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Ultima

Der Drache der Furcht
von

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Wie aus Blond Rot wird

Na'tir
 

Kaleo hatte, kaum dass er gelandet war, Aera angewiesen, die Schüler in ihre Quartiere zu bringen, und war danach gleich zum König gegangen.

"Mein König. Großmeister.", begrüßte Kaleo seine Gebieter und kniete sich gesenkten Hauptes auf den Boden. "Berichte.", befahl Hatake.

"Wir haben die Schüler gefunden. Ein Teil wird gerade in die Quartiere gebracht, der andere Teil wird bald eintreffen. Master Kira ist bei den anderen Schülern geblieben und hat mich und einen anderen Schüler hierher geschickt, um Euch Bericht zu erstatten." "Das ist eine erfreuliche Nachricht. Entferne dich.", sagte Kitsuii. Kaleo verbeugte sich beim hinausgehen noch einmal, dann rannte er zurück zu den Jinar am Himmelsdrachentor. Er wies ein paar Soldaten an, mit sechs ihrer Jinar zu Kira zu fliegen und beschrieb ihnen den Weg. Dann ging er in die Trainingshalle, um den anderen Schülern, besonders Cecil, Entwarnung zu geben.
 

Irgendwo in der Luft
 

Hinter Kira saß Sakura, dahinter Nathan und als letztes saß Riku.

Sakura hielt sich an Kira fest und seit dem ersten Moment ihrer Berührung hatte sie die unglaubliche Wärme seines Körpers gespürt, welche irgendetwas in ihr in Aufruhr brachte. Dazu kam noch das Gefühl, welches Nathans ,Umarmung' in ihr auslöste. Ihr Herz schlug jedenfalls wie wild.

"Wir sind gleich da, keine Angst.", hörte Sakura Kira sagen. "Ich habe keine Angst.", sagte Sakura schnell. Kira sah über die Schulter zu ihr zurück. "Wieso ist dann dein Griff fester geworden?" Als Sakura keine Antwort gab, wandte sich Kira wieder nach vorn. Zum Glück sah keiner, wie rot sie plötzlich geworden war.

Kurze Zeit später landeten die sechs Jinar am Himmelsdrachentor des Schlosses. Kira sprang als erstes ab, da den neuen Schülern, inklusive Nathan, ziemlich schlecht geworden war und sie deshalb keine schnellen Bewegungen machen konnten. Kaum war Kira auf dem Boden, hörte er auch schon, wie zwei Leute synchron "Master Kira!!!" schrieen. Er sah zum Tor. Cecil kam herausgehumpelt, fast komplett in Verbänden versteckt. Kira musste wieder fast lächeln. Er ging Cecil entgegen. Gerade, als er einen Meter vor ihm war, stürzte Cecil, weil seine Beine einfach nachgaben. Kira fing ihn auf. "Master! Geht es Euch gut? Habt ihr Raid besiegt?" Kira lächelte nun doch, obwohl Cecil wieder dachte, er hätte sich geirrt. "Ich bin okay. Und ja, ich habe ihn besiegt.", antwortete Kira und half Cecil wieder auf die Beine. Da kam der zweite Schreihals angerannt. Es war ein kleines Mädchen, vielleicht acht Jahre, das sich sofort an Kiras Fuß klammerte. "Kira! Alles okay? Papa sagte mir, dass du weggeflogen bist! Als dann Leo kam, hab ich solche Angst bekommen! Was hast du gemacht?", quietschte sie. Kira hob die Kleine hoch und hielt sie im Arm wie ein Baby. "Aber Linoa, wegen mir brauchst du dir doch keine Sorgen machen. Du weißt doch, dass ich jeden besiegen kann.", sagte er mit sanfter Stimme. Linoa begann zu kichern. "Stimmt. Hab ich ganz vergessen." Kira ließ sie wieder auf den Boden und drehte sich zu den neuen Schülern um. "Kommt mit. Ich bringe euch in eure Schlafräume." Die Schüler mussten sich gegenseitig stützen, weil ihnen so übel war, aber sie folgten Kira.

