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Ehre und Stärke I: Fortunas Wege

oder: Gundam Wing goes Ancient Rome
von

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Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte.
 

Kapitel 22
 

Was war das doch für ein Tag gewesen! Quatre lehnte sich auf seinem Divan zurück und genoss für einen Moment die Darbietungen der Tänzer. Bestimmt würde gleich wieder eine der unverheirateten, wohlhabenden Töchter seine Nähe suchen und ihn über seine Erlebnisse in Germanien fabulieren lassen. Schade, dass Trowa nicht hier sein konnte, dem würde die Feier im kaiserlichen Palast sicher auch sehr gefallen. Jedoch würden sich Duo und Trowa in Treizes Haus in Rom sicher auch einen ruhigen Abend machen und es genießen ihrem Herrn nicht jeden Moment zu Diensten sein zu müssen.
 

Quatre konnte es auch kaum glauben: Endlich waren sie wieder ein Rom. Und mehr noch! Ihr Legat Treize Khushrenada war der zukünftige Caesar. Niemand hatte damit gerechnet und es war eine große Überraschung gewesen als der Kaiser höchstselbst dies verkündet hatte. Quatre konnte sich auch keinen geeigneteren Mann für die Nachfolge vorstellen.
 

Heero winkte Quatre zu, dieser erhob sich und setzte sich zu Heero auf dessen Liege.

„Oh, soll ich das Duo erzählen?“, neckte Quatre und zeigte auf eine nubische Tänzerin, die Heero zuzwinkerte und schöne Augen machte.
 

Heero ging auf den Spaß ein. „Nicht nötig, er hat es mir erlaubt.“
 

„Wie großzügig von ihm.“ Sie beide lachten und stießen mit ihren Pokalen auf die Rückkehr nach Rom an.
 

Nachdem er einen tiefen Zug von seinem Wein genommen hatte, deutete Heero auf Treize, der auf dem Ehrenplatz zur Rechten des Kaiser saß. „Was hat er nur?“

Das Gesicht des Legaten war noch immer rot geschminkt und in seiner prächtigen Rüstung vermittelte er den Eindruck eines unnahbaren Gottes, der für diesen Tag auf die Erde hinabgestiegen war. Treize zeigte keinerlei Regung, nicht einmal die kulinarischen Köstlichkeiten, die vor ihm standen hatte er angerührt. Während sich jeder der Gäste zu amüsieren schien, war er wie versteinert.
 

„Ich weiß es nicht.“, gab Quatre offen zu, dem das merkwürdige Benehmen auch schon aufgefallen war. „Aber eigentlich müsste er der glücklichste Mensch auf der Welt sein.“
 

In diesem Moment erhob sich der Kaiser und bat mit einem Handzeichen um Ruhe. Augenblicklich verstummten die Musiker und die Tänzerinnen verharrten regungslos.

„Einen Trinkspruch auf meinen Nachfolger und Sohn.“, rief er und alle Anwesenden erhoben sich von ihren Plätzen. Alle Augen ruhten auf Treize, der als Einziger noch saß. Man erwartete, dass er den Trinkspruch erwidern würde. Endlich richtete sich der Legat langsam auf und fixierte den Kaiser mit ruhigem Blick.

„Auch wenn ich die Ehre zu schätzen weiß und ebenso weiß, dass ich euch damit kränken werde.“, begann er.
 

Verwirrt sah Quatre zu Heero hinüber. Was sollte das denn heißen? Und warum war Treize so ernst?
 

Treize holte tief Luft. „Ich kann und werde weder die Adoption noch die Nachfolge annehmen.“
 

Stille.
 

Dann leises Gemurmel. Ein jeder fragte sich, ob er sich denn auch nicht verhört hatte. Hatte Treize gerade die größte Ehre zurückgewiesen, die sich ein Sterblicher je vorstellen könnte?

„Verzeiht.“ Treize verneigte sich vor dem Kaiser und wollte sich abwenden, den Saal schnellstmöglichst verlassen. Doch der Kaiser hielt ihn zurück, befahl den Musiker wieder aufzuspielen und bedeutete Treize, dass er ihm folgen möge.
 

Unter den Gästen jedoch wollte so recht keine Stimmung mehr aufkommen.
 

Auch wenn Treize wusste, dass er sich mit diesem Worten womöglich den Unbill des Kaiser zugezogen hatte, er fühlte sich jetzt bedeutend besser. Jetzt, wo er es ausgesprochen hatte.

Den gesamten Abend hatte er darüber nachgedacht. Er hatte seinen Geist auf das vor ihm liegende Problem fokussiert, sämtliche Gefühle ausgeblendet und die Situation rein logisch und leidenschaftslos betrachtet. Selbst diese Analyse hatte ihm jedoch gezeigt, dass es nicht klug war, das Angebot des Kaisers anzunehmen.

