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Ehre und Stärke I: Fortunas Wege

oder: Gundam Wing goes Ancient Rome
von

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Kapitel 27
 

Zechs ging in den nächsten Tagen dem Konsul aus dem Weg. Was nicht sonderlich schwierig war, denn Treize schien keinerlei Interesse an ihm zu hegen. Schon einen Tag nach der Heimkehr des Offiziers kamen etliche Gutsverwalter und Bauern in die Villa. Allesamt wollten sie ihrem Herrn persönlich die Aufwartung machen.

Diese schiere endlose Prozession aus Menschen, die das Arbeitszimmer des Konsul betraten, vermittelte Zechs einen Eindruck von der Macht und des Wohlstands des Mannes. Was nicht gerade dazu führte, dass sich Zechs´ Meinung, die er sich schon längst über den Römer gebildet hatte, besserte.

Die Nachmittage verbrachte er häufig mit Wufei. Sie spazierten durch die Gärten oder Wufei lehrte ihn die Schrift der Römer in der Bibliothek. Dabei schien Wufei völlig in seinem Element zu sein und er war ein guter Lehrer. Schon bald würde Zechs die ersten längeren Texte lesen können. Er war begierig darauf zu erfahren was es in der großen Bibliothek alles zu entdecken gab und warum Wufei und Treize so begeistert von einer Rolle mit Pergament sein konnten. Zechs wollte den Zauber begreifen, der sich hinter den Schriftzeichen verbarg.
 

Zu seinem Beschämen musste sich der junge Germane aber auch eingestehen, dass er sich hier auf dem luxuriösen Landsitz des Konsul sehr wohlfühlte. Mit Wufei verstand er sich sehr gut und auch mit Duo, dem Leibdiener des Konsul. Tatsächlich hatte Zechs mit Duo schon sehr bald Freundschaft geschlossen. Der junge Grieche schien keinerlei Vorurteile gegenüber ihm oder seinem Volk zu haben. Im Gegenteil ständig löcherte er Zechs mit neuen Fragen über Germanien und ihre Bräuche.

Duo selbst war jedoch auch ein rechtes Plappermaul und durch ihn hatte Zechs so einiges gelernt was die Römer und ihre Art zu leben anging.
 

So hatte Zechs auch Einiges über die Hierarchie im Haushalts des Konsuls erfahren. War Treize nicht anwesend so folgten die Diener den Anweisungen Wufeis und Sallys. An der Spitze der Dienerschaft stand Trowa, der auch gleichzeitig der Ansprechpartner für die übrigen Bediensteten war. Mit keinem anderen Mann hatte Zechs je solche ergiebigen Gespräche über Pferdezucht geführt als mit Trowa.
 

Dabei war es so falsch, dass er hier lebte wie die Made im Speck während die übrigen Mitglieder seines Volkes in Germanien zurückgezogen in den Wäldern leben mussten. Während sie grobe Kleidung aus Leder oder aus gegerbten Fellen trugen, war er in feinstes Leinen gekleidet. Es waren noch immer Kleidungsstücke aus Treizes Garderobe, die er jeden Tag anzog.
 

In Wirklichkeit fühlte sich Zechs schon bald nicht mehr als richtiger Germane. Wenigstens wollte er wieder wie ein solcher kämpfen.

Wufei übte ja schließlich auch jeden Tag mit seinem Dao und Zechs spürte mehr und mehr die Sehnsucht auch wieder ein Schwert zu schwingen. Sein Körper verlor langsam seine Drahtigkeit und Stärke. Zwar hatte er noch kein Fett angesetzt, aber so sehr wie die Ärztin darauf aus war, dass er genügend aß würde ihn dies auch nicht verwundern.

Doch als Gefangener, ja Quatre hatte gesagt, er wäre ein Gast, aber Zechs sah sich selbst nicht als solchen... Außerdem, wenn er die Villa verließ und im Park herumschlenderte hefteten sich immer zwei der Soldaten aus Treizes Leibgarde an seine Fersen. Sie belästigten ihn zwar nicht, aber Zechs wurde immer wieder ins Gedächtnis gerufen, dass sie präsent waren und er sich nicht frei bewegen konnte.

Auf jeden Fall konnte er ja auch schlecht sich das nächstbeste Schwert unter den Arm klemmen und damit kämpfen... und gegen wen kämpfen?

