Der "neue"
Nachdem er sich angezogen hatte, ging er hinunter in die Küche. Sie war an
den Wänden mit bechen Marmor bedeckt. Der Fußboden bestand aus Ebenholz.
Beides zusammen sah sehr edel aus und dies wollte Familie Malfoy auch
bezwecken. Draco ging zum Kühlschrank und befahl ihm:
"Ich hab Hunger auf was Süßes, also los!"
Nachdem er die Worte ausgesprochen hatte, öffnete sich ein Mund im
Kühlschrank und antwortete:
"Oh, da hätte ich eine ganze Menge anzubieten! Wollen Sie einen Kakao mit
Sahne und dazu ein Schoko- Vanille Crossaint?"
"Ja, das hört sich doch schon mal gut an", sprach Draco und nahm sich aus dem
Kühlschrank einen Kakao mit Sahne und ein Crossaint.
Draco setzte sich ins Esszimmer und wollte gerade anfangen zu essen, als
seine Mutter zu ihm kam. Es sah so aus, als sei sie besorgt und belustigt
zugleich.
"Draco, Munia hat gerade gekündigt und ich hab mir überlegt, dass wir es
vielleicht noch mal mit einem Hauself versuchen könnten", meinte sie.
"Das ist doch mal 'ne gute Idee", brachte Draco raus, nachdem er sich
erstmal verschluckt hatte.
Narzissa wirkte nun etwas besorgt.
"Das Problem ist: Wir haben niemanden, der den Hauself besorgt", presste sie
heraus. Draco wusste, worauf sie hinaus wollte, gleich würde sie ihn bitten,
einen zu besorgen. Bevor sie noch irgendwas sagen konnte, antwortete er ihr:
"Ich gehe gleich einen holen, okay? Ich esse nur noch auf."
Narzissa wurde misstrauisch, hatte ihr Sohn etwa einen Hintergedanken dabei?
Doch anstatt zu fragen, beließ sie es dabei und verließ das Esszimmer.
Tatsächlich hatte Draco wirklich einen Hintergedanken dabei, er wollte
unbedingt so schnell wie möglich zu Black Book und nach dem Herausgeber des
Buches fragen, das er sich vor kurzen heimlich bei ihnen besorgt hatte. Er
aß so schnell er konnte auf und flog mit Hilfe von Flohpulver in die
Nokturngasse.
Draco lief schleunigst auf Black Book zu. Drinnen angekommen, sah er gleich
Mr. Martin auf ihn zulaufen.
"Mr. Malfoy, guten Tag, was kann ich heute für Sie tun?", schleimte er.
"Sie können sich doch noch an das Buch erinnern, das ich vor kurzem bei
Ihnen gekauft habe?", antwortete Draco.
Mr. Martin stutzte.
"Ja, aber was soll damit sein?"
"Ich hätte gern gewusst, wer der Herausgeber ist."
Draco konnte ein Schnaufen vernehmen und sah Mr. Martin an, dass er
sichtlich erleichtert war.
"Mr. Malfoy, ich dachte schon, Sie würden mich jetzt ans Ministerium
verpfeifen oder so... Nein, ich weiß leider selber nicht, wer der
Herausgeber ist. Ich kann ja noch mal nachfragen. Wäre Ihnen das Recht?"
"Ja, ist in Ordnung Mr. Martin. Ich muss dann aber auch wieder los, auf
Wiedersehen!"
Draco wartete gar nicht erst auf die Antwort von Mr. Martin, sondern ging
schnurr stracks aus dem Laden.
"Alter, fetter, ausgebeulter Schleimer", knurrte Draco. Wahrscheinlich
dachte Mr. Martin etwas Ähnliches, denn als er hinter Draco herspähte, sah man
ihm die Wut ins Gesicht steigen.
Es war ziemlich kalt, obwohl es Mitte Juli war. Erklären konnte man sich das
nicht, aber es schien wahrscheinlich damit zusammen zuhängen, dass die
Dementoren überall frei herum streiften. Er lief nun in eine kleine
Nebenstraße, in der ein Händler war, die Hauselfen verkauften. Draco
spazierte herein, als ob es alltäglich wäre, einen Hauselfen zu kaufen.
Ziemlich viele Wesen saßen in Käfigen und starrten Draco mit riesigen Augen
an. Dieser erwiderte ihre Blicke nicht, denn ihm hat man beigebracht, dass
Hauselfen so etwas wie Ungeziefer sind.
Draco stolzierte nun zur Kasse, hinter der ein großer und ziemlich dicker
Mann stand und ihn anstarrte.
"Guten Tag, was wünschen Sie?", sprach er mit ziemlich tiefer Stimme.
"Ich möchte einen treuen Hauselfen haben, der mir gehorcht!"