Als Legat war Treizes Stellung gefestigt. Er verfügte über einen gewissen Einfluss und über loyale Soldaten, aber nichts was ihn für diejenigen Kreise, denen auch Senator Barton angehörte, zu einer allzu großen Bedrohung machte. Doch als zukünftiger Thronfolger... Da würde Treize wahrscheinlich schneller im Tiber enden – mit dem Gesicht nach unten treibend - als ihm lieb war. Wenn er wirklich einmal Kaiser werden wollte... Eben in diesem Punkt war sich Treize noch nicht sicher. Jetzt wo er die Möglichkeit hatte... Es war verlockend, keine Frage. Doch Treize musste sich eingestehen, dass seine Machtbasis dazu noch nicht gefestigt genug war.

Das Amt als Konsul, das würde er annehmen. Es war eine große Ehre und stärkte das Ansehen seiner Familie. Auch wäre es für Treize eine persönliche Genugtuung vom Kaiser persönlich mit sofortiger Wirkung als Konsul eingesetzt zu werden, denn zur Zeit hielt Dekim Barton dieses Amt inne. Barton würde an dieser Niederlage zwar lange verdauen müssen und seinen persönlichen Groll gegenüber Treize noch vergrößern, aber damit konnte Treize durchaus leben. Bartons Amtszeit wäre nach diesem Jahr sowieso abgelaufen.
 

Er befand sich nun in den Privatgemächern des Kaisers und Treize setzte sich auf einen der Stühle, die vor dem großen Arbeitstisch standen.

Der Kaiser ging mit schleppenden Schritten vor dem Fenster auf und ab. Er war nicht mehr der Jüngste und dass er sich um einen Nachfolger bemühte, war keineswegs eine Überraschung. Treize tat es leid, den alten Mann in diese Lage gebracht zu haben.
 

„Du bist ein Narr, Treize, dass du so eine große Ehre einfach zurückweist.“
 

Treize rieb sich über die Wange und betrachtete die Brösel der Mennige, die er damit abgerieben hatte. Das Zeug juckte höllisch und er wünschte sich, er könne es endlich abwaschen. „Ihr habt einen Sohn, Herr.“ Schließlich hob er den Blick. „Und er versucht euren Erwartungen gerecht zu werden. Warum erwählt Ihr nicht ihn zum Nachfolger?“
 

„Marcus ist schwach.“ Kalt und schonungslos wurden diese Worte vorgetragen, die gegen das eigene Fleisch und Blut gerichtet waren.
 

„Gebt ihm Zeit.“, bat Treize, der wusste wie schwer es Marcus nahm, dass er von seinem Vater nicht akzeptiert wurde.
 

„Sagst du das, weil du mit ihm das Bett teilst?“
 

Jetzt war es an Treize überrascht zu sein . Er hatte sich gedacht, dass es niemand wusste. Ganz bestimmt nicht der Kaiser selbst.
 

„Glaubst du tatsächlich Treize, dass ich nicht sehe, was vor meinen Augen vorgeht?“ Endlich setzte sich auch der Kaiser hin, dann trank er einen Schluck Wein, den ihm ein Diener gebracht hatte, während Treize den Mann mit ausdruckslosem Gesicht musterte. Er wusste nicht, wie der Kaiser gegenüber der Liebe zweier Männer stand. Es gab durchaus Leute in Rom, die dies auf das Tiefste verachteten. Gehörte der Kaiser auch dazu?
 

Doch darüber hätte er sich keine Sorgen machen brauchen, denn schon im nächsten Moment lächelte der Mann. „Dein Vater hat mich mit den gleichen, tiefblauen Augen angesehen. Ihr Khushrenadas hattet schon immer etwas Besonderes an euch. Vor allem die Männer eurer Familie, allesamt.“
 

Und wie sollte Treize das jetzt verstehen?
 

„Oh, du hast schon richtig gehört. Aber dein Vater hat es mir damals nicht leicht gemacht, bis er mein Werben erhöht hat.“
 

Treize wünschte sich jetzt auch einen Pokal mit Wein, sehr starkem und schweren Wein. Sein Vater und der Kaiser waren Liebende gewesen?!
 

„Was glaubst du, mein Junge, warum ich es zugelassen habe, dass Marcus so sehr deine Nähe sucht. Natürlich weil ich gehofft habe, dass er sich ändert, verantwortungsbewusster wird und sich vor Augen hält, wer er ist. Ich dachte, du hättest einen guten Einfluss auf ihn.“ Der Kaiser war wieder ernst geworden und Treize musste zugeben, dass es seinem Stolz nicht gerade dienlich war zu erfahren, dass er als Erzieher für Marcus zu fungieren hatte.
 