Vielleicht sollte er Treize fragen, was genau ihm denn erlaubt war und was nicht. Doch Zechs wollte nicht das Gespräch mit dem Mann suchen.
 

Das musste er auch nicht, denn eines Morgens wurde Zechs recht unsanft geweckt als die Tür zu seinem Schlafzimmer aufgerissen wurde und Hilde hereinkam, dicht gefolgt von Konsul Treize höchstselbst. Die Dienerin lud ein in weißes Leinen gewickeltes Paket auf dem Tisch ab und verschwand dann wieder.

Treize setzte sich auf den nächstbesten Stuhl, verschränkte die Beine und unterzog Zechs einer eindringlichen Musterung.

Natürlich ließ Zechs diese nicht so ohne Weiteres über sich ergehen und erwiderte den Blick des Römers mit so viel Arroganz, wie er nur aufbieten konnte.
 

„Du bist also wirklich Zechs Merquise?“
 

Zechs nickte nur knapp. Treize schnaubte. „Ich weiß, dass du mich verstehst und ich weiß auch, dass du unserer Sprache mächtig bist, also antworte!“
 

„Bitte. Ja, ich bin Zechs Merquise.“
 

„Schön.“ Treize lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Heute Mittag wird der Kaiser persönlich und einige andere Senatoren und Adlige hier eintreffen. Sie alle wollen dich sehen und einige Fragen stellen.“
 

„Die ich ganz sicher nicht beantworten werden.“
 

„Das werden wir noch sehen.“
 

Der stolze Tonfall ließ Zechs aufhorchen. Er stand auf und ging auf den Mann zu, der so selbstgefällig dasaß. „Nennt mir einen Grund, warum ich das tun sollte.“
 

Treize machte sich nicht einmal die Mühe aufzustehen. Er schien keinerlei Angst vor Zechs zu haben. „Es wird wieder einen Feldzug nach Germanien geben, so viel steht fest. Vielleicht in drei Jahren, vielleicht auch schon im nächsten Jahr. Ich glaube, dass dir das Wohl deines Volkes am Herzen liegt. Ich kann zwar die Feldzüge nicht verhindern, aber ich kann dafür sorgen, dass es deinem Volk besser ergeht. Zum Beispiel dass keine eurer Frauen von meinen Soldaten geschändet wird. Dass eurer Vieh nicht getötet wird und eure Kinder nicht versklavt werden.“
 

Zechs starrte Treize an. Er zweifelte nicht im Geringsten daran, dass Treize die Macht hatte eben jene Dinge durchzusetzen. Aber er zweifelte an dem Wort des Römers. Treize mochte ja viel reden. „Und was soll ich dafür tun? Sicher seid ihr nicht so mildtätig gegenüber uns Germanen, wenn es euch nicht auf die ein oder andere Weise nutzen würde.“
 

„Sie werden dir Fragen stellen, der Kaiser und die anderen. Fragen über eure Stämme, wo sie zu finden sind zum Beispiel. Oder wie ihr eure Anführer erwählt, wie eurer Heer aufgestellt wird.“
 

An diesem Punkt konnte Zechs ein belustigtes Lachen nicht verkneifen. „Wir haben kein Heer wie ihr.“
 

„Gut, aber das wirst du ihnen nicht sagen. Stell dich dumm, sag dass du nichts weiter warst als ein Krieger, der seine Befehle von seinem Anführer erhalten hat. Erzähle ihnen etwas über deine Götter oder wie ihr eurer Met trinkt, was weiß ich...“ Treize machte eine abschätzige Handbewegung. „Aber erzähle nichts, über das Militär.“
 

„Ihr wollt euch einen Vorteil verschaffen. Euch unentbehrlich machen für den Kaiser falls es zu einem neuen Feldzug kommt.“
 

Zechs sah Treize zum ersten Mal lächeln. Es war durch und durch kalt und berechnend. „Sehr richtig. Du begreifst schnell.“
 

Zechs konnte mit diesem Abkommen durchaus leben. Wenn Treize von ihm Informationen wollte, dann hieß dies ja noch nicht, dass Zechs die Wahrheit sprechen musste. Und schließlich war es einfacher einen Mann zu belügen als eine ganze Gruppe Politiker. Doch noch einen Versuch unternahm er: „So weit ich weiß behandelt ihr Römer eure Kaiser als Götter. Ich kann keinen Gott anlügen.“
 

