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Rückkehr nach Merilian

von

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Wo wir sind, ist niemand sicher

Dieses Kapitel ist den vier großartigsten Frauen von Merilian gewidmet: den Müttern! Ich bin der Meinung, wer es schafft, solche Charaktere aufzuziehen wie

Clara, Cross, Mina und Morgan, Claras Brüder, Jacen, Jaina und Kaya und Harald, der hat schon ein eigenes Kapitel verdient. Eientlich müssten wir, die Erfinderinnen, uns schämen, dass wir ihnen solche Probleme auf den Hals gehetzt haben! Aber solange es ihnen noch gut geht....
 

**********
 

Das Fest ging weiter seinen Gang. In der großen Halle des Schlosses saßen vier Frauen und unterhielten sich. Sie brauchten sich um nichts zu kümmern, alles wurde von vornherein erledigt. Sie konnten getrost alle Sorgen vergessen und den Tag ungestört geniessen. Seit dem Abendbrot war einige Zeit vergangen, der Nachtisch würde später serviert werden. Die Erwachsenen saßen oder standen in Gruppen herum und lachten. Dieses Fest war Anlass vieler glücklicher Wiedersehen gewesen und alle nutzten die gemeinsamen Stunden so gut wie möglich aus. Jeder wusste, dass nach diesem herrlichen Tag alle wieder in ihre eigenen Leben zurückkehren mussten, egal wie nah sie sich sonst auch waren. Alle waren dankbar, endlich wieder mit den Menschen zusammenzutreffen, die man während des Jahres so selten sah.
 

Zwischen den Erwachsenen spielten die Kinder, die noch nicht müde geworden waren und deren Eltern es ihnen einmal nachsahen, dass sie noch nicht zu Bett gegangen waren: die Zwillingstöchter von Clara und Cross, Selene und Sarah, Manuel, der Sohn von Luke und Robin, der es unbemerkt geschafft hatte, wieder aus dem Bett zu entkommen, nachdem seine pflichtbewusste Mutter ihn dort deponiert hatte, Sophia und Florian, die Kinder von Johanna und Matthias, Kirsten, die Tochter des Königspaars vom Wolfsclan, Leo und Leonie, Kai, der Sohn des Königspaars des Adlerclans, Jacen und Phillippa, und Verdana, die Tochter von Mina, Königin des Katzenclans und Elyon, Sohn von Morgan, ebenfalls Königin des Katzenclans. Ariana, die Tochter von König Harald und Königin Kaya vom Eulenclan war noch zu klein und dementsprechend bereits dort, wo in Kürze alle anderen Kinder auch sein sollten: Im Bett. Momentan genossen sie jedoch noch ihre Freiheit und jagten sich durch die riesigen Hallen des Schlosses: nichts machte mehr Spaß als in den riesigen Sälen mit den vielen Türen Versteckfangen zu spielen.
 

Mitten in dieser angeblichen Ruhe saßen also vier Frauen auf Sofas im Kreis. Jede von ihnen schien für sich ein Pol der Ruhe zu sein, doch alle auf einmal verursachten bereits beim Betrachten leichte Kopfschmerzen. Nicht dass die laut waren, nein, die Luft um sie schien einfach nur mit purem Chaos und mit Lebensfreude gefüllt zu sein. Sie unterhielten sich lebhaft und lachten, bis ihnen die Tränen kamen, als eine Anekdote aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit erzählt wurde. Diese Frauen waren die ehemaligen Königinnen der vier Clane: Königin Lynn, Königin des Wolfsclans und die Mutter von Clara, Leo, Julien und Oliver, Königin Margerite, Königin des Katzenclans, Mutter der Zwillinge Mina und Morgan und Cross, Georgia, Königin des Adlerclans und Mutter von Jacen, Jaina und Kaya und schliesslich Amedilia, Königin des Eulenclans und Mutter von Harald. Diese vier Frauen fühlten sich heute alt. Nicht das sie alt wären, um Gottes Willen! Die Zeit verlief in Merilian sowieso anders als auf der Erde. Die Damen waren so wunderschön, klug und vernünftig wie eh und jeh und weder Krankheiten noch Gedächtnislücken trübten ihr Leben. Sie hatten erfüllt gelebt, hatten ihren Kindern die bestmögliche Ausbildung gegeben, hatten ihnen geholfen und mit Rat und Tat beiseite gestanden, einige von Ihnen hatten sogar mit ihnen gegen die finstere Macht gekämpft, die vor vielen Jahren gedroht hatte, ihre Welt, wie sie sie kannten und liebten, zu erdrücken. Sie hatten ihre Königswürde an ihre Erben abgetreten, als sie sahen, dass sie reif dafür waren und ihre Clane richtig führen würden. Sie genossen ihr Leben an der Seite ihrer Freunde und ihrer Familien und es gab keinen Grund für sie, ihre eigene Wichtigkeit in Frage zu stellen.

