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Zorro und Corneja

Sister, where are you?
von

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Das wahre Gesicht

„Aahh, sei doch vorsichtiger, Leona. Das brennt wie der Teufel!“ fluchte Nico. Sie hatten sich in der Küche versammelt. Leona tupfte ungerührt weiter Jod auf die Wunde und deutete mit einer Handgeste an weiter zu erzählen.

Kiara saß weinend auf einem Stuhl neben ihnen. Sie konnte sich noch immer nicht beruhigen und war schreckensbleich.

„Wie gesagt. Als wir heute morgen anfangen wollten, unser Stände aufzubauen kam es zu einem Tumult. Als die Leute Wasser aus dem Brunnen schöpfen wollten, war das Wasser ganz braun und stank fürchterlich. Irgendeiner behauptete dann, wir hätten was mit dem Wasser angestellt und sind dann auf uns los.“

„Aber das ist doch Quatsch! Das kommt wahrscheinlich von der Trockenheit.“ warf Diego ein. Nico schnaubte nur und versetzte dann: „ Erklär’ das mal ’nem wütenden Mob, der kurz vor einem Lynchmord steht! Aua!“

Leona verband die Wunde und setzte sich dann auf. Verzweiflung machte sich in ihrem Gesicht breit.

„Was geschah dann?“ fragte Don Vega.

„Das Militär ist wieder aufgetaucht, allen voran dieser blonde Schnösel!“

„Gabriel. Au weia, ich kann mir schon vorstellen was da los war!“ meinte Bernard

„Sie wollten uns verhaften, wegen Erregung öffentlichen Ärgernis und Bedrohung der Bevölkerung. Zu Glück haben sie nicht alle erwischt. Wenn’ s sein muss können wir rennen wie die Hasen. Nur...“

„Was ist mit Barbara?“

„Sie wurde verhaftet.“

Don Vega unterdrückte knurrend den Fluch der auf seinen Lippen lag.

„Ich fahre zur Kaserne und versuche ob sich da etwas machen lässt.“ sagte er.

Nico schüttelte den Kopf.

„Das glaube ich nicht. Der Mob tobt nach wie vor, die wollen Vergeltung. Dafür sind wir Zigeuner wie geschaffen! Würde mich nicht wundern, wenn sie noch heute ein Exempel statuieren!“

„Aber... das können die doch nicht so einfach!“ schluchzte Kiara. Leona nahm das Mädchen in den Arm und drückte es tröstend an sich.

„Hast du ’ne Ahnung!“ Nico’ s Blick verfinsterte sich.

Leona und er wussten genau, das sie in einer unglücklichen Lage waren und niemand ihnen helfen konnte. Sie hatten es damals in Spanien erlebt.

„Trotzdem. Ich werde es versuchen!“ bestand Don Vega und verließ mit ener-gischen Schritten die Küche.

„Leona,...ich hab Angst!“ Kiara klammerte sich mit aller Kraft an sie.

Drückendes Schweigen herrschte.

„Am besten ihr ruht euch etwas aus. Nach diesem Schrecken ...“ begann Diego, doch Nico unterbrach ihn schnaubend: „ Glaubt ihr, ich kann schlafen mit dem Wissen, dass man meine Mutter und einige meiner besten Freunde hinrichten wird! Wie dämlich kann man eigentlich sein! Ihr seid so etwas von naiv, ihr...ihr...“

Dem jungen Zigeuner stand die Wut förmlich ins Gesicht gemeißelt.

Es war Leona, die die Spannung aus der Situation nahm.

Sie legte ihrem Stiefbruder die Hand auf den verletzten Arm, so dass er zu ihr hinüber sah. Ihr Blick sagte anscheinend mehr als tausend Worte, denn Nico meinte dann: „Entschuldigung, mit mir sind die Pferde durchgegangen. Wahrscheinlich habt ihr recht. Kiara wird etwas Schlaf gut tun.“

„Kommt mit! Ich zeig euch den Weg zum Gästezimmer.“ bot Maria an und verließ zusammen mit Leona und ihren Geschwistern die Küche.