„Zechs, du wirst mir doch nicht weismachen wollen, dass du an unsere Götter glaubst. Ergo dürften es dir deine germanischen Götter auch nicht verübeln, wenn du den Kaiser anlügst. Im Übrigen stimmt es nicht, die Apotheose, die Erhöhung zum Gott, findet in der Regel nicht zu Lebzeiten statt.“
 

Zechs klappte der Mund auf, dann wieder zu. Dem Konsul schien es eine große Freude zu sein Zechs´ Bedenken mit klaren, stichhaltigen Argumenten zu widerlegen. Er hatte das Gefühl, dass er dem Römer auf diesem Gebiet nicht beikommen würde. Doch misstrauisch, wie Zechs nun einmal war, verengte er die Augen. „Woher soll ich wissen, dass ihr eurer Wort haltet und euch so um mein Volk sorgt.“ Ein gewisser spöttischer Ton war Zechs nicht abzusprechen.
 

„Ich denke, das habe ich in der Vergangenheit bereits bewiesen. Ich hätte dich von meinen Legionären vergewaltigen lassen können. Erinnerst du dich? Habe ich es getan? Ich hätte dich im Triumphzug bloßstellen und dich wie ein wildes Tier behandeln lassen können? Habe ich es getan? Ich hätte eure Frauen als Sklavinnen verkaufen können? Habe ich es getan?“
 

Zähneknirschend musste Zechs zustimmen, dass Treize bereits eine größere Milde gegenüber den Germanen gezeigt hatte als die Feldherren vor ihm. Doch ob größere Milde oder nicht, das änderte nichts an der Tatsache an sich, dass Treize viele Germanen durch seine Befehle nach Utgard, die Welt der Toten, geschickt hatte. Im Grunde sogar Lucrezia. Auch sie war gestorben, weil Treize seine Soldaten befohlen hatte.
 

„Wirst du kooperieren?“
 

Widerstrebend nickte Zechs. Ihm bleib ja wohl auch nichts anderes übrig und vielleicht war es wirklich eine Möglichkeit die Lage für sein Volk zu verbessern.
 

„Sehr schön. Denk daran, offiziell bist du freiwillig mit nach Rom gekommen.“
 

„Ich bin was?“ Erneut flammte Wut in Zechs auf.
 

„Als Austausch für die germanischen Gefangenen. Ich habe dem Kaiser berichtet, dass es nach der Schlacht Verhandlungen gegeben hätte und du dich freiwillig angeboten hast.“
 

„Das glaubt der Kaiser?! Wir würden nie mit Römern verhandeln. Außerdem gab es doch gar Niemanden mehr mit dem ihr hättet verhandeln können.“
 

„Aber das weiß doch der Kaiser nicht.“
 

Zechs war erstaunt. Treize war ja wohl eiskalt und schreckte vor nichts zurück.
 

„Zieh das hier an.“ Treize zeigte auf das Päckchen, stand auf und ging zur Tür. „Ich lasse dich dann rufen, wenn es soweit ist.“
 

Treize stand in seinem Zimmer und sah Duo zu, der gerade die Toga auf dem Bett ausbreitete um sie dann seinem Herren anzulegen. Denn alleine konnte man dieses Kleidungsstück, das im Grund nicht mehr war als eine riesige 12 Ellen lange Stoffbahn, nicht anziehen. Geschweige denn kunstvoll an Schulter und Rücken in Falten drapieren.

Die Tunica, die daneben lag, war aus feinem Leinen gewoben und ebenso wie die Toga mit Indigo gefärbt.

Als Treize gerade nach der Tunica griff, wurde die Tür aufgestoßen und sein germanischer Gast kam in das Zimmer gestürmt.
 

„Das ist rot!“ Er wedelte die Tunica hin und her. „Glaubt ihr, ich trage diese verfluchte Farbe eurer Soldaten! Was für ein widerlicher Scherz ist das?“
 

Treize war froh, dass noch niemand der Gäste eingetroffen war, so laut wie Zechs brüllte war er im gesamten Haus zu hören.
 

„Ja, das ist rot, aber glaube mir keiner der Soldaten würde so einen Stoff tragen. Ganz zu schweigen von den Stickereien. Ich dachte rot steht dir. Es passt sicher gut zu deinen hellen Haaren.“

Treize nutzte die Gelegenheit und studierte den nackten Körper Zechs, wobei er zu dem Schluss kam, dass der Germane wirklich sehr ansehnlich war, wenn er auch etwas an Muskelmasse durch seine Krankheit verloren hatte.
 