Dennoch, an diesem Abend fühlten sie sich alt.
 

Das lag daran, dass Margerite, Lynn, Georgia und Amedilia heute nichts zu tun hatten. Margerite hatte beim Kochen geholfen. Amedilia hatte die Säle geschmückt. Lynn hatte das Entreffen der Gäste überwacht, und Georgia hatte mit ihrer tatkräftigen Art den Garten in einen präsentierfähigen Zustand gebracht. Dann waren die jungen, dynamischen Töchter und Schwiegertöchter gekommen, hatten ihnen lächelnd gedankt und ihnen die Fäden endgültig aus der Hand genommen. Untätig dabeisitzen und sich unterhalten war das Einzige, was die vier Damen noch tun konnten.
 

Früher hatten sie voller Tatkraft alle Hindernisse beseitigt und alle Aufgaben erledigt, die sich boten. Früher hatte die Chaostruppe mit allen abgerechnet, die sagten, sie seien zu nichts nutze. Wofür aber brauchte man Freundinnen, die einem sagten, dass man gebraucht wurde, obwohl sich jede einzelne von ihnen sich selbst alt und nutzlos vorkam?

„Tja“, seufzte Amedilia leise und lehnte sich zurück. „Die Zeiten vergehen, neue Menschen und Aufgaben kommen.... Scheint so, als wäre für uns kein Platz mehr hier.“ „Denk nicht so negativ“, rügte Margerite sie. „Wir wissen, dass wir für unsere Kinder sehr wichtig sind, und weil sie wichtig für diese Welt sind, sind wir auch für diese Welt wichtig.“ „Hört sich vernünftig an“, antwortete Lynn. „Wenn ich mich nur nicht so schrecklich nutzlos fühlen würde!“ „Da ist was dran“, stimmte Georgia ihr nun auch zu. „Wenn ich sehe, wie Jacen, Jaina und Kaya alles in die Hand nehmen... Erstaunlich! Das gilt außerdem für alle Anwesenden, und ich glaube, wir fühlen alle das Selbe, nicht?“ Die vier großen Damen Merilians, mit einem riesigen Gefühl der Nutzlosigkeit in sich. Die grandes Dames, da saßen sie! Georgia lachte auf. „Seht uns an! Da sitzen wir wie vertrocknete alte Frauen... Gibt es wirklich nichts für uns zu tun?“ „Probieren wir es aus“, schlug Amedilia mit glänzenden Augen vor. „Irgend etwas wird es für uns schon zu tun geben.“ „Denkt ihr das Selbe wie ich, meine Damen?“ In Margerites Stimme war wieder Hoffnung zu vernehmen. Alle nickten. „Die grandes dames gehen auf Tour!“, jubilierte Lynn. „Auf geht’s, Treffpunkt in einer Stunde wieder hier!
 

Nach einer Stunde fanden sie sich wieder an ihrem Stammplatz zusammen. „Das ging daneben!“ Georgias Aussage brachte die Gedanken der Vier auf einen Punkt. „In der Küche gibt es zwar viel zu tun, aber sie wollen mich nichts machen lassen“, berichtete Margerite leise. Ihre Stimmung war auf dem Nullpunkt angelangt, sie fühlte sich älter denn je. „Im Garten ist es genauso“, war Georgias Beitrag. „Sogar Nicholas hat gesagt, ich sollte die Anderen die Arbeit machen lassen und mich einfach entspannen!“ Das ihr geliebter Ehemann ihr das gesagt hatte, hatte sie sehr verletzt. Ausgerechnet er, der sie so gut und so lange kannte und der all die Jahre auf sie gewartet hatte, nach all den Abenteuern, durch die sie gemeinsam gegangen waren, seit dem ihre Eltern sie allein zurückgelassen hatten – dass er sie auch nur als eine alte, nutzlose Frau betrachten könnte, war für Georgia unerträglich. Amedilia sah den Schmerz in ihren Augen und legte einen Arm um sie. „In der Halle haben sie auch alles unter Kontrolle“, lautete ihr Bericht. „Sie brauchen niemanden, der sich um das Buffet oder um die Essensversorgung kümmert.“ „Und hinter den Kulissen hat Clara alles fest im Griff“, berichtete Lynn. „Ich habe meine Tochter gut erzogen!“ Ihr Lachen war traurig. Hier saßen also die vier grandes dames und fühlten sich alt! „Dabei besteht doch eigentlich gar kein Grund, sich nutzlos zu fühlen“, wollte Amedilia die anderen aufheitern, obwohl sie sich selbst miserabel fühlte. „Und auf einem solchen Fest sollte doch niemand traurig sein, oder? Schliesslich ist es ein Jahrestag!“ Sie versuchte immer noch, die positive Seite zu sehen. „Und wenn ihr bedenkt, es ist auch langsam Zeit, dass die Chaostruppe der grandes dames in den Ruhestand geht!“

