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Zorro und Corneja

Sister, where are you?
von

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Böse Pläne

Das Zelt der Zigeuner war brechend voll, knisternde Spannung lag in der Luft.

„Komm’ schon Lolita, das heute morgen war keine Absicht. Du weißt doch, dass ich von Schmuck keine Ahnung habe!“

Das blonde Mädchen hatte bockig die Arme vor der Brust verschränkt und übersah Diego einfach.

„Was soll ich denn machen, damit du wieder gut mit mir bist?“

„Für’ s Erste lass mich in Ruhe!“

„Ich bitte dich. Warum bist du so sauer? Nur wegen dieser Kette?“

„Nein!“ versetzte Loilta finster „Was hast du mit diesem Zigeunermädchen zu schaffen!“

„Ähem, was genau meinst du?“ Diego stellte sich ahnungslos.

„Hör’ auf! Ich habe gesehen, wie du mit ihr hergeritten bist, dicht an dicht!“

<< Da liegt des Pudel’ s Kern! Sie ist eifersüchtig auf Leona!>>

Insgeheim schmeichelte es ihm sehr, das Lolita ihn trotz allem nach wie vor als ihren Verlobten betrachtete. Aber mit Leona lag die Sache anders. Diego hatte den Eindruck, dass da noch etwas im Argen lag.

Als er mit Bernard ins Zelt gegangen war, sah er noch wie sein Vater mit Seniora Barbara wegfuhr. Anscheinend hatten sie etwas unter sich zu bereden. Und Diego hatte den Eindruck, dass es sich hierbei um Leona handelte. Gleichzeitig verwarf er den Gedanken, weil das unmöglich sein konnte. Das konnte nicht...

Laute Musik setzte ein, Gitarren- und Geigenklang erfüllte das Zelt und ließ die Gespräche verstummen.

„Sie fangen an!“ rief Bernard begeistert. Er wartete schon ungeduldig auf die Vorstellung.

Nach einigen Akrobaten, die in Atemberaubendem Tempo Salto und Flik-Flak schlagend durch die Manage hüpfen und einem jungen Mädchen, das hoch über ihren Köpfen zusammen mit einer Katze auf dem Seil tanzte, kündigte der Ansager, die Geschwister García an.

Vor dem Manegeneingang flammte plötzlich Feuer auf, durch das zuerst Leona auf Brìos und danach Nico auf dem Fuchsfarbenen geschossen kamen. Die Pferde fielen in ruhigen Trab und liefen in entgegengesetzter Richtung ihre Runde. Leona und ihr Bruder hatten sich zunächst auf den Rücken ihrer Pferde gestellt und winkten fröhlich in die Menge. Dann ließen sie sich so unvermittelt fal-len, dass das Publikum entsetzt den Atem an hielt, doch beide hingen gelassen an den Gurten, welche die Pferde anstelle eines Sattels trugen. Dafür ernteten sie tosenden Beifall.

Während sich Leona wieder auf Brìos’ Rücken schwang, setzte Nico auf den Boden über und ließ den Fuchsfarbenen , Salvaje mit Namen zu Brìos aufschließen. Nebeneinander trabten sie nun und Leona stellte sich zunächst breitbeinig auf beide Pferderücken, dann wechselte sie von einem zum anderen in dem sie einen hohen Salto aus dem Stand schlug.

Wieder wurde applaudiert und bewundernde Pfiffe ertönten. Als Lolita Diego heimlich einen Seitenblick zuwarf, bemerkte sie das er wie gebannt das Zigeunermädchen beobachtete.

<< Also doch! Dieser elende Halunke.>> dachte sie grimmig. Es musste nur ein hübsches Mädchen auftauchen und er saß da wie ein kopfloser Trottel. Obwohl Lolita ihn ohnehin dafür hielt, kratzte es an ihrem Stolz, dass er sie einfach so links liegen ließ.

<< Sie ist unglaublich gut! Sie verfügt über ebensoviel Körperbeherrschung wie ihr Bruder, wenn nicht sogar mehr.>> dachte Diego.

Nico hatte mittlerweile sechs Fackel angezündet und jongliert sie scheinbar mühelos. Leona stand wieder auf dem Rücken des Palomino, der Fuchs trabte hinter ihnen. Immer wenn sie ihn passierte, warf Nico ihr eine der Fackeln zu. Während sie nun die sechs Fackeln jonglierte, schloss Nico mit schnellen Schritten zu Salvaje auf und zog sich an der Schlaufe nach oben. Als nun die Pferde gleichmäßig mit ihren stehenden Reiter im Rund trabten, warf Leona drei der Fackeln hinter sich und die beiden jonglierte auf den Pferderücken.

„Das ist super!“ rief Bernard euphorisch.

„Beeindruckend!“ nickte Diego zustimmend, Lolita schwieg beleidigt.
 

