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Wie Brüder

von

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Die Pearsonaffäre II

Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören (immer noch) nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit meiner Fanfiction.

Teil: 6

Genre: Gundam Wing

Rating: ab 16

Pairing: Treize und Zechs

Kommentar: Hallo Aya-chan. Schön, dass du noch immer die Geschichte verfolgst. Und Asche über mein Haupt, dass es etwas länger mit dem Update gedauert hat. Aber dafür ist dieses Kapitel auch etwas umfangreicher geworden. Ich hoffe das entschädigt.

Ich muss zugeben, dass mir gerade das Ende dieses Kapitels viel Freude bereitet hat...auch wenn ich etwas Mitleid mit Treize hatte. Aber warum das, werde ich hier nicht verraten, das müsst ihr schon selber lesen.

Viel Spaß!
 

Kapitel 5: Die Pearsonaffäre II
 

Zechs stand alleine vor dem Regierungsgebäude und behielt die Tür im Erdgeschoss im Auge.
 

Entweder empfand er den Wind als besonders kühl, oder es lag einfach an seiner derzeitigen Situation, bei der es wohl jedem halbwegs vernünftigen Menschen einen Schauer über den Rücken jagen würde. Nicht jeder Soldat hätte sich freiwillig gemeldet sich als Objekt für einen Geiselaustausch zur Verfügung zu stellen. Aber wenn Zechs es nicht getan hätte, dann hätte Treize den besonders heroischen Gedanken gehegt selbst zu gehen.

Besser die Geiselnehmer hatten ihn im Gewahrsam als seinen Freund. Zechs Merquise war schließlich nur ein einfacher Pilot. Womöglich auch ein Held, aber kein allzu großes Druckmittel.

Irgendwie war es schon schlimm, dass er von sich selbst von so geringer Selbstachtung sprach. Aber er hatte es ja auch nicht verdient. Wenn er auf den Weg zurückblickte, den er seit dem Fall von Sanc eingeschlagen hatte. Oft fragte er sich, ob es einen anderen Weg für ihn gegeben hätte, wenn er stärker gewesen wäre.

Nur Treize... Der sah in ihm mehr als nur einen kalten Soldaten. Doch Zechs wusste, wenn er Treize seinen wahren Gefühle und Empfindungen offenbaren würde, dann würde er für Treize auch nicht mehr sein als ein Stück Dreck. Treize war durch und durch Aristokrat und Mitglied von Romefeller, deren alten, traditionsreicher Codex der Colonel über alles achtete. Wo sollte es da Platz geben für eine Liebe zwischen zwei Männern.
 

Er sah die minimalen Bewegungen der Scharfschützen, die ihre Gewehre in eine bessere Position brachten und zwang sich seine Aufmerksamkeit wieder den Dingen zuzuwenden, die unmittelbar vor ihm lagen. Anscheinend regte sich etwas hinter der Tür. Und richtig, jetzt er konnte mehrere Personen hinter dem Glas ausmachen. Demonstrativ langsam setzte er sich selbst in Bewegung.

Es war nur ein kurzer Gang und doch ging ihm dabei so viel durch den Kopf. Was, wenn er sich irrte? Er hatte Treize gesagt, dass er den Anführer der Terroristen erkannte hätte. Aber wenn dem nicht so war?
 

Nein, der Anführer der Bande war ganz sicher Luke Evans. Er hatte die Stimme sofort erkannt und ebenso das Muttermal, das er Mann auf seiner linken Wange trug. Das musste einfach Luke sein. Außerdem würde dies auch zu der absurden Forderung passen, dass die Allianz ihre Truppen aus dem Königreich Sanc abziehen sollte.

Wenn es tatsächlich Luke war, dann war sich Zechs sicher, dass er die Sache irgendwie zu einem guten Ende bringen konnte. Auch wenn er noch nicht wusste wie. Womöglich musste er sich zu erkennen geben. Ihnen bekennen, dass er Milliardo war, Mitglied eben genau jener Königsfamilie, für die die Terroristen vorgaben zu kämpfen.
 

Die Tür öffnete sich und die erste Geisel verließ das Gebäude. Es war eine junge Geschäftsfrau gekleidet in schwarzem Hosenanzug und weißer Bluse. Ihre Hände waren mit Klebeband zusammen gebunden und der Absatz ihrer linken Schuhs hatte sich gelöst, so dass sie mehr stolperte als lief.

Sie war schon bei Zechs angekommen und er konnte sie gerade noch auffangen, bevor sie wieder stolperte. Er zog das kleine Messer aus seiner Tasche und schnitt ihre Fesseln durch, bevor er auf das Aufgebot der Polizei deutete, das etwa fünfzig Meter hinter ihm Position bezogen hatte. „Beeilen Sie sich.“, riet er ihr. Man wusste schließlich nie auf was für absurde Gedanken die Terroristen kamen, wenn sie sich bedroht fühlten oder Macht aus ihrer Hand geben mussten.
 

„Danke.“, flüsterte sie und schenkte ihm ein kleines Lächeln. Sie bückte sich, zog ihre Schuhe aus und rannte schon barfüßig auf die Polizisten zu.
 

‚Gut, eine Variable weniger in der Gleichung. Bleiben nur tausend andere.‘, dachte Zechs grimmig.
 

Wieder gab es Bewegung an der Tür. Die zweite Geisel erschien im Rahmen wurde von einem der Terroristen begleitet. Er hielt ihr eine Pistole an den Kopf und schützte sich mit ihrem Körper. Ein dritter vermummter Mann erschien im Türrahmen und richtete seine Waffe auf ihn.
 

Zechs nahm seine eigene Waffe aus dem Holster und legte sie mit langsamen Bewegungen auf den Asphalt, ebenso das kleine Messer, mit dem er gerade die Fesseln der Frau durchschnitten hatte. Dann hob er seine Hände, blieb aber noch stehen, obwohl der Mann ihn zu sich winkte.
 

„Zuerst noch zwei weitere Geiseln.“, forderte Zechs ruhig. Die zwei Geiselnehmer sahen sich an. Man konnte die Spannung förmlich spüren und Zechs wettete, dass die Soldaten und Polizisten hinter ihm jetzt alle den Atem anhielten, er selbst wagte ja nicht mehr zu atmen.

Doch dann nickten die beiden Männern und ließen noch eine weitere Frau und einen Mann laufen.
 

Zechs schritt nun langsam und noch immer mit erhobenen Händen auf die Tür zu. Auf halbem Weg blieb er stehen und beobachtete wie einer der beiden Männern auf ihn zukam. Ihm wurden Handschellen angelegt und Zechs spürte den kalten Lauf des Gewehres in seinem Nacken. Zum Glück hatte er noch nie eine Neigung zu schreckhaften Bewegungen gehabt. In einer Situation wie dieser wäre dies mehr als nachteilig.
 

