ebenfalls zurück.

Die blauen Augen verfinsterten sich. „Du kannst es leugnen so viel du willst, aber dein Clan war schon immer Machtdurstig! Warum sollte jemand des Anubis Clans das Föddes Han Ondska zerstört haben? Es kann nur jemand aus deinem Clan gewesen sein, einer der nicht wollte, dass die Macht eines Dämons in fremde Hände gerät. Ich mochte zwar nicht wissen, wie man einen Dämonen erschafft, aber Sethos Gedichte zeigen deutlich, dass ein Dämon nie genug vom Blut bekommt! Die einzige Schwäche eines Dämons, warum ist es dir gelungen ihr zu widerstehen? Ich hatte dich doch perfekt in meiner Hand!“

„Weil ich niemals einen meiner Freunde getötet hätte, um mein Leben zu retten. Schon gar nicht, wenn mir die Person so viel bedeutet...“ die Stimme des Schwarzhaarigen war zum Schluss hin immer leiser geworden und wieder musste er blinzeln, damit ihm die Sicht nicht verschwamm. Er hatte diesen Jungen getötet, hatte fast Yugi getötet, doch sie hatten ihm beide nicht so nahe gestanden, wie Bakura. Yami war sich sicher, wäre der Weißhaarige ihm ab sofort ehrlich gegenüber getreten, er hätte sich sicherlich in ihn verlieben können, war er doch eigentlich auch sehr attraktiv. Doch nun war es zu spät.

Er wand sich von Seth ab und begann eines der vielen Gedichte zu lesen. „Wie auch immer. Du hast deinen Willen doch bekommen. Bakura ist tot.....da fällt mir ein...,“ er drehte sich dem Älteren wieder zu. „...du redest die ganze Zeit davon, wie machthungrig mein Clan ist, aber was ist mit dir? Du wolltest mich, um einen Krieg gegen die Werwölfe gewinnen zu können. Eine ganze Art zu vernichten, nennst du das etwa friedfertig? Und das Bakura gekommen ist um mich zu töten, beweist das nicht, dass nicht alle Atemus machthungrig sind??“

„Versuch nicht dich herauszureden,“ zischte Seth. „Bakura ist kein Lord, wie du es bist, wie es dein Vater und Amun waren!“ Yami wand sich daraufhin wieder ab. Er war sich sicher, dass Seth log. Und wenn nicht mit der Tatsache, dass aus seinem Clan Dämonen hervorgegangen waren, dann mit der, dass seine Vorfahren und auch in erste Linie sein Vater machthungrig waren! Vielleicht lag es auch nur daran, dass er es nicht wahrhaben wollte, doch er hatte seinen Vater gekannt und das sicherlich besser, als Seth. Und was Amun und Atem anging – Seth besaß nur Sethos Gedichte als Beweis. Somit konnte auch er nicht genau nachweisen, was damals geschah.

„Das war keine Antwort auf meine Frage,“ sagte Yami, den Rücken noch immer dem Blauäugigen zugedreht. „Wenn du die Werwölfe auslöschen willst bist du genauso ein Verbrecher, wie es, deinen Worten zu Folge, mein Clan ist.“

„Die Werwölfe müssen vernichtet werden, wenn endlich Frieden herrschen und wir frei sein wollen! Die Flohfänger unterdrücken uns und sind zu stark! Es braucht einen Dämonen, um sie auszulöschen!“

Yami wirbelte herum, funkelte den Älteren wütend an. „Glaubst du damit wäre das Problem gelöst?? Gewalt ruft immer nur noch mehr Gewalt hervor! Was wenn einer der Werwölfe überlebt, weil es ihm gelingt zu entkommen? Was wenn er ein neues Rudel gründet und dieses dann in eine erneute Schlacht führt? Und wenn es dann keinen Dämonen gibt werden die Vampire vernichtet! Ist es das was du willst??“

„Halt den Mund!“ fauchte Seth und ließ seine Fangzähne aufblitzen. „Was weißt du denn schon von unserem Leid?“

„Leid??“ wollte Yami verächtlich wissen. „Ich hatte den Eindruck, dass es dir sehr gut hier geht! Es machte nicht den Anschein, als ob man dich unterdrücken würde. Du willst doch nur Macht haben!“ Seth zog sein Schwert, ebenso wie Yami. „Hör auf andere zur Rechenschaft zu ziehen, wenn du selbst nicht besser bist!“ Der Braunhaarige schwang sein Schwert, doch der Dämon parierte diesen mit Leichtigkeit und es dauerte zwei weitere Schläge, ehe er Seth entwaffnet hatte und die Schwertspitze an dessen Kehle hielt. „Du hast selbst gesagt, dass ein Dämon nicht von einem gewöhnlichen Vampir besiegt werden kann. Warum versuchst du es dann?“

Als Yami keine Antwort erhielt ließ er sein Schwert sinken und machte Anstalten den Raum zu verlassen. „Warum lässt du mich am Leben? Hast du mir vorhin nicht noch den Tod angedroht?“ fauchte Seth verärgert über diese Demütigung.

Der Schwarzhaarige hielt inne, drehte sich jedoch nicht um. „Mein Wunsch hat sich nicht geändert. Nichts würde mir mehr Freude bereiten, als dich tot zu sehen. Aber dann wäre ich nicht besser, als du.“ Mit diesen Worten verschwand er aus dem Schlafzimmer und ließ einen vor Wut schnaubenden Seth zurück.
 

Obwohl es noch immer Tag war, war das Schloss des Anubis Clans nicht ganz so unbewacht, wie es Zork gerne gehabt hätte. Auf einem der höchsten Türme hockte ein Wächter und wie jeder seines Clans hasste er diese risikoreiche Arbeit, da man jederzeit von einem Sonnenstrahl erwischt werden konnte.

Sorgfältig in lichtundurchlässige schwarze Gewänder gehüllt wanderten die grünen Vampiraugen über das Gelände und verengten sich ein wenig, um sich zu vergewissern, dass das eben keine Einbildung gewesen war. Doch tatsächlich: Eine Menschenmasse bahnte sich ihren Weg durch den Wald, so schien es jedenfalls auf den ersten Blick, doch die Kleidung war unverkennbar. Werwölfe!!

/Verdammt!/ der Wächter sprang auf und stürmte ins Innere des Schlosses. „WERWÖLFE!!“ rief er immer wieder. „WERWÖLFE!! EIN GANZES RUDEL NÄHERT SICH DEM SCHLOSS!! MY LORD, WERWÖLFE UMZINGELN UNS!!“
 

Yami erstarrte, als er den Ruf hörte. Was wollten die Werwölfe hier? Seth schien darauf eine Antwort zu haben, denn im Vorbeigehen sagte er: „Sieht ganz so aus, als wären sie es nun, die den Krieg beginnen.“

Eine Chance auf Frieden?

31. Eine Chance auf Frieden?
 

Innerhalb der schützenden Mauern des Schlosses des Anubis Clans herrschte reges Treiben. Wie aufgescheuchte Hühner rannten die Vampire panisch hin und her, suchten ihre Waffen zusammen, oder nach einem geeigneten Versteck. „RUHE!!!“ die Vampire zuckten zusammen, als Yami durch den Raum brüllte und wichen scheu zurück, denn seine gewaltige Aura schüchterte sie im ersten Moment noch mehr ein, als die Werwölfe, die nur noch auf den Einbruch der Nacht warteten.

Verlegen huschte eine sachte Röte auf die Wangen des Schwarzhaarigen, da er diesen Respekt nicht gewohnt war und noch weniger, dass ihn so viele gespannt anstarrten. Jedoch beruhigte er sich schnell wieder, denn sie mussten schnell handeln. „Hört mir zu,“ sagte er mit lauter Stimme, damit ihn auch jeder verstand. „Ihr müsst Ruhe bewahren, wenn wir eine Chance gegen die Werwölfe haben wollen. Als erstes verriegelt ihr jeden Weg ins Innere und überprüft sämtliche Fenster, damit kein Tageslicht ins Schloss gelangt.“ Kaum, dass er zu Ende gesprochen hatte strömten die Vampire in sämtliche Richtungen davon, um zu tun, was man ihnen aufgetragen hatte.

Seth, der das Ganze vom Gang aus beobachtet hatte schritt nun auf Yami zu und fauchte ihn wütend an. „Was bildest du dir eigentlich ein meinen Clan herumzukommandieren??“ verlangte er zu wissen.

Die Amethyste funkelten, ehe ihr Besitzer antwortete. „Ich helfe dir deinen Clan zu retten. Wir wär’s also mal mit etwas mehr Dankbarkeit?“ zischte Yami, doch Seth schien sich damit überhaupt nicht arrangieren zu können.

„Niemand hat um deine Hilfe gebeten!“

Eine von Yamis Augenbrauen wanderte kritisch nach oben und er verschränkte die Arme vor dem Oberkörper. „Ach nein? Wie war das noch mit ,wenn ich die Kontrolle über dich hab könnte ich die Werwölfe vernichten’? Du brauchst meine Hilfe also sehr wohl.“

Seth knurrte. „Deshalb brauchst du dich noch lange nicht als Lord meiner Vampire aufzuführen! Ich bin ihr Lord!! Du hast ihnen keinen Ton zu befehlen!!“

„Ich bin genauso Lord, wie du es bist und wenn es dir nicht passt, dass ich deine Vampire befehle, können wir auch gerne um die Rangordnung kämpfen. So wird doch der neue Lord gewählt, oder?“

„Eigentlich wird das Amt vom Vater an den Sohn weitergegeben,“ erwiderte Seth. „Nur, wenn dieser unwürdig ist kämpft sich ein neuer Vampir an die Spitze.“

„So, so,“ machte Yami verheißungsvoll. „Ein Lord, der seinen Clan nicht vor einen Krieg schützen kann ist doch unwürdig, oder etwa nicht?“ sogleich spannte Seth seinen Körper an und legte einen Hand auf den Knauf seines Schwertes. Er wusste, dass er einen Zweikampf gegen einen Dämon nicht gewinnen konnte, doch Yami schien gar nicht mit ihm kämpfen zu wollen, denn er wand sich mit einem Seufzen von ihm ab. „Ich hasse dich Seth und am liebsten würde ich die mein Schwert ins Herz rammen, aber zum einem sind bereits genug Lebewesen meinetwegen gestorben und zum anderen bin ich nicht so, wie du. Außerdem bin ich nicht an deinem Clan interessiert.“

„Und warum willst du uns dann trotzdem helfen?“ fragte Seth und lief Yami nach, jedoch mit einem Meter Sicherheitsabstand, denn er hing sehr an seinem Leben, welches der Violettäugige am liebsten auf der Stelle beenden würde.

Yami drehte sich wieder zu dem Älteren um, ehe er antwortete. „Weil ich nicht von dir auf deinen Clan schließe.“ In seiner Stimme schwang ein anklagender Unterton mit, der sich eindeutig darauf bezog, dass Seth den Atemu Clan als machthungrig abstempelte.

„Du willst wohl die Wahrheit nicht wahrhaben.“

„Und du suchst nur einen Sündenbock. Du hast keinen Zeugen aus der damaligen Zeit, sondern nur die Gedichte. Sie mögen zwar belegen, dass Atem zum Dämon wurde, um seinen Vater zu beeindrucken, aber deswegen müssen nicht alle so sein, wie er es war.“ Als Seth ihn finster ansah seufzte er und ging zur Forte, wo er den Vampiren half das Tor zu verriegeln. „Vielleicht hast du recht und Atem war machthungrig und von mir aus auch mein Vater, aber überleg doch mal: Dazwischen mögen hunderte von Jahren liegen und in denen sind keine weiteren Dämonen hervorgegangen, oder?“ wollte Yami wissen, während er einen Nagel in das Brett schlug, um es an der Forte zu befestigen.

Seth grummelte. „Nach Atem war Osiris der nächste Dämon,“ bestätigt er.

„Na also. Das zeigt doch, dass nicht alle Atemus nach Macht strebten, oder etwa nicht? Wenn Dämonen so stark sind und sie nach Macht strebten, hätten sie dann nicht noch mehr von ihnen erschaffen, um die Werwölfe zu vernichten?“ er wand sich um und blickte Seth fest in die Augen, der widerwillig und kaum merklich nickte. „Na also,“ sagte Yami und lächelte leicht. „Und wenn ich machthungrig wäre, würde ich dann deinem Clan helfen? Würde ich nicht warten, bis die Werwölfe hier rein kommen, damit ich sie vernichten und ihnen meine Macht demonstrieren kann?“

„Deine Worte ändern nichts daran!“ fauchte Seth und ballte die Hände zu Fäusten. „Hör auf deinen Clan unschuldig darzustellen.“

„Ich stelle meinen Clan nicht als unschuldig dar,“ widersprach Yami. „Ich versuche dir nur klar zu machen, dass nicht jeder Atemu automatisch machtbesessen und ein gefährliches Monster ist. Außerdem bist du selber nicht gerade ein Musterbeispiel an Unschuld, oder?“

„Du glaubst mich beurteilen zu können?“ zischte Seth und seine Augen funkelten wütend. „Es gibt keine friedliche Lösung für Vampire und Werwölfe. Eine unserer Rassen muss sterben, damit wieder Frieden herrscht!“

„Das meine ich nicht. Seth, ich hab zwar keine Ahnung von den Sitten der Vampire, aber charakterlich sind sie genauso, wie Menschen. Ich sehe es in deinen Augen und in der ganzen Art, wie du dich benimmst. Du bist nicht gerade das, was man einen gerechten Lord nennen kann. Du magst ‚gute’ Absichten haben, was den Konflikt mit den Werwölfen betrifft, aber wenn du für sie eigentlich nur das Beste willst, warum bist du ihnen gegenüber dann so grausam?“

Seth starrte Yami einen Moment lang an und begann dann schallend zu lachen. „Ich bin grausam, weil ich so bin,“ sagte er schlicht.

„So?“ bohrte der Schwarzhaarige nach. „Hieß es nicht der Anubis Clan sei friedliebend und gerecht? Und die Atemus wären machthungrig? Wie kannst du nur so was behaupten, wenn du selber nicht gütig und gerecht bist?“ Violette Augen bohrten sich in die Seths, dem ein wenig mulmig wurde, denn die anderen Vampire schienen sehr an dem Gespräch interessiert zu sein und hatten ihre Arbeit nun eingestellt.

Der Braunhaarige wandte seinen Kopf hin und her, von einem zum anderen und suchte nach einer Antwort. „Was soll das?“ fragte er schließlich zischend. „Dein Clan ist doch schuld an dem Hass zwischen Vampiren und Werwölfen!! Wie kannst du mich da anzweifeln??“

„Ihr könnt ihn nicht für etwas beschuldigen, was in der Vergangenheit geschah. Ihr könnt Euch nicht als friedfertig bezeichnen und ihn anklagen, wenn ihr selbst den Krieg gesucht habt, my Lord.“ Seth wirbelte zu Ishizu herum, die sich plötzlich in ihr Gespräch eingemischt hatte und ballte die Hände zu Fäusten, während er nach Worten suchte.

„Du nimmst ihn in Schutz??“ rief er anklagend, als ob dies eine Ungeheuerlichkeit wäre. „Seine Familie ist Schuld an unserem Leid! Wir haben so viele von uns in dem damaligen Krieg verloren und das alles nur wegen seiner Vorfahren!!“ versuchte Seth seinen Standpunkt ins richtige Licht zu rücken, doch sein Clan schien da nicht mitspielen zu wollen.

„Aber jetzt ist er doch hier, um uns zu helfen,“ erhob nun Akunadin das Wort und blickte Seth väterlich an. „Er scheint nicht so zu sein, wie seine Vorfahren es waren, sondern er versucht uns zu helfen und ist das nicht das Mindeste, nachdem, was geschah?“

Seth konnte es nicht glauben. Sein eigener Clan stellte sich gegen ihn?? Er wand sich den anderen Vampiren zu. „Seht ihr das etwa alle so??“ fragte er fauchend. „Vertraut ihr alle auf ihn?? Das er euch vor den Werwölfen rettet??“

Die Vampire schwiegen, ehe sich ein junges Weibchen zu Wort meldete. „Er ist stark,“ sagte sie eingeschüchtert. „Und wolltet Ihr ihn nicht auch, um die Werwölfe zu vernichten? Warum ist es dann nicht in Eurem Interesse, dass er uns hilft?“ zustimmendes Gemurmel ertönte von allen Seiten.

„Ihr verratet euren Lord?? Ist es euch lieber, wenn er euer Lord wäre??“ als ihm niemand antwortete wirbelte Seth herum und rauschte mit wehenden Umhang davon. Eine Weile herrschte Schweigen, ehe sich die Vampire wieder an die Arbeit machten, nur Akunadin und Ishizu blickte Yami weiterhin an, der sich nicht sonderlich wohl in seiner Haut fühlte.

„Ich hab nicht vor Seth den Platz streitig zu machen,“ versicherte er sogleich, was Akunadin ein leichtes Lächeln entlockte.

„Schon gut. Nimm es ihm nicht böse. Seth ist ein wenig...schwierig,“ sagte er fachmännisch, nickte Yami dann zu und entfernte sich, ebenso wie Ishizu und Yami machte sich wieder daran seinen Artgenossen zu helfen.

Akunadin, als einer der ältesten des Clans, wusste, warum Seth so war. Seine gesamte Familie war von den Werwölfen vernichtet worden und verzweifelt hatte er mit Osiris versucht mit den Werwölfen zu verhandeln, doch als dies nichts zu nützen schien, wuchs anscheinend der Wille in ihm den Konflikt auf kämpferische Art und Weise zu lösen. Als Seth dann erfuhr, dass die Atemus für seinen Verlust verantwortlich waren wuchs ein unbänger Hass auf diesen Clan in ihm. Akunadin wusste zwar nicht, warum der so friedfertige Osiris den Weg des Dämonen ging, doch musste Seth lernen, dass nicht alle des Atemu Clans so waren.

Osiris Sohn zum Beispiel. Vielleicht konnte dieser ihren Lord überzeugen, wenn es ihm gelang sie vor den Werwölfen zu beschützen und das auf friedvolle Art und Weise. Denn entschied er sich für eine große Schlacht, würde er Seth sicherlich nicht von seiner Meinung abbringen können.
 

Seto stand am Fenster des Zimmers, welches er mit den beiden Vampiren teilte und hatte die Vorhänge einen Spaltbreit zur Seite gezogen. Die blauen Augen beobachteten, wie die Sonne Stückchen für Stückchen hinter dem Horizont versank und den Himmel in ein glühendes Rot tauchte, welches allmählich in das undurchdringliche Schwarz der Nacht überwechselte. Ein paar wenige Sterne umrahmten die voller werdende blasse Mondsichel. In fünf Nächten war Vollmond – kein gutes Zeichen, für einen bevorstehenden Kampf mit den Werwölfen.

Denn während die Vampire auf Grund der Anstrengungen des Kampfes immer erschöpfter und schwächer wurden, gewannen die Werwölfe Nacht für Nacht mehr Kraft. Ob wohl mit Joey alles in Ordnung war? Fragte Seto sich und seufzte innerlich. Schließlich kannte er das Talent des Blonden dafür, sich ständig in Schwierigkeiten zu bringen und er mochte zwar auch ein Werwolf sein, doch war er ein Ausgestoßener und als einzelner besaß er nicht wirklich eine Chance.

Setos Augen verengten sich ein wenig, als er darüber nachdachte, wie es mit ihnen weitergehen sollte. Klar, er liebte Joey, aber dieser war ein Werwolf und er ein Mensch. Wie sollten sie zusammenleben? Er konnte unmöglich mit dem Rudel leben, wo er doch als Beute für diese galt, doch Joey konnte auch nicht unter Menschen leben....

Erneut seufzte er, diesmal hörbar und ließ den Vorhang los, ehe er sich zu den drei Vampiren umdrehte. Man sah ihnen ihre Nervosität und Unsicherheit deutlich an. Zwar wollten sie ihrem Lord zur Seite stehen, doch blieb noch immer das Problem, dass sie keine Kampferfahrungen besaßen und hatten auch ziemliche Bammel vor den Werwölfen.

Marik unterhielt sich flüsternd mit Yugi und versuchte diesem fachmännisch zu erklären, wie man einen Kinnhaken richtig ausführte. „Nicht so weit ausholen und mit der anderen Faust das Gesicht schützen,“ ordnete er an und führte Yugis Hände. Selbst er, der die anderen beiden angestachelt hatte zu kämpfen war nun ziemlich unwohl bei dem Gedanken an das, was ihnen bald bevorstand. Zwar erinnerte er sich noch an ein paar grundsätzliche Verteidigungsübungen, welche ihm sein Cousin, als Mitglied einer Gang, mal gezeigt hatte, doch ob diese gegen Vampire sooo sonderlich effektiv waren war fraglich.

Wahrscheinlich hätte er sich mit Knoblauch ausgestattet, wenn er nicht selbst empfindlich darauf reagiert hätte. Yugi schlug schüchtern mit der Faust in die offene Handfläche Mariks, ebenfalls nicht sonderlich von dieser Übung überzeugt. „Kann ich ihn nicht einfach....zeugungsunfähig machen?“ wollte der Schwarzhaarige wissen, da ihm diese Methode noch immer am effektivsten erschien.

