Zum Inhalt der Seite

Engelsblut

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Dirty Little Secret

Hallu ^^

Ya ich weiß, is lange her, dass ich was hochgeladen hab ^^

keine Ahnung ob das hier noch wer lesn mag v.v.

Ich lads einfach mal hoch ^^

Lg Akito
 

_________________________________________________________________________________
 

Kapitel 6 – Dirty Little Secret
 

Sie rannte, rannte als würde es um ihr Leben gehen. Blut rann über ihre Haut, färbte ihre blonden Haare, die ihr bis fast zur Mitte des Rückens fielen, rot. Was war da schon wieder passiert? Alle hatten gedacht Kilias sei nicht im Schloss. „Scheiße, scheiße, scheiße…“, murmelte die junge Frau vor sich hin und rannte blindlings weiter. Ihre dunkelblaue Jacke war genauso schwarz wie die dünnen Strähnen in ihren Haaren geworden. Das Blut, dachte sie entsetzt, das Blut ist von Leuten mit denen ich vor ein paar Stunden vielleicht noch geredet oder gelacht habe. Es lief ihre Wangen herunter, so wie blutige Tränen. Ununterbrochen fielen weitere rote Tropfen. Der Horror wollte einfach kein Ende nehmen, so schien es ihr. Rikku bringt mich um, wenn Kai… schoss es ihr durch den Kopf. Nein, sie führte diesen Gedanken einfach nicht weiter. „KAI!?!“, schrie sie verzweifelt. Sie hätte da oben sein sollen und nicht er. Er hätte hier unten sicher sein sollen, hier unten in Sicherheit. Es war ihre Schuld, denn sie hatte ihn überredet. Er war einer der Besten. Stark, schnell und gehörte zur Elite, einer Gruppe die noch niemals besiegt wurde. Sie selbst gehörte auch dazu aber sie war nicht so wichtig wie Kai. Sie musste noch viel lernen, gehörte erst seit kurzem dazu. Sie kämpfte die in ihr aufsteigende Übelkeit nieder und beschleunigte ihr Tempo noch etwas. Der dichte Regen nahm ihr die Sicht und sie konnte nur hoffen, dass sie den richtigen Weg gewählt hatte. Plötzlich stieß sie mit jemandem zusammen. „Na Mädchen, immer schön langsam.“, sagte eine tiefe Stimme. Sie sah auf und trat ein paar Schritte zurück. Ein dicker, scheinbar riesiger Typ stand vor ihr und hatte seine Hände auf ihre Schultern gelegt. „Wo willst du denn so schnell hin? Hast wohl Angst vor dem Regen, was?“, fragt er und verstärkte seinen Griff etwas. Innerlich seufzte sie. Waren denn hier wirklich alle so drauf? Keiner traute Frauen hier auch nur irgendetwas zu. „Nein.“, erwiderte sie genervt und wollte den Mann zur Seite schieben, was sich als wirklich schweres Unterfangen erwies. „Ich muss weiter.“ Ihre Nerven lagen blank. Sie musste so schnell es ging nach Izilia und von dem Vorfall berichten. „Ach ein bisschen Zeit wirst du doch wohl haben. Wenigstens bis der Regen vorbei ist.“, meinte der Mann und schob seinen Arm um ihre Taille. „Verschwinde!“, zischte sie. „Und nimm deine Finger von mir!“ Sie suchte in ihrem Gedächtnis nach passenden Worten für einen Zauber, um diesen Kerl irgendwie loszuwerden. „Ach komm schon. Bevor du hier alleine herumläufst.“, beharrte er. Dann ging alles ganz schnell. Sein zweiter Arm schoss ebenfalls nach vorne und er zog sie an sich. An ihrem Hals spürte sie das kalte Metall einer Klinge dann ein einziges Wort, das ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Derk. Das bedeutete soviel wie Fesseln, auf der Sprache die hier gesprochen wurde. Der Typ war auch Magier. Derk, das waren Fesseln, die aussahen wie ein Seil, eine Kette oder was auch immer, doch sie bannten jegliche Magie. Ihre Kräfte waren versiegelt, solange sie diese Dinger trug. Ihre Hände waren vor dem Körper zusammengebunden und somit hatte sie nur noch geringe Chancen sich zu wehren. Sie wand sich in einem Griff, tauchte dann mit einer blitzschnellen Bewegung ab und befreite sich. Der Mann stank nach Alkohol und Schweiß und war einfach so abstoßend, dass sie ihm am liebsten Beschimpft hätte, was sie unter normalen Umständen auch getan hätten. Jetzt jedoch war es zu gefährlich. Hastig sah sie sich nach einer Fluchtmöglichkeit um. Das Blut nahm ihr immer noch die Sicht. Sie wich weiter zurück, als der Mann wieder auf sie zukam. Er schnaubte vor Wut und seine Augen waren zu Schlitzen verengt. Auf einmal ging es nicht mehr weiter. Sie stand mit dem Rücken an einer Wand. Sie schloss kurz die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Kalt und schwer fielen die Blutstropfen auf ihr Gesicht und liefen über ihren Hals. Mistkerl, dachte sie, konntest du dir nicht einen andren Tag für diese Aktion hier aussuchen? Schon schloss sich seine Hand fest um ihren Hals. Er drückte jedoch nicht zu, er wollte einfach nur sichergehen, dass sie nicht weglief. (23.06.2007) Sie seufze einmal kurz, dann sah sie ihn direkt an. Seine Augen waren winzig klein und waren durch die dicken, speckigen Wangen noch mehr verdeckt. „Also, Süße, überleg es dir noch mal. Komm mit mir.“, sagte der Mann und grinste sie an. Seine Zähne waren eklig gelb. Er zog sie schon fast mit seinen Blicken aus. Eine Weile tat sie so, als würde sie ernsthaft darüber nachdenken sein Angebot anzunehmen, doch das war alles nur Täuschung. Sie wollte den Typen in Sicherheit wiegen, sodass er unaufmerksam wurde. Es wirkte sofort. Der Dicke schien ihr zu glauben, dass sie überlegte. Er lockerte seinen Griff etwas. Eine Weile starrte sie noch auf die dunkelgrauen Hausmauern ihr gegenüber, an denen das Blut nur so herunter lief. Sie fröstelte. Es wurde höchste Zeit. Sie schenkte ihrem Gegenüber ein entwaffnendes Lächeln bevor sie dann ruckartig die zusammengeballten Fäuste hochhob und sie ihm direkt unter das Kinn stieß. Er stöhnte erschrocken auf & taumelte Rückwärts. Die Überraschung stand ihm ins Gesicht geschrieben, als er rücklings auf der Erde landete. Blitzschnell war sie über ihm und legte nun wiederum die Hände um den Hals. Der kleine Unterschied war nur, dass sie wirklich zudrückte. „Mach sie ab.“, knurrte sie. Sie selbst hatte nicht die Macht ihre Fesseln zu lösen, denn schließlich waren ihre Kräfte gebannt. Es war immer eine Qual, wenn die Kräfte gebannt waren, denn es fühlte sich an, als würden sie in eine Ecke des Körpers gesperrt werden. Die Macht jedoch wollte hinaus, wollte eingesetzt werden und deshalb kam es ihr immer so vor, als würde jemand von Innen gegen ihren Brustkorb drücken und ihn zerschmettern wollen, wenn ihre Kräfte gebannt waren. Ihr Atem ging etwas flacher als sonst. Der schmierige Typ, auf dessen Brustkorb sie gerade kniete grinste nur anzüglich. „Wie ich sehe übernimmst du selbst gerne die Führung. Nur zu.“ Sie verdrehte sie Augen und drückte etwas fester zu. „Ich glaube du verstehst es wirklich nicht. Mach mich los.“, zischte sie gereizt. Der Mann reagierte immer noch nicht, sondern blickte sie nur erwartungsfreudig an. Sie seufze und setzte sich dann auf seine speckige Brust. „Also.“, sagte sie gelassen. „Es gibt zwei Möglichkeiten aus dieser Situation herauszukommen. Erstens: Du Machst mich freiwillig los oder zweitens: Ich töte dich und die Fesseln lösen sich von selbst auf.“ Seine Wangen wurden bleich, doch er glaubte ihr immer noch nicht. „ Das meinst du doch wirklich nicht ernst.“, erwiderte er und lachte gehässig. Irgendwo hatte er Recht. Sie konnte und wollte einfach nicht töten. „Na los, komm schon, drück zu!“ Sein Grinsen wurde breiter. „Du bist wirklich zu unkonsequent, Nalia.“, sagte plötzlich eine Stimme hinter ihr in spöttischem Tonfall. Sie wusste auch ohne sich umzudrehen wer dort war. „Halt den Mund, Kyo“ Sie drehte sich immer noch nicht um. „Jetzt komm schon her, Süße.“ Man konnte erahnen, dass nun ein Lächeln seine Lippen umspielte, doch wegen der Kapuze war sein Gesicht in vollkommener Schwärze verborgen. Langsam stand sie auf. Wenn sie es nicht so eilig haben würde, dann hätte sie ihn jetzt weggeschickt, doch sie wusste, dass er ihr helfen konnte. Seine Kraft war fast übermächtig und sie konnte von Glück reden, dass sie ihn kannte. Der Mann auf der Erde machte Anstalten aufzustehen, doch eine einzige kleine Handbewegung Kyos reichte aus um ihn am Boden zu halten. „Du bleibst schön da unten liegen. Ich bin noch nicht fertig mit dir.“, meinte er fast schon etwas belustigt. Sie verstand seinen Spaß am Quälen von Wesen wirklich nicht. Er tötete nur, wenn er einen Grund oder einen Auftrag hatte, trotzdem wusste sie, dass der Dicke am Boden noch eine unangenehme Zeit vor sich haben würde. Sie warf einen letzten Blick auf ihn, bevor sie sich Kyo zuwendete. „Ich hab es sehr eilig.“, sagte sie angespannt und man konnte einen sehr dringlichen und sorgenvollen Ausdruck in ihren Augen erkennen. „Das kann ich mir denken.“, erwiderte Kyo und fuhr mit der Handfläche knapp über die Haut an Nalias Handgelenken. Sofort lösten sich die Fesseln und Nalia spürte wie eine unsichtbare Mauer in ihr eingerissen wurde und die Magie ihren Weg durch ihren Körper fand. Erleichtert atmete sie aus, sah Kyo dankbar an und verschwand dann schnell und wurde in der Dunkelheit unsichtbar. „So.“ Kyo drehte sich zu dem Dicken um, nachdem er dem Mädchen noch eine Weile nachgeschaut hatte. Er grinste. „Nun kommen wir zu dir…“