„Wie war das?“
 

„Wenn du dich natürlich so sehr dagegen sträubst.“ Treize nahm Zechs die Tunica aus der Hand und warf sie auf das Bett. „Mich wird es nicht im Geringsten stören, wenn du nackt von den Kaiser trittst. Ganz so, wie ihr es Germanen doch tut.“ Treize trat einen Schritt zurück und schien zu überlegen. „Vielleicht hätte ich mir die Mühe sparen können, dass meine Diener sich die ganze Zeit um dich gekümmert haben. Sicher würde es dem Bild eines Germanen eher entsprechen, wenn deine Haare verfilzt und voller Läuse wären und du stinkst wie ein totes Schwein, das seit Tagen in einer Fleischerei hängt... Mhm, draußen hinter dem Pferdestall ist ein Misthaufen. Vielleicht kann man so mein Verfehlen wieder wettmachen. Wälze dich einfach so lange darin bis du meinst, es wäre für dein Auftreten dienlich.“
 

Zechs verspürte nicht übel Lust dem Mann die geballte Faust in den Bauch zu hauen. Was

dachte der sich eigentlich? Dass die Germanen nackt zwischen den Bäumen herumspringen, sich nie wuschen und es den Schweinen gleich taten?

Gerade zum Trotz schnappte er sich wieder die Tunica und stolzierte aus dem Zimmer. Diesen aufgeblasenen Römern würde er es zeigen. Wenn Treize so von ihm dachte, sollte er schon sehen, was er davon hatte.
 

Also schlüpfte Zechs in die Tunica. In dem Paket, das Hilde gebracht hatte, lag auch ein schlichter Ledergürtel und ebenso ein Paar Stiefel. Beides legte er an. Die Stiefel gefielen Zechs, wie er zugeben musste. Sie reichten ihm bis zu den Knien und waren aus weichem Leder. An der Vorderseite wurden sie noch zusätzlich geschnürt damit sie fest saßen. Zechs glaubte fast, dass es Stiefel für einen Reiter waren. Aber egal.

Dann stöberte er durch die kleinen Schränke, die in seinem Zimmer standen und fand tatsächlich einen Kamm. Wenn Treize also so von ihm dachte, dann konnte Zechs auch ganz anders.

Er schien sowieso noch viel Zeit zu haben bis man ihn zu den Gästen holen würde. Es war zwar eine langwierige Arbeit doch schlussendlich waren alle Knoten in seiner blonden Mähne entwirrt. Wenn er jetzt noch ein Lederband hätte oder so etwas Ähnliches könnte er sich einen Zopf flechten, und bräuchte seine Haare nicht offen zu tragen. Die Römer betrachteten dies nämlich als besonders barbarisch. Gerne hätte er auch einen Armreif oder einen schönen Ring. Doch woher sollte er die Schmuckstücke nehmen?
 

Da kam ihm ein Gedanke. Vielleicht hatte die Ärztin noch irgendwelchen Schmuck. Quatre hatte doch gemeint sie wäre aus Germanien. Er trat aus seinem Zimmer und stieg die Treppe hinab. Im Atrium hörte er Trowas Stimme, der die Stallknechte anwies sich besonders gut um die Pferde der Gäste zu kümmern.

Als Zechs sah, dass der Diener seine Ansprache beendet hatte, wandte er sich an ihn: „Ich möchte dich nicht von deiner Arbeit abhalten, aber kannst du mir sagen wo sich Sally befindet?“
 

Trowa runzelte die Stirn und musterte Zechs. Sicher ging er davon aus, dass Zechs eine Verletzung hatte oder eine andere Beschwerde. „Ich denke, sie ist in ihrer Hütte.“
 

„Wie komme ich dorthin?“
 

Trowa geleitete ihn dann selbst zu Sally. Sicher weil er fürchtete Zechs könnte die Dummheit begehen zu flüchten.

Die Ärztin bewohnte ein kleines Steinhaus, das die Bezeichnung Hütte eigentlich gar nicht verdiente. Es war zwar nicht besonders groß, aber sauber und nett eingerichtet. Sie verbrannte gerade irgendwelche Kräuter auf einem kleinen Ofen und war überrascht als sie den unerwarteten Besuch sah.

