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Wie Brüder

von

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Exil

Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte.
 

Kapitel 11: Exil
 

Er fühlte sich nutzlos, abgeschoben, wertlos und vergessen. Ja, vergessen. Dieses Adjektiv traf es ganz gut.

Treize Khushrenada lehnte sich gegen die Fensterscheibe und legte die Stirn an das kühle Glas. Was sollte er eigentlich noch hier? Sein Plan war gescheitert und er hatte keinerlei Macht mehr. Sein Geliebter war verschollen und offiziell hielt man Zechs für tot. Ja, was machte er hier noch?

Andere Männer hätten sich in so einer Situation das Leben genommen. Doch dies war nicht Treizes Stil. Eher würde er hier in seinem goldenen Gefängnis ausharren. Dem Gefängnis, das die Romefeller Stiftung für ihn ausgesucht hatte: Ein barockes Jagdschloss in Österreich.
 

Nein, eigentlich war dies nur Duke Dermails Idee gewesen. Die anderen Funktionäre der Stiftung hatte doch zu viel Respekt vor ihm. Aber Treize hatte keinen anderen Ausweg mehr gesehen. Er hatte nicht mehr länger die Führung von OZ inne halten können. Sein Gewissen hatte es ihm nicht mehr erlaubt. OZ war viel mehr als nur eine militärische Organisation gewesen. OZ war eine Philosophie! Doch in den letzten Wochen war diese Philosophie schändlich mit den Füßen getreten worden. OZ war mittlerweile nicht besser als die Allianz und nichts weiter als ein Spielball für die Stiftung. Treize hatte nie die Pläne unterstützt, die vorsahen die Produktionsstätten der neuen Mobile Dolls auf den Mond zu verlegen. Die Erde hatte genügend Probleme und waren diese Probleme nicht gelöst, brauchte die Stiftung nicht nach den Sternen greifen – im wahrsten Sinne des Wortes.

Natürlich hatte Treize es kommen sehen. Nicht nur er, auch Zechs. Sein Geliebter hatte es sogar schon früher erkannt in was für eine Richtung OZ – oder besser die Stiftung – sich bewegte.
 

Der alleinige Gedanke an Zechs war voller Schmerz für ihn. Sie hatten nicht einmal mehr richtig Abschied nehmen können. Damals in Kairo hatten sie zwar über ihre Zukunft geredet, aber Treize hatte seinen Geliebten schließlich verlassen müssen. Zechs hatte geschlafen und Treize wollte ihn nicht wecken, nicht nach den Strapazen der Entführung. Außerdem hätte er nicht gedacht, das dies in der Tat das letzte Mal gewesen sein sollte, dass er Zechs gesehen hatte.

Irgendwie hatte er es gefühlt und wohl auch gewusst, aber es nicht wahrhaben wollen.

Sie hatten noch einmal über Funk miteinander geredet. Kurz bevor eine Gruppe, bestehend aus abtrünnigen Allianzsoldaten, das Schlachtschiff angegriffen hatte, das den Tallgeese transportiert hatte. Sicher war selbst dieses Gespräch abgehört worden und so war es nichts weiter als eine Farce gewesen. Sie hatten die Rollen gespielt, die ihnen zugedacht waren. Treize hatte Zechs den Hinweis auf den bevorstehenden Kampf gegeben, aber seinem Lieutenant zu verstehen gegeben, dass dieser nicht mehr länger bei OZ erwünscht war.

So waren auch die letzten Funkübertragungen von eben jener Schlacht des Tallgeese nicht mehr als Tarnung gewesen. Zumindest hoffte Treize das aus vollstem Herzen.

„Treize, verfolgen Sie mich nicht länger.“ Das waren die letzten Worte gewesen, bevor die Übertragung abgerissen war. Möglich, dass Zechs dies gesagt hatte um Treize zu schützen, um die Gerüchte zum Schweigen zu bringen. Treize konnte nicht glauben, dass Zechs diese Wort ernst gemeint haben sollte.

Dann gab es natürlich auch noch ihre schmerzhaft kurze Unterredung als Zechs ins All gegangen war. Er hatte ihn darum gebeten Lady Une zu retten, die die Dummheit begangen hatte sich mit einem Mobile Suit mitten in ein Kampfgebiet zu begeben.

Aber auch hier, war keine Zeit für Privates geblieben. Zechs hatte noch einige Zeit als Friedensbotschafter unter seinem richtigen Namen gewirkt, aber seine Spur hatte sich bald verloren.
 