Nach einigen dämmrigen Gängen blieb Kira stehen und deutete auf eine Tür. "Hier ist es. In diesem Zimmer werdet ihr während eurer Ausbildung schlafen." Er öffnete die Tür und die Schüler traten ein. Kira hielt Nathan fest, als dieser auch hineingehen wollte. "Prinz, wollt ihr lieber in einem eigenen Zimmer schlafen?", fragte Kira so höflich wie nur möglich. "Ist schon okay, ich schlafe hier bei den anderen.", damit ging Nathan ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich. "Habt Ihr etwa... Angst? Prinz?", murmelte Kira mehr zu sich selbst als zu jemand anderem, dann ging er durch ein paar andere Gänge in die Trainingshalle.

Dort angekommen, entdeckte er nur eine Person. Sie stand mitten in der Halle und bewegte sich nicht. Kira wunderte sich, warum die Schüler nicht trainierten, dann sah er auf die Uhr und stellte fest, dass es bereits Trainingsende war. Damit wollte er gehen. Da rief die Gestalt in der Mitte der Halle seinen Namen. Kira wandte sich um und wollte schon mahnend etwas sagen, da derjenige nicht ,Master Kira', sondern nur ,Kira' gerufen hatte.

Doch die Person hatte sich umgedreht und man sah jetzt seine schwarzen Haare, die sein Gesicht zum Teil verdeckten, und seine roten Augen, die einen eigenartigen Glanz hatten. Kira stockte. Er erkannten diesen Typen nicht als einer seiner Schüler wieder. "Wer bist du?", fragte er deshalb. Der Typ schien ein Lachen zu unterdrücken. Er antwortete nicht, sondern zog ein Kunai unter seinem dunklen Mantel hervor. Kira musste lächeln. Dann nahm er das Schwert mit dem Kristall am Griff, das immer noch in seinem Gürtel steckte, und richtete es mit einer Hand auf den Typen. "Du willst doch nicht wirklich gegen mich kämpfen, Kira, oder?", provozierte der Typ. "Für dich immer noch Master.", meinte Kira so ruhig wie möglich. Der Typ grinste kurz schief, dann hob er das Kunai und ein heißer Kampf entbrannte.

Ein heißer, aber auch kurzer Kampf. Der Typ war schnell, extrem schnell, und in einem seiner vielen Hiebe streifte das Kunai das Befestigungsband von Kiras Maske. Kira wehrte sich tapfer, doch am Ende schlug ihn der Unbekannte mit einem gewaltigen Hieb zu Boden und legte Kira das Kunai an den Hals. Kira konnte es nicht glauben. Er hatte versagt. Sein Gegner war geschwächt, okay, aber dennoch hatte er verloren. Das Kunai war fest an Kiras Hals gepresst, eine dünne Blutspur umrandete die oberflächliche Schnittwunde. "...was hast du jetzt vor... Master?", fragte der Typ grinsend. "..." Kira schwieg. Nicht nur, weil er zu erschöpft war, auch nicht, weil ihm bei jedem Wort, das er sprach, das Kunai die Wunde vergrößern würde, sondern weil ihm der Gedanke an ein Gespräch mit seinem Demütiger nicht zusagte. Der Typ wartete scheinbar auf eine Antwort. "Was denn? Hat Master Kira keine Lust, mit mir zu reden? Dabei sind wir doch fast Geschwister... Wie gemein.", der Typ war so sarkastisch wie er nur sein konnte. Gerade, als Kira dachte, dass es nicht mehr schlimmer werden konnte, kam Cecil in die Halle gehumpelt. Als der Typ Cecil sah, wandte er sich noch kurz an Kira: "Wir werden uns wiedersehen.", dann sprang er hoch, in die Schatten der Decke, und verschwand. Cecil lief zu Kira, der immer noch am Boden lag. "Master!" "..." "Was ist passiert, Master?" "...dieser Typ... er... kämpft besser... als ich...", flüsterte Kira, nicht in der Lage, lauter zu sprechen. "Was? Besser... als Ihr?", fragte Cecil ungläubig. Kira versuchte, zu nicken, daraufhin schmerzte ihn seine Wunde am Hals aber mehr und er fiel stöhnend zurück. Cecil kniete sich neben ihn und hob seinen Kopf hoch, um ihn sich auf den Schoß zu legen. "Cecil... Er wird... wiederkommen... Bald sogar... Ich kann... euch nicht vor... ihm... beschützen..." Kiras Stimme war ein besorgtes, leises Flüstern. Cecil beugte sich näher zu Kira hinunter, um ihn besser zu verstehen. Dabei kam er dem Gesicht seinem Meisters so nahe, dass beide den Atem des anderen spüren konnten. Cecil konnte das Wärmegefühl, das dabei aufstieg, nicht unterdrücken. "...es tut mir... Leid...", hauchte Kira. "Aber es braucht Euch nichts Leid tun, Master!", erwiderte Cecil. Kira lächelte. Da löste sich das Band und die Maske rutschte von Kiras Gesicht. Schnell wollte er das Gesicht wegdrehen, damit Cecil es nicht sah, doch Cecil drehte ihn wieder zu sich. Er erschrak.

