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Guilt

Keika x Teiou
von

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Prolog

Vorwort: Meine erste längere FF, die ich bei Animexx veröffentliche x3 Geplant sind 8 Kapitel + Prolog und Epilog^^ Natürlich stehen wieder Keika und Teiou im Mittelpunkt, diesmal kommen aber auch Tia, Ashray und Teious Vater vor^^ Würde mich freuen, wenn ihr mir sagt, was ihr davon haltet^^
 

Disclaimer: Nicht meins, kein Geld - leider XD
 

Beta: Himeka hat die Urlaubsvertretung übernommen - dankeschön *flausch*
 


 

- Prolog -
 

Endlich hatte er diesen stressigen Tag hinter sich und endlich hatte er etwas, worauf er sich freuen konnte! Den ganzen Tag hatte er Keika nicht sehen können, da sie aufgrund diverser Pflichten einfach keine Zeit füreinander gehabt hatten.

Vor etwar einer Stunde waren sie sich jedoch über den Weg gelaufen und hatten sich im Garten verabredet, anschließend wollten sie zusammen nach Hause gehen und sich einen schönen, ruhigen Abend machen. Keika hatte versprochen zu kochen und Teiou hatte wohl oder übel versprechen müssen zu helfen. Aber was tat man nicht alles für seinen Liebsten? Außerdem hatte er festgestellt, dass mit Keika zusammen selbst Hausarbeit Spaß machen konnte, auch wenn dieser Spaß - zumindest wenn man den Worten des Dämons Glauben schenken wollte, was Teiou nicht tat - sehr einseitig war. Angeblich lenkte er zu sehr ab und die Arbeit würde nie fertig werden. So ein Unsinn! Es dauerte zwar länger und es gab häufig kürzere oder auch mal längere Unterbrechungen, aber fertig waren sie doch immer geworden. Und Keika konnte ihm nun wirklich nicht erzählen, dass er diese Unterbrechungen nicht ebenso genoss wie Teiou.

Unter einem großen Baum kam er schließlich zum stehen, dort hatten sie sich schon häufig getroffen und hier würde sein Freund ihn sofort finden.

Ungeduldig lief der junge Generalfeldmarschall hin und her. Die Sonne war mittlerweile untergegangen, trotzdem konnte man durch die Regenwolken nur wenige Sterne durchblitzen sehen und der Mond entzog sich seinem Blick vollends. Es war nur eine Frage der Zeit bis es anfangen würde zu regnen und eigentlich hatte Teiou vor, bis dahin im warmen Haus zu sein, möglichst ganz nahe bei seinem Geliebten. Außerdem war es im Laufe des Tages ziemlich abgekühlt, noch ein Grund nicht im nächtlichen Garten herumzulungern. Was hielt Keika nur wieder auf?

Endlich hörte er die ersehnten Schritte hinter sich. Schon wollte er sich umdrehen und den Dämon mit einem zärtlichen Kuss begrüßen - doch dann stutzte er.

Nein, das konnte nicht Keika sein. Seine Schritte waren federleicht und fast lautlos. Ihn hätte er niemals jetzt schon gehört. Viel wahrscheinlicher wäre es gewesen, dass er ihn von hinten umarmt hätte bevor er seine Anwesenheit überhaupt wahrgenommen hätte.

Wer war denn noch um diese Zeit in diesem abgelegenen Teil des Gartens?

Leicht alarmiert fuhr Teiou herum und ... lächelte erleichtert. "Guten Abend. So spät noch im ..."

Diesen Satz konnte er nicht mehr beenden. Entsetzt riss er die Augen auf und sah an sich herab, sah die Hand des anderen, die noch den Griff des Dolches festhielt, der jetzt aus seiner Brust herausragte.

Reagieren konnte er nicht mehr. Noch bevor er wirklich begriff, was geschehen war, verließ ihn die Kraft, seine Beine gaben nach, er spürte noch, wie er hart auf dem Boden aufschlug und hörte sich rasch entfernende Schritte.

Seine Hand tastete wie ferngesteuert nach der Waffe, fand auch den Griff und zog ihn mit einem Ruck, der eher wie ein Zucken der Muskeln wirkte, heraus.

Jetzt erst löste sich der erste Schock und der Schmerz setzte ein, verschlang alles und hüllte die Welt in komplette Dunkelheit.

Sein letzter Gedanke galt Keika und abstrakterweise machte er sich darum Gedanken, was das wohl für ein Schreck für seinen Freund sein würde, ihn so zu finden.
 

- Fortsetzung folgt -

1. Kapitel

Vorwort: Freut mich, dass der Prolog euch gefallen hat^^

@ Demon_of_Hell: Leider kann ich dir noch nicht sagen, ob du später Taschentücher brauchst, sonst verrat ich zu viel ^.~ Ich hoffe, du liest trotzdem weiter^^"
 

Beta: kyahotep - danke ^____^
 


 

1. Kapitel
 

"Ja?" In der Hoffnung auf eine kurze Unterbrechung sah Tia von seiner Schreibtischarbeit auf als er das leise Klopfen an seiner Tür hörte.

Keika trat ein, kam zum Schreibtisch und verneigte sich kurz. "Shuten-dono, Ihr wolltet mich sprechen?" Eigentlich war er bereits auf dem Weg in den Garten gewesen als die Tochter eines Bediensteten ihm entgegengekommen war. Das Mädchen hatte ihm erzählt, dass er im Arbeitszimmer des Shuten-sama erwartet wurde und natürlich hatte er sich sofort auf den Weg gemacht. Tias überraschter Gesichtsausdruck verwirrte ihn jedoch ein wenig. "Stimmt etwas nicht?"

"Nein, nein. Es ist nur, dass ich dich nicht habe rufen lassen. Wer hat dir das erzählt?"

Jetzt war Keika an der Reihe, einen überraschten Gesichtsausdruck aufzusetzen. "Die kleine Siara, die Tochter des Kochs." Mit einem leichten Lächeln schüttelte er den Kopf. "Naja, wahrscheinlich hat sie sich nur einen Spaß erlaubt." Nur konnte er sich nicht vorstellen, wie die Kleine gerade auf so etwas gekommen war. Schließlich hatten die meisten Kinder Angst vor ihm, da er ein Dämon war. Außerdem hätte sie schon allein der Respekt Tia gegenüber von einem solchen Scherz abhalten sollen.

Offensichtlich hatte da jedoch der kindliche Übermut gesiegt, zumindest fiel ihm keine bessere Erklärung ein.

"Das kann sein", meinte Tia nachdenklich, doch auch er schien ganz und garnicht überzeugt. "Aber das ist ja auch nicht so wichtig. Ist dein Dienst nicht schon vorbei?"

"Ja, eigentlich schon." Mit einem Blick aus dem Fenster stellte er fest, dass es angefangen hatte zu regnen - Teiou würde sicher begeistert sein! "Und Teiou wartet im Garten", fügte er mit einem Schmunzeln hinzu.

"Na, der wird sich freuen." Der Regen wurde zusehends stärker und bald schüttete es wie aus Eimern.

Ein leiser Seufzer entkam Keikas Lippen - irgendwie hatte er auf einmal den Drang so schnell wie möglich in den Garten zu eilen. Natürlich war es albern, das bisschen Regen würde Teiou schon überleben, wenn auch schlecht gelaunt, aber trotzdem ...

Er war richtig erleichtert als Tia mit einem leichten Lächeln wieder das Wort ergriff. "Egal was die Kleine sich dabei gedacht hat, bei dem Wetter solltest du Teiou nicht unnötig warten lassen. Geh schon."

"Da habt Ihr Recht. Bis morgen, Shuten-dono."

Unangebracht hastig wandte er sich ab, verließ das Arbeitszimmer und ging schnellen Schrittes die Gänge entlang.

Er musste sich sogar noch beherrschen um nicht anzufangen zu rennen. Verdammt, was war nur mit ihm los? Sein Herz schlug doppelt so schnell wie normal und es kostete ihn einiges an Selbstkontrolle seine Hände vom Zittern abzuhalten.

Immer wieder redete er sich ein, dass alles in Ordnung war, dass er sich gleich von Teiou anhören würde, dass es seine Schuld war wie durchnässt er war und alles würde sein wie immer.

Nur sein Instinkt sagte ihm etwas anderes.

Im Garten angekommen rannte er dann doch zu ihrem Treffplatz - doch als er Teiou sah erstarrte er.

Der Prinz des Ostreiches lag am Boden, sein Blut mischte sich mit dem Regenwasser und neben ihm lag noch der Dolch, der ihn so verletzt hatte.

Ohne nachzudenken ging Keika neben ihm in die Knie. "Teiou? Teiou?" Aber er erhielt keine Antwort, nicht einmal die kleinste Reaktion. Für einen furchtbaren Moment glaubte er, eine Leiche vor sich liegen zu haben, aber dann nahm er erleichtert wahr, wie sich die blutige Brust minimal hob und senkte.

Gerade wollte er die Jacke seiner Uniform ausziehen und sie auf die Wunde pressen, um die starke Blutung zu stillen, doch dann hörte er die Wache, die abends im Garten Patrouille ging, sah sich hektisch um, erkannte die beiden Männer und wollte ihnen gerade sagen, dass sie Hilfe holen sollten, möglichst den Shugo-Shuten selbst, aber statt ihn anzuhören ergriff man ihn am Arm und zerrte ihn auf die Beine, von Teiou weg.

Unfähig zu begreifen, was gerade geschah, starrte er die Wachen an, die irgendetwas davon redeten, dass er verhaftet sei - weil er Prinz Teiou angegriffen habe. Ihre Stimmen kamen ihm so weit entfernt vor - so unwirklich. Vor etwas mehr als einer Stunde als sie sich hier verabredet hatten war doch noch alles in Ordnung gewesen!

Und wie kamen sie eigentlich darauf, dass er das getan haben könnte?

Verbittert senkte er den Blick einen Moment. Natürlich weil er ein Dämon war, weil er neben dem Verletzten gekniet hatte und wenn er sich richtig erinnerte hatte seine Hand gerade den Griff der Tatwaffe berührt, als sie ihn gefunden hatten. Außerdem war sonst weit und breit keiner zu sehen. Unter diesen Umständen wäre wohl jeder verdächtigt worden, aber er als Dämon würde wohl kaum eine Chance haben, sich zu verteidigen.

Einer der beiden Wachen rief nach Verstärkung und kümmerte sich um den Verletzten während der andere Keika weiter am Handgelenk festhielt, außerdem spürte er eine Schwertspitze in seinem Rücken, sodass es ihm kaum möglich war, sich zu rühren.

In diesem Moment schossen ihm tausend Gedanken durch den Kopf, alle auf einmal. Wenn die Verstärkung hier eintreffen würde, hatte er keine Gelegenheit mehr zu entkommen, im Gegensatz zu jetzt. Eigentlich war es seine einzige Chance, denn auf faire Behandlung konnte er nicht hoffen, nicht einmal, wenn Tia sich auf seine Seite stellen würde. Man würde ihm, mit Hilfe der Aussagen der beiden Wachen, die Schuld in die Schuhe schieben und den wahren Täter gar nicht mehr suchen. Wenn er im Kerker landete konnte er im Grunde nur noch darauf hoffen, dass Teiou bald aufwachen und ihn entlasten würde. Aber das konnte bei einer so ernsten Verletzung länger dauern. An die Möglichkeit, dass Teiou nicht überleben könnte, wollte er gar nicht denken, denn dann war sein eigenes Leben im Grunde auch schon vorbei.

Aber damit konnte er sich jetzt nicht beschäftigen, er hörte schon die Wachen, die sich näherten und wusste, dass er jetzt möglichst schnell handeln musste.

Schnell warf er noch einen letzten Blick auf Teiou, dann konzentrierte er sich darauf, den Wind zu seinen Gunsten zu beeinflussen. Dabei achtete er sehr darauf, dass nur der Soldat, der ihn festhielt, betroffen war, der, der sich um Teiou kümmerte durfte dabei nicht unterbrochen werden.

Eine starke Windböe erfasste den Mann, riss ihm die Waffe aus der Hand und im ersten Schreckmoment ließ er Keika los. Mehr wollte der Dämon gar nicht, noch mehr Verletzte musste es wirklich nicht geben.

Schnell setzte er sich in Bewegung, rannte durch den noch immer herabprasselnden Regen in den Palast hinein, direkt an den hinzukommenden Wachen vorbei.

Dort beachtete man ihn kaum - abgesehen von den misstrauischen Blicken, die man ihm eigentlich fast immer zuwarf -, schließlich war er kein ungewöhnlicher Anblick und von dem Verdacht gegen ihn wusste ja noch niemand.

Ebenso schnell wie er den Palast betreten hatte, verließ er ihn auch wieder, hetzte in den Pferdestall. Dort nahm er sich das erstbeste Tier, schwang sich ohne Sattel auf seinen Rücken und galoppierte davon, einfach möglichst schnell weg von den Soldaten, die sich mittlerweile sicher auf die Suche nach ihm gemacht hatten. Bei dieser Flucht war der starke Regen sogar von Vorteil, durch ihn wurden die Spuren rasch verwischt.

Keika konnte nicht sagen, wie lange er das arme Pferd zu Höchstleistungen angetrieben hatte, hinweg über eine Wiese und hinein in einen Wald. Dort ritt er noch ein wenig weiter, tief hinein in den Schutz der Bäume, wo er endlich anhielt.

Allerdings blieb er wie in Trance auf dem Rücken des schnaubenden Pferdes sitzen und starrte ins Leere. Auch er war außer Atem, gleichzeitig zitterte er leicht, versuchte verzweifelt das Geschehene zu verarbeiten.

Wie es Teiou wohl ging? Ob der Shugo-Shuten noch rechtzeitig gekommen war?

Heftig schüttelte er den Kopf - natürlich war er das! Teiou konnte doch nicht einfach tot sein!

Aber was wenn doch?

Langsam ließt er seinen Oberkörper nach vorne fallen und vergrub sein Gesicht in der triefend nassen Mähne des Pferdes.
 

- Wird fortgesetzt -

2. Kapitel

Vorwort: Sooo~ - ich bin jetzt auf dem neuesten Stand, hab Band 2 und 3 gelesen x3 Die sind sowas von toll - besonders die Szenen mit Keika und Teiou ^.~
 

Das Kapitel ist etwas kurz ausgefallen, dafür kommt das nächste bald, versprochen^^
 

Beta: Himeka *knuff*
 

2. Kapitel
 

Ohne die noch immer neben seinem Schreibtisch stehenden Soldaten oder die Arbeit, die noch zu erledigen war, zu beachten sprang Tia auf, drängte sich an den beiden Männern vorbei und eilte zu dem Zimmer, in das Teiou gebracht worden war.

Wie hatte das nur passieren können?

Einer der Soldaten hatte ihm gesagt, dass Keika der Täter war, dass man ihn auf frischer Tat ertappt hatte und er daraufhin geflohen war - aber das konnte sich der Shugo-Shuten überhaupt nicht vorstellen. Als der Dämon bei ihm im Arbeitszimmer gewesen war hatte er sich doch noch völlig normal verhalten, er hatte doch gar keinen Grund den Mann anzugreifen, den er liebte!

Fast hatte er sein Ziel schon erreicht als er um eine Ecke lief und hart mit jemandem zusammenstieß. Gerade so schaffte er es noch, sich an der Wand festzuhalten, während der andere nicht so viel Glück hatte. Ein ziemlich missgelaunt aussehender Ashray sah vom Boden zu ihm auf. "Kannst du nicht aufpassen, wo du hinläufst?"

"Dafür habe ich jetzt keine Zeit, Ashray!" Nein, jetzt konnte er sich wirklich nicht mit ihm auseinandersetzen ... Ohne weiter auf dem am Boden sitzenden Prinzen zu achten, lief er an ihm vorbei.