„Sir, Sie haben Besuch.“ Treize wandte sich um und lächelte wehmütig. Was für eine Grausamkeit war das. Die Stiftung hatte ihm nicht einmal seinen Rang genommen. Er war immer noch Colonel Khushrenada, lediglich seine Befehle hatten keinerlei Gültigkeit mehr. Es wäre leichter, wenn sie ihm alles genommen hätten.
 

„Benjamin, Sie brauchen nicht hier zu bleiben.“, riet Treize dem Überbringer der Nachricht. Der junge Soldat war damals nach der Befreiung von Zechs mit nach Luxemburg gegangen und hatte dort bei der strategischen Planung mitgearbeitet. Am Tag nach Treizes Rücktritt hatte er sich freiwillig für die Bewachung des Colonels gemeldet.
 

„Ich möchte nicht gehen Sir. Ich habe nie an die Stiftung geglaubt, sondern an Zechs und Lieutenant Zechs hat an Sie geglaubt.“ Es war nicht schwer zu erklären, warum Benjamin dem Lieutenant so verfallen war. Zechs hatte ihn aus einer verschlafenen Basis aus Afrika geholt und nun ja, wer konnte schon Zechs´ Charme widerstehen. Und doch war es schon erstaunlich, dass der junge Soldat so ein Vertrauen in Zechs setzte.

Benjamin räumte die Überreste von Treizes Frühstück zusammen und stellte das Tablett auf den Tisch neben der Tür bevor er die letzten Brotkrumen vom Tischtuch fegte.
 

„Darf ich den Besuch vorlassen?“
 

„Natürlich.“ Er hatte ja auch sonst keinerlei Ablenkung hier. Allerdings war er mehr als erstaunt zu sehen, wer ihn denn besuchte.
 

„Maman!“ Sein Ton war schmerzlich, vor allem als die tiefen Falten um ihren Mund und Stirn bemerkte. Treize wusste, dass er dafür verantwortlich war, dass sie in den letzten Wochen so sehr gealtert war. Auch sie musterte ihn und der Schrecken stand ihr ebenfalls ins Gesicht geschrieben: Treize aß kaum noch etwas und hatte bereits mehrere Kilo abgenommen. Außerdem hatte er seine blaue Uniform abgelegt und trug nur noch normale Jeans und Pullover, die mittlerweile zwei Nummern zu groß für ihn waren. Er bot ihr schweigend einen Stuhl an und sie setzte sich, wobei sie den Blick nicht von ihrem Sohn abwenden konnte.
 

Treize wusste nicht, wie er beginnen sollte. „Es wundert mich, dass du mich besuchen darfst.“
 

„Ich habe Duke Dermail darum gebeten.“ Dass seine Mutter ihren Stolz hinuntergeschluckt hatte und sogar den größten Feind ihres Sohnes darum gebeten hatte, das brachte Treize fast zum Weinen.
 

„Wie geht es dir?“ Er ergriff ihre Hände und drückte sie. Es war wenige Bisschen an Trost, dass er ihr bieten konnte.
 

„Das Haus ist so leer ohne ihn.“
 

„Wo ist er begraben?“ Die Frage fiel ihm schwer und beinahe versagte ihm die Stimme dabei.
 

„Im Park.“ Treize Vater war kurz nach seinem Rücktritts verstorben. Er hatte die Nachricht nicht verkraftet. Ein Schlaganfall hatte ihn heimgesucht und drei Wochen später der Tod selbst. All dies hatte seine Mutter alleine durchstehen müssen. Treize hatte seinen goldenen Käfig noch nicht einmal für die Beerdigung seines Vaters verlassen dürfen.

Sie beschrieb ihm den Platz des Grabmals, welche Blumen darauf gepflanzt waren und dass sie jeden Tag davor saß. Dann öffnete sie ihre Handtasche und schob Treize einen Briefumschlag vor.
 

„Das war eine der vielen Beileidsbezeugungen. Ich dachte, du wolltest sie sehen.“
 

Er zog die Karte aus dem Umschlag und klappte sie auf. Als er die kurzen Zeilen überflogen hatte, musste er die Augen schließen. „Ich trauere mit Ihnen. Sie haben Ihren Sohn und ihren Mann verloren. Ich meinen Bruder und Vater.“

Keine Unterschrift, aber es war kein großes Rätselraten notwendig.