Marik zuckte mit den Schultern. „Klar....wenn du riskieren willst, dass er dir dafür dann den Hals umdreht,“ meinte er unschuldig und streckte sich. „Außerdem, das mag vielleicht bei Vampiren helfen, aber wie willst du einen Werwolf ‚zeugungsunfähig’ machen?“

Yugi zog einen Schmollmund. „Und wie soll ich einem Werwolf einen K.O. Schlag verpassen? Der beißt mir dann doch eher die Hand ab.“

Marik wollte schon den Mund öffnen, um zu antworten, doch dann erhob Seto das Wort. „Die Sonne ist untergegangen, wir können weiter....wo ist Tea?“ verlangte er zu wissen, denn bis vor kurzem war das Mädchen noch mit ihnen im selben Zimmer gewesen.

„Im Bad,“ gab der Sandblonde Auskunft. „Ihr ist schlecht....die ist bestimmt schwanger.“ Er grinste, während Yugi erschrocken nach Luft schnappte.

„Was??? Meinst du sie hat gestern, während wir geschlafen haben mit einem...“

„Quatsch!“ unterbrach Marik ihn und verdrehte die Augen. „Man, das sollte doch nur ein Scherz sein. Hat denn hier niemand Sinn für Humor?“ als ihn Setos eisiger Blick traf machte er sich ganz klein in seinem Sessel und sagte dann etwas leiser, dass Tea Angst hatte und geheult hätte, dass sie zurück wollte.

„Na wenigstens eine von euch dreien, die vernünftig denkt,“ sagte Seto daraufhin. „Keiner von euch kann kämpfen, geschweige denn sich richtig verteidigen! Am besten fliegt ihr wieder zurück und ich fliege allein weiter.“

„Kommt gar nicht in Frage!“ rief Yugi und sprang von seinem Sitz auf, was ihn einen überraschten Blick seitens der beiden Älteren einbrachte. „Wir sind es unserem Lord schuldig, dass wir ihn unterstützen.“

„Du bist ihm eher ein Klotz am Bein,“ kommentierte Marik diese Aussage, woraufhin ihn Yugi böse anfunkelte.

„Ihr seit alle drei nicht sonderlich hilfreich,“ zischte Seto.

„Warum hast du uns dann überhaupt mitgenommen?“ verlangte der Sandblonde zu wissen. „Du hättest von Anfang an alleine fliegen können.“

Seto antwortete auf die Frage nicht, sondern wand sich nur ab und ging zur Tür. „Beeilt euch und guckt, was jetzt mit Tea ist. Wenn ihr in einer halben Stunde nicht unten seit fliege ich allein weiter.“ Damit verließ er das Zimmer und schloss die Tür mit einem lauten Knallen hinter sich.

„Was ist denn mit dem los?“ fragte Marik, während Yugi wissend vor sich hin grinste. „Warum grinst du so?“

„Weil ich den Grund kenne!“ trällerte Yugi vergnügt und kicherte vor sich hin. „Ich würde sagen unter der harten Schale verbirgt sich ein weicher Kern. Er ist dir sehr ähnlich.“

„Bitte WAS??“ entsetzt starrten die lavendelfarbigen Augen ihren Gegenüber an, der sein Grinsen nicht ablegte.

„Ich meine damit, dass auch du viel netter bist, als du tust. Warum sonst würdest du dem helfen, den du vorgibst nicht leiden zu können?“

Marik wurde rot und wand sich schmollend ab. „Das geht dich doch nichts an!“

Unter Yugis wissenden Grinsen wurde Marik noch eine Spur röter und vergnügt wuschelte der Jüngere ihm durch die Haare, ehe er zum Bad hopste. „Komm, gehen wir gucken, was jetzt mit Tea ist.“ Marik grummelte, stand jedoch auf und folgte dem Schwarzhaarigen ins Bad. Noch immer lächelte Yugi in sich hinein. Er war sich ganz sicher, dass Seto sie mitgenommen hatte, weil er sonst ein schlechtes Gewissen bekommen hätte, wären sie auf eigene Faust losgezogen und ihnen dabei etwas passiert. Und Marik war auch sicherlich nicht so nachtragend, sondern musste ihren Lord einfach etwas besser kennen lernen.
 

Besagter Lord stand im Thronsaal Seths und lief vor dessen Thron auf und ab, während Seth selbst an einer Säule lehnte und den Jüngeren anscheinend auf Herz und Nieren zu prüfen schien. Ein Poltern und Kratzen hallte durch das Schloss, denn die Werwölfe versuchten das Tor aufzubrechen, was ihnen bisher zum Glück noch nicht gelungen war.

Yami hielt in seinem Kreise ziehen inne und hockte sich stattdessen auf die Treppenstufen. Nachdenklich kaute er auf seiner Unterlippe und schloss seine eindrucksvollen Augen, um nicht mehr die Gesichter sehen zu müssen, die ihn abwartend anstarrten. Seit er die Vampire dazu veranlasst hatte das Schloss zu verriegeln schienen sie auf weitere Anweisungen zu warten und ihren eigentlichen Lord fast schon vergessen zu haben. Auf Yami übte diese Tatsache enormen Druck aus, denn noch immer fühlte er sich unsicher, was das Leiten eines Clans und dann auch noch eines dieser Größe betraf. Er wünschte sich nichts mehr, als einen Berater an seiner Seite zu haben. Jemanden, dem er vertrauen konnte und der ihm bei wichtigen Problemen half.

Doch die einzigen beiden, die er im Frage hätten kommen können waren nicht hier. Der eine war gestorben, durch die Hand seines Lords und den anderen hatte er weggeschickt, um dessen Leben nicht zu riskieren. Doch aus dem Anubis Clan wollte er niemanden nehmen, da versuchte er sich lieber selber. /Draußen steht ein gewaltiges Rudel Werwölfe, bereit dazu alle Vampire zu töten. Und hier im Schloss haben wir zwar eine sicherlich nicht minder große Zahl an Vampiren, aber sie haben zum größten Teil bereits einen Krieg miterlebt und fürchten sich vor einen zweiten. Außerdem können sie es kräftemäßig nicht mit den Werwölfen aufnehmen./

Yami seufzte leise und starrte auf die Steinfliesen auf dem Boden vor sich. Sie waren schwarz und weiße Marmorierungen zogen sich wie kleine Fäden hindurch. Ob sie heute Nacht mit Blut befleckt werden würden? /In einer offenen Schlacht wären wir eindeutig unterlegen und selbst, wenn wir die Tore verschlossen halten könnten, so wäre eine Belagerung, ohne die nötige Blutzufuhr, unser aller Tod./

Dunkle Amethyste starrten ins Leere und die Vampire warfen sich schon unruhige Blicke zu, ehe plötzlich eine Funkeln in sie trat und ein Feuer entfachte, welches den Clan von neuem Mut gefasst aufmerksam werden ließ. Yami hob den Blick und sah in die Runde. Er hatte eine Idee, um diesen Konflikt ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen...vorausgesetzt natürlich die Werwölfe nahmen diesen Vorschlag auch an. „Seth?“ fragte der Schwarzhaarige in die Runde und suchte nach dem Lord, welcher mit kritischem Blick in die Mitte des Raumes trat und Yami abwartend anfunkelte. „Ich...habe eine Idee,“ sagte der Jüngere, unter diesem forschenden Blick nicht so sicher, wie er es sich gewünscht hätte.

„So?“ fragte der Braunhaarige nur knapp angebunden.

Yami holte tief Luft, ehe er zu erklären begann. „Die Tatsache ist doch die, dass wir einen Krieg nicht gewinnen könnten, nicht wahr? Selbst mit Hilfe eines Dämons nicht, dem ist doch so, oder?“

Seth zog es vor zu schweigen, doch als die Amethyste ihn auffordernd anfunkelten knirschte er mit den Zähnen. „Die Werwölfe kämpfen mit Mondgestein um ihrem Hals, deshalb ist es selbst mit einem Dämonen schwierig sie alle zu vernichten,“ sagte er schließlich.

Yami nickte daraufhin. „Aber in einem Zweikampf hätte ein Dämon durchaus eine Chance, nicht wahr?“ er wartete gar nicht erst eine Antwort ab, sondern fuhr sofort fort. „Mein Vorschlag wäre die Fehde zwischen Vampiren und Werwölfen in einem Zweikampf zu regeln. Der stärkste Werwolf gegen den stärksten Vampir. Das Schicksal der Verlierer liegt dann ganz allein in das der Gewinner.“

Ein Raunen ging durch die Vampire und Akunadin mischte sich ein. „Was, wenn wir verlieren?“ wollte er wissen. Yami wandte ihm den Blick zu, zuckte jedoch nur mit den Schultern.

„Wenn wir Glück haben versklaven sie uns,“ sagte er und musste lauter Reden, da das Gemurmel daraufhin nur noch lauter wurde. „Wollt ihr lieber einen Krieg? Wollt ihr lieber, dass die Werwölfe hier eindringen und jeden einzelnen von uns töten?“

Das Getuschel wurde ein wenig leiser und nun erhob auch Seth wieder das Wort. „Es ist unsere einzige Chance,“ gab er zu, bedachte Yami jedoch noch immer mit forschendem Blick. „Im letzten Krieg hatten wir bereits keine Chance. Wir sind nur noch am Leben, weil es einen Leittierwechsel gab und das neue Tier einen Waffenstillstand mit uns schloss. Durch einen Dämon wäre ein Überraschungsangriff sicherlich erfolgreich gewesen, doch wenn sie auf den Kampf vorbereit sind tragen sie sicherlich wieder den Mond bei sich und das verleiht ihnen unglaubliche Kräfte.“ Fest sah er Yami nun in die Augen und fuhr dann fort. „Dir ist klar, dass nur du für einen Zweikampf in Frage kommst, oder Dämon?“

Der Schwarzhaarige nickte ohne zu zögern. Er wusste, dass er würde kämpfen müssen, dass es von ihm abhing und er sich keinen Fehler leisten durfte. „Keine Sorge, Bakura hat mir das Kämpfen beigebracht – seit Jahren. Ich besitze genügend Erfahrung.“ Es fiel Yami schwer den Namen auszusprechen und er versuchte nicht die Bilder hochkommen zu lassen. Bilder, auf denen sie trainierten, Bilder auf denen er oftmals mit Bakura stritt, da er das, in seinen Augen, nutzlose Training gehasst hatte.

Yami war froh, dass Seth ihn mit seiner Stimme in die Realität zurückholte und versuchte sich auf dessen Worte zu konzentrieren. Er durfte jetzt nicht in der Vergangenheit schwelgen, nicht an seinen Verlust denken. Das Schicksal seiner Rasse, gewissermaßen seiner Familie lastete auf seinen Schultern und das durfte er nicht als Zuckerschlecken betrachten. „Du wirst Waffen brauchen,“ sagte Seth und drehte sich um, ordnete dem Jüngeren so stumm an ihm zu folgen. „Schickt einen Nachricht zu den Werwölfen,“ rief er einem Vampir zu, der daraufhin nickte und davon eilte.
 

„Herr, Herr!“ Zork gab ein missgestimmtes Knurren von, als jemand nach ihm rief und drehte sich nach dem Störenfried um.

„Was ist?“ bellte er. „Ist das Tor endlich offen?“

„Nein Herr,“ sagte der Werwolf und senkte den Blick. „Aber wir haben Nachricht von den Vampiren erhalten. Sie fordern den Krieg mit einem Zweikampf zu lösen. Der Sieger entscheidet über das Schicksal der gesamten Rasse des Verlierers.“

Überrascht, aber auch interessiert blickte Zork nun seinen Untergebenen an. „Ein Zweikampf sagst du?“

Zweikampf

32. Zweikampf
 

Eilig nickte der Werwolf. „Ja,“ bestätigte er und wartete auf die Antwort Zorks. Dieser jedoch runzelte die Stirn, was jedoch von den langen Fellhaaren versteckt wurde. Er musste zugeben, dass ein Zweikampf eine verlockende Idee war und dank seiner Stärke wäre es dadurch sicherlich ein Leichtes die Schlacht für sich zu gewinnen. Jedoch fragte er sich gleichzeitig, was Seth vorhatte. Was veranlasste ihn bloß zu einer so überheblichen Tat?

„Wo ist der Vampir, der dir die Nachricht überbracht hat?“ verlangte Zork zu wissen. Vielleicht ließen sich ja aus dem Blutsauger ein paar Informationen herauskitzeln.

„Kein Vampir, Herr,“ erwiderte der Werwolf jedoch. „Jemand hat die Nachricht auf ein Pergament geschrieben und aus einem Fenster geworfen.“

Das Leittier knurrte daraufhin verstimmt. „Also schön, dann schickt den Vampiren eine Nachricht zurück, dass wir mit ihnen reden wollen.“ Forderte er und ließ sich wieder zurück ins Gras sitzen, während sein Untergebener eilig davon trabte. Die schwarzen Augen waren auf die, ein wenig bedrohlich wirkenden, Mauern des Schlosses gerichtet und ein leises Knurren verließ die Kehle Zorks. /Wenn du eine Falle geplant hast Seth, dann wird sie dir nicht gelingen, verlass dich darauf!!/
 

Seth zuckte unmerklich zusammen und wirbelte herum. Hatte da nicht soeben jemand geknurrt? Witternd sog er die Luft ein, doch nicht ein Hauch von Hund lag in der Luft und nichts war weiter zu riechen, als ein Werwolf. Hastig schüttelte er den Kopf und drehte sich wieder zu Yami um, welcher unter der riesigen Ansammlung von Waffen nach der richtigen suchte.

Alles Mögliche war hier vertreten. Speere, Streitäxte, Morgensterne, Schwerter, Dolche, sogar Armbrüste und ein Rammbock lagen in einer Ecke und alles in den unterschiedlichsten Größen und Formen. Yami hatte letztendlich beschlossen eines der Schwerter zu nehmen, da er mit dieser Waffe am vertrautesten war. Er suchte sich eines von mittlerer Länge aus, welches ziemlich leicht war und gut in der Hand lag.

Zur Sicherheit steckte er sich noch einen Dolch in den Gürtel und wand sich dann zu Seth um, zum Zeichen, dass er fertig war. Dieser betrachtete argwöhnisch das Schwert und noch kritischer den winzigen Dolch. „Willst du den Werwolf mit diesem Brotmesser und einem Zahnstocher besiegen?“ fragte er verächtlich. „Ich hab dir doch gesagt, dass die Werwölfe stark sind und ich denke Bakura hat die das Kämpfen beigebracht? Wenn es schon unbedingt ein Schwert sein muss, dann nimm wenigstens eins, das auch etwas ausrichten kann!“ er wandte sich um und durchsuchte die Schwerter bis er ein – zumindest in seinen Augen – passenderes fand.

Yami betrachtete die hünenhafte Waffe, deren Klinge fast dreimal so breit wie die seines gewählten Schwertes war, um einiges länger und mit Sicherheit auch noch schwerer. Er konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen und schüttelte dann den Kopf. „Dein Schwert ist viel zu schwer für mich,“ begann er, „Außerdem mag ein so großes Schwert zwar effektiver sein, wenn man einen Treffer landet, aber es ist weniger wendig, als ein leichtes schmales Schwert.“ Yami seufzte, als Seth ihn noch immer kritisch anblickte und auffordernd das Schwert entgegen hielt. „Vertrau mir...bitte. Es liegt nicht in meinem Interesse zu verlieren, aber ich werde mit dem von mir gewählten Schwert besser zurechtkommen, als mit deinem.“

„Was ist mit einem Schild?“ fragte Seth, nachdem er das Schwert wieder zurück an seinen Platz gestellt hatte und wies mit seiner Hand auf die Auswahl an Schilden, die nicht minder kleiner war, als die der Waffen, doch auch diesmal schüttelte Yami nur verneinend den Kopf.

„Ein Schild stört mich nur und...“ doch der Ältere unterbrach ihn.

„Wie bitte??“ fauchte Seth aufgebracht. „Wie willst du dich verteidigen?? Du brauchst ein Schild zum Abwehren!“

„Ein Schild ist eine schlechte Abwehr,“ widersprach der Schwarzhaarige sogleich. „Man verlässt sich dann zu sehr auf dessen Schutz. Bakura hat es mir deutlich demonstriert und ich habe bisher immer ohne Schild gekämpft!“

Seth öffnete bereits den Mund, um Yami zurechtzuweisen, als Schritte auf dem Gang widerhallten und kurz darauf Dartz in den Raum stürmte. Dem Dämon entwich bei dessen Anblick unweigerlich ein Fauchen und der Türkishaarige zuckte merklich zusammen. Dartz schluckte hart, ehe er sich seinem Lord zuwandte, dabei jedoch immer nervöse Blicke zu Yami warf, denn ganz geheuer war ihm dessen Anwesenheit nicht, vor allem nicht nach dessen Begrüßung. „Was ist?“ fragte Seth ungehalten.

„Verzeiht, wenn ich Euch störe, my Lord, aber wir haben Nachricht von den Werwölfen erhalten.“

Sofort war sämtliche Aufmerksamkeit geweckt. „Und? Was sagen sie?“ wollte der Braunhaarige ungeduldig wissen und Yami kaute nervös auf seiner Unterlippe. Willigten die Werwölfe in den Zweikampf ein?

„Sie sagen, dass Sie mit Euch reden wollen, my Lord.“ Verwundert blickte Yami zu Seth herüber, der ebenso ratlos schien, auch wenn er es sich nicht so offensichtlich anmerken ließ.

„Was sagst du dazu?“ wollte Seht wissen und wand seine blauen Augen Yami zu, der den Blick überrascht erwiderte.

„I-ich??“

„Der Zweikampf war immerhin deine Idee, oder?“ wollte Seth wissen, was den Jüngeren nicht gerade beruhigt.

„Aber...“ die Amethyste richteten sich gen Boden. Es gefiel ihm überhaupt nicht, dass der Braunhaarige nun einen solchen Druck auf ihn ausübte. „Ich kenn die Werwölfe doch gar nicht. Du weißt doch eher über sie bescheid,“ sagte er schließlich und hob zögerlich den Blick wieder.

Erbarmungslos blickte Seth zurück. „Du bist doch schließlich auch ein Lord, oder? Oder nimmt dir da auch jeder deine Entscheidungen ab? Dann wird dieser Posten nicht mehr sehr lange dir gehören,“ zischte er.

Verwirrt starrte Yami Seth an. Der Ältere klang ganz so, als ob er ihn damit helfen wollte, doch das bildete er sich sicherlich ein. Nein, der Lord wollte etwas anderes von ihm. „Du willst mich testen,“ stellte er fest. „Du machst mein Verhalten davon abhängig, wie du am Ende zu meinem Clan stehen wirst.“

„Selbst, wenn es so wäre,“ erwiderte Setz stur und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper. „Was willst du dagegen machen? Du wirst wohl oder übel eine Entscheidung treffen müssen.“

Yami senkte erneut den Blick, denn unter den Augen von Seth und Dartz fühlte er sich mehr, als unwohl. Was sollte er denn nun sagen? Nun gut, die Werwölfe wollen mit ihnen reden...da war doch eigentlich nichts schlimmes bei, oder? Nachdenklich begann der Schwarzhaarige an seinem Daumennagel zu kauen, eine Macke, die ihm Bakura ständig auszutreiben versucht hatte. Sein Blick wurde traurig, als er an den Weißhaarigen dachte und am liebsten wäre er nun davon gerannt und würde sich irgendwo, wo er allein und ungestört war, die Augen ausheulen.

Er hatte diesen kleinen Jungen umgebracht, fast das selbe mit Yugi angestellt und obwohl ihm diese Tatsache mitnahm war es nichts im Vergleich zu dem Gefühl, welches ihn seit Bakuras Tod umklammert hielt. Zu ihm hatte Yami einen ganz anderen Bezug gehabt. Er hatte Bakura seit seiner Geburt gekannt und demnach war dieser Schmerz bedeutend größer, als der zwei ihm Unbekannte umgebracht zu haben. Und dann war da noch die Tatsache, dass der Weißhaarige ihn geliebt hatte. Wenn er es doch nur schon früher gemerkt hätte. Oder auch: Wenn er schon früher wieder zu sich gekommen wäre, dann wäre Bakura vielleicht noch am Leben. Aber nein, er hatte ja erst realisiert wen er da gerade für seinen verdammten Wahn nach Blut angriff, als Bakura bereits tot in seinen Armen hing!!

Tränen der Wut über sich und der Trauer sammelten sich in den Amethysten und hastig blinzelte Yami diese weg. Sein Blick fiel dabei auf Seth und ihm war, als ob er seit eben erst realisierte, dass dieser auch noch hier war. Die violetten Augen füllten sich mit Hass. Es war alles die Schuld von Seth! Er hatte den Blutwahn in ihm heraufbeschworen! Er hatte ihn gezwungen Bakura zu töten! Nur seinetwegen war dieser nun tot!!