Ein grausames Bild bot sich ihr, als sie in die Außenbezirke der Stadt kam. Ihr wurde übel und sie hielt sich Hand vor den Mund. Entsetzten lähmte ihre Gedanken und ihren Körper. Sie stand einfach nur da und starrte auf die unzähligen leblosen Körper, die auf dem Boden lagen. Blut, überall war Blut. Es färbte die Federn der Flügel rot, es lief in dünnen Rinnsalen über die blasse Haut der Gestalten. Es tropfte aus ihren Haaren. Manche hatten ihre Augen weit aufgerissen und den Mund geöffnet, so als würden sie einen stummen Schrei ausstoßen, der ihre Lippen doch nie wieder verlassen würde. Andere hatten die Augen geschlossen und sie sahen aus, als würden sie friedlich schlafen, als könne man sie mit einer sanften Berührung wieder erwachen lassen. Doch das würden sie nicht. Nie mehr. Vielleicht nicht alle, aber viele würden ihre Augen niemals mehr öffnen, nie mehr lachen, nie mehr mit ihren Frauen sprechen, die zu Hause in Izilia warteten. Sie würden nicht mehr mit ihren Kindern spielen können. Die Frauen würden die Fragen ihrer Kinder beantworten müssen, wo ihre Papas sind und warum sie nicht mehr wiederkommen. Eltern und Großeltern müssten der bitteren Wahrheit ins Auge sehen, dass ihre Söhne und Enkel nicht mehr wiederkommen werden, nur, weil jemand falsche Informationen gegeben hatte. Nur, weil man sich sicher war, dass Kilias sich heute nicht im Schloss aufhalten würde. Doch er war da gewesen, niemand sonst konnte so etwas tun. Niemand hatte die Macht dazu. Nicht einmal Kyo… Kilias war da und hatte sie umgebracht.

