Zum Inhalt der Seite

Romantic Love SPECIAL!

Eine reihe kleiner Merke
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

MERKE: Das zweite Mal

MERKE: Das zweite Mal
 

Aine nahm eine ihrer Schlaftabletten. Seto sah sie mitleidvoll an. Sie legte sich ins Bett und drehte sich zu Seto, der sich gerade bis auf die Shorts auszog.

„Tut mir Leid.“, sagte sie und Seto legte sich auch ins Bett.

„Was tut dir Leid?“, fragte Seto und wandte sich ihr zu.

„Das du und ich nicht miteinander…“

„Ssch…“, machte Seto und legte Aine seinen Zeigefinger auf die Lippen. „Es ist in Ordnung. Es soll dir nur bald besser gehen.“ Er rutschte ganz nah zu ihr und legte die Arme um sie und sie schliefen ganz nah aneinander zusammen ein.

Der nächste Tag verging ganz ruhig. Yumi sprach seit ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus sehr wenig und hielt sich die meiste Zeit in ihrem Zimmer auf und sie konnte den beiden nicht in die Augen sehen. Wenn Seto mit ihr sprach, antwortete sie, aber das war es dann auch schon wieder.

„Seto?“, fragte Aine und kam in den Speisesaal. Yumi saß am Tisch und stocherte in ihrem Abendessen, welches aus Nudeln bestand, herum und sah nicht auf, als Aine hereinkam. Seto, der auch gegessen hatte, legte nun die Gabel weg und sah seine Frau an. „Ich…“

„Möchtest du nichts essen?“, fragte er sie, doch sie schüttelte den Kopf. „Du solltest aber. Du hast schon den ganzen Tag nichts gegessen.“

„Ich kann nicht. Ich fühl mich nicht gut. Aber was anderes: Hast du meine Schlaftabletten gesehen? Ich kann sie nirgends finden.“

„Nein. Sind sie nicht mehr im Nachtschrank?“

„Nein.“, sagte Aine und sah Yumi an, doch diese stocherte weiter ruhig in ihrem Essen. „Yumi?“, fragte sie, doch sie schüttelte den Kopf. Sie wusste auch nicht, wo die Dinger sein sollten.

Aine verließ den Saal und ging wieder nach oben. Seto folgte ihr. „Ich helfe dir beim Suchen.“, sagte er leise.

„Du kannst nicht lange allein sein mit deiner Tochter?“, fragte Aine feststellend.

„Es geht einfach nicht… Wenn ich ihr ausdrucksloses Gesicht sehe… Ihre traurigen Augen… Ich würde am liebsten weinen. Es tut mir alles so Leid. Ich weiß nicht, was ich für sie tun kann, aber wenn es etwas gibt, dann will ich es tun, damit sie nur wieder lächeln kann.“

„Gib ihr Zeit. Sie braucht Zeit, um sich wieder zu finden.“

Seto nickte und sie gingen nach oben.

Yumi hatte an der Tür gestanden und die beiden gehört. Nun ließ sie den Kopf hängen und lief ins Wohnzimmer. Nichts und niemand mehr konnte sie zum lächeln bewegen. Sie hatte nun gemerkt, dass sie niemanden in dieser Welt hatte. Sie akzeptierte Aine und sie akzeptierte auch Seto, als ihren Vater und nicht weiter als Liebhaber, aber dennoch, oder gerade deswegen, kam sie sich so einsam vor. Ihre Freunde, vor allem Rika, ließen kaum mehr von sich hören, kamen nicht vorbei… Und nun, wo Yumi wieder auf ihre alte Schule ging, da mieden sie sie. Sie war mutterseelenallein. Mutter… Auch diese hatte Yumi nicht mehr.

Alles ging schief, alles war weg… Yumi wischte die Tränen aus den Augen und nahm eine Flasche Wodka aus dem Schrank. Sie sah sich um und nahm dann ihre Tasche, die am Kamin lehnte und als sie sie anhob, viel eine Packung Schlaftabletten heraus. Sie stopfte diese und die Flasche in die Tasche. Dann hang sie sich diese um und ging in den Flur. Sie sagte nicht, dass sie ging. Die beiden würden sie eh nur aufhalten mit ihren Fragen: Wohin willst du? Was machst du? Mit wem gehst du weg?