Gut, dass Treize nicht an seiner Stelle stand. Der Colonel war sehr schreckhaft und hatte schon mehr als einmal Flaschen fallen gelassen nur weil sich ihm jemand von hinten genähert hatte. Diese Erinnerungen brachten Zechs beinahe zum Lachen. Doch auch dies wäre nur von Nachteil und so behielt er seinen stoischen Gesichtsausdruck bei und versuchte jede noch so kleine Bewegung zu vermeiden während er hoffte, dass der Mann hinter ihm eine ruhige Hand hatte. Zechs hatte nicht die geringste Lust hier mit einem Genickschuss zu sterben.
 

Die übrigen Geiseln gingen an ihm vorbei, während er von dem Terrorist gedrängt wurde in das Gebäude zu gehen.

Schließlich war der Austausch vollzogen. Zechs leistete sich ein erleichtertes Aufatmen, jetzt waren wenigstens keine unschuldigen Zivilisten mehr in die Situation verwickelt.
 

Die Männer geleiteten ihn ohne ein Wort zu sprechen in eine kleine Kammer und untersuchten ihn auf weitere Waffen und Wanzen.. Es war offensichtlich, dass sie alle unter Anspannung standen und erst als sie feststellen, dass die Bedingungen eingehalten worden waren, schienen sie etwas lockerer zu werden.

Auch wenn sie ihn noch nicht angesprochen hatten. Zechs hatte bereits eine wenige Worte aufgeschnappt, die sich zuflüsterten und der Akzent der Männer war eindeutig dem Königreich Sanc zu zuordnen. Waren diese Geiselnehmer etwa alle Landsleute von ihm?
 

Anschließend führten sie ihn zu dem Anführer, von dem Zechs vermutete, dass es sein alter Freund Luke war. „Wir haben keine Wanzen gefunden.“
 

‚Ganz eindeutig Sanc!‘, dachte sich Zechs und eine unerwartete Welle von Heimweh überrollte ihn. Er hatte diesen Akzent schon so lange nicht mehr vernommen oder sich selbst gestattet ihn zu sprechen. Der Klang erinnerte ihn unwillkürlich an die grünen Weiden, die steilen Klippen und die sprühende Gischt des Meeres seines Heimatlandes.
 

„Keine Wanzen! Sehr löblich, dass Treize zu seinem Wort steht.“, bemerkte der Anführer und trat vor Zechs. Er griff nach der Maske und Zechs musste sich zusammenreißen nicht zurückzuzucken und ließ den Mann gewähren.
 

Als sein Gesicht nicht mehr länger verborgen war, richtete er seine Augen auf den Mann gegenüber. „Ich würde es begrüßen, wenn auch Sie Ihre Maskierung ablegen.“ Es gelang ihm noch überraschend gut den schweren Akzent in seine Stimme zu legen. Am Königshof war es ihm als Prinz natürlich verboten gewesen so zu sprechen, aber wie oft war er auch mit seinen Freunden aus der Stadt durch die Straßen gestreift.
 

Der Terrorist stutzte. Zum einen wohl aufgrund der Forderung und zum anderen ob der Tatsache, dass Zechs sprach wie ein Kaufmann der am Hafen der Hauptstadt von Sanc seine Waren anpries.

„Nun, dass ist wohl nur fair.“, meinte er dann. Der Mann zog das Tuch hinab, dass seine Nase und Mund verdeckte, dann nahm er die Brille ab und darunter zum Vorschein kamen ein grünes und ein braunes Auge.
 

Zechs unterdrücke einen Seufzer der Erleichterung. Ja, es war Luke.

Luke war etwa fünfzehn Jahre älter als Zechs und war mit seinen Eltern damals nach Sanc gekommen, weil die Familie Asyl gesucht hatte. Lukes Vater war ein Agent im Dienste der Allianz gewesen, der jedoch nicht mehr länger für diese Organisation arbeiten wollte. Das einzige Land in dem er und seine Familie einigermaßen sicher vor den Schergen der Allianz gewesen war, war das Königreich Sanc gewesen.

Lukes Vater war schon bald ein wertvoller Berater für den König geworden und die beiden Jungen hatten schnell Freundschaft geschlossen. Luke war schon immer ein sehr guter Degenfechter gewesen und hatte oft zusammen mit dem Prinzen trainiert. Auch wenn dies der König nicht so gern gesehen hatte.
 

„Was schaust du mich so an?“, fragte Luke. Offensichtlich erkannte er Zechs nicht auf Anhieb.
 

Zechs lächelte leicht. „Luke ich bin überrascht. Ich wusste nicht, dass du jetzt unter die Terroristen gegangen bist. Dein Vater wollte doch immer, dass du eine kultivierte Erziehung genießt und einmal einen vernünftigen Beruf ergreifst.“
 

Die Männer, die ihn an den Armen festhielten, lockerten unwillkürlich ihren Griff und auch Luke schien leicht geschockt zu sein. Er trat noch einen Schritt näher an Zechs heran. „Mein Vater ist seit elf Jahren tot, gestorben an dem Tag, an dem Sanc gefallen ist.“, zischte er grimmig.
 

„Ebenso mein Vater.“
 

Luke sah ihn zweifelnd an und Zechs erkannte, dass es Luke wohl so langsam dämmerte, wenn er da vor sich hatte. „Wer bist du?“ Doch Luke wusste wohl die Antwort, denn er schüttelte leicht den Kopf. „Nein. Nicht du! Milliardo, nein. Das kann nicht sein!“ Die übrigen Männer zuckten zusammen als dieser Name fiel und sie musterten alle Zechs.
 

„Ich schätze du willst einen Beweis?“
 

Luke nickte, noch immer überrascht und völlig aus dem Konzept gebracht.
 

Zechs deutete mit seinem Kinn auf seinen linken Arm. „Erinnerst du dich noch daran? Wir haben im Garten gegeneinander gekämpft als uns eine Zofe abgelenkt hat und du gestolpert bist...“
 

„Die Klinge des Degens ist abgebrochen und ich habe dich am Arm verletzt. Dein Vater hat dir dann verboten nochmals einen Degen in die Hand zu nehmen. Aber schon am nächsten Tag bist du aus dem Palast zu unserem Haus geschlichen, damit wir trainieren können.“, vollende Luke den Satz, während er den Ärmel von Zechs Uniform nach oben schob.

Er fand wonach er gesucht hatte und richtete sich wieder auf. „Aber es hieß, dass du tot bist!“
 

„So weit ich informiert bin, hieß es offiziell, dass der Prinz von Sanc ‚verschollen‘ ist.“ Zechs´ Stimme war voller Ironie.
 

