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Children of the night

Die Geschichte des Kilian
von

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Gefühle

Kapitel 28 Gefühle
 

Verwundert, ja beinahe versteinert waren meine Augen auf sie fixiert, so unerwartet waren die Worte gekommen.

Ob ich ihr Blut begehre… Unverwandt sahen mich ihre blauen Augen an, während sie auf eine Antwort wartete. Schließlich löste ich mich aus der Starre, tat einen Schritt nach Vorne, setzte mich neben sie, strich mit meiner blassen Hand über das noch immer feuchte Haar den feinen Rücken hinunter „Was für eine Frage“, antwortete ich behutsam während mein Körper sich immer weiter dem Ihrigen näherte. Mein Kopf wanderte an ihren Hals durch welchen ich das Rauschen ihres lieblichen Blutes hören konnte. Der süße Geruch ihres Blutes, das zarte Rosa ihrer Haut… vielleicht merkte sie es nicht doch fast von selbst neigte sie den Kopf ein wenig zur Seite, schloss die Augen, geradezu als warte sie darauf dass ich diesen Schritt tat.

Ich konnte ihren Herzschlag hören, konnte ihren Atem der immer schneller ging spüren. Noch ein wenig näher, das starke Pulsieren der Pulsschlagader, immer im selben stetigen Tempo. Nur kurz hielt ich inne, dann jedoch wanderte mein Mund, mit den tödlichen, strahlend weißen Zähnen ein Stück nach oben bis an ihre Ohrmuschel.

„Ich würde lügen würde ich nicht sagen, dass dem so wäre. Meinen Körper dürstet es immer nach Blut, egal von wem, ob von dir oder sonst jemandem. Wäre ich ein von Trieben gesteuertes Monster, so wäret ihr schonlange nicht mehr auf dieser Welt, sondern unter all den anderen Engeln im Himmel.“ Vorsichtig, behutsam, langsam schloss ich sie in meine Arme und drückte sie an mich, sah ihr nun jedoch wieder in die Augen. „Aber ich habe einen Verstand, ich bin nicht nur ein Monster, das nur eines im Kopf hat, und wichtiger als meine Befriedigung ist dein Glück. Sicher, ich könnte trinken ohne dich zu töten, aber... nie gegen deinen Willen. Nie.“

„Es...es ist nicht fair“, sie drehte den Kopf zur Seite, wich meinem Blick aus. Ihre Hände ballte sie zu Fäusten „Es ist nicht fair“ Sie sah mich wieder an.

„Du...du entbehrst dich meinetwegen von so vielem. Du bringst so viele Opfer, du hilfst mir wo du nur kannst. Ich... ah, sie mich doch an, ich brauche bloß ein paar Tränen zu vergießen und schon bist du hier, mich zu stützen. Das ist einfach nicht fair. Du tust so viel für mich und in Wahrheit...in Wahrheit... du wirst nie wieder die Sonne sehen können. Du wirst nie wieder sehen können wie sich ihr Licht in den Wellen der frischen See bricht. Du wirst nie wieder essen, oder... oder trinken können. Eine Frau lieben, oder die Vögel der nachmittäglichen Frühlingsluft hören können. Du wirst nie wieder das Blau des Meeres sehen können. Oh, Kilian, weißt du noch wie schön das Meer aussieht?“ So Viel Trauer, ja beinahe schon Verzweiflung in ihrer Stimme und das meinetwegen. Sie sorgte sich um mich, war auf mein Wohlergehen fixiert… und das wo doch nichts mein Herz mehr bedrückte, als dieses Leid in ihren Augen zu sehen.

Ihre Stimme wurde zu einem Flüstern, ein verzweifeltes Flüstern, zittrig. Ihre Finger berührten vorsichtig meine Lippen.

„Ich will dir so gerne helfen, aber ich weiß nicht wie.“

Sollte ich mich über ihre Sorge nun freuen, dass ich einen so großen Platz in ihren Herzen einnahm dass sie mit Leib und Seele mit mir fühlte (sogar Dinge die ich selbst so nicht fühlte, ganz als nehme sie mir den Schmerz von den Schultern), oder sollte mein Herz über ihr Leid in zausend Scherben zerbrechen?

Es war nicht fair? Ich hatte ewige Jugend, ich hatte ewiges Leben... Ich hatte...