„Sei es, wie es ist. Ich kann nicht Kaiser werden.“, erwiderte Treize und vermied es noch einmal auf das Thema „Marcus“ zurück zu kommen.
 

„Wenn es einer kann, dann du Treize. Du hast es bereits oft genug bewiesen, dass du Menschen führen kannst. Du bist auch kein kaltherziger Tyrann und hast einen barmherzigen Zug an dir, auch wenn du das wahrscheinlich nicht gerne hören wirst. Ich werde langsam alt und du bist der Sohn, den ich brauche.“
 

Treize schloss die Augen und schüttelte den Kopf. „Ich möchte es nicht. Ich kann so eine Verantwortung nicht tragen und ich möchte nicht den Freund verlieren, der mir Marcus ist.“
 

„Freund?“
 

Marcus war für Treize in der Tat nicht viel mehr, sicher sie hatten schon oft den fleischlichen Gelüsten gefrönt und Treize hatte es immer genossen, doch eine ernsthafte, feste Bindung hatte er nicht im Sinn gehabt.
 

„Nun, jetzt tut mir mein Sohn leid. Weiß er, dass seine Liebe nicht erwidert wird und durch und durch einseitig ist?“
 

Treize sah betreten zur Seite. „Ich fürchte, ich bin nicht so barmherzig, wie Ihr mich gerade geschildert habt, Herr.“
 

„Was muss ich tun um dich doch noch umzustimmen? Geld? Ein neuer Landsitz?“
 

„Ihr beschämt mich Herr. Dass Ihr glaubt, ich wäre zum einen mittellos und zum anderen so leicht zu beeinflussen. Ihr könnte nichts tun. Gerne bin ich eurem Sohn ein guter Berater, sollte er selbst einmal – so die Götter wollen – in vielen Jahren den Thron besteigen. Doch für mich selbst, will ich dieses Amt und diese Bürde nicht.“ Dann verneigte er sich und verließ den Raum.
 

Drinnen saß der Kaiser noch lange da und obwohl er empört war, dass Treize sein Angebot zurückgeschlagen hatte und damit auch seine politischen Pläne zunichte gemacht hatte, musst er lächeln. Zu sehr erinnerte ihn das Gebaren des jungen Mannes an das von Treizes Vater. Ein Gebaren, das Khush, der Schöne, auch letztendlich mit dem Tod bezahlt hatte. Hoffentlich behielt Trieze seine ehrenvolle Einstellung, aber mit Ehre allein überlebte man im römischen Sumpf von Intrigen und Machtspielchen nicht.
 

Der Kaiser hoffte, dass Treize dies begriffen hatte.
 

Treize verließ den Palast und die angespannte Atmosphäre darin und ging in den weitläufigen Park, der sich hinter das Gebäude anschloss. Die Nacht war außergewöhnlich kühl, aber das störte Treize nicht im Geringsten. Im Gegenteil, er setzte sich auf eine Steinbank, die neben einem kleinen Fischteich angebracht war, und wandte das Gesicht dem Wind zu.

Es war einer jener seltenen Momente, in denen er an nichts dachte und völlig zur Ruhe kommen konnte. Was natürlich nicht hieß, dass er die Gestalt nicht bemerkt hätte, die sich von der anderen Seite des Weges näherte. Gerne hätte Treize die Begegnung mit Marcus noch hinausgeschoben, aber es half wohl nichts.
 

Der Sohn des Kaisers blieb unschlüssig vor der Bank stehen und wie Treize einem leichten Schock feststellte, hielt Marcus einen Dolch in seiner Linken.

„Wenn du mich töten wolltest, dann hättest du längst zustechen müssen.“, urteilte Treize und hob den Kopf. Selbst wenn dies wirklich Marcus´ Absicht gewesen war, der junge Mann hätte in einem Kampf Mann gegen Mann keine Chance gegen Treize gehabt.
 

„Warum hast du abgelehnt?“ Der Dolch wurde noch immer unschlüssig in der Hand gehalten und Treizes Körper spannte sich leicht an, falls sich Marcus doch noch zu einer unüberlegten Handlung entschloss.
 

„Wie hätte ich dir das antun können?“ Treize zog den Mann näher zu sich heran und er sah, wie feuchte Tränen auf den Wangen des anderen glitzerten. „Mein Geliebter, wie hätte ich etwas tun können, das dich so sehr verletzt.“, flüsterte er weiter. Als ob dies der einzige Grund gewesen wäre, der Treize dazu bewogen hatte die Adoption auszuschlagen.
 

Marcus ließ den Dolch endgültig zu Boden fallen und Treize küsste ihn.

Oh, ja, Treize hatte durchaus begriffen wie er sein Netz aus aus Intrige, Lüge und Verrat zu weben hatte. Und wenn der Kaiser in ihm nicht mehr als eine Schachfigur sah, Marcus war für Treize auch nicht viel mehr.



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