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Rückkehr nach Merilian

von

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Eine Gutenachtgeschichte

Anmerkung: Sarah, ich muss mich bei dir entschuldigen, es ist also nicht so, dass du Robin nicht magst! Aber das hier ist Lukes Geschichte....Geniesse sie!
 

Die Nacht senkte sich langsam über die große offene Halle des Schlosses, in der sich nun beinahe alle in kleinen Kreisen zusammengefunden hatten und die laue Nacht genossen. Luke lehnte an einer Säule und schaute hinaus in den dunklen Garten. Bis gerade eben hatte er sich mit Alexander unterhalten, war aber nach einiger Zeit langsam rückwärts verschwunden. Niemand konnte wissen, dass Luke gerne auch mal allein war. Er war immer munter und lustig und außer Clara und Robin würde niemandem auffallen, dass er sich immer wieder für einige Minuten der allgemeinen Heiterkeit entzog und die Stille suchte.

Er genoss sie in vollen Zügen, atmete sie ein und ließ sie durch seinen Körper fliessen. Wie anders hätte sein Leben verlaufen können, hätte er an einigen Weggabelungen andere Entscheidungen getroffen! Aber er bereute nichts. Er war glücklich, hier zu sein, glücklich, Robin bei sich zu wissen und Clara und Cross glücklich zu sehen...
 

„Luke?“ Von hinten sprach ihn eine klare Stimme an. Luke erschrak leicht und hätte sich aus Reflex beinahe verteidigt, aber er erinnerte sich daran, dass er nichts zu befürchten hatte.

Hinter ihm stand Margerite und lächelte ihn an. Ihren Fächer hielt sie zusammengeklappt in der Hand, als sie sich ihm näherte. „Wir bringen gerade die Kleinen ins Bett“, plauderte sie los. „Und da ist ein kleiner frecher Magier, der sich weigert einzuschlafen. Nein, er will unbedingt die Geschichte vom Magier hören, der sich verlaufen hatte. Und mit seinen Quengeleien hat er alle anderen Kinder angesteckt, die jetzt auch die Geschichte hören wollen. Du weißt nicht zufällig, welche Geschichte das ist?“ Margerite schaute ihn an. „Ach je“, stöhnte Luke. „Das hört sich ganz nach Manuel an. Immer will er diese Geschichte hören. Du weißt nicht zufällig, wo Robin ist?“ Hoffnungsvoll sah er sie an. „Mach dir keine Illusionen!“, lachte die ehemalige Königin des Katzenclans. „Robin hat sich geweigert, heute eine Geschichte zu erzählen. Sie sagt, sie hat es die letzten zwei Wochen gemacht und heute seiest du dran, und außerdem – sie hat sich mit Mina, Morgan, Phillippa und den anderen Frauen aufgemacht, ich glaube, sie wollen ans Meer gehen.“ Luke schüttelte resigniert den Kopf. „Um diese Uhrzeit? Ach die Frauen... Ich hoffe, sie sind bald wieder da! Gibt es keine andere Möglichkeit, die Kleinen ohne die Geschichte zu beruhigen?“ Margerite schüttelte den Kopf. „Du hast da einen kleinen Aufwiegler, er wird nicht eher schlafen, bis er die Geschichte gehört hat. Er kommt ganz nach Robin und dir!“ „Diese Geschichte – und ich habe gehofft, sie nicht hier erzählen zu müssen!“, seufzte Luke. „Ach, ist sie so interessant?“ Margerite war neugierig geworden. „Na, dann wirst du vielleicht noch ein paar andere Zuhörer haben als nur die Kinder. Dann gehen Lynn, Amedilia , Georgia und ich erst nachher zum Strand hinunter. Und jetzt auf – sie warten schon!“
 

Der große Raum war für heute in eine behelfsmäßige Kinderstube umgestaltet worden. Kinderbetten säumten die Wände, in denen sich mehrere putzmuntere Kinder um ein Kissen stritten. Als Luke eintrat, wurde er von einem zerzausten Wuschelkopf mit hellen Haaren stürmisch begrüßt. Manuel war eine Mischung aus Mutter und Vater, das war deutlich zu sehen. Die Lebendigkeit seiner Mutter blitzte aus seinen Augen und die bedächtigen Züge seines Vaters umrahmten sein Gesicht. „Papa, Papa, wir wollen die Geschichte vom Magier im Wald hören!“ Die Stimme war ebenfalls die des Vaters. „Jaaaaa!“, schrien die anderen Kinder im Chor. „Na gut!“ Luke sah keinen anderen Ausweg. „Ihr legt euch jetzt alle schön in eure Betten, schliesst die Augen und zählt bis 20. Wenn ihr dann noch wach seid, erzähle ich euch die Geschichte.“

Schwupp, waren alle Kinder im Bett und wollten beweisen, dass sie wach und ruhig sein konnten. Luke sah über die Betten hinweg. Sophia und Florian, Kai, Kirsten, Verdana und Elyon, Manuel und Selene und Sarah – alle lagen in ihren Betten und sahen aus wie Engel.