"Bereue du nicht für mich“, sagte ich schließlich und wandte mich von ihr ab, ging einige Schritte durch den Raum zum Bullauge, gegen welches die Wasserwogen peitschten. „Goldene Sonne, blaues Meer...“ Was hatte ich schon? Nie hatte ich diesen Dingen Bedeutung zu gesprochen, auch als ich noch lebte waren sie bedeutungslos für mich gewesen, und eigentlich war das jetzt nicht anders. Ich konnte mich nicht wirklich an die Farbe des Himmel erinnern, nicht so wie sie, für mich waren es mehr Gemälde in meinem Kopf. Doch was scherte es mich? War die Welt bei Tage etwa anders als bei Nacht? Wohl kaum..

All das ging mir durch den Kopf während Gedanken verloren die hellblauen Augen meiner eigenen Reflektion anstarrte, bis ich den Kopf wieder zu ihr wandte.

„Ich habe dieses Leben gewählt, aus freien Stücken. Ich habe freiwillig auf all diese Dinge verzichtet, damals. Also bereue nicht meine Entscheidung, denn ich tue es nicht." Fest waren meine Worte, entschlossen.

Nein ich würde all die Jahre mit Xavier nicht bereuen, ich würde all die Dinge die ich gesehen und gelernt hatte nicht bereuen. "Hätte ich damals diese Entscheidung nicht getroffen, Christine, so hätte ich dich niemals treffen können. Schon alleine deshalb kann und werde ich es nie bereuen.

Du sagst es sei nicht fair. Du sagst ich müsste verzichten, wegen dir. Du sagst du könntest mir nichts geben, für all das, was ich dir gebe" Es hielt mich nichts mehr am Fenster. Schnellen festen Schrittes kam ich auf sie zu, stand nun wieder direkt vor ihr. „Doch, Christine, der größte Verzicht wäre es nicht bei dir sein zu können, dich nicht stützen zu dürfen und nie wieder in diese wunderbaren Augen blicken zu dürfen. Noch strahlender als die Sonne, und blauer als der Himmel und tiefer als das Meer, und mich mehr bewegend ist dein Lächeln, und mehr will ich auch nicht. Schenk mir dein Licht, nur einen Teil.

Ich weiß nicht mehr wie das blaue Meer aussieht, ich kann mich nicht an die roten Strahlen der Morgensonne erinnern, oder wie es ist wenn die Blumen in Frühling zu blühen beginnen. Dann erzähl es mir doch einfach, und jedes Wort welches deine Lippen verlässt wird ein Teil von mir, und wird mein Herz vielleicht wieder ein wenig Menschlicher werden lassen.“

Ich strich ihr über die Wange, beugte mich nach Vorne, langsam, jedoch ohne Widerstand zu zulassen und küsste sie sanft auf den Mund. Und sie erwiderte den Kuss, wie sie ihn noch nie zuvor erwidert hatte. Ein Kuss der eine Ewigkeit gleich kam. Ich schmeckte den süßen Tee, welchen sie irgendwann im laufe des Tages getrunken hatte, und ihre Wärme schien mich zu umfangen, schien bis in mein versteinertes Herz zu dringen und es zu erwärmen. Alles war vergessen. Vergessen dass wir nicht dazu gemacht waren glücklich zu werden. Vergessen die Aufgabe, welche und alles abverlangen würde. Vergessen der undurchdringbare Teufelkreis in dem wir gefangen waren, denn machte sie sie nicht zu einem Kind der Nacht würde sie altern und sterben, machte ich sie zu einem so würde Christine nicht mehr Christine sein. Ein undurchdringlicher Teufelskreis der alles zu zerstören drohte. Doch wen interessierte das schon?

Es war doch der Augenblick der zählte, und dieser Augenblick sollte ein unvergesslicher bleiben.

Schließlich lösten sich unsere Lippen und erneut sah sie mich an, doch dieses Mal war nichts von der Trauer in ihrem Blick. Nein alle Zweifel schienen fortgewischt, ein weiterer Entschluss schien gefasst zu sein. Sie war entschlossener, fester. Sie war wunderschön in diesem Moment „Kilian, schließ die Augen“, bat mich, nein befahl sie mir beinahe schon wenn auch mit sanfter, ruhiger wie auch entschlossener Stimme. Und dann nahm sie meine Hand. Und dann küsste sie diese. Und dann wiederholte sie die Bitte und ich folgte und schloss die Augen.

Ich vertraute ihr. Ich wusste nicht was sie vorhatte, was die Bitte sollte, aber ich folgte ihr, würde ihr immer folgen und keine Bitte ablehnen.