Luke schien sich wieder etwas zu besinnen und befahl den Männern ihn loszubinden. Doch noch immer standen sie sich unschlüssig gegenüber. Schließlich sank Luke in die Knie.
 

„Nein. Bitte. Tu das nicht.“ Zechs bückte sich und zog Luke an den Schultern wieder nach oben.
 

„Aber du bist nun einmal der Prinz.“
 

„Nein!“ Vehement schüttelte er den Kopf. „Ich kann nicht und will auch nicht mehr diesen Namen tragen.“
 

Luke musterte ihn und deutete schweigend auf die Stühle, die in einer Ecke des Raumes standen. Zögernd nahm Zechs an und setzte sich. Dies alles brachte ihn mehr auf als er es je gedacht hätte. Er hatte schon immer Probleme damit gehabt sich seiner Vergangenheit zu stellen und in den letzten Minuten hatte er mehr Berührungspunkte mit seinem alten Ich gefunden als ihm lieb war.

Treize hatte es völlig richtig vorausgesehen als er ihn gefragt hatte, ob er denn bereit dazu sei sich als Milliardo auszugeben.
 

„Ich verstehe das nicht.“, meldete sich ein junger Mann, der in Zechs´ Alter war und setzte sich neben ihn. „Warum stehen Sie nicht dazu? Abgesehen von den offensichtlichen Gründen, dass die Allianz womöglich Sie umbringen lassen könnte.“
 

Zechs war versucht daran laut aufzulachen. Doch er glaubte kaum, dass dies in der derzeitigen Lage vernünftig wäre. „Es stimmt diese Identität war notwendig um weiterleben zu können. Aber so wie ich gelebt habe, kann ich es nicht mehr für mich in Anspruch nehmen ein Peacecraft zu sein. Ich habe in mehr Schlachten gekämpft als ich zählen kann und viele Menschen dabei getötet.“
 

„Dein Vater hätte Verständnis...“, begann Luke.
 

„Nein!“, wieder unterbrach Zechs seinen Freund aus längst vergangenen Kindertagen. „Für so etwas hätte er kein Verständnis gehabt. Nie. Du weißt wie er immer über die Allianz und die Soldaten gesprochen hat.“
 

„Aber du hattest doch keine andere Wahl. Uns ging es doch ebenso.“ Die anderen Männer nickten zustimmend bei den Worten ihres Anführers. „Warst du seit damals in Sanc?“, fragte Luke.
 

„Nein.“ Vielleicht würde er noch einmal nach Sanc zurückkehren, wenn sie die Allianz von dort vertrieben hatten, aber er wollte auch gar nicht die verbrannten Ruinen sehen, die für ihn seine Kindheit symbolisierten.
 

„Das hättest du vielleicht tun sollen. Die Leute, die noch in den Städten leben – viele sind es ja nicht mehr – klammern sich fest daran, dass du oder Relena doch überlebt habt und irgendwann zurückkommt. Die Allianz versucht mit allen Mitteln auch diese letzten Menschen aus dem Land zu vertreiben. Sie haben schon wieder die Nahrungsmittelrationen gekürzt.“
 

Zechs wusste dies natürlich. In der Tat versuchte die Allianz noch heute die Menschen zu bestrafen, die in Sanc lebten. „Habt ihr deswegen diese Aktion hier gestartet?“, fragte er nach.
 

„Ja. Die Gelegenheit war günstig, da die Pearsonpapiere relativ leicht bewacht waren...“
 

„Woher habt ihr davon gewusst?“ Zechs sprach so fordernd und mit befehlendem Ton, dass sogar Luke verlegen auf den Boden sah.
 

„Das alte Spionagenetz.“
 

„Hätte ich mir denken können.“, begann Zechs. „Dann hast du die Zugangsberechtigung deines Vaters genutzt?“
 

Luke nickte nur. „Er hat sie mir noch vor seinem Tod gesagt.“
 

Zechs registrierte dies und hätte sich am liebsten selbst für seine Unachtsamkeit geohrfeigt. Es hatte nicht viele Leute gegeben, die diese Zugangsberechtigung zum Netzwerk hatten und er hatte eigenhändig sämtliche Accounts gelöscht, zumindest die der noch lebenden Personen. Er wusste, dass Lukes Vater umgekommen war und hatte diesen Zugang noch offen gelassen.
 

„Ich schätze eure Motive wirklich sehr, aber selbst ihre müsstet doch wissen, dass eure Forderungen völlig unhaltbar für die Allianz sind. Wie stellt ihr euch das überhaupt vor? Wie wollt ihre die Monarchie wieder einführen?“
 

„Wir wussten nicht, dass du noch lebst. Geschweige denn, dass du als Zechs Merquise weiterlebst, aber Relena lebt ja auch noch und sie könnte...“
 

„Was?“, ereiferte sich Zechs und stand auf. Er stützte die Hände auf den Tisch und beugte sich zu Luke hinüber. „Denkt nicht einmal daran. Relena ist noch zu jung und sie weiß rein gar nichts über ihre Herkunft. Ihr werdet sie nicht anrühren.“

Auch wenn Zechs seine kleine Schwester seit dem Fall von Sanc nicht mehr oft gesehen hatte – und wenn dann auch nur aus der Ferne – so waren seine Beschützerinstinkte ihr gegenüber größer denn je.
 

„Aber, wenn du nicht als Prinz zurückkehren willst, dann muss sie...“
 

„In was für einer Welt lebt ihr denn?“, wandte sich Zechs an alle Anwesenden. „Noch beherrscht die Allianz die Staaten, auch Sanc. Und solange die Allianz Sanc besetzt hält ist es absolut müßig sich über eine neue Monarchie den Kopf zu zerbrechen. Glaubt ihr wirklich, dass ihr mit euren Forderungen durchgekommen wärt?“, fragte er erneut.
 

„Zumindest tun wir etwas für unser Volk.“ Auch Luke war aufgestanden und funkelte Zechs erbost an. Der unterschwellige Vorwurf war ebenfalls nicht zu überhören. Doch Zechs ignorierte dies. Er hatte so viel für die Bevölkerung von Sanc getan wie er konnte.

Die meisten Verwandten der Königsfamilie waren an diesem Tag in Sanc gestorben und findige Diener des Königs hatten es verhindern können, dass die Allianz Hand an dieses Vermögen legen konnte.