„Fertig!“ Die Kinder hatten zu Ende gezählt du bestürmten ihn, nun die Geschichte zu erzählen. Und Luke begann.
 

„Es war einmal ein junger, junger Magier, vielleicht etwas älter als ihr alle. Er lebte mit seiner Familie in einem Häuschen am Waldrand, in einer Randprovinz des Gebiets des Wolfsclans. Seine Eltern waren auch Magier, sehr gute sogar, und er hatte eine große Schwester, die sich immer um ihn kümmerte und ihm alles beibrachte, was er wissen musste. Die Familie lebte glücklich und zufrieden, und der kleine Magier wuchs heran, und mit ihm wuchsen seine Kräfte. Aber er wusste nicht, wie er sie richtig einsetzten sollte. Mit seiner Magie hätte er viele unterschiedliche und gute Dinge vollbringen können, aber er konnte sich nicht entscheiden, was genau er tun sollte, und so warteten er und seine Familie einfach ab. Seine Mutter half mit ihrer Magie den Tieren und Pflanzen des Waldes, sein Vater half den Bauern bei ihrer Arbeit auf dem Feld und am Hof, und seine Schwester lernte, mit ihrer Magie zu heilen. Alle ehrenwerten und mächtigen Magier wussten das und waren empört. Ein Magier, der heilt? Heilen tat schliesslich der Eulenclan mit seiner Art von Kraft. Ein Magier, der heilt – was für eine Verschwendung! Deshalb war das Mädchen nicht besonders beliebt bei den Nachbarn, aber ihr machte das überhaupt nichts, denn sie hatte ihre Familie und ihren Bruder. Niemals hätten sie gedacht, dass jemand, der sie nicht verstand, zu Gewalt greifen würde. Aber es kam dazu, denn ein mächtiger und grausamer Magier hatte schon lange ein Auge auf die Schwester des jungen Magiers geworfen. Sie war wunderschön und klug und lernte schnell zu heilen und zu helfen, und niemals wäre es ihr eingefallen, diese Magier zum Mann zu nehmen, so wie der es sich vorstellte. Dass eine Frau ihn, der alle schönen Magierinnen hätte haben können, einfach verschmähte, war unfassbar für ihn.

Natürlich, ich weiß, was ihr denkt, dass es böse Magier gibt, kommt heute nicht mehr vor. Aber die Zeiten damals waren anders, und obwohl ein guter und gerechter König über das Clanland der Wölfe herrschte, tauchte hin und wieder ein böser Magier auf. Dieser hier war grausam und böse, und er sann auf Rache, nach dem Schmach, dem die junge Magierin ihm zugefügt hatte. Er war sicherlich niemals in sie verliebt gewesen, aber er wollte sie besitzen, mit Haut und Haar. So kam es, dass er mit einigen seiner geschaffenen Kreaturen das Haus der Magierfamilie angriff. Unser junger Magier war nicht zu Hause, als er kam. Der dunkle Magier erwischte mit seiner mächtigen Kraft den Magier, seine Frau und seine Tochter, und gegen den Ansturm aus dem Totenreich konnten selbst sie sich selbst gemeinsam nicht wehren. Er hinterliess das Haus in Trümmern und in dem Glauben, er habe die Familie endgültig vernichtet.

Als der junge Sohn heimkehrte, fand er sein Haus in Ruinen vor. Entsetzt stürzte er hinein und fand seine Eltern ohne Bewusstsein und seine Schwester schwer verletzt. Verzweifelt bemühte er seine Magie und obwohl er nicht zum Heiler ausgebildet war, gelang es ihm, ihre schlimmsten Wunden zu heilen. Als er aber sah, das ihr auf diesem Weg schreckliche Narben zurückbleiben würden, leitete er seine gesamte Kraft in ihren Körper und stärkte sie, und sie konnte ihre eigenen Wunden heilen und ihre Eltern retten. Nach dem er seine ganze Magie hergegeben hatte, schlief er vier Tage und vier Nächte lang. Als er erwachte, lag er in einem behelfsmässigen Haus, welches seine Eltern und seine Schwester zum Schutz im Wald errichtet hatten. Sie mussten sich immer noch verstecken und waren sehr erschöpft. Der Magier sah sich um und sah seine Schwester und seine Eltern schlafend neben sich liegen. Er überzeugte sich davon, dass es ihnen gut ging, und überprüfte seine Magiereserven. Es ging ihm erstaunlich gut, und auch seine Magie war zurück. So machte er sich auf die anstrengende Suche nach dem dunklen Magier, der ihnen das angetan hatte.