Zeitgleich zur Vorstellung der Zigeuner saßen Don Vega und Seniora Barbara schweigend nebeneinander auf der Kutsche am Strand. Die Sonne befand sich in ihrem letzten Stunden und tauchte die Welt in eine sanftes Rot. Die Wellen rauschten tosend an und verliefen sich dann im Sand.

Das Schweigen hielt nun schon verhältnismäßig lange an.

„Bitte, sag’ endlich etwas! Beschimpf’ mich meinetwegen wieder, aber rede mit mir!“ begann Don Vega schließlich.

„Und über was!“ war Seniora Barbara’ s knappe Antwort. „Deine Tochter viel-leicht?“

Sie hörte wie er seufzte und das Gesicht in der Hand barg.

„Es ist also wahr!“

„Natürlich! Nur ein Dummkopf oder Ignorant würde nicht sehen, das sie dein und mein Ebenbild ist!“

„Mein Gott! Warum hast du denn nie etwas gesagt!“

„Du warst doch bereits mit Elena verlobt, weil sie ja angeblich auch schwanger war! Welch ein Drama! Rettest eine andere davor in üble Nachrede zu kommen, und verdammst die eigene Geliebte zu eben diesem Schicksal. Ein feiner Caballero bist du mir!“

„Ich bitte dich, Barbara! Wenn du nur den Mund aufgemacht hättest, dann...“

„Dann was?“ unterbrach sie ihn. „Ich habe es doch mit eigenen Augen gesehen. Du hast Elena von ersten Augenblick an geliebt. Wirklich von Herzen geliebt. Nicht so wie mit mir. Das war doch nur ein Strohbrand der Leidenschaft! Gib das endlich zu!“

Wieder herrschte angespannte Stille zwischen den beiden.

„Ja, ich gebe es zu. Das damals mit uns... war mir nicht ernst! Wir beide... wir kannten uns doch schon ewig. Aus so etwas wäre nie etwas geworden.“

„Auf die Idee, dass ich dich vielleicht wahrhaftig geliebt habe, bist du wohl nicht gekommen!“ versetzte Seniora Barbara scharf. „Gott, was war ich damals naiv! Als mein Vater von meinem Zustand erfahren hat, ließ er mich augenblick-lich aus Madrid weg in ein Kloster schaffen. Ich soll ihm nie wieder unter die Augen treten, waren seine letzten Worte an mich! Gottlob, bin ich unterwegs entwischt und geflohen.

Aber wo sollte ich hin mit dem Kind unter dem Herzen? Meine Gedanken waren damals nahe daran, Hand an mich zu legen. Aber dann brach etwas in mir und Flamme brannten in meinem Herzen. Flammen des Hasses und der Rache.“

Don Vega fuhr ein eiskalter Schauer über den Rücken, als er die Frau neben ihm so reden hörte. Was hatte das Schicksal nur aus dem freundlichen, temperament-vollen Mädchen von früher gemacht!

„Die Zigeuner nahmen mich schließlich bei sich auf. Dort habe ich Leona in einer schwülen Juninacht entbunden. Einer von ihnen, Falco mit Namen, hat sich dann in mich verliebt und geheiratet.“

„Was ist mit ihm!“

„Er ist tot! Erschossen vom spanischen Militär! Deshalb mussten wir auch unbe-dingt aus Spanien verschwinden. Und als Frau des Anführers konnte ich bestim-men wohin! Ich entschied mich für Kalifornien, weil endlich Frieden in mein brennendes Herz kommen soll!“

„Dann sieh’ doch bitte ein, dass Rache kein Weg ist.“ beschwor sie Don Vega.

„So, findest du? Mir ging es schon lange nicht mehr so gut wie heute. Dein sonst so hocherhobenes Haupt gesenkt zusehen, bereitet mir ein geradezu diabolisches Vergnügen. Und das wird nur der Anfang sein, Alejandro, verlass’ dich darauf!“

Sie sprach zwar leise, aber jedes ihrer Worte kam einem Peitschenhieb in Don Vega’s Gesicht gleich.

„Barbara, bitte. Um Leona’ s Willen hör’ auf damit!“

„Leona? Der bist genauso gleichgültig wie mir. Sie nennt Falco ihren Vater und ist mit Herz und Leib eine Zigeunerin. Sie, die eigentlich eine stolze Tochter aus gutem Hause sein könnte, wie ich es einmal war.“

„Willst du das ich sie öffentlich anerkenne? Bist du dann zufrieden?“

„Was soll ich davon haben? Dein Sohn wird später einmal alles erben und Loena wird als eheloses Kind leer ausgehen! Oh nein, so kommst du mir nicht davon! Ich will meine Rache, komme was wolle!“

Eisige Kälte lag über der Szenerie.