/Nein.../ fuhr es Yami plötzlich durch den Kopf und nahm keinerlei Notiz von Seths verwirrten Blick, aufgrund der eigenartigen Stimmungsschwankungen seitens des Schwarzhaarigen. /Nein, es ist nicht allein Seths Schuld./ sein Vater war mit Schuld. Sein Vater hatte ihn erst zu einem Dämonen werden lassen! Und selbst, wenn er Seths Anschuldigungen seitens Osiris als Lüge abtat, so war da noch immer die Bestätigung seitens Bakura. Dieser hatte ihm ebenfalls mitgeteilt, dass sein Vater für seinen Blutwahn verantwortlich war.

Doch warum hatte dieser das getan? Yami hatte geglaubt seinen Vater zu kennen. Er war doch immer so nett gewesen, nie machhungrig....warum dann hatte er aus seinem Sohn ein...Monster gemacht??

Ein Räuspern holte Yami in die Realität zurück und als er aufblickte sah er in zwei ungeduldig funkelnde Saphire. Natürlich, Seth wartete ja noch immer auf seine Antwort. Jetzt war nicht die Zeit, um in der Vergangenheit zu schwelgen, oder nach den Gründen für ihre Situation zu suchen. Eine Lösung musste her und zwar schnell!

Der Violettäugige biss sich auf die Unterlippe. Die Werwölfe wollten also mit ihnen reden und das war ja im Prinzip nichts schlimmes, oder? Yami seufzte. So weit war er auch schon vorhin gewesen, bevor er abgeschweift war. /Also schön Yami, denk nach! Die Werwölfe wollen reden, also lässt du sie einfach ins Schloss rein....das könnte ein Trick sein! Ein Weg, um ins Schloss zu gelangen, weil sie das Tor sonst nicht aufbekamen! Besser also wir lassen nur das Leittier ein. Aber damit wären die Werwölfe sicher nicht einverstanden, da sie sonst befürchten müssen, dass wir ihn töten./

Genervt tippte Seth mit dem Fuß auf den Boden. „Was ist nun?“ fauchte er ungeduldig, denn er hatte allmählich keine Lust mehr zu warten und die Werwölfe sicherlich auch nicht.

Langsam hob Yami den Blick und sah seinen Gegenüber siegessicher an. „Lasst das Leittier und zehn aus seinem Rudel ins Schloss,“ sagte er. Dartz, der nicht wusste, ob dies nun ein Befehl für ihn war wand fragend den Blick seinem Lord zu und lief, als dieser nickte, eilig los, um den Befehl auszuführen.

„Warum zehn und das Leittier?“ wollte Seth dann von Yami wissen.

Dieser zupfte ein wenig verlegen an einer seiner blonden Haarsträhnen. „Na ja, ich hab mir gedacht, dass es dumm wäre das ganze Rudel ins Schloss zulassen, denn so wäre genau das erreicht, was wir verhindern wollten. Die Wölfe hätten dies als Vorwand benutzen können, um hinein zu gelangen und uns auszulöschen. Alleine würde das Leittier und aber sicherlich nicht aufsuchen, darum dachte ich mir, wenn er zehn aus seinem Rudel mitnehmen darf hat er sozusagen Geleitschutz und falls es ein Trick ist, um ins Schloss zu gelangen sind wir noch immer stark genug, um diese Werwölfe auszuschalten.“

Verwundert, aber auch ein wenig beeindruckt blickte Seth den Jüngeren an. „So viel Verstand hätte ich dir gar nicht zugetraut,“ sagte er schnippisch, was wohl ein Kompliment sein sollte. Dann drehte er sich um und machte Anstalten den Raum zu verlassen. „Hoffen wir, dass dein Plan aufgeht.“

/Das...hoffe ich auch./ stimmte Yami ihm gedanklich zu und folgte Seth dann in den Thronsaal, wo sie die Werwölfe empfanden würden, vorausgesetzt sie ließen sich darauf ein nur zu elft dort zu erscheinen.
 

„Gib es zu wir haben uns verlaufen,“ sagte Kisara und drehte sich einmal um die eigene Achse. Rechts von ihnen zog sich die steile Felskante empor und links rauschte der Fluss entlang, der ihren Weg nun endgültig verschluckt hatte. Joey hatte die Pfoten tief in den Schlamm gegraben, um noch Halt zu haben und knurrte bei Kisaras Worten.

„Ich hab den Weg noch nie benutzt,“ rechtfertigte er sich. „Davon abgesehen könntest du ja mal hochfliegen und gucken, in welcher Richtung das Schloss liegt.“

„Das hab ich doch schon. Es liegt in nordöstlicher Richtung, aber zu Fuß kommen wir da nicht hin, da der Weg nach Westen führt.“

„Dann versuch den richtigen Weg zu finden,“ beharrte Joey.

„Wie denn bei dem ganzen Wasser??“ fauchte Kisara. Nach dem sie knappe 500 Jahre im Kerker gehockt hatte, hatte sie nicht wirklich die Geduld dazu, mit einem Werwolf zu diskutieren und wirkte ein wenig gereizt. „Ich weiß genauso wenig wie du, wo der Weg weiter geht.“

Nachdenklich senkte Joey den Blick und begann mit den Pfoten auf der Stelle zu laufen, da sie allmählich taub wurden. Wenn die Felswände nur nicht so steil wären, dann könnte er dort hinauf klettern und so Kisara folgen. Ein Knarren durchbrach die Stille zwischen den beiden, falls man es überhaupt als Stille bezeichnen konnte, mit dem Rauschen des Flusses im Hintergrund. Doch den Blonden beunruhigte das Knarren nicht. Es stammte von dem alten Baum, an welchem sich Kisara noch wenige Minuten zuvor dran festgehalten hatte, ehe sie gemerkt hatte, dass seine Wurzeln ihn nicht mehr so wirklich hielten. Wahrscheinlich würde ein kleiner weiterer Stoß ausreichen, damit er im Fluss versank und mit diesem getrieben wurde.

/Moment mal!/ Die Ohren des Werwolfes spitzten sich und hastig drehte Joey den Kopf nach hinten, zu dem Baum und richtete ihn dann auf den Fluss. „Das ist es...,“ murmelte er vor sich hin, doch laut genug, dass Kisara es mitbekam.

„Was ist was?“ fragte sie und legte den Kopf schief, woraufhin ihr die silbernen Haare ins Gesicht fielen und sie diese wieder hinter ihr Ohr klemmen musste, um ihren Begleiter noch klar sehen zu können.

„Der Fluss! Läuft er nicht am Schloss des Anubis Clans vorbei?“ fragte er und wedelte aufgeregt mit dem Schweif, sodass das Wasser nach rechts und links spritzte.

Die Weißhaarige musste nicht lange überlegen, denn als die Turniere noch stattgefunden hatten, war der Fluss oft in die Spiele und Aufgaben mit einbezogen worden. „Er führt sogar sehr nah an dem Schloss entlang.“

Freudig gab Joey ein Bellen von sich und tänzelte auf der Stelle, was ihn mehr wie einen verspielten Welpen aussehen ließ, denn einem gefährlichen Werwolf. „Perfekt! Pass auf, ich kippe den Baum da vorne um, der eh nicht mehr lange halten wird und springe dann auf ihn. So kann ich mich von der Strömung bis zum Schloss treiben lassen und du nebenher fliegen.“

Kisara lächelte und nahm als Antwort auf Joeys Vorschlag hin ihre Falkengestalt an. Während sie nun um den Kopf des Werwolfes flatterte stieß dieser den abgebrochenen Baum um und sprang dann in die Fluten.

Doch auf dem Holz zu landen war gar nicht so einfach. Joey hatte sich mit den Krallen in der Rinde verankert, doch dank seiner runden Form fiel es dem Werwolf nicht gerade leicht sein Hinterteil ins Trockene zu bekommen. Und das Kisara über seinem Kopf kreiste und anscheinend gute Hinweise vor sich hin plapperte war nicht gerade hilfreich, vor allem der der Blonde kein falkisch verstand.

Nach einigen Versuch jedoch gelang es ihm endlich vollständig auf dem Baum zu landen und ließ sich von diesem nun flussabwärts treiben. So war das Reisen um einiges angenehmer und vor allem konnte sein Fell endlich wieder trocknen und das Gefühl kehrte in seine Pfoten zurück. /Was Bakura wohl unternommen hat, als er und die anderen das Schloss erreicht hatten?/ fuhr es ihm durch den Kopf. /Ob er Yami retten konnte? Oder hat er ihn getötet? Was Seto wohl macht? Hoffentlich geht’s ihm gut./ leise winselte Joey und schloss die Augen. Hoffentlich hatte sich sein Liebster nicht in irgendwelche Schwierigkeiten gebracht.
 

Yami befand sich wieder im Thronsaal und konnte nicht leugnen, dass ihm bei dem Gedanken an das Kommende mehr als mulmig war. Natürlich besaß er Erfahrung, was das Kämpfen betraf, doch es war eindeutig etwas anderes auf Leben und Tod zu kämpfen, als nur so zum Training. Dazu kam, dass er sein Training nie sonderlich ernst genommen hatte, der er es nicht gemocht hatte und davon abgesehen waren es Kämpfe zwischen zwei Menschen, oder auch Vampiren gewesen und nun würde er gegen einen Werwolf kämpfen!

Seine Hand hatte Yami um den Griff seines Schwertes geklammert und rieb mit dem Daumen nervös über den Knauf. Er saß neben Seth, auf einem kleineren Thron, den eigentlich das oberste Weibchen einnahm, doch als Teilnehmer des Kampfes gebührte ihn in dieser Nacht der Platz.

Aus den Augenwinkeln beobachtete er Seth, der nicht minder nervös schien, als er selbst. Kein Wunder, denn immerhin ging es auch quasi für ihn um Leben und Tod – je nachdem, wie der heutige Kampf ausgehen würde. Die Amethyste glitten über die Reihen der anderen Vampire, die ebenfalls unsicher waren. Sogar Mariku und Rafael, die mittlerweile ihre Suche nach Mahado und Mana aufgegeben hatten, sahen mit unsicheren Blick in die Runde.

Das laute Knarren, als die Flügeltüren zum Saal aufgeschoben wurden ließ nicht wenige zusammenzucken und hastig eine Gasse bis zum Thron bilden. Reflexartig spannte Yami sich an und Seths Hände umklammerten die Armlehnen seines Throns. Die Werwölfe betraten den Raum. Vier gingen vorne weg und warfen den Vampiren finstere Blicke zu, damit sie es auch ja nicht wagten irgendwelche dreckigen Tricks anzuwenden. Hinter ihnen folgten drei weitere Wölfe, wobei die beiden äußeren den mittleren zu beschützen schienen. Das musste ihr Leittier sein!

Yami nahm das Tier deutlich unter die Lupe. Pechschwarzes Fell und ebenso dunkle Augen, die kaum zu erkennen waren, denn anstatt zu funkeln, wie es Augen normalerweise taten, wenn Licht auf sie trat, schienen es diese regelrecht zu verschlucken, wie zwei schwarze Löcher. Der Dämon musste unweigerlich schlucken, als er die starke Aura wahrnahm. Ob dieser Werwolf sein Gegner sein würde? Immerhin war das Leittier bei den Werwölfen doch auch automatisch der Stärkste ihrer Art, oder?

Die Tiere hatten nun den Platz vor dem Thron erreicht und dort platz genommen. Fünf rechts, fünf links und in der Mitte ihr Leitwolf, der soeben zu sprechen begann, mit einer dunklen und gleichzeitig eiskalten Stimme, welche die Seths und Setos mit Leichtigkeit in den Schatten stellte. „Sei gegrüßt Seth, Lord der letzten Vampire. Wenn ich mich vorstellen dürfte? Zork, Leittier der Werwölfe.“

„Sei auch Ihr gegrüßt,“ erwiderte Seth. „Darf ich den Grund für Euren Angriff erfahren?“

Zork grinste bei dieser Frage, was jedoch mehr einem Zähnefletschen glich. „Um die Vampire endgültig zu vernichten. Die Nacht soll nur uns Werwölfen gehören! Aber wie mir scheint habt ihr nicht vor euch kampflos zu ergeben....ihr wollt euer Schicksal mittels eines Zweikampfes entscheiden.“

Der Braunhaarige nickte. „Dem ist so. Der Stärkste der Unseren gegen den Stärksten der Euren. Die Verlierer legen ihr Schicksal in das der Sieger.“

„Hmmm, ein verlockendes Angebot und um einiges komfortabler, anstatt einen kompletten Krieg durchzuführen....hm?“ die schwarzen Augen hingen mit einem mal an Yami, als ob Zork diesen eben erst bemerkt hätte. /Seine Aura..../ Seine Augen verengten sich ein wenig. „Ich verstehe...“ sagte er leise und lachte heiser auf, was sich mehr nach einem Bellen anhörte. „Du hoffst auf diesen Mann? Natürlich, deshalb! In einem Krieg wären du und deine Vampire nicht stark genug, um uns zu vertreiben, deshalb willst du ausnutzen, dass du einen starken Vampir gefunden hast, nicht wahr?“ erneut begann er zu lachen und nun vielen auch seine Begleiter mit in dieses Lachen ein. Nervös wandte Yami seinen Blick Seth zu, welcher die Hände stärker um das Holz seines Thorns krallte und schluckte. Nun, da die Werwölfe ihr Vorhaben durchschaut hatten, würden sie dann noch auf den Zweikampf eingehen? Oder würde es nun doch zum Krieg kommen?

Zorks Lachen erstarb und stattdessen fuhr er sich mit der Zunge über das Maul. Dieser violettäugigen Vampir war nicht wie die anderen, genauso, wie auch er, Zork, kein gewöhnlicher Werwolf war. Normalerweise wurden Menschen zu Werwölfen, wenn sie von einem gebissen wurden und deren giftiger Speichel dabei in ihr Blut gelang. Doch Zork war niemals gebissen worden. Nein, der Mond hatte ihn zu einem Werwolf gemacht.

Es war ungefähr ein halbes Jahr her, als ein Stück des Mondes als Komet auf die Erde gestürzt war. Zork war bis zu diesem Tag nichts anderes, als ein schmieriger Schweinehirte gewesen, dazu verdammt den Hof seines Vaters zu übernehmen, anstatt in die Stadt zu gehen und etwas aus sich zu machen. Schon immer hatte der Schwarzhaarige nach oben gestrebt, nach Macht! Und der Mond ermöglichte ihm nun dies, indem er ihm seine Macht gab.

Zork war dabei gewesen einen Fuchs vom Hühnerstall zu verscheuchen, als der Komet in seiner Nähe auf die Erde stürzte. Unzählige Splitter des Mondes waren dabei in seinen Körper eingedrungen und anstatt ihn zu töten, oder sein Leben zu gefährden machten diese Splitter ihn zu einem Werwolf. Einem, der stärker war, als alle anderen, da er den Mond sozusagen in sich trug, seine Macht in jeder Sekunde pulsieren fühlte, als würden zwei Herzen in seinem Körper schlagen. Ja, Zork konnte sogar am Tag seine Werwolfsgestalt beibehalten, wenn er es denn gewollt hätte.

Die Tatsache vielleicht auf jemanden getroffen zu sein, der ebenso war, wie er selbst, stimmte Zork durchaus neugierig. Wie stark war wohl dieser Vampir dort? Stark genug, um gegen ihn etwas ausrichten zu können? Nun, das würde sich leicht herausfinden lassen... „Einverstanden.“

„Was?“ ungläubig starrte Seth den Werwolf an, als dieser plötzlich doch zustimmte.

„Na was schon? Wir werden den Krieg mittels eines Zweikampfes lösen.“ Überrascht blickte Yami den Schwarzäugigen an. Er ging auf ihren Vorschlag ein, obwohl er ihr Vorhaben durchschaut hatte? War er so selbstsicher, dass er glaubte ihn besiegen zu können? Oder steckte noch mehr dahinter? Nervös kaute Yami auf seinem Daumennagel, doch egal was hinter Zorks Zustimmung steckte, er musste den Zweikampf nun ausführen. Und er musste gewinnen und zwar um jeden Preis!!

„Gut!“ Seths Stimme holten den Dämon aus seinen Gedanken und erhob sich von seinem Platz, als auch der Braunhaarige dies tat. „Hinterm Schloss befindet sich ein Feld, das genügend Platz für einen Kampf bietet,“ sagte er und machte sich auf dem Weg Richtung Ausgang. Yami folgte ihm, ebenso wie die anderen Vampire. Zork zischte einem seiner Wölfe zu, dass er dem Rudel bescheid geben sollte, ehe auch er mit nach draußen folgte.
 

Auf dem Feld hinter dem Schloss, hatten einst Turniere statt gefunden. Doch die letzten 500 Jahre war es nur noch zum trainieren benutzt worden. Ein Schwarm dunkler Vögel flog aus seinem Baum, als er die Vampire und Werwölfe näher kommen sah. Das feuchte Gras raschelte unter ihren Füßen und ein kalter Wind wehte vom Fluss her. Yami atmete bebend aus und umklammerte mit der Hand den Schwertknauf. Vorhin war der Druck ja schon groß gewesen, doch jetzt war er nur noch schlimmer. Alles hing von ihm ab und am liebsten wäre Yami umgedreht und davongelaufen. Das ganze Theater hier war noch nicht mal seine Sache. Er könnte einfach nach Hause fliegen und den Anubis Clan seinem Schicksal überlassen.

Doch so verantwortungslos konnte er nicht sein! Denn dann würden noch mehr Unschuldige seinetwegen sterben und Seth würde seine Meinung gegenüber den Atemus und vor allem Osiris nicht ändern.

Seth blickte den Jüngeren von der Seite her an und die Nervosität und auch die Angst standen ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Als sie das Feld erreicht hatten legte Seth Yami eine Hand auf die Schulter, was diesen verwundert aufsehen ließ. „Du schaffst das,“ sagte er fest und fixierte die Amethyste seines Gegenübers.

Verwundert blickte Yami zurück, ehe er die Augen senkte und die Hand von seiner Schulter schob. „Wenn es deine Absicht war mir viel Glück zu wünschen, dann spar es dir. Ich weiß, dass du es nicht ernst meinst, dass du mich nicht ausstehen kannst, weil ich ein Atemu bin.“

Seth schwieg einen Moment, ehe er antwortete. „Du hast gesagt, dass nicht alle Atemus nach Macht strebten und....da du damit recht zu haben scheinst ist es durchaus ernst gemeint, wenn ich dir versuche Mut zu machen.“ Yami hob nun wieder den Blick und starrte Seth aus großen Augen an. Warum änderte der Ältere so plötzlich seine Meinung über ihn und seinen Clan? Die Frage stand ihm anscheinend ins Gesicht geschrieben, denn Seth fuhr fort. „Du willst noch immer Kämpfen, obwohl du Angst hast und daran zweifelst, dass du es schaffen kannst. Du würdest uns nicht helfen, wenn du nur machtbesessen wärst.“

Noch immer starrte Yami den Lord ungläubig an und begann dann sich kampfbereit zu machen. „Danke,“ nuschelte er leise, während er die Lederbände seines Harnischs festzurrte. Auch, wenn der Dämon Seth noch nicht verzeihen konnte, was dieser getan hatte, so schien dieser nicht wirklich böse zu sein. Er schien einfach nur verzweifelt und mit seinem Latein am Ende gewesen zu sein.

„Bist du endlich fertig, oder wie lange soll ich noch warten?“ rief Zork vom anderen Ende des Feldes her. Man sah ihm deutlich an, dass er sich auf den Kampf freute.

„Von mir aus können wir anfangen!“ erwiderte Yami und versuchte seine Stimme fest klingen zu lassen. Er durfte sich jetzt nicht mehr durch Zweifel oder Ängste von seinem Ziel abbringen lassen. Er musste siegen!! Mit einer kurzen Handbewegung löste der Vampir die Spange, welchen den Mantel zusammen hielt, woraufhin der Stoff zu Boden glitt. Dann trat Yami Schritt für Schritt in die Mitte des Feldes, zog dabei sein Schwert hervor. Zork tat es ihm gleich, bis nur noch wenige Meter sie voneinander trennten.

Eine drückende Stille war eingetreten. Niemand schien es zu wagen auch nur ein Wort zu sagen, ehe der Kampf begann. Yami fühlte, wie sein Puls raste und sein Herz unablässig gegen seine Rippen trommelte. Sein Griff um den Schwertgriff wurde fester und er hoffte, dass Zork das Rasen seines Herzens nicht hörte. Der Wind rauschte über das Feld, ließ das Gras unter ihren Füßen rascheln. Yami spannte seinen Körper an und hob das Schwert. Seine Augen fixierten die Zorks und er wartete darauf, dass dieser angriff.

Dämon gegen Dämon

33. Dämon gegen Dämon
 

Yami schluckte und seine Hand klammerte sich stärker um den Griff seines Schwertes. Bisher war noch nichts geschehen und er wusste genau warum. Zork suchte nach einem Schwachpunkt in seiner Verteidigung und tat dies, indem er ihn seit einiger Zeit umkreiste und hin und wieder die Richtung wechselte. Seine Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt, warteten auf den Angriff, doch dieser würde genau dann eintreten, wenn er unachtsam wurde, dass wusste der Schwarzhaarige. Und wenn die Angst ihn beherrschte würde so ein unachtsamer Moment schon sehr bald auftauchen, doch das musste er unbedingt verhindern.