Jetzt wusste Treize zumindest dass Zechs noch am Leben war.
 

„Ich habe versucht alte Kontakte zu bemühen. Aber konnte nichts Näheres in Erfahrung bringen. Nur, dass Zechs wohl nicht mehr auf der Erde ist, sondern sich auf den Kolonien aufhält. Aber das weißt du wohl auch schon. Willst du sie behalten?“Natürlich wusste auch Treizes Mutter um den Absender. Sie war eine kluge Frau, die man auf keinen Fall unterschätzen durfte. Sie hatte oft darüber Witze gemacht, dass Treize sein strategisches Geschick von ihrem Zweig der Familie geerbt hatte.
 

Natürlich wollte Treize das letzte Lebenszeichen von Zechs behalten. Dann war die Besuchszeit auch schon vorüber und schweren Herzens verabschiedete er sich von ihr.
 

Als Treize alleine war las er nochmals die zwei Zeilen durch, die auf der Karte geschrieben standen. Da stieg ihm für einen kurzen Moment der Geruch von Zitronen in die Nase. Verblüfft blickt er das Papier an und roch daran. Es kam tatsächlich von dem Papier.

Konnte das sein? Es war ein so simpler Trick, den jedes Kind kannte. Aber auch wiederum so simpel, dass die Wachen es nicht einmal in Erwägung zogen, dass jemand Treize so eine geheime Botschaft zu kommen lassen wollte.
 

Treizes Herz begann schneller zu schlagen. Was wenn die Nachricht von Zechs war? Was wollte er Treize mitteilen? Gerade betrat Benjamin das Zimmer und wollte das Kaffeegeschirr wegräumen.
 

„Meine Hose muss gebügelt werden. Haben Sie ein Bügeleisen hier?“
 

Benjamin sah ihn fragend an, brachte ihm dann aber wenig später tatsächlich ein Bügeleisen und sah erstaunt zu wie Treize das Papier unter die Tischdecke legte und bügelte.

Das Ergebnis war zu einem gewissen Maß eine Ernüchterung. Treize hatte nicht gewusst auf was er gehofft hatte, sicher nicht auf glühende Liebesschwüre, aber schlichte Zahlenkolonnen! Er musterte die Ziffern, sah aber weder einen Sinn dahinter noch erkannte er einen Code.
 

„Ist das von Lieutenant Zechs?“, flüsterte Benjamin und bekam große Augen.
 

„Ich denke ja. Aber ich verstehe es nicht.“
 

Aber Benjamin schien plötzlich etwas klar zu werden. „Haben Sie nicht heute Morgen gesagt, dass ‚Solz und Vorurteil‘ ihr Lieblingsbuch wäre.“
 

Treize nickte verwirrt. Sicher, er hatte heute Morgen mit dem Jungen über Bücher geredet, aber wie passte dies mit der Botschaft zusammen.
 

„Ich habe vor zwei Wochen ein Paket aus den Kolonien erhalten. Es war ein Buch darin, mehr nicht. Ein Buch mit einer merkwürdigen Widmung. Es war eine Ausgabe von ‚Stolz und Vorurteile‘. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen, aber in Anbetracht dieser Botschaft. Vielleicht...“
 

„Was für eine Widmung?“, unterbrach Treize.
 

„Das war wirklich sehr merkwürdig.“, wiederholte sich Benjamin. „Aber deshalb weiß ich es auch noch so genau. ‚Mister Darcy und Elizabeth. Am Ende bekommt Darcy seine Elizabeth.‘ Das Wort ‚Ende‘ war unterstrichen. Dann kam noch ein Satz. ‚ Weil ich meine Elizabeth auch einmal bekommen will.‘ Sagt Ihnen das etwas?“
 

Natürlich sagte Treize dies etwas. Er musste sich setzen. Es war tatsächlich eine Nachricht von Zechs. Keinen Zweifel. Mit einem Mal spürte Treize wieder den grünen Rasen im Park seiner Eltern wieder unter den Händen, spürte die Strahlen der gerade aufgegangenen Sonne und hörte die Belustigung in Zechs´ Stimme als dieser ihn wegen seiner literarischen Vorliebe aufgezogen hatte. Das war am Morgen von Treizes Geburtstag gewesen, nach ihrem Duell bei dem Treize den Degen hatte ausprobieren wollen, den Zechs ihm geschenkt hatte. Zechs hatte ihn gefragt, wie Treize in so einem Moment an ‚Solz und Vorurteil‘ denken konnte. Und dann hatte Treize genau diese Worte gesprochen: „Weil ich meine Elizabeth auch einmal bekommen will.“ Und dann hatte er Zechs geküsst.
 