Eben jene treuen Männer und Frauen hatten auch einen Weg gefunden, dass in dem geheimen Spionagenetzwerk eine Nachricht für die letzten verbliebenen Mitglieder der Königsfamilie aufgetaucht war. Natürlich hatte Zechs die Nachricht letztendlich erhalten und war seitdem Erbe eines der größten Vermögen auf der Erde. Auch wenn es zu auffällig war, dass größere Summen aus diesem Vermögen verschwanden – niemand wusste, in wie weit die Allianz diese Konten überwachte – so sorgte Zechs regelmäßig dafür, dass dieses Geld den Einwohnern von Sanc zukam. Sei es in Form von zusätzlichen Essensrationen oder als Bestechungsgelder für Allianzsoldaten.
 

„Lasst Relena aus dem Spiel.“, befahl Zechs von Neuem nach einer kurzen Pause.
 

„Aber Sanc muss befreit werden.“, versuchte es Luke wieder.
 

„Wie so viele andere Länder auch. Aber jetzt noch nicht.“ Zechs setzte sich wieder und schlug die Beine übereinander.

Luke nahm ebenfalls wieder Platz und taxierte Zechs mit abschätzigem Blick. „Was weißt du?“
 

„Die Allianz wird fallen.“ Mehr würde Zechs dazu nicht sagen, um nicht Treize und dessen Plan zu riskieren. Aber es musste auch genug sein, damit er diese Männer wieder zur Vernunft bringen konnte. „Nicht mehr lange und dann wird sie fallen.“
 

Treize stand an einem der Fenster des Kontrollzentrums und blickte zum grauen Himmel über Stockholm. Hinter ihm an einem der großen Bildschirme war das Bild des Eingangs des Regierungsgebäudes zu sehen. Nichts, es tat sich noch nichts.

Natürlich hatten inzwischen auch die Medien Wind von der Geiselnahme bekommen und umlagerten auch die Kommandozentrale: Erpicht darauf einen Schnappschuss von Treize oder anderen Offizieren zu bekommen. Deshalb konnte er nicht einmal auf das Dach gehen um sich dort etwas zu sammeln und ruhiger zu werden. Und wie sollte er sich ihr beruhigen können, wenn ständig Soldaten um ihn herumwimmelten wie Ameisen um ihre Königin.
 

Wäre er doch selber gegangen! Dann hätte er sich besser gefühlt, hätte die Situation nicht aus der Hand geben müssen. Doch so, konnte er nichts anderes tun als abwarten. Das machte ihn völlig fertig.

Dies war natürlich ein Zeichen von Schwäche und in jeder anderen Situation hätte er diese Gedanken zur Seite geschoben und tief vergraben. Doch schließlich war es Zechs, der jetzt in höchster Gefahr schwebte. Da konnte er unmöglich ruhig bleiben, so unprofessionell dieses Verhalten auch war.

‚Oh Milli. Bitte tu nichts Unüberlegtes.‘, flehte er in Gedanken.
 

Lady Une trat neben ihn und bot ihm einen Plastikbecher mit Kaffee an. Er nahm an, aber nicht weil er ein Bedürfnis nach der schwarzbraunen Brühe verspürte, sondern damit er etwas in den Händen halten konnte – auch wenn es nur ein Becher mit Kaffee war.
 

„Er weiß was er tut.“, beruhigte ihn Une.
 

Treize drehte sich zu ihr um und sah das Verständnis in ihren braunen Augen, die wie immer hinter den großen Brillengläsern zu ihm aufsahen.
 

„Ich hoffe es.“, antwortete er.
 

Es war als ob sein Flehen Wirkung gezeigt hätte, denn jemand meldete sich auf dem Kanal, den die Terroristen nutzen. Zechs´ maskiertes Gesicht erschien auf dem Bildschirm. Treize sah mit Erleichterung, dass er wohl unverletzt war. Neben ihm stand der ebenfalls maskierte Terrorist mit dem Treize schon zuvor geredet hatte.
 

„Lieutenant Merquise hat uns freies Geleit mit einem vollgetankten Hubschrauber, ohne Wanzen oder sonstige Überwachung zugesichert. Und ebenso den Abbau des Raketenstützpunktes in der Bucht von Sanc in den nächsten sechs Monaten.“
 

„Ah.“, machte Treize und überlegte. Die Forderungen waren ein Kompromiss – und kein schlechter für OZ. Letztendlich verlor nämlich nur die Allianz und selbst das konnte Treize noch der Spitze der Allianz noch schmackhaft verkaufen. ‚Zechs du bist ein Schlitzohr. Ich hätte es nicht besser machen können.‘
 

„Der Hubschrauber soll auf dem Dach landen und Lieutenant Merquise wird uns zu einem Ort unserer Wahl fliegen. Dann werden wir ihm die Pearsonpapiere übergeben. Das heißt zumindest einen Teil. Den Rest erhalten sie nach sechs Monaten, falls unsere Forderungen erfüllt wurden.“, erklärte der Mann weiter.
 

„Stimmt Lieutenant Merquise dieser Forderung zu?“ Treize fixierte das Gesicht seines Freundes, versuchte etwas darin lesen zu können. Doch Zechs blickte ebenso stoisch in die Kamera wie immer, nickte dann nur um seine Zustimmung zu signalisieren.
 

„Die Allianz wird die Raketen ohne großes Aufsehen abziehen. Wie wollen Sie überprüfen, dass die Raketen tatsächlich abgebaut wurden?“, erkundigte sich Treize.
 

„Das lassen Sie unsere Sorge sein.“, erwiderte der Terrorist und unterbrach dann die Verbindung.
 

Es hatte ganz den Anschein, dass Zechs mit seinen Verhandlungen Erfolg gehabt hatte und dass er tatsächlich einen alten Bekannten in dem Anführer erkannt hatte. Der Abzug der Raketen war für das kleine Land Sanc von großer Bedeutung, denn damit würden auch die Zahl der dort stationierten Soldaten verringert werden, was die Basis dort als Ziel möglicher Widerstandsgruppen nicht mehr so attraktiv erscheinen ließ und damit sank wiederum die Gefahr für die Bevölkerung Opfer von Attacken von eben solchen Gruppen zu werden.
 

Wie nicht anders zu erwarten war, fand diese Lösung allerdings bei den höchsten Köpfen der Allianz wenig Zuspruch. Keine fünf Minuten nachdem Treize den Kontakt zu den Geiselnehmern unterbrochen hatte, meldete sich schon ein erboster General Septemi auf der Leitung.

Treize hob bei den wenig schmeichelhaften Beschimpfungen nur müde eine Augenbraue und ließ den Mann sich austoben. Besser er beredete diese Angelegenheit nicht mit so einem Hitzkopf, sondern mit Marschall Noventa oder General Ventei. Diese Männer waren bekannt für ihre Besonnenheit und ihr Bemühen um eine eher gemäßigte Linie gegenüber aufsässigen Ländern und Kolonien.