Er versuchte sich zu erinnern, an all die Dinge, welche ihm Bakura erklärt hatte und die er als so unwichtig und belanglos empfunden hatte, dass er es nicht für nötig gehalten hatte aufzupassen. Wenn Bakura doch nun wenigstens hier wäre, wenn er unter den anderen Vampiren stehen und ihm die Daumen drücken würde. Es würde Yami zumindest einen Teil seiner Angst nehmen. Doch Bakura würde nie wieder bei ihm sein. Er würde nie wieder mit ihm streiten können. Nie wieder....

Hastig rief er sich selbst zur Ordnung. Er durfte jetzt einfach nicht abschweifen, sondern musste sich auf den Kampf konzentrieren. Alle Schritte durchgehen, die der Ältere ihm gelehrt hatte. Am wichtigsten war locker zu sein und sich nicht zu verkrampfen. Das Schwert war als Verlängerung des Armes anzusehen und so musste Yami auch damit umgehen, als ob es ein Teil von ihm wäre. Dann war da noch der Ort des Kampfes. Ein großes Feld, hauptsächlich bestehend aus Erde und Gras. Da es nass war dämpfte es die Geräusche, was sich zu seinem Nachteil, aber auch zu seinem Vorteil entwickeln konnte.

Tja und dann war da noch der Gegner. Nur blöd, dass Bakura ihm nie erklärt hatte, wie man am besten gegen übergroße Hunde vorging. Der Weißhaarige hatte damit wahrscheinlich gar nicht gerechnet und selbst wenn er versucht hätte Yami etwas von riesigen Wölfen als Gegner zu erklären – er hätte ihm wohlmöglich den Vogel gezeigt und in die nächste Klapsmühle einweisen lassen.

/Dann muss ich wohl oder übel selbst ran./ Ein Werwolf lief generell auf vier Beinen, war schneller als ein Mensch oder Vampir und hatte zu dem ein paar äußerst gefährliche Waffen, bestehend aus einem mit scharfen Zähnen bestückten Gebiss und kräftigen Klauen. Doch auch ein Werwolf hatte sicherlich Schwächen. Doch Yami kam nicht mehr dazu über diese nachzudenken, da Zork mit einem Knurren angriff, in dem er mit einem Satz auf den Vampir zustürzte und sich dann auf seinen Hinterpfoten aufrichtete, wodurch er Yami überragte.

Dies begriff zu spät, dass er einen Fehler begannen hatte, indem er zu sehr in seinen eigenen Gedanken abgedriftet war und versuchte sich durch ausweichen noch zu retten, doch die Vorderpfoten des Werwolfes pressten sich gegen seine Schultern und Yami, der dem Gewicht unmöglich standhalten konnte wurde unter dem Tier begraben.

Ein besorgtes Wehklagen ging durch die Reihen der Vampire. War der Kampf etwa nun schon beendet? Dem schien so, als Zork seine Zähne bleckte und sein gewaltiges Maul aufsperrte, um dem Vampir die Kehle durchzubeißen. So schnell ließ Yami sich jedoch nicht besiegen. Bei dem Sturz hatte er die Hand reflexartig fester um das Schwert gelegt, um es nicht zu verlieren. Zwar war es auf dieser Nähe hin weniger effektiv, da es so unhandlicher war, doch um zu verhindern, dass Zork in biss reichte es alle mal. Schnell riss Yami den Arm mit dem Schwert rum, sodass der Werwolf lediglich die Klinge zwischen die Zähne bekam und griff mit seiner noch freien Hand zu seinem Gürtel, um den Dolch hervorzuziehen, welcher bei dieser Nähe durchaus effektiv fungierte, vor allem wenn man seinen Opfer die Klinge über die Nase zog, denn wenn Yami eins wusste, dann das, dass eine der empfindlichsten Stellen bei Hunden die Nase war.

Wie erwartet jaulte Zork auf und Yami nutzte dessen Reaktion aus, um sich aus der Gefahrenzone zu bringen. Sein Aufstehen wurde mit einem Freudentumult seitens seiner Rasse und einem Aufheulen seitens der Mondanbeter kundgetan. Mit festen Blick sah der Schwarzhaarige seinen Gegner an, die Hand zwar noch immer fest, aber nicht mehr verkrampft um das Schwert geklammert. Nun, wo er mitten im Kampf war, fiel es ihm leichter sich zu konzentrieren. Die Angst war vergessen, stattdessen war er entschlossen den Sieg davonzutragen.

Seth beobachtete wie alle Anderen den Kampf vom Rand aus und seine Miene war verfinstert. Yami sollte besser aufpassen. Was eine kleine Unaufmerksamkeit für Folgen haben konnte war ihnen ja eben deutlich demonstriert worden. Dennoch musste er zugeben, dass der Dämon sich wacker schlug, obwohl er anfangs dem Kampf noch mit Unwohlsein entgegen gesehen hatte. Dennoch blieb Zork ein starker Gegner, einer den es sicherlich nicht sonderlich freute, wenn man ihn an der Nase, der empfindlichsten Stelle, verletzte.

Der schwarze Werwolf knurrte tief und bleckte seine Zähne, während er von Neuem damit begann Yami zu umkreisen. Er hatte den Vampir ein wenig unterschätzt, doch noch einmal würde ihm das nicht passieren. „Glückwunsch,“ knurrte er leise, ohne sein Kreise ziehen zu unterbrechen.

Verwundert hob Yami eine Augenbraue an, ließ sich jedoch nicht davon abbringen seinen Gegner genau zu beobachten. Wenn dieser glaubte ihn durch ein Gespräch ablenken zu können, dann hatte er sich gewaltig geschnitten. „Wozu?“ wollte er wissen.

„Das es dir gelungen ist mich mit deinem Zahnstocher zu verletzen. Aber glaub mir, noch einmal wird dir das nicht gelingen.“

„Sei dir da nicht so sicher,“ widersprach Yami und ging nun selbst zum Angriff über. Wenn er immer nur auf Verteidigung machte konnte er den Kampf nicht gewinnen und auch wenn dies eine gute Strategie wäre, damit der Gegner ermüdete, so hatte er eben erst am eigenen Leib erfahren, wie wenig er den Angriffen Zorks entgegensetzen konnte. Zwar war er ihm entkommen, doch wenn er nur eine Sekunde gezögert oder seine Gedanken nicht gesammelt hätte, dann wäre es vorbei mit ihm gewesen.

Nein, er musste selbst angreifen, dabei die empfindlichen Stellen der Mondbestie verletzen, um sie weiter zu schwächen. Yami schwang das Schwert und zielte mit der Klinge auf den Kopf Zorks, dieser sprang jedoch zur Seite und wich ebenso dem Dolch aus, indem er den Kopf nach unten senkte, um mit seinen Zähnen nach dem Bein des Vampirs zu schnappen. Dieser bemerkte dies gerade noch rechtzeitig und sprang hastig zurück. Der Werwolf setzte ihm nach und hob einer seiner kräftigen Pranken, um zum Gegenschlag auszuholen, woraufhin der Violettäugige sich zur Seite drehte und den daraus entstandenen Schwung nutzte, um Zork sein Schwert um die Ohren sausen zu lassen, doch die Klinge durchschnitt bloß Luft, da sich ihr Ziel rechtzeitig geduckt hatte.

Eine Ewigkeit lang, so schien es, wichen die beiden Kontrahenten immer wieder ihren Angriffen aus, ohne den anderen verletzen zu können, sodass es den Anschein eines Tanzes erweckte, oder einer dieser Stundshows, in denen es zwar so aussah, als ob die Darsteller aufeinander einschlugen, sich jedoch noch nicht mal berührten. Werwolf und Vampir drehten sich, hoben ihre Waffen, die jedoch anstatt warmes Fleisch zu durchschneiden, höchstens auf die Waffe des Gegners trafen, um abgeblockt zu werden. Eine ganze Zeit wiederholte sich dieses Spiel immer wieder, bis die ersten Anzeichen von Erschöpfung zu sehen waren. Während Yami der Schweiß auf der Stirn geschrieben stand, begann Zork zu hecheln, wenn er sein Maul nicht geöffnet hatte, um mit seinen kräftigen Zähnen zuzuschnappen.

Bald schon würde es nicht mehr auf Stärke ankommen, sondern auf den, der die längste Ausdauer hatte. Feiner Nieselregen setzte ein, tropfte auf Haut und Fell der beiden Kämpfenden, an welchen Erde und Gras klebte. Bisher war noch kein Blut geflossen, wenn man von Zorks Nase absah, doch dies sollte sich schon sehr bald ändern. Zork stellte sich erneut auf die Hinterläufe und schlug mit seiner Tatze nach dem Oberkörper Yamis. Dieser wich zwar aus, rechnete jedoch nicht damit, dass die zweite Pranke noch folgen würde und wurde von der Wucht des Schlages zu Boden geschleudert. Ein stechender Schmerz jagte durch seinen Brustkorb, während er über die nasse Wiese rollte und dann wieder auf die Füße sprang. Zork grinste gehässig, als er das Blut sah, welches damit begann das weiße Hemd zu tränken. „Das war’s für dich Blutsauger,“ knurrte er siegessicher, doch Yami funkelte ihn nur finster an und seine Hand lag wieder feste um den Schwertgriff, als der Werwolf zu einem erneuten Angriff ansetzte.

„Sei dir da nicht so sicher,“ zischte Yami zurück und es gelang ihm die nächste Attacke abzublocken. Die Wunde pochte leicht, doch war es nichts ernsthaftes. Der Lederharnisch hatte den Großteil des Schlages aufgefangen, dennoch waren die spitzen der Krallen hindurch gedrungen und hatten ihm die Haut aufgeschlitzt. Zusätzlich hatte er, als er zu Boden fiel, den Dolch verloren, doch ihn zu suchen, dafür hatte er nun keine Zeit, sondern musste die nächsten Attacken abwehren und dann selbst die Chance ergreifen Zork zu verletzen.

Eine ganze Zeit über schien es, als ob der Werwolf erneut die Oberhand über den Kampf gewonnen hätte, doch ein überraschtes ‚Oh’ ging durch die Reihen der Vampire, als Zork aufheulte und die Schwertklinge ihres Artgenossen dunkelrot gefärbt war. Es war so schnell gegangen, dass kaum jemand gesehen hatte, wie Yami es genau angestellt hatte. Der Schwarzhaarige hatte getan, als ob er den Angriff Zorks nicht hätte ausweichen können und dann den Moment von dessen Siegessicherheit ausgenutzt, um ihm sein Schwert in die Brust zu rammen. Nach diesem Schlag hatte der Vampir schnell ein wenig Abstand zwischen sich und seinem Feind gebracht und beobachtete nun genau, wie dieser auf seine Tat reagierte. Allmählich fiel es ihm schwerer auszuweichen und die Angriffe zu blocken, doch wenn er Zork ernsthaft verletzt hatte, dann hatte er wieder einen Ausgleich errungen.

Doch so leicht, wie Yami es sich dachte, war es nicht. Zwar hatte er Zork eine tiefe Wunde zugefügt, allerdings war Schmerz etwas, was einen Werwolf stärkte. Schmerz machte ihn wütend, konnte sogar dazu führen, dass sie in Raserei gerieten und töteten dann alles, was ihnen in die Quere kam. Der Dämon nahm diese Veränderung deutlich war und selbst wenn er es nicht getan hätte, so sah er sie deutlich in den tiefschwarzen Augen seines Gegners. Yami spannte sich an, während Zork mit tiefen Knurren auf ihn zuschritt, mit einer gefährlichen Ruhe. Der Regen wurde ein wenig stärker und ein kalter Wind fegte über das Feld, obwohl es doch eigentlich Sommer war.

Dann, ohne Vorwarnung stürmte Zork los und setzte zum Sprung an, um Yami unter sich zu begraben. Dieser wich zwar aus, doch der Werwolf war ebenso schnell herumgewirbelt und versuchte es erneut. Es schien, als ob jegliche Schwäche und Erschöpfung aus dem Körper Zorks verschwunden wäre und dies bereitete Yami deutlich Schwierigkeiten, denn seine Kräfte verließen ihn mehr und mehr, mit jedem geblockten Angriff und jedem Sprung zur Seite. Wenn er sich nicht bald etwas einfallen ließ, dann gewannen die Werwölfe den Krieg und besiegelten somit das Schicksal aller Vampire.
 

Verwundert hob Joey den Kopf, als er ihrem Ziel allmählich näher kamen und schon von weiten den Menschenauflauf nahe dem Fluss sah. Der Wind trug ihm deutlich den Geruch von Vampiren, als auch Werwölfen zu, doch es machte nicht den Anschein, als würden sie sich bekriegen. Stattdessen schienen sie bei irgendetwas zuzusehen. Bloß was? Kisara schien darauf eine Antwort zu haben, was auch nicht sonderlich verwunderlich war, denn immerhin konnte sie fliegen und wusste somit schon längst über das bescheid, was sich dort abspielte. Aufgeregt flatterte sie um Joeys Kopf herum und machte den Werwolf damit so gespannt auf das, was auf dem Feld geschah, dass er früher als beabsichtigt von dem Baumstamm in die Fluten sprang und von dort aus ans Ufer schwamm. Hier war die Strömung nicht so stark, sodass ihm das auch relativ leicht fiel.

Wieder auf trockenem Boden schüttelte er sich ausgiebig, um sein Fell somit ein wenig zu trocknen, während Kisara neben ihm landete und ihre Vampirgestalt wieder annahm. „Yami kämpft gegen einen der Werwölfe,“ platzte sie sogleich heraus, woraufhin sie Joey ungläubig ansah.

„WAS?“ fragte er und senkte dann beklemmend den Blick. Für ihn war die Situation eindeutig. Bakura war es weder gelungen Yami zu retten, noch ihn zu töten. Stattdessen besaß Seth noch immer die Kontrolle über den Dämon und ließ ihn nun für sich den Krieg kämpfen. Die Werwölfe schienen sich vor dessen Kraft wohl zu fürchten, deshalb kämpfte momentan nur einer von ihnen gegen ihn. „Verdammt, wir müssen Seth daran hindern noch länger Kontrolle über Yami auszuüben! Vielleicht könnten wir so verhindern, dass der Krieg fortgesetzt wird!“ rief er und lief direkt auf die Vampire zu, sodass Kisara Schwierigkeiten hatte ihm zu folgen, denn schließlich war sie um einiges langsamer, als ihr vierbeiniger Freund.

Schnell hatte der Blonde die Reihen der Vampire erreicht und lief zwischen ihnen hindurch, zu Seht. Zu seiner Verwunderung versuchte keiner der Blutsauger ihn anzugreifen, sondern wichen ihm eher aus. Doch darum konnte er sich auch noch später Gedanken machen. Mit einem Knurren stürzte er sich auf Seth und riss ihn mit sich zu Boden, da dieser nicht mit so einen Überfall gerechnet hatte und starrte verwirrt und überrascht in das Gesicht des Werwolfes. „Was soll das?“ fragte der Braunhaarige. „Habt ihr Werwölfe etwa so wenig Ehre, dass ihr euch nicht mal mehr an Abmachungen haltet?“

„Von was für Abmachungen sprichst du, Seth?“ knurrte Joey und bleckte seine gefährlichen Reißzähne.

„Von was für einer Abmachung ich rede?“ fragte Seth ungläubig und versuchte den schweren Körper von sich zu drücken. „Hast du etwa die bisherige Zeit über geschlafen?“ fauchte er. „Geh endlich runter von mir!“

„Von was für einer Abmachung sprichst du??“ beharrte Joey und anstatt den dem Vampir abzulassen, beugte er sich nur noch tiefer über ihn. „Du lässt Yami meine Rasse auslöschen und wenn du seinen Geist nicht auf der Stelle frei lässt, dann werde ich dich hier und jetzt töten!“

„Yami ist frei!“ verteidigte der Braunhaarige sich und blickte seine Vampire auffordernd an ihm zu helfen und von dem Werwolf zu befreien.

„Lüg nicht!“ knurrte Joey und seine Krallen bohrten sich in eine von Seths Schultern. „Wenn dem so wäre würde Yami nicht kämpfen!“

„Joey, lass ihn los!“ bat Kisara, die den Schauplatz nun ebenfalls erreicht hatte und wurde verwundert von dem Blonden angesehen. „Du interpretierst die Situation falsch. Sie kämpfen keine Krieg, sondern einen Zweikampf,“ sagte sie, denn durch ihre Beobachtungen aus der Luft wusste sie mehr, als der Werwolf, der nun von Seth abließ und fragend die Weißhaarige anblickte.

„Ein Zweikampf? Wozu das?“

„Die Werwölfe haben unser Schloss belagert,“ begann Seth an Kisaras Stelle zu berichten, konnte seinen Blick jedoch nicht von ihr wenden, sondern betrachtete ungläubig die weißen Haare und blauen Augen. „Es war Yamis Idee den Krieg mittels eines Zweikampfes zu beenden. Die Rasse, die verliert, legt ihr Schicksal in die Hände der Sieger....du bist Kisara, nicht wahr?“ denn letzten Satz hatte er nur geflüstert und konnte seinen Blick nicht von dem Weibchen abwenden, die trotz der momentanen Situation, unter diesem Blick sachte errötete. Joey kam sich ziemlich übergangen vor und schnaubte verächtlich.

„Ja...,“ sagte Kisara leise. „Aber woher kennt Ihr meinen Namen?“

„Ich bin der Urenken Sethos. Er erwähnte dich des Öfteren in seinen Briefen.“

„Verstehe.“ Die Weißhaarige wand den Blick von dem Braunhaarigen ab und richtete ihn nun wie Joey auf die Kämpfenden, doch Seths Augen ruhten noch immer auf ihr. Es war kein Begehren, welches ihn dazu brachte, sondern die Tatsache, dass Kisara gelebt hatte, als der erste Dämon geboren worden war. Sie würde ihm alle Antworten auf seine Fragen liefern können und dann würde er endlich wissen, ob die Atemus machbesessen waren. Noch immer interessierte ihn dies, auch wenn Yami ihn eines besseren belehrte.
 

Dieser erreichte allmählich die Grenzen seiner Kraftreserven, wie Joey feststellte. Zork war in Rage, auf Grund der ihm zugefügten Wunde. Der Blonde wusste genau, wie unberechenbar ein Werwolf in so einem Moment werden konnte. Es ähnelte dann stark dem Verhalten, eines Welpen bei Vollmond. Werwölfe verloren in so einem Zustand schnell die Kontrolle über sich und töteten dann alles, was ihnen in die Quere kam, bis ihr Zorn abgeklungen war. Sie waren dann, wie Dämonen....nur ging ihr Zustand vorüber, während der der Vampire solange andauerte, bis es kein Blut mehr zu trinken gab.

Yami stolperte immer wieder rückwärts und versuchte nur noch irgendwie den Angriffen Zorks auszuweichen, hoffte dass dieser bald müde wurde und er zurückschlagen konnte, doch schien der Werwolf in seiner Raserei keinerlei Erschöpfung zu spüren und der Vampir war auch nicht mehr so unverletzt, wie noch einige Minuten zuvor. Ein blutige Wunde zog sich über seine Wange, ebenso wie sein Arm von den Krallen aufgerissen worden war. Doch wenigstens handelte es sich nicht um seinen Schwertarm.

Erneut sprang Yami zurück, stolperte dabei jedoch über eine Unebenheit im Boden und strauchelte. Zork nutzte diese Chance sofort und packte das Bein des Vampirs mit seinen Zähnen, was diesen einen schmerzhaften und überraschten Aufschrei entlockte. Doch war das noch längst nicht alles, denn der Werwolf zog an den Bein, sodass Yami stürzte und biss dann so fest zu, dass der Schwarzhaarige glaubte Zork wolle ihm das Bein abbeißen. Doch DAS würde er garantiert nicht zulassen. Mit seinem noch freien Bein trat er nach dem Werwolf und ein Janken sagte ihm, dass er getroffen hatte. Die Zähne lockerten sich ein wenig und hastig zog Yami sein Bein zurück und brachte sich ein Stück in Sicherheit.

Keuchend biss er die Zähne zusammen und versuchte sein verletztes Bein nicht zu belasten. Nun hatte er ein ziemlich großes Handicap und ob er so überhaupt noch eine Chance hatte zu gewinnen war mehr als fraglich. Doch noch durfte er nicht aufgeben! Er musste kämpfen, solange es ihm möglich war, denn zumindest das war er seiner Rasse schuldig, wenn es ihm schon nicht möglich war sie zu schützen. Mit beiden Händen umfasste er nun den Schwertgriff, um mehr Kraft zu haben, wenn er Angriffe abwehrte, doch irgendwann würde er auch wieder angreifen müssen – bloß wie?