Diego und Bernard blieben alleine zurück.

Aber kaum waren die Schritte verklungen und die Tür oben ins Schloss gefallen, sprangen sie auf.

Ihr Weg führte sie direkt in Diego’ s Zimmer. Über den Geheimgang gelangten sie in ihr Versteck. Viento wieherte ihnen freudig zu.

„Warum willst du der Frau helfen. Sie hasst deinen Vater!“

„Wenn es um die Gerechtigkeit geht, muss man private Dinge heraushalten, Bernard!“ wies Diego seinen kleinen Freund zurecht. Er legte die schwarze Weste an, schnallte sich den Gürtel um und ließ den Degen herausgleiten. Sein Gesicht spiegelte sich in der schmalen Klinge.

„Auch wenn es schwer fällt.“
 

„Ist das ihr letztes Wort, Kommandant?“

Don Vega hatte sich drohend vom Stuhl erhoben.

„Wie gesagt, Don Vega. Mir sind da die Hände gebunden. Ich musste eingreifen, um eine Massenhysterie zu vermeiden. Sie haben doch die Leute in der Stadt gehört, oder?“

Raymond genoss es sichtlich mit Don Vega zu spielen.

Der alte Mann kochte innerlich vor Wut.

Ja, er hatte gehört und gesehen wie die Volksseele brodelte und kurz vor dem Überschäumen war. Eine riesige Menschenmenge stand vor der Kaserne und tobte und schrie.

Allein die Festungsmauern hielten sie zurück.

Dennoch...

„Dann lassen sie die Leute ziehen.“ versuchte es Don Vega erneut. „Es liegen doch keine triftigen Anschuldigungspunkte gegen sie vor. Die Brunnen sind wegen der Hitze umgekippt und nicht wegen den Zigeunern.

„Sind sie sich da so sicher? So weit ich informiert bin, hat ihnen doch eine von diesen Subjekten öffentlich gedroht. Sie waren einmal Bürgermeister dieser Stadt.“

„Und?“ meinte Don Vega mit einer abwehrenden Geste.

„Das liegt doch auf der Hand. Sie rächt sich, indem sie den Ort zerstört. Ein Verbrechen, dass unter Umständen...“ grinste Raymond und sah zu wie Don Vega wütend die Hände ballte.

„Bitte lassen sie mich mit ihr reden. Ich bin sicher, das Ganze ist ein fürchterlicher Irrtum.“

„Ich weiß nicht. Die “Dame“ ist äußerst renitent. Ihr Geschrei ist selbst noch im Hof zu hören. Ich glaube kaum, dass man vernünftig mit ihr...“

„Das überlassen sie besser mir.“
 

Es war stickig in den Zellen. Anderes als die Zigeuner, die man in einen Ver-schlag im Hof gesperrt hatte, war ihre Anführerin hier untergebracht worden.

Trotzdem führte sich Seniora Barbara auf wie vom Teufel besessen.

„Das ist Freiheitsberaubung, ihr verfluchten Hunde! Ich bin spanische Bürgerin! Warte nur, wenn ich hier rauskomme. Dann gnade euch Gott, der Allmächtige!“

„So tobt sie schon den ganzen Vormittag!“

Sergeant Gozanlez schüttelte ungläubig den Kopf.

„Jeder andere Mensch hätte sich mittlerweile beruhigt oder wäre heiser!“

„Es würde mich wundern, wenn sie still gewesen wäre. Lassen sie mich zu ihr.“ meinte Don Vega.

„Bitte, auf ihre Verantwortung. Aber Vorsicht! Es könnte was geflogen kommen.“ sagte der Sergeant noch, öffnete die Tür und duckte sich sofort, als ein Blechteller scheppernd gegen das Holz schlug.

„Kommt nur rein, wenn ihr euch traut! Ich hab noch genügend Munition.“ kam es von innen.

„Lass das kindische Geschrei, Barbara. Ich bin es!“

Langsam betrat Don Vega den Raum.