Allerdings war es wie üblich gar nicht so leicht, Ashray abzuschütteln. "Hallo? Kannst du dich nicht einmal entschuldigen?"

"Es tut mir leid! Bist du jetzt zufrieden?"

Fassungslos starrte der Rothaarige ihn an. "Nein! Was denkst du denn? Was soll das eigentlich?"

"Teiou ist schwer verletzt worden", erklärte er kurz und knapp.

Da stutzte Ashray, blieb einen Moment stehen, holte dann aber wieder auf. Diesmal blieb er jedoch ganz still, seine Miene war ernst und seine Augen blitzten fast ängstlich, aber nur für einen Moment, dann fing er sich wieder - zumindest äußerlich.

Keine zwei Minuten später kamen sie bei Teious Zimmer an. Nur einige wenige Sekunden zögerte Tiarandear Fei Gi Emeroad, nur einen Moment. Der Shugo-Shuten - der höchste und mächtigste Mann im gesamten Himmelsreich - hatte Angst davor, was ihn in diesem Raum erwartete. Schließlich kannte er Teiou schon so lange er überhaupt denken konnte, er war neben Ashray der beste Freund, den er je gehabt hatte. Was, wenn er ihm nicht mehr helfen konnte? Was, wenn seine Kräfte ausgerechnet hier nicht mehr ausreichten würden?

Nein! Daran dürfte er gar nicht denken. Umso länger er wartete, desto geringer wurden Teious Chancen.

Also betrat er das Zimmer ohne weiteres Zögern und eilte zum Bett, dicht gefolgt von Ashray, dem das Zögern seines Kindheitsfreundes sehr wohl aufgefallen war.

Während sein Blick die ganze Zeit auf Teious blassen, regungslosen Gesicht ruhte ging Tia neben dem Bett in die Knie. Sanft, fast vorsichtig, legte er seine Hand auf die Brust seines Freundes, wobei er die Wunde und das viele Blut deutlich spüren konnte. Mit aller Kraft konzentrierte er sich auf die heilenden Kräfte seiner Hände, die sofort ein warmes Licht abgaben. Die Wunde schloss sich auch, und doch stimmte etwas nicht, der junge Shugo-Shuten spürte es genau.

Und dann begriff er auch, was es war - Gift! Die Klinge war vergiftet gewesen und dabei handelte es sich um irgendein Dämonengift, für das es hier kein Gegenmittel gab und das auf Tias Heilkräfte nicht im Geringsten reagierte. So etwas hatte er bisher noch nie erlebt!

Zwar spürte er, dass eine Chance bestand, dass Teiou aus eigener Kraft gegen dieses Gift ankämpfen konnte, aber diese Chance war denkbar gering. Jedoch immer noch größer als die Möglichkeit, ein geeignetes Gegenmittel zu finden - dieses Gift konnte theoretisch aus allem gemacht sein, nur der Täter wusste vielleicht mehr. Das hieß, wenn er dieses Gift nicht selbst nur irgendwo besorgt hatte, ohne zu wissen, worum es sich genau handelte.

Es war Ashray, der nach mehreren Minuten die Stille unterbrach. "Was ist mit ihm? Warum wacht er denn nicht auf?"

Mit einem leisen Seufzer nahm Tia die Hand von der Brust seines Freundes, wobei das beruhigend wirkende Licht sofort verschwand als wäre es nie da gewesen. "Es war ein Gift an der Klinge", erklärte er mit schwerer Stimme. Es fiel ihm schwer, das zu sagen, es machte die Sache so real, so endgültig. "Ein dämonisches Gift zu dem wir hier kein Gegenmittel haben und bei dem meine Kräfte nicht wirken."

"Dann stirbt er?" Ashrays Stimme klang fassungslos, als könne er die Worte, die er gerade ausgesprochen hatte, gar nicht richtig begreifen.

"Nein. Das heißt, er hat eine Chance. Falls er aufwacht ist er über den Berg. Aber ich kann nicht einmal ahnen, wie lange das dauert. Es kann sein, dass er jahrelang in diesem Zustand verbringt und dann plötzlich aufwacht ... oder stirbt." Das letzte Wort war so leise ausgesprochen worden, dass man es kaum hatte hören können. "Es kann aber auch sein, dass er morgen aufwacht. Alles was wir tun können ist, ihn ab und zu etwas von dem Heiligen Wasser einzuflößen, vielleicht wird es ihn unterstützen."

Mehr gab es dazu nicht zu sagen.
 

- Wird fortgesetzt -

3. Kapitel

Vorwort: So, endlich ist das 3. Kapitel endlich fertig^^ Viel Spaß! Und nächstes Mal kommt sogar Keika wieder vor XD
 

Beta: Himeka^^
 

Kapitel 3
 

Während alle noch versuchten das Geschehene zu begreifen, trat einer der Wachen vor. "Wir hätten wissen müssen, dass dieser Dämon ein Sicherheitsrisiko ist. Ich werde sofort veranlassen, dass noch intensiver nach ihm gesucht wird."

Der Mann wollte sich schon auf den Weg machen als Tia das Wort ergriff. "Es ist doch noch gar nicht gesagt, ob Keika es war."

"Was?" Diesmal mischte Ashray sich ein. "Keika war's?" Nicht einmal er hatte mit so etwas gerechnet, obwohl er nun wirklich kein Freund des Dämons war. Aber er erinnerte sich an Keikas Reaktion als Teiou durch seine Flamme verletzt worden war. Diese Verzweiflung, Angst und Wut hatte er doch unmöglich nur spielen können. Oder etwa doch? Unsicher sah er zwischen Tia und dem Wachen hin und her.

"Das ist noch nicht gesagt", meinte der Shuten schließlich.

"Bei allem Respekt, Shuten-sama, ich glaube nicht, dass wir noch mehr Beweise brauchen. Er hat neben Teiou-dono gekniet, der Dolch war in seiner Hand. Und jetzt noch das Dämonengift. Wer kommt da besser in Frage als er? Kaum ein Himmelsbewohner wüsste, wie er an Dämonengift herankommt."

"Trotzdem... Mein Gefühl sagt mir, dass er es nicht war." Nein, das konnte Tia sich beim besten Willen nicht vorstellen. Oder er wollte es nicht. Anfangs war er ja auch skeptisch gewesen, aber mit den Jahren hatte er festes Vertrauen zu Keika gefasst. Hatte seine Menschenkenntnis - falls man bei einem Dämon von so etwas sprechen konnte - ihn denn vollends verlassen? Konnte irgendjemand so hinterhältig sein, dass er jahrelang eine so tiefe Liebe nur vorgespielt hatte? Und selbst wenn ja - aus welchem Grund? Was brachte ihm der ganze Aufwand?

"Dann wollt Ihr Euer Gefühl also über das Gesetz und über die vorliegenden Beweise stellen?"

Sofort fuhr Ashray den Wachen an: "Was fällt dir ein in so einem arroganten Ton mit dem Shugo-Shuten zu reden?"

"Ashray, lass bitte." Er ignorierte Ashrays wütenden und in gewissen Maße auch enttäuschten Gesichtsausdruck.

Im Grunde hatte der Mann ja Recht, auch wenn es Tia noch so wenig gefiel. Er durfte sich nicht über das Gesetz stellen nur weil es sich um einen Freund handelte. Das würde seine Glaubwürdigkeit völlig ruinieren und das Vertrauen des Volkes in ihn erschüttern. Außerdem wäre es nicht richtig. Selbst wenn sein Gefühl ihm mit Sicherheit sagte, dass Keika unschuldig war, sprachen die Beweise doch dagegen, egal was er glaubte. Also hatte er absolut kein Recht, sich gegen seine Verhaftung zu stellen.

Vielleicht würde Teiou ja bald aufwachen und selbst wenn Keika ein paar Tage im Kerker verbringen musste, das war kein Beinbruch. Sobald er durch Teious Aussage entlastet wurde, würde er seine Freilassung veranlassen. Ja, so einfach war es in der Theorie. Aber die Praxis sah wie so oft anders aus.

Wer konnte schon sagen, wann der schwer verletzte Generalfeldmarschall aufwachen würde?

Trotzdem, für den Moment gab es keine Wahl. Noch nie war es dem Shugo-Shuten so schwer gefallen, einen Befehl zu geben. "Ihr habt Recht." Noch ein kurzes Zögern, nur einen Moment. "Geht ihn suchen."
 

***
 

Die Wachen waren weg, im Zimmer waren nur Tia, Ashray und der bewusstlose Teiou zurückgeblieben. Die Stille war erdrückend, keiner der beiden sagte auch nur einen Ton, bis Ashray schließlich nach einigen Minuten das Schweigen brach. "Ich hab's doch gewusst, das hätte ich dir von Anfang an sagen können. Teiou hat den größten Fehler seines Lebens gemacht, als er diesen Dämon bei sich aufgenommen hat!"

"Halt den Mund!"

Erschrocken sah der Generalfeldmarschall aus dem Südreich seinen Kindheitsfreund an. Sicher, in den letzten Jahren waren sie sich nicht mehr so nahe gewesen wie früher, aber so hatte Tia noch nie mit ihm gesprochen, noch nie war er ihm gegenüber wirklich laut geworden, noch nie hatte er ihn so wütend angesehen.

Wieder herrschte Stille, diesmal wurde sie allerdings relativ schnell vom Shugo-Shuten unterbrochen. "Es tut mir leid, ich will einfach nicht, dass du so über Keika sprichst. Ich glaube nicht, dass er es war und ich will nicht glauben, dass alles zwischen den beiden eine Lüge war." Während er sprach wurde seine Stimme immer leiser. Langsam ging er die zwei, drei Schritte zurück zum Bett und setzte sich auf die Matratze. Kurz streichelte er seinem bewusstlosen Freund durch die Haare. "Er hat Keika stets bedingungslos vertraut. Glaubst du wirklich, dass jemand so lange so gut schauspielern kann?"

Zuerst wollte Ashray mit 'ja' antworten, wollte Tia daran erinnern, dass Keika immer noch ein Dämon war, egal, wie er lange er im Himmelsreich gelebt hatte. Dann jedoch sah er die Verzweiflung und die Angst in den Augen seines Freundes und ihm zuliebe schwächte er die Antwort etwas ab. "Ich weiß nicht. Aber du hast Recht, es klingt unwahrscheinlich."

Wenn er wirklich ehrlich zu sich selbst war, war es ja auch für ihn ein Schock gewesen als er gehört hatte, dass es angeblich Keika gewesen war.

Natürlich mochte er keine Dämonen, aber selbst er hatte mittlerweile kaum noch an Keikas Loyalität Teiou gegenüber gezweifelt.

Aber was war mit den Beweisen? Es schien alles so offensichtlich.

Wieder trafen sich die Blicke des Generalfeldmarschalls und des Shutens und seit Jahren brauchten sie zum ersten Mal wieder keine Worte um einander zu verstehen.

In beider Augen spiegelten sich unendlich viele Zweifel und Angst um ihren Freund wieder.
 

***
 

Schon drei Tage.

Drei Tage.

Auch wenn es nicht viel war kam es Tia unendlich lange vor.

Täglich nahm er sich die Zeit, bei Teiou vorbeizukommen, ihm persönlich ein paar Schlucke vom Heiligen Wasser einzuflößen, nur hatte das bisher nicht die geringste Wirkung gezeigt.

Im Allgemeinen hatte sich an der Situation gar nichts verändert. Teiou war bewusstlos, Keika auf der Flucht und fast alle verfügbaren Soldaten hinter ihm her.

Während er noch über das alles nachgrübelte kam einer der Bediensteten herein und verneigte sich kurz. "Shuten-sama, der Tenno des Ostens ist hier."

Damit war zu rechnen gewesen. Soryuou hing sehr an seinem jüngsten Sohn, auch wenn sie nicht immer einer Meinung waren. Natürlich würde er herkommen, wenn Teiou verletzt war.

"Bitte ihn herein."

Keine zwei Minuten standen sich die beiden Männer gegenüber und Tia konnte die Sorge in den Augen des anderen sehen. "Shuten-dono, wie geht es meinem Sohn?"

"Leider hat sich sein Zustand nicht verändert, er ist nach wie vor bewusstlos." Sanft und tröstend legte er eine Hand auf die Schulter des Tennos. "Kommt, ich bringe Euch zu ihm."

Die einzige Reaktion war ein dankbares Nicken, erst als die beiden durch die Gänge gingen sprach der Ältere wieder. "Was ist eigentlich passiert? Der Bote hat mir nur gesagt, dass Teiou angegriffen wurde und da der Dolch in ein Dämonengift getränkt war ist es unklar, wann er aufwacht. Aber weiß man schon, wer ihm das angetan hat?"

"Es ... Es gibt einen Verdächtigen."

"Und wer?"

"Keika", sagte Tia schlicht und wartete auf die Reaktion.

"Keika?" Schon als ein eventueller Verdächtiger zur Sprache gekommen war, hatte der Herrscher des Ostens aufgebracht gewirkt, jetzt jedoch hatte sich das um ein Vielfaches gesteigert. Allerdings aus einen anderen Grund als Tia zuerst geglaubt hatte. "Keika? So ein Unsinn! Wie kommt Ihr denn auf so etwas?"

"Ich sagte nicht, dass ich es glaube, denn das tue ich nicht. Die Beweise sprechen allerdings gegen ihn. Er wurde neben Teiou kniend im Garten vorgefunden, in seiner Hand hielt er den Dolch, mit dem er verletzt wurde, als die Wachen ihn festnehmen wollten ist er geflohen. Gefunden hat man ihn übrigens noch immer nicht. Außerdem spricht die Tatsache, dass das Gift an der Klinge dämonischer Herkunft ist gegen ihn."

Vor der Tür des Zimmers, in dem Teiou untergebracht war, blieben die beiden Männer stehen und sahen einander an.

Mit zusammengepressten Lippen schüttelte Soryuou den Kopf und öffnete die Tür. "Ich glaube es trotzdem nicht", sagte er mit leiser, schwerer Stimme, bevor er sich an die Seite seines Sohnes begab.
 

- Wird fortgesetzt -

4. Kapitel

Vorwort: Sooo~, endlich das 4. Kapitel^^ Eigentlich wollte ich schon gestern hochladen, aber meine Diskette mochte mich nicht mehr xP Viel Spaß^^
 

Beta: kiyahotep^^ Danke!
 

4. Kapitel
 

Seit mehreren Tagen hielt er sich jetzt schon im Schutz des Waldes auf. Nach wie vor wurde nach ihm gesucht, da war Keika sich ganz sicher. Schließlich war er den Soldaten mehr als einmal nur knapp entwischt.

Natürlich hätte er sonstwohin flüchten können, er hätte sogar das Himmelsreich verlassen können um sich in der Menschenwelt zu verstecken.

Doch er brachte es einfach nicht fertig.

Nicht solange er nicht wusste, wie es Teiou ging. Wach war er sicher noch nicht, sonst hätte er ihn ja bestimmt entlastet. Sicher würde er nie zulassen, dass der halbe Palast ihn jagte, wenn er es irgendwie verhindern konnte.

Aber war er einfach nur bewusstlos oder gar tot?

Daran wollte Keika gar nicht denken. Er durfte einfach nicht tot sein!

Tagelang streifte der Dämon ziellos und völlig verzweifelt durch die Wälder, dann hielt er es einfach nicht mehr aus. Überleben konnte er in diesem Wald zwar dauerhaft, schließlich bot er ihm alles, was er an Nahrung brauchte - aber die Ungewissheit brachte ihn nahezu um den Verstand.

Leise näherte er sich den Soldaten, die am Waldrand patroullierten, dann strich er dem Pferd, das er bei seiner Flucht aus dem Palast mitgenommen hatte, sanft über den Hals. "Du musst mir noch einmal helfen", flüsterte er kaum hörbar und mit einem letzten Blick auf die Soldaten drehte er die Stute in Richtung Waldinneres und gab ihr einen Klaps auf die Kruppe.