Die Suche war erstaunlich einfach. Ein Magier mit großer, böser Magie versteckt sich nicht, denn er weiß, er ist unbesiegbar. Er glaubt, dass er jeden Gegner einfach in die Hölle schicken kann.“
 

Erst jetzt wurde Luke bewusst, dass auch Lynn, Margerite, Amedilia und Georgia ihm an den Lippen hingen. Seine Geschichte fesselte alle Zuhörer, und kaum dass er aufgehört hatte, begannen die Kinder zu quengeln. Schliesslich war die Geschichte noch nicht beendet!
 

„Der Kampf war schrecklich. Er begann, kaum das der junger Magier seinen Erzfeind gefunden hatte. Er dauerte drei Tage und keiner der beiden wankte. Niemals hätte der junge Magier sich vorgestellt, so viel Magie zu besitzen, aber wie das im Leben ist, kommt man nur an seine Grenzen, wenn man sie testet. So kämpfte er verbissen gegen die dunkle Magie an, bis er sich fast am Ende glaubte. Aber selbst da gab ihm der Gedanke an seine Eltern und seine Schwester Kraft, und in einem letzten verzweifelten Versuch bündelte er seine Magie und schleuderte sie dem dunklen Magier entgegen. Der hatte sich zwar gut geschlagen, aber wie alle bösen Menschen, die niemanden haben für den sie kämpfen außer sich selbst, verlor er den Kampf. In einem riesigen Knall zerbarst seine schwarze Festung und er selbst fiel in eine Felsspalte, die sich öffnete, und wurde erdrückt.
 