Während Yumi durch die dunklen leeren Straßen stolperte, starrte sie nur auf den Boden und dachte weiter über ihr nun so ruhiges und kaputtes Leben nach…

Einen Menschen gab es noch in ihrem Leben…

Jess…

Doch auch dieser war im Internat und hatte wenig Zeit für sie, da er sich auf die Universität vorbereitete.

Sie telefonierten täglich und er wollte dieses Wochenende kommen, doch als Yumi aufsah, zur Kirchturmuhr, sah sie, dass es womöglich schon zu spät war. Sie lächelte mit Tränen in den Augen.

Sie bog in eine Gasse ab und sah sich um. Nichts und niemand hier. Was für eine Ironie…

Die Gasse und sie hatten etwas gemeinsam…

Yumi stellte die Tasche auf den Boden und kniete sich auf den Boden. Sie nahm die Packung Tabletten und drückte alle heraus und ließ sie in die Hand fallen. Dann legte sie sie in ihren Schoß und nahm die Flasche heraus. Sie sah sich die blauen Kapseln an, während sie die Flasche öffnete. Dann nahm sie die ersten fünf und steckte sie in den Mund, dabei setzte sie die Flasche an und trank in großen Zügen. Es brannte in der Kehle und die Kapseln wollten nicht sofort hinunter. Also noch ein großer Schluck. Die ersten fünf hatte sie hinter sich.

Yumi begann zu weinen und sie zitterte, da der Alkohol durch ihren ganzen Körper schoss.

Sie nahm die nächsten, darauf die nächsten, bis keine Tabletten mehr da waren und nur noch ein kleiner Schluck Wodka. Sie sah verschwommen die Flasche an, stand auf und strich ihr grünes Kleid glatt. Sie taumelte und stützte sich mit der freien Hand an der Hauswand ab.

Dann führte sie die Flasche zum Mund, um den letzten Schluck auch noch mit ihren dunklen Absichten und ihrer Einsamkeit hinunterzuspülen.

Doch sie ließ die Flasche fallen, so schwach war sie schon! Aber sie durfte noch nicht schwach sein! Es stand ihr noch eine Menge Arbeit bevor!

Also verließ sie die Gasse, ließ die leere Packung, die Tasche und die zersplitterte Flasche liegen. Sie wurde von den Menschen auf der Straße angerempelt und auch sie rempelte, weil sie immer zur Seite taumelte.

„Hey! Kannst du nicht aufpassen? Scheiß Alkoholiker!“

„Hey, du Junkie! Pass doch auf!“

„Scheiß Drogenabhängige!“

All das wurde ihr hinterher gerufen. Doch ihr war das total egal. Sollten sie rufen, was sie wollen, denn morgen… Ja, morgen war alles anders! Da würde Yumi nicht mehr existieren!

Zukünftige Erbin des Firmenimperiums und Tochter des reichsten Mannes der Welt würde morgen schon tot sein! Und wen würde es kümmern? Niemanden!

Yumi sah zum Schild, das über dem großen Eingang hing: Friedhof. Hier war sie richtig!

Und sie spürte, wie sich die Müdigkeit in ihrem Körper ausbreitete.

Nun betrat sie den dunklen Friedhof und wischte sich die Tränen weg, als sie den dunklen Weg entlangschritt.
 

„Yumi?“, rief Seto und klopfte an die Tür zu ihrem Zimmer, doch niemand sagte etwas. Aine kam zu ihm.

„Die Tabletten sind wirklich weg! So dumm kann ich doch gar nicht sein…“, sagte Aine und sah Seto an, der sie voller Sorge ansah. „Was ist?“

„Sie öffnet nicht.“, sagte er leise.

„Dann geh einfach rein.“

„Abgeschlossen.“

„Brech die Tür auf.“, sagte Aine, nun auch voller Sorge. Seto sah die Tür an und nickte dann. Er ging zwei Schritte zurück und warf sich dann gegen die Tür, die sofort aufsprang.