In den letzten Tagen hatte er festgestellt, dass sie ziemlich schreckhaft war und wie erwartet fiel sie sofort in einen Galopp und flüchtete in den Schutz der dichter werdenden Bäume.

Für einen Moment hielt der Dämon den Atem an, doch sein Plan ging auf - die Soldaten hatten gehört wie das Pferd davongaloppiert war und da sie natürlich wussten, dass Keika auf einem Pferd geflüchtet war, machten sie sich sofort auf den Weg, um den vermeintlichen Feind zu verfolgen. Keika nutzte die Gelegenheit und rannte los. So schnell er konnte und auf direkten Wege kehrte er zurück zum Himmelsturm. Zwar blieb er dabei in Deckung, aber er hatte Glück und traf kaum noch auf Soldaten, die ihn suchten. Wer würde schon vermuten, dass er dumm genug war um zurückzugehen oder sich dem Himmelsturm auch nur zu nähern?

Natürlich war das Risiko enorm, die Chance doch noch geschnappt zu werden war riesig, aber das war ihm jetzt egal, er brauchte Gewissheit! Außerdem war ihm mittlerweile auch klar, dass es vielleicht nicht die beste Idee gewesen war, wegzulaufen. Das hatte den Verdacht sicherlich noch verstärkt, aber es war eine Kurzschlusshandlung gewesen, er hatte nicht nachgedacht und jetzt war es zu spät noch irgendetwas zu ändern.

Am Palast angekommen tarnte er sich als Mensch, eine Gestalt die die meisten hier nicht kannten. Augentropfen um seine Augenfarbe zu ändern hatte er nicht also hielt er den Blick gesenkt als er einem Wachen sagte, dass er den Shugo-Shuten sehen musste. Er dachte sich eine Geschichte aus, gab vor, wichtige Informationen zu haben und hoffte inständig, dass man ihn einlassen würde. Verzweifelt klammerte er sich an die Hoffnung, dass wenigstens Tia ihm Glauben schenken würde. Sonst konnte er sich doch an niemanden wenden.

Aber der Mann blieb hart.

Gerade überlegte Keika, ob er es wagen könnte, sich mit ihm anzulegen - töten musste er ihn ja nicht, ihn mit Hilfe seiner Windmagie gegen die Wand zu schläudern, damit er eine Weile bewusstlos war, hätte völlig ausgereicht, wenn auch unheimlich viel aufsehen erregt - aber da kam unerwartet Hilfe.
 

***
 

Tia selbst kam den Gang entlang und wurde darauf aufmerksam, dass offenbar jemand versuchte in den Palast zu kommen.

Eigentlich wollte er nur zurück in sein Arbeitszimmer, gerade hatte er Teiou das heilige Wasser gebracht und der Zustand seines Freundes ging ihm doch sehr nahe.

Dann jedoch hörte er einen Satz des Wachen, der ihn stutzig werden ließ: "Und warum sollte ich jemanden reinlassen, der mir nicht einmal in die Augen sieht?"

Es war nicht einmal so, dass der Shuten eine bestimmte Vermutung hatte, dennoch sagte sein Gefühl ihm, dass es besser war, einmal nachzusehen.

Langsam ging er auf die beiden Männer zu und da erkannte er den Neuankömmling - natürlich hatte er Keika bereits in seiner menschlichen Gestalt gesehen.

"Lass ihn durch", befahl er, ohne groß darüber nachzudenken. Natürlich konnte er sich vorstellen, warum der Dämon ein solches Risiko eingegangen war und auch wenn er selbst nicht so recht wusste, wie es weitergehen sollte, wollte er ihm einen kurzen Besuch bei Teiou nicht verweigern.

"Aber Shuten-dono ..."

"Kein Aber! Hab ich mich unklar ausgedrückt?" Normalerweise benahm er sich nicht so herrisch, aber das war eine Ausnahmesituation und er hoffte nur, dass niemand Keikas verräterische Augenfarbe sehen würde.

"Nein, habt Ihr nicht." Der Soldat trat etwas widerwillig zur Seite und Keika ging schnell an ihm vorbei.

"Vielen Dank", sagte er leise, hob einen Moment den Blick und sah Tia ins Gesicht. Als der Shuten ihm kaum sichtbar zunickte war er unendlich erleichtert. Kein Zweifel, er war auf seiner Seite.

"Folge mir."

Dicht gefolgt von Keika ging das Oberhaupt des Himmelsreiches den selben Weg zurück, den er gerade gekommen war. Im Moment war nur eine Bedienstete bei Teiou. Nachdem er Tag und Nacht nicht von der Seite seines Sohnes gewichen war hatte Soryuou sich wenigstens für ein paar Stunden zur Ruhe gelegt.

Auf dem Weg sprachen sie sicherheitshalber kein Wort, auch wenn Keika so unendlich viele Fragen auf der Zunge lagen und die Sorge um Teiou ihn fast schon wahnsinnig machte.

Endlich erreichten sie eine verschlossenen Tür, vor der sie stehen blieben.

"Warte einen Augenblick", sagte Tia seinen Begleiter mit leiser Stimme und ging hinein. Er tauschte ein paar kurze Worte mit dem Mädchen aus, das pflichtbewusst am Bett des Prinzen saß, schickte sie vorübergehend hinaus und bat Keika hinein.
 

***
 

Kaum hatte der Dämon in Menschengestalt das Zimmer betreten, eilte er auch schon zum Bett seines Geliebten und ging davor in die Knie. Zögernd, unendlich vorsichtig, ergriff er die Hand des leichenblassen, reglosen Mannes mit seiner Rechten, mit der Linken strich er ihm sanft über die Wange. In dem Moment ließ er auch seine Tarnung fallen, sah also wieder aus wie immer. "Was ist mit ihm?"

Tia, der mittlerweile die Tür geschlossen hatte und nun hinter ihm stand, erklärte kurz, was dem Prinzen fehlte. "Kannst du ihm helfen? Weißt du ein Gegenmittel?"

Ein resigniertes Kopfschütteln war die Antwort. "Nicht, solange ich keine Probe vom Gift habe. Es gibt in der Dämonenwelt so viele verschiedene Sorten. Wenn ich ihm das falsche Gegenmittel gebe stirbt er."

Das hatte der Shuten befürchtet, also mussten sie darauf hoffen, dass Teiou von selbst aufwachen würde. So gering die Chance dafür auch war.

Gerade wollte Tia wieder zum Reden ansetzen als plötzlich die Tür geöffnet wurde - einer der Beamten kam herein. "Da seit ihr ja, Shuten-dono, wir ..." Da fiel sein Blick auf Keika, der nach wie vor vor Teious Bett kniete.

Ehe die beiden sich versahen hatte der Beamte die Wachen gerufen, Tia wurde mehrmals gefragt, ob er auch angegriffen oder bedroht worden sei und Keika wurde festgenommen.

Zwei Wachen hielten ihn fest, gleichzeitig wurde er von mehreren anderen umringt. Offenbar hatten sie von dem Vorfall im Garten gelernt.

Erst wehrte er sich auch nicht groß, der Schock über Teious Verfassung saß einfach noch zu tief, lähmte ihn regelrecht.

Doch als man ihn aus dem Zimmer führte stemmte er sich gegen die Griffe der Männer, sah verzweifelt zum Shugo-Shuten. "Shuten-dono, ich war das nicht!"

"Ich weiß, Keika." Und Tia wünschte sich nichts mehr als den Männern einfach anordnen zu können, ihn gehen zu lassen. Wofür hatte er denn die ganze Macht wenn er damit nicht einmal seine Freunde beschützen konnte?
 

~ Wird fortgesetzt ~

5. Kapitel

Vorwort: So, hier endlich das neue Kapitel^^ Hat diesmal etwas länger gedauert^///^ Viel Spaß!
 

Beta: Kiyahotep - thank you^^
 

5. Kapitel
 

"Ich weiß, ich hätte nicht weglaufen dürfen, aber ich hab in dem Moment nicht nachgedacht." Während er zum 3. Mal erzählt hatte, was passiert war, war Keikas Stimme immer leiser geworden. Tia fand, dass er müde aussah. Eigentlich kein Wunder. Erst die Flucht, dann hatte er schon zwei Verhöre mitmachen müssen und jetzt saß er im alles andere als gemütlichen Kerker in Einzelhaft. Schließlich konnte man nicht einmal Verbrechern zumuten mit einem Dämon eine Zelle zu teilen.

Lächerlich.

Aber wahrscheinlich war es besser so, so hatte er wenigstens seine Ruhe vor Anfeindungen - solange diese nicht von den Wachen kamen, was Tia bereits unterbunden hatte, zumindest hoffte er, dass seine ernsten Worte von vorhin etwas gebracht hatten.

"Du solltest dir nicht zu viele Gedanken machen. Teiou ist stark, er wird bestimmt bald aufwachen und dann kommst du auch wieder hier raus." Beim Gedanken an die wahrscheinliche Reaktion seines Freundes, wenn er erfuhr, dass sein Geliebter im Kerker saß, musste Tia ein wenig lächeln. "Er wird einen Anfall kriegen, wenn er hört, dass du hier bist. Da werde ich mir etwas anhören können."

"Es ist nicht Eure Schuld. Ihr könnt unter diesen Umständen nichts tun." Kurz glitt Keikas Blick über die trostlosen, kalten Mauern und die Gitter, die ihn einschlossen.

Unwillkürlich dachte der Shuten daran, wie er Teiou einmal gesagt hatte, wie sehr Keika seine Freiheit liebte. Dies hier, verbunden mit dem Wissen, dass sein Freund vielleicht nicht überleben würde musste ihm sehr zusetzen. "Trotzdem ... Wenn ich etwas für dich tun kann, lass es mich wissen. Ich werde auch regelmäßig herkommen." Ihn einfach rauszuholen war praktisch unmöglich, das hätte seiner Glaubwürdigkeit und seiner Stellung als Shugo-Shuten maßlos geschadet und er durfte nicht nur an Keika denken, er war dem gesamten Volk verpflichtet. Man brauchte ihn und die Menschen mussten ihm vertrauen können. Schon dafür, dass er ihn in Teious Zimmer gebracht hatte, war er kritisiert worden.

Irgendwie schaffte der Dämon es, sich ein halbherziges Lächeln abzuringen. "Danke." Es tat gut zu wissen, hier nicht die ganze Zeit ganz allein zu sein und zumindest ab und zu davon zu hören, wie es Teiou ging.

Teiou.

Wie gerne er jetzt an seinem Bett gesessen hätte! Er wollte sich doch um ihn kümmern, bei ihm sein, seine Hand halten. Stattdessen saß er hier unschuldig im Kerker während der wahre Täter frei herumlief.

Als hätte Tia seine Gedanken gelesen ergriff er wieder das Wort: "Ich lasse ein paar vereinzelte Soldaten nach dem wahren Täter suchen." Wieder lächelte er ganz leicht. "Es gibt durchaus einige, die dir als ihrem Feldmarschall gegenüber loyal sind."

Überrascht sah Keika auf, dann jedoch schlich sich das erste richtige Lächeln nach - wie es ihm schien - Ewigkeiten auf seine Lippen. "Danke. Ich weiß nicht, was ich tun würde, wenn Ihr ..."

"Bedank' dich nicht dauernd. Und mach dir nicht zu viele Gedanken. Es wird sich bestimmt alles zum Guten wenden." Zumindest hoffte er das, sehr sogar.

Die beiden verabschiedeten sich voneinander und der Shugo Shuten verließ den Kerker wieder, so leid es ihm auch tat, Keika dort zurücklassen zu müssen.
 

***
 

Zu seiner Überraschung wurder er bereits erwartet als er aus dem Kerker nach oben stieg. Vor dem Tor stand Ashray und sah ihn mit neutralem Gesichtsausdruck an. "Du warst bei dem Dämon?"

"Nenn ihn nicht immer so." Tias Stimme klang widerwillig, leise, besorgt.

Das merkte auch Ashray und versuchte sich halbwegs zusammenzunehmen. "Du glaubst wirklich an seine Unschuld, oder?"

"Natürlich. Du nicht?" Fest sah der Shuten seinen Freund in die Augen. Er konnte ihm nichts vormachen - selbst er zweifelte daran, dass Keika in der Lage war, Teiou zu verletzen.

Der Generalfeldmarschall wich dem Blick nach wenigen Sekunden aus, starrte auf den Boden und drückte sich erst einmal vor der Antwort. Nein, er traute den Dämonen nicht und nur weil man ihn in die Uniform eines Feldmarschalls gesteckt hatte, wirkte Keika auf ihn nicht im Geringsten glaubwürdiger. Aber andererseits ... Teiou gegenüber war er immer loyal gewesen, hatte sogar sein Leben für ihn auf's Spiel gesetzt - mehr als nur einmal. "Naja, ich traue ihm ja so einiges zu, aber dass er Teiou etwas antun würde ..." Ein etwas verlegenes Lächeln formte sich auf Ashrays Lippen. "Wenn mir jemand erzählt hätte, dass er dem etwas angetan hat, der Teiou verletzt hat, hätte ich das sofort geglaubt. Aber das ..."

"Eben. Keika war noch kurz vor dem Anschlag bei mir im Arbeitszimmer und wir haben uns ganz normal unterhalten, er hat sich nicht irgendwie merkwürdig oder nervös verhalten, kein bisschen. Er hat sich sogar noch Gedanken gemacht, weil er Teiou so lange im Regen hat stehen lassen."

"Warum war er denn überhaupt bei dir?"

Tia runzelte kurz nachdenklich die Stirn. "Das war allerdings etwas merkwürdig." Daran hatte er bei der ganzen Aufregung gar nicht mehr gedacht. "Er hat mir gesagt, dass die Tochter des Kochs - du weißt schon, dieses 6-jährige Mädchen, das immer den Himmelsturm unsicher macht - ihm ausrichten sollte, dass ich ihn habe rufen lassen. Naja, wir sind dann auf den Schluss gekommen, dass die Kleine sich einen Scherz erlaubt hat."

"Einen Scherz, der den Shugo-Shuten miteinbezieht? Meinst du wirklich?"

"Naja, das kam mir auch merkwürdig vor, aber was hätten wir denn sonst denken sollen?"

"Stimmt schon", gab Ashray nach einer kurzen Pause schließlich zu. "Aber vielleicht sollten wir unter diesen Umständen mal mit der Kleinen reden? Vielleicht kann sie ja weiterhelfen."

Das klang mehr als vernünftig. Sicher, es war gut möglich, dass es gar nichts bringen würde, Siara auszufragen - aber es war die einzige Spur, die sie hatten.

Also machten die beiden Männer sich auf die Suche nach dem Kind. Allzu schwer war es zum Glück nicht, da sie sich gerade bei ihrem Vater in der Küche aufhielt.

Serat war ein einfacher, pflichtbewusster Mann. Als der Shugo-Shuten und der Prinz des Südreiches seine Küche betraten, verneigte er sich tief und begrüßte sie förmlich. "Wie kann ich Euch helfen, Shuten-sama?"

"Ich würde gern mit Siara sprechen, wenn das in Ordnung ist."

Erschrocken blickte der Koch auf. "Hat sie etwas angestellt?" Sein Gesichtsausdruck sprach Bände. Was konnte seine Tochter nur getan haben, dass der Shuten persönlich kam um das zu klären?

Sofort beruhigte Tia ihn. "Eure Tochter hat nichts Schlimmes getan. Ich möchte sie nur etwas fragen. Es ist wichtig."

Sichtlich aufatmend nickte Serat. "Natürlich. Siara, komm bitte her."

Das Mädchen, das sich bisher etwas im Hintergrund gehalten hatte, trat nun nach vorne und verneigte sich. "Ja, Shuten-sama?" Mit kindlicher Neugierde sah sie zu Tia auf.

Dieser lächelte und kniete sich hin, um mit ihr auf Augenhöhe zu sein. Ihren etwas geschockten Vater ignorierte er dabei, aber Siara selbst schien dadurch auch offener zu werden.