„Geht es euch nicht gut?“ Benjamin trat besorgt an seine Seite.
 

Treize zog den Jungen am Ärmel. „Habt ihr das Buch noch?“, fragte er nur mit Mühe beherrschter Stimme.
 

„Ja.“
 

„Dann bringt es morgen mit.“
 

Zechs stand vor seinem Mobile Suit und beobachtete die Mechaniker der Peacemillion, die die Schäden ausbesserten. Der Tallgeese hatte zwar nicht viel abbekommen doch es war wichtig, dass der Suit immer einsatzbereit war.

Eigentlich hätte sich Zechs in sein Quartier zurückziehen können. Hier auf der Peacemillion gab es sonst keinerlei Arbeit für ihn. Aber es war für seine Nerven wenig förderlich die ganze Zeit in seinem engen und stillen Zimmer zu sitzen. Also hielt er sich im Hangar auf.

Die Leute, die dieser Howard um sich gescharrt hatte, waren allesamt hochqualifiziert. Viele hatten früher OZ angehört und so behandelten sie Zechs auch noch als ihren Vorgesetzten.
 

„Lieutenant?“ Einer der Kommunikationsoffiziere betrat den Raum und wedelte aufgeregt mit der Hand. „Ich sollte Sie doch informieren, wenn wir eine Transmission über den Satellit BX02 empfangen!“
 

Mehr brauchte der Mann nicht zu sagen, Zechs hatte sich schon vom Boden abgestoßen und nutzte den Schwung um auf der Gangway zu landen, die sich zehn Meter über ihren Köpfen befand. Wie in allen Hangars herrschte auch hier nahezu Schwerelosigkeit, um das Bewegen und Montieren der schweren Maschinen zu erleichtern.
 

„BX02? Gibt es keinen Zweifel?“
 

„Nein Sir.“
 

„Ich bin in meinem Quartier. Stellen Sie es auf meinen Terminal durch.“
 

Mit jedem Schritt, den er näher an sein Zimmer kam, klopfte sein Herz schneller. Es konnte nur Treize sein! Wie sehnte er sich danach die vertraute Stimme und dieses edle Gesicht zu sehen. Die dunkelblauen Augen, die sandbraunen Haare, die widerspenstigen Strähnen, die dem Colonel immer in die Stirn fielen... Ja, er sehnte sich wirklich nach dem Anblick seines Geliebten.
 

Als er die Tür öffnete und so gleich auch wieder verriegelte sah er, dass sich das Terminal bereits hochgefahren und den Kanal geöffnet. „Das hat aber reichlich lange gedauert.“
 

„Es war nicht so einfach deine Botschaft zu entschlüsseln.“, klang die lang ersehnte Stimme durch den Raum. „Du hast es mir auch nicht gerade leicht gemacht. Allein bis ich die richtige Seite im Buch gefunden hatte und dann noch ausprobiert hatte wie die Zahlen richtig anzuwenden sind... Wie viel Zitronensaft hast du eigentlich dafür benötigt?“ Die Stimme war genau so wie immer, mit einem leichten, spöttischen Unterton.
 

„Frag nicht.“

Zechs setzte sich vor den Bildschirm und lächelte als er Treizes Gesicht sah. Zumindest so lange bis er bemerkte wie schmal es geworden war. Auch trug Treize nicht seine Uniform und dies erschreckte Zechs fast noch mehr. Treize hatte selten einmal auf dieses Kleidungsstück verzichtet. Sie war so etwas wie eine zweite Haut. Die Uniform war Treize!
 

Er hatte ja vermutet, dass Treize seine „Gefangenschaft“ nicht ohne Folgen wegsteckte, aber dass es so schlimm war...
 

„Sehe ich so schlimm aus?“, erkundigte sich Treize und der belustigte Tonfall war auf einmal wie weggewischt. Er schien einmal wieder genau zu wissen, was Zechs bewegte.

Zechs sah zur Seite wo er eine Flasche Wasser wusste und lenkte so ab während er den Behälter aufschraubte.
 