Sie sah sich um. So viele bekannte Gesichter. So viele, mit denen sie vor ein paar Stunden noch geredet hatte. Gelacht, gestritten, was auch immer. Verzweiflung überfiel sie in so einer Heftigkeit, dass sie sich auf die Knie fallen ließ und schrie. Tränen liefen über ihre Wangen und vermischten sich mit dem immer noch vom Himmel fallenden Blut. Verzweiflung war das schlimmste aller Gefühle, denn man konnte nicht dagegen unternehmen. Da half kein Trost, denn diese Bilder brannten sich für immer in ihr Gedächtnis.

Sie erhob sich langsam wieder. Irgendwer musste es doch geschafft haben. Schritt für Schritt bahnte sie sich einen Weg durch die Körper und suchte nach Überlebenden. Aber es herrschte Stille und nur das prasseln des grausamen Regens hielt an. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich. Ihre Kräfte erlaubten es ihr nach den Geistern anderer Menschen zu tasten. Zwar beherrschte sie diese Fähigkeit noch nicht sehr gut aber sie musste es einfach schaffen.

Langsam breitete sich ihr eigener Geist über die leblosen Gestalten und suchte nach Lebenszeichen. Eine ganze Weile stand sie ruhig da, bis sie etwas spürte. Ein leichtes Kribbeln… Hilfe… Ich… Ich sterbe… Mit geschlossenen Augen stolperte sie vorwärts in die Richtung, die sie für richtig hielt. Instinktiv bückte sie sich und legte ihre Hand auf etwas Warmes. Sie fühlte einen Herzschlag und riss die Augen auf. Kai! Er hatte zahlreiche Wunden, aus denen das Blut quoll und sein Atem war unregelmäßig. Seine Augenlider zuckten hin und wieder. Er kämpfte. Er kämpfte um sein Leben. Was sollte sie nun machen? Ihn nach Izilia bringen? Hilfe holen? Aber Kilias würde sofort bemerken, wenn noch mehr Bewohner Izilias hier auftauchen würden. Egal, er würde bestimmt damit rechnen, dass sie nach Überlebenden suchen würden, doch er wusste bestimmt nicht, dass es auch zumindest einen gab. Vorausgesetzt sie bracht ihn schnell genug nach Hause. Sie lenkte ihre Gedanken ganz auf das Schloss in Izilia und zusammen mit Kai verschwand sie sofort von dem grausigen Schauplatz.

Fast zur gleichen Sekunde tauchte sie auf einem Flur, der aus einem mittelalterlichen Schloss stammen könnte wieder auf. Ihr Herz raste und ihr Atem ging viel zu schnell. Ihr Kreislauf spielte verrückt und ihre Nerven lagen blank. Sie war noch nicht soweit ihre Kräfte so oft einzusetzen, besonders die nicht, die sie noch nicht richtig beherrschte. „Hilfe…“, flüsterte sie fast Tonlos. Ihr Hals schien wie zugeschnürt und sie konnte nicht anders, als zu weinen. Ihr Herz fühlte sich an, als steckten dutzende von Nadeln darin. „Hilfe…“, sagte sie etwas lauter und hob den Kopf. Der Gang war Menschenleer. Da rechts war der Thronsaal. Wenn sie es nur schaffen würde dorthin zu gelangen. Sie konnte Kai doch hier nicht allein lassen. Ihre Hand lag immer noch auf seiner Brust, die sich schnell hob und senkte. Sie zitterte. „Hilfe…!“, schrie sie verzweifelt. Ihre Stimme hallte von den hohen Decken wieder. Einige Sekunden verstrichen bevor die riesigen dunkelgrauen Flügeltüren des Thronsaals aufgestoßen wurden. Eriol, Heermeister Izilias stand darin. „Was zum Teufel ist hier los?“, fragte er gereizt, bevor er die am Boden sitzende Nalia erblickte. Er stürmte auf sie zu. Ihr fiel ein Stein vom Herzen, sie musste nicht mehr alles allein ertragen. „Was ist geschehen?“, fragte er entsetzt und starrte auf Kai. „Tot… Alle“, erwiderte sie fast Tonlos. Eriol zögerte nicht lange. Er stellte keine weiteren Fragen, sondern drehte sich zu den beiden Männern um, die ihm gefolgt waren. „Ruft die Elite zusammen, sie sollen nach Atora, nach überlebenden suchen und außerdem schickt mir so schnell wie möglich Neru hier her.“ Seine Stimme war hart geworden. Er sah zu Nalia und strich ihr sanft über die Wange. „Es wird alles wieder gut. Du bist nicht mehr allein.“, sagte er beruhigend. Sie erwiderte nichts. Nichts würde wieder gut werden. Sie waren tot und sie würden nie mehr wieder kommen… Sie war nicht mehr allein aber trotzdem ließ dieser ungeheure Schmerz ihr Herz einfach nicht los…
 

