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Ehre und Stärke I: Fortunas Wege

oder: Gundam Wing goes Ancient Rome
von

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Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte.
 

Kapitel 12
 

Zechs beobachtete das Geschehen im römischen Lager am nächsten Morgen mit heiterer Gelassenheit. Er wusste, dass er nicht mehr lange leben würde, so dass es ihm auch gleichgültig war, was mit ihm in den nächsten Stunden geschehen würde.

Die Wunde an seiner Seite hatte sich entzündet und das Fieber machte sich durch Schüttelfrost und einem unmenschlichen Durst bemerkbar. Doch natürlich würde er keinen der Wächter um Wasser bitten. In der vergangenen Nacht hatte es auch endlich begonnen zu schneien, doch das bisschen Schnee, das in Zechs´ Käfig gefallen war, hatte dieser schon längst zusammengekratzt und damit seinen schlimmsten Durst gestillt.

Trotz seiner elenden Lage musste Zechs sich zugestehen, dass die Römer allesamt sehr diszipliniert waren. Es gab keinen Soldaten, der irgendwie nur vor seinem Zelt saß und nichts zu tun hatte. Entweder pflegten sie ihre Rüstungen oder sorgten sich um die Tiere. Denn neben den Käfigen der Gefangenen waren auch die Pferche der Ziegen und Schweine. Allein dies zeigte doch schon wie hoch die Römer ihre Gegner einschätzten und sie neben den Schweinen einquartierten.

Die römischen Legionäre, die die Gefangenen bewachten, drangsalierten die Germanen jedoch auch nicht. Weder wurden Männer gefoltert oder vergewaltigt, wie es Zechs eigentlich erwartet hätte – vor allem nach seinem eigenen Erlebnis im Wald.

Am Morgen hatten sie sogar alle einen Krug mit Wasser und einen Teller mit Haferbrei bekommen. Dies mochte zwar außerordentlich großherzig anmuten, aber Zechs wusste, dass die Römer ihnen nur deshalb zu essen gaben, damit sie auf den Sklavenmärkten noch einen einigermaßen guten Preis erzielen würden. Niemand zahlte viel für einen ausgehungerten Sklaven.
 

Es waren auch nicht viele Germanen, die den Römern ins Netz gegangen waren. Und Zechs wusste nicht, ob darüber froh sein sollte oder nicht. Wenig Gefangene, das hieß entweder dass viele Germane getötet worden waren, oder dass sich viele noch hatten retten können. Natürlich hoffte Zechs, dass das letztere zutraf, aber wenn er sich an die Schlacht zurückerinnerte, an die Effizienz und die Unerbittlichkeit, mit der die Römer vorgegangenen waren, dann schwand seine Hoffnung. In den meisten Käfigen waren drei bis vier Germanen eingesperrt. Einige waren wohl ebenso wie Zechs dem sicheren Tod geweiht, die meisten jedoch schienen in guter Verfassung zu sein.

Die anderen Germanen hatten Zechs natürlich erkannt, aber waren klug genug ihn nicht beim Namen zu nennen. Niemand wusste, wie bekannt Zechs bei den Römern war. Zwar war er kein Stammesführer doch er hatte viele Stoßtrupps befehligt, die Römer in den Wälder hinterrücks überfallen und reiche Beute gemacht hatten.

Wenn die Römer dies wüssten, dann würden sie ihn vermutlich gleich umbringen und nicht abwarten, dass dies das Fieber für sie erledigte.
 

Zechs zog sich an den Gitterstäben seines Käfigs nach oben, um sich in eine sitzende Position zu bringen und konnte ein kurzes, aber leises Lachen, nicht unterdrücken als er den römischen Offizier vom Vortag entdeckte. Jener Mann, der die Legionäre im Wald ausgepeitscht hatte. Der stach aber auch hervor mit seinen kurzen sandbraunen Haaren. Diese Haarfarbe war gar nicht so typisch für einen Römer. Wahrscheinlich gab es in der Familie des Feldherren auch ausländisches Blut. Nichtsdestotrotz schien der Mann wohl nicht an das raue Klima hier im Norden gewohnt zu sein, denn über seiner Rüstung trug er eine dunkelbraune Tunica und darüber nochmals einen roten Umhang, dessen Schulterpartie mit Pelz verstärkt war. Das war es auch was Zechs so zum Lachen gebracht hatte. Da wollten diese reichen, adligen Römer große Feldherren sein, aber dann froren sie wie ein altes Mütterchen.
 

