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FF-Atmosphäre-FAQ [Diskussion]

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Version vom 19:01, 21. Feb 2008
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-==Was Atmosphäre denn nun überhaupt ist==+==Wie erzeugt man eine Atmosphäre, mit der man den Leser in seinen Bann ziehen kann?==
-Jeder aktive Leser kennt das: Man liest ein Buch und ist von einer Stelle so gefesselt, dass man alles andere vergisst. Ist diese Szene dann vorbei, kann man das Buch problemlos zu schlagen und sich weiter mit den Alltagsdingen beschäftigen.+Zuallererst muss man sich sehr bewusst sein, was in einer Szene mit einem Charakter denn passieren soll, und was in ihm vorgeht. Der Leser wird von den Figuren durch die Geschichte getragen; die Atmosphäre muss die Figur tragen.
 +Seid jedoch sehr vorsichtig, wie ihr das anstellen wollt.
-Man liest und liest und denkt, man stände daneben, wenn der Held der Geschichte auf einem dunklen Friedhof gegen seinen Widersacher kämpft oder die Heldin bei einem Spaziergang am Strand endlich von ihrem Traumprinzen geküsst wird. 
-Aber was macht ausgerechnet diese Stellen so fesselnd?<br /> 
-In der Regel ist es so, dass vor allem bei den Höhepunkten einer Geschichte eine bestimmte Stimmung, ein gewisses “Feeling” herrscht und genau das schlägt den Leser immer wieder in seinen Bann.<br /> 
-Die Atmosphäre. 
 +===Aufbau===
 +Stimmungsvolle Umschreibungen machen nur dann Sinn, wenn sie auch mit der Handlung und den Figuren zu tun haben und die Geschichte voran bringen. Jeder Schreiberling hat da seinen eigenen Stil, und kaum einer benutzt genau gleich viele Beschreibungen im Verhältnis zu anderen Teilen der Geschichte. Trotzdem gibt es Dinge, an die man sich halten sollte.
-==Wie man Atmosphäre erzeugt== 
===Wetter=== ===Wetter===
-Eine der klischeehaftesten Möglichkeiten die Stimmung einer Szene zu verdeutlichen.<br />+Manchmal erscheint es am einfachsten, einfach das Wetter für die Stimmung der Figuren sprechen zu lassen. Das hat aber fast mehr Haken als Vorteile, denn das Wetter tut eigentlich allzu selten genau das, was wir wollen, und es wirkt zu schnell kitschig.
-Es ist doch selbstverständlich, dass die Sonne scheint, wenn der Ritter siegreich aus einer gefährlichen Schlacht zurückkehrt oder es regnet, wenn der liebenswerte Junge von seiner Freundin verlassen wird, oder?<br />+Es gibt aber ein, zwei Tricks, mit denen man das Wetter für sich arbeiten lassen und Stimmung erzeugen kann.
-Es ist allerdings sinnvoll, beim Erzeugen einer Atmosphäre nicht ausschließlich auf das Wetter zu vertrauen, so ist es nur eine Unterstreichung oder auch Ironie.<br />+* Lasst eure Figuren ruhig mal an einem vogelzwitschernden Frühlingstag deprimiert sein oder verliebt durch einen nebligen und nasskalten November schlendern. Der Gegensatz unterstreicht die Atmosphäre, wenn ihr richtig damit umgeht und entweder die Figuren sich ihre Gedanken machen lasst oder selbst die Differenz beschreibt.
-Beispiel:+* Benutzt das Wetter, um körperliche Reaktionen zu verstärken. (Kopfschmerzen, Müdigkeit, Erkältung…)
-* Ihm war immer noch zum heulen zu mute, als er durch den Regen ging und zu den dunkelgrauen Wolken aufsah.+* Lasst euch nur in ganz wenigen Ausnahmesituationen dazu verleiten, das Wetter klischeehaft einzusetzen. Es spricht natürlich einiges dafür, eine Hochzeit nicht im Dauerregen zu beschreiben, solange ihr nicht eine gewisse Ironie oder Humor in der Szene haben wollt.
 +* Geht mit jeder Art von Wetterbeschreibung bedacht um. Zu viel wirkt schnell abgedroschen und billig.
-===Agilität=== 
-Auch die Schnelligkeit einer Handlung trägt etwas zu der Stimmung bei. 
-Eine Kampfszene wirkt viel mitreißender als eine Umgebungsbeschreibung. 
-Wobei auch gerade durch das Langsame an einer Handlung Atmosphäre aufgebaut werden kann.<br /> 
-Beispiel: 
-* Sie spürte, wie er sich neben ihr zu strecken begann. Langsam und vorsichtig ließ er seinen rechten Arm wieder sinken, legte ihn auf ihrer Sitzlehne ab und bewegte den Arm langsam zu ihr herüber, bis sie seine warme Hand auf ihrer Schulter spürte. 
-===Gefühle und Empfindungen===+===Gefühle===
-Die Atmosphäre verdeutlicht eigentlich nur die Empfindungen einer (meist der Haupt-) Person, verdeutlicht also, wie etwas auf diese Person wirkt, wie sie es empfindet.<br />+Auch wieder so eine Gratwanderung (was bei der Atmosphäre eigentlich immer der Fall ist)… Ihr wollt ja weder emotionslose Androiden noch kitschiges Dreigroschenroman Gesülze.