Yami kam nicht mehr dazu sich eine mögliche Strategie zurechtzulegen, denn Zork griff erneut an, warf sich erneut auf die Hinterpfoten, um den Vampir wie zu Beginn ihres Kampfes zu Boden zu stürzen und diesmal würde dieser ihn nicht daran hindern, ihm die Kehle durchzubeißen. Yami hob das Schwert über den Kopf und hielt es Zorks Maul entgegen, sodass er sich mit dem Gebiss in der Klinge verfing, während seine Pfoten auf den Schultern des Vampirs ruhten. Dieser stemmte all sein Gewicht dagegen, um Zork standhalten zu können und sog zischend die Luft ein, als der Schmerz durch sein Bein jagte, als es belastet wurde. Doch er brauchte dessen Stützte jetzt, um nicht umzufallen. Er musste den Schmerz jetzt um jeden Preis aushalten.

Ein merkwürdiges Knacken weckte seine Aufmerksamkeit und ließ ihn den Kopf heben, bis seine Augen das Schwert erblickten, welches noch immer mit Zorks Gebiss verhakt war, doch merkwürdige Risse begannen sich auf dem Metall zu bilden und ohne es verhindern zu können, musste Yami zusehen, wie die Klinge zerbarst und ihre Stücke mit einem dumpfen Geräusch im Gras landeten. Sogleich tauchte er unter Zorks Pfoten hinweg und rollte sich über den Boden außer Reichweite, während das, was eben passiert war, langsam zu ihm durchsickerte und mit geschocktem Unglaube betrachtete er das zerstörte Schwert.

Sein Bein protestierte deutlich mit Schmerz, gegen weitere Belastungen, Yamis rasselnder Atem verriet seine Erschöpftheit und nun war auch noch seine letzte Verteidigung dahin. Die Amethyste richteten sich auf Zork, welcher bellend auflachte und sich ihn mit einem gefährlichen Blick in den Augen näherte, entschlossen seinen Feind nun zu töten. /Wie kann ich jetzt noch gewinnen?/
 

Auf der andere Seite des Schlosses schlich die bisher noch fehlende Gruppe durch das dichte Geäst des Waldes. Seto führte den Trupp an und sah sich aufmerksam um. Schließlich waren sie den schützenden Mauern bereits sehr nahe und sicherlich versteckten sich hier irgendwo Wachen, die Fremde wie sie fernhalten sollten. Direkt hinter ihm war Marik, der sich ebenso vorsichtig umsah und bereits sein Schwert gezogen hatte, um sich sofort verteidigen zu können, sollte sie jemand angreifen. Das Schlusslicht bildete Yugi und Tea, von denen letztgenannte am erstgenannten hing und sich ängstlich nach allen Seiten umblickte. Noch immer hatte sie Angst vor einem Kampf mit einem Vampir oder Werwolf, doch ihr Wille ihrer neuen Familie beizustehen war stärker als der der sicheren Flucht.

Obwohl Seto die Augen offen hielt war es Marik, der als erstes bemerkte, dass Feinde in der Nähe waren. Er legte eine Hand auf die Schulter des Braunhaarigen, um ihn zum Halt zu bewegen. „Es riecht nach Werwolf,“ sagte er leise und deutete in die Richtung, aus welcher der Geruch kam.

Seto dankte ihm mit einem kurzen Nicken für diese Information und zog dann eine Schusswaffe aus der Innentasche seines Mantels hervor. Ihr Magazin war mit Silber gefüllt, denn angeblich sollten diese ja gefährlich oder auch tödlich für Werwölfe sein. Nun ob dies stimmte, würde sich sicherlich gleich herausstellen. „Versteckt euch in den Büschen und wartet, bis ich ihn erledigt habe,“ ordnete er an, woraufhin Yugi ihn entsetzt ansah.

„Du kannst doch nicht alleine gegen ihn vorgehen! Wir können dir helfen, ihn zumindest ablenken.“

Die blauen Augen verengten sich. „Ihn ablenken? Schon vergessen, dass ihr nicht kämpfen könnt? Ihr wärt mir nur im Weg!“ zischte er, woraufhin Marik verwundert eine Augenbraue anhob.

„So wie ich das sehe machst du dir Sorgen um uns...warum?“

Der Braunhaarige antwortete nicht, sondern wand sich einfach um und marschierte in die Richtung, die der Vampir ihn gezeigt hatte. „Tut einfach, was ich gesagt habe,“ verlangte er und marschierte davon. Sie hatten recht. Warum machte er sich Sorgen um sie? Es waren doch bloß irgendwelche wildfremden Vampire! Die ganzen Geschehnisse der letzten Tage schienen ihn völlig konfus gemacht zu haben, dies schien ihm die einzig plausible Erklärung.

Seto hob den Kopf, als er ein tiefes Knurren wahrnahm und blickte dann nach links, wo ein riesiger grauer Werwolf auf ihn zukam, welcher es von der Größe her locker mit der Joeys aufnahm. „Riech ich richtig?“ fragte das Tier und bleckte seine gefährlichen Zähne. „Menschenfleisch? Kommt die Beute etwa immer so bereitwillig zum Anubis Clan?“ wollte er wissen und kam langsam auf sein vermeintliches Opfer zu, welches die Waffe hob und zwischen die Augen des Werwolfes richtete.

„Ich rate dir nicht näher zu kommen,“ zischte er und entsicherte die Waffe.

„Das Menschlein will auf mich schießen? Sei doch kein Dummkopf. Wenn du brav bist verspreche ich dir, dich auch schnell zu töten.“

„Kein Interesse!“ antwortete Seto zischend und fixierte weiterhin den Werwolf, nicht ahnend, dass sich ihm ein weiterer von hinten näherte, doch seinen Blut trinkenden Begleitern fiel es auf.

„Seto, hinter dir!!“ brüllte Tea und sprang aus ihrem Versteck, ebenso wie die anderen beiden Vampire. Dann ging alles sehr schnell. Seto wirbelte herum und sah nur noch, wie sich ein gewaltiges Fellbündel auf ihn stürzte und kurz darauf ein stechender Schmerz durch seinen Arm jagte. Der Graue lief nun knurrend auf die Vampire zu, welche hastig die Flucht ergriffen. „Wir müssen fliegen!“ rief Marik, als ihm klar wurde, dass ihr Verfolger sie schon sehr bald einholen würde und wurde dann zum Falken. Sein empfindliches Gehör nahm einen Schuss war und er hoffte, dass mit Seto alles in Ordnung war.
 

Dieser schob den toten Werwolf von sich und richtete sich mit schmerzverzerrten Gesicht auf. An seinem Arm klaffte eine tiefe Wunde und sie brannte, als ob man sie in Säure getaucht hätte. Als er den Ärmel seines Hemdes hochschob musste er feststellen, dass sich der Rand der Wunde schwarz gefärbt hatte. Zusätzlich verschwamm seine Sicht und ihm wurde schwindelig. Dennoch zwang er sich weiter zu gehen, eine Hand um seinen verletzten Arm, die andere um die Schusswaffe geklammert. Er musste den anderen Werwolf finden, bevor er die Vampire umbrachte.

Doch sonderlich weit kam Seto nicht. Die Beine knickten ihm weg und er fiel ins Laub. Alles um ihn herum drehte sich, sodass er die Augen schließen musste und von der Wunde ausgehend breitete sich eine unerträgliche Hitze in seinem Körper aus. Ein schmerzhaftes Keuchen kam ihm über die Lippen, ehe er das Bewusstsein verlor.

Ein neues Bündnis zwischen den Völkern der Nacht

Soo, allmählich neigt sich die ff ihrem Ende zu. Das hier ist das vorletzte Kapitel. Danke für dein Kommi kuribo. Ich glaub wenn es dich nicht gäbe hätte ich längst aufgehört die fanfic hochzuladen.

Allen Lesern wünsch ich viel Spaß beim Lesen!
 

34. Ein neues Bündnis zwischen den Völkern der Nacht
 

Yami war mit seinem Latein am Ende. Zwar stand er wieder zitternd auf seinen Beinen, doch kämpfen würde er nicht mehr können. Wie auch, ohne sein Schwert? Seine Nägel konnten nicht viel ausrichten, schon gar nicht, wenn sein Gegner Eisen zerstören konnte. Dieser begann nun langsam Kreise um Yami zu ziehen und ließ sie immer kleiner werden. Zork wusste, dass er nun gewonnen hatte und spielte nur noch ein wenig mit dem Vampir, indem er ihm darüber im Ungewissen ließ, wann er ihm die Kehle durchbiss. Die Amethyste schlossen sich, während ihr Besitzer fieberhaft nach einer Lösung suchte. Er würde nicht kampflos aufgeben, doch was sollte er tun?

Der Schmerz pochte in seinem Bein, ebenso wie in seinem Arm, zudem ging sein Atem rasselnd, alles deutliche Anzeichen dafür, dass er seine Kräfte verbraucht hatte. Doch etwas erweckte Yamis Aufmerksamkeit. Unter all diesen Auras, welche die Vampire um ihn herum ausströmten, war eine ihm vertraute dabei. Doch sie war so viel schwächer, als die der anderen, dass er ihren Besitzer nicht herausfiltern konnte. Allerdings ließ die Gewissheit diese Aura zu wahrzunehmen sein Herz schneller schlagen und der Drang sie zu schützen entfachte seinen Kampfeswillen von neuem. Wer auch immer sich dort unter den Vampiren des Anubis Clans befand, Yami durfte und wollte nicht zulassen, dass die Werwölfe ihn töteten, nur weil er versagt hatte.

Die Hände des Schwarzhaarigen ballten sich zu Fäusten, das Zittern erstarb, stattdessen sendete seine Aura gleichmäßige Energiewellen aus und als er die Augen wieder öffnete war in den Amethysten ein rotes Schimmern zu sehen. Verwirrt hielt Zork in seinem Kreise ziehen inne und die Werwölfe, die bereits fröhliches Siegesgeheul angestimmt hatten verstummten, während durch die Reihen der Vampir ein Raunen ging. „Woher nimmt er plötzlich die ganze Kraft?“ wollte Joey verwirrt wissen, während Seth sich daran erinnerte Yami vor einigen Stunden schon einmal so erlebt zu haben. Als dieser Bakura getötet hatte war seine Aura wie jetzt so enorm gewesen, dass sie Energiewellen aussendete.

„Verstehe...,“ sagte er leise und schüttelte belustigt den Kopf, doch Joey hatte ihn gehört und drehte sich zu dem Lord um.

„Was verstehst du? Woher nimmt er die Kraft??“

„Die Kraft war die ganze Zeit über bei ihm, genährt durch das viele Blut. Im Blutrausch hatte er sie nicht heraufbeschwören können und als er diesen unterdrücken konnte war ihm diese Kraft nur hörig, weil er ziemlich wütend auf mich war. Ein Dämon scheint gewaltigere Kräfte zu besitzen, als ich angenommen habe. Aber noch kann er sie nicht von selbst hervorrufen, sondern erst durch ein starkes Gefühl, wie Hass zum Beispiel.“ Verwundert blickte nun auch Kisara ihn an und richtete den Blick wieder auf Yami. Ja, seine Aura war unglaublich.

„Dann war Atem völlig harmlos...,“ murmelte sie vor sich hin. „Ein Dämon, der sich selbst kontrollieren kann ist viel gefährlicher.“ Es war ihr aller Glück, dass Yami kein Tyrann war, sondern zu ihnen gehörte.

Zork stand noch immer wie angewurzelt an Ort und Stelle, da er nicht wirklich glauben konnte, was er da sah. Sogar seine Raserei war vor Staunen verschwunden. Wieso nur war der Vampir plötzlich so stark? Eben noch hatte er sich kaum noch auf den Beinen halten können und nun schlossen sich die ihm zugefügten Wunden einfach! Wieso nur? Wieso war ein gewöhnlicher Vampir stärker als er?? Stärker, als jemand, der vom Mond auserwählt worden war?? Er war der Mond! Er trug den Mond immer bei sich! Dieser Wurm konnte ihn nicht besiegen!! „Oh nein, du tötest mich nicht!!“ brüllte er und setzte zum Sprung an, um sich auf Yami zu stürzen.

Der Dämon wich nicht aus, sondern kugelte sich nun mit dem Werwolf über den Boden, nutzte Nägel und Fangzähne als Waffen, ebenso wie Zork Krallen und Gebiss einsetzte. Die Clane hielten den Atem an, fieberten mit ihrem Kämpfer mit. Fauchen und Knurren äußerte das dunkle Knäuel aus Fell und Stoff, welches über das Feld kullerte, sodass es für die Umstehenden nicht möglich war zu erkennen, wer von ihnen die Oberhand hatte. Hin und wieder flogen Fell, Stofffetzen oder Klumpen aus Erde und Gras in die Luft, doch ließ sich daraus noch immer kein Sieger ableiten.
 

Nicht unweit vom Schloss entfernt hockten drei Falken in einem Baum und suchten von dort die Umgebung nach ihrem Verfolger ab. Schließlich klackerte einer von ihnen, dessen Gefieder an die Farbe des Sandes erinnerte, mit dem Schnabel und flatterte zum Waldboden, wo er die Gestalt von Marik annahm. „Ich glaub er hat aufgegeben,“ rief er den anderen beiden zu, welche dann kurz darauf neben ihm als Vampire standen. „Lasst uns jetzt nachsehen, ob mit Seto alles in Ordnung ist.“ Tea und Yugi nickten daraufhin und folgte dann dem Älteren zurück zu dem Ort, an dem der Blauäugigen von den beiden Werwölfen überfallen worden war.

Sie fanden ihn nicht unweit von dem Ort entfernt, wo er zuckend im Laub lag und seinen Arm umklammert hielt. Die blauen Augen waren fest zusammengekniffen und ihr Besitzer äußerte hin und wieder ein schmerzhaftes Keuchen. „Der...Werwolf muss ihn gebissen haben,“ stellte Yugi fest und deutete auf den verletzten Arm.

„Heißt das, dass er nun auch zu einem Werwolf wird?“ fragte Tea entsetzt und kniete sich neben den Kopf Setos.

„Wenn das stimmt, was man in den ganzen Horrorfilmen zu sehen bekommt, dann ja,“ meinte Marik trocken und biss sich auf die Unterlippe, da er nicht wusste, wie sie dem Älteren helfen konnten. Es schien jedenfalls eine ziemlich schmerzhafte Verwandlung zu sein, sodass er doch ziemlich froh darüber war, dass das Vampirwerden ziemlich schmerzfrei abgelaufen war.

Seto wand sich im Laub und anstatt eines Keuchens verließ immer öfters ein Winseln seine Lippen. Und dann, als der giftige Speichel des Werwolfes bis zu seinem Herzen vorgedrungen war, passierte es. Der Braunhaarige schrie auf und krümmte sich zusammen, hatte das Gefühl, als ob seine Knochen schmelzen würden, während seine Haut zu spannen begann. Sein gesamter Körper begann damit sich zu verformen und braunes Fell wuchs an sämtlichen Stellen. Tea sprang hastig wieder auf die Füße und wich, ebenso wie die anderen beiden, einige Schritte von dem Braunhaarigen zurück, die langsam aber sicher die Gestalt eines riesigen Wolfes anzunehmen begann.

Das Gesicht zog sich in die Länge, die Zähne wurden zu einem kräftigen Gebiss und Fingernägel zu Krallen. Der Stoff seiner Kleidung gab reißend nach, da dieser dem Druck nicht länger standhalten konnte. Ein buschiger Schweif wuchs und nur wenige Augenblicke später lag ein winselnder Werwolf im Laub. „Ist alles in Ordnung Seto?“ fragte Tea vorsichtig und streckte eine Hand nach der Schnauze des Mondanbeters aus. Dessen Nase begann zu zucken, sog witternd den Geruch der Finger ein und das Winseln wurde zu einem Knurren. Stahlblaue Augen wurden aufgerissen und drohend starrten sie das junge Weibchen an, welches augenblicklich die Hand zurückzog.

„Sag jetzt bitte nicht, dass du uns nicht mehr erkennst,“ bat Marik, der keine Lust hatte erneut fliehen zu müssen. „Wir sind’s doch! Yugi, Tea und Marik!“ Seto richtete sich auf und seine Nackenhaare stellten sich drohend auf, während er noch immer knurrte. „Keine schnellen Bewegungen,“ sagte der Sandblonde leise und ging langsam rückwärts, was ihm die anderen beiden nachtaten. Schlagartig hielten sie inne, als Yugi auf einen Ast trat und dieser ein lautes Knacken von sich gab. Seto äußerte ein lautes Bellen und setzte zum Sprung an, um sich auf den Schwarzhaarigen zu stürzen, ehe er mitten in der Bewegung inne hielt und begann seinen großen Kopf zu schütteln.

„Was....?“ verwirrt sahen sich die blauen Augen nun um. Verwundert über den plötzlich veränderten Blickwinkel, die Gerüche und das Hören. Dann jedoch schien Seto wieder einzufallen, was vor wenigen Minuten geschehen war und senkte den Kopf, sodass ihm zwei paar brauner Pfoten ins Gesicht fielen. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Er war ein Werwolf!

„Erkennst du uns wieder?“ fragte Tea vorsichtig.

„Ja,“ sagte Seto knapp und kühl und wand sich von ihr ab. „Los, gehen wir weiter,“ forderte er. Die momentane Situation überforderte ihn ein wenig. So viele neue Wahrnehmungen strömten auf ihn ein, dass er sie erst einmal sortieren musste, wobei ihn die Tatsache an sich nun ein Werwolf zu sein gar nicht mal so sehr störte. Schließlich war auch Joey ein Werwolf und somit hatte sich zumindest die Frage was aus ihnen beiden zukünftig werden würde erledigt.
 

Währenddessen rollten Yami und Zork, noch immer als Knäuel in einander verkeilt, über den Boden. Hin und wieder steckten beide Schnittwunden ein, doch keiner von ihnen schien irgendein Anzeichen von Schwäche zu zeigen. Yamis Kopf wurde zur Seite geschleudert, als ihn ein harter Tatzenhieb an der Wange traf, was dazu führte, dass er nun auf den Rücken gedrückt wurde und Zork über ihm war. Sein kräftiges Gebiss senkte sich hinab, um die Kehle des Vampirs durchzubeißen, doch dieser hob eine seiner Hände und hielt dadurch die Schnauze Zorks fest, während er die andere hob, um sie ihm durch das Gesicht zu ziehen. Doch der Werwolf war schneller, presste einer seiner Pfoten auf die sich ihm nähernde Hand und drückte sie ins Gras zurück.

Ein Schmerz zuckte dabei durch die Hand Yamis und als er den Kopf wandte, um zu sehen, um was es sich dabei handelte entdeckte er den Dolch, den zu Beginn ihres Kampfes verloren hatte. Sofort legte sich seine Hand um den Griff und zog die Klinge über das Vorderbein Zorks, damit dieser seine Pfote von seinem Arm nahm. Überrascht jaulte dieser auf, da er nicht damit gerechnet hatte, dass sein Feind wieder in den Besitz einer Waffe gelangt war. Während er sie noch verwundert anstarrte, holte Yami schon ein weiteres Mal mit ihr aus, doch der Werwolf sprang zurück.

Ihr weiterer Kampf ähnelte dem vom Anfang. Ein gegenseitiges Ausweichen, welches den Anschein eines Tanzes erweckte. Doch diesmal beschloss Yami würde es nicht so lange gehen, bis einer von ihnen der Erschöpfung erlag, denn er hatte einen Plan. Indem er so tat, als ob er stolperte, ließ er sich zu Boden fallen und wie erwartet stürzte sich Zork sofort auf ihn, erneut mit seinem Gebiss auf die entblößte Kehle zielend. Dabei entging ihm der Dolch, den Yami vor seinem Oberkörper hielt und als der Werwolf über ihn war rammte er ihm die Klinge tief in den Bauch, an der Stelle, wo er dessen Herz vermutete und zog die Klinge weiter nach hinten durch.

Ein Schwall dunklen roten Blutes ergoss sich über seine Hände und hastig zog er die Waffe zurück, rollte sich unter dem Körper hinweg und brachte sich außer Reichweite, wo er wieder auf die Füße sprang und den Angriff Zorks abwartete. Doch dieser rührte sich im ersten Moment nicht, bis er den Kopf in Richtung des Dämons wandte und sich dann vollends zu ihm umdrehte. In Zorks Augen war eine merkwürdige Leere getreten. Eine so große Wunde konnte er unmöglich verheilen lassen, schon gar nicht, wegen der Blutmenge, die er verlor. Ein einziger Gedanke quälte ihn: Wie hatte es ein Vampir geschafft ihn, den Auserwählten des Mondes, zu besiegen?

Yami beobachtete, wie der Werwolf die Schnauze zum Himmel hob und ein klagendes Geheul anstimmte. Das Gras zwischen den vier Pfoten war getränkt von dunklem Blut. Dann knickten die Beine ein, das Heulen erstarb und Zork rührte sich nicht mehr, der Regen ließ nach, sodass nur noch einzelne Tropfen vom Himmel fielen. Eine gespannte Stille hatte sich über das Feld gelegt, einzig der Wind heulte noch über die Ebene. Und dann begann Zorks Körper sich zu verformen, nahm wieder menschliche Gestalt an, ein eindeutiges Zeichen, denn starb ein Vampir oder Werwolf, so wurde er wieder zu dem, was er vor seiner Verwandlung gewesen war.