So stand ich da, mit geschlossenen Augen, hörte nichts außer dem Knarren des Schiffes, dem Peitschen der Wellen gegen den Rumpf, spürte das sanfte auf und ab durch die Wellen unter meinen Füßen, und ihren Atem der so dicht an mir dran war, roch ihre Haut, ihr süßes Blut...

Ein eine Weile geschah nichts, sie saß da auf dem Bett kannte, bewegt hatte sie sich jedenfalls nicht, das hätte ich gehört. Anscheinend sah sie mich einfach nur an, und warum auch nicht?

Zum ersten Mal konnte sie entscheiden, ich musste darauf warten, dass sie etwas tat… und das tat sie dann auch.

Vorsichtig hob sie ihren Arm, führte ihn an meinen Kragen und begann die knöpfe des weißen Seidenhemdes auf zu Knöpfen, jeden einzelnen, ganz langsam, behutsam, über an meinem Brustkorb angefangen hinunter bis zur Hose. Ich blieb stehen, ließ die Augen geschlossen und wartete… vorsichtig glitten ihre warmen Finger über meinen Hals, strichen das Hemd von meinen Schultern so dass es mit einem leisen Rascheln zu Boden fiel, dann strich sie mir, eben so fein, ebenso zart wieder über die baren Schulterblätter zurück zum Hals, von wo aus sie mich dann runter zu ihr ins Bett zog. Und ich ließ mich ziehen, ohne Widerstand zu leisten, ohne die Augen zu öffnen.

„Das ist der warme Wind, von der frischen Frühlingssonne sanft aufgeheizt. Hörst du die Vögel, Kilian? Eine Amsel sitzt auf dem Zaun und putzt ihr schwarzes Gefieder. Stell´s dir vor, Kilian.“ Ihre Lippen waren direkt neben meinem Ohr und ihr Atem so angenehm wie die Sommerbriese, die sie beschrieb, ihre Stimme so klar wie das Zwitschern der Amsel, welches ich schon beinahe vergessen hatte und ihr Körper so warm wie die Strahlen der Sonne, welche nie wieder meine eisige Haut berühren sollten. Ich wollte sie, jede ihrer Berührungen entfachten ein mir bisher unbekanntes Feuer, wie ich es noch nie bei einer Frau verspührt hatte. Es war nicht pure Lust nach Blut, nein es war mehr. Ich wollte sie einfach glücklich machen um mich glücklich zu machen… Noch stützte ich mich mit meiner Hand ab, der Zopf hing an einer Seite herab, doch ich spürte wie ihre Finger sich schon geschickt am Knoten des schwarzen Bandes zu schaffen machten, so dass bald das Blonde Haar über meine Schultern fiel „Ja“, murmelte ich. Langsam näherte ich mich ihr, ich wusste genau wo und wie sie lag, auch mit geschlossenen Augen „Ja, ich spüre die Sonne… du bist meine neue Sonne, der Frühling meines Lebens… und ich danke für jeden Strahl“ weiter kam ich nicht, denn schon berührten meine Lippen ihren Hals. Ich spürte wie sie bei der Berührung leicht zusammenzuckte, doch ich konnte einfach nicht anders, auf den ersten folgte der zweite und dann der dritte Kuss die Halspartie empor über ihr Wagen bis zu ihrem Mund welchem ich einen innigen Kuss schenkte, den sie zuließ, erwiderte, ihre Hand meinen Oberkörper an ihren heranziehend, mich zu sich holend.

Bald drehte sich, so dass ich unten lag und küsste mich nun so inniglich wie ich zuvor sie. Warm, und feucht und unbeschreiblich waren ihre Küsse. Ihr Hände, welche mein Fleisch massierten. Meine Hände, welche unter ihr leichtes Gewand glitten, mich ihren zarten weiblichen Konturen spüren ließen. Ihre Küsse auf meinen Wangen, meinem Hals, meiner Brust, ihre zarte rosige Haut, welche mit meiner zu verschmelzen suchte… doch es ging nicht. Ich war tot, mein Körper leblos und die Freuden des Fleisches würden mir versagt bleiben. Diese eine Sache die sie mir und mir hätte geben können wollen und die ich, selbst wenn, selbst wo ich wollte nicht annehmen konnte… doch es war nicht von Interesse, oder?

Ich liebte sie. Ich liebte sie mehr als irgendetwas, mehr als ich je Xavier hatte lieben können. Und sie… sie liebte mich, da war ich mir sicher.