„Ach ja“, Margerite lachte. „Erinnert ihr euch? In der Schule... was waren wir doch für eine Truppe! Selbst die Jungen haben uns gefürchtet...“ Die Frauen hingen einer Weile lang ihren Gedanken nach. Die Stille war gefüllt von geteilten Erinnerungen, unausgesprochen, aber geliebt.

„Erinnert ihr euch, wie wir diesem einen Lehrer einen Denkzettel verpasst haben?“ Amedilia nahm den Faden auf. Ihr Arm war immer noch um Georgia gelegt und niemand konnte sagen, warum sie den Faden ihrer Vergangenheit neu spann, ob es um ihrer aller selbst willen oder um Georgias Willen die Geschichte erzählte. Sicher, alle hatten eine Aufmunterung nötig, aber Georgia momentan am dringendsten. Ohne fragen zu müssen wussten alle, dass es ihr im Moment nicht gut ging. Zwar kannten sie den Grund nicht, aber sie würden alles tun, um ihr zu helfen.

„Ach ja, dieser Lehrer, wie hieß er noch? Ich weiß es nicht mehr.“ Lynn erzählte weiter. „Er hat uns nicht besonders freundlich behandelt, nicht? Was sagte er noch immer?“ „Nur weil euch in Zukunft bessere Zeiten erwarten, heißt das noch nicht, dass es euch jetzt gut gehen muss!“ Alle vier sprachen den Satz aus und lachten. „Ach ja, dieser Blödmann von Lehrer! Als er angefangen hat, uns mit Suspendierungen zu drohen, weil unsere Hausaufgaben mehr als die Erforderlichen 1000 Worte lang waren, ist der gute Mann wirklich zu weit gegangen.“ „Ja, das wäre nicht nötig gewesen. Eine glatte 10 hätte auch gereicht! Aber er war sich ja zu gut, um glatte 10er zu vergeben.“ „Erinnert ihr euch, wie wir ihm die Hölle heiß gemacht haben? Nichts ist so heilsam wie ein Schock, das sage ich euch! Und wenn die Chaostruppe Chaos stiftet, dann...“ „Dann ist sie durch nichts aufzuhalten! So wie der geguckt hat, als plötzlich alle mit karierten statt linierten Schuluniformen gekommen sind...“ „Herrlich! Und dann hast du sie alle wieder ordentlich liniert gezaubert, Lynn, da konnte er sich nicht beschweren!“ „Oder als wir die weißen Mäuse in das Fenster gesetzt haben, weißt du noch, Amedilia? Er dachte, er würde verrückt werden!“ Georgia hatte sich einigermaßen gefangen. Sie hatte diese Geschichten nicht selbst miterlebt, aber hatte sei so oft gehört, dass sie mittlerweile das Gefühl hatte, sie erlebt zu haben. „Und als in den Klassenarbeiten plötzlich alle nur noch in Konjunktiv 2 geschrieben haben... Er wusste nicht, ob er begeistert sein sollte, weil ihr es alle beherrschtet, oder sauer, weil es nicht in Inhaltsangaben gehörte! Der Arme, er hat so lange versucht, es euch beizubringen!“ „Und der Tag, an dem wir unsere Haarfarben vertauscht haben... Er konnte uns nicht auseinanderhalten! Das war, glaube ich, der Höhepunkt. Von da an war er ganz nett.“ Die vier Damen ringelten sich so vor Gelächter, dass einige der Gäste neugierig herüberschauten. Georgia wischte sich eine Träne aus dem Auge. „Das waren noch Zeiten... Warum passiert das heute nicht mehr? Warum können wir heute nur noch herumsitzen und zusehen, wie alles sauber und ordentlich verläuft? Die Chaostruppe konnte wenigstens Leben in langweilige Angelegenheiten bringen. Heute sind wir die reinsten Anstandsdamen, schaut euch doch mal an!“ Lynn nickte weise. „Wo wir waren, war Chaos, und zwar eine sehr charmante Art des Chaos! Mit unserer Art konnten wir alle überzeugen. Aber nach dem wir Mütter und Hausfrauen und auch noch Königinnen wurden, ist uns dieser Spaß verloren gegangen, nicht? Das muss daran liegen, dass so viel Verantwortung auf unseren Schultern lag, dass wir dachten, wir müssten perfekt und ordentlich leben. Meine Güte, wo ist unsere chaotische Ader geblieben?“ „Es wird wirklich Zeit, dass wir wieder etwas nützliches tun“, schlug Margerite vor. „Ich weiß nur noch nicht, was genau!“ Alle lachten. „Wenn jemandem etwas einfällt, ich bin für alles offen!“ Amedilia schaute erwartungsvoll in die Runde. „Dann kannst du nicht ganz dicht sein“, erwiderte Georgia trocken. „Autsch!“ Margerite tat so, als sei sie tödlich getroffen, und fiel vom Sofa. Verdana, Minas Tochter, die ihre Großmutter nur streng und ruhig kannte, schaute erschrocken zu und begann dann zu lachen. „Ach herrje, mein Ruf ist ruiniert!“, sagte Margerite und lachte nur noch mehr. Ihr Ehemann, der sie seit kurzer Zeit beobachtete, schüttelte lächelnd den Kopf. So glücklich hatte er sie lange nicht gesehen!