Noch immer herrschte Stille, während alle Augen auf der blassen Gestalt, mit dem nachtschwarzen Haaren lagen, ehe jemand aus den Reihen der Vampire einen Freudenschrei äußerte, indem bald alle anderen einfielen. Sie umarmten einander, vergossen Tränen des Glücks, während die Werwölfe winselnd die Ruten einzogen. Viele von ihnen würden nun am liebsten die Flucht ergreifen, doch die Ehre, welche ihnen zusammen mit dem Fluch des Mondes innewohnte, hinderte sie daran sich feige zu verkriechen.

Yami entspannte sich und ließ den Dolch sinken. Einen Moment lang schloss er die Augen und wandte das Gesicht zum Himmel, ehe er sich einfach auf die Knie sinken ließ. Es war vorbei. Er hatte es geschafft. Ein erleichtertes Lächeln erschien auf den Lippen des Schwarzhaarigen und er ließ sich von dem Freudentaumel seiner Artgenossen mitreißen, als diese auf ihn zustürmten, ihm auf die Beine halfen und anerkennend auf die Schulter klopften. „Yami!“ Die Rufe der Vampire erstarben, als Seth das Wort erhob und wichen zur Seite, sodass die beiden Lords einander gegenüber standen. Fragend blickte Yami den Älteren an, welcher eine Moment lang schwieg, ehe er seine Worte formulierte. „Du hast bewiesen, dass du nicht nach deinen Vorfahren kommst. Was nicht heißt, dass ich dich nun mag, oder deinen Vater, oder all die anderen, die deinem Clan angehören.....aber ich weiß, wann ich mich zu unterwerfen habe.“ Damit beugte er das Knie vor Yami und alle anderen folgten seinem Beispiel.

Erschrocken wanderten die violetten Augen zwischen den Vampiren hin und her. Seine Wangen wurden rot und er fühlte sich etwas unwohl. „Bitte,“ bat er, „Steht wieder auf, vor allem du Seth,“ verlangte er, doch keiner seiner Artgenossen schien seiner Forderung nachkommen zu wollen. „Seth. Wir sind beide die Herren eines Clans. Wir sind einander ebenbürtig, du brauchst nicht vor mir zu knien.“

Der Blauäugige kam der Aufforderung zwar nun nach und erhob sich wieder, doch sein Blick war der eines geschlagenen Mannes. „Nein,“ sagte er fest. „Wir sind einander nicht ebenbürtig. Mit deiner Kraft können hunderte von uns nicht mithalten.“

„Aber....!“ Yami wich einen Schritt zurück, als er verstand, auf was Seth hinauswollte. „Ich sagte doch bereits, dass ich dir deinen Platz nicht streitig machen will. Dein Clan gehört dir, ich will ihn nicht.“

Seth lachte verbittert auf. „Glaubst du irgendeiner von ihnen wird mir noch treu sein, nachdem jeder von ihnen gesehen hat, was du für sie getan hast, obwohl sie dir hätten egal sein können?“ fragte er und sein Blick lag strafend auf den Vampiren, welche noch immer zu ihren Füßen knieten. „Die meisten werden sich dem Atemu Clan anschließen wollen.“

Yami schluckte und wusste nicht recht, wie er Seth von seiner Meinung abbringen konnte. Er besaß doch gar nicht die Erfahrung, um so einen großen Clan führen zu können! Er war ja bereits damit überfordert gewesen das Vertrauen von Marik zu gewinnen. „Jeder hat eine zweite Chance verdient,“ wand der Schwarzhaarige nun ein. „Auch, wenn du sie ungerecht behandelt hast, sie werden dir sicher eine zweite Chance geben. Ich will dich nicht in deinem Stolz kränken, sondern...“

Sondern was?“ unterbrach Seth ihn zischend. „Du traust es dir nicht zu so viele Vampire zu führen?“ fragte er und traf damit genau den Punkt. „Sieh dir an, was du getan hast! Du besitzt Führungsqualitäten! Ich war nie dazu bestimmt Lord zu sein, sondern erkämpfte mir diesen Platz, um mich an den Werwölfen für den Tod meiner Familie zu rächen! Meine Artgenossen waren mir immer egal und sie werden es mir auch zukünftig sein und jeder einzelne von ihnen weiß das ganz genau. Und deshalb wird mir auch niemand von ihnen eine zweite Chance geben!“ er ballte seine Hände zu Fäusten. Seth hasste es diese Niederlage einstecken zu müssen, doch bevor sich die Vampire nach und nach von ihm abwandten und ihn allein ließen, übergab er sie lieber freiwillig an Yami. „Ein guter Lord lässt sich nicht von seinen Gefühlen leiten, sondern er denkt ausschließlich an das Wohl seiner Untergebenen. Du hasst mich für das, was ich getan habe und dennoch hast du mich nicht getötet. Du hättest uns den Werwölfen überlassen können, um dich an mir zu rächen, doch das hast du nicht getan. Und das macht einen wirklichen Lord aus.“

Yami schwieg daraufhin und sah zu Boden. Warum tat Seth dies nur? Er hatte geglaubt, dass der Ältere froh wäre, wenn er ihm seinen Posten überließ, doch dem schien nicht so zu sein. Kränkte er ihn etwa doch zu sehr in seinen Stolz mit seiner Bitte? War dies der Grund? Oder lag es vielleicht doch daran, dass Seth nicht wissen wollte, wer ihm treu war und wer ihn verlassen würde? Zumindest könnte Yami sich dies gut als Grund vorstellen. Wahrscheinlich würde auch er lieber alle Untergebenen von sich weisen, als zu erfahren, wer sich alles gegen ihn gestellt hätte. Mit einem leisen Seufzen richteten sich die Amethyste wieder auf Seth und ihr Besitzer streckte ihm die Hand entgegen. „Darf ich dir dann dennoch zumindest die Freundschaft anbieten?“ fragte er sanft.

Seth starrte die Hand an, als ob sie etwas Widerwärtiges wäre und seine Mundwinkel zuckten leicht. „Meine Entscheidung bedeutet nicht, dass ich dich nun leiden kann,“ zischte er, woraufhin Yami die Hand wieder sinken ließ. „Ich kann mich nicht dem Atemu Clan anschließen. Zumindest nicht solange, ehe ich mit Kisara gesprochen habe.“ Sein Blick huschte über die Reihen der Vampire und blieb schließlich an der weißhaarigen Frau hängen, welche beim Klang ihres Namens den Kopf gehoben hatte.

Yami seufzte stumm, nickte dann jedoch. Es hatte keinen Sinn Seth von irgendetwas überzeugen zu wollen, auch wenn er sich, trotz allem was passiert war, zumindest gewünscht hätte, dass wieder Frieden zwischen ihnen herrschte. „Bitte, steht endlich auf,“ bat er, als die Vampire noch immer zu seinen Füßen knieten und diesmal erhoben sie sich endlich. Unwohl verlagerte Yami sein Gewicht von einem Bein aufs andere, da es ihm nicht sonderlich behagte von so vielen Augen angestarrt zu werden und was er sagen sollte wusste er erst recht nicht. Doch ein dezentes Räuspern nahm ihm die Entscheidung ab. Sogleich drehte er sich zu dem Vampir um, welcher gesprochen hatte und erkannte diesen als Mariku und verkrampfte sich innerlich ein wenig. Ausgerechnet er.

„Was geschieht nun mit den Werwölfen, my Lord?“ fragte er und schlagartig fielen auch Yami wieder die Werwölfe ein. Dass er ja als Sieger über deren Schicksal entscheiden durfte hatte er völlig vergessen. Auch Joey, der etwas abseits von den Vampiren den Worten gelauscht hatte spitzte nun interessiert den Ohren. Zwar stand er auf der Seite der Vampire, doch gehörte er noch immer zu den Werwölfen und demnach lag sein Schicksal in Yamis Händen.

Dieser antwortete Mariku jedoch nicht sofort, sondern wandte sich von ihm ab und ging auf die Werwölfe zu, welche noch immer am anderen Ende des Feldes kauerten und seit geraumer Zeit verängstigt darauf warteten, was nun mit ihnen geschehen würde. Yami wartete, bis sich die Werwölfe vor ihm versammelt hatten und die Vampire hinter ihm standen. Einige von ihnen hatten bereits die Hände um den Schwertgriff gelegt, so als warteten sie nur noch auf den Befehl die Mondanbeter töten zu dürfen.

Für einen Moment schlossen sich die Amethyste, ehe sie die Werwölfe sanft ansahen. Hass und Gewalt erzeugten nur noch mehr ihres Gleichen, das hatte die Vergangenheit bereits deutlich gezeigt. Die Vampire gingen gegen die Werwölfe vor, diese griffen daraufhin die Vampire an. Seth war darüber so wütend, dass er die Werwölfe auslöschen wollte und wenn dieser Wunsch nun erfüllt wurde, so würden Überlebende, die dem Massaker entkamen, von Hass genährt einen erneuten Krieg gegen die Vampire beginnen. Ein endloser Kreislauf, wenn nicht endlich Frieden geschlossen wurde.

„Ihr braucht euch nicht zu fürchten,“ begann er mit freundlicher Stimme zu sprechen. „Es ist nicht meine Absicht euch zu töten, sondern ich will Frieden mit euch schließen.“ Ein Raunen ging durch die Reihen der Vampire, doch Yami beachtete es nicht.

„Frieden?“ fragte schließlich einer der Werwölfe. Ein Tier mit fuchsrotem Fell und mausgrauen Augen; Allister, dessen Namen der junge Lord zu diesem Zeitpunkt noch nicht kannte.

Yami nickte. „Wir sind doch alle Gefangene der Nacht, warum also weiterhin bekämpfen, wenn es doch eh nicht weiteres, als Leid bringt?“

„Vampire und Werwölfe sollen nebeneinander in Frieden leben?“ der Einspruch ließ den Violettäugigen den Kopf wenden und sein Blick fiel auf einen hochgewachsenen Vampir mit dunkelblonden Haaren, welcher zu denen gehörte, die den Griff bereit am Schwert hatten. „Bei allem Respekt, aber dies ist unmöglich!“

„Nein, das ist es nicht!“ mischte sich nun Kisara ein und alle Augen wandten sich ihr zu. „Vor 500 Jahren lebten beide Völker friedlich zusammen. Zweimal im Jahr kamen sie sogar alle zusammen, um ein großes Turnier zu veranstalten. Krieg brach erst auf Grund eines...Unfalls aus. Es ist also alles andere als unmöglich, dass Vampire und Werwölfe friedlich miteinander auskommen.“

„Frieden, für immer?“ fragte nun ein weiterer Werwolf, dem man das hohe Alter an den grauen Haaren an der Schnauze erkannte. „Nie wieder Kämpfe? Nie wieder Angst davor, dass ein neuer Dämon geboren wird?“ sein Blick ruhte dabei kritisch auf Yami, der den Blick ohne Furcht erwiderte.

„Ich werde der letzte Dämon gewesen sein,“ sagte er. „Nach mir soll es keinen mehr geben. Und um Streitigkeiten zu schlichten wäre es doch möglich einen Rat zu gründen, indem Werwölfe und Vampire sitzen. So kann sicher gegangen werden, dass alles gerecht zugeht und sich erneute Unfälle aufklären.“ Yami übernahm einfach den von Kisara erwähnten Ausdruck, auch wenn er nicht genau wusste, was sie damit meinte, doch das würde er sicherlich bald erfahren.

Die Ohren der Werwölfe stellten sich freudig auf und einige wedelten sogar mit den Schweifen, was Yami innerlich schmunzeln ließ. So wirkten die Mondanbeter gar nicht mehr gefährlich, sondern viel eher wie...ein wenig zu groß geratene Schoßhunde. Sie schienen alle sehr angetan von dem Vorschlag Frieden zu schließen zu sein. Ebenso, wie die meisten Vampire, nun bis auf ein paar Ausnahmen. Doch schwarze Schafe gab es anscheinend immer und überall, doch wenn sie erst mal bemerkten, dass Frieden zwischen den Völkern funktionierte würden sie ihre Meinungen sicherlich schnell ändern.
 

Ein wenig im Hintergrund hielten sich drei weitere Vampire auf, deren Gesichter waren jedoch nicht zu erkennen, da sie die Kapuzen ihrer Umhänge tief ins Gesicht gezogen hatten. Bisher hatten sie sowohl Kampf, als auch das was danach geschehen war, einfach nur beobachtet, ohne sich einzumischen. Doch nun zeigte der Zweitgrößte von ihnen Reaktion. Mit langsamen Schritten bahnte er sich einen Weg durch die anderen Vampire hindurch, bis er vor Yami stand. Dieser hatte ihn noch nicht bemerkt, da er ihm den Rücken zugedreht hatte, doch dessen Stimme ließ ihn herumwirbeln. „Ich bin stolz auf euch, my Lord.“

Der Schwarzhaarige erstarrte, ehe er sich nach demjenigen umdrehte, der ihn angesprochen hatte. /Diese Stimme....!/ sein Blick fiel auf einen Vampir, der sein Gesicht unter einer Kapuze verbarg. Der Umhang war mit Blut bespritzt und er strahlte dieselbe geschwächte Aura aus, wie die, welche er auch schon während des Kampfes gespürt hatte. Doch nun gelang es ihm endlich sie zuzuordnen und seine Aungen weiteten sich. /Das....das kann nicht sein....das ist unmöglich!/ Wie gebannt hingen die Amethyste an der blassen Hand, welche sich hob und die Kapuze vom Kopf ihres Besitzers streifte, sodass Yami ihn nun endgültig erkennen konnte.

Eine neue Ära

So, nun ist es also so weit. Prisoners of the night geht in die letzte Runde und damit meine bisher längste fanfiktion zu Ende.

Ich hoffe es hat euch bis hier her gefallen. Wenn nicht, für Kritik bin ich gerne empfänglich.

An dieser Stelle möchte ich auch noch einmal all meinen Kommischreibern danken. *verneig* Vielen, vielen Dank für eure Unterstützung. Euer Feedbag ist sehr wichtig, da ich nur so meine Leistungen beurteilen kann. Es kommt auch gar nicht drauf an zu jeden Kapitel etwas zu schreiben, immerhin kommt es auf Quantität und nicht auf Qualität an. Und habt auch ruhig Mut zur Kritik. Solange ihr nicht beleidigend werdend wird auch niemand etwas dagegen haben.

Ich rede schon wieder viel zu viel.

Viel Spaß mit dem letzten Kapitel meiner Vampir-ff!
 

35. Eine neue Ära
 

Stocksteif stand Yami an Ort und Stelle, noch immer umgeben von den Vampiren und starrte, unfähig sich zu rühren seinen Gegenüber an. Weiße Haare, haselnussbraune Augen. An der Brust war der Stoff dunkel gefärbt, von der Menge des verlorenen Blutes.

Das konnte nicht sein. Es musste sich um eine Halluzination oder so handeln. Sein Verstand spielte ihm irgendeinen Streich vor. Der Weißhaarige legte fragend den Kopf schief. „Ist Euch nicht gut, my Lord?“ diese Stimme.... Yami begann zu zittern und konnte sich nicht länger beherrschen. Er holte mit der Hand aus und mit einem lauten Klatschen landete sie auf der Wange des Älteren, der so verdutzt war, dass er es nicht verhindern konnte und mit Wucht wurde sein Gesicht zur Seite geschleudert.

„Du verfluchter Bastard!!“ schrie Yami, überwand den letzten Abstand zwischen ihnen, vergrub das Gesicht an der Brust des Weißhaarigen und zog an dessen Hemd. „Du bist ein dämlicher Idiot!“ schrie er weiter und Tränen rannen sein Gesicht hinunter. „Du warst doch tot! TOT! Ich hab dich ungebracht!! Du kannst nicht hier stehen! Du kannst nicht!!“ seine Finger krallten sich in den dünnen Stoff, zerrten nur noch mehr an ihm und tränken ihn mit seinen Tränen. Die Situation überforderte ihn. Er war doch dabei gewesen, als Bakura gestorben war. Seine Aura war erloschen und geatmet hatte er auch nicht mehr. Er war tot gewesen.

Der Weißhaarige legte seine Hände auf die Schultern seines Lords und versuchte ihn so von sich wegzudrücken. Suchte nach Worten, um ihn zu beruhigen. „Yami...,“ begann er, nachdem er den Schwarzhaarigen so weit auf Abstand gebracht hatte, dass er ihm wieder in die Augen sehen konnte und blickte ihm warm an.

Doch dieser ließ ihn gar nicht weiter zu Wort kommen, sondern schlang die Arme mit einem geschluchzten ‚Bakura’ um dessen Hals und legte seine Lippen auf die des Anderen. Es war ihm völlig egal, dass er sich noch immer unter ihm völlig fremden Vampiren und auch Werwölfen befand und das deren Augen noch immer alle auf ihm ruhten. Es war ihm egal, dass sie den Kuss sahen, war ihm gleichgültig, dass er noch immer weinte und was sie nun von ihm hielten. Das einzige, was den Schwarzhaarigen im Moment interessierte war der Vampir vor ihm, welcher seine kräftigen Arme um ihn geschlungen hatte und den Kuss leidenschaftlich erwiderte. „Es tut mir Leid...,“ flüsterte Yami, nachdem sich ihre Lippen wieder von einander gelöst hatten. „...wenn ich mich nur eher unter Kontrolle bekommen hätte, dann...wärst du nicht...“

Bakura unterbrach die Erklärungsversuche, indem er dem Jüngeren einen Finger auf die Lippen legte. „Shht. Es ist ok,“ sagte er und schüttelte bestimmt den Kopf, als Yami widersprechen wollte. „Wenn du willst können wir später reden,“ fügte er hinzu und wies mit einem Kopfnicken auf die umstehenden Vampir und dem jungen Lord schien erst jetzt wieder bewusst zu werden, dass sie ihn die ganze Zeit über beobachtet hatten, woraufhin sich seine Wangen rot färbten, doch er nickte Bakura zu, ließ ihn aber nicht los. Ganz so als fürchte er der Weißhaarige würde dann für immer verschwinden und ihn erneut allein lassen.

Auch wenn ihr Verhältnis zueinander nie sonderlich gut gewesen war, so wollte Yami nicht wieder ohne Bakura sein. Der Weißhaarige war immer für ihn da gewesen, hatte ihn geliebt, doch als er begonnen hatte Yami nicht mehr wie früher zu behandeln, sondern sich von ihm distanzierte hatte auch der Schwarzhaarige begonnen sich von ihm zu entfernen und das seine Klassenkameraden ihn für unnormal hielten und daher nichts mit ihm zu tun haben wollten, hatte sein übriges dazu getan. Nun jedoch kannte er einen Teil der Wahrheit, wusste das Bakura ihn hatte schützen wollen, ihm deshalb auch seine Gefühle verschwiegen hatte.

Und jetzt wo es vorbei war, konnten sie dann nicht noch mal von vorne anfangen? Schließlich wollte er auch die Gefühle des Älteren erwidern. Und dann war da ja auch noch immer die Sache mit seinem Vater. Doch Bakura hatte Recht, wenn er sagte, dass sie später reden konnten, wenn sie allein waren. Denn das alles waren Dinge, die der gesamte Clan nicht unbedingt mitbekommen musste, dennoch löste er sich nur widerwillig von ihm, als dieser ihn von sich schob und sah nun etwas ratlos in die Runde, da er nicht wirklich wusste, was es nun zu tun galt, doch ein blonder Werwolf mit braunen Augen half ihm aus dem Dilemma.

„Verzeiht, aber ich hoffe Ihr gestattet, dass unser Rudel sich nun zurückzieht. Es gibt noch einiges untereinander zu klären, vor allem bedarf es eines neuen Leittieres, bevor wir uns mit Euch auf weitere Beziehungen zwischen Vampiren und Werwölfen einigen können,“ sagte Joey, da er spürte, dass es Zeit war sich zurückzuziehen und das Geschehene zu verarbeiten.

„Ja, tut das,“ sagte Yami nickend und sah den Werwölfen nach, welche sich nun allmählich entfernten, während einer der Vampire einen zweiten anstieß und ihm etwas zuflüsterte, woraufhin dieser eilig in Richtung Schloss davon lief.

Nun nahmen auch endlich die beiden anderen vermummten Vampire ihre Kapuzen ab, auch wenn sie sich weiterhin eher im Hintergrund aufhielten. Es waren Mana und Mahado, von denen letztgenannter ein wenig blass um die Nase wirkte, da er zu wenig Blut in sich trug. „Sag mal Mahado,“ wandte sich die Braunhaarige an ihren Begleiter. „Jetzt, wo du und Bakura Freunde seid...“

„Freunde??“ unterbrach er sie ungläubig und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper. „Nur, weil ich ihm das Leben gerettet habe sind wir noch lange keine Freunde!“

„Jetzt hab dich doch nicht so. Er hat sich doch bei dir bedankt.“

„Na und?“ Mana verdrehte daraufhin nur die Augen. Der Ältere konnte sich manchmal wirklich wie ein kleines Kind benehmen. Vor allem wenn es um seinen gekränkten Stolz seitens der Treue zu seinem Lord ging. Sie hatten sich schon ein gutes Stück vom Schloss entfernt, als Mahado, der Bakura huckepack getragen hatte, plötzlich inne gehalten hatte, mit den Worten etwas gespürt zu haben. Die Aura des Weißhaarigen war noch vorhanden gewesen. Zwar so schwach, dass es viel Mühe kostete sie zu spüren, doch sie war da. Es war wie bei ihm damals, als die Werwölfe sie angegriffen hatten. Sie hatten geglaubt Mahado wäre tot gewesen und hatten sich deshalb nicht mehr um ihn gekümmert. Doch er war noch am Leben gewesen und das Blut in seinem Körper hatte ausgerecht, um die Wunde zu heilen.

