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Augen überall – Die Diskriminierung des Nerds Diskriminierung, Erwachsenwerden, Persönliches

Autor:  Lorena
Liebe Leserin, lieber Leser. Ich bin mir bewusst, dass nur wenige meinen Weblog abonniert haben, die wirklich noch großartig in der Manga-Szene unterwegs sind… aber erinnert euch zurück an die Zeit in der ihr es noch wart.
Erinnert ihr euch an die Blicke die ihr geerntet habt? Die Blicke die sagen ‚Oh mein Gott was liest die/der denn da? Ist der/die nicht zu alt dafür??‘. Die Blicke die euch die ganze Bus- oder Zugfahrt über begleiten, bis ihr das Manga ausgelesen habt und es wieder wegsteckt.
Ich muss mich nicht erinnern, denn die Hobbies denen ich mich zugewandt habe, haben einen noch schlechteren Ruf. Mangas sind mittlerweile ja doch halbwegs salonfähig. Womit ich meine Zeit vertreibe allerdings nicht. Überhaupt nicht. Ich lese seit nunmehr beinahe 4 Jahren sowohl US-Comics als auch Extended Universes (EU), vorwiegend zu Star Wars.
Ich tue dies nur noch selten in der Öffentlichkeit, nein nicht, weil es mir peinlich ist, sondern weil mir die Bücher und Graphic-Novel Sammelbände/Heftchen zu unhandlich im Bus sind. Aber noch bis vor einem halben Jahr habe ich regelmäßig im Bus gelesen und immer das oben genannte Bild erfahren. Kinder sind da natürlich toller. Die mögen es wenn du auf dem Cover groß das Star Wars Logo hast, vor allem Jungs sind ja richtig toll. Oder wenn Batman irgendwen niederkloppt, da muss das Cover nichtmal richtig gut sein. Es ist Batman!
Erwachsene haben sich wenigstens noch halbwegs im Griff aber von Leuten meines Alters oder ein wenig darunter (Teenager) habe ich oft einen permanenten, penetranten Blick im Nacken, oft die ganze 45 minütige Busfahrt hindurch. Sieht man dann auf und sie an, sehen sie natürlich ganz schnell weg. Ja Leute immens unauffällig, was?

Wenn ich aufgehört habe das zu machen, wieso schreibe ich dann JETZT einen Weblogeintrag dazu?
Naja ganz einfach, ich habe vor einigen Tagen wieder angefangen ein Star Wars Buch zu lesen. Zuhause. Einige Continuityfehler sind mir da ins Auge gesprungen, auf diese wirke ich trainiert. Ich maße mir also an, diese Tatsache irgendwann gegenüber meinem Vater, der ja Star Wars mäßig auch kein unbeflecktes Tuch ist, fallen zu lassen und ernte folgendes: Aufseufzen, Augen verdrehen. Was kommt bei mir an? ‚Meine Tochter hat den Bezug zur Realität verloren.‘ Reagiere ich über? Vielleicht, aber mein Vater kann das richtig gut.
Ich bin ja der Meinung, dass man so reagieren darf, wenn ich dem Jeditum beitrete und die Macht verehre, mich Meisterin Lonnah Rhe nenne und in Kutten herumlaufe. Gut dann darf man schon heftiger reagieren, aber wenn ich Continuityfehler in irgendeinem anderen Buch erkenne, reagiert doch auch keiner so, oder? Wieso dann bei Star Wars?
Im Allgemeinen scheint Star Wars bei meinen Mitmenschen gerne diese oder ähnliche Reaktionen hervorzurufen. Unter meinem Freundeskreis ist es ein kleiner Running Gag Nonnen Pinguine und Mönche Jedi zu nennen (tragen sie reinschwarze Kutten kann schonmal Sith daraus werden). Das Problem war nur, offenbar verstehen das andere – selbst Star Wars Fans – allerdings selbst dann nicht, wenn man es erklärt. Nein es wird einem Realitätsverlust vorgeworfen. ‚Dir war aber schon klar, dass das kein Jedi war… oder?‘ Nein, das wr ein Jedi. Das hat man doch eindeutig gesehen! Natürlich.
Ja ich bin Fan. Ja ich kenne mich etwas besser aus als der Durchschnitts-ich-habe-alle-6-Filme-gesehen. Habe ich deswegen jetzt den Verstand verloren?
Ich schweife ab.
Ich habe mich bei meinen Eltern über diese Reaktion beschwert und den Sachverhalt erklärt, dass man schon auf offener Straße angestarrt wird etc etc. Da will ich zuhause eigentlich ohne blöde Blicke oder Kommentare meinen Hobbies nachgehen dürfen. Die Antwort? ‚Wenn du soetwas in der Öffentlichkeit liest, musst du mit den entsprechenden Reaktionen rechnen.‘
Passe dich an oder du wirst blöd angestarrt. So wird also heutzutage Individualität gefördert. Cool. Wusste ich nicht. (Merkt man, dass mich das aufregt?)
Ich persönlich finde ja nicht, dass man unbedingt angestarrt werden muss wenn man Comics und EUs liest. Wenn man in der Öffentlichkeit das Kama Sutra liest… ja gut ok. Aber bei eigentlich doch relativ normaler Literatur finde ich, ist das nicht nötig.
Irgendwann kann man nur noch mit einer Papiertüte über dem Kopf in den Comicladen gehen oder sowas in der Art. Ja das ist jetzt überzogen aber dann sieht man nicht mehr wer das kauft. Gelesen wird nur daheim. Pass dich an. Mach nichts anderes. Funktioniere und sonst nichts. Was anders ist wird verbannt. Clockwork orange!
Funktioniert so Diskriminierung/Rassismus gegenüber Nerds? Ich beneide einen Bekannten von mir gar nicht. Schwarz und Nerd? Doppelbelastung.
Es kotzt mich auf jeden Fall an. Ja ich glaube der geneigte Leser hat das bereits gut bemerkt.
Auf jeden Fall… Ich traue es keinem von euch regelmäßigen Lesern zu, aber wenn ihr irgendwen etwas ungewöhnliches lesen seht… starrt nicht und tuschelt nicht. Das nervt.