-Empfindungen sind in der Regel stark mit Gefühlen verknüpft, weshalb beides gut und im richtigen Maß beschrieben werden sollte, wobei es allerdings auch ganz auf die Situation ankommt. Möglicherweise kämpft der Charakter und schaltet dabei sein Gehirn aus, bzw. zurück, da wären zu viele Gefühle unpassend. Wenn ein Charakter aber zutiefst verletzt ist, sollten so viele Gefühle wie möglich beschrieben werden, da es ja ein innerer Konflikt ist.<br />+* Gefühle beeinflussen immer die Wahrnehmung der Charaktere. (Weswegen das Wetter nicht so eine grosse Rolle spielt. Einer gutgelaunten Person wird der Regen nichts ausmachen…) Ihr müsst durch die Brille eurer Figur die Szenerie betrachten. Je nach Gemütsverfassung werden andere Dinge bedeutsam erscheinen und auch anders wirken. Es kommt also nicht so sehr darauf, was ihr beschreibt, um eine Stimmung zu erzeugen, sondern wie.
-Beispiel:+* Körperliche Reaktionen miteinbeziehen. Muskeln spannen sich an, Pupillen erweitern sich, man bricht in Schweiß aus, der Herzschlag kann sich beschleunigen (und sogar „einen Schlag aussetzen“; was zwar nicht wirklich so passiert, aber sich so anfühlt), Atmung kann schmerzen, Geräusche erscheinen plötzlich lauter… Es gibt eine ganze Reihe an körperlichen Reaktionen auf Emotionen. Ihr seid der Schauspieler, der sich in die Rolle seiner Figur hineinversetzen muss. Was würde in eurem Körper vorgehen, wenn ihr kurz vor einem tödlichen Kampf steht, ihr gleich geküsst werdet, ihr verloren herumirrt…?
-* Er konnte es nicht fassen, dass sie ihn verlassen hatte. Jeder Herzschlag schmerzte und obwohl er es nicht wollte, weinte er. Wieso? Wieso musste das geschehen? Er wusste es, er liebte sie; es tat so endlos weh, dass sie ihn zurückgelassen hatte.+* Emotionen kann man benennen, oder aber umschreiben. Beides hat seine Berechtigung. Nur sollte man sich hier, wie auch überall sonst, nicht nur auf eines von beiden beschränken und sich vorher überlegen, was denn in der Szene nun angebrachter wäre.
-===Textaufbau=== 
-Auch wenn es sich komisch anhört, Atmosphäre hängt auch vom Textaufbau ab. 
-Wenn sich ein Text abwechslungslos (das kann vor allem bei Umgebungsbeschreibungen passieren) wie ein Kaugummi in die Länge zieht, ist das auch für den Leser beschwerlich, womit man bsp. Eine lange, öde Zeitspanne ausdrücken kann.<br /> 
-Beispiel: 
-* Es brannte schnell, fast rauchlos, es brannte gegen die Berge hin; gegen die Kenia-Berge, das Feuer war unterwegs im Elefenatengras, es hatte seinen eigenen Wind, und der wind schmeckte nach Rauch und Asche. (Aus: Lukas, sanftmütiger Knecht; Siegfried Lenz) 
-===Blickwinkel des Lesers===+===Tempo===
-Wenn man eine gewisse Atmosphäre aufbauen will, kommt es auch darauf an, wie der Leser die Situation sehen soll.+Sollte man eine Szene eher lange umschreiben, um eine bestimmte Atmosphäre zu erzeugen, oder sollten die Dialoge und Handlungen Schlag auf Schlag folgen? Das kommt natürlich ganz stark auf die Szene an. Umschreiben ist grundsätzlich eine gute Idee, der Leser will ja wissen, in was für einer Situation er sich befindet. Aber es gibt Ausnahmen:
-Ein Kuss kann wunderschön, gleichzeitig aber auch abschreckend und ekelerregend wirken.+* In einer Kampfszene haben nur die nötigsten Umschreibungen etwas verloren. Die Beschreibungen der Umgebung oder der Charaktere können allenfalls vor dem Kampf erläutert werden, aber kein Mensch will zwischen zwei blutigen Schlägen irgendetwas über die Haarfarbe des Helden wissen (ausser vielleicht, wenn Son Goku sich gerade in einen Supersayajin verwandelt hat).
-Beispiele:+* Wenn ihr eine humorvolle Szene schreibt, müsst ihr mit der Beschreibung auch sparsam umgehen. Der Leser soll ja, wenn du dann mal zur Pointe kommst, nicht den ganzen Witz schon wieder vergessen haben.
-* Sie öffnete den Mund und gewährte seiner Zunge Einlass. Sie spielte zärtlich mit der ihren und ein berauschendes Gefühl durchströmte den Körper des Mädchens.+* Wortgefechte kommen auch besser ohne viel Umschreibungen aus. Wenn es ein schlagfertiger Dialog sein soll, wirkt es genau wie beim Kampf natürlich nicht mehr sehr eindrücklich, wenn man sich lange Beschreibungen vor der cleveren Antwort anhören muss.
-* Er presste seine Lippen auf die ihren, seine nasse Zunge quoll in ihren Mund, drängte sich ihr auf und verbreitete einen Geschmack nach Zigaretten und Alkohol.+ 
-* Sie spürte, wie der Ekel in ihr aufwallte.+* '''Grundsätzlich gilt:''' Müssen die Figuren aus irgendeinem Grund „auf Zack“ sein, sollten die Beschreibungen auf kleiner Flamme mitköcheln und nicht brodeln, sonst fehlt der Atmosphäre der nötige Biss…