„Was willst du schon wieder! Ich sagte doch...“ zischte die Zigeunerin.

„Ich weiß, ich weiß, du brauchst keine Hilfe. Die große Donna Barbara schafft immer alles alleine.“

„Du sollst mich nicht so nennen.“

„Wirst du mir zuhören, Barbara?“

„Habe ich denn eine andere Wahl?“ schnaubte diese und lies sich auf die schmale Holzbank sinken.

„Hör zu, man wirft dir Gefährdung des öffentlichen Lebens vor. Anscheinend will man nicht nur die Zigeuner loswerden. Diese Intrige geht gegen dich, begreifst du?“

„Selbstredend! Wegen dem Flecken Land in meinem Besitz. Darauf sind diese Gauner aus. Nur leider hatte ich die Besitzurkunde nicht bei mir, als sie mich verhafteten. Jetzt spielen sie auf Zeit oder etwas anderes. Und ich weiß auch, was das sein wird.“

„Dann gib ihnen diese verfluchte Urkunde, Barbara. Kein Land der Welt ist so viel wert.“

„Nein, dass ist es wahrlich nicht. Aber was macht das noch für einen Sinn, Alejandro. Ich habe bereits alles verloren, was in meinem Leben noch zählte."

Mit einem Mal wurde die Zigeunerin still und senkte den Kopf.

"Mein Kind hat mich all die Jahre am Leben erhalten. Ihm einen Sinn gegeben. Und nun....“

Seniora Barbara seufzte traurig.

„Nun hab ich sie mit meiner Wut und Rachsucht selbst vertrieben und für immer verloren. Versprich’ mir, dass du ein Auge auf sie haben wirst. Leona ist ein gutes Kind. Sie hat ein Leben verdient, dass ich ihr mit meinem Hass und meinem verletzten Stolz nie bieten konnte. Sie braucht eine Familie, die sie liebt und ihr Halt gibt.“

„Sag’ doch so etwas nicht, Barbara. Du kannst dich immer noch mit deiner Tochter aussöhnen.“

Aber die Frau schüttelte den Kopf.

„Nein, es ist zu spät! Versprich’, dass du auf sie aufpasst. Mehr will ich gar nicht.“

„Barbara!“

„Bitte...“ Sie blickte ihm tief in die Augen. „Versprich’ es mir.“

Seine Hand suchte die ihre.

„Ich verspreche es!“ nickte er.

„Danke!“ flüsterte sie.
 

Kiara war endlich eingeschlafen. Leona hatte lange an ihrer Seite sitzen müs-sen. Jetzt erhob sie sich.

„Wollen wir los ?“ fragte Nico und schwang sich auf.

„Du bleibst hier! Ich gehe!“ befahl Leona streng.

„Spinnst du? Du kannst nicht...“

„Weißt du schon wieder besser, was ich kann und was nicht?“ fragte Leona bissig. „Ich werde die Lage auskundschaften, mehr nicht. Aktiv können wir erst im Schutz der Nacht werden.“

„Besser wir schlagen gleich zu!“ bestand Nico.

„Nein, das ist zu riskant!“

„Riskant ist es noch länger zu warten! Hast du vergessen wie rasch das Ganze abläuft? Hast du vergessen, wie sie Falco damals erschossen haben?“

„Nein, dass habe ich nicht, Dummkopf!“ erwiderte Leona zornig. „Aber wir nutzten der Gemeinschaft nicht, wenn wir unüberlegt handeln. Geht das in deinen Hitzschädel hinein!“

Leona fixierte Nico drohend.

„Ich mache mich jetzt auf den Weg. Pass solange auf die Kleine auf! Sobald ich ein genaues Bild von der Sache habe, legen wir uns einen Plan zurecht und machen dem Militär die Hölle heiß! Darauf kannst du dich verlassen!“

Mit diesen Worten verließ Leona den Raum und schloss die Tür hinter sich.

<<Hoffentlich ist dann noch nicht zu spät, Corneja>> dachte Nico.



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