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Kleine Stoffkunde coplay, nähen

Autor:  Hoellenhund

Ich will nicht behaupten, dass ich, was die Stoffauswahl für Cosplays angeht, ein Profi bin. Aber die Erfahrung zeigt, dass man Stoffe - auch dann, oder insbesondere dann, wenn man sie im Internet bestellt - nicht nur nach der Farbe auswählen sollte :D Wenn man den Stoff also nicht anfassen kann, muss man zumindest grob mit den Begriffen für verschiedene Stoffarten vertraut sein.

Hier eine kleine Auswahl, mit der ich schon Erfahrungen sammeln konnte:

Stoffarten

Batist
Sehr dünner Baumwollstoff. Ideal für Blusen oder dünne Kleider.

Baumwollköper
Sehr dicker Baumwollstoff, ca. 370g pro laufender Meter. Hat eine auffällige Struktur (Schrägstreifen), erinnert an Jeans-Stoffe. Recht steif, viel Stand.

Fahnentuch (auch: Segeltuch)
Mitteldicker Baumwollstoff. Hat Stand, aber trotzdem einen schönen Fall und meist eine schön glatte Oberfläche. Verwende ich im Cosplay-Bereich allgemein eigentlich am liebsten.

Fleece
Fühlt sich so ähnlich an wie Filz, den ihr vielleicht vom Basteln kennt, ist allerdings etwas weicher und kuscheliger. Er ist zwar nicht dehnbar, aber von Haus aus ein wenig flexibel.

Jersey
Sehr dehnbarer Stoff, vor allem für Sweatshirts und T-Shirts. Eigentlich gut für alles, das körpernah geschnitten ist und keinen Verschluss hat. Würde man so einen Schnitt z.B. aus reiner Baumwolle nähen, könnte man das Kleidungsstück hinterher wahrscheinlich kaum oder gar nicht anziehen.

Kunstleder
Die preiswerte Variante von Leder. Gibt es in verschiedenen Qualitäten. Ich kenne es relativ dick und sehr sehr steif, was es schwierig macht, es zu verarbeiten. Nicht alle Nähmaschinen können durch Kunstleder nähen.

Leder
Die echte Variante aus Tierhaut. Sehr fest, etwas strenger Geruch. Im Gegensatz zu Kunstleder allerdings relativ weich, weshalb es sich besser verarbeiten und angenehmer tragen lässt. Aber auch echtes Leder können nicht alle Nähmaschinen verarbeiten.

Leinen
Grob gewebter Stoff, den es in verschiedenen Stärken zu kaufen gibt. Er fällt trotz seiner eher rauen Oberfläche recht weich und lässt sich auch kaum in Form bügeln. Die klassische Wahl für den authentischen Mittelalterlook.

Lycra
Sehr elastischer Stoff für Bade- und Tanzkleidung. Wer schon mal einen Badeanzug in der Hand hatte, weiß, wie sich Lycra anfühlt.

Organza
Wird als Deko-Stoff, nicht als Bekleidungsstoff gehandelt. Er ist sehr dünn und leicht und extrem durchsichtig. Für spezielle Kleidungsstücke (z.B. Überwürfe) aber durchaus geeignet.

Pannesamt
Hat eine unregelmäßige, haarige Oberfläche. Sollte man nur verwenden, wenn man die Optik wirklich beabsichtig. Der Stoff ist mitteldick, fällt sehr weich und ist relativ warm. Wie Fleece ist er eigentlich nicht dehnbar, lässt sich aber ein wenig ziehen.

Polarfleece
Wie Fleece, nur eine deutlich dickere Qualität (etwa doppelt so dick). Meiner Ansicht nach deutlich besser für Bekleidung geeignet als normaler Fleece.

Popeline
Mitteldicker Baumwollstoff mit feiner Webung. Zum Beispiel für Faltenröcke gut geeignet.

Satin
Weicher, fließender Stoff mit einer stark glänzenden, kühlen Oberfläche. Meistens aus Polyester.

Stretch
Alle Stoffe, die dehnbar sind, werden als "Stretch-Stoffe" bezeichnet. Sie enthalten in der Regel einen Elastan-Anteil, der den Grad der Dehnbarkeit bestimmt. Je mehr Elastan, desto dehnbarer der Stoff. Einige Stoffe lassen sich nur in eine Richtung dehnen (hier beim Zuschneiden aufpassen!), andere sind "Querelastisch" und lassen sich in beide Richtungen gleichermaßen dehnen. Stretch-Stoffe beim Nähen NIE ziehen! Es sei denn, der Rüschenlook ist beabsichtigt.
Die besten Ergebnisse erziehlt ihr bei stark dehnfähigen Stoffen, wenn ihr mit Zickzack-Stich näht. So bleibt auch die Naht in einem gewissen Umfang elastisch. Man kann auch mit elastischem Faden nähen, aber das muss die Nähmaschine können und es ist normalerweise auch wirklich nicht nötig (bei Lycra würd ich vielleicht drüber nachdenken)