"Sag mal, Kleines, erinnerst du dich noch an den Tag als du Keika-dono ausgerichtet hast, dass er zu mir kommen soll?"

Sie nickte ernst, wobei weder Tia noch Ashray, der hinter ihm stand, einen schuldbewussten Gesichtsausdruck wahrnahmen. War sie so eine gute Schauspielerin oder hatte sie wirklich nichts angestellt?"

"Weißt du noch, wer dir gesagt hat, dass ich ihn erwarte?"

Sie schien einen Moment lang angestrengt nachzudenken, dann schüttelte sie leicht den Kopf. "Ich weiß nicht mehr so genau. Er ist so schnell gelaufen und als er es mir gesagt hat, ist er gleich weiter. Er hatte einen Mantel an."

"Einen Mantel? Mehr weißt du nicht mehr?"

Wieder schüttelte sie den Kopf.

"Und es kann nicht sein, dass du ihn kanntest?"

"Naja ... Er kam mir schon irgendwie bekannt vor. Aber ich weiß nicht, woher. Aber ..."

"Aber?" Hakte Tia sanft nach.

"Aber ich kannte ihn nicht gut. Sonst hätte ich ihn ja an der Stimme erkannt."

Und so hatte sich ihre einzige Spur als völlig nutzlos herausgestellt. Trotzdem, Siara hatte sich bemüht, sie hatte hilfreich sein wollen. "Danke, du hast uns wirklich sehr geholfen, Siara."

Da strahlte das Mädchen.
 

***
 

Tia war allerdings gar nicht nach Strahlen zumute. "Das hat ja nicht wirklich etwas gehofen", sagte er leise zu Ashray als sie den Gang entlang gingen, weg von der Küche.

"Nein, aber irgendjemand hat Keika zu dir geschickt, das glaube ich der Kleinen. In der Zeit hätte dieser Jemand die Möglichkeit gehabt, Teiou zu verletzen und unerkannt zu verschwinden. Natürlich nur theoretisch. Offiziell ist das natürlich nicht genug um Keika zu entlasten."

"Nein, aber irgendwie ist es gut zu wissen, dass sogar du mittlerweile an seine Unschuld glaubst." Mit einem leichten Lächeln sah er zu seinem Jugendfreund herab.

Ashray wich wie so oft in den letzten Jahren seinem Blick aus..
 

~ Wird fortgesetzt ~

6. Kapitel

Vorwort: So, diesmal ging's ein bisschen schneller xP Ich freue mich wie immer auf eure Meinung^^
 

Beta: kiyahotep ^_^
 

6. Kapitel
 

Nun saß er hier schon drei volle Tage.

Mal starrte er stumpfsinnig die nackten Wände an, mal streifte er wie ein gefangenes Tier hin und her. Obwohl Tia den Wachen verboten hatte, ihm die Gefangenschaft in irgendeiner Weise noch schwerer zu machen, ließen sie sich doch keine Gelegenheit entgehen, ihn zu demütigen. Lautstark unterhielten sie sich darüber, dass er es doch verdient hatte, dass man ihm nie hätte trauen dürfen und noch vieles mehr.

Und das obwohl die Gefangenschaft selbst ihm schon genug zu schaffen machte.

Er hasste diese Enge, die bedrückende Stille, die hier im Einzelverließ herrschte und natürlich die kahlen Wände und die kalten Gitter, die ihn zu verhöhnen schienen. Außerdem war es bitterkalt hier unten. In dieser Nacht war es plötzlich ziemlich abgekühlt und aus offensichtlichen Gründen bekam Keika im Gegensatz zu den anderen Gefangenen keine Decken oder andere Aufwärmmöglichkeiten.

Vor Jahren schon hatte Tia angeordnet, dass auch Kerkerinsassen - sogar die Schwerstverbrecher unter ihnen, die zum Tode verurteilt worden waren - vor extremer Kälte geschützt werden mussten, was keineswegs überall selbstverständlich war. Davon hatte der Dämon jedoch wenig und er wusste nicht, ob Tia heute selbst herkommen würde. Schließlich hatte er auch genug zu tun.

Das Schlimmste jedoch war die Ungewissheit.

Nur etwa zweimal täglich wurde er - vom Shuten selbst oder von einem von ihm geschickten Boten - über Teious Zustand aufgeklärt. Natürlich war das im Grunde häufig, aber die Zeit dazwischen war fast unerträglich für Keika.

Nun saß er also am dritten Tag in einer Ecke und versuchte das leichte Zittern seiner Glieder zu unterdrücken und sich, indem er sich möglichst klein zusammenkauerte, wenigstens ein klein wenig aufzuwärmen. Viel brachte das jedoch auch nicht.

Plötzlich hörte er Schritte und als er aufsah erkannte er zu seiner Überraschung nicht nur die beiden zuständigen Wachen sondern auch Teious Vater, den Tenno des Ostreiches.

"Lasst uns alleine." Die Stimme des älteren Mannes duldete keinen Widerspruch und obwohl es den Wachen nicht zu gefallen schien, verließen sie den Bereich von Keikas Einzelzelle und schlossen die schwere Holztür hinter sich, die ihn ihn von den Zellen der anderen Gefangenen abtrennte.

Soryuou jedoch trat langsam auf die Gitter zu und sah in die Ecke, in der Keika saß, wobei diesem auffiel wie müde und ... alt ... der Tenno auf einmal wirkte. Er war immer ein starker Herrscher gewesen, selten hatte man ihm wirklich Schwäche angesehen. Die Verletzung seines jüngsten Sohnes jedoch hatte ihn offenbar stark mitgenommen.

Plötzlich fuhr dem Dämon ein schrecklicher Gedanke durch den Kopf. Was wenn es nicht nur die Verletzung war? Was wenn Teiou gerade gestorben war und Soryuou nur hier war um den angeblichen Mörder seines Sohnes persönlich seine gerechte Strafe zukommen zu lassen? Nun, wenn Teiou wirklich tot war, sollte es Keika recht sein.

Langsam stand er auf und trat auf das Gitter zu. Er hatte keine Ahnung, was ihn erwartete. Glaubte der Tenno an seine Schuld?

Wahrscheinlich. Warum auch nicht, bei den Beweisen? Irgendwie tat es dem Dämon weh, daran zu denken. Er hatte Teious Vater eigentlich immer sehr gern gemocht. Im Gegensatz zu vielen anderen hatte er ihre Beziehung nach relativ kurzer Zeit ohne Argwohn betrachtet und hatte Keika mit Respekt behandelt.

Trotzdem - er musste die Frage jetzt einfach stellen, sie ließ ihm keine Ruhe. "Soryuou-sama, wie geht es Teiou?" Mit seiner gewöhnlichen Selbstbeherrschung war es nicht mehr allzu weit her, seine Stimme zeugte von Sorge und Angst.

Soryuou kam etwas näher an die Gitter und sah Keika direkt in die Augen. Nach einigen unendlich langen Sekunden antwortete er schließlich: "Sein Zustand ist unverändert."

Obwohl die Antwort im Grunde nicht positv war schloss der Dämon für einen Moment erleichtert die Augen. Es kostete ihm alle Kraft nicht aufzuschluchzen. Soryuou war nicht hier um ihm zu sagen, dass sein Geliebter tot war, Teiou lebte.

Noch bevor er die Augen wieder öffnete hörte er wieder die Stimme des älteren Mannes auf der anderen Seite der Gitterstäbe. "Du siehst schlecht aus."

Fast schon geschockt öffnete Keika, der noch immer etwa zwei Meter von seinem Besucher entfernt stand, die Augen. Hatte er Sorge in der Stimme von Teious Vater gehört? Es war ihm fast unmöglich, etwas zu sagen, Worte zu formulieren. Was hätte er auch sagen sollen?

"Keine Angst, ich glaube nicht, dass du es warst."

"Danke." Er wusste nicht, was er sonst hätte sagen können, aber diese paar Worte, die Soryuou gerade gesagt hatte, bedeuteten ihm so viel. Langsam und mit gesenkten Blick trat er an die Gitterstäbe und zu seiner unendlichen Überraschung legte ihm der Tenno eine Hand auf die Wange und hob sein Gesicht sanft an, sodass die beiden Männer sich ansehen konnten.

"Ich habe gehört, du isst nichts", tadelte Soryuou ihn sanft. "Du bist jetzt schon ganz dünn geworden. Denkst du, dass Teiou das will? Wenn der sieht, wie stark du abgenommen hast, wirst du dir was anhören können."

Ein trauriges Lächeln schlich sich auf Keikas Lippen. "Ich bin gerne bereit mir eine stundenlange Moralpredigt anzuhören, wenn er nur aufwacht."

Ja, das konnte Soyuou sich gut vorstellen. Nur zu gern hätte er wieder die gelegentlichen Eskapaden seines Jüngsten ertragen, wenn dieser nur endlich die Augen geöffnet hätte. "Teiou wird ganz sicher bald aufwachen, wir sind eigentlich dumm, dass wir uns darüber Gedanken machen."

"Ja ... So stur wie er ist kann er gar nicht an so etwas ... " 'Sterben' hatte er sagen wollen, aber es kam ihm nicht über die Lippen. Es war schön, sich so etwas einzureden, aber leider nicht immer leicht.

Nach kurzem Zögern ließ Soyuou seine Hand wieder sinken, sah Keika aber weiter in die Augen. "Wirst du hier einigermaßen anständig behandelt?"

Keika war gerührt von der Sorge in den Augen des Tenno, aber er wollte ihm nicht noch mehr Probleme machen. "Ja, es geht schon. Macht Euch keine Gedanken."

"Na gut. Aber wenn ich dir irgendwie helfen kann, möchte ich, dass du es mir sagst oder jemanden nach mir schickst, ja?"

"Das werde ich. Danke." Er dachte gar nicht daran, ihn damit zur Last zu fallen, aber dennoch half es schon, dass er ihm das anbot. Leicht lehnte er sich an die Gitterstäbe, umklammerte einen davon unwillkürlich mit der rechten Hand. Der Nahrungs- und Schlafmangel machte sich schon irgendwie bemerkbar.

"Und bedank dich nicht ständig! Das ist doch selbstverständlich." Nein, Keika sah wirklich nicht gut aus. Leicht schüttelte der Tenno den Kopf - wie hatte es nur so weit kommen können? Nach kurzem Zögern legte er seine Hand auf die des Dämons und machte dieselbe Festellung wie in dem Moment, als er sein Gesicht berührt hatte: Er war eiskalt. "Sag mal, bekommst du denn keine Decke oder so etwas?"

"Noch habe ich keine bekommen." Und er erwartete auch nicht, dass sich das ändern würde.

Das durfte doch nicht wahr sein! Soryuou hatte einen dicken Mantel an und fror trotzdem, Keika hingegen trug nur ein ganz leichtes Hemd und eine Hose. Kurzerhand nahm er seinen Mantel ab, fasste mit beiden Händen durch die Stäbe und legte ihm Keika um die Schultern.

"Aber ..."

"Kein Aber! Den behältst du und wehe jemand wagt es, ihn dir wegzunehmen. Ich werde gleich nochmal mit den Wachen reden. Und sobald man dir etwas Essbares bringt, wird es gegessen, ist das klar?"

Dankbar und fast sprachlos nickte Keika. "Das werde ich", versprach er leise, wobei er wieder hart mit den Tränen kämpfte.

"Gut ..." Es tat ihm fast schon weh, den Freund seines Sohnes hier allein zurücklassen zu müssen, aber ewig konnte er nicht bleiben. "Ich komme morgen wieder. Versuch dir nicht zu viele Gedanken zu machen."

Mit einem leichten Lächeln sah Keika den Tenno an. "Ihr solltet Euren eigenen Rat beherzigen."

Jetzt musste auch der Ältere lächeln. "Ich weiß, ich weiß." Er seufzte leise. "Ich muss dann wieder gehen. Bis morgen."

"Bis morgen ..."
 

***
 

Wie versprochen aß Keika sein Abendessen auf und wickelte sich dann so gut wie möglich in den Mantel ein um etwas Schlaf zu finden.

Das war allerdings nicht so leicht. Immer wenn er die Augen schloss ging ihm Teious bleiches Gesicht nicht aus dem Kopf - immer wieder sah er es vor sich.

Erst nach einer ganzen Weile merkte er, das er beobachtet wurde. Es war nicht einmal nicht so, dass er etwas gehört hatte, aber irgendwie spürte er förmlich den Blick des anderen auf sich - bei so etwas war er recht sensibel.

Langsam sah er auf und wie erwartet hatte er Recht gehabt - die Holztür war einen Spalt offen. Und das nicht zum ersten Mal, in der letzten Nacht war es genauso gewesen. Wer hatte Interesse daran ihn zu beobachten?

"Wer ist da?"

Eine Antwort gab es nicht - dafür wurde die Tür hastig geschlossen und Keika blieb ratlos zurück.
 

~ Wird fortgesetzt ~

7. Kapitel

Vorwort: So, nach dem hier sind's also nur noch 3 Kapitel - schon fast zuende^^" Ich hoffe, euch gefällt's! Das nächste Kapitel ist auch schon zum Teil fertig - kommt also in den nächsten Tagen ^.~
 

Beta: kiyahotep - arigatô ^_^
 

7. Kapitel
 

"Es tut mir so leid." Tias Stimme war sehr leise als er am Bett seines Freundes saß und dessen eiskalte Hand hielt. Teiou war nun fast drei Monate nicht aufgewacht; er war blass und abgemagert, da man ihm ja nur flüssige Nahrung einflößend konnte. "Ich hab versucht ihn zu beschützen, aber man meint, dass es immer fragwürdiger werde, ob du wieder aufwachst und dass die Beweise zu erdrückend seien." Sanft strich er dem Bewusstlosen eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Ich weiß, dass du wieder aufwachst, aber die Beamten, die für die Rechtssprechung zuständig sind, tun das nicht. Teiou ... Du musst dich beeilen und sehr bald aufwachen. Keikas Hinrichtung soll nächste Woche stattfinden und nichts weist auf seine Unschuld hin."

Er bekam keine Reaktion.
 

***
 

Erschrocken sah der Shuten von seiner angehäuften Schreibtischarbeit auf. Seit zwei Tagen - seit Keikas Todesurteil ausgesprochen worden war - war er nicht wirklich in der Lage gewesen, sich darauf zu konzentrieren. Die ganze Zeit hatte er überlegt, wie er seinem Freund noch helfen konnte, aber eine wirklich brauchbare Idee war ihm leider nicht gekommen.

Jetzt war die Tür aufgestoßen worden und ein sehr aufgebrachter Soryuou sah ihn an.

Der Tenno des Ostreiches war in den letzten drei Monaten, so oft es seine Pflichten zuließen, hergekommen, um bei seinem jüngsten Sohn zu sein und jedes Mal hatte er auch Keika mindestens einmal besucht. Seine beiden älteren Söhne nahmen ihm dabei so viel ab wie sie konnten, denn auch wenn sie den Dämon nicht leiden konnten - und wahrscheinlich im Gegensatz zu ihrem Vater auch an seine Schuld glaubten - verstanden sie doch, dass er bei seinem Sohn sein wollte.

"Ich habe Euren Brief bekommen - gibt es denn keinen Ausweg?" Soryuou setzte sich auf eine Geste Tias hin auf den Stuhl, der dem Schreibtisch gegenüber stand.

"Ich fürchte nein. Wir haben trotz unserer Bemühungen keine Gegenbeweise, die für Keikas Unschuld sprechen, gefunden. Und die Beamten argumentieren, dass es immer unwahrscheinlicher wird, dass Teiou aufwacht. Sie meinen, seine Aussage sei nicht notwendig, da Keikas Schuld sowieso erwiesen sei."