Er sprang auf, Kira fiel mit einem Schmerzbedingten Stöhnen zurück auf den Boden. Die Augen weit aufgerissen, starrte Cecil Kira an. Das Wärmegefühl wich irrsinniger Hitze, und man sah es an seinen Augen, dass er nicht unbedingt negativ erschrocken war. Trotzdem drehte er sich um und lief aus der Halle, bevor Kira etwas erklären konnte. Nachdem Cecil weg war, blieb Kira noch eine kurze Weile liegen, um sich zu sammeln und den Schmerz zu verdrängen, dann rappelte er sich langsam wieder auf. Er klopfte sich die Erde von der Kleidung (die Halle war mit Erde bedeckt, um optimalen Kampfuntergrund zu schaffen) und hob dann die Maske auf. Er sah sie lange an, dann knotete er das Band wieder zusammen und legte sie sich an. Schließlich, nach einer Weile, in der er zögerte, folgte er Cecil.
 

Cecil rannte durch die abgedunkelten Gänge, halb lächelnd, halb weinend, und wusste nicht, wie er diese Hitze vertreiben sollte. Seit er sich so tief zu Kira gebeugt hatte, rumorte in seinem Inneren alles. Tausende Schmetterlinge flogen in seinem Bauch, er konnte keinen einzigen klaren Gedanken fassen und sein Herz schlug wie wild. Seit er hier aufgenommen und Kiras Schüler geworden war, hatte er dieses merkwürdige Gefühl gehabt, jedes Mal wenn er an ihn gedacht oder ihn gesehen hatte. Und seither hatte er sich gewünscht, sein Gesicht zu sehen.

Einmal hatte er gegen ihn gekämpft, das war in seiner Anfangsphase im Schloss gewesen. Wie töricht er doch gewesen war, hatte er doch ernsthaft geglaubt, seinen Master schlagen zu können. Das Resultat war, dass er am Boden lag und Kira neben ihm hockte, mit einem Dolch in der Hand, den er an Cecils Hals gelegt hatte. Kira hatte sich über Cecil gebeugt und ihm an den Augen abzulesen versucht, was er nun tun würde. Da war Cecil kurz davor gewesen, seinem Master die Maske vom Gesicht zu reißen. Zum Glück war, bevor er das tun konnte, Kira aufgestanden und hatte ihn gemahnt, nicht mehr so eingebildet zu sein. Wie recht Kira gehabt hatte - am Anfang war Cecil sehr eingebildet gewesen und war frech zu allen Ausbildern gewesen. Aber nach diesem Kampf war er plötzlich ganz anders geworden. Er war ergeben und demütig geworden, vor allem gegenüber Kira.

Als er jetzt durch diese Gänge lief, kam ihm dieser Tag in den Sinn, und jetzt wusste er, was ihn zu diesem Wandel bewegt hatte: Das erste Mal hatte ihm Kira aus kurzer Entfernung in die Augen gesehen.