Außerdem hatte Treize erst vor Kurzem ein geheimes Dossier erhalten, das besagte, dass in der Tat Planungen gab die großen Interkontinentalraketen – solche wie sie in Sanc stationiert waren – in einigen Basen in Europa abzuziehen. Eine Maßnahme die Treize und damit auch OZ sehr gelegen kam.

Auf diese Art und Weise wurde der Abzug sogar noch beschleunigt.
 

Nach weiteren endlosen drei Stunden, die Treize damit verbracht hatte sich Beschimpfungen von diversen Generälen anzuhören gefolgt von einem langwierigen Gespräch mit Noventa, lehnte er sich an die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. Er hatte alles getan, was er tun musste. Den Forderungen der Terroristen wurde nachgekommen und jetzt konnte er wieder nichts anderes tun als abzuwarten.
 

Das Dach des Regierungsgebäudes war schon längst von den Einsatzkräften geräumt worden und der geforderte Hubschrauber wartete auf seine Fluggäste. Doch bis jetzt hatte sich noch nichts getan.

‚Auf was warten sie noch?‘, rätselte Treize.
 

Wenige Minuten später öffnete sich die Tür zum Dach und Treize dämmerte es, dass die Terroristen wohl noch abgewartet hatten, ob ihre Forderungen auch von der Führung der Allianz akzeptiert wurden. Womöglich hatten sie sogar Treizes Gespräche mit Noventa und den anderen abgehört. Natürlich, rief sich Treize ins Gedächtnis, Zechs hatte die entsprechende Zugangsberechtigung hierfür. Vielleicht hatten sie ihn dazu gezwungen sie zu benutzen! Wieder kämpfte Treize die leichte Panik nieder und zwang sich zur Ruhe. Nein, Zechs konnte dies auch genauso gut freiwillig getan haben. Kein Grund zur Panik.
 

Dass Zechs tatsächlich unverletzt war, zeigte sich wenige Momente später, denn der blonde Lieutenant betrat als erstes das Dach. Die Hände auf dem Kopf und Treize blieb erneut das Herz stehen als er sah wie sich ein halbes Dutzend Gewehre auf den Körper des jungen Mannes richteten.
 

Es waren insgesamt zehn vermummte Gestalten, die nach und nach in dem Hubschrauber Platz nahmen. Die Scharfschützen der Polizei hatten strikten Befehl nicht zu feuern und Treize hoffte, dass sie sich auch daran hielten.

Doch schon bald wurden die Türen zum Helikopter geschlossen, der hob ab und langsam aber sicher entschwand er Treizes Blicken. Wieder konnte er nur warten, beten und hoffen.
 

Treize hatte sich an sein Wort gehalten und tatsächlich war das Fluggerät mit keinerlei Überwachungssystemen ausgestattet. Die Überwachung mit Radar war ebenfalls eingestellt.

Die hohen Tiere der Allianz hatten zwar dagegen protestiert, doch zum einen war sie meilenweit weg und konnten lange ihre Beschwerden über Funk loswerden. Das störte ihn nicht im Geringsten. Er hatte sich heute schon genügend Beschimpfungen anhören müssen.
 

Zechs hatte schon lange keinen Hubschrauber mehr geflogen, aber die Steuerung war der eines Mobile Suit sehr ähnlich und außerdem war er auf der Akademie auch an Hubschraubern trainiert worden.

Der Flug führte sie zunächst nach Süden und es wunderte ihn nicht im Geringsten, dass sie erst im Gebiet von Sanc zur Landung ansetzten. Während des Fluges sprach niemand und auch Zechs gab vor sich völlig auf das Fliegen zu konzentrieren. Auch war er froh, dass er wieder seine Maske tragen konnte und nur zu gerne versteckte er sich jetzt dahinter.
 

Die Männer sprangen aus der Maschine und wurden schon von ihren Mitkämpfern erwartet, die am Rande des Waldes mit Fahrzeugen auf sie warteten.

Zechs verabschiedete sich per Handschlag von Luke, der als letzter aus dem Hubschrauber stieg.

„Und du versprichst es uns?“, fragte der andere Mann nochmals nach, wobei er fast schreien musste, um den Lärm der Rotoren zu übertönen.
 

„Ja. Ich werde Sanc befreien.“, versicherte er abermals. Ja, der Tag würde kommen an dem OZ die Allianzstreitkräfte aus Sanc vertreiben würde. Und er, Zechs Merquise, würde an ihrer Spitze stehen.
 

„Die Pearsonpapiere enthielten nicht nur die Sitzungsprotokolle von damals, sondern auch Unterlagen über einen Mobile Suit. Wahrscheinlich kannst du mehr damit anfangen als wir. Unsere Ressourcen sind zu begrenzt um einen Suit dieser Größe zu bauen.“
 

Diese Aussage überraschte Zechs, aber er nickte nur und warf einen Blick auf den Aktenkoffer, der hinter ihm auf einem der Sitze lag und die fraglichen Papiere enthielt. Entgegen der offiziellen Absprache hatten sie ihm sämtliche Papiere übergeben. Die Männern vertrauten ihm, dass er der Allianz nur die versprochene Hälfte übergab.

„Und ihr kommt klar?“
 

„Ja, mach dir um uns keine Sorgen. Wir kämpfen weiter und das um so entschlossener.“
 

Die Männer hatten geschworen zu schweigen, dass er Milliardo Peacecraft war. Er glaubte diesem Schwur. Die Terroristen waren allesamt ehemalige Staatsbürger von Sanc, die an diesem Tag der Invasion Familienmitglieder und ihre Existenzgrundlage verloren hatten – genau wie er.

Für einen kurzen Augenblick hatte Zechs auch wirklich gezögert und sich gefragt, ob er sich ihnen nicht anschließen sollte. Sicher wäre er ihnen von Nutzen, er verfügte über geheimes Wissen über die Allianz und OZ, konnte einen Mobile Suit steuern und wäre eine gute Führungspersönlichkeit, die Begeisterung und Loyalität wäre ihm als ehemaligem Prinzen von Sanc sicher gewesen... und er wäre wieder zu Hause, in Sanc. Aber wenn er diesen Weg gewählt hätte, dann hätte es eine Sache wohl nicht mehr in seinem Leben geben können: Treize.
 

Treize und alle übrigen Offiziere stießen einen kollektiven Seufzer der Erleichterung aus als sie sahen, dass der Hubschrauber zurückkehrte und wieder auf dem Dach landete.

Als dann noch Zechs leichtfüßig ausstieg und einen Aktenkoffer mit sich führte, applaudierten die Soldaten und johlten.
 