~†~
 

(14.07.07) Ein sehr vertrautes und doch sehr gehasstes Geräusch weckte mich. Die Stimme des Radiosprechers wünschte wie jeden Tag zu dieser Stunde einen wunderschönen guten Morgen und einen guten Start in diesen Tag, denn schließlich war es schon Mitte der Woche. Ich stöhnte kurz auf und streckte mich. Ich wollte wie immer den Knopf meiner Lampe drücken, die über dem Kopfende des Bettes hing, doch dieses Mal griff ich ins Leere. Überrascht setzte ich mich auf. Zuerst lief ein unheilvolles Kribbeln durch meinen Bauch und ich bekam einen Schock, bevor mir klar wurde, dass ich demnächst jeden Morgen genau hier aufwachen würde. Dies hier war mein neues Zuhause und natürlich war es klar, dass ich mich erst daran gewöhnen müsste. Akito hatte mich aufgenommen. Er hatte mir ein Zimmer seine Wohnung gegeben und mir bis jetzt bei allem geholfen. Ich tastete mit den Fingern nach dem Knopf der Lampe, die sich hier links neben meinem Kopf befand und an der Wand angeschraubt war. Ich kniff die Augen zusammen, als das Licht durch das Zimmer flutete und legte für eine Weile die Hand als Schutz darüber. Warum hatte Akito das eigentlich gemacht? Warum hatte er mich aufgenommen? Er war ein Fremder für mich, also warum hatte ich eigentlich eingewilligt? War der Drang von meinem Vater wegzukommen wirklich so groß? Selbst in den wenigen Momenten, die ich mit Akito verbracht hatte war er mir manchmal doch etwas seltsam vor. Geheimnisvoll und irgendwie finster. Wer war er eigentlich? Ich schüttelte kurz den Kopf und schlug dann meine Bettdecke zurück. Nach der Wärme der weichen Daumen war allein die Zimmertemperatur schon wie ein Sprung ins kalte Wasser. Ich fröstelte und spürte, wie sich eine Gänsehaut über meine Haut zog. Ich war mir nicht sicher, ob diese Gänsehaut allein von der Kälte kam oder nicht auch etwas von meinen Gedanken über Akitos Identität. Wie auch immer. Ich setzte die Füße auf die Erde und wankte etwas schlaftrunken durch das Wohnzimmer hinüber zum Bad. Ohne weiter drüber nachzudenken öffnete ich die Tür und stieß dann nur ein sehr verlegenes „Oh“ aus. Akito stand vor dem Spiegel, nur in Jeans und rasierte sich. Ich ließ die Tür wirklich nur ein paar Sekunden offen, doch in dieser kurzen Zeit konnte ich es mir nicht verkneifen ihn zu mustern, so wie man sich jeden Menschen ansah, der einem gegenüber stand. Schon fast automatisch wanderte mein Blick von seinem Gesicht, auf dem nicht die entfernteste Spur von Verlegenheit oder dergleichen lag, über seinen schlanken Hals hinunter zu seinem muskulösen Oberkörper. Er war wirklich sehr gut trainier ohne dabei wie der Köper eines Bodybuilders zu wirken. Eines erschreckte mich jedoch: Seine Brust und auch sein Bauch und ein Teil seiner Oberarme waren mit Narben bedeckt, die ihn jedoch nicht entstellten. Ich bemerkte noch, dass er sein schwarzes Kreuz um den Hals trug, bevor ich noch ein kurzes „Sorry“ murmelte und die Tür etwas zu hastig schloss. Draußen lehnte ich mich erst einmal gegen die Wand und holte tief Luft, um mein Herz, das angefangen hatte zu rasen, wieder zu beruhigen, schließlich sah man nicht jeden Morgen einen stattlichen jungen Mann in Badezimmer stehen. „Verdammt.“, flüsterte ich immer noch ziemlich verlegen. Die Müdigkeit war wie verflogen. Woher bekommt man nur so viele Narben? fragte ich mich und rief noch einmal das Bild von ihm in Gedanken auf. Entweder er hatte einen sehr gefährlichen Job oder ein gewagtes Hobby, denn niemand würde ihn wohl so sehr hassen, das er ihn so zurichten würde, oder doch? (15.07.2007) Das ist nicht deine Sache, Aya, sagte ich mir und stieß mich von der Wand ab. Ich ging wieder zurück in mein Zimmer und öffnete den Kleiderschrank. Wirklich viel war nicht mehr darin. Ich hatte den Umzug in Akitos Wohnung als Anlass genommen meine Klamotten mal wieder gründlich auszusortieren. Eine ganze Weile stand ich unentschlossen da und starrte in den Schrank. Ich realisierte dabei gar nicht, dass meine Gedanken schon wieder abschweiften. Ob ich ihn nach den Narben fragen kann? Oder lieber nicht? Wer weiß, was er für Erinnerungen damit verband. Vielleicht waren sie ja so schlimm, dass ich sie gar nicht wissen wollte oder ihm sowieso nicht glauben würde. Sollte ich ihn einfach mal fragen, warum er mich einfach so bei sich wohnen ließ? Wie ein Irrer oder ein Vergewaltiger sah er nun wirklich nicht aus. Und vor allem hätte er sich dann doch schon längst das nehmen können, was er haben wollte. Ich schauderte bei meinen eigenen Gedanken und versuchte mich wieder auf meinen dürftig ausgestatteten Schrank zu konzentrieren. Ich würde unbedingt einkaufen gehen müssen, dachte ich mir und seufzte. Letztendlich zog ich einen der wenigen schwarzen Pullover heraus, denn es war doch schon sehr kalt geworden, dafür dass es erst Ende September war. Vor allem war es seltsam, weil es bis vor kurzem noch unbeschreiblich heiß gewesen war. Die Politiker sollten wirklich mal mehr über den Klimawandel sprechen, denn sonst würde das Wetter bald noch unberechenbarer werden. Eine dunkle Hose gesellte sich zu dem Pullover über meinem Arm. Wieder trat ich ins Wohnzimmer. Akito kam grad aus seinem Schlafzimmer. „Na, gut geschlafen?“, fragte er, als hätte es den Vorfall eben überhaupt nicht gegeben. Ich nickte nur und spürte, wie mir erneut die Röte ins Gesicht schoss. (18.07.2007) Ich zuckte die Schultern. „Es ist noch ein bisschen ungewohnt morgens plötzlich in einem anderen Zimmer aufzuwachen aber ja eigentlich hab ich ganz gut geschlafen.“, erwiderte ich und zwang mich zu einem kurzen Lächeln. Er lächelte nur zurück, doch sein Lächeln sah mindestens genauso falsch aus, wie das das ich mir gerade auf die Lippen gezaubert hatte. Ich drehte mich um und setzte meinen weg ins Bad fort. Hatte ich etwas Falsches gemacht? Oder gesagt? Ich verstand nicht wirklich, warum sein Lächeln mir gegenüber nicht ernst gemeint sein sollte. Wollte er mich doch nicht bei sich haben? Eine Weile dachte ich wirklich über diese Möglichkeit nach, doch dann verscheuchte ich sie ziemlich schnell wieder. Warum sollte er? Ich meine er hatte sich doch bestimmt auch genau überlegt, ob er nun eine Mitbewohnerin haben wollte. Ich schloss die Tür hinter mir und sah in den Spiegel. Er hatte bestimmt auch so seine eigenen Sorgen oder vielleicht war er auch einfach ein etwas finsterer Mensch, was mich nicht weiter wundern würde. Ein flüchtiger Blick auf die Uhr neben dem Spiegel verriet mir, dass ich mich beeilen musste, wenn ich den Bus noch rechtzeitig erreichen wollte. Ein Glück war ganz in der Nähe von Akitos Wohnung eine Bushaltestelle. Ich war sonst immer drei Haltestellen früher eingestiegen. So würde auch keiner von meinen Klassenkameraden mitbekommen, dass ich nun wo anders wohnte, vorausgesetzt Eva hatte noch niemandem etwas erzählt. Sie wohnten alle etwas weiter innerhalb der Stadt und stiegen somit nach mir ein, wenn sie nicht mit dem Fahrrad kamen. Ich sah zu, dass ich im Bad fertig wurde und eilte dann zurück in mein Zimmer. Ich hatte noch keine Sachen für die Schule gepackt. Das tat ich normalerweise immer schon den Abend davor, aber was war in den letzten zwei Tagen denn schon wirklich normal gewesen? Ich hatte keine Zeit mehr um auf den Stundenplan zu gucken und so warf ich einfach alles in die Tasche, was ich glaubte brauchen zu müssen.