Doch niemand war in dem Zimmer.

„Sie ist nicht hier!“, sagte er und sah sich um. Nirgends ein Hinweis, wo sie sein könnte…

„Sie wird doch nicht etwa…“ Aina sprach den Satz nicht zu Ende, sondern lief los. Sie riss alle Türen auf, sah in jedem Zimmer nach. Seto suchte derweil unten und er spürte schon in sich, dass etwas nicht stimmte und er dachte wieder an das schlimmste und diesmal wusste er, das er das nicht nur dachte, nein, er wusste, das das schlimmste passiert war!

Aine und er trafen sich unten.

„Die Schlaftabletten.“, sagten beide gleichzeitig und Seto lief zur Tür. „Ruf einen Krankenwagen und die Polizei!“

„Seto! Warte! Du weißt doch gar nicht, wo du suchen sollst!“, rief sie und Seto blieb stehen. Da ging das Telefon. Seto stürmte hin und riss den Hörer von der Gabel.

„Yumi!“, rief er in den Hörer.

„Nein… Jess…“, sagte Jess am anderen Ende der Leitung. Seto seufzte. „Aber kann ich Yumi vielleicht…“

„Sie ist weg!“, rief Seto. „Ich habe keine Zeit! Es könnte vielleicht schon zu spät sein!“

„Sie wird doch nicht schon wieder versuchen sich etwas anzutun!“

„Es fehlen Schlaftabletten! Jess, weißt du etwas? Irgendetwas? Wo sie sein könnte? Irgendetwas?“ Seto spürte, wie alles in ihm zusammenbrach und nicht nur innerlich. Denn nun sank er auf die Knie. Aine kam zu ihm und legte ihre Hände auf seine Schultern, um ihm zu zeigen, das sie für ihn da war.

„Nein. Nichts. Ich… ich… Gott…“, sagte Jess leise und Seto hörte ihn schluchzen. Wenn er doch auch nur weinen könnte…

„Jess! Denk nach!“

„Sie… sie hat mal was von ihrer Mutter gesagt.“

„Was? Jess, was hat sie gesagt?“

„Das sie ihre Mutter sehr… sehr vermisst. Mehr weiß ich nicht.“

Seto stand auf und dachte kurz nach. Die Sachen, die auf dem Dachboden gelegen hatten, musste Seto an einen anderen Platz bringen, so hatte der Arzt empfohlen, denn wenn Yumi immer mit der Vergangenheit konfrontiert werden würde, würde sie nie über ihre Mutter hinwegkommen und so hatte Seto die Sachen weggeschlossen. Es gab doch nichts mehr von Kira… Nichts, was Yumi erreichen konnte… Es sei denn…

„Der Friedhof…“, murmelte Seto und ließ den Hörer sinken. Aine sah Seto an und nahm ihm den Hörer aus der Hand.

„Jess? Wir melden uns, wenn wir sie gefunden haben.“, sagte sie und Jess antwortete, das er lieber so schnell er konnte kommen wollte, damit war Aine einverstanden. Seto hatte derweil seinen Mantel umgeworfen.

„Yumis wirklich letzte Erinnerung an ihre Mutter kann sie nur auf dem Friedhof finden! Sie wird da sein! Da bin ich mir sicher!“, sagte er und verließ das Haus.

Aine rief schnell die Polizei und auch einen Krankenwagen. Dann folgte sie Seto. Sie holte ihn in der Stadt ein.

Dort schauten sie in die Gassen, denn vielleicht hatte sie die Tabletten schon im Haus genommen und hat es nicht mehr zum Friedhof geschafft…

„Seto, woher willst du wissen, ob du Recht hast? Was, wenn du dich irrst?“

„Ich irre mich nicht!“, sagte Seto mit Bestimmtheit.

„Da!“, rief Aine auf einmal und zeigte in eine Gasse. Seto lief hin.

„Deine Tabletten. Die Packung ist leer und…“ Setos Stimme versagte, als er die kaputte Flasche sah und Yumis Tasche. Er nahm die Tasche und drückte sie fest an sich.