„Kann ich etwas für euch tun?“ Sie blies die Flamme des Ofens aus und schüttete die Asche auf ihre Arbeitsplatte.
 

„Ich wollte fragen, ob du mein Medaillon hast. Ich habe es in Germanien getragen.“
 

„Oh. Ja.“ Sally richtete sich auf. „Ich hatte es dir damals abgenommen, aber noch gar nicht daran gedacht es dir wieder zu geben. Entschuldige bitte.“ Sie ging zu einem Regal und gab Zechs den Talisman zurück. „Das ist Odins Rabe, nicht wahr?“
 

„Ja. Unser Kriegsgott.“
 

„Warum willst du es ausgerechnet jetzt wiederhaben?“ Erst jetzt schien sie Zechs´ Kleidung wahrzunehmen, die bestickte rote Tunica und die feinen Stiefel. „Ach so, heute kommt die Abordnung aus Rom.“ Zur Vergewisserung blickte sie zu Trowa, der unter der Tür stand und nickte.
 

„Ich dachte, du hättest vielleicht auch noch etwas Schmuck. Ein Armreif oder so etwas. Treize meint nämlich wir Germanen würden keinen Wert auf Kleidung legen, uns im Dreck suhlen und nackt durch die Wälder rennen.“
 

Sally stutzte. „Wie bitte?“
 

„Das hat er zu mir gesagt.“, verteidigte sich Zechs.
 

„So hat er das.“ Sally verschränkte die Arme vor der Brust. „Ts, manchmal verhält sich unser Konsul wie ein verhätscheltes kleines Balg. Pah!“
 

Zechs grinste, anscheinend hatte er hier einen wunden Punkt getroffen. Es war wohl die richtige Entscheidung Sally zu fragen. Die Ärztin ging schon zu einer Truhe und wühlte darin herum. Sie beförderte einige schöne Stücke zu Tage: Unter anderem zwei Armreifen aus Bronze, die Zechs besonders auffielen.
 

„Die haben wir nach der letzten Schlacht gefunden.“ Sally wischte sie mit einem Tuch ab. „In eurem Lager.“
 

Zechs fragte sich, ob er den Mann gekannt hatte, der diese Schmuckstücke getragen hatte. „Ich bringe sie dir später wieder zurück.“, versicherte er Sally.
 

Sie winkte jedoch ab. „Nein, ich denke es ist in Ordnung, wenn du sie behältst. Was noch? Soll ich deine Haare flechten?“ Sie legte einige Ringe auf den Tisch, ebenfalls aus Bronze. Solche Ringe wurden normalerweise in Zöpfe eingearbeitet. Ein Schmuck, der eigentlich nur einem Häuptling zustand, aber das würden die Römer ja nicht wissen.

Sally wartete dann auch gar nicht erst seine Antwort ab, sondern schob ihm einen Schemel zu und griff schon nach den Strähnen.

„Nein, bitte an der rechten Seite.“, korrigierte er sie. Er war zu dem Schluss gekommen, dass er sich auch vor den Römern nicht für seine Abstammung schämen würde. Also würde er auch seine Haare offen tragen, bis eben jenen Zopf an der Seite.
 

„Ah, in Ordnung.“ Sally machte es ausgesprochen gut. Am Ende reichte sie Zechs einen Spiegel, damit er ihr Werk bewundern konnte. Der Zopf fing an der Schläfe an und setzte sich dann bis zu Zechs Schultern fort. Insgesamt hatte sie fünf der Ringe eingeflochten und die rötliche Bronze machte sie gut in seinen hellen blonden Haaren.
 

„Ich danke dir.“ Zechs richtete sich zu seiner vollen Größe auf, hob das Kinn und ahmte Treizes gestelzte Art zu reden nach.
 

„Ich würde sagen, das zerstört ihr Weltbild.“ Sally kicherte als sie ihn reden hörte. „Trowa, was meinst du?“
 

Der Diener nickte nur. „Das werden sie nicht erwarten.“
 

„Sag mal Trowa, wird die Edle Une auch heute Nachmittag erscheinen?“, erkundigte sich Sally beiläufig.
 