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Inhaltsverzeichnis

FF-Atmosphäre-FAQ

Wie erzeugt man eine Atmosphäre, mit der man den Leser in seinen Bann ziehen kann?

Zuallererst muss man sich sehr bewusst sein, was in einer Szene mit einem Charakter denn passieren soll, und was in ihm vorgeht. Der Leser wird von den Figuren durch die Geschichte getragen; die Atmosphäre muss die Figur tragen. Seid jedoch sehr vorsichtig, wie ihr das anstellen wollt.


Aufbau

Stimmungsvolle Umschreibungen machen nur dann Sinn, wenn sie auch mit der Handlung und den Figuren zu tun haben und die Geschichte voran bringen. Jeder Schreiberling hat da seinen eigenen Stil, und kaum einer benutzt genau gleich viele Beschreibungen im Verhältnis zu anderen Teilen der Geschichte. Trotzdem gibt es Dinge, an die man sich halten sollte.


Wetter

Manchmal erscheint es am einfachsten, einfach das Wetter für die Stimmung der Figuren sprechen zu lassen. Das hat aber fast mehr Haken als Vorteile, denn das Wetter tut eigentlich allzu selten genau das, was wir wollen, und es wirkt zu schnell kitschig. Es gibt aber ein, zwei Tricks, mit denen man das Wetter für sich arbeiten lassen und Stimmung erzeugen kann.