Neben dem Römer stand ein anderer Offizier und bei genauerem Hinsehen erkannte Zechs in ihm den jungen Kundschafter, der vor zwei Tagen – waren es tatsächlich erst zwei Tage? - zu ihnen in das Lager gekommen war. Zechs hatte es geahnt, dass er diesem Mann noch einmal gegenüber stehen würde, aber nicht auf diese Art und Weise.

Gegenstand der Unterhaltung der beiden Römer war ganz offensichtlich eine Schriftrolle, die der Ältere in den Händen hielt.
 

Quatre versuchte ein Stöhnen zu unterdrücken und konzentrierte sich wieder auf Treizes Monolog. Am Anfang hatte er es ja als Privileg angesehen, dass Treize mit ihm philosophische Schriften erörterte und diskutierte. Aber mittlerweile ging es Quatre gehörig auf die Nerven, denn mindestens zwei Mal in der Woche verbrachte er den Morgen damit kreuz und quer durch das Lager zu laufen und sich Treizes Ansichten über Philosophie anzuhören.
 

Treize hatte sehr wohl auch bald gemerkt, dass Quatre sich nicht so sehr für griechische Denker interessierte. Deshalb hatte er es auch einmal mit Heero als Gesprächspartner probiert, doch Heero konnte nicht einmal mehr ausreichend griechisch und mehr als ein stoisches ‚Hn.‘ hatte er zu Treizes Ansichten nicht beitragen können. Oder besser gesagt, Heero gab vor nicht mehr ausreichend Griechisch zu beherrschen. Wenn er jedoch mit seinem Geliebten Duo, der aus Griechenland stammte, zusammen war, fiel ihm diese Sprache auf einmal sehr leicht.

Also war es wieder an Quatre gewesen Treize auf seinen „philosophischen Spaziergängen“ zu begleiten. Ein alter Koch, der sein halbes Leben schon in der Legion verbracht hatte, hatte Quatre vor kurzem erzählt, dass Treize am Anfang seiner Laufbahn als Offizier sogar zwei Rhetoren mit auf die Feldzüge genommen hatte. Damit er seine rhetorische Ausbildung vervollständigen konnte. Quatre fragte sich was die Rhetoren wohl an Geld verlangt hatten. Das waren normalerweise schon etwas betagte Männer, wohlhabend und aus gutem Hause, die hohe Stellung in der Regierung inne hielten.

Aber so aberwitzig es klang, es passte einfach zu Treize, dass er sich kurzerhand zwei Lehrer mitnehmen würde und selbst noch in den finstersten Wäldern, umgeben von feindlichen Barbaren, Wert auf seine Bildung legte.

Treize hatte ja auch seinen beiden Dienern das Schreiben und Lesen beigebracht. Dem Legat war langweilig gewesen und hatte es als sinnvolle Beschäftigung angesehen. Doch Quatre wusste, dass zumindest Duo auch gut ohne diese Unterrichtsstunden auskam und sich sogar regelmäßig davonstahl, wenn Treize einmal wieder seinem Bildungsauftrag nachkommen wollte.
 

Schon wieder hatte Quatre den Faden verloren und versuchte mit einem Blick auf den Papyrus herauszufinden welche Textstelle jetzt Treizes Interesse fesselte. Schließlich gab er es auf und konnte sich ein qualvolles Stöhnen nicht verkneifen. Treize warf ihm einen scharfen Blick zu, schüttelte den Kopf und blieb stehen. „Dein Vater wäre erfreut zu hören, dass du dich weiterbildest und nicht nur auf dem Schlachtfeld stehst und dir die Manieren eines einfachen Soldaten aneignest.“
 

Quatre schweig und dachte sich im Stillen, dass der Legat sogar schon recht häufig klang wie Quatres Vater. Ob Treize wohl erfreut sein würde dies zu hören? Besser Quatre behielt dies für sich, dann murmelte er eine Entschuldigung und versprach in Zukunft besser aufzupassen.
 

Zechs beobachtete die beiden Römer, wie sie an seinem Käfig vorübergingen. Der größere der Beiden las gerade etwas von der Schriftrolle vor und schien sich dabei prächtig zu amüsieren.

Wie durch Zufall sah der andere Römer, der als Kundschafter fungiert hatte, in diesem Moment auf und begegnete Zechs´ Blick. Erstaunt blieb er stehen, seine Augen weiteten sich vor Überraschung und er ließ seinen Vorgesetzten einfach an sich vorübergehen.
 

„Quatre?“ Endlich wandte sich auch Treize um, er war schon zwanzig Ellen weitergelaufen. Als er sah, dass Quatre nicht zu ihm aufschloss, näherte er sich ebenfalls dem Käfig, in dem Zechs untergebracht war.
 

Jetzt schien Quatre seine Sprache wiedergefunden zu haben. „Dich kenne ich doch.“, entfuhr es ihm und er ignoriert seinen Vorgesetzten.
 

„So sehen wir uns wieder.“ Zechs lächelte freudlos. „Nur scheint es als ob die Rollen vertauscht sind.“
 

„Für einen Germanen sprichst du außerordentlich gut Latein.“, bemerkte der Legat. „Das ist mir bereits gestern aufgefallen.“

Es wunderte Zechs, dass sich dieser hochrangige Römer, der auch ganz sicher adliger Abstammung war so wie er sprach und sich verhielt, sich an die Begebenheit im Wald erinnerte. Sich sogar noch darin erinnerte, wer er war und wie er aussah. Nicht, dass Zechs das viel nützen würde, aber es überraschte ihn dennoch.
 

„Danke, das Kompliment kann ich nur zurückgeben.“ Zechs wusste, dass es nicht gerade sehr sinnvoll war die Römer zu reizen, gerade in Anbetracht seiner derzeitigen Lage. Doch auf der anderen Seite konnte er schließlich auch nicht mehr viel verlieren.
 

Treize hob nur kurz die Augenbrauen, anscheinend war er es in der Tat nicht gewohnt, dass die Gefangenen auch noch frech wurden. „Sei´s drum. Quatre komm mit.“ Und schon wandte er sich wieder ab und studierte weiter die Schriftrolle.
 

„Legat, was geschieht mit diesen Männern?“ Noch immer stand Quatre wie angewurzelt vor dem Käfig und es schien, dass er mit dieser Frage im Speziellen Zechs meinte.
 

Wieder musste Treize seine Lektüre unterbrechen, er ließ das Papyrus sinken. „Was für eine Frage. Die meisten werden Sklaven, für manche mag es für die Gladiatorenschule reichen. Du dürftest da ganz gute Chance haben Germane.“, richtete er sich an Zechs. „Aber das weißt du doch Quatre.“
 

„Gibt es keine Ausnahme?“
 

Jetzt war es an Zechs überrascht die Augenbrauen zu heben. Hatte er da gerade richtig gehört? Hatte der blonde Römer etwa Mitleid mit ihm?

Treize schien es ebenso zu ergehen. „Ausnahme?“, echote er.
 

„Der Mann hier hat mir das Leben gerettet.“
 

„Fortunas Wege sind unergründlich. Ironie des Schicksals.“, Treize zuckte mit den Schultern. „Nein Quatre, es kann keine Ausnahme geben. Und das weißt du genau.“, setzte er hinzu.
 

Quatre blickte Zechs noch einen Moment länger an. Zechs sah, dass es dem Römer schwer zu schaffen machte ihn hier sitzen zu sehen. „Tut mir leid.“, raunte Quatre dann leise in der Sprache der Germanen. „Kann ich dir etwas bringen lassen? Brauchst du etwas?“
 

Fast hätte Zechs aus Stolz das Angebot abgeschlagen, sich von einem Römer etwas zu erbeten. Doch seine körperliche Verfassung war nicht die beste, der Durst brachte ihn beinahe um den Verstand und so nickte er nur, bat um etwas Wasser.
 

„Es soll dir gewährt sein.“
 

„Tribun!“ Treizes Stimme zeigte eindeutig, dass er verärgert darüber war Quatre noch immer bei dem Germanen stehen zu sehen und so kommandierte er ihn kurzerhand zu sich.
 

Wohl oder über musste Quatre gehorchen doch er konnte diesen Blick aus den hellblauen Augen des Germanen nicht vergessen. In der Tat sollte ihn dieser Blick bis in seine Träume verfolgen.



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