Trowa stutzte. „Woher soll ich wissen, wen Treize alles geladen hat?“
 

Sally knurrte etwas Unverständliches, dann meinte sie. „Wenn sie kommt, dann frag sie ob sie noch genügend Medizin hat, oder ob ich ihr sonst irgendwie helfen kann... Und wisch dir dieses Grinsen vom Gesicht.“, fuhr sie den jungen Mann an.
 

Doch Trowa grinste weiterhin und bedeutete Zechs mit zurück in die Villa kommen. Dort bedankte sich Zechs nochmals bei dem Diener und ging in den Park um dort Wufei zu treffen. Doch der Chinese schien es vorzuziehen im Haus zu bleiben, denn Zechs fand ihn nicht an den üblichen Plätzen.

Zechs wusste nicht, ob schon Gäste eingetroffen waren und ob es ihm gestattet war sich im Garten aufzuhalten. Aber Treize hatte nicht gesagt, wo Zechs warten sollte. Also spazierte er durch die Kieswege und dachte nach, was er dem Kaiser und den Senatoren für Lügen auftischen sollte.
 

Weiter vorn sah er auf einer Bank Duo sitzen. Auch Duo hatte ihn erspäht und sprang auf. „Bei der Schönheit der Aphrodite! Zechs, du siehst gut aus! Kompliment, mein Lieber.“, er grinste und schritt einmal um Zechs herum. „Für wen hast du dich denn so schön gemacht?“
 

„Du hast doch gehört was Treize gesagt hat.“, gab Zechs zurück.
 

„Ach, das mit dem Misthaufen?!“ Duo kicherte. „Glaubst du, das hat er ernst gemeint? Das hat er doch nur gesagt, dass du aus Trotz das Gewand anziehst.“
 

„Wie bitte?“ Zechs verstand die Welt nicht mehr.
 

„Oh, gewöhn dich nur daran. Das ist Treizes Spezialität, das Manipulieren von Menschen, meine ich. Er weiß, wie er jemanden anzupacken hat.“
 

Zechs sollte dem Konsul auf dem Leim gegangen sein? Keine Frage, das kränkte ihn. Das wurmte ihn sogar ganz gewaltig.
 

„Aber ich denke damit...“, Duo musterte Zechs noch einmal vom Scheitel bis zur Sohle. „Nein, damit rechnet selbst Treize nicht.“
 

Zechs wollte vom Thema ablenken: „Was machst du hier?“
 

„Oh, Treize hat mich fortgeschickt. Er braucht mich nicht mehr und da ich sonst keine Aufgabe habe, kann ich gemütlich den Abend abwarten.“ Der Diener sagte es mit einer besonderen Betonung, die Zechs nicht einordnen wollte.
 

„Was ist heute Abend?“
 

„Heero wird wahrscheinlich über Nacht hier bleiben.“
 

Zechs brauchte einen Moment bis ihm einfiel, dass dies der andere Tribun war. „Und das ist schlecht?“
 

„Wie man es nimmt. Meinem Hintern wird es nicht gefallen.“
 

Nun, darauf konnte sich Zechs nun keinen Reim machen und er musterte Duo nur mit gefurchter Stirn. Bevor er jedoch weiter nachforschen konnte, kam Hilde zu ihnen. „Duo? Ich weiß, du hast gerade nichts zu tun, könntest du mir bitte helfen?“
 

Duo nickte und verabschiedete sich von Zechs, der jetzt wieder alleine war. Einer der Hund, die Treizes gehörten, war zu ihm hinübergetrottet und geistesabwesend kraulte Zechs das Tier. Die Hunde hatten schnell Zutrauen zu Zechs gefasst und wahrscheinlich würde es Treize gar nicht gefallen, dass er ihnen neue Kommandos beibrachte.
 

Plötzlich fiel ihm ein runder Gegenstand vor die Füße. Verdutzt bückte er sich, um ihn wieder aufzuheben. Als er sich aufrichtete, stand vor ihm ein kleines Mädchen und streckte lächelnd die Arme aus.
 

„Bekomme ich meinen Ball wieder?“
 

„Natürlich.“ Zechs musterte die Kleine verwirrt. Irgendetwas an ihr verstörte ihn, aber er konnte nicht genau sagen was. Fast so als ob sie ihn an jemanden erinnerte.
 

Sie legte den Kopf schief und musterte nun Zechs. „Seid ihr der Germane? Großvater sagt, ihr wärt Wilde, die im Wald wohnen. Sich nie waschen und stinken wie die Tiere.“
 

‚Wo habe ich das bloß schon einmal gehört?‘, dachte sich Zechs.
 