„Immer noch keine Vorschläge?“, fragte Lynn enttäuscht. „Vielleicht sollten wir erst einmal unsere Anforderungen und Sachkenntnisse ordnen, als würden wir eine Zeitungsanzeige aufgeben wollen. Ihr wisst schon, so in der Art „Vier attraktive Frauen, um die Fünfzig,...““ „Sehr lustig, Lynn!“, schnaubte Margerite. „Ich finde, dass ist eine gute Idee“, warf Amedilia ein. „So wissen wir wenigstens genauer, wonach wir eigentlich suchen.“ „Was suchen wir denn?“, erkundigte sich Georgia. „Siehst du? Das ist das, was ich meine!“ Amedilia verzog das Gesicht. „Wir fassen zusammen: Wir brauchen eine Aufgabe, die uns interessiert und uns beschäftigt, die unseren Tag ausfüllt und uns immer wieder vor Herausforderungen stellt. Wir können alles, was Mütter und, nebenbei gesagt, Königinnen können, und sind bereit, für unsere Aufgabe alles zu geben. Richtig?“ „Wir machen keine halben Sachen und sind ganztägig zu erreichen“, schlug Lynn vor. „Soweit, so gut!“ Margerite war zufrieden. „Kennt jetzt jemand eine Aufgabe, die wir übernehmen könnten?“
 

Stille.
 

Georgia seufzte. „Ich gebe auf“, sagte sie. „Wir sind zu nichts mehr nütze. Alt und ausgedient haben wir letztendlich. Wir können nur noch herumsitzen und über die guten alten Zeiten plaudern.“ Niemand widersprach. Eigentlich hatte Georgia ja Recht. Was sollten sie schon tun können? Alles war neuer und moderner, für die Damen hatte niemand mehr etwas zu tun. Resigniert blieben sie auf ihren Sofas sitzen und beobachteten die Umgebung.
 