„Du sagst ich sei deine Sonne“, flüstere sie sie, stützte sich an den Seiten ab, hob eine Hand und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. „Wenn du es sagst, dann will ich sein“

Sie strich mir mit der Hand sanft über seine Wange.

„Ich will dein Licht sein, ich will dich aus deiner Dunkelheit führen. So wie du mich aus meiner geführt hast.“

Jedes Wort, jede Berührung alles nahm ich in mir auf, vereinte es zu einer Ewigkeit, welche nur einen Moment andauern konnte und doch war dieser Moment wie ein Urknall, in welchem ein völlig neues Universum aus Gedanken, Gefühlen und Begriffen für mich entstand.

Ich, ein Vampir der sie, einen Engel liebte. Ein Monster.. die Schöne und das Biest, denn was konnte ich ihr schon geben? Nicht einmal das was sie sich wünschte, was sie verdient hätte.. und nun wollte sie mein Licht sein, so wie sie es zuvor für Christian gewesen war. Doch eines würde ich nicht zulassen, im Gegensatz zu ihrem Bruder. Ich würde sie nicht all die Bürde alleine tragen lassen. Ich würde sie unterstützen, ihre geben, ihr abnehmen was ich nur abnehmen konnte, selbst wenn uns keine glückliche Zukunft bestimmt war. Selbst wenn es eine Hoffnungslose Liebe war, ich würde sie solange halten wie ich nur konnte…

Sie sollte nicht mehr leiden, genug hatte sie erlebt und damit war nicht der frühe Verlust der Eltern gemeint, nicht nur. Nein es war das stumme Leiden, all die Jahre durch, das stumme, langsame erlöschen, in welches ihr Bruder sie gedrängt hatte.

Ich drückte sie an mich, strich mit meinen Fingern ihren Rücken entlang „Und so wie du mein Licht bist, so will ich das Deinige sein“, sprach ich leise „Und so wie du mich führst, so will ich dein Wegweiser sein.“ Meine Hand glitt, Wirbel über Wirbel den zarten, geschmeidigen Rücken entlang. Weich, zart, glatt. „Ich werde dich beschützen, ich verspreche es dir.“

Wir lagen nebeneinander auf dem schmalen Bette, ihr Körper dich an meinen geschmiegt, die Augen geschlossen, die Finger spielten mit meinem Haar und ein zufriedenes Lächeln lag auf den roten Lippen.

„Kilian.....“, sagte sie schließlich nach einigen Sekunden in denen wir einfach so dagelegen hatten, ich meine Arme um sie Geschlungen, die ihren Kopf an meine Brust gelegt, nun aus blauen Augen zu mir hoch schauend. „...ich bin glücklich“

Ja sie war glücklich so wie es war und auch ich war es… ach könnte man doch nur die Zeit anhalten… nun ich konnte es in gewisser Weise. Ich konnte ihre Biologischeuhr zum Stoppen bringen, ihr ewige Schönheit, ewiges Leben an meiner Seite schenken, doch was hätte ich damit schon gewonnen?

Sie würde sich durch den unsterblichen Kuss verändern, so wie ich mich verändert hatte seid ich ihn damals von Xavier erhalten hatte. Irgendwann in den 200 Jahren hatte ich mich verändert, verändern lassen du ihr würde es nicht anders ergehen.

Nein ich konnte sie nicht in die Dunkelheit ziehen, lieber würde ich dafür, dass ich sie verlieren würde ein Leben in Finsternis fristen, als ihr das anzutun.

Ich schwieg. Jetzt war sie glücklich… doch wie lang konnte ich ihr dieses Glück bewahren?

Dann geschah etwas, was ich nie erwartet hätte und im ersten Moment hätte ich geglaubt es wären meine Ohren die mir einen Streich spielten, wären es nicht meine Ohren gewesen.

„Kilian, ich liebe dich“

Hatte sie diese Worte tatsächlich gerade gesagt?

„Ich wünschte es könnte ewig so sein. Wir zusammen. So tut es nicht weh. Wäre es nicht schön so?“, nuschelte sie und schmiegte ihren Kopf an meine Schulter, die Augen wieder in friedlicher Wonne geschlossen. Doch ich war wie Vom Blitz getroffen, starrte eine Weile die Deck über unseren Köpfen an. „Hast du dir überlegt was du da gerade gesagt hast?“, fragte ich schließlich leise nach einer Weile.

Warum? Warum tat ich das? Es würde ihr wehtun, es tat mir weh und doch musste ich es sagen es sei denn ich wollte, dass sie später noch mehr litt, als sie es jemals in dem Augenblick hätte tun könnte.