„Aber du siehst gar nicht so wild aus.“
 

„Danke für das Kompliment.“ Er verbeugte sich vor ihr und sie lachte. „Was ist das?“ Sie schien ganz angetan zu sein von seinen langen Haaren und zeigte auf den Zopf. Schließlich gab sie sich nicht eher damit zufrieden bis Zechs sich neben sie kniete und sie mit seinen Strähnen spielen konnte.

Sie lachte vergnügt. „Das ist wie bei Claudia.“
 

„Wer ist Claudia?“
 

„Meine Lieblingspuppe.“, erklärte die Kleine eifrig.
 

Zechs machte gute Mine zum bösen Spiel. Schließlich war sie noch ein Kind und irgendwie niedlich. Sie hatte eine ungewöhnliche Haarfarbe, die Zechs an ein flammendes Feuer erinnerten. Ihre Augen waren von einem dunklen Blau und obwohl sie noch eine typische kindliche Unschuld ausstrahlten, zeigten sie auch einen unleugbaren Anflug von Kälte. Da dämmerte Zechs etwas und jetzt fiel ihm auch der Zug um den Mund des Mädchen auf. Überhaupt, sie hatte die gleichen Lippen wie er...
 

„Wie heißt du, Kleine?“
 

„Mariemaia.“ Sie befingerte weiter seinen Zopf.
 

„Wo sind deine Eltern?“
 

„Ich lebe bei meinem Großvater. Mama ist schon bei den Göttern.“, plapperte sie und Zechs konnte sie gerade noch daran hindern, dass sie den Zopf aufmachte und so Sallys schöne Handarbeit zu nichte machte.
 

„Und dein Vater?“
 

Sie zuckte nur mit den Schultern. Komisch, dabei könnte Zechs schwören, dass...
 

„Mariemaia, dein Großvater sucht dich sicher bereits. Du sollst dich nicht so weit vom Haus entfernen.“ Ein junger Römer kam auf sie zu. „Und geh weg von diesem Barbaren. Man weiß nie zu was sie fähig sind.“
 

Das Mädchen sagte nichts. Sie verzog ihre Lippen nur zu einem süßen Schmollmund und hüpfte in Richtung Haus davon. Doch nicht ohne sich noch einmal umzuwenden und Zechs zu zuwinken.

Der junge Mann indes schien nichts von Freundlichkeiten zu halten. Er spuckte vor Zechs aus. „Wie Treize es bloß schafft mit so etwas unter einem Dach zu leben.“
 

„Wie war das?“
 

Das Zechs die Sprache der Römer verstand und selbst beherrschte schien den anderen zu verblüffen. „Du hast schon richtig gehört. Du bist nicht mehr als ein Sklave, dem man mal eben saubere Kleidung gegeben hat.“
 

„Das nimmst du zurück.“, knurrte Zechs und ging einen Schritt auf den Römer zu. Er musste sich doch wohl nicht von so einem aufgeblasenen Bürschchen beleidigen lassen. Überhaupt wie sah der aus, die Haare waren in kleine Löckchen gedreht und mit einem Duft parfümiert, den Zechs einfach nur widerlich fand.
 

Plötzlich blitzte in der Hand des Mannes etwas auf. Es war ein kleiner Dolch. Zechs schnaubte nur. „Glaubst du, das macht mir Angst?“ Er stellte sich mitten auf den Weg und verschränkte die Arme. „Na los, dann komm doch, wenn du dich traust.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  jogole
2007-09-06T15:21:11+00:00 06.09.2007 17:21
braaaaaves tathi hihi ^^

das geht ja momentan richtig flott mit den neuen teilen. und das freut mich natürlich *zechsdenkopfkrault*.

bin schon richtig dolle gespannt wies weiter geht, also lass dir ja nicht zu viel zeit sonst werd ich ungemütlich. aber bei deinem momentanen tempo mach ich mir darüber auch nicht wirklich sorgen.

ne kleine bitte hätt ich trotzdem, natürlich nur wenns keine umstände macht: grieg ich ne info ens wenns weitergeht? *ganzliebanglupscht*

freu mich schon auf den nächsten teil, vor allem weil du an soner gemeinen stelle aufgehört hast...

lg das jogole =^^=


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