Der Mann kam hinter der Kasse hervor und führte Draco in einen Nebenraum, in
dem Hauselfen von jung bis alt waren. Draco wunderte sich und fragte:
"Und was ist mit den Elfen im Vorraum?"
"Reserviert!", knurrte der Mann. Draco wandte sich von ihm ab und sah sich
die Hauselfen an. Der ein oder andere war ziemlich alt und manch einer war
ihm dann doch zu jung. Als er schon glaubte, keinen passenden Elf mehr zu
finden, sah er ganz hinten in einem Käfig einen mit dem Namen Rickie. Er
hatte braune Augen und schien im perfekten Alter zu sein. Draco forderte den
dicken Mann auf, ihm mehr über Rickie zu erzählen. Der Mann meinte, er sei
von Geburt an hier und hatte bisher noch keinen Besitzer. Draco fragte nach
dem Preis und ehrlich gesagt war er billig. Nur 25 Galleonen. Draco kaufte
ihn und ging mit ihm nach Hause, um ihn seiner Mutter zu zeigen. Als Draco
zuhause war nahm seine Mutter den "neuen" mal ganz genau unter die Lupe. Für
sie war besonders wichtig, wie ein Hauself gebaut war. Er muss starke Lasten
auf sich nehmen können und dürr sein, damit er flink und schnell ist. Draco
fand das lächerlich. Okay, einen zu fett geratenen Hauself würde er nie im
Leben nehmen, aber so gezielt müsse man da auch nicht drauf achten.
"Er ist okay, wie viel hat er gekostet?"
Spott lag in ihrem Ton ziemlich weit vorne, dachte sich Draco.
"25 Galleonen, kann ich den Rest behalten?", fragte er.
Er hatte es ehrlich gemeint und würde nie im Leben bei seiner Mutter
betteln, geschweige denn, sie mit Bärchen-Augen anstarren, nur, damit sie ja
sagt.
"Meinetwegen", zickte sie, anscheinend hatte sie ziemlich miese Laune.
Manchmal wollte er sie einfach nur wegzaubern und nie wieder an sie denken,
aber das geht ja nicht. Bei dem Gedanken schnaubte er laut.
Da fiel ihm ein, dass sein Zimmer ruhig ein wenig aufgeräumt werden konnte
und deshalb nahm er Rickie mit nach oben.
Bis jetzt hatte der Elf noch kein einziges Wort gesprochen.
In Dracos Kopf ertönte eine Stimme:
Gib es zu, du magst den Elf!!
Nein! Hauself ist Hauself und sonst nichts weiter!
Du magst ihn! Du magst ihn! Gib es zu! Sei ehrlich zu dir selbst!
Vielleicht ein bisschen, aber ich mag ihn trotzdem nicht. Hauselfen sind es
nicht wert, gemocht zu werden!
Wenn du meinst...
Tief in seinem Inneren wusste Draco, dass Rickie irgendetwas hatte, das er
an ihm mochte.
In seinem Zimmer angekommen, sagte Malfoy zu dem Elf, dass er schon mal
anfangen solle, sein Zimmer zu putzen.
Rickie schnipste mit den Fingern und ein riesiger Mülleimer und ein Besen
erschienen. Es dauerte ca. zehn Minuten und die Schmutzwäsche und all das
benutzte und nicht mehr gebrauchte Pergament war verschwunden. Rickie hatte
ausgefegt und gewischt.
Inzwischen hatte sich Draco auf dem Bett bequem gemacht und ein
ich- bin- der- beste- Lächeln aufgesetzt, das durch und durch nur gespielt war.
Eigenartig war aber, dass er Rickie noch nie etwas sagen gehört hatte.
"Komm her!", befahl er ihm. Rickie gehorchte und ging vor Draco auf die Knie.
Die Stimme meldete sich mal wieder.
Guck in dir genau an. Eigentlich hat er das doch gar nicht verdient, du bist
doch nicht wie dein Vater! Du willst doch gar nicht wie dein Vater
sein!" Steh auf!", meckerte Draco. Er wolle nicht zeigen, dass er den Elf
mochte.
Aber als Rickie in mit Tränen in den Augen ansah, stocke ihm der Atem und
ein Satz rutschte ihm unbewusst heraus:
"Ich mag dich eigentlich."
Das wollte er eigentlich nur für sich behalten, aber nun war es geschehen.
Rickie konnte nicht fassen, was sein "neuer" Herr gerade zu ihm gesagt
hatte.
Draco, der sich von seinem Schock erholt hatte, schnaufte vor Wut und
bellte:
"RAUS! UND WEHE, DU VERLIERTST EIN WORT DARÜBER!"
Rickie rannte hinaus.
Da hast du einmal die Chance, ein besserer Mensch zu werden und vergraulst
sie gleich wieder! Ich denk', du magst ihn nicht und nun?
"Halts Maul, du Arsch", murrte er und schlug sich unwillkürlich gegen den
Kopf.