Im Zweifelsfall bei der Stoffauswahl immer auf die Stoffempfehlung in eurem Schnittmuster achten^^

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Datum: 13.04.2014 09:05
>Baumwollkörper
köPer. ohne r. Zeichnet sich insbesondere durch die Struktur aus, diese schrägen Streifen, die man sieht - wie Jeansstoffe, die immer in Köperbindung gemacht werden.
Vorsicht, dieser Diskussionspartner könnte für Kinder ohne Ahnung nicht geeignet sein, da er pedantisch und mit linguistischer Feinheit Argumente zerfleddern kann.
("A man shouldn't die with no understanding of why he's been murdered" - Matthew Stover)
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Datum: 13.04.2014 13:18
Wo wir schon bei Korrektur sind: Stretch. Da fehlt ein "t".^^'

Ansonsten sehr gute Auflistung. Für mich als angehende Schneiderin vielleicht nicht nötig, aber andere können das sicher gebrauchen. Aber selbst ohne Ausbildung sind einem irgendwann die typischen Stoffe bekannt, wenn man weiß, was man will oder nicht ausschließlich im Internet bestellt. Dann merkt man auch irgendwann, was man suchen muss.
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Datum: 13.04.2014 19:06
Danke für die tolle Ergänzung! ♥
Autoren sind vogelfrei
Sobald einer ihrer Texte an die Öffentlichkeit gerät.
Das ist ein Berufsrisiko
Doch für ein angekratztes Ego zahlt keine Versicherung...
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Datum: 15.04.2014 19:35
Zum Thema Echtleder und Leder: Gibt es beides in dickeren in dünneren Varianten, das ist nicht begrenzt.
Im Echtlederbereich gibt es auch Stärken die dick genug sind um als "Rüstleder" benutzt werden zu können und es gibt auch die weicheren Stärken, die meistens auf der unterseite gewonnen werden, wenn oben das "gute" Leder abgespalten wird. Da fallen dann Qualitäten wie "Velourleder" oder der gleichen drunter.
Beachten sollte mal bei echtleder auch immer die "wuchsrichtung" des Tieres. Das ist auch sehr leicht die Länge des Leders gibt nicht nach, in die Breite wo auch ein Tier breit werden würde ist meistens etwas flexibler, zumindest wenn es sich um dünne Lederhäute handelt. Da sollte man eben auch beim Zuschnitt drauf achten, wie bei normalen Stoffen.

Bei Kunstleder bleibt zu sagen: Da gibt es prinzipiell auch alles in allen erdenklichen farben und dickere Qualitäten haben nach meiner Erfahrung zu 99% eine Stoffseite auf der Rückseite.
Das häufige Problem das viele Nähmaschinen mit vor allem glatten leder dann haben ist wenn man glatt auf glatt legt sich die lederstücke verschieben (und plötzlich hat man unten nen rand stehen), was ich selbst noch nicht ausprobiert habe, was aber angeblich helfen soll ist dann das glatte Leder mit doppelseitigem Klebeband zu fixieren für die Zeit der Naht.

Wenn man Leder verarbeitet sollte man auch zwangsweise immer zu einer guten ledernadel greifen. Prüft man indem man mal dran langfährt. Sobald es harkig ist auswechseln: Sonst beschädigt es das Leder und die Maschine hats schwerer durch zu kommen.

Generelle Tipps: Wenn man auf einem Stoff nicht draufsteht was drin ist und der Verkäufer es auch nicht weiß : Flämmprobe verlangen.
Das heißt kleines Stück abschneiden, oder Fäden reichen häufig aus und mit nem Feuerzeug anflämen.
Wenns langsam anfängt zu kokeln isses Natufaser, wenns stinkt und zusamenschmorrt zu 90 % Plastik.

Und wenn man mal die perfekte Farbe gefunden hat es aber in stretchqualität braucht: Die Teile im 45° Winkel zur Webkante zuschneiden. Stoffe sind nämlich im Viereck gewebt und in der Diagonalen leicht stretchig. Verursacht zwar meist einen erhöhten Stoffverbrauch, aber dadurch sitzen feste Stoffqualitäten dann auch wie angegossen.

So ich könnt jetzt wohl noch ne weile weitere machen aber das war mir grad wichtig XD
Denk was du willst, den Gedanken sind frei!
Tu was du tun must was ist schon dabei?
Denk was du willst, es ist mir egal!
Du kannst mich nicht ändern, du hast keine Wahl!


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