Ich richtete mich auf, zog sie mit mich hoch und schaute ihr in ihre wunderschönen blauen Augen „Kannst du mir ins Gesicht sagen, dass du mich liebst? Egal was kommt, egal wen du triffst? Kannst du IHN einfach so vergessen?“

Ihre Augen weiteten sich ein wenig während die Worte in ihre Gedanken eindrangen. Ich kannte die Antwort. Nein. Nein sie konnte es nicht und würde es nie können.

Ich schüttelte leicht den Kopf. Es ging einfach nicht

„Ich habe versprochen dich zu ihm zu bringen und ich werde mein Versprechen halten…“

Das Mädchen biss sich verzweifelt auf die Unterlippe. Sie zitterte, sah mich an, konnte mir jedoch nicht in die Augen blicken. Ich hatte Recht und das wusste sie und die Wahrheit gefiel ihr nicht, doch verdrängen konnte sie sie ebenso wenig. Ich wusste es schmerzte sie. Ich wusste, dass das ganze Glück welches ich ihr geschenkt hatte mit dieser einfachen Frage zunichte gemacht worden war und es tat mir weh, aber was hätte ich denn tun sollen?

Hätte ich sie solange weiter in ihrer Illusion leben lassen sollen bis es zu spät war?

„Du......du sagst du wärst mein Wegweiser aus der Dunkelheit... aber... in Wahrheit stößt du mich doch genau dorthin zurück“ Ihre Stimme zitterte vor unterdrückter Tränen.

„Was hat das Licht denn auch für eine andere Wahl als in die Dunkelheit zu gehen. Sei es um sie zu erhellen oder ganz einfach nur, um darin zu erlöschen.....“

Einen kurzen Moment schwieg sie, starrte zu Boden, kämpfend mit den Tränen. Eigentlich hieß es doch die Hoffnung sterbe zuletzt… und wenn sie dann starb war alles verloren, irgendeinen Halm suchte sich jeder Mensch und natürlich auch Christine. Jetzt wo sie alles verloren hatte…

„Aber...aber so muss es doch nicht sein! Wenn wir ihn finden -wir finden ihn bestimmt- und wir werden ihm alles erklären. Er wird es verstehen. Wir werden euch helfen Lalitichandra zu vernichten. Er wird es verstehen!“ Sie sah wieder auf, voller Hoffnung, voller Träume. Glaubte sie ihre Worte wirklich? Glaubte sie tatsächlich Christian würde je akzeptieren, dass sie sich in einen Vampir verliebt hatte und er würde akzeptieren, dass sie für ihn jene Monster, die er schon solange versuchte zu eliminieren rettete?

Sie lächelte, nicht glücklich, nicht friedlich, nein aufmunternd… sicher war es dieses einstudierte Lächeln, welches sie immer Christian geschenkt hatte. Ja, mich schien sie dabei kaum anzusehen…

„Alles....Alles wird gut werden, ja?“

Ich sah sieh an, eine Weile zumindest doch lange hielt er es nicht aus, musste den Blick abwenden.

Wusste sie was sie da sagte?

wusste sie wie sie mich ansah?

Wusste sie wie sehr mich das schmerzte?

Aber lange genug hatte ich in einer Lüge gelebt und das würde ich nicht mehr! Nein ich konnte es nicht mehr, seid ich sie getroffen hatte war ich einfach nicht mehr dazu fähig.

„Du lügst“, sagte ich schloss die Augen, um den Schmerz darin vor ihr zu verbergen „du belügst dich selber und das ist beinahe schlimmer, als dass du mich belügst." Ich stand auf, nahm das Hemd und knüpfte es wieder zu, Knopf für Knopf, seine Augen auf die Finger gerichtet die galant seine Kleidung wieder richteten.

Ich konnte es nicht ertragen. Ich wusste wie diese Wahrheit auf sie wirken würde, ich wusste sie würde mich dafür... nun Hassen war vielleicht zu viel des Guten, aber sie würde Trauern. Etwas das ich nicht wollte, aber hätte ich sie solange in der Lüge leben lassen bis die Wahrheit sie überrannte? Hätte er das tun sollen?

Noch heute stelle ich mir diese Frage immer und immer wieder und bis heute habe ich keine Antwort darauf gefunden…

Ich nahm mich zusammen, drehte sich wieder ihr zu.

„Wir werden ihn finden. Das habe ich dir versprochen. Und bis dahin werde ich alles für dich tun, nur eines kannst du nicht mehr von mir verlangen: Dich zu belügen.