"Erwiesen? So ein Unsinn!" Aber selbst der Tenno musste zugeben, dass selbst er in Anbetracht der Umstände an die Schuld des Dämons geglaubt hätte, wenn er den Freund seines Sohnes nicht persönlich gekannt hätte.

"Glaubt mir, auch ich glaube an seine Unschuld. Nein, ich bin fest davon überzeugt - aber beweisen können wir gar nichts."

Offensichtlich frustriert stand Soryuou auf und machte sich daran, das Arbeitszimmer des Shuten wieder zu verlassen.

"Wo wollt Ihr hin?" Tia stand besorgt auf und sah dem älteren Mann nach.

"Erst sehe ich kurz nach Teiou und dann gehe ich zu Keika." Wohin sollte er auch sonst?
 

***
 

Etwa eine viertel Stunde saß Soryuou am Bett seines Sohnes, dann machte er sich auf den Weg in den Kerker.

Dort fand er Keika in einer Ecke sitzend vor. Offenbar hatte er schon von seinem Schicksal erfahren, denn er war fast schon apathisch und bemerkte seinen Besucher erst gar nicht.

"Keika?"

Etwas erschrocken sah der Dämon auf. "Soryuou-sama? Entschuldigt, ich hatte Euch nicht erwartet." Langsam stand er auf und ging bis zu den Gittern vor, um sich besser mit Teious Vater unterhalten zu können.

Dieser hatte richtig geraten - Keika war am Tag zuvor gesagt worden, dass er in der nächsten Woche mit seiner Hinrichtung zu rechnen hatte - und diese Nachricht hatte ihn natürlich völlig aus der Bahn geworfen.

Obwohl ihm diese drei Monate ewig vorgekommen waren und jeder Tag in diesem Verließ eine Qual für ihn bedeutete, hatte er die Hoffnung, noch einmal in Teious Armen liegen zu können, niemals aufgegeben.

"Du weißt es?" Die Frage war überflüssig - das wusste der Ältere selbst, und doch hatte er sie stellen müssen.

"Ja." Keikas Stimme war unendlich leise, kaum hörbar.

"Es tut mir so leid. Ich kann dir nicht helfen."

Keika konnte dem Tenno ansehen, wie sehr die Situation auch ihn belastete. "Es ist doch nicht Eure Schuld. Ich ... Ich möchte mich bei Euch bedanken. Dafür, dass ihr Euch in letzter Zeit so um mich gekümmert habt. Ich weiß nicht, ob ich diese Zeit ohne Euch und dem Shugo-Shuten überstanden hätte."

Niedergeschlagen schüttelte er den Kopf. "Das war doch selbstverständlich", sagte er leise. "Ich wünschte nur, ich hätte mehr tun können. Wenn es noch irgendetwas gibt, das du dir wünschst, dann sag es bitte." Er hoffte wirklich, dass der Dämon ihn um irgendetwas bitten würde - dieses Gefühl, nichts für ihn tun zu können war furchtbar.

Auf Keikas Lippen schlich sich ein winziges, trauriges Lächeln. "Diesen Wunsch könnt ihr mir nicht erfüllen."

"Lass es auf einen Versuch ankommen."

"Ich würde Teiou gerne noch einmal sehen."

Lange sahen sie sich einfach nur an, dann nickte Soryuou. "Das wirst du - das verspreche ich dir." Mit diesen Worten wandte er sich ab und ließ einen verwirrten Keika zurück.
 

***
 

Konnte er wirklich darauf hoffen? War es wirklich möglich, dass der Tenno dafür sorgte, dass er seinen Geliebten noch einmal sehen konnte?

Er wusste ja selbst nicht, was er sich davon versprach - er machte sich ja nicht einmal vor, dass Teiou, wenn er nur noch einmal seine Stimme hörte, endlich aufwachen würde; trotzdem wollte er noch einmal seine Hand halten, seine Nähe spüren.

Seufzend zog er sich wieder in seine Ecke zurück, setzte sich und lehnte sich an die Wand. Hier hatte er in den letzten Monaten die meiste Zeit verbracht, hier war er am weitesten weg von den Wachen, die es noch immer nicht langweilig fanden, ihn zu quälen - und am weitesten weg von den Blicken, die er jede Nacht auf's Neue auf sich spürte.

Das alles war so demütigend, so depremierend.

Tia hatte bereits die Wachen gefragt, wer das sein könnte, aber die stellten das Ganze einfach so hin, als hätte der Dämon Halluzinationen. Selbst Tia und Soryuou schienen nach einer Weile gedacht zu haben, dass er das Gefangensein einfach nicht verkraftete und sich das nur einbildete.

Also hatte er das Thema nicht mehr angesprochen. Mittlerweile zweifelte er da ja fast an sich selbst.
 

***
 

"Shuten-dono, ich muss noch einmal mit Euch sprechen."

Tia hatte Ashray, der extra aus dem Südreich hergekommen war, gerade die Situation erklärt, und sah nun auf, als Soryuou hereinkam. "Natürlich. Wie kann ich Euch helfen?"

"Keika hat den Wunsch geäußert, Teiou noch einmal sehen zu dürfen. Ich möchte ihm den erfüllen." Er hielt kurz inne. "Wenn ich schon sonst nichts tun kann."

"Teiou sehen? Das ist doch unmöglich. Wir können ihn nicht in den Kerker bringen und Keika zu ihm zu bringen geht auch nicht." Natürlich konnte der Shugo-Shuten diesen Wunsch nur zu gut nachvollziehen und es war ja nicht so, dass er ihn nicht erfüllen wollte - aber wie?

Da mischte der Prinz des Südreichs sich ein. "Wir lenken die Wachen ab, bringen den Dämon unbemerkt zu Teiou und wieder zurück, bevor man es merkt. Die gehen doch sowieso nur alle halbe bis eine Stunde zu ihm in die Einzelzelle. Oder?"

Die beiden anderen Männer konnten nicht einmal erahnen, ob es nun ein Scherz war, oder ernst gemeint - aber Ashray war durchaus zuzutrauen, dass es sein voller Ernst gewesen war.

Bevor er und Soryuou noch auf die Idee kamen, diesen durchaus fragwürdigen Plan wirklich durchzuziehen ergriff Tiarandear lieber wieder das Wort. "Ich glaube, ich werde doch meinem Ruf etwas schaden und veranlassen, dass Keika Teiou unter Ashrays Aufsicht besuchen kann."

"Unter meiner Aufsicht? Warum ich? Ich mag ihn nicht einmal!"

Dazu sagte keiner der anderen beiden Männer etwas, stattdessen beantwortete Tia einfach die Frage. "Weil du Generalfeldmarschall bist und es sicher unangenehm für Keika wäre, wenn ein Fremder dabei wäre."

Das musste selbst Ashray zugeben. "Und du willst das wirklich durchziehen? Da gibt es bestimmt eine Menge Kritik an dir."

"Na und?" Mit traurigen Augen sah Tia aus dem Fenster, ohne dabei wirklich wahrzunehmen, was draußen vor sich ging. "Es ist das Letzte, das ich für Keika tun kann."
 

***
 

Zwei Tage später wurde dieser Plan in die Tat umgesetzt.

In der Begleitung von nicht weniger als 20 Wachen - die Erinnerungen an Keikas Flucht waren offenbar noch sehr lebhaft - begab sich der Dämon zum Himmelsturm.

Trotz der Menschenmenge um ihn herum tat es ihm unheimlich gut, wieder einmal an der frischen Luft zu sein, nicht den Mief des Kerkers in der Nase zu haben und den leichten Wind in seinem Haar zu spüren.

Ihm fehlte das alles so sehr.

Und trotzdem konnte er es nicht bereuen, damals nach seiner Flucht zurückgekehrt zu sein. Die Ungewissheit um Teious Zustand hätte er noch weniger ertragen.

Sie betraten den Himmelsturm und als sie an Teious Zimmertür kamen warteten dort schon Tia, Ashray und Soryuou, die als einzige mit ihm zusammen den Raum betraten, sich aber diskret im Hintergrund hielten.

Langsam, fast schon zögerlich, ging Keika dann auf das Bett zu. Als er seinen Geliebten sah, schossen ihm unwillkürlich Tränen in die Augen, die er nur schwer zurückhalten konnte. Er wirkte so blass, so hilflos.

Vorsichtig setzte er sich auf die Bettkante und streichelte zärtlich über Teious Wange. Die andere Hand hatte er sanft auf seine Schulter gelegt. Als er sprach war er leicht über ihn gebeugt. "Hallo", sagte er leise. "Tut mir leid, dass ich erst jetzt hier bin. Ich wäre gerne früher gekommen, das kannst du mir glauben." Wieder musste er mit den Tränen kämpfen. "Ich weiß, dass du wieder aufwachst, es tut mir nur leid ... dass ich dann nicht da sein werde." Jetzt konnte er sich nicht mehr ganz beherrschen und ein paar vereinzelte Tränen liefen über seine Wangen.

"Ich liebe dich so sehr, Teiou." Vorsichtig ließ Keika seinen Kopf an seine Brust sinken - die Wunde war ja schon längst verheilt -, schloss die Augen und lauschte eine Weile still seinem etwas schwachen, aber steten Herzschlag. Dabei hatte er seine Arme um ihn gelegt.

Hätte ein Außenstehender diese Szene aus einiger Entfernung beobachtet hätte dieser geglaubt ein glückliches Liebespaar vor sich zu sehen, das sich ganz normal zur Ruhe gelegt hatte um ein wenig zu schlafen.

Erst wenn er näher gekommen wäre, wäre ihm aufgefallen, dass beide blass waren - Keika vom langen Kerkeraufenthalt und Teiou bedingt durch seinen komaartigen Zustand - ihm wäre aufgefallen, dass Teiou viel zu dünn war und dass dem Dämon an seiner Brust stumme Tränen aus den Augen liefen.

Nein, dieser Moment hatte wirklich nicht viel mit Glück zu tun, und doch wünschte Keika sich, dass er nicht enden würde.
 

~ Wird fortgesetzt ~

8. Kapitel

Vorwort: So, jetzt sind's nur noch 2 Kapitel, die kommen werden^^ Hat doch etwas länger gedauert, aber ich hab noch einen "Pet Shop of Horrors" One-Shot geschrieben, vielleicht mag das ja auch jemand lesen^^ Bald fange ich noch mit einer längeren "Herr der Ringe" Fanfic an *Werbung mach xD* Naja, jetzt erstmal viel Spaß beim neuen Kapitel^^
 

Beta: kiyahotep
 

8. Kapitel
 

Keika erinnerte sich nicht daran, jemals so müde gewesen zu sein.

Den ganzen Tag war er ruhelos in seinem Gefängnis auf und ab gegangen und doch konnte er jetzt kein Auge zumachen.

Wie spät es war konnte er nicht sagen, aber dies war die letzte Nacht, die ihm noch vergönnt sein sollte und jede Minute zog sich schier unendlich hin.

Am nächsten Tag schon würde alles vorbei sein ... Er würde nicht da sein, wenn Teiou aufwachte, würde nie wieder seine Stimme hören.

Alles vorbei.

Der Gedanke war regelrecht unerträglich und Keika fing wieder an, unruhig durch seine Zelle zu streifen.

Niemals hätte er geglaubt, dass es so enden würde, auch wenn ihm immer klar gewesen war, dass das Leben im Himmelsreich für ihn immer ein Risiko darstellen würde und dass die Meisten über seine Anwesenheit alles andere als begeistert sein würden. Aber er hatte das alles bereitwillig auf sich genommen, um an Teious Seite zu sein.

Und nie hatte er diese Entscheidung in irgendeiner Hinsicht bereut - Teiou hatte alles um ein Vielfaches wieder gutgemacht. Immer hatte er sofort gespürt, wenn jemand ihn beleidigt oder verletzt hatte und hatte auf seine unnachahmliche Weise darauf reagiert. Immer hatte er es so geschafft ihn aufzumuntern und ein Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern.

Nun lag alles in Trümmern, was er je gehabt hatte.

Wie so oft in den letzten Monaten schweifte sein Blick über die kalten Mauern und die harten Gitterstäbe - und fiel dann auf die schwere Holztür, die diesen Bereich abtrennte.

Sie hatte sich wie so oft einen winzigen Spalt breit geöffnet!

Jetzt reichte es Keika! Seine Nerven lagen sowieso mehr als blank, er hatte nun wirklich nicht mehr die Geduld, sich mit diesem Spanner abzugeben!

"Wer seid Ihr und was wollt Ihr? Zeigt Euch, Feigling!" Seine Stimme klang so herrisch wie schon lange nicht mehr, seine Augen funkelten zornig.

Trotzdem bekam er erst keine Reaktion; dann, nach einigen Sekunden, war ein leises Lachen zu vernehmen. Fast schon höhnisch klang es und Keika schauderte unwillkürlich.

Langsam, und mit einem dem Dämon mittlerweile wohlbekannen Quietschen, öffnete sich die Tür schließlich und vor ihm stand ein hochgewachsener Mann, der die Uniform einer Wache trug.

Keika musste zwar kurz überlegen, dann fiel ihm jedoch ein, woher er ihn kannte. Er hatte ihn häufig im Himmelsturm gesehen und auch hier war er hin und wieder - wenn auch sehr selten tagsüber - als Wache eingeteilt gewesen. Meistens war er nachts hier gewesen, sodass er ihn kaum zu Gesicht bekommen hatte.

Natürlich! So hatte er auch Gelegenheit gehabt, ihn ständig zu beobachten. Nur ... aus welchem Grund? Warum sollte jemand so etwas tun?

Jetzt fiel ihm auch sein Name ein - Kyros, oder zumindest so ähnlich, hieß er.

"Was ... Was soll das? Macht es Euch Spaß, mich anzustarren? Ihr wart es doch die ganze Zeit, nicht wahr? Fast jede Nacht wart Ihr hier ..."

Sein Gegenüber grinste nur widerlich, wobei er seine teils verfaulten Zähne offenbarte. Seine Augen zeigten einen Ausdruck, den Keika nicht eindeutig bestimmen konnte. War es Wahnsinn? Oder gar ... Begierde?

Was wollte der Kerl von ihm?

"Antwortet endlich!"

Noch immer machte Kyros keine Anstalt, etwas zu sagen.

Stattdessen zog er die Zellenschlüssel, die jede Wache hatte, hervor und steckte den Schlüssel in das Schloss zu Keikas Verließ.
 

***
 

Unwillkürlich weiteten sich die Augen des Dämons ein wenig. Normalerweise wäre dieser Mensch kein Gegner für ihn gewesen, doch die lange Zeit im Kerker war auch an ihm nicht spurlos vorübergegangen. Längst war er nicht mehr so kräftig, wie es normalerweise der Fall gewesen wäre.

Allerdings lag ihm nichts ferner, als so einer Person gegenüber Schwäche - oder gar Angst - zu zeigen.

Während der Kerl auf ihn zukam fing er auch zum ersten Mal an zu sprechen. "Du hast Recht", sagte er mit rauer Stimme. "Ich war es, der dich beobachtet hat."

Also doch! "Und warum?" Keikas Stimme war kalt, distanziert, wozu seine gesamte Körpersprache passte.

Wieder bekam er seine Antwort nicht sofort. Statt etwas zu sagen bewegte sich Kyros blitzschnell auf ihn zu. Eine so geschickte Bewegung hatte der Dämon ihm gar nicht zugetraut und bevor er sich versah wurde er von dem schweren Körper gehen die Wand gedrückt.

Angewidert nahm er den Körpergeruch des Mannes war, versuchte sich aus dem festen Griff zu befreien, seine verzweifelten Bemühungen waren jedoch vergeblich. "Lasst mich los!"

Doch statt dieser Forderung Folge zu leisten, verstärkte Kyros seinen Griff noch. "Jetzt hör mich mal ganz genau zu, Dämon. Ich habe verdammt viel für dich riskiert, also hör mir verdammt nochmal zu."