PS:
Labor Richter war zum schluss nur noch A-richtulös. Aber sowas von. Fuck that shit!
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Datum: 19.10.2009 21:26
Wenn ein Fan sich mit den Romanen/Sequels/Prequels/Spielen etc. auseinander setzt und beim Lesen kritisch bleibt, halte ich das für eine ganz tolle Sache.
Das hat nichts mit der klassischen Nerd-Rage zu tun, bei der ich zwar auch manchmal die Augen verdrehe, aber da ich gern zugebe, in diversen Bereichen durchaus selbst ein Nerd zu sein, denke ich, kann man mir das nachsehen.

Ich kenne das Problem durchaus, allerdings ärgere ich mich nicht mehr darüber. Eine Zeitlang hat mir das schon ein wenig wehgetan, wenn mich Leute im Bus oder der Bahn wegen meinen Büchern (Rollenspiel-Regelwerke größtenteils) dumm angeglotzt oder über mich gekichert haben, aber inzwischen geht es mir ziemlich am Hintern vorbei. Irgendwann hat sich ein gewisser Gleichmut eingestellt und da du offenbar gern zu deinem Fandom stehst, hast du auch genug Rückgrad, über solchen Dingen zu stehen.
“Whoever knows he is deep, strives for clarity; whoever would like to appear deep to the crowd, strives for obscurity. For the crowd considers anything deep if only it cannot see to the bottom: the crowd is so timid and afraid of going into the water.”

- Friedrich Nietzsche
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Datum: 31.10.2009 03:06
Comics und vor ALLEM Star Wars sind heute sehr viel Salonfähiger, als das früher der Fall war. Gut, Star Wars war es ja eigentlich immer. ;) (war man jetzt nicht der absolute nerd, aber das wissen die Leute ja normalerweise nicht)
Nur weil dem Kind gefällt was du liest ist das schlimm? Freu dich doch lieber - und vielleicht schauen manche auch nicht abfällig, sondern nur neugierig, weil es sie interessiert, oder sie es sogar selbst schön finden? Man kann auch immer alles schlecht reden. Und wenn man dann sieht, dass einen jemand anstarrt, kann man darauf reagieren.
Dass man komisch angeschaut wurde war doch schon immer so, las man Comics / Mangas. Aber gerade bei einem Buch, sei es auch Star Wars, kann ich mir nicht vorstellen dass die Leute komisch schaun, wenn du's nicht gerade groß vor die Nase aller hältst könnte es ja alles sein und zumindest ich kenne das noch so, dass in den öffentlichen Verkehrsmitteln viele Leute gelesen haben. Wen sollte das also stören? Star Wars ist zudem eh Kult, die meisten Leute sind damit aufgewachsen und haben zumindest die Filme gelesen, warum sollte in Zeiten in denen jeder auch Harry Potter gelesen hat, man kein Star Wars Buch lesen dürfen?

Zorn führt zu Wut und Wut, der erste Schritt zur Dunklen Seite ist! So calm down, young Padawan. ;)
Wir haben uns vorgenommen, im Leben zu nichts zu kommen. Was uns auch Gott sei Dank, bisher gelang!
Trinkfest und Arbeitsscheu sind wir United treu! Ja so leben wir, so leben wir.
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