Christian wird mich nie akzeptieren, und du wirst nie ohne ihn leben können.

Der Tag wird kommen da du vor ihm stehst und du wirst eine Entscheidung fällen ich bin kein Wahrsager, ich weiß nicht wie es ausgeht... ich kann dir nicht sagen 'alles wird gut' so sehr du diese Worte auch hören willst, genauso wenig kann ich sagen, dass alles schlecht wird. Alles wird, irgendwann, irgendwie.

Aber Christine, ehe wir es nicht wissen kann ich nicht antworten..."

Einen Moment stand ich da, sie saß noch immer auf dem Bett, starrte ich mich aus ihren tief blauen Augen an.

„Begehe nicht den selben Fehler den ich beging. Warst du es denn nicht die mir sagte: ‚Aber trotz allem...Trotz der Tatsache das es vielleicht nie irgendjemand erfahren wird, so bleibt es trotzdem nichts weiter als eine Maskerade. Ein billiger Schwindel... eine Täuschung für die Welt und ebenso für jene Kreatur die versucht in ihr zu leben.’ Bitte Christine, werde nicht zu so jemandem... zu jemandem wie ich es bin“

„Es tut weh, Kilian. Es tut furchtbar weh.“ Ihre Hände spannten sich an, sie zog die Augenbrauen leicht zusammen. „Erzähl mir nichts von Lügen.“ Ihre Stimme klang so...so ernst. Viel ernster als die Stimme eines 16-jährigen Mädchens klingen sollte. Viel zu traurig der Gesichtsausdruck, viel zu dunkel die Worte. „Mein ganzes Leben bestand aus Lügen...genauso wie deins.“ Sie hob den Kopf. Langsam, aber doch bestimmt. Sie sah mich an, in ihrem Gesicht spiegelte sich der Schmerz. Und es war nicht nur ihr Schmerz. Es war Christians Schmerz. „Kann man denn vor einer Lüge fliehen?“ Sie schüttelte den Kopf, brauchte keine Antwort.

Christine sah ihn nicht mehr an. Den Kopf zur Seite gedreht.

„Ich denke die Sonne wird bald aufgehen, nicht wahr?“

Warum musste nur alles so schwer sein?

Warum musste ich ein Vampir und sie... sie die sein die sie nun einmal war?

Warum musste Christian der sein der er war?

Warum konnte nicht einfach alles passen? Warum?

War das meine Strafe?

Und sie? Was hatte sie getan um die Bürde zu verdienen?

Ich wollte sie wieder lächeln sehen. Ich wünschte mir doch nichts sehnlicher, als dass sie glücklich werden konnte. Doch es war unmöglich. Wenn sie mit mir zusammen war konnte sie nicht auf Dauer glücklich sein, irgendwann würde es sie zerreißen, das wusste ich...

„Nein“, sagte ich traurig, „Man kann nicht fliehen, man kann sich ihr nur stellen. Ich weiß ich tue dir weh. Ich weiß jedes Wort schmerzt dich. Aber ich will dich nicht mehr länger belügen, dafür respektiere ich dich zu sehr. Darum musste ich dir auch sagen was ich bin und darum sage ich dir auch jetzt die Wahrheit, ehe sie dich wie eine Lawine zerstört.“

Ich schloss einen Moment betrübt die Augen, sah sie dann wieder an. Irgendwann würde sie es verstehen.

Solange ich ihr es nicht sagte musste sie sich nicht schuldig fühlen. Solange diese drei Worte mein Geheimnis waren, solange sie nicht ausgesprochen waren, waren sie keine unmittelbare Wahrheit und es würde es ihr leichter machen.

Nicht jetzt. Nein, für den Moment war sie verstört, musste zunächst verdauen was gesagt worden war.

Heute bereue ich auch diese Entscheidung denn vielleicht… wenn ich es nur gesagt hatte diese drei Worte welche all meine Empfindungen beinhalteten… wenn ich es doch nur gesagt hätte…

„Ja, die Sonne wird aufgehen...“, sagte ich mit einem Blick zum Bullauge. „Ruh dich aus, genieß das Licht für uns beide zusammen und erzähl mir Morgen davon..." ein sanftes Lächeln stahl sich auf meine Lippen. „Guten Morgen, Christine..." ich ging auf sie zu, setzte sich noch einmal neben sie „Ich kann die Realität nicht verändern egal wie sehr ich es mir wünsche... verzeih...“

„Niemand kann das...wie könnte ich es dann von die erwarten?“ Sie hob vorsichtig ihre Hand, berührte meine Wange. „Kilian....trotz....trotz allem.....trotz Christian zu dem ich gehöre....trotz der Tatsache das du ein Vampir bist und trotz dem ich weiß das das hier nicht sein dürfte......Ich bin gerne bei dir, das weißt du....“

Ja, wie sie's auf drehten es war einer lei...