In der Küche saß Akito am Tisch und frühstückte gerade. Als ich eintrat sah er von seiner Zeitung auf und lächelte dieses mal etwas überzeugender. „Brötchen?“, fragte er und hielt mir die Tüte hin. „Die sind zwar noch von gestern, aber schmecken immer noch.“ Ich schüttelte dankend den Kopf. „Nein, danke, ich frühstücke eigentlich nie unter der Woche.“ Ich goss mir Milch in die Tasse und setzte mich gegenüber von ihm auf den Stuhl. „Willst du dir was mitnehmen?“ Er nahm seinerseits einen Schluck aus seinem Becher. Ich überlegte kurz und nickte dann. Schaden könnte es nicht, denn mein Geld ging mir sowieso viel zu schnell zur Neige und das Essen am Kiosk war auch nicht gerade billig. Ich machte mir ein Brötchen fertig. Zwischendurch immer wieder der Blick auf die Uhr, deren Zeiger anscheinend einen Wettlauf gestartet hatten. In zehn Minuten kam mein Bus und es wurde höchste Zeit zum Bus zu gehen. „Ich muss los.“, sagte ich etwas gehetzt, trank hastig den letzten Rest aus meiner Tasse und sprang auf. „Du hast einen Bart. Steht dir wirklich sehr gut.“, murmelte Akito belustigt. „Was?“ Verwirrt sah ich ihn an. Er hob die Hand und legte sie unter mein Kinn, strich mit dem Daumen über meine Oberlippe und zog die Finger danach so schnell wieder zurück, dass ich dachte er hätte sich verbrannt. Die Wärme seines Daumens war noch eine Weile auf meiner Haut zu spüren. Eine Weile stand ich wie erstarrt da. „Ich hol dich nachher ab. Wartest du am Eingang auf mich?“, fragte er dann. „Ja klar, mach ich. Bis später dann.“, antwortete ich und verschwand aus der Tür.

Draußen vor der Haustür schlug ich zu allererst den Kragen meiner schwarzen Jacke hoch. Der Wind war wirklich kalt und wirbelte gold-braune Blätter vor sich her. Seltsamerweise beruhigte mich das Rauschen und Pfeifen des Windes seit neuestem. Ich wunderte mich selbst darüber, schenkte dem aber nicht allzu viel Beachtung, schließlich konnte sich alles einmal ändern. (23.07.2007) Da war mein Leben wohl das beste Beispiel für…
 

~†~
 

Langsam hob der die Hand und leckte die Milch von seinem Daumen, den er gerade von Ayas Lippen abgewischt hatte. Dann fuhren seine Finger allmählich über seine Wangen zu seinen Augen. Er kniff die Lider zusammen und rieb mit den Fingerkuppen darüber. Eine Weile saß er wie versteinert da und wenn nicht das gleichmäßige Heben und Senken der Brust seinen Atem gezeigt hätte, dann hätte man denken können dort säße eine Statue. Er ließ sich die Milchtropfen auf der Zunge zergehen und ihr Geschmack breitete sich in seinem gesamten Mund aus. Er wollte nachdenken, doch er konnte nicht. Das Licht störte ihn dabei, wie andere Leute vielleicht das Ticken eines lauten Weckers. Allein die Helligkeit der letzten Sonnenstrahlen, die noch vom Sommer übrig waren, strengte seine Augen so sehr an, dass sie nach einer gewissen Zeit schmerzten. Plötzlich sprang er auf und ging mit schnellen, großen Schritten hinüber in sein Zimmer. Dort waren die Rollos vor den Fenstern und der Balkontür noch heruntergezogen. Es war dunkel. Dunkel und still. Er ließ sich auf seinem Bett nieder und atmete tief durch. Trotz der Dunkelheit erkannte er jedes noch so kleine Detail seiner Einrichtung. Der Raum hatte ebenfalls eine Schräge direkt über dem großen, dunklen Bett. Diese Schräge und die Wand rechts waren in einem sehr dunklen Rot gestrichen. Etwa nach zwei Dritteln der Wände durchbrach eine durchgehende Reihe schwarzer Zeichen, die sich durch den gesamten Raum zogen, die rote Farbe. Es waren Zeichen einer Sprache, die niemand auf dieser Welt beherrschte. Die Innenseite der Tür war schwarz gehalten, genau wie die Kommode, die gegenüber des Bettes stand. Links an der Wand neben dem Bett stand ein antik aber doch nicht klobig aussehender, schwarzer Kleiderschrank und links daneben eine dunkelgraue Truhe. Normale Einige Pflanzen zierten die leeren Ecken des Raumes und Kerzen standen auf der Kommode und auf der Fensterbank. Ein einziges Bild hing an der roten Wand neben der Balkontür. Ein schwarzer Nachthimmel über einer Wiese, die ebenfalls grau aber dennoch nicht leblos wirkte. Ein blutroter Mond schien über all dem und warf ein ungewöhnliches Licht auf die Landschaft. Eine Musikanlage stand auf einem kleinen Tischchen neben der Kommode und auf einem Nachtisch neben dem Bett stand ein Radiowecker, dessen rote Zahlen in die Dunkelheit leuchteten.