„Große Männer haben in ihrem Exil zur neuer Stärke gefunden. Für mich trifft es wohl nicht zu.“
 

„Sag so etwas nicht.“ Zechs trank einen Schluck und verzog den Mund. Das Wasser war ,wie alles hier auf dem Raumschiff, recycelt und man schmeckte es nur zu deutlich.
 

„Wo bist du?“
 

„Auf der Peacemillion.“
 

Treize lächelte. „Ich wusste nicht, dass es dieses Schiff noch gibt. Interessant. Was gibt es sonst Neues? Ich habe hier keinerlei Zugang zur Außenwelt. Benjamin hat diesen Laptop hier etwas... er nannte es „frisiert“. Der Junge ist sehr loyal.“
 

„Ja, das will ich doch hoffen. Wenigstens ein Mensch dem du vertrauen kannst.“
 

„Weißt du etwas von Lady Une?“
 

Zechs schüttelte den Kopf. „Nicht viel, dass es wohl Tubarov war, der sie erschossen hat. Ich weiß nicht, ob sie in einem Krankenhaus ist oder was mit ihr gemacht wurde.“ Er wusste, dass sich Treize deswegen Vorwürfe machen würde. Und Zechs wusste auch, dass es sinnlos war Treize dieselben auszureden.
 

„Was noch?.“
 

„Die Romefeller Stiftung schickt immer mehr Lieferungen von Virgos auf die Erde. Wir versuchen so viele wie möglich zu zerstören, aber ihre Ressourcen sind unerschöpflich...“ Zechs schürzte die Lippen. „Der Widerstand wächst gegen die Stiftung, auch auf der Erde. Es gibt einige Kampfverbände, die sich von ihr losgesagt haben.“
 

„Wirklich?“ Treize runzelte die Stirn. „Und für wen kämpfen diese Verbände?“
 

Da lächelte Zechs. „Für dich. Sie nennen sich die „Treize Fraktion“.“
 

„Oh!“ Treizes Lippen verzogen sich zu einem ironischen Lächeln. „Vergebliche Liebesmüh.“
 

Es tat Zechs weh zu sehen, dass sein Geliebter überhaupt keine Hoffnung mehr hatte. Dabei war es doch immer Treize gewesen, der in seinem Innersten diesen Traum gehegt hatte. Den Traum von einer besseren Welt, der alle Hindernisse und Unwägbarkeiten in Kauf genommen hatte, damit er diesen Traum wahr werden lassen konnte. „Es gibt noch eine Möglichkeit.“, begann er.
 

„Zechs... Es ist aus. Ich sitze hier in einem Gefängnis und selbst wenn diese „Treize Fraktion“ sich im Widerstand übt, es wird kaum ausreichen um die Herrschaft der Stiftung ernsthaft zu gefährden.“
 

„Dies wahrscheinlich wirklich nicht.“
 

„Eben.“
 

„Aber es wird die Stiftung ablenken. Hier im All braut sich auch etwas zusammen. Die Kolonien werden sich zu einer geeinten Streitmacht zusammen schließen.“
 

„Streitmacht?! Mit welchen Waffen denn?“
 

„Oh das.“ Zechs tat diesen Einwand als durch und durch trivial ab. Er griff in seine Hosentasche. „Du glaubst gar nicht wie leicht es ist Mobile Dolls umzuprogrammieren.“ Er schwenkte den Masterkey, den er von der Erde mitgebracht hatte, vor der Kamera hin und her.

Treize schwieg und senkte den Blick. Dabei faltete er die Hände auf dem Schreibtisch und schien nachzudenken. Zechs kannte diese Gesten ganz genau und hatte sie oft bei Verhandlungen gesehen. Es signalisierte die Bereitschaft anzuhören was der andere zu sagen hatte.
 

„Du hast doch einen Plan.“ Treize blickte noch immer auf seine verschränkten Finger.
 

„Die Kolonien werden eine starke Führungspersönlichkeit benötigen, ebenso die Erde. Was wäre besser um den Krieg ein für alle mal zu beenden als eine letzte Schlacht zwischen Erde und Weltall. Wer wäre besser dafür geeignet die beiden Armeen in den Kampf zu führen als wir beide.“
 

„Du willst Anführer der Kolonien werden? Du bist nicht einmal im Weltall geboren. Warum sollten sie dich als Anführer akzeptieren?“, gab Treize zu bedenken. Natürlich dachte er gleich an die möglichen Schwierigkeiten des Vorhabens. Treize würde den Plan in sämtlich Einzelteile zerpflücken, mal die eine dann wieder die andere Sichtweise einnehmen und so sich ein Urteil darüber bilden.
 