Der pure Gedanke an diesen Blick ließ Cecil erschaudern. Er war im Hofgarten angekommen und lehnte sich erschöpft an die Wand. Es regnete. Cecil hob den Kopf und ließ mit geschlossenen Augen den Regen die Hitze aus seinem Gesicht waschen. Er öffnete die Augen und blickte in den Himmel.

Langsam neigte sich die Sonne zum Horizont und der Himmel war eine Mischung aus Orange- und Rottönen. Der Regen versiegte.

Wie verzaubert sah Cecil das rötlich gefärbte Tetra-Gebirge an. Er merkte nicht, wie viel Zeit inzwischen vergangen war.

Er merkte nicht einmal, dass sich Kira leise neben ihn stellte. Erst als Cecil sich letztendlich zum Gehen wandte, sah er ihn. "Ah... Master...", stotterte Cecil und sofort kehrte die Hitze und das Kribbeln zurück. "Cecil...", begann Kira. Er schien zu überlegen, wie er es ausdrücken sollte. "...vergiss es bitte. Vergiss alles, was in der letzten Zeit geschehen ist. Den Typen, die Maske... das dahinter. Einfach alles." Cecil wandte den Blick ab, blieb wieder am Tetra-Gebirge hängen. "...Ich fürchte... das kann ich nicht.", erwiderte er schließlich. Er spürte Kiras Blick auf sich, doch er erwiderte ihn nicht. Er erwartete ein Serail, zur Bestrafung. Doch nichts dergleichen geschah. "...ich bitte dich... vergiss es.", wiederholte Kira. Cecil schüttelte den Kopf. Eine Weile schwiegen beide. Dann drehte sich Cecil energisch zu Kira um, Tränen standen in seinen Augen. "Wie könnte ich jemals dieses wunderschöne Gesicht vergessen?!", rief er mit tränenerstickter Stimme. Da sah er Kiras Augen. Ein tiefes Leid lag in ihnen. "...Master, was ist los?", sagte er, nun sehr leise. Kira wandte sich ab und wischte sich schnell über die Augen. "Master!" Kira reagierte nicht. Schließlich liefen die Tränen aus Cecils Augen und über seine Wangen, um dann mit einem leisen Geräusch auf den Boden zu fallen. Erst da sah Kira über die Schulter zurück.

Cecil wusste nicht, wie ihm geschah. Sein Master hatte sich umgedreht und hatte ihn in den Arm genommen. Jetzt fühlte er Kiras Tränen auf seine Schulter tropfen. "...Master...!"

"Ich... trage die Maske nicht zum Spaß.", flüsterte Kira schließlich nach scheinbar endlosen Momenten. "...es war... kurz nachdem mich König Kitsuii aufgenommen hatte... ich war noch sehr jung und unerfahren - und viel zu übermütig. Ich geriet in einen Streit mit Großmeister Kakashi. Damals war er erst Master, und ich sein Schüler. Wir kämpften gegeneinander." Kiras Tränen versiegten, aber Cecil konnte deutlich den Schmerz in seiner Stimme hören. "...er besiegte mich natürlich. Nach dem Kampf war ich so wütend... so... unglaublich wütend... auf den Großmeister... dass er durch meine hinterlistige Attacke... ein Auge verlor. Daraufhin verfluchte... und bestrafte man mich... und ließ mich diese Maske tragen. Seither durfte ich sie niemals in Gegenwart einer anderen Person abnehmen..." Kira holte einmal tief Luft. Die Geschichte schien noch nicht zu Ende zu sein. Und doch schwieg Kira. Er wollte es nicht erzählen. Zu viele schmerzliche Erinnerungen hafteten daran. Kira erwartete, dass Cecil weggehen und ihn nicht mehr als seinen Master anerkennen würde, verständlich wäre es nach dieser Geschichte. Doch Cecils Reaktion war nur eine erwiderte Umarmung. "Master..." Kira war überrascht, eine solche Anrede immer noch zu hören. "...das alles ist lange her. Mich braucht Ihr auf keinen Fall um Vergebung bitten - Ihr seid und bleibt mein Master... für immer." Eine letzte Träne lief über Kiras Wange, eine Träne der Dankbarkeit. Er löste sich aus Cecils Umarmung und legte ihm die Hände auf die Schultern. Er sah ihn daraufhin lange mit unergründlichem Blick an. "Du... bist weitaus weiser als ich es damals war.", sagte er schließlich. Cecil lächelte. Am liebsten hätte er seinem Master den wahren Grund für seine Worte gestanden, doch er wagte nicht, die paar Worte auszusprechen, die es ausgedrückt hätten. Deshalb legte er nur den Kopf schief und lächelte weiter.