Akito griff nach einem der vielen Bücher, die er in den Regalfächern seines Nachtischs aufbewahrte und stellte es vor den Wecker. Jedes noch so kleine Licht störte ihn in dieser Zeit. Er legte sich quer auf sein Bett, in das locker zwei Leute passten. Der schwarze Satinstoff fühlte sich so kalt an in seinem Nacken. Er ließ seine Finger über die weichen Fasern gleiten. Er hatte die Augen immer noch geschlossen und langsam begannen in seinem Kopf die Gedanken zu kreisen. Seine Kehle war trocken. Er hatte Durst, doch er wusste nur zu gut, dass allein Wasser nichts gegen seinen Durst ausrichten würde. Er zwang sich seine Gedanken auf etwas anderes zu lenken. Er seufzte. Die bevorstehende Nacht würde bestimmt sehr lang werden. Izilias Rat hatte Rücksicht auf ihn genommen und ihre Sitzung auf den späten Abend verschoben. Wie er die anderen kannte würden sie nicht vor der Morgendämmerung einen Entschluss gefasst haben, wenn sie überhaupt zu einem Ergebnis kommen würden. Er bezweifelte es. Worum es gehen sollte? Um Aya, um wen sonst? Oder besser gesagt um die Kraft die wahrscheinlich in ihr schlummerte. Ich sollte sie doch töten, dachte er sarkastisch, dann müsste sie das ganze Theater nicht mitmachen.

Die Diskussionen über sie waren selbst in Akitos Meinung etwas makaber. Alle Diskutierten, ob sie nun leben oder sterben sollte. Sie redeten über sie, wie über ein todkrankes Tier, bei dem nicht feststand ob es eingeschläfert werden sollte oder nicht. (26.7.2007) ihm fielen mindestens drei Mitglieder ein, die Ayas Tod wollten. Er wusste nicht, wie er sich entscheiden sollte. Er würde sie verraten wenn er für ihr Ende stimmen würde. Er schüttelte leicht den Kopf. Was war nur mit ihm los? Entwickelte er tatsächlich so etwas wie einen Bruder-Komplex?

Plötzlich wurde er in seinen Gedanken unterbrochen. Er spürte, dass sich irgendetwas oder irgendwer näherte. Er riss die Augen auf und horchte in die Dunkelheit hinein. Alle seine Muskeln waren angespannt, bereit aufzuspringen. „Wer weiß eigentlich alles von deinem süßen Geheimnis?“, fragte eine hohe Stimme hinter ihm. Ruckartig setzte er sich auf und fixierte das Mädchen, das hinter ihm stand. Er stöhnte genervt auf. „Rena, was willst du denn hier?“, fragte er leicht gereizt. „Aber Akito, oder sollte ich lieber sagen-…“ „Schweig.“, unterbrach er sie mit einem Knurren. Sie lachte leise. „Wusste ich es doch.“ Mit einer fließenden Bewegung ließ sie sich neben ihm auf das Bett nieder. Ihre langen Locken hatten die Farbe von hellem Honig und ihre Augen waren tief braun. Sie war nicht sehr groß und ziemlich zierlich. „Was willst du jetzt eigentlich hier?“ Das Misstrauen in seiner Stimme war unüberhörbar. „Gegenfrage: Was würdest du alles tun um dein kleines Geheimnis zu Hüten?“ Ein grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Was könntest du schon von mir verlangen?“, wollte er wissen. Sie beugte sich zu ihm hinüber und strich mit den Fingern über seine Lippen und seine Wangen. „Als ob du das nicht genau wüsstest.“, antwortete sie. „Oh man.“, stöhne er genervt und schlug ihre Hand weg. „Was denn?“, fragte sie mürrisch. „Du bist doch selber Schuld, wenn du mit den Mädels in Bett gehst und sie immer noch mehr von dir wollen.“ Sie lächelte verträumt. „Du bist halt die perfekte Droge.“ Er zuckte nur mit den Schultern. „Jetzt komm schon!“, verlangte sie und rückte etwas näher zu ihm. Aus seiner Kehle drang ein dunkles Knurren. „Also ich an deiner Stelle würde mir heute nicht zu nahe kommen.“, bemerkte er. „Es sei denn du willst unbedingt sterben.“ Zweifelnd zog er die Augenbrauen hoch und sah sie an. „So eilig hab ich damit nun doch nicht aber ich kann irgendwie nicht so wirklich glauben, dass du mich umbringen würdest.“ Ihre Hand wanderte etwas tiefer in den Kragen seines T-Shirts. Mit einer übermenschlich schnellen Reaktion griff Akito nach ihrem Handgelenk. „Willst du es drauf anlegen?“, zischte er und zog ihre Hand von seinem Körper weg. In seinem Kopf drehte sich alles. Er wollte – er konnte - in diesem Moment einfach nur allein, weg von allen anderen Wesen sein, denn sonst würde er wahrscheinlich doch noch morden. Er stieß sie weiter von sich, behielt jedoch ihr Handgelenk zwischen den Fingern. „Jetzt bitte die Wahrheit: Wieso bist du extra hier her gekommen?“, fragte er drohend. „Och ich wollte eigentlich mit dir über dein zweites wirklich sehr süßes Geheimnis sprechen. Wie hieß sie noch gleich?“ Ihre Stimme nach einen spottenden Ton an. „Woher weißt du davon?“ Akito hatte alarmiert aufgehorcht. Niemand durfte davon wissen. Noch nicht jedenfalls. (01.08.07) „Ihr müsst aufmerksamer sein, Yuki und du. Ihr solltet euch nicht in aller Öffentlichkeit über eure kleinen Geheimnisse unterhalten.“ Sie kicherte leise. Akitos Kehle entfuhr ein dunkles Knurren. Rena sah nur etwas Silbernes aufblitzen. Es ging alles so furchtbar schnell. Sie spürte einen heftigen Schlag auf den Brustkorb, der sie nach hinten warf. Ein hässliches Krachen war zu hören, als sie gegen die Wand schlug und durch den Aufprall einige ihrer Rippen brachen. Sie stöhnte gequält auf. Blitzschnell stand Akito vor ihr. „Was hast du Kilias erzählt?“, fragte er drohend. Seine hand legte sich um ihren Hals. Mühsam rang sie nach Luft und wollte mit ihren Fingern seine Hand von ihrem Hals wegziehen. Bald schon stoppten ihre vergeblichen Versuche und sie keuchte auf, als er seine Finger leicht zusammendrückte. „Was?!?“ Seine Augen schienen Funken zu sprühen. Hass und Wut verschmolzen darin zu einem hellen, lodernden Feuer. Langsam hob sie den Kopf, bereit für das schlimmste, denn sie wusste, dass sie ihn nicht anlügen könnte. Das würde er sofort durchschauen. Sie hatte Angst. Angst, dass er sie töten würde. „Alles.“, sagte sie leise und doch bestimmt. Wieder entfuhr Akito ein Knurren. „Wer sie ist, wo er sie finden kann und natürlich auch eure Vermutung.“, fuhr sie fort. Sie hustete heftig und Akito lockerte seinen Griff etwas. „Was weißt du über seine Pläne?“, fragte er weiter. Sie schloss die Augen und versuchte tief durchzuatmen. Ein brennender Schmerz schoss durch ihre Lungen und sie schnappte nach Luft. „Antworte.“, zischte der Blonde der immer noch vor ihr stand. „Er glaubt…. Er glaubt, dass er sicher ist.“, keuchte sie. „Er will… Er will noch warten… Der Rat hat ihm verboten… sie jetzt schon zu holen.“ Ihre Stimme brach. Akito zog die Hand von ihrem Hals weg. Seufzend sank sie zu Boden. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt. Wenn man sie so gesehen hätte, hätte man auch denken können sie wäre vollkommen gesund. Kein Tropfen Blut war auf ihrer Haut zu sehen. Akitos Finger spielten mit einem silbernen Dolch. Er fuhr mit dem Daumen über die Klinge. Krampfhaft versuchte er seine Wut unter Kontrolle zu bringen. Angeekelt sah er auf sie herab. Er konnte sie nicht töten auch wenn er es zu gerne getan hätte. Es würde zu sehr auffallen, zumindest so kurz, nachdem sie Kilias über die ganze Sache informiert hatte. Er beugte sich zu ihr hinunter und legte ihr die Spitzen von Zeige- und kleinem Finger an die Stirn. Sie stöhnte noch einmal auf und ein Zittern lief durch ihre Körper. Er löschte all ihre Erinnerungen an dieses Gespräch. Sie würde sich später an nichts mehr erinnern können. Sie würde nicht wissen, woher sie die Verletzungen hatte. Nicht einmal mehr, dass sie hier war. Er erhob sich wieder und wendete sich von ihr ab. „Verschwinde jetzt.“ Er stand eine Weile da, doch er wusste, dass sie verschwunden war. Langsam griff er zu seinem Handy, das auf seinem Nachttisch lag. Er wählte und lauschte kurz darauf auf das Tuten.