Yumi… Wieso nur?

Wann war alles so kaputt gegangen? Wann war sie so kaputt gegangen?

Seto begann nun doch zu weinen. Stumm liefen ihm die Tränen über die Wangen. Aine ging zu ihm und half ihm auf.

„Es wird alles wieder gut werden. Wir finden sie!“, sagte sie ermutigend und tröstend. Seto nickte und die beiden liefen weiter. Noch immer hielt er Yumis Tasche bei sich.
 

Yumi stolperte und fiel hin. Sie war so selten hier gewesen und erinnerte sich kaum noch, wo das Grab ihrer Mutter war. Oder war das die Dröhnung der Mittelchen, mit denen sie versuchte ihr Licht langsam auszupusten?

Yumi krabbelte auf ihren Knien weiter und kämpfte sich langsam wieder hoch. Sie weinte nun mehr denn je.

„Ich… ich… ich…“ Yumi konnte kaum noch sprechen. Sie schwitzte, wie sie noch nie in ihrem Leben geschwitzt hatte. Sie fuhr sich durch die nassen Haare und stolperte weiter.

Dann sah sie ihn! Der Engel, der ihr helfen sollte… Dieser wunderschöne Engel, der, wie es schien, sogar in der Nacht leuchtete…

Yumi taumelte zu ihm und warf sich vor dessen Sockel auf die Knie.

„Mama… Ich… ich bin hier…“, stotterte Yumi und legte die Hände an den weißen Stein, auf dem die Aufschrift der verstorbenen geliebten Frau und Mutter stand.

Yumi sah hinauf zum Engel, der, wie Yumi es sah, tadelnd und nicht einverstanden mit dem, was Yumi tat, zu ihr hinab sah.

„Es tut mir doch so Leid… Aber ich… ich… ich kann nicht mehr… Mama… Ich will… ich will zu… zu dir…“

Yumis Hände rutschten langsam vom Stein und sie senkte den Blick auf die Erde. Nun drehte sich alles und sie verlor jeglichen Wahrnehmungseffekt. Alles um sie herum verlor an Intensität und Realität. Sie fiel zur Seite und ihr fielen die Augen zu. Sie verlor ihr Bewusstsein und ihr Leben…
 

Seto lief zum Friedhof, sah kurz auf das Schild und rannte weiter. Aine kam kaum noch mit.

Er wusste, das es ihm viel zu spät aufgefallen war, das er nicht gemerkt hatte, das Yumi fehlte…

Und nun merkte Seto, das er sich wieder die Schuld an allem gab. Vielleicht war dem aber auch so! Vielleicht war er ja wirklich Schuld daran! Schließlich hatte er alles zerstört, als er mit seiner Tochter geschlafen hatte! Er hatte ihr nur gesagt, er liebte sie, weil sie Kira wie aus dem Gesicht geschnitten war! Und dann hatte er sie fallen lassen für Aine, weil er sich unsterblich in sie verliebt hatte! Er hatte Yumi wie das Letzte behandelt, dafür sollte er bestraft werden! Und als er zum Engel kam, der hoch hinausragte, sah er sie unten am Sockel liegen. Er blieb abrupt stehen und Aine ebenfalls. Sie hob die Hände zum Mund und sah mit großen Augen zu der am Boden liegenden Yumi.

Seto sah ausdruckslos zu ihr. Wenn sie tot war, dann würde er auch sterben! Würde sie wirklich tot sein, dann hatte er seinen wertvollsten Menschen verloren!

Er ließ die Tasche fallen und ging erst langsam, dann schneller zu ihr und warf sich vor ihr zu Boden.

„Wach auf, Yumi! Komm schon, wach auf! Bitte! Ich bitte dich, mach die Augen auf!“, sagte er flüsternd und nahm ihr Gesicht in beide Hände und sah auf das verschwitzte Gesicht.

Die Augen geschlossen, der Mund halb geöffnet… So kam kein Atem mehr aus ihr heraus…

Blaulicht durchflutete den Friedhof, als Polizei- und Krankenwagen vor dem Grab hielten.