Kira ließ Cecil schließlich los. "Die Sonne ist untergegangen. Es wird bald Abendessen geben. Gehen wir zurück.", meinte Kira. Cecil nickte und der Master und sein Schüler gingen ins Schlossinnere.

Während sie durch die dämmrigen Gänge gingen sagte Kira nach eine Weile Stille plötzlich leise: "Ich würde es vorziehen, wenn du niemandem etwas erzählst. Besonders nicht die Sache im Hofgarten." Bevor sich Cecil zu Kira drehen konnte, um zu antworten, war er weg. Cecil sah sich um, konnte seinen Master aber nirgendwo entdecken. Mit nachdenklichem Blick schlurfte er weiter, in Richtung Schlafräume. Er wollte sich vor dem Essen noch umziehen, da er völlig durchnässt war. Als er die Tür öffnete, schallte ihm sofort lautes Gelächter entgegen. Die neuen Schüler schmissen scheinbar eine Willkommensparty für sich selbst. Cecil stemmte die Hände in die Hüften und schrie so laut er konnte: "RUHE!!!" Sofort verstummten jegliche Lacher und die Schüler sahen ihn an. "Was glaubt ihr, was das hier ist?!", regte er sich auf. Nathan trat zu ihm. "Ich glaube, dass das hier eine Party ist. Und du bist nicht eingeladen. Also..." Nathan machte eine provokante Handbewegung zur Tür.

Gerade wollte Cecil etwas böses erwidern, da kam Kira ins Zimmer. "Was ist hier los?", fragte er, ohne Cecil eines Blickes zu würdigen. Cecil öffnete noch einmal den Mund um etwas zu sagen, aber Nathan kam ihm zuvor: "Er hier hat eine wilde Party geschmissen und ich wollte ihn bremsen, doch er hat nicht auf mich gehört und hat gesagt: , Ich glaube, dass das hier eine Party ist. Und du bist nicht eingeladen. Also...' und deutete mich zur Tür! Mich!" Bevor Nathan weiterreden konnte, machte ihm Kira ein Zeichen, still zu sein. "...ich mag keine Lügen, Prinz.", sagte er so ruhig wie er konnte. Innerlich brodelte er vor Wut, dass Nathan ihn so unverschämt anlog. "Wie meint Ihr das, Master?" Kira mochte die Art, wie Nathan ,Master' sagte, ganz und gar nicht. Dieser Junge wurde ihm immer unsympathischer. "Ich weiß ganz zufällig, dass ,er hier' bis eben nicht einmal in diesem Zimmer war - dementsprechend kann er einen solchen Satz nie gesagt haben, und schon gar nicht wäre er in der Lage gewesen, eine Party zu schmeißen." Kiras Stimme war immer noch ruhig. Nathan fühlte sich ertappt. Er schwieg eine Weile, dann drehte er sich zu den anderen um. "Haben wir hier eigenmächtig eine Party gefeiert?" Zuerst schwiegen alle, dann rief Tray: "Nee!" Woraufhin die anderen auch alle verneinten. Kira hätte Nathan am liebsten geschlagen, doch er war eine Schlüsselfigur im komplizierten Schachspiel des ,Krieg und Frieden' Spiels, das zwischen Na'tir und Si'lar am Laufen war. Deshalb ergriff er Tray am Kragen und hob ihn hoch. Dann ging er mit ihm stumm aus dem Zimmer und schloss die Tür. Im Innern wagte keiner einen Laut zu machen. Von außen hörte man dumpfe Geräusche, als ob etwas gegen die Wand gedonnert wurde.