Was meinte er damit? Was sollte er denn für ihn riskiert haben? Was wollte er denn von ihm?

"Ich habe das alles für dich getan." Seine Worte ergaben keinen Sinn. "Ich wusste, dass es so kommen würde."

Immer wieder versuchte Keika vergeblich sich zu befreien, er war gezwungen, das Gefasel weiter anzuhören.

"Als ich den Prinzen niedergestochen habe, wusste ich, dass er - sollte er nicht sterben - in diesen Zustand verfallen würde. Das Gift habe ich von anderen menschenähnlichen Dämonen, nach denen ich lange suchen musste. Die hätten mich beinahe umgebracht, aber ich hab sie überzeugt, mir das Zeug zu verkaufen."

Keika erstarrte. Was hatte er da gerade gesagt? Er hatte Teiou so verletzt?

"Er war ganz arglos", fuhr die Wache fort, ein wahnsinniger Glanz in seinen stahlblauen Augen. "Er hat mich sogar noch gegrüßt - es war so einfach. Ich musste nur zustechen. Und ich wusste, dass man dich beschuldigen würde, schon allein wegen des Gifts. Dass du ihn noch gefunden hast, war natürlich noch besser, aber das Gift hätte schon ausgereicht, um dich zum Tode zu verurteilen. Ich musste nur warten."

Der Dämon war einfach nur fassungslos, im ersten Schock konnte er kaum reagieren und starrte nur in das Gesicht, das nur wenige Zentimeter von seinem entfernt war. "Warum?" Mehr brachte er gar nicht hervor. Noch nicht.

"Das sagte ich doch schon - wegen dir. Verstehst du denn nicht?" Für einen Moment klang die Stimme aufgebracht, dann senkte Kyros sie wieder ein wenig. "Ich habe dich heimlich beobachtet, seit du ins Himmelsreich gekommen bist. Immer wenn du im Himmelsturm warst, habe ich einige Blicke auf dich erhaschen können - und ich konnte nicht genug bekommen. Aber immer war er bei dir!" Wieder klang er wütend. "Immer! Dabei hätte ich an deiner Seite sein sollen. Du warst doch nur bei ihm, weil er Prinz und Generalfeldmarschall war, schließlich bist du ja doch nur ein Dämon. So verdammt egoistisch. Ich hätte dich viel mehr verdient! Ich habe dich viel mehr begehrt!"

Begehrt? Wovon redete der Wahnsinnige eigentlich?

"Aber jetzt kannst du mir gehören - oder niemanden. Endlich. Verstehst du, was ich meine?"

Das alles schien ihm so unwirklich. Ausdrucklos starrte er Kyros an und schüttelte minimal den Kopf.

"Stell dich doch nicht so an!" Grob schüttelte er Keika durch, bohrte seine Finger in die Arme des Dämons. "Wenn du mit mir kommst, hole ich dich noch heute Nacht hier raus. Wir werden zusammen leben, vielleicht in der Menschenwelt. Auf jeden Fall weit weg von hier. Wenn du dich weigerst stirbst du."
 

***
 

Diese Worte weckten Keika aus seiner Erstarrung.

Wie viel Frechheit besaß dieser Widerling eigentlich? Er war es gewesen, der Teiou verletzt hatte, er hatte ihm die ganze Zeit nachgestellt - er war an all diesem Unglück schuld - und nun wagte er es, ihm vorzuschlagen, ihn mitzunehmen?! Mit ihm Leben! Wie kam er nur im Entferntesten auf die Idee, dass er auf dieses Angebot eingehen würde?

Die Wut und das blanke Entsetzen gaben Keika Kraft, die er sich selbst nicht mehr zugetraut hatte.

Wind kam aus dem Nichts auf, erfasste den erschrockenen Kyros und dieser Schreckmoment gab dem Dämon die Möglichkeit, ihn wegzustoßen, wobei er ihn hart ins Gesicht schlug.

Der Mann taumelte zurück, sah entsetzt auf und hielt sich die Hand vor die blutende Nase.

Als er dazu ansetzte, sich Keika wieder zu nähern fuhr dieser ihn scharf an. "Wagt es noch einmal mir zu nahe zu kommen und ich werde Euch töten! Glaubt mir, dafür brauche ich keine Waffe!" In seinen violetten Augen funkelte der pure Hass. Nie hatte er geglaubt, zu einem solch intensiven Gefühl überhaupt fähig zu sein - abgesehen natürlich von seiner Liebe zu Teiou.

Zögernd wich Kyros noch ein wenig weiter zurück, dann jedoch wandelte sich der Schock in Zorn um. "Gut, dann stirbst du eben morgen."

"Lieber sterbe ich, als dass ich mich von Euch noch einmal berühren lasse."

Mehr brauchte nicht gesagt zu werden. Kyros machte auf dem Absatz kehrt und verließ Keikas Gefängnis wieder; natürlich nicht ohne wieder gut abzuschließen. Dann verschwand er, mit einem letzten wütenden Blick, zurück auf der anderen Seite der Holztür und aus Keikas Sicht.

Langsam ließ er sich an der Wand entlang zu Boden sinken, zog die Knie an und ließ seinen Kopf auf ihnen ruhen, unfähig ein paar Tränen zurückzuhalten.

Er hätte den Kerl sofort töten sollen - schon allein wegen Teiou.
 

***
 

Am nächsten Morgen, während draußen bereits die Hinrichtung vorbereitet wurde, versuchte Keika verzweifelt, die heute zuständigen Wachen davon zu überzeugen, dass Kyros den Anschlag an Teiou in dieser Nacht gestanden hatte.

Wie erwartet glaubte ihm keiner und als er lauter wurde fing er sich sogar eine Ohrfeige ein, dann wurde er noch eine Stunde lang allein gelassen, bevor man ihn abholte und er zum letzten Mal den Kerker verließ.
 

~ Wird fortgesetzt ~

9. Kapitel

Vorwort: So, das hier ist der jetzt Höhepunkt der Story, ich hoffe, es gefällt euch^^ Jetzt folgt nur noch der Epilog und der alternative Epilog ^.~
 

Beta: kiyahotep ^_^
 

9. Kapitel
 

Keika ließ sich von den Wachen nach draußen führen - schließlich hatte er auch keine andere Wahl.

Die ganze Zeit dachte er krampfhaft nach, suchte nach einer Möglichkeit, das Unabwendbare doch noch zu umgehen. Nein - er wollte nicht sterben. Schon gar nicht mit dem Wissen, dass der wahre Täter ungestraft davon kommen würde.

Er bereute es zutiefst, Kyros nicht getötet zu haben, als er die Gelegenheit gehabt hatte. Zwar hatte er Teiou versprochen, nie einen Himmelsbewohner auf diese Weise anzugreifen, aber jetzt hatte er doch sowieso nichts mehr zu verlieren.

Denn nun würde er an seiner Stelle sterben.

So viele Gedanken schossen ihm durch den Kopf während er auf auf den Hinrichtungsplatz zuging. Verzweifelt versuchte er sich, an die schönen Momente mit Teiou zu erinnern, aber es wollte ihm einfach nicht gelingen. Alles, woran er denken konnte, war dieser furchtbare Moment als er ihn blutüberströmt im Garten gefunden hatte. Jedes winzige Detail hatte sich in seine Erinnerung eingebrannt - der strömende Regen, die Kälte, das Blut, das sich mit dem Wasser vermischt hatte ... Teious blasses Gesicht.

Immer näher kamen sie dem Schafott - der Henker mit seinem riesigen Beil wartete bereits. Ein großer kräftiger Mann mittleren Alters, der sicherlich keine Gnade kennen würde. Schon gar nicht bei einem Dämon.

Als er das sah wurde Keika ganz anders - das war so entgültig.

Alle Farbe wich aus seinem Gesicht und seine Beine gehorchten ihm nicht mehr. Für einen Moment blieb er stehen, alles in ihm weigerte sich weiterzugehen.

Warum konnte er jetzt nicht schweißgebadet und zitternd aufwachen? Dann hätte er einen besorgten Blick auf sich gespürt, sanfte Arme hätten sich um ihn gelegt und ihn in eine schützende Umarmung gezogen, und dann ... dann hätte er Teious Stimme gehört, die liebevoll auf ihn eingeredet und ihm versichert hätte, dass es nur ein Albtraum gewesen war. Alles nur ein böser Traum ...

Stattdessen spürte er einen kräftigen Stoß im Rücken - einer der Soldaten zwang ihn dazu, sich wieder in Bewegung zu setzen.

Langsam ließ er seinen Blick über die wenigen Anwesenden schweifen. Nur einige Soldaten und noch weniger Angestellte des Schlosses. Er wusste ganz genau, dass er es dem Shugo-Shuten zu verdanken hatte, dass diese Hinrichtung kein öffentliches Schauspiel geworden war. Tia hatte dafür gesorgt, dass das Volk von all dem ausgeschlossen war und dafür war der Dämon ihm unendlich dankbar. So konnte er sich wenigstens noch ein klein wenig Würde bewahren.

Seine Hoffnungen, dass Soryuou oder Tia anwesend sein würden, schienen sich allerdings nicht zu erfüllen.

Natürlich, die beiden waren am Abend davor lange bei ihm gewesen um sich von ihm zu verabschieden, und mehr konnte er wohl nicht verlangen, aber trotzdem machte ihm der Gedanke, hier nur unter den Augen Fremder zu sterben, Angst.

Außerdem musste er doch noch jemanden sagen, wer Teiou das angetan hatte! Er konnte doch nicht einfach zulassen, dass diese Tat ungesühnt blieb!

Noch einmal sah er sich verzweifelt um.

Nein, wahrscheinlich würden sie nicht kommen.

Obwohl er mehrmals versucht hatte, ihm das auszureden, machte sich der Shuten offenbar für diese Hinrichtung verantwortlich und selbst wenn ihm noch hundert Jahre geblieben währen hätte er nie vergessen wie Teious Vater ihn zum Abschied in den Arm genommen und ihn Sohn genannt hatte.

Einerseits hatten ihn sowohl die Geste als auch die Worte unheimlich gerührt, andererseits aber auch geschmerzt. Wie schwer musste es jetzt wohl für Soryuou sein, wenn er Keika wirklich auch nur annähernd als seinen Sohn ansah? Kein Wunder, dass er nicht gekommen war.
 

***
 

Was dachte dieser Kerl sich eigentlich?

Kyros hatte das alles doch so genau durchdacht, jedes Detail geplant und war jedes erdenkliche Risiko eingegangen. Und es hatte doch alles so gut geklappt!

Jedenfalls bis zur vergangenen Nacht ...

In wenigen Momenten waren all seine Pläne ruiniert worden. Was dachte dieser verdammte Dämon sich eigentlich? Wie konnte er ihn nach all seinen Bemühungen zurückweisen? Sah er denn nicht, dass er ihn mehr liebte als dieser Möchtegernprinz?!

Er hätte ihn glücklich gemacht - und wenn er ihn zu diesem Glück hätte zwingen müssen.

Von einer Nische aus, die ihn sicher vor allen Blicken verbarg, beobachtete er, wie Keika nach draußen und zum Hof geführt wurde, wo man erst vor wenigen Stunden das Schafott aufgebaut hatte.

Für einen Moment kam ihm der Gedanke, dass er den Dämon, wenn er seinen Plan nicht ausgeführt hätte, wenigstens weiter hätte beobachten können, dann jedoch schüttelte er energisch den Kopf und knirschte wütend mit den Zähnen.

So ein Unsinn! Das Ganze war doch nicht seine Schuld!

Nein, Schuld war einzig und allein dieser Prinz Teiou.

Oh ja, er trug die ganze Schuld. Wenn er nicht gewesen wäre, hätte Keika sich schon lange für ihn entschieden und er hätte nicht zu solch drastischen Maßnahmen greifen müssen. Ja, genauso war es.

Immer mehr kochte die Wut in ihm hoch und diese ganze Wut konzentrierte sich nur auf Teiou.

Das würde er ihm nicht durchgehen lassen! Er würde zuende bringen, was er angefangen hatte und ihn entgültig loswerden.

Genau so würde er es machen - schließlich verlor er selbst heute auch die Person, die ihm am wichtigsten war, das Mindeste, was der Generalfeldmarschall dafür geben konnte, war sein Leben.

Kurzentschlossen verließ er seine Nische, betrat den Himmelsturm - wo ihn wegen seiner Uniform niemand aufhielt - und machte sich auf den Weg zum Zimmer des Prinzen. Zwar hatte er nur eine Ahnung, wo dieses sich befand, aber er hatte ja Zeit ...

So sehr konzentrierte er sich auf sein Vorhaben, dass er nicht einmal bemerkte, wie er am Tenno des Ostreiches vorbeistürmte.
 

***
 

Soryuou hatte lange mit sich gehadert, dann hatte er jedoch beschlossen, dass er Keika in seinen letzten Minuten nicht allein lassen konnte.

Jetzt war er auf dem Weg nach draußen, wobei er an einem der Wachen vorbeilief, der es augenscheinlich ziemlich eilig hatte, wo er auch immer hinwollte.

Aber ihm konnte das jetzt egal sein. Zwar war das genau der Mann, der ihm schon einmal unangenehm aufgefallen war, als der Shuten selbst ihn wegen unangemessenem Verhalten im Himmelsturm zurechtgewiesen hatte, aber er kannte ja nicht einmal seinen Namen und er interessierte ihn auch nicht.

Im Moment am allerwenigsten.

Als er in die Nähe des Ausgangs kam wurden seine Schritte unwillkürlich langsamer, ohne dass er es wirklich wollte.

Seine Gedanken drehten sich darum, was er gleich sehen würde und er spürte deutlich, wie sein Herz sich zusammenzog. Zwar hatte er Keika bereits vor Teious Verletzung gemocht, aber in den letzten Monaten hatte er ihn doch oft besucht und viel Zeit mit ihm verbracht - und während dieser Zeit war er ihm unwahrscheinlich ans Herz gewachsen. Fast wie ein Sohn, was er ihm am Vortag bei ihrem Abschied auch gesagt hatte ...

Und wem wäre bei dem Gedanken, seinen Sohn zum Schafott gehen zu sehen, nicht schlecht geworden?

Was musste eigentlich noch alles passieren?

Erst hatte es seinen Jüngsten getroffen und nun dessen Geliebten.

Ein irrwitziger Gedanke schoss ihm durch den Kopf: Wenn Teiou am nächsten oder übernächsten Tag aufwachen würde - was sollte er ihm sagen? Wie sollte er ihm erklären, dass Keika tot war und warum das passiert war?

Endlich kam er am Tor an, zögerte noch einen Moment, und drückte es dann entschlossen auf.
 

***
 

Über seinen Spiegel hatte er eine Decke geworfen und nun starrte er mit starrem Blick aus dem Fenster, wobei er allerdings nichts wirklich wahrnahm.

Den Spiegel hatte er mit einer Decke verhängt um nicht in Versuchung zu kommen, einen Blick auf den Hinrichtungsplatz zu werfen. Er wollte es nicht sehen, wollte nicht einmal mehr daran denken.

Und doch drehten sich seine Gedanken nur um das Eine.

Warum hatte er - der mächtigste Mann im Himmelsreich - nichts tun können um seinen Freund zu retten? Wie konnte er sich selbst oder, noch schlimmer, Teiou, je wieder in die Augen sehen?

Nein, Keika hatte sich nichts zu Schulden kommen lassen, daran war kein Zweifel. Aber er hatte es trotz aller Bemühungen nicht beweisen können und jetzt musste der Dämon für seine Unfähigkeit büßen.

So zumindest fühlte es sich für Tiarandear an.

Er war so in sich gekehrt, dass er die schmale Gestalt bemerkte, die die Tür geöffnet hatte und nun an deren Rahmen lehnte.
 

***
 

Besorgt sah Ashray Tia von der Tür aus an.