Doch Treize fühlte sich um Jahre gealtert als die ganze Anspannung der letzten zwölf Stunden von ihm abfiel. Er ließ sich schwer in einen der Stühle fallen und rieb sich über die Stirn, bevor er wieder aufblickte und sah, dass ihn Lady Une unentwegt musterte. Der Blick mit dem sie dies tat, war nicht mehr geprägt von Besorgnis um sein Wohlergehen, sondern eher von... Ja, von was? Er glaubte so etwas wie Eifersucht darin erkennen zu können. Doch bevor er diesem Eindruck nachgehen konnte, hatte sie sich schon abgewandt und bellte einigen Soldaten Befehle zu.
 

Inzwischen war es spät in der Nacht und Treize wollte nicht mehr nach Bremen zu der Villa seiner Eltern zurückfliegen. Stattdessen sollte Lady Une für ihn und Zechs zwei Hotelzimmer suchen. „Ein angemessenes Zimmer.“, wie er sich ausgedrückt hatte, denn auf so ein billiges Loch mit durchgelegenen Betten und Kakerlaken in der Badewanne hatte er jetzt weiß Gott keine Lust.

Die Nacht auf einem der Stützpunkte in der Nähe zu verbringen, nun diese Option war auch nicht viel verlockender.
 

Lady Und fand noch die Zimmer und so saßen Treize und Zechs in einer Limousine, die sie zum Hotel fuhr. Beide konnten nur noch mit Mühe die Augen offen halten und Zechs´ Kopf lehnte sich an Treize Schulter, was dieser mit einem amüsiertem Lächeln quittierte.

Sanft drückte er den Arm seines Freundes als der Wagen vor dem Hotel zum Stehen kam und Zechs richtete sich wieder auf. Gerade rechtzeitig bevor sich die Tür öffnete und Treize so gleich die Fotografen erkannte, die sich alle vor dem Eingang des Hotels aufhielten. Keine Frage, wen sie vor die Linse bekommen wollten. Zechs´ selbstlose Tat war für die Reporter geradezu ein gefundenes Fressen.
 

„Sehen wir zu, dass wir so schnell wie möglich an ihnen vorbei kommen.“, murmelte Zechs und wollte bereits aussteigen.
 

„Immer schön lächeln.“, riet Treize als er nach ihm aus dem Wagen stieg. „Bleib stehen.“ Er zog Zechs am Ärmel und blickte in das Meer von Blitzlichtern. „Gönnen wir ihnen den Spaß.“
 

„Wer kümmert sich eigentlich um meinen Spaß?“, gab Zechs knurrig zurück, bemühte sich allerdings ein leichtes Lächeln aufzusetzen und gegen Ende winkte er sogar einmal in eine Kamera. Doch sie waren beide froh als sie durch die Glastüren des Hotels schritten und so sämtliche Kameras und Journalisten hinter sich lassen konnten.
 

Lady Une wartete in der Empfangshalle des Hotels. Auch sie sah recht mitgenommen aus und versuchte nicht einmal mehr ihr Gähnen zu unterdrücken.

„Tut mir leid, aber für Lieutenant Zechs habe ich kein Zimmer mehr gefunden. Die Hotels hier sind restlos ausgebucht.“
 

„Machen Sie sich keine Umstände Lady. Ich werde mit der Couch vorlieb nehmen.“, erwiderte Zechs, bevor dies Treize tun konnte, und nahm ihr den Schlüssel aus der Hand.
 

Sie öffnete zwar den Mund um etwas zu erwidern, aber dann gähnte sie nur und verabschiedete sich.

Auch Treize und Zechs beeilten sich auf das Zimmer zu kommen und beide wären beinahe schon im Fahrstuhl eingeschlafen, wäre da nicht ein älteres Ehepaar gewesen, das aufgeregt miteinander tuschelte und ihnen immer wieder Seitenblicke zuwarf.

Treize brachte nochmals den letzten Rest Kraft auf nickte ihnen höflich zu. Zechs hingegen starrte nur an die Decke der Kabine.
 

„Willst du wirklich auf der Couch schlafen?“, fragte Treize als sie endlich in ihrem Hotelzimmer angekommen waren und hüpfte wenig elegant auf einem Bein im Zimmer herum, um sich den linken Stiefel auszuziehen.
 

„Natürlich nicht.“, meinte Zechs, schloss die Tür und drehte den Schlüssel gleich zweimal um. Dann ging er direkt an Treize vorbei ins Schlafzimmer.
 

Nun Treize hatte ganz bestimmt nichts dagegen, dass sie beide in dem Doppelbett schliefen. Oh nein!

Endlich hatte er den engen Lederstiefel von seinem Fuß gezogen und die Prozedur auch auf der rechten Seite wiederholt. Für einen Moment blieb er einfach stehen. Der Teppich unter seinen Füßen war angenehm warm und weich. Geradezu eine Wohltat für seine von den Stiefeln geschundenen Füße.
 

Schließlich entledigte er sich seiner Jacke und der Hose, legte die Kleidungsstücke zusammen und deponierte sie auf der besagten Couch. Dann ging er ins Schlafzimmer während er sich das Hemd aufknöpfte.

Dort lag Zechs bereits auf der einen Hälfte des Bettes. Seine Stiefel lagen unordentlich vor dem Fenster und die Maske lag auf dem Boden, aber ansonsten trug Zechs noch seine vollständige Uniform. Einschließlich der schusssicheren Weste, die er unter seiner roten Jacke trug.
 

Das konnte ja nicht bequem sein. Treize wollte ihn bereits ansprechen, aber da sah er, dass Zechs bereits zu schlafen schien. Seufzend setzte er sich auf die noch freie Seite und streifte sich das Hemd über die Schultern, warf es achtlos auf den Stuhl, der ein paar Meter weiter an der Wand stand. Dann legte er sich auch schlafen.
 

Zuerst war Treize nur verwirrt und versuchte verzweifelt seinem Gedächtnis die nötigen Informationen abzuringen. Dann fiel es ihm ein, dass er in einem Hotelzimmer in Stockholm lag. Nein, aber das war es nicht, was ihn so verwirrte, sondern eher der warme Körper, der sich so aufdringlich an ihn schmiegte.
 

Vorsichtig hob er den Kopf und versuchte im Licht der durchs Fenster scheinenden Straßenlaternen zu erkennen, ob da tatsächlich Zechs neben ihm lag.

Ja, kein Zweifel. Es war der junge Lieutenant, das wundervolle, lange Haar reichte ihm fast bis zu den perfekt gerundeten Pobacken und...

Treize kniff kurz die Augen zusammen. Moment mal, Zechs war ja nackt! Aber Zechs hatte doch gerade eben noch völlig angezogen neben ihm gelegen.
 

