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[Rezension] Miri maßgeschneidert - Cosplay, Jeans und Rüschenträume Buchrezension, Miri maßgeschneidert

Autor:  Abschaum

Im Rahmen meiner ewigen Suche nach Beschäftigung durch lesen habe ich heute das Buch „Miri maßgeschneidert – Cosplay, Jeans und Rüschenträume“ gelesen. Für die Leser denen nicht bekannt ist worum es in dem Buch geht eine kurze Zusammenfassung in Form des Klappentextes:

 

„Miriam hat's nicht leicht: Ihre Eltern verlangen eine perfekte Vorzeigetochter, ihre Mitschülerinnen interessieren sich nur perfekte Outfits und hübsche Jungs, und ihre Leistungen in der Schule ... alles andere als perfekt. Aber die 15-jährige Gymnasiastin hat eigene Vorstellungen von einem perfekten Leben. Gemeinsam mit Svenja, einer erfahrenen Cosplayerin, bereitet sie sich auf eine ganz besondere Rolle vor − denn die beiden Freundinnen haben sich zur Teilnahme am Cosday in Frankfurt angemeldet. Dass dazu ein selbstgeschneidertes Kostüm gehört, ist noch eine der kleineren Hürden, die Miriam auf ihrem Weg in die Cosplay-Welt zu nehmen hat.“

 

Soweit so gut. Klingt nach keinem Werk der hohen Literatur, sollte aber erträglich sein. So dachte ich es mir jedenfalls. Angesichts der unteren Grenze der laut Carlsen angestrebten Zielgruppe (14 bis 17 Jahre) kann ich den recht einfach gehaltenen Schreibstil zumindest teilweise verzeihen. Obwohl ich persönlich zu behaupten wage, dass ich in diesem Alter bereits in der Lage war „komplexer“ gehaltene Romane zu lesen und zu verstehen.

Die Idee hinter der Story ist auch nicht unbedingt schlecht, doch denke ich, dass man sie besser hätte umsetzen können. Ich werde nicht auf jedes Detail, das mir nicht gefallen hat eingehen, aber es gibt genug. Beispielhaft greife ich mir aber hier das ein oder andere heraus.

Da wäre zuerst einmal der Hauptcharakter, Miriam, der sich das Ziel gesetzt hat als erstes Cosplay ein aufwändiges, viktorianisches Kleid zu nähen und damit auch gleich an der DCM teilzunehmen. Ich schwanke an dieser Stelle ein wenig zwischen zwei Standpunkten. Der erste wäre: „Chapeau, Mädchen, dass du dir das zutraust.“, der andere geht eher in Richtung „Maßlose Selbstüberschätzung“. Von meinem persönlichen Standpunkt aus betrachtet, sage ich, dass es definitiv ungewöhnlich ist so mit dem Cosplayen anzufangen. Ich bin mal so dreist zu behaupten, dass die wenigsten hier das getan haben was die gute Miriam hier macht. Aber gut, jedem das seine. Immerhin hat sie Hilfe beim Nähen in Form der äußerst hilfsbereiten älteren Nachbarin (äußerst praktisch natürlich).

Dann wären da ein paar kleine Dinge, wie die Tatsache, dass die Welt aus mehr als nur Deutschland, Österreich und der Schweiz besteht (es tut mir ja Leid, aber wenn ich mich mit „Cosplayern aus der ganzen Welt“ austauschen will nutze ich definitiv andere Seiten) und, dass man Emo nicht „EMO“ schreibt (Vorschläge was diese geheimnisvolle Abkürzung bedeuten soll nehme ich gerne entgegen). Außerdem muss ich an dieser Stelle anmerken, dass mir der Ausdruck „ein paar GB schreiben/hinterlassen/was-auch-immer“ bis zum heutigen Tage unbekannt war (obwohl ich bereit bin, das auf mein gesetztes Alter von 19 Jahren zurückzuführen).

Mit der größte Kritikpunkt ist allerdings der Umstand, dass ich im Text dieses Buches tatsächlich Smileys finden durfte. Ich rede nicht einmal über die eingebauten SMS- und Chat-Nachrichten, die wiedergegeben werden, sondern über den normalen Fließtext. Ich denke eine Sache die so relativ jeder, der es schon einmal gewagt hat seine Kreativität zu nutzen um eine Fanfiction zu schreiben hat früh gelernt, dass Smileys in Geschichten nichts zu suchen haben.

Ein weiterer großer Kritikpunkt ist für mich, dass dieses Buch als „Nippon Novel“ beworben wird. Ich mag dieses Wort nicht erfunden haben, doch verstand ich darunter eigentlich Werke von japanischen Autoren, die im Manga-Stil illustriert sind. Für mich resultierte die Bezeichnung „Nippon Novel“ eher aus der japanischen Herkunft des Werkes. Scheinbar sollte ich diese persönliche Definition aber überdenken, da ich „Miri maßgeschneidert“ eher als simples illustriertes Buch eingeordnet hätte.

 

Ich persönlich ziehe aus der Lektüre dieses Buches das Fazit, dass ich mich fast schon sträube dieses Werk als Buch zu bezeichnen und wage zu behaupten, dass ich in den fast 14 Jahren die ich dieses Hobby betreibe vermutlich kein schlechteres Buch gelesen habe (und ich habe viel gelesen), oder es zumindest äußerst erfolgreich verdrängt habe. Wie bereits eingangs erwähnt wage ich zu behaupten, dass auch die altersmäßig angestrebte Zielgruppe deutlich komplexere und sprachlich hochwertigere Texte lesen und verstehen kann (ich zumindest habe in diesem Alter Eragon, Harry Potter und Dune, um nur einen winzigen Bruchteil zu nennen, verschlungen (von den wunderbaren Schullektüren, wie „Merchant of Venice“, „The handmaid's tale“ oder „Frühlingserwachen“ und „Das Parfum“ mal ganz abgesehen)).

Einziger Lichtblick waren für mich die Illustrationen, die ich durchweg mochte.

Alles in allem hätte ich die Zeit in der ich dieses Buch gelesen habe vielleicht besser mit dem Lesen eines anständigen Buches (meinetwegen auch einer guten Fanfiction) verbracht.