Unser junger Magier konnte keine Rechte Freude über den Sieg spüren. Seine Familie war gerächt, aber sie lebten als Ausgestoßene im Wald in einer kleinen Hütte, und er selbst würde als Mörder verfolgt werden. Weil er seine Familie nicht in Gefahr bringen wollte, in dem er zu ihnen zurückkehrte, machte er sich auf in die Gegenrichtung. Er wanderte viele Tage und Nächte, bis er völlig erschöpft auf eine Waldlichtung gelangte. Seine Magie war schwach, denn er hatte seit dem Kampf nicht geschlafen, und er war verletzt, hungrig und müde. Die wenigen Beeren und Wurzeln hatten nicht gereicht, um seinen Hunger zu stillen, und Magier zaubern sich selbst kein Essen, denn es schmeckt nach nichts und sättigt auch nicht, wenn man es nicht wirklich kann. Also saß unser junger Magier in diesem Wald auf einer Lichtung und wusste nicht weiter. Schon seit einigen Tagen irrte er durch diesen Wald, und er wusste nicht, wie er wieder herauskommen sollte. Was er auch nicht wusste, war, das der Wald ein verzauberter Wald war. Er war verzaubert, um das zu schützen, was in seiner Mitte lag. Völlig erschöpft schlief der Magier auf der Lichtung ein. Als er erwachte, saß ein kleines Mädchen neben ihm und summte. Neben ihr standen die köstlichsten Sachen, die man sich nur vorstellen kann. „Wer bist du?“, fragte der Magier das kleine Mädchen, und sie lächelte nur. „Iss“, sagte sie, und verschwand hinter den Bäumen. Zu erschöpft, um ihr zu folgen, stürzte der junge Magier sich auf das Essen. Er genoss die guten Dinge langsam, denn er wusste, er würde sich den Magen verderben, wenn er zu schnell essen würde. Dann schlief er wieder ein. Mitten in der Nacht wurde er wach. Ihm war kalt, und wieder sah er das kleine Mädchen neben ihm sitzen, aber im Dunkeln konnte er sie nicht genau erkennen. Mit seiner Magie versuchte er daraufhin, ein kleines Lagerfeuer zu entzünden, doch geschwächt von dem Kampf und in dem Glauben, seine Magie sei noch zu erschöpft, verwendete er zu viel Energie und brachte einen formidablen kleinen Waldbrand zustande, der sich erstaunlich schnell ausbreitete. Entsetzt sprang er auf. Das war ihm noch nie passiert! Seine Magie musste sich durch den harten Kampf vergrößert und durch die Anwesenheit des kleinen Mädchens regeneriert haben. Um ihn herum brannte der heilige Wald. Nun würde er auch deswegen verfolgt werden! Seine einzige Möglichkeit war jetzt die Flucht. Solange die anderen Magier mit dem Waldbrand beschäftigt waren, würden sie ihm nicht folgen können. Sicherlich hatten alle Magier im Umkreis die Explosion seiner Magie vernommen. Aber Flucht kam nicht in Frage, denn mitten im Feuer saß das kleine Mädchen und weinte. Todesmutig sprang der junge Magier durch die Flammen und riss das Mädchen hoch. Fest nahm er sie in die Arme und spürte, wie zerbrechlich und klein sie war. Er würde sie beschützen, unter allen Umständen! Aber das Feuer hatte die zwei eingekreist. Natürlich waren die Magier sofort auf das Feuer aufmerksam geworden, aber ungünstige Umstände verhinderten die schnelle Löschung des Waldes. So stand der junge Magier auf einer Lichtung, ein kleines Mädchen im Arm, und wünschte sich, die Zeit zurückdrehen zu können. Aber das war Magiern verboten, und in seinem Zustand wäre er sowieso zu schwach dazu gewesen. Er verwünschte seine Schwäche, nahm das Kind fester in den Arm und machte sich bereit, durch den Feuerkreis zu stürmen, als das kleine Mädchen seinen Namen rief. Erstaunt blieb er stehen und sah, wie sie ihm ihre Hand hinstreckte. Als er sie nahm, spürte er eine Stärke durch sich hindurch strömen, und gemeinsam mit dem kleinen Mädchen rief er einen gewaltigen Platzregen, der das Feuer löschte und der großen Dürre, die das Clanland befallen hatte, ein Ende setzte. Erschöpft schlief das Mädchen in seinen Armen ein, und der junge Magier wanderte weiter in Richtung der Mitte des Waldes. Er wusste nicht, was er dort finden würde, aber es schien ihm die richtige Richtung zu sein. Deshalb war er nicht erstaunt, als plötzlich ein großes, vom Feuer leicht geschwärztes Schloss vor ihm erschien. Die Tore öffneten sich und heraus stürzte eine besorgte, aber wunderschöne Frau, die ihm das Kind aus den Armen riss. Kaum hatte sie ihm überschwenglich gedankt, erschien die Palastwache und nahm ihn unter Arrest. Die Königin konnte sie nicht davon abhalten, zu viele glaubten zu Recht, er sei der Urheber des Feuers gewesen. So verbrachte der junge Magier einige Tage in einem doch ganz komfortablen Gefängnisraum und wartete. Am fünften Tag erschien dann der König des Schlosses und ließ ihn frei. Er dankte ihm sehr für die Hilfe, die er der kleinen Prinzessin hatte angedeihen lassen und nahm alle Vorwürfe von ihm. Darüber hinaus bot er ihm an, einige Tage im Schloss zu verbringen, bis er nach Hause zurückkehren wollte. Da sich der junge Magier als Heimatlos betrachtete, nahm er das Angebot gerne an. Einige Tage verbrachte er mit der kleinen Prinzessin und gewann sie sehr lieb. Als sie bemerkte, dass er Kummer hatte, fragte sie ihn danach. Das kleine Mädchen war für ihr Alter ungewöhnlich klug, und sie wusste bald alles über seine Familie und sein Schicksal. So sprach sie eines Tages mit ihrem Vater. Der hatte von alledem nichts gewusst und begann sofort, etwas zu unternehmen. Zuallererst ließ er ohne das Wissen des jungen Magiers seine Familie besuchen und beschützen. Dann ließ er verlauten, er habe den Verräter gefunden und sei bereit, ihn an die bösen Magier auszuliefern. Das lief alles über Mittelsmänner, denn der König war gleichzeitig der König des Clans und es wäre auffällig gewesen, wenn der König sich an die dunklen Magier gewandt hätte. So aber erhielt er eine Möglichkeit, die dunklen Magier ein für alle Mal zu besiegen.