Wollte ihn Zechs etwa verführen? Treize noch etwas schlaftrunkener Körper gefiel dies offensichtlich, denn er spürte, wie sich langsam das Blut in einer gewissen Körperregion staute.
 

Nein, nein, nein. Wahrscheinlich gab es eine ganz andere Erklärung dafür. Wahrscheinlich hatte Zechs sich wieder einmal im Schlaf ausgezogen. Schon als Kind hatte der junge Prinz einen sehr unruhigen Schlaf gehabt. Gerade im Sommer war es häufiger vorgekommen, dass sich Milliardo in der Hitze der Nachts ausgezogen hatte und sich am nächsten Morgen nicht mehr erinnern konnte, das je getan zu haben. Es war auch keine Seltenheit gewesen, dass der Junge völlig schlaftrunken durch das Haus gewandert war.
 

Deshalb war dies auch kein Versuch ihn zu verführen. Wie sich Treize ins Gedächtnis rief, zu mal er ja Zechs´ Angewohnheit kannte. Und doch, diese ganz besondere Vorstellung gefiel ihm, ohne Zweifel.

Gerne hätte er wieder die Augen geschlossen und noch weiter die Berührung der Hand auf seiner Brust und dem Bein auf seinem Oberschenkel genossen. - Zechs hielt ihn wohl für einen Teddybären. - Doch unglücklicherweise gab es da immer noch diese prominente Reaktion seines Körpers auf Zechs´ Nacktheit.

Treize musste so schnell es ging ins Badezimmer. Am Ende erwachte Zechs noch und wie um alles in der Welt sollte er ihm erklären wie es zu der Beule in seinen Shorts gekommen war.
 

Zechs wachte jedoch glücklicherweise nicht auf, als Treize sich langsam aus dessen Umarmung befreite. Doch er bewegte sich wieder im Schlaf, drehte sich auf den Rücken und die Bettdecke rutschte über seine Hüfte. Und der schmale Lichtstrahl, der vom Bad in das Schlafzimmer schien, erhellte genau einen ganz besonderen Teil seiner Anatomie.

So dass Treize schlicht der Mund offen stehen blieb als er über die Schwelle des Badezimmers trat und sah, was da so unfreiwillig beleuchtet wurde.

„Großer Gott.“, murmelte er. Was hatte er nur verbrochen, dass ihn sein Schöpfer auf so eine schwere Probe stellte. Das Bild, das sich hier vor seinen Augen bot, schrie geradezu zu nach heißem, hemmungslosen, leidenschaftlichen, schmutzigen Sex. Und das drängende Gefühl in seinen eigenen Lenden wurde dadurch nicht unbedingt weniger.
 

Noch nie war er so froh um eine kalte Dusche gewesen. Minuten später betrat er dann wieder das Schlafzimmer und vermied es den Blick zu sehr über die Bettlaken schweifen zu lassen.

Für einen Moment überlegte sich Treize auf die Couch umzuziehen, aber wie sollte er dies Zechs am nächsten Morgen erklären? Jedoch die ganze Nacht neben diesem Mann zu liegen das war wohl auch für Treize normalerweise recht große Selbstbeherrschung zu viel.

Schlussendlich legte er sich so weit an den Rand des Bettes wie es nur irgendwie ging und dachte an alles mögliche, nur nicht an das, was sich hinter seinem Rücken befand.
 

Wie nicht anders zu erwarten nach den Anstrengungen des letzten Tages - und der Nacht - erwachte Treize erst wieder am späten Morgen.

Zechs war allerdings schon auf und saß neben ihm auf dem Bett. Er trug einen der Morgenmäntel des Hotels und seine Haare waren unter einem roten Handtuch verborgen, das sich der Lieutenant wie einen Turban um den Kopf geschlungen hatte.
 

Wahrscheinlich war es besser so, dass Zechs zuerst aufgewacht war. So blieb dem Jüngeren die Peinlichkeit erspart zuzugeben, dass er sich in der Nacht splitterfasernackt ausgezogen hatte.

Treize zupfte an dem Gürtel des Mantels, um die Aufmerksamkeit des anderen zu erregen. „Guten Morgen.“
 

„Morgen Treize. Gut geschlafen?“
 

‚Fang nicht davon an.‘, dachte er mit einem verzweifelten mentalen Aufschrei. „Ja natürlich.“, entgegnete er jedoch lächelnd.
 

„Kaffee?“
 

„Gern.“
 

Zechs beugte sich über den Rand des Bettes und drückte ihm kurz darauf eine Tasse voll heißen Kaffees in die Hand. Neugierig reckte sich Treize und rutschte auf die Seite des Lieutenants herüber. Vor dem Bett stand ein großes Tablett, auf dem einmal ein reichhaltiges Frühstück angerichtet gewesen war. Jetzt gab es nur noch ein paar spärliche Reste Toast und Marmelade.
 

Jetzt wo er direkt neben Zechs saß, konnte er einen Blick auf die Unterlagen werfen, die dieser las. Es waren Spezifikationen über einen Mobile Suit.

„Wo hast du das denn her?“, fragte er überrascht. Vor allem weil die Zahlen, die er da las auf keinen der Suits passte, die die Allianz oder OZ benutzten.
 

„Das gehört zu den Pearsonpapieren.“
 

„Wirklich?“ Er trank einen Schluck Kaffee. Treize kannte sich in Mobile Suit Design recht gut aus, aber er wusste, dass Zechs in diesem Gebiet eindeutig besser bewandert war. Und sich von den nackten Zahlen ein ziemlich gutes Bild von dem Suit machen konnte. „Was ist das für ein Suit?“, erkundigte er sich schließlich.
 

Zechs legte die Blätter weg und deutete ein Achselzucken an. „Er hat entfernte Ähnlichkeit mit unserem Leo. Auch wenn alles größer und viel besser ausgestattet ist. Doch die Kräfte, die bei so einem Suit auf einen Piloten lasten, sind kaum auszuhalten. Und doch ist der Suit gebaut worden.“
 

„Woher willst du das wissen? Es können auch Blaupausen sein, wer sagt, dass dies Daten eines wirklich existenten Mobile Suit sind.“
 

„Du musst dir nur die Zahlen anschauen, sie harmonieren zu perfekt. Keine Planung könnte das bewerkstelligen. Das sind Testdaten.“
 

„Du sagst, er ist dem Leo ähnlich?“
 

„Ja.“
 

„Mhm.“ Treize nahm noch einen Schluck von dem Kaffee. „Es gab tatsächlich ein Modell, das vor dem Leo gebaut worden war. Vielleicht ist das dieser Suit. Aber ich dachte, man hätte den Prototyp verschrottet. So weit ich weiß, kam er aber auch nie zum Einsatz.“
 

„Was weißt du sonst noch?“ Es war offensichtlich, Zechs hatte Blut geleckt. Dieser mysteriöse Suit interessierte ihn über alle Maßen und so wie der Mann die Zahlen auf dem Papier musterte war kein Zweifel daran, dass er nur zu gerne einmal so eine Höllenmaschine fliegen wollte.
 

