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Es war schön...

Autor:  Schmusejacke
Es ist vielleicht ein wenig komisch zu sagen, aber wenn ich so darüber nachdenke - und das liegt ja alles noch keine fünf Stunden zurück - war es eine wirklich schöne Beerdigung. Heute, um 14.30 Uhr war die Beerdigung meiner Oma. Ich hatte gestern Abend schon sehr damit zu tun gehabt, es war alles so ein erdrückendes Gefühl, und nun war es heute so weit. Und ich denke, dass es gut so ist. Jetzt ist dieser Abschnitt beendet und ich kann weitergehen.
Sie ist am 22.12.11 um 8.15 Uhr selig eingeschlafen. Und auch wenn das noch gar nicht so lange her ist, war diese Zeit dazwischen schrecklich. Man kam einfach nicht zur Ruhe. Ich hab zwar nicht mehr so viel geweint in der letzten Woche, aber diese Unruhe ist noch unerträglicher.
Auf dem Friedhof angekommen, war ich schon überrascht, wie groß die Familie von der Seite meines Vaters doch ist. Ich habe dort Leute gesehen, die kannten mich nur, wie ich halb so groß wie jetzt war. Meinen Onkel habe ich auch seit fünf Jahren nicht gesehen, meine Cousine seit beinahe zehn Jahren nicht mehr. Und die Frau meines anderen Onkels habe ich auch endlich kennen gelernt. Wir waren ein großer bunter Haufen und alle waren wir zusammen gekommen um meine Oma zu verabschieden.
Es gab einen Menschen, der fehlte. Mein Vater. Er ist letzte Woche zusammengebrochen und seit dem auch nicht mehr ansprechbar. Er konnte sich von seiner Mutter auf diese Weise nicht verabschieden, aber der Prediger hatte so schön gesagt, dass er das gewiss auf einem anderen Weg macht. Er wird bestimmt auch die ganze Zeit gedanklich dabei gewesen sein. Er war zwei Tage vor ihrem Einschlafen noch bei ihr gewesen und hatte ein letztes Mal mit ihr gesprochen.
Eine Stunde hat die Trauerfeier gedauert. Mein Opa hatte das während der ganzen Zeit sehr gut weggesteckt, ich war diejenige, die von Anfang bis Ende geweint hatte. Albern meinte mein Opa, dass ich doch bitte noch zwei Liter heute trinken sollte, damit ich nicht vollends verdröhige. Und auch jetzt wollen meine Tränen noch nicht wirklich verebben. Ich hab gedacht, dass es endlich gehen würde, aber es geht nicht. Ich sitze hier und die Tränen rollen nur so vor sich hin. Aber vielleicht kann ich all das so besser verarbeiten, wenn ich es nieder schreibe. Darüber geredet habe ich vorhin schon mit meiner anderen Oma. Es ist alles nicht einfach, aber es geht voran. Wir dürfen jetzt nicht stehen bleiben, das Leben geht weiter und so würde es meine Oma auch wollen.

Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Psalm 23,1

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Datum: 10.01.2012 21:11
Es ist keine Schande, zu weinen und seine Trauer offen zu zeigen. Ich habe vor knapp anderthalb Jahren als mein Opa beerdigt wurde auch von Anfang bis Ende geweint. Mir hilft der Gedanke, wie du ja bereits weißt, sehr viel, dass er jetzt an einem besseren Ort ist, wo er eben nicht mehr leidet und da ist deine Oma jetzt auch. Einen geliebten Menschen gehen zu lassen, ist niemals einfach, aber wie du selbst geschrieben hast, geht das Leben dennoch weiter. Bei mir hat es ein halbes Jahr gedauert bis ich nicht mehr mit Weinen angefangen habe, sobald ich daran dachte, dass mein Opa nicht mehr unmittelbar für mich greifbar ist.
Ich denke trotzdem, dass wir zuversichtlich sein können, in ein paar Jahrzehnten wieder mit den geliebten Menschen vereint zu sein, die vor uns gegangen sind.
Und denk an die Bingorunden mit Jesus ;)

(Sorry, der musste sein...)
Ich hab dich ganz dolle lieb und denk dran: Du bist nie allein!
When you can fall for chains of silver
You can fall for chains of gold
You can fall for pretty strangers
And the promises they hold
Datum: 18.01.2012 21:30
Ich weiß ganz genau, wie du dich fühlst.
Mein Opa verstarb letztes Jahr am 10. Dezember. Meine Mutter und ich hatten ihn davor noch oft bei meiner Oma besucht, was ich schrecklich fand, da er bereits um den Tod bettelte...
Es waren die schlimmsten Tage meines Lebens und als wir uns dann ablenken wollten und in Berlin auf dem Weihnachtsmarkt waren, da erfuhren wir, dass er gestorben war.

Auf der Beerdigung war ich auch die Einzige, die die ganze Zeit über geweint hatte, aber mir war bewusst, dass mein Opa nun keine Schmerzen mehr hatte.
Bei mir hatte sich der Verarbeitung des Todes meines Opas in meinen Bildern gezeigt. Er war Kapitän und ich zeichnete ein Seemannsgrab in das Bild, was wir gerade malen sollten. Andere Bilder folgten.

Sei dir sicher, dass du Menschen hast, die bei dir sind egal wie schlecht es dir geht. Deine Oma ist nun vom Leiden erlöst und kann ruhen. Und wir müssen unsere Großeltern stolz machen!

Liebe Grüße
Lisa
"Von Zeit zu Zeit seh ich den Alten gern
Und hüte mich, mit ihm zu brechen.
Es ist gar hübsch von einem großen Herrn,
So menschlich mit dem Teufel selbst zu sprechen."


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