Kurz darauf kam Tray allein herein und deutete Cecil an, hinauszugehen. Die neuen Schüler erschraken sich zu Tode. Tray sah aus, als ob ihn ein Lastwagen überfahren hätte. Und trotzdem grinste er frech. "Der meint wohl, das hätte weh getan.", meinte er. Nach einem Moment geschockter Stille brachen alle in Gelächter aus, das aber kurz danach wieder verstummte, als Tray mit einem Stöhnen zusammensackte. "Verdammt... Das hat ja doch weh getan...", ächzte Tray.

Cecil trat vor die Tür und verschloss diese wieder. Kira stand mit verschränkten Armen vor ihm. "Was ist plötzlich los? Warum ist er auf einmal so kalt?", dachte Cecil. Da erschien ein Lächeln auf Kiras Gesicht und er klopfte Cecil auf die Schulter. "Was machst du denn für ein Gesicht? Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dich bestraft hätte, oder?", meinte Kira lachend. Cecil fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen. "...tut Ihr nicht?", fragte er vorsichtig. "Natürlich nicht!" Cecil seufzte erleichtert. "Und ich dachte schon, Ihr würdet...", zum Glück verstummte Cecil, bevor er den Satz beenden könnte.
 

Und ich dachte schon, Ihr würdet mich hassen...
 

"Ich würde was?", fragte Kira erheitert nach. "...ah, nichts, Master." Cecil deutete eine Verbeugung an. Glücklicherweise hatte Kira das Band der Maske zusammengeknotet, sonst wäre sie ihm bei dem breiten Grinsen, das er jetzt aufsetzte, wieder heruntergerutscht. "Nun gut. Geh jetzt hinein und..." Kira rubbelte Cecil über die Arme. "...geh dir was Trockenes anziehen, hm?" Dann verschwand er federnden Schrittes im Schatten des Ganges.

Cecil lächelte ihm nach, dann strich er über die Stellen seiner Arme, an denen Kira gerubbelt hatte, und sofort spürte er die Hitze wieder. Er schüttelte den Kopf, um diese langsam unangenehm werdende Hitze zu vertreiben, und ging wieder in den Schlafraum.

Dort schlich er sich an den neuen Schülern vorbei und zog sich um. Die nassen Klamotten hängte er an eine Leine, die quer durchs Zimmer gezogen war, und wollte sich dann schnell wieder verziehen. Doch Yohjin stellte sich ihm in den Weg. Cecil sah sich um. Rund um ihn standen neben Yohjin auch noch Reino, Hiro, Jaeia und Kefka. "Was ist?", fragte er. "Wegen dir ist Tray verprügelt worden.", murrte Jaeia. "Ach ja? Nicht dass ich wüsste.", erwiderte Cecil und wollte sich, um sinnloser Kämpferei aus dem Weg zu gehen, an Yohjin vorbei zur Tür drängen und verschwinden. Er wollte nicht nur Ärger mit Kira vermeiden, sondern er war auch noch relativ stark geschwächt vom Kampf gegen Raid. Doch Reino packte ihn am Ärmel und zog ihn zurück. "Wohin denn so eilig, Blondie?" Hiro griff in seine mittellangen, blonden Haare und zog daran. "Tray ist unser Freund. Du wirst nicht ungeschoren wegkommen.", drohte Kefka. Dann zogen ihn die fünf in eine Ecke des Raumes und versteckten ihn unter ein paar Decken, nachdem sie ihm einen Deckenzipfel in den Mund gesteckt hatten, damit ihn niemand hörte. "Sobald die andern weg sind, geht's los. Freu dich!", sagte Jaeia bösartig. Cecil konnte sich nicht wehren. Aus mehreren Gründen nicht - zuerst einmal war er halb ohnmächtig vom Kampf gegen Raid. Dazu kam sein instabiles Innenleben seit er sich auf dem Jinar an Kira geklammert hatte. Dann noch so eine Art Panik - eine Mischung aus Angst, was diese Typen mit ihm machen würden, und lähmender Wut, dass er sich das auch noch gefallen ließ.
 