Daraufhin hatte Mahado sich in den Arm geschnitten und Bakura so einen beträchtlichen Anteil seines eigenen Blutes gegeben, damit dieser überlebte und tatsächlich war dessen Aura nach und nach wieder stärker geworden. Und anstelle eines Dankes hatten sich dessen Gedanken einzig um Yami gedreht, ehe er sich zu einem winzigen Wort der Dankbarkeit hatte hinreißen lassen.

„Hm?“ überrascht hob Mahado den Blick, als er eine Aura wahrnahm, die er seit achtzehn Jahren schon nicht mehr gespürt hatte und wand den Kopf in die Richtung, aus welcher sie sich näherte. Zwei Vampire näherten sich. Den einen kannte er nicht, gehörte daher anscheinend zum Anubis Clan, doch der andere hatte einst zu den Atemus gehört. „Ryou,“ sagte er leise und als Mana ihn verwundert ansah deutete er in die Richtung, aus welcher der Vampir kam. Der weißhaarige Junge war so blass, dass man sein Gesicht von seiner Haarfarbe kaum unterscheiden konnte und wurde von seinem Begleiter gestützt, was jedoch auch nicht wirklich verwunderlich war, denn schließlich hatte er achtzehn Jahre in einem dunklen Verlies gehockt und nicht gerade große Mengen an Blut zugeführt bekommen.

„Bakura!“ rief Mana aufgeregt, woraufhin sich der Angesprochene fragend zu ihr umdrehte und dann ihrem ausgestrecktem Arm folgte. Seine Augen weiteten sich, als er seinen Bruder erkannte und ging sofort auf ihn zu.

„Ryou...,“ brachte er mit kratziger Stimme hervor und nahm dem fremden Vampir sofort die Aufgabe den Jüngeren zu stützen ab. Besorgt betrachtete er die dünne und blasse Gestalt vor sich, nahm ihr Gesicht in seine Hände und brachte sie so dazu ihm in die Augen zu sehen. „Erkennst du mich denn nicht?“ fragte Bakura und ein Zittern ging durch seinen Körper, während er stark blinzeln musste, um die aufkommenden Tränen zurückzuhalten. Das konnte doch nicht sein! Wieso reagierte sein Bruder nicht auf ihn? Warum starrte er völlig leer und abwesend nach vorne? „Was habt ihr mit ihm gemacht??“ fauchte er den fremden Vampir an, der nicht sofort antwortete und erst einen Moment das Gewicht von einen Fuß auf den anderen verlagerte, sodass der Weißhaarige seine Frage wiederholten musste, bevor er endlich zu einer Erklärung ausholte.

„Die Gefängniswärter haben sich hin und wieder aus Langeweile mit ihm vergnügt,“ brachte er hervor. Er besaß wohl ein schlechtes Gewissen, denn nun waren sie ja keine Feinde mehr, sondern gehörten demselben Clan an. „Sei doch froh, dass er überhaupt noch am Leben ist.“

Wenn diese Worte hatten tröstend klingen sollen, dann taten sie es nicht gewesen, denn Bakura fauchte ihn wütend an, ehe er die Arme um Ryou schlang und seinen Bruder so an sich drückte. „Ryou...kleiner Bruder...“ Er war mit dran schuld, dass es der Junge nur noch eine leere Hülle zu sein schien und nun konnte er sich noch nicht mal für das rächen, was sie Ryou angetan hatten! Zum einem konnte er unmöglich feststellen, wer in den achtzehn Jahren alles Wächter im Kerker gewesen war und wer von ihnen sich an seinem Bruder vergriffen hatte. Darüber hinaus würde ein Kampf mit den ehemaligen Angehörigen des Anubis Clans den schmalen Steg hinüber zum Frieden nur unnötig beschädigen oder im schlimmsten Fall zerstören.

Doch Bakura wollte auch nicht damit leben, dass Ryou so blieb, wie er war...nicht mal mehr seine Familie wieder erkannte. Yami bekam von alldem nicht wirklich etwas mit, da ihm ständig irgendjemand meinte eine Frage stellen zu müssen, oder sonst irgendetwas mitzuteilen. Das klassische Einschleimen - was auch sonst - wo es doch nun einen neuen Lord gab und dieser auch noch ursprünglich von ihnen bekämpft worden war.
 

Und wie sah es in der Zwischenzeit mit der Rettungseinheit Seto, Marik, Tea und Yugi aus? Die waren, nachdem sie sich anfangs im Wald verlaufen hatten, endlich auf dem Weg in Richtung Schloss, hielten jedoch auf halben Wege erneut inne, da ihnen der Wind mehr als deutlich den Geruch eines Rudels Werwölfe zutrug. „Na toll. Und was jetzt?“ fragte Marik zischend.

„Wieder wegfliegen?“ schlug Tea daraufhin vor, doch Seto schüttelte daraufhin nur seinen großen Kopf.

„Nein,“ beharrte er und setzte seinen Weg fort, ging dabei genau auf die Werwölfe zu. „Wir haben keine Zeit für noch weitere Umwege. Wir erzählen ihnen – oder wohl eher ich erzähle ihnen, dass ihr meine Gefangenen seid,“ sagte er und lief ein wenig schneller. „Und nun trödelt hier nicht so rum. Sonst ist bereits alles gelaufen, ehe wir da sind.“ Wenn er nur wüsste...

Joey, der ziemlich weit vorne im Rudel lief, hob verwirrt die Nase in die Luft, als er Setos Geruch wahrnahm. Dabei war es nicht nur allein die Tatsache, dass dieser plötzlich hier war und Gefahr lief von irgendwelchen Vampiren oder auch Werwölfen überfallen zu werden, wo er sich doch eigentlich im Schutz der sicheren Mauern von Atemu Castle befinden sollte, sondern auch, dass sein Geruch sich irgendwie verändert hatte. Er roch nach Werwolf! War er etwa gebissen worden?? Sogleich beschleunigte der Blonde seine Schritte, um seinen Freund vor den anderen zu erreichen und bremste abrupt ab, als er die Gruppe erblickte, welche sich ihm näherte.

Er erkannte die drei Vampire sofort wieder, doch galt ihnen nur ein kurzer Seitenblick, ehe er wieder Seto anstarrte, welchem man ansah, dass er noch ein wenig mit seinen verbesserten Sinnen zu arbeiten hatte, denn seine Ohren zuckten ständig in die unterschiedlichsten Richtungen, sobald sie auch nur das kleinste Geräusch wahrnahmen. Sie wirkten ein wenig wie sich drehende Empfangsantennen. Doch als er Joey erkannte stellen sie sich freudig nach vorne und obwohl er kühl und abweisend wie immer tat, so bemerkte er nicht, dass sein Schweif automatisch zu wedeln begann, vor Freude den Blonden zu sehen. „Joey!“ rief er und blieb stehen, während sein Blick an ihm vorbei zu den anderen Werwölfen ging. Sie blieben nicht stehen, als Joey angehalten war, denn schließlich war er nicht ihr Leittier und gingen an den Vampiren, welche zusammenzuckten und die Hände auf die Griffe ihrer Schwerter legten, vorbei, ohne sie irgendeines Blickes zu würdigen. „Was ist hier los?“ verlangte der Braunhaarige zu wissen und verbarg seine Verwirrtheit gut.

„Solltest du nicht im Schloss bleiben?“ bellte Joey tadelnd und legte die Ohren leicht an, woraufhin Seto nur ein unbeeindrucktes Schnauben von sich gab.

„Denkst du ich bleibe dort seelenruhig sitzen, während du dich in Gefahr begibst? Ich kenne doch deine Tollpatschigkeit. Und nun sag schon, was hier los ist. Wieso haben sie die Vampire nicht angegriffen?“

Joey lächelte in sich hinein und blickte den Älteren sanft an. „Du hast dir Sorgen um mich gemacht?“ fragte er und ging näher auf den Blauäugigen zu, der ein ungeduldiges Knurren von sich gab. „Schon gut – bloß keine romantische Stimmung aufkommen lassen! Die Werwölfe haben keinen Angriff gestartet, weil es vorbei ist. Der Krieg wurde mittels eines Zweikampfes entschieden, welchen die Vampire gewonnen haben. Daraufhin haben sie mit uns Frieden geschlossen,“ erzählte er, setzte sich auf die Hinterpfoten und ließ es sich nicht nehmen Seto über die Nase zu lecken, woraufhin diesmal sogar kein Gemecker folgte, denn als Werwolf war diese Art von Liebkosung um einiges angenehmer, als sie als Mensch zu erhalten. „Dein Vampirfreund, Yami, hat übrigens den Kampf gewonnen. Es geht ihm sogar sehr gut, damit bist du ihm wohl nichts mehr schuldig?“

Seto öffnete schon die Schnauze, um darauf zu antworten, als Yugi sich einmischte. „Es geht dem Lord gut?“ fragte er aufgeregt und auch Tea und Marik kamen nun aus der Deckung des braunen Werwolfes hervor. „Wo ist er?“

„Auf einem Feld hinter dem Schloss,“ gab der Blonde Auskunft. „Falls er und sein Clan nicht bereits wieder nach Hause geflogen sind.“ Sofort stürmten die drei Vampire an ihnen vorbei, um ihren Lord noch zu treffen, während Seto seinem Joey einen Nasenkuss gab.

„Und die Werwölfe haben dich einfach so wieder aufgenommen?“ fragte er leise.

„Scheint so,“ erwiderte Joey. „Ich glaub sie sind alle viel zu froh darüber gewesen leben zu dürfen und das es nie wieder Kämpfe geben wird, wenn alles gut geht, dass sie es einfach vergessen haben oder es ihnen egal war.“ Er schwieg einen Moment, ehe er fortfuhr. „Kommst du mit mir? Du kannst sicher mit im Rudel leben! Dann wären wir immer zusammen und du könntest mir mehr über dich und über uns erzählen und ich kann meine Liebe zu dir wieder finden.“

Joey sah den Blauäugigen so erwartungsvoll und bittend an, dass dieser lachen musste. „Was soll die Frage? Selbstverständlich komm ich mit dir mit! Jemand muss schließlich auf dich aufpassen. Davon abgesehen ist ein Biss das Beste, was mir hätte passieren können. Denn wo wir sonst hätten gemeinsam leben können ist mir ein Rätsel.“

Die braunen Augen strahlten und ihr Besitzer kuschelte sich glücklich an den Älteren. „Dann lass uns gehen,“ sagte er schließlich leise. „Sonst ist das Rudel schon zu weit weg.“ Damit schnappte er sanft nach dem Ohr Setos, um ihn so zum Aufstehen zu bewegen und lief in den Wald davon, während Seto ihm nachjagte und nach Joeys Schweif zu schnappen versuchte, um ihn dessen Frechheit heimzuzahlen.

Kurz verdunkelte sich der Himmel, als ein gewaltiger Schwarm tiefschwarzer Krähen über ihre Köpfe hinweg flog, angeführt von einem kleinen Trupp Falken, mit sehr ungewöhnlicher Gefiederzeichnung. Hätte ein Vogelfreund dieses Schauspiel beobachtet, es wäre wohl als unerklärliches Naturereignis in die Geschichte eingegangen.
 

Ungefähr zwei Wochen später:
 

Draußen verwandelte sich das tiefe Schwarz der Nacht allmählich in ein immer heller werdendes Grau, welches die Sonne schon sehr bald in satten Rot- und Orangetöne tauchen würde. Die meisten der Vampire hatten sich bereits längst in ihre Zimmer zurückgezogen und auch die Fensterläden hatten sich vor wenigen Sekunden geschlossen. Yami war froh nun endlich ins Bett gehen zu können, jedoch nicht weil er sonderlich müde war, sondern weil nun niemand mehr zu ihm kommen konnte, weil er irgendetwas wollte. Die meiste Zeit der Nacht über saß er auf dem Thron in dem großen Saal und ließ sich die Probleme der Vampire und etliche andere Dinge vortragen.

Dabei hätte man meinen können, dass nach zwei Wochen endlich alles geklärt war, doch dem war anscheinend nicht so. Noch immer gab es Gezänke in der Rangordnung, welche nicht selten so weit ausarteten, dass Yami gezwungen war einzugreifen. Zudem schien jeder bei seinen Entscheidungen nach dem Rat seines Lords zu verlangen und das selbst bei fast schon völlig belanglosen Dingen, wie zum Beispiel ob er nicht in ein noch unbewohntes Zimmer umziehen konnte, da ihm ein Wandgemälde in dem seinem nicht gefiel. Und das Yami noch immer nicht alle Namen seiner neuen Untergebenen kannte und welche Aufgabe ihnen zugeteilt war - wie sollte er sich das schließlich auch merken können, bei den ganzen Dingen, mit denen er sich noch beschäftigen musste - war da nicht gerade hilfreich.

Doch wenn sich seine Probleme nur mit seinem eigenen Clan beschäftigen würden wäre Yami eigentlich ziemlich erleichtert gewesen, denn dem war natürlich nicht so. Nein, er musste sich natürlich auch noch mit den Werwölfen befassen. Ein schon ziemlich grauer und seinem hohen Alter entsprechend vergesslicher, Werwolf, der darauf bestand Professor Horkins genannt zu werden, kam hin und wieder, um ihn über das Leben seiner Art, ihrem Charakter und Verhaltensmuster aufzuklären, um Missverständnisse auszuschließen. Im Gegenzug wurde natürlich auch ein Vampir zu Seto geschickt, welcher zum neuen Leittier aufgestiegen war. Dank ihm hatte auch Joey wieder einen recht hohen Rang, schließlich war er das ‚Lieblingsweibchen’ des Blauäugigen.

Tja und dann war da ja noch immer der Rat, welchen Yami zu gründen vorgeschlagen hatte. Regelmäßig kamen dort die ausgewählten Vampire und Werwölfe zusammen, um über alles und nichts zu diskutieren. Dank Kisara und ihr Wissen darüber, dass früher Turniere zwischen ihren Rassen stattgefunden hatten, wollte der Rat nun ebenfalls wieder welche veranstalten, um neue Freundschaften gedeihen zu lassen und alte Feindschaften zu zertreten. Leider verstanden sich ein Vampir und ein Werwolf innerhalb des Rates nicht sonderlich gut und gerieten des Öfteren aneinander. Allerdings versuchten Yami und auch die anderen immer wieder zwischen ihnen zu schlichten, denn wenn die anderen davon mitbekamen war das sicherlich nicht gerade friedensfördernd.

Doch zumindest konnte der junge Lord bei der Bewältigung all dieser Aufgaben auf die Unterstützung und Beratung von Bakura und Mahado zählen und, was er anfangs kaum hatte glauben können, auch auf die Mariks. Der Sandblonde schien sich selbst zu seinem persönlichen Assistenten ernannt zu haben, versuchte möglichst viele Vampire abzufangen, die etwas von Yami wollten und ihnen ihre Probleme zu entlocken. Waren sie wichtig ließ er sie durch, waren sie unwichtig schickte er sie mit großem Gefauche davon. Der Schwarzhaarige wusste noch immer nicht genau, wie es zu dem plötzlichen Wandel des Jüngeren gekommen war, doch hatte er noch einfach keine Zeit gefunden, um mit ihm zu reden...genauso, wie er auch mit Bakura noch immer nicht hatte reden können.
 

Seufzend fuhr er sich durch die Haare und schloss die Tür zu seinem Zimmer hinter sich. Während er damit begann sich zu entkleiden war sein Kopf mit so vielen Dingen beschäftigt, dass er sich frage, warum dieser nicht schon längst geplatzt war. Doch so wurde Yami wenigstens davon abgehalten sich zu sehr den Kopf um seine privaten Dinge zu zerbrechen. Zu ihnen gehörte zum Einem Seth. Nachdem Kisara ihm von der Wahrheit erzählt hatte war er mit den Worten verschwunden ‚Zeit für sich zu brauchen’ und das war nun ebenfalls knapp zwei Wochen her. Wahrscheinlich konnte er noch immer nicht Osiris verzeihen, zudem auch Yami noch immer ein paar Fragen hatte.

Erneut seufzte der Violettäugige auf und ließ sich, in ein Hemd gekleidet, welches ihn zwei Nummern zu groß war, doch gerade deshalb ließ es sich so wunderbar darin schlafen, aufs Bett fallen und schloss die Augen. Jetzt konnte er es wieder spüren. Den Blutwahn, das Verlangen in ihm zu trinken, bis es nichts mehr zu trinken gab. Doch es ließ sich kontrollieren, auch wenn es Yami manchmal so vorkam, als würde er sich selbst einer Droge entziehen, von der er jahrelang abhängig gewesen war. Dennoch ließ er sich nicht verführen und trank nur so viel, wie er fürs Überleben brauchte. Zwar würde er dadurch wahrscheinlich seine Kräfte einbüßen oder für den Rest seines Lebens mit diesem Drang in sich zu Recht kommen müssen, doch er wollte einfach keine Unschuldigen mehr töten. Zu viele waren seinetwegen gestorben und die Erinnerungen daran verfolgten ihn noch immer in seinen Träumen, quälten ihn wann immer er die Gelegenheit hatte sich in ihnen zu verlieren, daher...war es eigentlich ganz gut, dass der Clan ihn noch immer so sehr beschäftigte und ihn somit ablenken konnte, bis er es überwunden hatte.

Die Amethyste öffneten sich wieder und sahen an die gegenüberliegende Wand, deren nackten Stein man mit edlen Wandteppichen verhangen hatte und somit dem ganzen Zimmer eine warme angenehme Atmosphäre gab. Dennoch war Yami kalt, was jedoch wahrscheinlich mehr daher herrückte, dass er auf der Bettdecke lag, anstatt unter ihr, als an seinen Gedanken, welche an einem gewissen Weißhaarigen hingen. Er hatte bisher keine Zeit gefunden mit ihm zu reden und wenn er sie mal hatte, dann war Bakura mit seinem Bruder beschäftigt gewesen. Sie hatten für Ryou einen Psychiater entführt, der dafür sorgen sollte, dass der Junge wieder geheilt wurde. Yami wusste nicht mal, ob dessen Therapie schon Erfolg gehabt hatte!

Dabei wollte er von allen Dingen doch nichts mehr, als mit Bakura zu reden. Zum einem wollte er die genauen Beweggründe seines Vaters erfahren, warum dieser den Weg des Dämons gewählt hatte, doch hauptsächlich wollte er wissen, wie es nun mit ihnen beiden weiter ging. Während seiner Gefangenschaft und auch jetzt, wenn er allein in seinem Zimmer war, hatte er genug Zeit gehabt, um sich über seine eigenen Gefühle im Klaren zu werden. Yami war sich sicher sich in Bakura verliebt zu haben und ebenso war er sich sicher, dass er lernen konnte, ihn zu lieben.

Schließlich hatte er den Weißhaarigen schon als Kind gemocht, er war sein bester Freund gewesen. Dann jedoch hatte sich Bakura immer mehr von ihm distanziert, zwar um ihn zu schützen, doch davon hatte er ja damals noch nichts gewusst. Yami hatte nicht verstanden was los gewesen war, glaubte der Ältere würde ihn hassen und entfernte sich daher ebenfalls von ihm. Schwänzte das Training und streifte lieber allein durch die Stadt. Seine Klassenkameraden, die ihn für spleenig hielten taten das Übrige. Und dennoch war Bakura immer für ihn da gewesen, wenn es ihm schlecht gegangen war, hatte sogar vor seinem Bett gehockt, als er einmal krank gewesen war. Der Weißhaarige hatte seine Gefühle nicht unterdrücken können und auch Yami konnte ihn nicht mehr hassen. Vor allem nicht nach dem, was passiert war.
 

Ob er wohl schon schlief? Wenn nicht, dann wäre dies wohl die einzige Gelegenheit mal in Ruhe mit ihn sprechen zu können. Yami zögerte nicht lange, sondern stand auf und verließ sein Zimmer. Der dunkle Gang war leer, anscheinend war nun auch der letzte Schlaflose in seinem Bett verschwunden. Umso besser, denn so sah wenigstens niemand seinen Lord in dessen recht freizügigen Kleidung, derer dieser sich noch nicht wirklich bewusst war. Er musste nicht weit laufen, denn das Zimmer des Weißhaarigen lag nach wie vor auf demselben Gang. Yami klopfte an, ehe er die Klinke herunterdrückte, die Tür aufschob und ins Innere trat. Leise schloss er sie wieder hinter sich und sah sich dann in dem Raum um.