Schon allein die Tatsache, dass sein Kindheitsfreund nicht einmal bemerkt hatte, dass die Tür geöffnet worden war, war Grund zur Sorge, aber sein traurig abwesender Blick gab Ashray den Rest.

Natürlich hatten sie sich in den letzten Jahren voneinander entfremdet, sie hatten sich selten gesehen und noch seltener normal miteinander gesprochen, und doch merkte der Prinz des Südreiches, dass seine Gefühle für Tia sich kein bisschen verändert hatten.

Unsicher trat er von einem Fuß auf den anderen, überlegte noch, ob er nicht doch wieder gehen sollte, entschloss sich aber schließlich dagegen.

Langsam ging er auf den Schreibtisch zu, der wie immer mit Papieren vollgepackt war, die ausnahmsweise jedoch unberührt blieben.

"Tia?"

Erschocken sah der Shuten auf. "Oh, Ashray. Entschuldige bitte, ich habe dich gar nicht bemerkt."

"Das war mir klar, du Idiot!" Böse sah er seinen Gegenüber an. "Und jetzt sag mir mal, warum du so ein Gesicht machst."

"Wie kannst du das fragen?"

Gut, das musste selbst Ashray zugeben - diese Frage war taktlos gewesen. "Tut mir leid, so war das nicht gemeint. Aber ... Es ist doch nicht deine Schuld. Du kannst dir nicht an allem die Schuld geben, was passiert."

Er erhielt keine Antwort.

"Verdammt!" Sofort war er wieder auf 180, was man schon allein daran merkte, dass seine Stimme jetzt um einiges lauter war. "Du hättest nichts tun können! Keiner von uns! Glaub mir, ich hätte auch gern was gemacht. Ich mag zwar keine Dämonen, und diesen Keika am allerwenigsten, aber mir gefällt der Gedanke, dass da draußen ein Unschuldiger hingerichtet wird, während der wahre Täter noch frei rumläuft und sich ins Fäustchen lacht, genauso wenig wie dir!"

Überrascht sah Tia zu seinem Freund, der ihn zornig anfunkelte, auf. Es tat gut, ihn hier zu haben, auch wenn er sich so aufführte.

Seine Gedanken wanderten zurück zu Keika und Teiou und er dachte daran, wie glücklich sie zusammen gewesen waren - und wie schnell so etwas vorbei sein konnte.

"Ashray, es tut mir leid, dass ich in letzter Zeit so abweisend zu dir war."

Tias Stimme war so leise gewesen, dass Ashray zuerst glaubte, sich verhört zu haben, aber der Ausdruck in den blauen Augen seines Freundes überzeugten ihn vom Gegenteil. "Ich ..." Was sollte er dazu sagen? Langsam ging er auf den Stuhl des Shuten zu und legte ihm eine tröstende Hand auf die Schulter.

Dies war nicht der richtige Moment, ihre Beziehung zueinander aufzuarbeiten oder tiefsinnige Gespräche zu führen, aber der erste Schritt war gemacht.
 

***
 

Der Dämon konnte seinen Augen kaum trauen als er den Tenno des Ostreiches erblickte, der sich langsam und mit schweren Schritten näherte.

Jetzt oder nie! Er musste es ihm noch sagen - er musste ihm sagen, wer die Schuld an der Verletzung seines Sohnes trug.

Wie zuvor ging er sehr langsam weiter auf den Schafott zu, ließ sich nichts anmerken, sein Blick auf den Boden gerichtet. Als sie jedoch den Punkt erreicht hatten, bei dem sie Soruyuou am nächsten waren, riss er sich plötzlich los, setzte seine Windmagie ein um die Wachen einen Moment abzulenken und rannte auf den älteren Mann zu.

Dieser schien zu glauben, dass Keika verständlicherweise eine Panikattacke erlitten hatte und bei ihm Schutz suchte, denn trotz des zunächst erschrockenen Gesichtsausdrucks öffnete der Tenno seine Arme, als wolle er ihn ermutigen zu ihm zu kommen.

Sanft legte er Keika dann seine Hände auf die Schultern als dieser leicht außer Atem vor ihm stand, jedoch nicht bevor er den aufgeregten Wachen ein Zeichen gegeben hatte, zurückzubleiben und ihm die Situation zu überlassen. Diese gehorchten, offenbar ein wenig widerwillig.

Als er jedoch in die Augen des Dämons sah erkannte er keinerlei Panik, er schien völlig bei Vernunft zu sein.

"Soryuou-sama, ich weiß, wer Teiou das angetan hat."

Was? Wie konnte das sein?

Die sich weiteten Augen des Tenno ignorierend fuhr Keika fort und erzählte ihm alles, was sich in der Nacht im Kerker ereignet hatte.

Als er geendet hatte, sah er erwartungsvoll, fast schon flehend, zu dem Mann auf, der ihn am Abend zuvor noch als Sohn bezeichnet hatte.

Würde er ihm glauben oder würde er denken, dass dies nur ein verzweifelter Versuch war, die Hinrichtung aufzuschieben? Kaum wagte er noch zu atmen während er in die grauen Augen von Teious Vater sah.

"Dann werden wir jetzt zum Shugo-Shuten gehen um mit ihm über die Sache reden", sagte er mit sanfter Stimme und ließ keinen Zweifel daran, dass er jedes Wort ernst genommen hatte.

Fast währe der Dämon vor Erleichterung zusammengebrochen und Soryuou schien das zu sprüren, denn er verstärkte seinen Griff an seinen Armen ein wenig.

"Komm, Keika", sagte er schließlich mit fester Stimme, damit es auch jeder hörte. "Wir gehen jetzt zum Shugo-Shuten."

Damit wandte er sich um und zog Keika mit sich, wobei er ihn noch immer an einem Arm festhielt.

Keiner wagte es, sie aufzuhalten.
 

***
 

Tias Gesichtsausdruck als überrascht zu beschreiben als Soryuou mit Keika im Schlepptau in sein Arbeitszimmer stürmte, wäre wohl mehr als untertrieben gewesen.

"Was ...?" Mehr brachte er nicht hervor und Ashray, der noch immer an seiner Seite stand, erging es nicht anders. Beide fragten sich, was das jetzt sollte.

Der Tenno warf Keika einen kurzen Blick zu und beschloss, dass er es lieber selbst erzählen sollte, denn der Dämon sah doch langsam ziemlich mitgenommen aus. Kein Wunder nach allem, was er durchgemacht hatte. Eigentlich war es ein Wunder, dass er nicht schon lange zusammengebrochen war. Sanft drückte er ihn auf einen Stuhl nieder, der am Schreibtisch des Shuten stand, dann erzählte er die Geschichte, die er gerade vom Freund seines Sohnes erfahren hatte.

Nach einer langen Schweigepause sah Tiarandear alle Anwesenden kurz an, dann nahm er wortlos ein Papier zur Hand, griff nach seinem Federhalter und schrieb einige Worte nieder, dann setzte er sein offizielles Siegel. "Ich werde die Hinrichtung aufschieben. Ashray, kannst du das hier bitte dem Henker und den zuständigen Beamten zeigen, die eigentlich noch warten müssten."

Erst lag dem Generalfeldmarschall auf den Lippen, dass Tia damit einiges an Problemen riskierte, aber er sagte nichts, stattdessen nahm er nur nickend das Schreiben entgegen und verschwand wortlos. Schließlich hoffte auch er, dass er sich doch noch alles zum Guten wenden würde.

"So", sagte Tia und stand auf. "Wir gehen Kyros jetzt suchen und er wird uns Rede und Antwort stehen."
 

***
 

Zusammen mit dem Tenno und dem Shuten verließ Keika das Zimmer.

War ihm je bewusst gewesen, was für ein Glück er im Grunde hatte? Sicher, sehr viele waren immer gegen ihn gewesen, aber in Tia hatte er einen sehr treuen Freund, Soryuou hatte ihn eigentlich fast von Anfang an unterstützt und selbst Ashray half ihm jetzt.

Vielleicht würde diese ganze Tortur jetzt endlich vorbei sein. Alles was er wollte war bei Teiou zu sein und sich um ihn zu kümmern; er wünschte sich so sehr, endlich zur Ruhe zu kommen. Und vielleicht ... nur vielleicht würde dann auch doch noch alles gut werden.

Schweigend hörte er zu wie Tia einen Wachen fragte, ob er Kyros gesehen hatte und hörte mit Entsetzen, dass er in Richtung Westflügel des Himmelsturm gegangen war.

Dort lag Teious Zimmer.

Sofort dachte er an die Abfuhr, die er dem Mann in der Nacht zuvor erteilt hatte. Was wenn er Teiou die Schuld daran gab? Wer wusste schon, was in diesem kranken Hirn vor sich ging?

Ohne weiter nachzudenken lief Keika an den anderen vorbei und eilte zu seinem Geliebten. Dabei hoffte er inständig, dass er noch rechtzeitig kommen würde.
 

***
 

Jetzt stand er vor ihm!

Es war nicht schwer, den Wachen vor dem Zimmer davon zu überzeugen, dass er seine Ablösung war und er woanders gebraucht wurde.

Endlich konnte er sich rächen, endlich würde dieser arrogante Prinz das bekommen, was er verdient hatte!

Ein grausames Lächeln schlich sich auf Kyros' Lippen als er das Kissen unter Teious Kopf hervorzog.

"Na warte ... Es ist deine Schuld, dass Keika jetzt tot ist." Seine Stimme hob sich, wild gestikulierte er mit seinen Armen, fuchtelte mit dem Kissen herum. "Du Schwein wirst für alles bezahlen!"

Er konnte nicht mehr klar denken, alles was zählte war, sich an dem Prinzen für sein verpfuschtes Leben zu rächen. Schließlich hätte er glücklich sein können, wenn dieser verwöhnte Sohn des Tenno nicht gewesen wäre. Endlich wäre auch er einmal an der Reihe gewesen!

Und nur wegen diesem Kerl hier hatte das alles nicht geklappt.

Kurzentschlossen presste Kyros das Kissen auf Teious Gesicht.
 

***
 

Keika spürte ganz genau, dass Eile geboten war - so schnell wie möglich hastete er die Gänge entlang, ignorierte ein paar vereinzelte Wachen, die versuchten ihn aufzuhalten, lief einfach weiter.

Als er an seinem Ziel ankam fiel ihm sofort auf, dass die Tür nur angelehnt war. Wo waren die Wachen?

Ohne weiter nachzudenken stürmte er in Teious Zimmer, erfasste die Situation innerhalb von Sekunden und zerrte Kyros von Teiou weg.

"Was, du ...?" Mehr brachte der Kerl nicht heraus, denn beide fielen sie zu Boden, rangen miteinander und plötzlich hatte Kyros einen kleinen Dolch in der Hand, den er irgendwie aus seinem Stiefel gezogen hatte.

Die beiden bemerkten nicht einmal wie Tia und Soryuou in das Zimmer stürmten, wobei der Shuten sofort das Kissen von Teious Gesicht nahm und erleichtert feststellte, dass er noch am Leben war.

Gerade als Soryuou Keika zur Hilfe kommen wollte , hatte dieser es geschafft, Kyros seinen Dolch zu entweden - und genau in dem Moment stürzte dieser sich auf dem Dämon, wobei er sich direkt in die Klinge fallen ließ.

Mit letzter Kraft wich er noch zurück, fiel dann aber sofort zu Boden und sofort flossen Unmengen an Blut, was vermuten ließ, dass das Herz verletzt worden war.

Noch ein paar letzte Muskelzuckungen, dann lag Kyros reglos da.

Langsam, noch immer mit dem Dolch in der Hand, stand Keika auf und sah mit ausdruckslosen Augen auf die Leiche vor ihm.

Nein, Reue empfand er keine, im Gegenteil. Wenn es irgendjemand verdient hatte, dann er, und wenn er dafür jetzt bestraft werden würde, dann würde er das gerne in Kauf nehmen.
 

***
 

Auf dem Flur waren Schritte zu hören und alle drei sahen auf.

"Wachen", murmelte Tia. Die kamen auch immer, wenn man sie nicht brauchte. Nur wo waren sie gewesen, als Teiou angegriffen worden war?

Noch bevor der Shuten etwas tun konnte war Soryuou zu Keika gelaufen, hatte ihm den Dolch aus der Hand genommen und ihn sanft etwas zurückgestoßen, sodass er jetzt auch wieder neben dem Bett stand.

Dann kamen auch schon die drei Wachen vorbei, die ihren üblichen Rundgang machten. Als sie ins geöffnete Zimmer schauten trat sofort einer nach vorne und fragte, was denn vorgefallen sei.

"Dieser Mann hat meinen Sohn angegriffen und als ich ihn zurückhalten wollte, hatte er auf einmal den Dolch in der Hand und ist auf mich losgegangen", erklärte der Tenno ohne bei dieser Lüge die Miene zu verziehen. "Bevor er gestorben ist hat er noch den Mordversuch an Teiou vor einem viertel Jahr gestanden."

Natürlich wusste er, dass Keika mit ihm und dem Shugo-Shuten als Augenzeugen auch nicht verurteilt worden wäre und doch hätte man ihn zumindest eingehend verhört, an seinen Worten hingegen würde niemand zweifeln und dem Dämon wurde diese Prozedur erspart, schließlich waren gerade die letzten Tage schwer genug für ihn gewesen.

Wie erwartet wurden erstmal keine weiteren Fragen gestellt, stattdessen machte man sich daran, die Leiche und das Blut so gut wie möglich zu entfernen.

Solange man damit beschläftigt war, zogen Soryuou, Tia und Keika sich erst einmal wieder in Tias Arbeitszimmer zurück.

"Ich danke Euch, Soryuou-sama", sagte Keika leise, seine Augen ließen jedoch keinen Zweifel daran, wie ernst er es meinte.

"Schon gut, du hast sicherlich genug mitgemacht." Kurz legte er ihm eine Hand auf die Schulter. "Du solltest jetzt erstmal ein Bad nehmen und dich dann richtig ausruhen."

Ja, das klang wunderbar - aber andererseits ...

Er schaffte es nicht einmal, den Gedanken zuende zu führen, denn er wurde vom leisen Lachen des Shuten unterbrochen. "Keine Sorge, keiner verlangt von dir, dass du jetzt nicht jede freie Minute bei Teiou verbringst. Er hat sicher nichts dagegen, wenn du dich bei ihm hinlegst, im Gegenteil. Und das Bett ist ja wohl auch groß genug."

Unwillkürlich formte sich auf Keikas Lippen das erste Grinsen seit Monaten. War er wirklich so leicht durchschaubar?
 

~ Wird fortgesetzt ~

Epilog

Vorwort: Jetzt sind wir schon beim Abschluss der Geschichte (das alternative Ende folgt irgendwann auch nochmal, sobald ich mal wieder Lust hab, was deprimierendes zu schreiben)^^ Ich wollte mich nochmal bei allen bedanken, die Kommentare geschrieben haben und nochmal besonders bei kiyahotep, die nicht nur häufig Betaleserin war, sondern auch noch ein Bild zu "Guilt" gemalt hat *__*
 

Beta: kiyahotep^^
 

Epilog
 

Nachdenklich lag er neben Teiou und beobachtete die blassen Züge seines Geliebten.

Jetzt war Keika schon sieben Wochen aus dem Kerker heraus und noch immer hatte sich nichts am Zustand des Prinzen verändert.

Trotzdem war es leichter bei ihm zu sein, als ihn ewig nicht sehen zu dürfen, sehr viel leichter. Die ganze Zeit kümmerte er sich aufopferungsvoll um ihn, eine weitere Hilfe war gar nicht nötig.