„Ich weiß nicht viel. Es waren wohl sechs Wissenschaftler, die damals von OZ angeheuert wurden einen neuen Suit zu entwerfen. Aber kurz nach der Fertigstellung, hat sich die Gruppe zerschlagen und der Suit wurde wieder demontiert. Womöglich befinden sich die Einzelteile noch in irgendeinem Lagerhaus. Keine Ahnung...“
 

„Ich glaube, ich setze jemanden darauf an. Was meinst du? Wenn es diesen Suit noch gibt, dann wäre es doch eine reine Verschwendung ihn nicht einzusetzen.“
 

Treize zuckte nur mit den Achseln. Ihn beschäftigten jetzt noch ganz andere Dinge als so ein antiker Mobile Suit. „Tu was du nicht lassen kannst. Aber jetzt erzähl mir endlich, was du mit den Terroristen besprochen hast. Und wer war der Anführer?“
 

Zechs erzählte es ihm und Treize konnte nur ihrem Glücksstern danken, dass dieses Manöver eine solch glimpfliche Wendung genommen hatte. Überhaupt war die Organisation OZ gut bei der Sache davongekommen. Denn alles was die Allianz schwächte war nur zu ihrem Vorteil.
 

Inzwischen hatten sie sich nochmal ein vollständiges Frühstück auf das Zimmer bringen lassen und auch Treize hatte seinen ersten Hunger gestillt. Während er sich etwas Marmelade vom Finger leckte, zog er an dem Handtuch, das sich Zechs noch immer um den Kopf gewickelt hatte.

„Was soll das überhaupt? Willst du dir die Haare färben, oder was?“
 

„Das ist eine Kurpackung.“, erklärte Zechs.
 

Treize starrte den anderen einen Moment lang an, dann konnte er nicht anders als dem Drang von hysterischem Gelächter nachzugeben und hob sich wenig später regelrecht den Bauch vor lachen.

Zechs hingegen strahlte verletzte Würde und Stolz aus, wie er so neben Treize auf dem Bett saß und verdrießlich in die Luft starrte, wobei er vorgab das absurde Verhalten des Älteren zu ignorieren.
 

„Eine Kur... Für deine Haare... “, japste Treize hilflos. Nie im Leben hätte er gedacht, dass Zechs so dermaßen eitel war, was seine lange Mähne anging.
 

„Ja was glaubst du denn, was nötig ist damit ich keinen Spliss oder Haarbruch oder weiß Gott noch bekomme. Und diese trockene Luft in den Cockpits ist auch Gift für die Haare.“, verteidigte Zechs seine Haarpflege.
 

„Schon klar.“, gab Treize zurück und prustete weiter. Nun, er hätte es wohl nicht so sehr auf die Spitze treiben sollen, denn von einem Moment auf den anderen lag er fest auf der Matratze gepresst. Zechs hielt seine Handgelenke fest und starrte ihn aus verengten Augen an.
 

„Du bist ja auch nicht besser.“, bescheinigte er Treize. „Oder wie war das mit der teuren, importierten Rosenseife aus Frankreich? Oder das Badeöl?“
 

„Lass mich los.“
 

„Nein.“
 

„Gut, ok. Wir sind quitt.“, gab Treize zu. Daraufhin ließ ihn Zechs los.
 

Doch Treize konnte nicht anders als weiterzukichern. „Machst du das oft?“, stichelte er weiter und versuchte Zechs das Tuch vom Kopf zu ziehen. Der auch sogleich wieder versuchte ihn auf dem Bett fest zu pinnen.
 

So balgten sie ein paar Minuten bis beide nur noch lachend auf dem Bett lagen. Zechs´ Haare hatten sich aus dem provisorischen Turban gelöst, fielen ihm ins Gesicht und ließen ihn so unschuldig aussehen. Treize betrachtete seinen Freund. Unwillkürlich krümmte sich sein Zeigefinger so als wollte er die Strähnen aus dem engelsgleichen Gesicht streichen.
 

„Was ist?“ Zechs hatte bemerkt, dass jegliche Gegenwehr auf einmal erlahmt war und erwiderte seinen Blick.
 

Treize lächelte nur und tat es mit einer Handbewegung ab. Doch dann konnte er nicht anders und beugte sich näher zu Zechs, küsste ihn auf die Stirn und strich ihm über die Wange. „Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist.“
 

Zechs blickte ihn erstaunt an. Keineswegs mit Abscheu, sondern schlicht überrascht. Treize verharrte in seiner Pose einige wenige wertvolle Sekunden, dann richtete er sich wieder auf und ging ins Badezimmer um sich zu duschen.
 

Fortsetzung folgt...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2007-01-18T15:53:41+00:00 18.01.2007 16:53
ich schließe mich aya-chan60 an.

mata ne
liriel
Von: abgemeldet
2006-10-24T08:40:46+00:00 24.10.2006 10:40
Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh
Wie kannst Du nur wieder sn so einer Stelle aufhören?
Das geht ja wohl gar nicht!!!!
Obwohl DU HAST ES WIRKLICH GETANB!!!!
Erst so voller Spannung geschrieben, dann zu erfahren, dass es gut ausgegangen ist....
Aber diese schöne romantische Stimmung, die Du in dem Hotelzimmer hast entsehen lassen, war einmalig beschrieben!
Ich konnte mir allerdings, ein grinsen, was die kalte Dusche in der Nacht anging, nicht verkneifen....*lacht*
Auch das rumgealbere am nächsten Morgen und die dann entstandene Szene, die ja nur danach schrie, als Yaoi Part zu enden, fand ich genial beschriebn!
Nur Du hörst genau da auf!!!
Ich bete schon jetzt, dass Du genau da die FF weiterschreibst und wir Leser...allen voran ich...XXXDDD auch noch etwas mehr davon zu Lesen bekommen!
Also...entäusche uns nicht, denn es wäre schon toll, wenn so ein kleiner...kurzer Lemonteil...oder wenigstens Lime, drin vorkommt....*Muhahahahahahahahahahahahahahahaha*
*Dich schon Mal jetzt mit einem typischen Hundebettelblick anguckt* *___*
Ich möchte mich auch dafür bedanken, dass Du mich in der Einleitung Deiner FF erwähnt hast....*ich habs gelesen....XXDDD*
Ganz lieben Gruß
Und knuddel....
Aya-chan60 ^_____^


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