Kira saß im Speisesaal und hielt Ausschau nach Cecil. Alle Schüler waren da, nur Cecil und eine handvoll der neuen Schüler war nicht da. Sie waren schon über eine halbe Stunde zu spät. Noch nie war jemand so viel zu spät zum Essen gekommen. Nervös trippelte er mit den Fingern auf den Tisch. Katsumoto saß neben ihm und besah sich seine Nervosität beinahe amüsiert. "Was ist los, Kira?", fragte er schließlich. Kira seufzte (was sich hinter der Maske komisch anhörte) und hörte auf zu trippeln. "Einer meiner besten und verlässlichsten Schüler ist noch immer nicht da. Ich mache mir Sorgen.", erklärte Kira. Katsumoto klopfte Kira auf die Schulter. "Der wird eingeschlafen sein und hat nicht mitbekommen, dass es schon so spät ist. ...machst du dir etwa ernsthaft Sorge, dass ihm was passiert ist?", meinte Katsumoto. Kira seufzte noch tiefer. "Er ist einer meiner besten Schüler. So leicht kann ihm nichts passieren - normalerweise. Aber von dem Auftrag am Nachmittag ist er ernstlich verletzt zurückgekehrt. Seine Konzentration ist auch nicht so perfekt wie sonst... Heute kommen so viele unglückliche Zufälle zusammen - ich hoffe, es ist ihm nichts passiert.", Kiras Stimme wurde mit jedem Satz leiser und am Ende flüsterte er schon fast. Katsumoto lächelte ihn aufmunternd an. "Wird ihm schon nichts passiert sein." Kira grinste ihn schief an. "Ich hoffe es, Katsumoto. Ich hoffe es wirklich."

Ein paar Minuten nach dieser Konversation kamen Yohjin, Hiro, Jaeia, Kefka und Reino endlich in den Saal. Sie setzten sich schnell zu den andern damit keiner bemerkte, dass sie erst jetzt kamen, doch Kira hatte sie dennoch entdeckt. Jetzt machte er sich ernstlich Sorgen. Er stand auf und deutete eine Verbeugung zum Großmeister und zum König an. Dann warf er Katsumoto einen besorgten Blick zu. Als dieser nickte, verließ Kira schnellen Schrittes den Saal durch eine Art Hinterausgang, damit ihn die Schüler nicht sahen.

Er lief, ja rannte schon fast zum Schlafsaal der Schüler. Er riss die Tür auf und sah sofort einen Haufen Decken, den er im selben Augenblick für verdächtig erklärte. Er eilte zu dem Haufen und warf eine Decke nach der anderen zur Seite, bis er bei der letzten auf einmal erschrak.

"Cecil!!"

Kira schleuderte die letzte Decke weg und hob Cecil vorsichtig hoch. Er war über und über mit Blut befleckt, das aus tiefen Schnittwunden floss, einen Deckenzipfel im Mund, der ihn wohl am Schreien hindern hat sollen, und scheinbar war einer seiner Arme gebrochen.
 

Einer der Arme, die ich vorher noch gerubbelt hatte.
 

Cecil öffnete die Augen halb. "Ma...ster...", keuchte er. "Cecil! Was ist passiert? Wer hat dir das angetan?!" "...neue... Schü...ler... fünf... Rache... für... gaaahhrrrr..." Cecil hustete und spuckte Blut. Kiras Augen verengten sich zu Schlitzen. Er häufte ein paar der Decken wieder an und lehnte Cecil dagegen. "Ich komme gleich wieder. Halte durch...", flüsterte Kira und strich Cecil eine seiner Strähnen aus dem Gesicht. Sie war einmal blond gewesen, doch nun war sie blutdurchtränkt und rot.

Er stand auf und verließ schnell das Zimmer.
 

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hehe, jetzt kommt Kiras Rache. ^^ Hoffe euch htas gefalen, das nächste kapitel ist bald on. viele, viele kommis bitte!
 

euer kadaj



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