„Sophia! Florian! Zeit, um ins Bett zu gehen!“ Johanna lief durch den Saal und suchte ihre Sprösslinge. „Wo seid ihr? Kommt schon, jetzt ist es genug! Ab ins Bett mit euch!“ Margerite, Lynn, Amedilia und Georgia beobachteten sie lächelnd. „Das haben Clara, Leo, Ju und Oli auch oft gemacht“, bemerkte Lynn lächelnd. „Und ich wette, Sophia und Flo sind hinter der großen Gardine im Speisesaal!“ „Oder in der Küche unter dem großen Tisch“, fügte Margerite hinzu. „Zumindest war Cross da immer!“

Unbemerkt hatten sich Clara und Cross von hinten genähert. „Ihr wisst ja bestens Bescheid!“ Cross war beeindruckt. Im Gegensatz zu Clara. „Jaja, Mütter scheinen immer um die Ecke sehen zu können. Zum Beispiel ist Manuel, den Robin ganz verzweifelt sucht, nicht weit von uns entfernt...“ Die vier Damen auf dem Sofa lächelten. Sie hatten den Schlingel schon lange entdeckt, und bewunderten im Stillen Claras Beobachtungsgabe. Sie selbst hatten einige Zeit gebraucht, um diesen Röntgenblick einer Mutter zu entwickeln, aber nun waren sie in dieser Disziplin nicht mehr zu übertreffen.

„Ich soll euch von allen anwesenden Müttern und Vätern herzlich grüßen“, fuhr Clara fort, „Und außerdem soll ich anfragen, ob ihr Vier denn Zeit und Lust hättet, hinter allen derzeit freilaufenden Kindern herzulaufen und sie alle ins Bett zu verfrachten. Natürlich mit vorherigem Versteckspiel, Zähneputzen und nachfolgender Gruselgeschichte, versteht sich!“
 

Die vier Damen saßen da. „Warum sollten wir das tun? Warum ausgerechnet wir?“ Georgias Art war wie gewöhnlich direkt und klar. „Weil ihr die Einzigen seid, die alle Kinder schnell finden und bändigen könnt, alle in die richtigen Nachthemden stecken könnt und gleichzeitig eine Geschichte erfinden könnt, die spannend ist, sie aber zum Einschlafen bringt!“ Cross antwortete an Claras Stelle. „Und die Kinder wollen etwas Chaos, kein gewöhnliches Zubettgehen“, fügte Clara hinzu. „Und wer wäre besser dazu geeignet als ihr?“

Lynn kaute auf ihrer Lippe. Margerite wedelte abwesend mit ihrem Fächer. Georgia ringelte sich ihre Haarsträhne um den Finger, und Amedilia starrte in die Luft. Das wäre eine Aufgabe, die perfekt zu ihnen passen würde. Die Chaostruppe käme zum Einsatz, und dieser Einsatz war längst fällig. Georgia sprang als erste auf und strahlte ihre Freundinnen an. All ihre Traurigkeit war von ihr abgefallen. „Warum zögern wir noch?“, fragte sie ungeduldig. „Wir warten auf eine Aufgabe, und hier kommt sie uns zur Tür hereinmarschiert und ihr zögert noch? Dann seid ihr kein würdiges Mitglied der vier grandes dames!“ Nun sprangen auch die anderen freudestrahlend auf. „Wir kommen!“, rief Amedilia. „Jedes Kind, dass bei 3 noch nicht versteckt ist, geht als erstes ins Bett!“ Großes Geschrei tönte und von überall flogen Kinder ihren Verstecken entgegen. Die vier Damen spritzten undamenhaft in alle Richtungen auseinander, um ihren Verpflichtungen nachzugehen. Wie lange war es her gewesen, dass die einen Abend lang Kinder suchen, finden und mit ihnen spielen konnten! Wie lang war es her gewesen, dass sie sie waschen und anziehen und ins Bett bringen durften! Dies war eine Aufgabe, die sie kannten, liebten und mit riesiger Freude erfüllten. Und nebenbei konnten sie noch ein wenig Chaos anrichten. Schliesslich waren sie keine Königinnen mehr und brauchten sich nicht um ihr Image zu kümmern! Nun kamen sie sich nicht mehr nutzlos vor, sondern geliebt und gebraucht.
 

Clara und Cross sahen den Vieren lachend hinterher. Es war eine gute Idee gewesen, ihnen diese Aufgabe zu übergeben. Beide liebten die vier Damen sehr und konnten nicht mit ansehen, wie die Vier litten. Langsam schlenderten sie ihnen hinterher, um zu beobachten, wie Georgia ihren Enkel Kai in einem Küchenschrank fand und ihn knuddelte, und wie er sie müde und glücklich umarmte. Die Welt war wieder in Ordnung.
 

Es stimmt, dachte Georgia, als sie zum letzten Mal jedem Kind im Zimmer über den Kopf strich und sich dann leise aus dem Zimmer schlich. Man muss noch Chaos in sich tragen, um einen tanzenden Stern gebären zu können.



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