  • Lasst eure Figuren ruhig mal an einem vogelzwitschernden Frühlingstag deprimiert sein oder verliebt durch einen nebligen und nasskalten November schlendern. Der Gegensatz unterstreicht die Atmosphäre, wenn ihr richtig damit umgeht und entweder die Figuren sich ihre Gedanken machen lasst oder selbst die Differenz beschreibt.
  • Benutzt das Wetter, um körperliche Reaktionen zu verstärken. (Kopfschmerzen, Müdigkeit, Erkältung…)
  • Lasst euch nur in ganz wenigen Ausnahmesituationen dazu verleiten, das Wetter klischeehaft einzusetzen. Es spricht natürlich einiges dafür, eine Hochzeit nicht im Dauerregen zu beschreiben, solange ihr nicht eine gewisse Ironie oder Humor in der Szene haben wollt.
  • Geht mit jeder Art von Wetterbeschreibung bedacht um. Zu viel wirkt schnell abgedroschen und billig.


Gefühle

Auch wieder so eine Gratwanderung (was bei der Atmosphäre eigentlich immer der Fall ist)… Ihr wollt ja weder emotionslose Androiden noch kitschiges Dreigroschenroman Gesülze.

  • Gefühle beeinflussen immer die Wahrnehmung der Charaktere. (Weswegen das Wetter nicht so eine grosse Rolle spielt. Einer gutgelaunten Person wird der Regen nichts ausmachen…) Ihr müsst durch die Brille eurer Figur die Szenerie betrachten. Je nach Gemütsverfassung werden andere Dinge bedeutsam erscheinen und auch anders wirken. Es kommt also nicht so sehr darauf, was ihr beschreibt, um eine Stimmung zu erzeugen, sondern wie.
  • Körperliche Reaktionen miteinbeziehen. Muskeln spannen sich an, Pupillen erweitern sich, man bricht in Schweiß aus, der Herzschlag kann sich beschleunigen (und sogar „einen Schlag aussetzen“; was zwar nicht wirklich so passiert, aber sich so anfühlt), Atmung kann schmerzen, Geräusche erscheinen plötzlich lauter… Es gibt eine ganze Reihe an körperlichen Reaktionen auf Emotionen. Ihr seid der Schauspieler, der sich in die Rolle seiner Figur hineinversetzen muss. Was würde in eurem Körper vorgehen, wenn ihr kurz vor einem tödlichen Kampf steht, ihr gleich geküsst werdet, ihr verloren herumirrt…?
  • Emotionen kann man benennen, oder aber umschreiben. Beides hat seine Berechtigung. Nur sollte man sich hier, wie auch überall sonst, nicht nur auf eines von beiden beschränken und sich vorher überlegen, was denn in der Szene nun angebrachter wäre.


Tempo

Sollte man eine Szene eher lange umschreiben, um eine bestimmte Atmosphäre zu erzeugen, oder sollten die Dialoge und Handlungen Schlag auf Schlag folgen? Das kommt natürlich ganz stark auf die Szene an. Umschreiben ist grundsätzlich eine gute Idee, der Leser will ja wissen, in was für einer Situation er sich befindet. Aber es gibt Ausnahmen:

  • In einer Kampfszene haben nur die nötigsten Umschreibungen etwas verloren. Die Beschreibungen der Umgebung oder der Charaktere können allenfalls vor dem Kampf erläutert werden, aber kein Mensch will zwischen zwei blutigen Schlägen irgendetwas über die Haarfarbe des Helden wissen (ausser vielleicht, wenn Son Goku sich gerade in einen Supersayajin verwandelt hat).
  • Wenn ihr eine humorvolle Szene schreibt, müsst ihr mit der Beschreibung auch sparsam umgehen. Der Leser soll ja, wenn du dann mal zur Pointe kommst, nicht den ganzen Witz schon wieder vergessen haben.
  • Wortgefechte kommen auch besser ohne viel Umschreibungen aus. Wenn es ein schlagfertiger Dialog sein soll, wirkt es genau wie beim Kampf natürlich nicht mehr sehr eindrücklich, wenn man sich lange Beschreibungen vor der cleveren Antwort anhören muss.
  • Grundsätzlich gilt: Müssen die Figuren aus irgendeinem Grund „auf Zack“ sein, sollten die Beschreibungen auf kleiner Flamme mitköcheln und nicht brodeln, sonst fehlt der Atmosphäre der nötige Biss…


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