Egal wie sie es drehte, sie konnte nicht beides haben... sie würde sich entscheiden müssen, aber sagte ich ihr jetzt was er empfand so würde ihr diese Entscheidung nur noch schwerer fallen...

Vielleicht... vielleicht gab es noch Hoffnung, vielleicht wurde tatsächlich alles Gut, vielleicht würde Christian verstehen lernen... aber darauf durfte man doch nicht alles bauen, denn je höher man baute um sie tiefer fiel man und um so mehr Geröll verbaute einem den Weg zurück ans Licht. Auch wenn ich beinahe an ein happy end glauben wollte wenn ich ihn ihre Sehnsüchtigen Augen sah.

„Ich weiß“, flüsterte ich, griff ihre warme Hand, führte sie an seinen Mund und küsste sie zärtlich. „Ich weiß...“

Genauso gerne war ich doch bei ihr, obgleich ich wusste was es bedeutete, obgleich ich mir der Hürden bewusst war, der Unmöglichkeit, der Grenzen. Ich wollte bei ihr bleiben, solange ich eben konnte.

„Morgen reden wir weiter.“, sagte ich schließlich und musste mich wieder erheben, hielt ihre warmen Hände jedoch noch ein wenig fest. „Ich werde morgen Nacht wieder kommen. Versprochen“

Mit diesen Worten wandte ich mich nun um, öffnete Die Tür und trat hinaus. Hinaus zurück in die kalte, bittere Morgenluft, das Rauschen des Wassers, alles hatte mich zurück.

Erschöpft fiel ich gegen die Wand, die Augen geschlossen. Es war schon fast wieder lustig. Ein seltsames Lächeln, welches meine weißen Fangzähne entblößte bildete sich auf den dünnen roten Lippen.

Es war doch zum Tod lachen. Ich hätte sie haben können. Ich hätte sie mir einfach nehmen können. Ich hatte doch mein Ziel erreicht, hatte es sogar geschafft dass sie für einen Moment ihren Bruder vergaß. Sie hätten einfach fliehen können! Vielleicht hätte sie sich sogar zu seiner Gefährtin machen lassen, wer konnte das schon sagen?

Und was tat ich?

Ich ließ sie gehen. Nein nicht nur das, ich stieß sie förmlich weg! Ich zerstörte alles und nun war die Chance vorbei!

Warum?

Ich wurde selber aus meinen Taten nicht schlau.

Warum?

Den ganzen Abend hatte ich noch nichts getrunken, mein Körper fühlte sich leer und ausgelaugt an, die Strahlen der Sonne die sich langsam im Osten über den Horizont zogen, auch wenn ich sie nicht sah spürte ich doch ihr bleiernes Gewicht auf meinen Schultern.

Ich schleppte mich in meine Kabine, schloss die Tür ab und fiel auf das Bett.

„Du wirst unvorsichtig“ Ein dunkle Gestallt löste sich aus den Schatten der Ecke meines Zimmers, ich musste nicht mal den Kopfheben, auch wenn ich es tat, um zu wissen um wen es sich handelte.

„Was willst du Xavier?“, brachte ich mit müder, lascher Stimmer hervor und ließ meinen Kopf wieder zurück ins Kissen sinken.

Das klacken der feinen Lackschuhe auf dem hölzernen Boden verriet mir, dass sich die Gestallt Xaviers auf mich zu bewegte, doch das animierte mich nicht dazu mich aufzurichten oder es irgendwie zu honorieren. Ich blieb so liegen wie ich war, bis schließlich die beiden braunen Augen meines Erschaffers mich ansahen. „Die Frage ist doch viel mehr, was du willst, oder?“, fragte die ruhige Knaben Stimme

„Nein, geht es nicht“, antwortete ich prompt und auch einwenig gereizt, was wohl kein wunder war, bei der Tages Zeit… warum hatte Xavier nur die angewohnheit wichtige Dinde immer zu den unmöglichsten Zeiten zu besprechen?