Seto nahm Yumi in seinen Arm und ihr einer Arm ruhte auf ihrem leblosen Körper und der andere hang von ihrem Körper hinunter und ihr Kopf fiel nach hinten, ihre so lang gewordenen Haare streiften schon fast den Boden.

Seto sah in den Himmel.

„Warum…?“, fragte er leise. „Warum hast du sie mir genommen?“

Seto sah Yumi an. Nichts… nicht die kleinste Regung… Gar nichts…

„Gott…“, flüsterte Seto und als die Ärzte ihm Yumi abnahmen, fiel er auf die Knie und sah wieder in den Himmel. „Gott! Wieso!?“, schrie er und weinte. Er vergrub das Gesicht in den Händen und Aine blieb stehen, wo sie stand. Sie wusste, dass sie ihn mit seiner Trauer erst einmal sich selbst überlassen sollte.

Er fiel nach vorn und schlug hart auf den Boden.

„Das ist nicht fair! Warum…!?“, schrie Seto und schlug abermals auf den Boden.

Eine Weile herrschte die reinste Stille. Unerbrochen bloß von Setos Schluchzen.

Dann sagte ein Arzt: „Wir können sie noch retten. Es besteht noch die Möglichkeit.“

Seto sah den Mann an. War es Hass? War es Freude? War es Wut? War es Erleichterung?

Nichts ließ dieser Blick erkennen, da er über und über mit Tränen besiegelt war…

Die Ärzte liefen zum Wagen und fuhren sofort los.

Aine nahm Yumis Tasche und ging zu Seto.

„Sie hat so viel Glück…“, sagte sie leise und bückte sich zu Seto runter. Er nahm die Tasche und dann riss er Aine zu sich und drückte sie ganz, ganz fest an sich.

„Ich hätte es nicht überlebt, wenn sie wirklich gestorben wäre. Ich hatte… ich hatte… Sie hat nicht mehr geatmet! Sie ist…“

„Nein, Seto… Nein, sie ist nicht tot. Du hast die Ärzte gehört. Sie wird gerettet werden.“

„Ich hatte solche Angst! Als ich sie zum ersten Mal gesehen habe, in dem Blut, da hatte ich solche Angst… Aber jetzt… Jetzt habe ich sie wirklich tot gesehen… Angst, Sorge, Kummer, Trauer… Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder lächeln werde… Wenn Yumi nicht gerettet wird, dann werde ich es auch nicht… Aine? Bitte… bitte ihr zwei dürft mich nicht verlassen.

Ihr beide seid meine Gründe, dass ich bin, das ich lebe! Geht bitte nicht!“

„Wir werden nicht gehen, Seto. Yumi und ich werden immer bei dir bleiben!“, sagte Aine und weinte nun auch. Seto schob sie eine Armesbreite von sich und sah sie an.

„Nie.“, sagte er und sie nickte.

„Niemals.“, sagte sie leise. Er küsste sie und stand dann auf. Er half ihr auf und zusammen verließen sie den Friedhof, doch Seto sah sich noch einmal um. Aine lief auf die Straße und rief ein Taxi.

„Danke. Ich weiß, dass du deine Hand über sie hältst, Kira. Ihr kann nichts passieren, solange du bei ihr bist!“, flüsterte Seto.
 

Im Krankenhaus saß Seto auf einem Stuhl vor Yumis Bett und Aine war draußen und holte Kaffee.

Seto hatte die Hände zusammengefaltet und die Arme auf den Stuhllehnen stützend, ließ er Yumi nicht aus den Augen, die noch immer fest schlief.

Die Ärzte hatten ihr den Magen ausgepumpt und sie wieder ins Leben zurückgebracht…

Nun schlief sie. Und sie sah so zufrieden aus…

Doch Seto wusste, das sie nicht zufrieden war!

Aber er hatte es nie gemerkt! Nur wenn es zu spät war! Wieso? Wieso? Wieso?

Yumi war doch sein kleiner Engel! Wieso wollte sie so dringend sterben? Wieso tat sie sich und ihm so sehr weh? Wieso hasste sie alles in ihrem Leben so sehr?