„Sie werden sich an mich wenden. Inoffiziell ist es auf den Kolonien längst bekannt, dass Zechs Merquise gegen die Stiftung kämpft.“
 

„Denkst du dabei auch an deine Schwester? Wenn die Stiftung das erfährt, dann haben sie ein mächtiges Druckmittel gegen Relena und Sanc in der Hand. Der Bruder der pazifistischen Regentin tritt ja quasi ihre Ideale mit den Füßen.“
 

„Ich bin sicher Relena ist klug genug zu verstehen, dass die Person mit dem Namen Zechs Merquise nicht ihr Bruder ist. Falls die Stiftung sie konfrontiert wird sie abstreiten mich zu kennen. Ich habe noch Verbindungen zu Sanc und zu den Leuten, die sich um Relena kümmern. Auch Noin weiß Bescheid und wird Relena darüber unterrichten können.“
 

„Was hast du dir noch überlegt?“
 

Zechs holte tief Luft. „Dermail ist denkbar ungeeignet als Anführer. Er hat noch nie Soldaten in die Schlacht geführt, spätestens wenn es ernsthafte Auseinandersetzungen mit den Streitkräften der Kolonien gibt, wird er zurückstehen müssen.“, erklärte Zechs. „Du hast schon einmal einen Coup d´Etat begangen, warum nicht ein zweites Mal?“
 

„Und das ist dein Plan?“, versicherte sich Treize zur Vorsicht. „Dass wir die Macht an uns reißen und uns dann bis aufs Blut bekämpfen in der Hoffnung, dass es das letzte Mal war.“
 

„Im Großen und Ganzen.“
 

Treize schüttelte den Kopf. „Du bist verrückt.“, bescheinigte er Zechs.
 

„Nein. Nur entschlossen den Kampf fortzusetzen, den wir vor so langer Zeit begonnen haben und für den wir bereits so vieles geopfert haben.“
 

„Wenn es wirklich eintreten sollte... Ich als Anführer der Erde, du als Führer der Kolonisten. Dann stehen wir uns als erbitterte Feinde gegenüber.“
 

„Wir haben schon immer unsere Masken getragen und der Welt etwas vorgespielt.“
 

„Wohl wahr.“, murmelte Treize kaum hörbar.
 

„Du fehlst mir.“ Zechs ließ jetzt alles Taktieren und Analysieren hinten anstehen.
 

„Du mir auch.“ Sie lächelten einander an, mehr brauchten sie nicht sagen. Sie kannten einander schon zu lange und brauchten keine weiteren Worte um den anderen wissen zu lassen, wie sehr sie sich liebten.
 

„Ich muss den Kanal schließen.“, riss sich dann Treize endlich los. „Benjamin meinte, dass ich es nicht länger als zwanzig Minuten riskieren soll.“
 

„Besser du öffnest ihn auch nicht ein zweites Mal.“
 

„Das heißt, dass...“ Treize schluckte schwer. „Das heißt wir müssen uns wieder verabschieden.“
 

„Ja, tut mir leid. Aber du weißt jetzt, was ich denke und plane. Ich bin mir sicher, ich werde von dir hören – auf die ein oder andere Weise.“
 

In dieser Nacht saß Treize noch lange in seiner dunklen Bibliothek und dachte nach. Es schien so als ob Zechs´ Nachricht ihn aus seiner Lethargie gerissen hatte. Ja, große Männer wie Napoleon hatten während ihrem Exil zu neuer Stärke gefunden. Auch Napoleon hatte Europa noch einmal das Fürchten gelehrt als er von Elba zurückgekehrt war. Gut, danach war es für den französischen Feldherren nur noch schlimmer gekommen, nach der letzten Schlacht bei Waterloo. Aber im Gegensatz zu Napoleon rechnete Treize nicht damit, dass er sein letztes Gefecht überleben würde.

Er würde alles auf eine Karte setzen. Dies war die letzte Möglichkeit seinen Traum zu verwirklichen. Und wenn die ganze Welt gegen ihn war, ein Mensch würde immer auf seiner Seite stehen.
 

Er schaute aus dem Fenster, zum hellen Vollmond. Zechs war irgendwo da draußen, aber in diesem Moment war er ihm ganz nah.
 

Fortsetzung folgt...



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