„Ja?“, meldete sich Shawn am anderen Ende.

„Shawn, hier ist Akito.“, erwiderte er ernst.

„Ah, Hey! Was gibt’s denn? -… Oh man, Yuki jetzt fahr doch mal vernünftig.“, sagte er belustigt. „Jaha, ist ja okay.“, hörte man Yuki brummeln.

„Yuki ist bei dir? Das ist gut. Wir haben ein Problem.“ Akitos Mine verfinsterte sich.

„Ein Problem nach dem Motto: Es muss wer umgelegt werden?“, fragte Shawn ernst.

„Nein, ich glaube, dieses Mal ist es ein wirkliches Problem.“ Er seufzte kurz. „Kilias weiß bescheid.“

„Wie jetzt?“, wollte Shawn verdattert wissen.

„Er weiß bescheid. Über alles, was Yuki und ich im Park besprochen hatten. Rena hat uns belauscht.“, erklärte er und versuchte seine Stimme ruhig zu halten.

„Nicht wirklich oder? Dieses verfluchte Miststück.“, knurrte der junge Mann am anderen Ende.

„Er weiß wo sie ist, nicht dass sie bei uns ist, er weiß wie sie aussieht und er weiß auch über unsere Vermutung bescheid.“ Akito ließ sich auf sein Bett nieder.

„Oh Man, Akito! Ich wette mit dir, dass sie die gar nicht so hinter die herschleichen würde, wenn du nicht mit ihr im Bett gewesen wärst.“, rutschte es Shawn heraus.

„Shawn…“

„Ist doch wahr. Ich mein das merkt doch wirklich ein blinder mit Krückstock, dass die voll auf dich steht und-…“

Mit einem tiefen knurren unterbrach Akito seinen Freund.

„Okay, Okay, es tut mir leid. Also was ist dein Plan?“, fragte er dann entschuldigend.

„Sag Yuki er soll Aya im Auge behalten. Die ganze Zeit. Auch wenn Rena meinte, dass der Rat Kilias noch verboten hat sie nach Atora zu holen, soll sie trotzdem die ganze Zeit überwacht werden. Und wir treffen uns in zehn Minuten im Park. Ich muss nachher zwar noch Aya von der Schule abholen, aber das klappt schon irgendwie.“, sagte Akito noch immer gereizt. Er war sich plötzlich gar nicht mehr so sicher, ob diese Gereiztheit nicht auch ein Teil Sorge war, was mit Aya passieren würde.

„Aber wenn Yuki sowieso auf sie aufpassen soll, warum kann er sie dann nicht abholen? Was ist, wenn wir sie einfach mit nach Izilia nehmen?“, fragte Shawn plötzlich.

„Weil ich es ihr versprochen hab. Auch wenn es bestimmt nicht so einfach wird. Meine unangenehme Seite ist heute mal wieder besonders ausgeprägt. Und wir können Aya nicht mit nach Izilia nehmen, bevor die Ratssitzung heute Abend war. Wer weiß auf was für Ideen Eriol und die anderen so kommen.“, antwortete der Blonde. „Also in zehn Minuten. Und sag Yuki, dass er auf sie achten soll.“

„Warum soll er das eigentlich machen und nicht ich?“, wollte Shawn grummelnd wissen.