Nun wie dem auch war, es ging dieses Mal tatsächlich nicht um mich. Alles, jeder Schritt, jedes Wort, jeder Gedanke drehten sich einzig und alleine um Christine. Zum ersten Mal ging es in meinen Gedanken nicht um mich, nein, mein eigenes Unglück konnte ich ertragen, doch das ihrige bereitete mir Kopf zerbrechen.

Aus einem mir unerfindlichen rund lächelte Xavier wieder „Du hast dich verändert... oder sollte ich sagen: Du veränderst dich nie?“ Verwirrt runzelte ich die Stirn und sah ihn an „Wie meinst du das?“ Ein wenig schwangen die halblangen Haare Xaviers zur seine als er den Kopf schüttelte und mit der zierlichen, kleinen Hand über Kilians Gesicht strich. „Das was ich gesagt habe. Du bist nun einmal so dass du entweder ganz das Eine oder das Andere, entweder Engel oder Teufel und doch kannst du dich mit keinem vom beiden wirklich arrangieren und machst dich im Endeffekt damit unglücklich“

Ich schwieg einer Weile, versuchte über seine Worte nach zu denken. Ach, wäre der Morgen nur nicht so nah, fühlte ich mich doch nur nicht so ausgelaugt... aber wie konnte ich auch etwas trinken wenn Christine doch da war? Wie konnte ich töten unter ihren sanften, traurigen Augen?

„Kann sein“, murmelte ich im Halbschlaf.

Xavier beugte sich zu mir hinunter küsste mich väterlich auf die Wange. „Ich bin stolz auf dich“, sagte er sanft „du hast ein richtige Wahl getroffen.“

Er beugte sich noch ein Stück zu mir hinunter, sodass sein Hals mit der feinen, aber für mein hungriges Auge gut erkennbare Pulsader da lag „Trink, oder du brichst noch zusammen“

Das lies ich mir nicht zweimal sagen. Fast ehe ich hatte darüber nachdenken können hatten sich schon die weißen Zähnte in das Fleisch Xaviers gebohrt und ein mir so vertrauter Geschmack drang in meine Kehle.

Ja, Xaviers Blut. Wie lange war es her, dass ich es hatte genießen dürfen?

Ich schloss die Augen, drückte meinen 'Vater' an mich und trank das mächtige Blut, spürte, wie schon damals, als ich zu seinem Kind gemacht worden war der Herzschlag. Neue Erinnerungen waren hinzugekommen, schöne und traurige und alles flog quer durch meinen Kopf, ohne dass ich den Zusammenhang erfassen konnte oder auch nur wollte.

Ich wollte nicht mehr nachdenken, wollte alle Sorgen hinter mich lassen, nur für diesen Moment, einmal wieder der kleine Junge sein für den es nur Xavier und sonst niemanden gab.

Ich spürte wie sich nun auch Xaviers Zähne sich in meinen Hals bohrten und somit den Zyklus perfekt machten, ein perfekte Verschmelzung zweier Wesen... mit Christine würde, konnte ich so etwas nie erleben, nicht im sexuellen nicht in diesem Sinne... sie war einfach unerreichbar.

Schließlich, nach nicht all zu langer Zeit, ließen wir von einander ab.

Ich spürte die neue Stärker die ich durch das mächtige und alte Blut Xaviers erlangt hatte durch meine Adern schießen, doch blieb ich genauso melancholisch, genauso müde und traurig liegen wie schon zuvor, die Augen noch immer geschlossen, als schlafe ich.

Xavier strich mir noch eine Strähne aus dem Gesicht, schenkte mir ein warmes Lächeln und wandte sich zum gehen.

„Danke“, murmelte ich noch ehe er die Tür zu schloss in wieder ein seine eigene Kajüte verschwand...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  kleinerHobbit
2007-08-08T14:51:41+00:00 08.08.2007 16:51
Also wow wow wow!
Das ist echt packend bis jetzt *-* wahnsinn.
und auch traurig...aber wirklich genial geschichte.
freue mich schon auf die nächsten kapitel ^^
Von:  lexi16
2007-05-17T18:14:03+00:00 17.05.2007 20:14
Ich hab alles gelsen.
Also ICH!! ICH!!!
Das muss man mal glauben.
Ich hab die ganze FF gelesen und..nun.....ich hab beim letzten kapi die ganze zeit geheult, weil ich daran denken muss...naja...ganz kann ichs nicht ausschalten. Ich muss die ganze zeit denken..wie ...nun..wie christian eben dasteht und das er nix machen kann........
Sorry, aber..ich kanns nciht wegmachen.....


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