Bakura schlief trotz der späten Stunde noch nicht, sondern schien sich eben erst ins Bett gelegt zu haben. Verwundert starrte er zur Tür, als der Schwarzhaarige in dieser erschien und setzte sich seitlich auf, sodass er sich mit der Hand auf dem Bett abstützen musste, um das Gleichgewicht halten zu können, was dazu führte, dass die Decke herunter rutschte und seinen trainierten Oberkörper entblößte. „My Lord?“ fragte er verwirrt. „Was wünscht Ihr noch zu so später Stunde?“

Yami kam langsam näher und ein deutlicher Rotschimmer legte sich auf seine Wangen, als sein Blick auf die entblößte Haut fiel. „Seit wann siezt du mich?“ fragte er leise und versuchte sich zu beruhigen. Wieso wurde er jetzt nur rot? Er hatte Bakura doch schon oft genug nackt gesehen, war als Kind sogar mit ihm Baden gegangen. Seine Hände krampften sich ein wenig nervös in den Stoff seines Hemdes und als ihm mit einem Schlag klar wurde, wie er vor dem Älteren stand wurden seine Wangen nur noch dunkler.

Auf Yamis Worte hin lächelte Bakura leicht. „Tschuldige. Es kam automatisch, weil ich dich vor den anderen Vampiren auch immer sieze, Yami.“ Fragend blickte er drein, als er die geröteten Wangen seines Schützlings bemerkte und ließ dann seinen Blick über dessen Äußeres wandern. Die Röte und das übergroße weiße Hemd ließen Yami völlig süß und unschuldig erscheinen und zudem ermöglichte es einen herrlichen Ausblick auf die langen schlanken Beine. Wie gerne nur würde er den Jüngeren nun in den Armen halten, ihn küssen, dessen weiche Haut berühren...Als Lord war er ihm des Nachts so fern, als würden Welten sie trennen, obwohl sie doch einander direkt gegenüber standen. Ja, er war Yami dankbar dafür, dass dieser nun zu ihm gekommen war. „Kannst du nicht schlafen?“ fragte er, in der geheimen Hoffnung, dass Yami bei ihm bleiben wollte und er ihm wieder nah sein konnte.

Doch der Schwarzhaarige schüttelte daraufhin den Kopf und Bakura wollte schon innerlich enttäuscht seufzen, als der Jüngere dennoch zu ihm ins Bett kam. Schüchtern, ein wenig kindlich blickte er zu dem Älteren hoch, der daraufhin erneut lächeln musste. Er legte sich wieder hin, erlaubte Yami so sich an ihn zu kuscheln und zog die Decke über ihn, damit er nicht fror. Entspannt schlossen sich die violetten Augen und ihr Besitzer seufzte wohlig auf, als Bakura ihm durch die Haare streichelte und sanft am Hinterkopf kraulte, eine Methode mit der man Yami schon als Kleinkind hatte beruhigen können, mit der man ihm sogar während eines Feuers dazu bekam einzuschlafen. „Wie geht es Ryou?“ fragte der Schwarzhaarige nach einem Moment und öffnete die Augen wieder, damit er nicht doch noch einschlief und somit die Chance mit Bakura zu Reden verspielte.

„Besser,“ erwiderte der Weißhaarige daraufhin und seine Augen schimmerten freudig. „Er erkennt mich endlich wieder, aber es gelingt ihm noch nicht so wirklich meinen Namen auszusprechen. Er sagt mit Krura.“ Ein Kichern seitens Yami folgte, da er nur zu gut wusste, dass der Ältere es überhaupt nicht leiden konnte, wenn man seinen Namen in irgendeiner Art und Form verkürzte oder Spitznamen aus ihm formte. Doch Ryou konnte ja schließlich nichts dafür.

„Bald wird er sicherlich wieder ganz gesund,“ sagte Yami leise und schloss erneut die Augen, um das Kraulen besser genießen zu können, welches jedoch nach einer Weile des Schweigens erstarb. Bakura entfernte seine Hand aus dem dreigefärbten Haar, was den Jüngeren dazu bewegte erneut seine Amethyste aufzuschlagen und in das kritische Gesicht des Älteren blickte.

„Warum bist du zu mir gekommen?“ fragte er, ein wenig anklagend aber auch neugierig, denn zwar wollte er nur zu gerne die Nähe des jungen Lords genießen, doch wollte er auch wissen, was diesen beschäftigte. „Alpträume hast du nicht und ich glaube kaum, dass du nur gekommen bist, um dich nach Ryou zu erkundigen. Das hättest du mich nämlich auch vor den anderen fragen können, wenn du gewollt hättest.“

„Als ob ich so taktlos wäre alle mit anhören zu lassen, was du für Familienprobleme hast,“ schmollte Yami und schloss für einen kurzen Moment die Augen, ehe er wieder in die braunen Bakuras blickte. „Es gibt tatsächlich einen Grund für mein Kommen...mehrere Gründe, um ehrlich zu sein.“ Als der Weißhaarige ihn abwartend ansah fuhr er fort. „Zum einem möchte ich etwas über meinem Vater wissen. Warum hat er den Weg des Dämonen gewählt?“ fragte, woraufhin Bakura seufzte.

„Ich wusste, dass du das irgendwann fragen würdest,“ sagte er und kratzte sich kurz an der Nase. „Hör zu, was auch immer man dir erzählt hat...nun ja, dir zu sagen glaub das auf keinen Fall wäre wahrscheinlich falsch, da ich denke das da sicherlich etwas Wahres dran ist.....am Besten ist ich beginne von vorne. Wie du wahrscheinlich mitbekommen hast bedrohten uns die Werwölfe zu dieser Zeit schlimmer denn je und Seth und Osiris suchten nach einer Möglichkeit für Frieden, wobei Seth, nachdem sein Clan bereits einmal von den Werwölfen angegriffen worden war und dabei seine gesamte Familie getötet wurde, davon überzeugt war, dass es nur Frieden geben konnte, wenn alle Werwölfe vernichtet werden würden.

Deinem Vater gelang es zufällig einen Werwolf zu fangen und dieser erzählte ihm aus Angst, dass ihr Rudel die Vampire fürchtete, weil sie unter der Führung eines Dämons standen. Osiris erzählte sogleich Seth davon, dass es anscheinend einen Weg gab, sich gegen die Werwölfe zur Wehr zu setzen. Als Seth jedoch erzählte, dass er die Werwölfe mit Hilfe des Dämons auslöschen wollte zerstritten sie sich und forschten getrennt weiter. Versteh mich nicht falsch, ich will damit nicht sagen, dass er nur Gutes getan hat...“ er hielt kurz inne, ehe er fortfuhr. „Osiris und ich suchten vergebens nach einem Hinweis und dann, als er den Wandteppich im Salon anstarrte, brach er genau wie du vor ihm zusammen und hatte eine merkwürdige Vision. Er erzählte mir, ein Vampir habe dort viele Menschen getötet und durch ihr Blut war seine Macht gewachsen. Ich glaube heute, dass diese Vision als Abschreckung hatte dienen sollen, doch Osiris war so von dem Wunsch beseelt seinen Clan zu schützen, dass er dies übersah und zum Dämon wurde.“

„Und...warum bin ich so wie er?“ fragte Yami leise und war erleichtert, dass sein Vater doch gute Absichten gehabt hatte. Dennoch hatte er dumm und unüberlegt gehandelt, was zu seinem eigenen und fast zum Tod Bakuras geführt hatte.

Bakuras Blick wurde bei dieser Frage schuldbewusst und er wagte es nicht Yami anzusehen, sondern starrte an seinem Gesicht vorbei ins Leere. „Osiris merkte sehr schnell, dass er immer öfter dem Blutwahn verfiel und er glaubte, dass er durch Erfahrung kontrolliert werden könnte. Deshalb gab er dir immer wieder Blut zu trinken, da er dachte, wenn du jetzt schon bereits zu viel Blut zu dir nimmst, was du sowieso tatest, weil du es nicht brauchtest, würdest du mit deiner Kraft und dem Durst umgehen können, wenn du einmal zu einem Vampir wurdest.“ Erneut schwieg er einen Moment, ehe er seinen Schützling wieder ansah. „Ich war genauso dumm und naiv wie er. Ich hätte ihn davon abhalten müssen einem Baby so etwas anzutun, aber ich hab es nicht getan. Hab ihn stattdessen unterstützt. Und als ich dich dann gebissen habe und du diesen Jungen angegriffen hast...das geschah nur, weil ich nicht gut genug auf dich aufgepasst hatte. Ich hätte dich besser warnen sollen, dafür sorgen sollen, dass du dich nicht auf ihn stürzt, ich...“

Sein Redefluss wurde gestoppt, als Yami ihm einen Finger an die Lippen legte und ihn, zu seiner Verwunderung, sanft ansah. „Du hast unüberlegt gehandelt, weil du keinen anderen Ausweg mehr gesehen hast. Genauso wie Seth und Osiris. Und ich kann euch verstehen, immerhin habt ihr euer Leben lang in Feindschaft mit den Werwölfen verbracht. Vermutlich hätte ich genauso gehandelt,“ sagte er und nahm den Finger wieder von den Lippen des Älteren, welcher ihn ansah, als ob er ihn aus Dankbarkeit dafür, dass er ihn nicht verurteilte, küssen wollte, was Yami erröten ließ. „Sieh es doch mal so: Wenn du nicht gewesen wärst, dann hätte ich meinen Blutrausch nie unter Kontrolle bekommen und stände noch immer unter Seths Einfluss. Hättest du mich nicht trainiert, ich hätte gegen Zork verloren. Außerdem warst du immer für mich da, wenn ich dich gebraucht habe. Du hast mich sogar getröstet, wenn ich schlecht geträumt hatte, obwohl ich bereits aus dem Kindesalter raus war. Du liebst mich Bakura und...das ist der zweite Grund, warum ich zu dir gekommen bin.“

Nun sah der Weißhaarige ihm wieder in die Augen und in seinen braunen Tiefen schien etwas wie Angst zu liegen. Angst vor den Worten Yamis. Angst davor eine kalte Abfuhr zu erhalten. „Du musst dich zu nichts verpflichtet fühlen, nur weil ich dich liebe,“ sagte er und setze zu weiteren Worten, an doch der Jüngere brachte ihn mit einem Kopfschütteln erneut zum Schweigen.

„Das tue ich nicht, Bakura. Hab ich das denn jemals getan? Ich hab dich schon gemocht, als ich noch klein war und ich hab dich auch immer schon geliebt. Nicht als Vaterersatz oder Familie, aber mehr, als einen guten Freund. Ich hab mich von dir abgegrenzt und mir eingeredet dich zu hassen und dich nicht leiden zu können, weil du dich von mir distanziertest und die anderen mich für einen Irren hielten. Ich weiß nun, dass du das getan hast, um mich zu schützen und als ich das wusste ist mir auch klar geworden, wie sehr ich dich mag. Du warst immer für mich da und bist es noch immer. Du kennst mich besser, als jeder andere...wenn ich dich nicht lieben sollte, wen dann?“ wollte Yami wissen und Bakura sah ihn schweigend an.

Er war gezwungen ein paar Mal zu blinzeln, da sich anscheinend ein kleiner See in seinen Augen bilden wollte. Wie lange hatte er auf solche Worte gewartet? Sich vorgestellt wie es wäre sie zu hören, ja er hatte sich sogar wie ein Teenager, der gerade seine erste Liebe entdeckte, Worte zurecht gelegt, die er darauf antworten würde. Doch selbst wenn er es gewollt hätte, er hätte sich nicht mehr an diese Worte erinnern können. Sein Kopf war wie leergefegt, oder wurde eher von einer Sache eingenommen, die alles andere zur Seite drängte. Er wollte diese weichen rosigen Lippen küssen. Und ehe Yami überhaupt wusste, was genau geschehen war befand er sich bereits auf den Rücken, Bakura über sich und dessen Lippen auf den seinen, voll von Verlangen und Begehren, doch gleichzeitig auch sanft und liebevoll.

„Uhm...,“ war alles, was der Violettäugigen von sich geben konnte, dessen Amethyste von den Lidern verdeckt waren. Die Hände hatte er in die wilde Haarmähne Bakuras vergraben und ihr Besitzer erwiderte den Kuss ebenso hingebungsvoll, wie ihr älteres Gegenstück. Fragend schob Bakura seine Zunge vor und ließ sie über Yamis Lippen fahren, bis dieser ihm den gewünschten Einlass gewährte und er wollte schon das ihm fremde Reich erkunden, als ihm die Zunge des Jüngeren in die Quere kam und ihn zwang sich seine kleine Erkundungstour zu erkämpfen.

Aus Luftmangel trennten sie sich schließlich wieder von einander, mussten ihr kleines Duell mit einem Unentschieden beenden. Sie sahen einander in die Augen, ehe Bakura ihre Gesichter erneut nahe zueinander brachte. Sanft hauchte er Küsse auf Yamis Wange und tastete sich so bis zu dessen Ohr vor, in welches er sanft dessen Namen hauchte. Yami erschauderte und eine Gänsehaut überzog seine Haut, als die Hand des Weißhaarigen über seinen Hüften glitt. Noch nie hatte ihn der Ältere so berührt...diese Leidenschaft war ihm völlig fremd, doch keineswegs unangenehm. Es entlockte ihm sogar ein leises Keuchen, als plötzlich Lippen an seinem Hals waren. „Ich...möchte, dass du mir eins versprichst,“ sagte Yami leise, während er die Hände ausstreckte, um über den kräftigen Rücken Bakuras zu streicheln. „Lüg mich nie wieder an. Wag es nie wieder mich so zu missachten oder Geheimnisse vor mir zu haben. Auch nicht, um mich zu schützen,“ verlangte er und versuchte das Gesicht seines Liebsten zu sich zu ziehen, um ihn bei dessen Antwort in die Augen sehen zu können.

„Ich schwöre es dir bei meiner Liebe zu dir,“ erwiderte Bakura und versiegelte erneut Yamis Lippen mit den seinen.
 

Es war Nacht und ein aufgeregter Yugi lief durch die Gänge des Schlosses, auf der verzweifelten Suche nach seinem Lord. „Mahado!“ rief er, als er den Braunhaarigen sah und überwand den letzten Abstand zwischen ihnen. „Hast du den Lord gesehen?“

Verwundert blickte der Ältere ihn an. „Müsste er nicht normalerweise unten sein, und Lösungen für die albernen Probleme der anderen suchen?“ er persönlich glaubte ja, dass sie ihn nur deshalb mit Fragen bombardierten, weil Seth ihnen sicherlich nie zugehört hatte, egal wie ernst das Problem gewesen war.

Yugi schüttelte den Kopf. „Eben da ist er ja nicht und in seinem Zimmer ist er auch nicht! Marik dreht noch durch, weil er nicht mehr weiß, womit er die anderen verjagen kann.“

Mahado musste nicht lange überlegen, um zu wissen, wo ihr Lord sein könnte. „Wenn er nicht in seinem Zimmer und auch sonst nirgends im Schloss ist würde ich mal in Bakuras Zimmer nachsehen. Ihn hab ich heute nämlich auch noch nicht gesehen,“ sagte er und verschwand in der Menge, einen verwirrten Yugi zurücklassend. Was sollte Yami bei Bakura wollen? Fragte er sich, denn schließlich wusste er nichts von dem Kuss zwischen den beiden.

Dem Älteren vertrauend marschierte er los zu dem Zimmer des Weißhaarigen und klopfte an die Tür. Keine Antwort. Erneut klopfte er, diesmal lauter und als erneut keine Reaktion kam drückte er einfach die Klinke herunter und schob seinen Kopf durch die Tür in den Raum. In dem großen Himmelbett lagen zwei Personen, deren Körper so ineinander verschlugen waren, dass man sie für einen einzigen Menschen hätte halten können, wenn er nicht zwei Köpfe gehabt hätte. Es handelte sich bei ihnen eindeutig um Bakura und Yami und...sie schienen nackt zu sein...

Yugis Blick wanderte vom Bett eine Etage tiefer zum Boden, auf dem ein Hemd und eine Hose lagen und sein Kopf lief knallrot an, als er eins und eins zusammenzählte. So leise wie möglich schloss er die Tür wieder, um zu Marik zurückzugehen und ihm irgendwie mitzuteilen, dass ihr Lord gerade keine Zeit dafür hatte, sich um die Probleme seines Clans zu kümmern.

Yami im Bett lächelte glücklich im Schlaf und schmiegte sich näher an den Älteren, dessen Geruch und Wärme ihm nicht aus dem tiefen traumlosen Schlaf entkommen lassen wollten.
 

THE END



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Kommentare zu dieser Fanfic (42)
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Von:  -Fynnian
2009-08-01T18:33:39+00:00 01.08.2009 20:33
An dem WB würde ich wirklich gerne teilnehmen, aber mit dem Link stimmt etwas nicht =/
Die FF ist total schön, ich hab schon so viele Bilder im Kopf....
Von:  mu_chan
2009-07-14T15:46:41+00:00 14.07.2009 17:46
gott was für ne tolle fic!!!
sowas in der art hab echt noch nicht gelesen!!!
aber mir hat es echt tierisch gefallen!!!
man konnte sich in gewisse situationen reinfühlen!!!!
des find ich genial!!!
zumal ich vampiergeschichten extrems geil find!!!

also ein großes kompliment!!!
mach weiter so!!!
würde mich freuen wieder was von dir zu lesen!!!
lg mu_chan
Antwort von:  dracoxharry
01.03.2013 12:49
Von:  kuribo
2009-05-16T20:09:04+00:00 16.05.2009 22:09
Ach Ayame, Du bist ein Schatz. Nun gab es doch noch ein Happy-End. Und sogar Seto hat jemanden zum Kuscheln gefunden (ein Kuscheltier um genau zu sein im wahrsten Sinne des Wortes). War wieder eine tolle Story mit sehr tiefgründigen Charakteren. Mit Gedanken und Handlungen, die wir alle kennen; der eine liebt zu viel, Teenager wollen sich abschotten (und wissen immer alles besser), aufgrund fehlender Informationen wird falsch gehandelt oder jemandem passt nicht, wie sich sein Leben entwickelt. Und Dir fällt jedesmal ein anderes Szenario ein, so dass immer eine völlig neue Geschichte entsteht. Falls Du wieder was zum Lesen hast, ich werde da sein und mein Versprechen halten. Liebe Grüße und eine Umarmung von Kuribo
Von:  kuribo
2009-04-05T19:59:00+00:00 05.04.2009 21:59
Oh bitte bitte, lass es Bakura sein, Yami soll auch mal glücklich werden. Andererseits musst Du Dir dann aber eine super Ausrede einfallen lassen, warum dieser noch lebt. Und wer sind die anderen beiden bei ihm? Seto ist auch zum Schießen, kann man den eigentlich mit irgendetwas aus der Bahn werfen? Zumindest muss er wieder einmal zugeben,"dass an der ganzen Geschichte doch was dran ist"(aus der Serie). Also, auf zum letzten Kapitel und cira87 hat völlig Recht; es ist gemein aufzuhören.
PS: Danke auch für Dein Kommi :-))
Liebe Grüße und eine Umarmung von Kuribo
Von:  cira87
2009-04-03T21:39:54+00:00 03.04.2009 23:39
das ist gemein da wo es spannend wird hörst du auf=) mach bloß wieter so ich liebe die ff!!!
Von:  kuribo
2009-03-17T20:18:53+00:00 17.03.2009 21:18
JUCHU !! Es geht weiter. Toller Zweikampf. Aber bitte beeile Dich, weil zum einem Yami kaum noch stehen kann und Seto können wir ja auch nicht im Wald liegen lassen. Wunderbar spannend geschrieben - Du kannst es einfach. Liebe Grüße und eine Umarmung von Kuribo
Von:  kuribo
2009-01-26T04:51:05+00:00 26.01.2009 05:51
Hallo ayame-chan, Du verstehst es wirklich, die Spannung oben zu halten. Mutig ist der kleine Yami ja; ein Zweikampf um alles oder nichts. Jetzt heißt es, Daumen drücken. Bin schon wieder völlig gespannt, auf das nächste Kapitel. Liebe Grüße und eine Umarmung von Kuribo
Von:  kuribo
2008-10-10T20:20:49+00:00 10.10.2008 22:20
NEIIIIN! Ach es ist wirklich zum Heulen, dass sich die Geschichte immer wiederholen muss; Sethos hat Atemu nicht bekommen und Yami seinen Bakura nicht. Also von Spaß keine Rede. Und der kleine Hitzkopf zieht allein los..
Aber mal abgesehen davon, echt spannend geschrieben und - wenn es einem das Herz bricht - diese Entwicklung passt zu Deiner Geschichte. Das Leben ist nicht immer nur eitel Sonnenschein und ein Happy End? nun ja, vielleicht kann er wenigstens den Krieg beenden. Liebe Grüße und eine Umarmung Kuribo
Von:  cira87
2008-10-04T14:45:39+00:00 04.10.2008 16:45
ja ich will auch nicht das bakura stirbt =( *heul,schnief,wein*
Von:  moe_rikyou
2008-10-04T14:35:49+00:00 04.10.2008 16:35
*heul*
Das kannst du nicht machen! Bakura darf nicht tot sein! Es muss doch ein Happy End geben!T.T

Immerhin ist Yami wieder er selbst...

Btte schreib schnell weiter, und lass Bakura irgedwie wieder auferstehen...


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