Yumi regte sich langsam und öffnete die Augen. Seto setzte sich gerade hin und sah sie weiterhin an. Sie wandte den Blick zu ihm und wieder ab.

„Bitte, Yumi… Frag nicht, wieso ich dich nicht wieder habe sterben lassen!“, sagte Seto leise.

Sie sah ihn immer noch nicht an. Sie sagte nichts. Sie setzte sich aber auf.

„Yumi… Ich brauche dich doch, du musst für mich da sein, damit ich leben kann! Genauso wie du mich zum Leben brauchst, oder etwa nicht? Du und ich, wir sind eine Familie. Du, Aine und ich! Wir drei! Und Kira ist Vergangenheit und versuche bitte nicht, mit der Vergangenheit zu leben! Du bist hier und Kira nicht! Du weißt, das nichts und niemand Kira ersetzen kann, aber du weißt auch, das man im Leben immer weitermachen soll!“

Yumi sagte noch immer nichts, doch langsam sah sie ihn an.

„Du hast mir solche Angst gemacht, dass ich… Yumi, ich wäre fast gestorben! Ein Leben ohne dich, kann ich mir gar nicht vorstellen! Wie glaubst du, würde sich das anfühlen? So allein zu sein! Das kann ich nicht, Yumi!?“

Sie lachte leise auf und Seto sah sie verwirrt an.

„Was ist daran so komisch?“, fragte Seto leise.

„Du bist allein?“ Yumis Stimme war heiser und angeschlagen. „Du bist allein? Was bin denn ich? Ich habe weder Freunde, noch Familie! Alles ist durcheinander! Alles hat keinen Sinn!“

„Du hast Freunde! Rika, Jess!“

„Rika meidet mich, so wie alle in der Schule und Jess ist auch nie da. Er ist so weit weg und hat kaum noch Zeit…“ Yumi hatte wieder Tränen in den Augen.

„Aber… Aine und ich sind doch immer für dich da.“

„Oh nein! Das seid ihr nicht! Wenn ich dich brauche, hast du keine Zeit, wenn ich reden will, geht Aine weg! Alles ist so… so…“

„Yumi, ich…“ Seto wollte sagen, das er sich Zeit für sie nehmen wolle, doch da fiel ihm ein, das er ein Gespräch hatte, bevor er zu ihr gekommen war. „Yumi, ich hatte ein Gespräch mit Dr. Green. Und er ist der Ansicht, dass du etwas Ruhe brauchst. Er…“

„Dr. Green? Ist das nicht… Ist das nicht ein Psychiater?“, fragte Yumi leise.

Seto kniff die Augen zusammen. Es tat ihm sehr weh, das sagen zu müssen.

„Er wird nachher kommen, um mit dir zu reden. Er möchte dich nach Stanton bringen. Damit du dort etwas zur Ruhe kommst. Er ist der Meinung, das du… das du dich wieder beruhigst, wenn du länger nicht hier bist. Wenn du mich, Aine und… und die Vergangenheit zu Kira ruhen lässt. Nur ein wenig…“

„Stanton? Das ist doch… Aber das ist doch eine Nervenheilanstalt!“, sagte Yumi erschrocken.

„Stanton ist ein Sanatorium. Du wirst nicht lange dort sein, nur, bis Dr. Green sicher ist, das du…“

„Nein! Nein, bitte…“ Yumi schüttelte den Kopf mit Tränen in den Augen, die nun an ihren Wangen hinunterliefen. „Bitte… Ich verspreche dir, mir nie mehr etwas anzutun! Aber bitte… bitte schick mich nicht weg! Schick mich nicht in eine Anstalt!“

„Es ist nur zu deinem besten, Yumi…“

„Nein! Bitte, Papa! Ich will da nicht hin!“

Seto stand auf und verließ das Zimmer. Er wollte Yumi nicht so schrecklich weinen sehen. Denn wenn sie so weinte, dann würde er versuchen mit Dr. Green zu reden, um ihm auszureden, das Yumi gehen musste, doch er musste hart bleiben. Das war für alle das Beste!



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück