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Ehre und Stärke I: Fortunas Wege

oder: Gundam Wing goes Ancient Rome
von

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Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte.

Kapitel 11
 

Treize war froh, dass er endlich alleine war. Weg von dem Trubel des Lagers, weg von seinen Dienern. Weg von aller Verantwortung, die ihn von Zeit zu Zeit geradezu erdrückte. Schon oft hatte er sich gefragt wie viele Männer und Frauen durch seine Befehle bereits gestorben waren. Wie viele Familie er bereits entzweit hatte. Jeden Abend betete er zu den Göttern, dass sie ihm milde gesonnen waren und dass ihn die Geister der Toten nicht verfolgen mögen.

Natürlich würde er dies nie zugeben, doch davor hatte er Angst. Schon als Kind hatte er diese Träume gehabt. Dass die Toten zurückkehren und ihn holen würden. Er wusste nicht, woher diese Träume kamen und es hatte auch noch kein Priester ihn davon befreien können. Gerade jetzt während der Zeit in Germanien schien es als ob schlimmer werden würde. Kein Wunder, bei den vielen toten Kriegern, die seinen Weg in Richtung Norden gesäumt hatten.

Doch jetzt war es genug. Treize wusste, noch weiter konnte er nicht gehen. Seine Männer brannten darauf nach Rom zurückzukehren. Zurück zu ihren Familien. Seit mehr als einem Jahr waren sie durch die dunklen Wälder dieses Landes gezogen. Es war genug.

Treize hatte schon immer ein feines Gespür für die Stimmung unter den Soldaten gehabt und er hatte die dunkle Vorahnung, dass wenn er noch eine weitere Schlacht schlagen, noch einen weiteren Stamm unterwerfen würde, die Sympathie und Loyalität, die die Männer für ihn empfangen, langsam aber sicher sinken würde. Und loyale Männer waren in diesen Zeiten alles. Mit einer schlagfertigen, kampferprobten und loyalen Gruppe Soldaten konnte man in Rom sogar den Kaiser vom Thron stürzen. Nicht, dass Treize so etwas je planen würde.
 

Treize vielleicht nicht, aber dessen dekadenter Onkel Dermail schon. Dermail hatte ihm erst vor wenigen Tagen eine Schriftrolle zukommen lassen, dass Treize nach seiner Rückkehr sich um die Familienangelegenheiten kümmern solle. ‚Familienangelegenheiten‘ das hieß, Treize sollte sich endlich eine Braut suchen. Vornehmlich eine der Schwestern des jungen Quatre. Sie wären eine mehr als standesgemäße Partie und würden auch eine beträchtliche Mitgift in die Ehe bringen. Als ob Treize dieses Geld benötigen würde. Seine Familie war seit jeher vermögend gewesen und da er der einzige noch lebende Sprössling der Khushrenadas war, verwaltete er auch ein dementsprechend großes Vermögen.
 

Wenn er allein daran dachte sich zu binden und zu heiraten, dann erschien die Möglichkeit hier im Norden zu bleiben geradezu verlockend. Heiraten, warum denn?! Einen Erben konnte er noch früh genug zeugen. Außerdem hatte er bereits eine Tochter. Doch davon wusste sein Onkel natürlich nicht, niemand wusste dies.

Nicht einmal Senator Barton bei dem die Kleine aufwuchs, nachdem ihre Mutter zwei Jahre nach der Geburt gestorben war. Leia... als Treize sich ihr Bild vor Augen hielt, durchzuckte ihn ein kurzer, aber umso heftiger Schmerz. Leia war mehr gewesen als eine flüchtige Affäre, wie er so viele in dieser Zeit gehabt hatte. Wenn sie keine Barton gewesen wäre und er kein Khushrenada, dann hätten sie vielleicht tatsächlich geheiratet. Spätestens jedoch als Treize erfahren hatte, dass sie von ihm schwanger war und ein Kind geboren hatte.

Während er sein Pferd weiter antrieb, dachte er an diesen Herbst vor acht Jahren. Er war auf die Jagd gegangen und tollpatschig wie er sich angestellt hatte in den Bau eines Fuchses eingebrochen. Das Tier war wenig erfreut gewesen, dass sich plötzlich ein Eindringling in seinem Reich befunden hatte und Treize musste heute noch den Göttern danken, dass nur sein linkes Bein gebrochen gewesen war und seine Lederstiefel den Zähnen des Tieres größtenteils standgehalten hatten. Auch wenn er noch heute unterhalb des Knies eine Narbe trug.
 

Er wusste nicht mehr wie er aus dem Bau entkommen war, oder ob er den Fuchs erlegt hatte. Er wusste auch nicht mehr, wie er sich aus dem Wald geschleppt hatte und in der Nähe eines Bauernhauses zusammengebrochen war.

Nur an eines konnte er sich noch erinnern, an den Moment in dem er wieder aufgewacht war und an die roten Haare der jungen Frau, die sich über ihn gebeugt hatte. An ihre blauen Augen, den seinen so ähnlich, und ihrem beruhigendem Lächeln.
 

Sie war wohl von ihm genauso angetan gewesen, wie er von ihr und sie beide hatten glücklich Wochen erlebt. Bis Leias Vater wieder heimgekehrt war und Treize so erfahren hatte, welcher Familie sie angehörte. Obwohl er noch nicht wieder sein Bein belasten konnte, war er des nachts aufgebrochen und hatte Leia verlassen – ohne ihr ein Wort des Abschieds oder Bedauerns zu hinterlassen. Heute könnte er sich für diese Feigheit verfluchen, aber damals schien es ihm der einzig sichere Weg zu sein.

Schon damals war der alte Barton, im übrigen ein einflussreicher Senator in Rom, dem wachsenden Einfluss der Khushrenadas sehr skeptisch gegenübergestanden. Und im Laufe der letzten Jahre hatten sich die Fronten noch mehr verhärtet. Treize fragte sich, ob Barton ahnte, von wem das Kind stammte und deshalb noch verbitterter gegen Treize und seinen Eltern intrigierte.

Schließlich hatte dies alles in der Ermordung von Treizes Vaters gegipfelt. Hinterrücks hatte man ihn erstochen. Tage später erst fanden kaiserliche Wachen die Leiche, im Tiber treibend, aufgedunsen und entstellt. Treizes Mutter war nach dem Anblick nicht mehr die Selbe gewesen. Sie hatte nicht mehr sprechen können und lebte von da an zurückgezogen in ihren Gemächern. Selbst ihren Sohn hatte sie nicht mehr sehen wollen. Nur kurze Zeit später war auch sie gestorben.
 

Das alles hatte er vergessen können, aber jetzt wo er sich ernsthaft mit seiner Rückkehr nach Rom beschäftigte, kamen diese Erinnerungen wieder zurück. In all ihrer Macht. Dabei hatte Treize insgeheim gehofft er könne sie hier in diesen dunklen Wäldern zurücklassen.

Treize ritt weiter am Fluss entlang. Er war zum Jagen hier, nicht um seinen trüben Gedanken nachzuhängen. Überhaupt, wer hätte schon gedacht, dass er die Legionen zum Sieg führen würde? Viele Senatoren waren diesem Plan des Kaisers skeptisch gegenüber gestanden und hätten sich gewünscht, dass Treize hier oben mitsamt seinen Soldaten unter Germaniens Streitäxten sterben würde. Offensichtlich waren ihm Mars und Fortuna hold gewesen und dies konnten auch die noch so feindseligen Senatoren nicht abstreiten.
 

Und wie es schien war ihm heute auch Diana gewogen. Denn da vorn stand ein Prachtexemplar von einem Hirschen. Das Tier hatte ihn bis jetzt weder gesehen noch gerochen. Der Wind stand günstig. Ein Glücksfall, ganz eindeutig.

Treize spürte, wie sein Herz begann schneller zu schlagen und ein gespanntes Gefühl von Erwartung seinen Körper durchflutete. Die düsteren Gedanken waren vergessen, jetzt überlegte er wie er den Hirsch am besten erlegen konnte. Der erste Pfeil musste sitzen, wenn er den Hirschen damit am Hals traf oder nahe dem Herzen, dann würde das Tier zwar zuerst flüchten, aber irgendwann an Kraft verlieren. Besser wäre natürlich er würde es mit zwei Pfeilen treffen.

Sein Pferd hatte aufmerksam die Ohren aufgerichtet und schien die gespannte Haltung seines Reiters zu spüren.
 

Und dann überlegte Treize nicht mehr lange, schon hatte er auch den ersten Pfeil aufgelegt und spannte die Sehne die Bogens. Das Tier röhrte als sich der Pfeil in den Hals bohrte und setzte zur Flucht an. Schnell griff Treize nach dem nächsten Pfeil und schoss bevor das Tier außer Reichweite war. Er sah nicht, ob er getroffen hatte. Doch trat er seinem Pferd die Fersen in die Flanken und setzte dem Hirsch nach.

Es wurde eine lange Hetzjagd durch den Wald und Treize musste all sein reiterisches Geschick aufbieten. Einmal dachte er, er hätte seine Beute verloren doch so ein verwundeter Hirsch stellte sich nicht gerade sehr leise an, wenn er durch den Wald preschte.
 

Schließlich war das Tier zu erschöpft um weiter zu flüchten, ganz so wie es Treize vorausgesehen hatte. Er näherte sich mit dem Pferd bis auf einen Steinwurf dem sterbenden Hirsch. Treize glaubte zwar nicht, dass sich das Tier noch einmal aufrichten würde, aber besser er brachte sein Pferd nicht unnötig in Gefahr.

Nur mit dem großen Jagdmesser bewaffnet, lief Treize zu dem Tier. Bevor er das Messer in den Hals des Hirsches trieb, sprach er ein Dankgebet an die Götter. Dann schnitt er dem Tier die Kehle durch und beobachtete das Blut, das über seine Hand floss.

Sobald er sich er war, dass der Hirsch tot war, öffnete er mit einem langen Schnitt den Bauch des Tieres und weidete es aus.

Schon lange war es her, dass er so etwas gemacht hatte, doch noch immer verfügte er über das nötige Geschick, so dass er er die Eingeweide in ihrem Sack herausnehmen konnte ohne diesen zu zerstören und so eine noch größere Sauerei anzurichten.

Der metallische Geruch des Blutes versetzte ihn für einen kurzen Moment in seine Kindheit als er das erste Mal ein Tier getötet hatte und sein Vater ihm gezeigt hatte, wie man die Eingeweide herausnahm. „Aber tue es voll Dankbarkeit und Demut.“, hatte sein Vater gesagt. „Voll Respekt und Ehrfurcht.“

Treize lächelte schmerzlich. Respekt und Ehrfurcht. Wahrlich, mit Respekt vor dem Leben, aber auch vor dem Geschick und der Macht mit der man so unglaublich schnell ein Leben, sei es das eines Tieres oder das eines Menschen, beenden konnte.
 

Danach ging er zum Fluss und wusch sich das Blut von den Händen. Es war zwar ein kalter Wintertag doch die schwere körperliche Arbeit, denn das war das Ausweiden eines so großen Tieres, hatte ihn schwitzen lassen. Treize besprengte sich das Gesicht mit dem Wasser aus dem Fluss und wollte dann zu dem erlegten Tier zurückgehen als sein Blick auf ein merkwürdiges Glitzern gezogen wurde.

Neugierig kniete Treize nochmals am Flussbett nieder und scharrte knapp unter der Wasseroberfläche. Dort wo er zuvor das Glitzern gesehen hatte. Tatsächlich wurde er fündig und zog einen kunstvoll gearbeiteten Dolch aus dem Schlamm.

Völlig überrumpelt starrte er auf seinen Fund und konnte sich nicht so recht einen Reim darauf machen. Der Dolch war selbst für römische Verhältnisse opulent mit Steinen besetzt: Smaragde, Rubine und hellblaue Steine, die Treizes nur aus Ägypten kannte. Es war für ihn unerklärlich wie so ein wertvolles Stück hier im Fluss mitten im Wald, fernab jeglicher menschlicher Siedlung, landen konnte. Und was machte ein Dolch mit ägyptischen Steinen hier im Norden? Ja, die Ägypter waren vor tausend Jahren ein sehr großes und mächtiges Reich gewesen, doch nie waren sie so weit nach Norden vorgedrungen. Die Handelsrouten reichten doch nicht so weit hinauf?

Es war wohl ein Geschenk der Götter. Und die meinten es heute wohl wirklich gut mit ihm und so ein Beweis ihrer Gunst würde Treize ganz sicher nicht abschlagen.

Er grinste als er das Messer in seine Satteltasche steckte. Später wurde er es sich genauer ansehen.
 

Treize hatte jetzt eine dringendere Aufgabe zu erledigen. Er musste den Körper des toten Tieres irgendwie auf sein Pferd hieven, denn den ganzen Weg zurück ins Lager konnte er diesen Berg von Fleisch nicht tragen. Er schaffte es gerade so sich das Tier auf die Schultern zu laden und zum Rand der Lichtung zu schleppen. Auch wenn dies in seinem Bein höllische Schmerzen hervorrief. So lange er auf dem Pferd gesessen war, hatte er keinen Gedanken an seine Wunde verschwendet, doch jetzt wurde er mit aller Macht daran erinnert, dass er die Schlacht nicht völlig unbeschadet überstanden hatte.
 

Dann holte er sich ein Seil und schlang es um die Hinterläufe des Hirsches und warf das freie Ende über einen dicken Ast. Wenigstens dafür waren diese Bäume gut. Unter Aufbringung sämtlicher Kräfte zog er das Tier nach oben und band das Seil dann an dem Baum fest. Sein Pferd war den Geruch von Blut gewöhnt, hatte es ihm schon oft in Schlachten gedient, so sträubte es sich auch nicht als Treize den Körper des Tieres auf dessen Rücken zerrte und dann festband.
 

Reiten konnte er so zwar nicht mehr, aber das war auch egal. Mit den Zügel in der Hand machte er sich auf den Rückweg in das Lager.

Mit jedem Schritt pochte sein Bein, aber er konnte es aushalten. Auch hatte der Schnitt nicht wieder zu bluten begonnen.
 

Guter Dinge kehrte er so in das Lager zurück.



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