„Shawn…. Belass es dabei.“, meinte Akito leicht schmunzelnd. „Wir sehen uns gleich.“

„Dass du auch immer deine kleinen Geheimnisse haben musst. Okay, bis gleich.“
 

~†~
 

„Aya!“ Ich drehte mich um, als ich meinen Namen gehört hatte. „Oh. Hey Eva.“ Ich lächelte. Ich saß wie immer, mit ein paar anderen schon im Klassenraum, obwohl es noch locker 20 Minuten bis zum Unterrichtsbeginn waren. Unsere Busse waren die, die morgens immer die ersten und mittags die letzten waren. Wir hatten uns schon mehr als nur einmal beschwert, doch nie konnten wir eine Änderung erreichen. „Na, geht’s dir wieder besser?“, fragte sie und zog einen Stuhl zur Fensterbank, auf der ich wie immer saß und auf die anderen wartete. Heute hatte ich auch viel nachgedacht. Über meine Momentane Situation. Wie es weitergehen sollte. Was ich meiner Klassenlehrerin sagen sollte. Vor allem aber auch was und wie viel ich den anderen von der Wahrheit erzählen konnte. Egal wie ich meine Gedanken hin und her schob, ich kam einfach zu keiner Lösung. Ich muss unbedingt noch einmal mit Akito darüber reden. Oder vielleicht auch eher mit Yuki. Akito schien mir… Wie immer fand ich keine passenden Worte, die ihn beschreiben konnten. Düster und vielleicht auch etwas geheimnisvoll? So konnte man es wohl nennen. Wogegen Yuki wohl ganz anders war. Er war auch irgendwie nicht normal aber er hatte eine fröhliche und freundliche Art und hatte sofort viel mit mir geredet. Ich lenkte meine Gedanken wieder auf Evas Frage. Ich nickte. „Noch nicht ganz gut aber schon wieder besser.“ Sie ließ sich auf dem Stuhl nieder und sah zu mir hoch. „Das ist gut.“ Sie zögerte eine Weile, doch ich merkte genau, dass ihr noch eine Frage auf der Zunge lag. Nach einer Weile, die bei ihr wie immer nicht lange dauerte, sprudelten ihr die Worte schon aus dem Mund. „Sag mal, wann warst du gestern eigentlich von Akito zu Hause?“ Innerlich stöhnte ich genervt auf. Ich wusste, dass sie mich früher oder später noch einmal darauf ansprechen würde. Ich wollte gerade zum sprechen ansetzten, als mich jemand unterbrach. „Akito? Wer soll das denn sein?“, fragte Sophia und stellte ihre Tasche an ihrem Platz ab. Wir hatten vier Gruppentische mit jeweils sechs Leuten in der Klasse stehen und der Rest von meinem Tisch stand zu meinem Pech gleich hinter Sophia. Tobi, Alex und Benni. Alle drei waren natürlich hellhörig geworden und schauten mich nun interessiert an. Ich verdrehte die Augen und dankte Eva im Stillen für diese zeitlich unglaublich passende Frage. „Später.“, meinte ich nur schlicht zu Sophia und hoffte, dass sie meinen Blick auf die Jungs richtig deuten würde. Sie schon, nur Tobi ließ jetzt natürlich keine Ruhe. „Jetzt erzähl, wer ist Akito?“ Er setzte sich zu mir auf die Fensterbank. „Und wann bist du von ihm nach Hause gegangen?“, fügte er noch mit einem halb anzüglichen halb, wie mir schien, eifersüchtigem Grinsen hinzu. Ich seufzte. „Das willst du gar nicht wissen.“, erwiderte ich nur. Natürlich wurde ich ihn so schnell nicht wieder los. Es ging noch eine Weile so weiter. Fragen über Fragen und mit jeder von ihnen wurde ich genervter. Geschickt versuchte ich jeder einzelnen von ihnen auszuweichen und es gelang mir auch so einigermaßen. Ich bemerkte nicht einmal, wie die Klasse sich immer mehr füllte. Irgendwann betrat unser Lehrer den Raum und ich wollte aufstehen. Doch da Tobi keinerlei Anstalten machte, seinen Arm von meiner Schulter zu nehmen und ich so nicht aufstehen konnte, war ich gezwungen in meiner Position zu verharren. „Sag jetzt.“, forderte er. „Sonst müssen wir wohl die ganze Stunde über hier so sitzen bleiben.“ Wieder grinste er. Eigentlich ein schönes Lächeln, wenn ich es mir so ansah. Ich schüttelte seinen Arm von meiner Schulter und stand auf. Ich wollte mich auf meinen Platz setzten, doch Tobis Hand war meinen Arm hinunter zu meinem Handgelenk gerutscht, dass er nun umklammert hielt. „Das war mein Ernst. Du kommst hier nicht eher weg, bevor du mir das nicht gesagt hast.“, meinte er und sah mich an. „Tobias und Ayashi könnt ihr eure Privatgespräche jetzt freundlicherweise beenden und auf die Pause verschieben? Danke.“, rief unser Lehrer vom Pult zu uns herüber und knallte seine Mappe auf das Holz. „Die Wahrheit bitte.“, sagte Tobi. Er war einer der Wenigen, die mich schon ewig kannten. Ich glaube, wir haben sogar schon in Kindergarten zusammen gespielt. Er war auch einer der wenigen, die es sofort merkten, wenn ich sie anlog. Flunkern war also vollkommen zwecklos. Wie hieß es doch so schön? Der Klügere gibt nach? In meinem Rücken konnte ich nun auch schon wieder die neugierigen Blicke von Sophia und meinen anderen Tischkameraden spüren, denn der Rest der Klasse wusste ja überhaupt nicht um was es ging. Ich seufzte. „Akito ist ein Freund von mir und ich bin gar nicht mehr nach Hause gegangen.“, erwiderte ich ebenso ernst und erwartete seine Reaktion. Die von den anderen hatte ich schon gehört. Verwundertes aufstöhnen und ein leises „Wie bitte?“ von Sophia und ein ebenso leisen „Was?“ von Benni. „Aber-….“, setzte Tobi erneut an, doch ich unterbrach ihn. „Du hast die Wahrheit, gib dich damit zufrieden. Mehr wolltest du doch nicht oder? Könnte ich jetzt bitte meinen Arm wiederhaben?“, unterbrach ich ihn. „Aber-…“ Dieses Mal wurde er von Eva unterbrochen, die bemerkt hatte, dass Herr Kries schon wieder zu uns herüber schaute und das nicht gerade freundlich. „Mensch, Tobi, jetzt lass sie. Aya hat eben auch ihren kleinen Geheimnisse!“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Flordelis
2007-08-18T18:19:08+00:00 18.08.2007 20:19
Ich find's toll. *_______________*
Aber du könntest ruhig ab und an öfter mal auf die Enter-Taste drücken. ^^"
Und ich hoffe, dass du mal wieder weiter schreibst. *lieb guck*


Zurück