„Fahr mich zurück!“ befahl Barbara schließlich.

Nicht nur am Strand wurde heute Abend gestritten, auch in der Kaserne herrschte dicke Luft.

„Und sie behaupten allen Ernstes diese Zigeuner haben eine rechtskräftige Lizenz!“ fauchte Raymond, den bohrenden Blick auf Gabriel gerichtet.

„So leid es mir tut, dass zu sagen: Ja, Sir! Ordnungsgemäß, was bedeutet hieb- und stichfest.“

Knurrend ließ sich der Kommandant zurück in den Stuhl fallen.

Es hätte alles so gut gepasst!

Senior Capital saß vor seinem Schreibtisch. Lustvoll eine Havanna paffend beo-bachtete er das Schauspiel amüsiert.

<<Was ist das Heer doch für ein Haufen Waschlappen! Einer dümmer als der andere!>> dachte der schmierige Geschäftsmann im Stillen.

Den Kommandant klammerte er selbst verständlich aus. Bei Raymond musste man auf der Hut sein. Wenn es die Situation erforderte, dass hieß wenn er seinen Hals aus der Schlinge retten musste, war dieser Mann zu einer 180° Wende im Stande und fiel seinen Verbündeten in den Rücken. Senior Capital hatte das schon einmal mit ihm erlebt, und war gottfroh das trotzdem alles beim Alten ge-blieben war. Ein Hoch auf die Bestechlichkeit des Militärs!

„Zum Teufel, wir brauchen diese Pferde wenn ich die Kavallerie erweitern will!“ knurrte Raymond wütend.

„Lassen sie sich deshalb mal keine grauen Haare wachsen. Die paar Pferdchen besorg’ ich ihnen schon. Vorausgesetzt sie legen bei Gouverneur ein gutes Wort ein wegen der Schürfrechte am Madrez!“ bot Capital gönnerhaft an.

Das Thema lenkte Raymond schlagartig ab und seine Laune wuchs wieder.

„Ach richtig!“ säuselte er „Haben ihre Leute wirklich Kupfer in den vertrock-neten Hügeln gefunden?“

Capital grinste breit: „Nicht nur das, anscheinend verläuft dort auch eine Platinader so dick wie ein Haus. Und alles kann ich für einen Spottpreis erwerben, weil es als Siedlungsland ausgewiesen ist!“

„Wie schön! Ich kann nur hoffen, sie vergessen bei Bau der Mienen nicht wem sie den Zuspruch für die Schürfrechte verdanken. Es bedarf allerdings noch gewisser...“

„Mittel?“ Capital zog die linke Braue hoch. „Das soll unser geringstes Problem sein. Sagen sie wie viel sie brauchen um den Kartograph zu schmieren und ich bezahl’ es ihnen.“

Raymond grinste zurück.

„Ich werde es ihnen so bald wie möglich mitteilen.“ Er sah auf.

„Gibt es noch etwas, Leutnant?“ fragte er scharf. Er mochte es nicht sonder-lich, wenn Gabriel mitbekam wenn er nicht offizielle Geschäfte tätigte. Zwar war er sich seiner Loyalität mehr als sicher, aber man wusste ja nie...

„Nun, ähem. Wenn ich richtig mitgehört habe, dann sprachen sie gerade über das Grundstück am Madrez.“

„Korrekt!“ Raymond taktierte ihn argwöhnisch.

„Ich fürchte, ich habe in dieser Sache schlechte Nachrichten für sie!“

„In wie fern?“ fragte nun Senior Capital. Anspannung zeigte sich in seinem Gesicht.

„Eine der Zigeuner hat dieses Land erworben!“

„WASSS!“ kam es von dem Kommandant und Capital zugleich, dass Gabriel sich reflexartig duckte.

„Sie behaupten eine dieser ...“

„Um genau zu sein die Bekannte von Don Vega!“

„Auch das noch!“

„Wir müssen diese Person so schnell wie möglich los werden, sonst ist alles für die Katz!“ blaffte Senior Capital.

„Das Problem ist Don Vega." knurrte Raymond. "Er hat verdammt viel Einfluss, und wenn diese Frau wirklich zu seinem Freundeskreis zählt, dann können wir sie nicht einfach verhaften. Würde sie gegen ein Gesetz verstoßen, dann sähe die Sache anders aus.“

„Da lässt sich doch bestimmt was machen. Im Moment ist doch das Wasser so knapp... Da könnte man doch...“

Senior Capital lies den Satz unausgesprochen, denn er wusste das Raymond begriffen hatte.Ein diabolisches Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit.

„Aber sicher! Das würde auch das Problem mit den Pferde im Handumdrehen lösen!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2007-04-16T16:23:42+00:00 16.04.2007 18:23
kabumm! spannend, absolut!


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