Alle dunklen Magier kamen in einer dunklen Nacht. Der junge Magier war vom kleinen Mädchen, die nichts von alledem wusste, geweckt und auf einen Spaziergang mitgenommen worden. So kam es, dass sie mitten in den harten, aber kurzen Kampf zwischen den dunklen Magiern und den Magiern des Königs hineinplatzten. Der letzte dunkle Magier, der noch am Leben war, der Bruder des dunklen Magiers, den unser Magier besiegt hatte, sah seine Chance und nahm die kleine Prinzessin als Geisel. Die Magier des Königs wusste nicht weiter. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als den dunklen Magier ziehen zu lassen. Aber der hatte seine Rechnung ohne die kleine Prinzessin und ohne unseren jungen Magier gemacht. Auf sein Zeichen benutzte sie eine kleine Wassermagie, die sie von ihm gelernt hatte. Und diesen Moment der Ablenkung nutzte der junge Magier, um seinen Feind endgültig zu besiegen. Tot fiel der dunkle Magier zu Boden, und mit ihm war der letzte des Clans der dunklen Magier gestorben.
 

Die Eltern der kleinen Prinzessin waren so erleichtert, ihre Tochter gesund und munter in die Arme schliessen zu können, dass sie dem jungen Magier einen Wunsch gewährten. Der wollte dieses große Geschenk aber nicht annehmen, da er glaubte, es nicht zu verdienen. Da sprach die kleine Prinzessin eines Abends lange mit ihrer Mutter. Nachdem sie eingeschlafen war, sprach die Mutter lange mit ihrem Ehemann, und der sprach dann lange mit seinem Vertrauten. Als der junge Magier am nächsten Tag fertig am Tor stand und abreisen wollte, traute er seinen Augen nicht: seine Eltern und seine Schwester kamen ihm entgegen, gesund und munter! Der König hatte sie rufen lassen und sie würden fortan im Schloss leben dürfen. Seine Mutter würde sich um den niedergebrannten Wald und die Tiere kümmern, sein Vater würde der oberste Berater des Landwirtschaftsministers werden und seine Schwester die oberste Heilerin in der Zitadelle, wie das Schloss auch genannt wurde. Der junge Magier war sprachlos vor Glück. Immer wieder dankten er und seine Familie dem König dafür. Aber der wollte davon nichts wissen. „Du wirst deine Dankbarkeit anders beweisen müssen“, sagte er nur und zwinkerte. Der junge Magier wusste nicht, wie das gemeint war. Aber dann kam die kleine Prinzessin und schob ihre Hand in seine. „Ich sehe, dass meine Tochter dich sehr lieb hat“, fuhr der König fort. „Deshalb wirst du dich ab heute mit ihrer Ausbildung befassen. Ich habe deine Magie testen lassen, du hast die seltene Gabe, vielerlei Anwendungen für deine Magie zu finden. Deshalb wirst du sie im Kampf, in der Heilung, in der Sprache mit Bäumen und Tieren und in allem Unterrichten, was dir sonst noch so einfällt. Ausserdem wirst du sie beschützen und dich um sie kümmern, so dass ihr nie ein Leid geschieht. Das wird ab heute deine Aufgabe sein.“ Der junge Magier war glücklich. Das war eine Aufgabe, die er bewältigen und mit Freude ausführen würde. Nochmals dankte er dem König und der Königin und ging dann mit der kleinen Prinzessin und seiner Familie davon, um ihr neues Haus anzusehen. Von da an lebten sie alle in Frieden und Glück, und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.“
 

Luke beendete seine Geschichte. Leise zogen sich auch die vier Frauen aus der Tür zurück. Die Geschichte hatte auf jeden Fall ihren Zweck erfüllt: die Kinder schliefen tief und fest, mit einem Lächeln auf den Lippen. Selene kuschelte sich fester an ihre Zwillingsschwester, Kai und Kirsten murmelten leise im Schlaf. Langsam ging Luke von einem Bett zum nächsten, zog die Decken richtig und strich jedem Kind übers Haar. Wie immer hatter er sich selbst ein Wenig inn der Geschichte verloren. Lächelnd machte er noch einmal bei Manuel halt, küsste ihn sacht auf die Stirn und schlich dann aus dem Raum. Leise schloss sich die Tür und hinterliess einen Raum voll schlafender Träume.
 

„Sag mal, Luke“, fragte Margerite, die ihn vor der Tür stellte. „Wie viel von der Geschichte war erfunden und wieviel war die Wahrheit?“ Lächelnd zuckte Luke mit den Schultern. „Das kann ich auch nicht sagen.“ Die ehemalige Königin wandte sich ab. „Soso“, murmelte sie. „Und ich dachte schon, du hättest deine eigene Geschichte erzählt.“ „Wie kommt Ihr darauf? Das war ein Märchen, weiter nichts. Eine Gutenachtgeschichte.“ „Wenn du es so sagst, Luke.“ Grinsend bis über beide Ohren ging Luke in Richtung der großen Halle davon.



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