Nachdem er sich halbwegs von seinem Kerkeraufenthalt erholt hatte, hatte er Teiou mit nach Hause genommen, dahin, wo sie beide so lange glücklich miteinander gewesen waren. Soryuou und Tia hatten nichts dagegen gehabt, im Gegenteil, sie hatten dieses Vorhaben sogar unterstützt. Der Tenno allerdings hatte Keika mehrmals vorgeschlagen, ihm eine Bedienstete zur Verfügung zu stellen, um ihm die Arbeit zu erleichtern, der Dämon allerdings hatte jedes Mal abgelehnt. Wie konnte es ihm zu viel Arbeit sein, sich um Teiou zu kümmern? Nein, das hatten lange genug fremde Personen übernommen, das wollte er ihm jetzt ersparen.

Zum Dienst erschien er zur Zeit nicht, niemals hätte er seinen Freund so lange allein lassen können. Stattdessen ließ er sich täglich Schreibtischarbeit zum Haus bringen, womit er den Shugo-Shuten ein wenig entlastete und selbst auch etwas zu tun hatte, wenn Teiou ihn gerade nicht brauchte.

So war er wirklich den ganzen Tag beschäftigt: Er kochte für sich und Teiou, flößte seinem Freund geduldig die Flüssignahrung oder den Tee ein, wusch ihn täglich, kämmte ihm das Haar, hielt das Haus sauber und alle paar Tage ging er einkaufen - die einzige Gelegenheit, bei der er Teiou mal etwas länger allein ließ. Außerdem saß er oft stundenlang am Bett und hielt ihn im Arm, streichelte ihn oder las ihm Bücher vor - und wenn es auch nur dem Zweck diente, ihn seine Stimme hören zu lassen und ihm das Gefühl zu geben, nicht allein zu sein. Wenn es draußen warm war, brachte er Teiou in den Garten, machte es ihm dort auf einem Liegestuhl bequem und hoffte, dass er genug von seiner Umwelt wahrnahm um die frische Luft und die Sonne genießen zu können.

Natürlich war es auch belastend, den einstigen Generalfeldmarschall so zu sehen.

Teiou hatte immer so vor Lebenslust gestrotzt, hatte keine Gelegenheit ausgelassen Spaß zu haben und fast immer hatte er es geschafft die, die ihm nahe standen, mit dieser guten Laune anzustecken. Nun war er nur noch ein Schatten seiner Selbst ... Und doch fand Keika, dass er es einfach verdient hatte, dass er sich um ihn kümmerte, ob er es jetzt mitbekam oder nicht. Allerdings zog der Dämon vor, daran zu glauben, dass Teiou zumindest einen Teil von dem, was um ihn herum passierte, wahrnahm; irgendwie war der Gedanke tröstend.

Wie jeden Abend, wenn er ins Bett kam, legte Keika einen Arm um Teiou und kuschelte sich leicht an ihn. Auch wenn er diese Zärtlichkeiten nicht erwidern konnte, war es für Keika selbst wichtig, ab und zu seine Nähe zu spüren.

"Gute Nacht", flüsterte er, wie immer ohne eine Antwort zu bekommen.
 

***
 

Das erste, was er spürte waren die schlimmsten Kopfschmerzen seines Lebens und eine leichte Übelkeit.

Er wollte die Augen öffnen, sich aufrichten, oder zumindest irgendetwas sagen, doch es fiel ihm schon unendlich schwer, auch nur die Lider zu bewegen, sodass er mehrere Minuten und viele Anläufe brauchte um seine Augen auch nur einen Spalt weit aufzubekommen.

Nur leider musste Teiou feststellen, dass diese Bemühung zumindest im ersten Moment nicht allzu viel gebracht hatte, denn um ihn herum war es stockdunkel.

Wieder dauerte es seine Zeit, bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, dann erkannte er zumindest, dass er zu Hause war. Nur ... warum fühlte er sich nur so mies?

Was war passiert?

Krampfhaft versuchte er, sich daran zu erinnern, jedoch fing sein Kopf bei diesen Bemühungen noch mehr an zu schmerzen und so gab er es zwangsläufig erst einmal auf.

Erst jetzt fiel ihm das leichte Gewicht auf seiner Schulter und Brust auf und als er den Kopf ein wenig drehte - wobei er das Gefühl hatte, dass ein Gewitter in seinem Kopf tobte - erkannte er die schlanken Umrisse, die er immer und überall hätte zuordnen können, völlig egal unter welchen Umständen.

Keika.

Der Dämon lag friedlich schlafend neben ihm, den Kopf hatte er an seine Schulter gelegt und sein Arm lag in sanfter Umarmung auf seiner Brust.

Trotz seiner Schmerzen lächelte Teiou ein wenig. Wie immer war Keika im Schlaf wunderschön - das erkannte er selbst jetzt, wo die einzige Lichtquelle der Vollmond war, der zum Fenster hereinschien.

Er versuchte sich bemerkbar zu machen, den Namen seines Geliebten zu sagen, aber es kam ihm fast vor, als hätte er seine Stimme seit Ewigkeiten nicht benutzt, sie war ganz rau und er brachte erst nur ein kaum hörbares Krächzen hervor, woraufhin Keika sich zwar kurz im Schlaf bewegte, aber nicht aufwachte.

Daraufhin hob Teiou seine Hand - warum fiel ihm das alles nur so verdammt schwer? - und strich Keika durch das lange weiche Haar, das ihn von Anfang an so fasziniert hatte.
 

***
 

Wie so oft träumte Keika davon, wie es einmal gewesen war, vor scheinbar unendlich langer Zeit.

Er stand am Herd und kochte das Abendessen, hörte die Tür und brauchte sich nicht einmal umzudrehen um zu wissen, wer da gerade das Haus betreten hatte. Nur wenige Sekunden später spürte er eine zärtliche Umarmung von hinten, Teiou schmiegte sich an ihn und küsste seine Wange. "Ich hoffe doch, du hast mich vermisst?!" Sie beide lachten leise und Teiou strich ihm wie so oft durch sein Haar, sanft und hauchzart.

Doch irgendetwas stimmte nicht.

Diese Berührung wirkte so ... echt, so wirklich.

Langsam öffnete Keika die Augen und das erste, was er sah, war Teious Blick, der verwirrt auf ihm ruhte.
 

***
 

Langsam, fast wie in Trance hob der Dämon den Kopf - alles was er tun konnte, war Teious geöffnete Augen anzustarren.

"T ... Teiou?" Seine Stimme war nur ein Flüstern, das lediglich aufgrund der Stille um sie herum gut zu hören war.

Noch immer unfähig klare Worte zu formen, nickte Teiou leicht, wobei er seinen Geliebten noch immer fragend ansah, in der Hoffnung, dass er ihm die ganze Situation erklären würde.

Noch schien Keika allerdings gar nicht daran zu denken.

Statt zu einer Erklärung anzusetzen sammelten sich - zu Teious Bestürzung - in seinen Augen Tränen an, die er jedoch tapfer zurückhielt, wahrscheinlich um ihn nicht vollends zu beunruhigen.

Noch immer etwas mühsam streckte der junge Prinz schließlich seine Hand nach Keikas aus, fand sie auch und drückte sie leicht. Seine Lippen formten fast ganz stumm, nur von einem leichten und unverständlichen Krächzen begleitet, eine Frage, die ihn auf einmal mehr beschäftigte als sein eigener Zustand: "Was hast du?" Besorgt strich er mit dem Daumen über den Handrücken des Dämons.
 

***
 

Als er erkannte, dass Teiou sich jetzt schon wieder um ihn sorgte, musste er kurz und leise lachen, obwohl es sich fast schon wieder wie ein Schluchzen anhörte. Langsam hob er die Hand, die von der seines Geliebten gehalten wurde, ein wenig an und hauchte einen Kuss darauf. "Keine Angst, es ist alles in Ordnung."
 

***
 

Wenige Tage später.

Ungläubig hatte Teiou zugehört, wie sein Vater und Keika ihm alles, was in den letzten Monaten passiert war, erklärt hatten. Die beiden hatten absichtlich mit den Details gewartet, bis er sich ein wenig erholte hatte; zwar lag er noch immer im Bett, saß aber schon aus eigener Kraft aufrecht darin und die Nachwirkungen des Gifts - wie zum Beispiel die Kopfschmerzen - hatten auch endlich nachgelassen.

Jetzt sah er in seinen Freund betroffen an.

Drei Monate hatte er im Kerker verbracht, weil er ihn angeblich angegriffen hatte. So etwas Absurdes hatte Teiou noch nie gehört! Keika konnte ihm doch kein Haar krümmen ...

Er war nur annähernd in der Lage, sich vorzustellen, was der Dämon in dieser Zeit durchgemacht hatte, eingesperrt in ein kaltes Verließ, die meiste Zeit alleine.

"Komm mal her", sagte Teiou mit leiser Stimme und hielt ihm die Hand hin.

Nach einem kurzen, fragenden Blick kam sein Geliebter dieser Bitte nach, stand von seinem Stuhl auf und kam die zwei Schritte zum Bett.

Sofort ergriff Teiou seine Hand, zog den überrumpelten Keika zu sich herunter und drückte ihn sanft an sich. "Es tut mir leid. Dabei hab ich dir doch versprochen, immer auf dich aufzupassen."

"Rede doch keinen Unsinn", erwiderte Keika, wehrte sich jedoch nicht gegen die Umarmung, nichts lag ihm ferner als das. Langsam legte auch er seine Arme um seinen Freund. "Es war doch nicht deine Schuld, dass Kyros dich niedergestochen hat."

"Hmm ... Stimmt schon. Ich hätte zwar ein wenig vorsichtiger sein können, aber ich hab ja keinerlei Verdacht geschöpft als auf einmal einer der Wachen vor mir stand, auch wenn ich wusste, dass er nicht im Garten eingeteilt war."

Jetzt mischte Soryuou, der bisher stumm auf seinem Stuhl neben dem von Keika gesessen hatte, sich ein. "Jetzt hört schon auf damit, außer Kyros trägt niemand die Schuld daran. Wir sollten lieber froh sein, dass alles so glimpflich ausgegangen ist." Er durfte gar nicht daran denken, dass sie beide hätten sterben können.

Wenn er sie jetzt so zusammensitzen sah, beide lächelnd, einander umarmend, wurde ihm erst richtig klar, wie viel Glück sie im Grunde gehabt hatten und er hoffte inständig, dass sie so etwas nie wieder durchmachen mussten
 

~ Owari ~



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Kommentare zu dieser Fanfic (37)
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Von:  _Bastet_
2007-05-08T11:59:22+00:00 08.05.2007 13:59
Nihau,

deine story ist echt super geworden.
ich konnte mich nicht mal nach dem prolog losreisen und einfach auf hören zu lesen; denn ich war einfach zu neugierig wie es weiter ging.
du hast die eigenschaften der charakter sehr gut beschrieben (ich meine: das Keika sehr / etwas schüchtern ist und sehr um Teiou besorgt sein kann. das Teiou sehr lebhafter und immer gut gelaunter typ ist. Ashray ein sehr aufbrausender und streitsüchtiger typ ist, fedenfalls Keika gegenüber. das Tia ein freundlicher und hilfsbereiter kerl ist.). außerdem kann man sich in die personen sehr gut reinversetzten.
Von: abgemeldet
2007-03-06T16:20:50+00:00 06.03.2007 17:20
Die Geschichte war wirklich schön; richtig ergreifend an einigen Stellen.
Da konnte man richtig mitleiden. :)

D-child
Von:  Edoo
2007-02-11T00:09:52+00:00 11.02.2007 01:09
OMG
T_T
ich bin gerührt..
ich kann nichmehr..
Was spannst du einen so auf die folter ich dachte wirklcih der stirbt..><
War voll am ende><
Aba das is so geil..
*keika x Teiou fähnchen schwenk*
OMG so geil><
ich wäre fast gestorben..><
Un irgentwie leibe ich es wenn keika leidet un dann alles zum guten kommt..~
Hach einfach nur erste sahne
*jede einzelne wort aufgefressen habe*
;9
wirklich GENIAL!

1, setzen!

XD
gruß
Nicole
Von:  Demon_of_Hell
2007-02-08T18:33:52+00:00 08.02.2007 19:33
Jaah, ein Happy End. Danke, danke, danke.^^
Aber trotzdem brauch ich grad Tempos, wirklich wunderschönes Ende. Nur schade das die Fic nun zu ende ist. Ich würds toll finden noch mehr von dir lesen, schreib also schön weiter.^^
Eine der schönsten Fics die ich bis jetz gelesen hab ( und glaub mir das waren viele)
weiter so
*winkz*
Von:  Demon_of_Hell
2007-02-08T18:27:05+00:00 08.02.2007 19:27
Sorry, dass ich erst jetz schreibe. Mein Bildschirm war kaputt.

Wow, super Kapitel, wie immer.^^ Am Anfang wieder diese Traurige Stimmung, ich dachte du lässt Keika echt sterben, und am Ende wars so spannend, dass ich keine Ahnung hatte wie das nun enden wird. Dickes Lob auch von mir.
Jetz les ich noch den Epilog.
Von:  kiyahotep
2007-02-05T21:28:56+00:00 05.02.2007 22:28
Ich schließe mich mal an ^^

Kam ja schnell der Epilog, aber ich wr ja noch vor Abschluss mit dem bild fertig... War mein selbstgestecktes Ziel und ich habs eingehalten.

War super schön. Wie Teiou aufgewacht ist, und Keika erst dachte er träumt. Einfach toll. Jetzt werde ich beruhigt schlafen können. Hm ich freu mich irgendwie auf das alternativ Ende, solltest du es irgendwann mal schreiben. Hat ja keine Eile, weil ich jetzt eine Version kenne, aber trotzdem.

Du kannst wunderschön schreiben. Ich kanns nur immer wieder sagen. Bin mal gespannt, was ich noch so zu lesen kriege. Egal was, ich les es sicher, alleine weil du so schön schreibst :P *schleim* xD

Fazit: Es war toll *__*
lG ~kiya
Von: abgemeldet
2007-02-05T20:18:46+00:00 05.02.2007 21:18
*erste*

Och wie schöööööön.Das ende hast echt wahnsinnig schön beschrieben!
Ich hatte ne kleine träne im Augenwinkel, denn keika hatte so viel durchgemacht!!!
*seufz*
Der Arme, aber es ging ja noch gut aus!!!
Ich hoff du hast spaß daran und schreibst schön weiter Ja-Dou ff´s! Denn das liegt dir eindeutig!!
Ich gratuliere dir für deine Super Leistung hier!!!
MAch weiter so.
Ich bin dein treuster Fan^^

*knuutscha*

Vips
Von:  kiyahotep
2007-02-05T15:10:10+00:00 05.02.2007 16:10
Boah ich fands auch sowas von spannen... Jeder Absatz hat mich fast zerissen. Glücklicherweise ist das nochmal gut gegangen. Nur noch der Epilog *freuz* Teiou wird endlcih aufwachen, oder? Erst Happy End~ *bettel* Dann kannst du alternativ schreiben, was du willst ;)
Du hast so einen Facettenreichen Schreibstil. Da sind so viele kleine Sachen drin, die mir voll gut gefallen. Auf jeden Fall Spannung bis zum Schluss. Du verstehst dich echt auf's Schreiben.
was freu ich mich auf das Ende... Kanns kaum noch erwarten.

Weiter~ :P
lG kiya
Von: abgemeldet
2007-02-05T13:29:02+00:00 05.02.2007 14:29
*erste*

Super kapi, spannend bis zum Schluss!!
Ich hoffe er wacht endlich auf!!
*bibber*
Jetzt steht dem ja nix mehr im Wege, oder???
Aber du machst ja bald schluss>.<
NAja, ich hoff du schreibst noch mehr ja-dou ff!!!
Die sind nemli so genial!!!*freu*

Lüübe grüüße und dickes Lob an dich!!!

Vips
Von: abgemeldet
2007-02-05T13:13:03+00:00 05.02.2007 14:13
Hauaha, das ghet ja richtig los hier!!!Hab ja schon 2 kapitel verpasst>.< So n mist!!
Geiles Kapi, bin ja mal gespannt , wie es weite geht^^

*knuutscha*

Und danke für die ens^^


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