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Gedichte

Autor:  eente
Irigendwie hab ich Lust, nen paar Gedichte reinzustellen die ich im I-net gefunden hab, darunter geb ich natürlich an von wem es ist.

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Der Mensch

Empfangen und genähret
Vom Weibe wunderbar,
Kömmt er und sieht und höret
Und nimmt des Trugs nicht wahr;
Gelüstet und begehret
Und bringt sein Tränlein dar;
Verachtet und verehret,
Hat Freude und Gefahr;
Glaubt, zweifelt, wähnt und lehret,
Hält nichts und alles wahr;
Erbauet und zerstöret
Und quält sich immerdar;
Schläft, wachet, wächst und zehret;
Trägt braun und graues Haar.
Und alles dieses währet,
Wenn's hoch kömmt, achtzig Jahr.
Dann legt er sich zu seinen Vätern nieder,
Und er kömmt nimmer wieder.

Matthias Claudius

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Trost

Tröste dich, die Stunden eilen,
Und was all dich drücken mag,
Auch das Schlimmste kann nicht weilen,
Und es kommt ein andrer Tag.

In dem ew'gen Kommen, Schwinden,
Wie der Schmerz liegt auch das Glück,
Und auch heitre Bilder finden
Ihren Weg zu dir zurück.

Harre, hoffe. Nicht vergebens
Zählest du der Stunden Schlag,
Wechsel ist das Los des Lebens,
Und – es kommt ein andrer Tag.

Theodor Fontane

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Prostitution

Was soll das sittliche Gekreisch
Verdammend die und jene?
Am Tische hasst nur der das Fleisch,
Der selber ohne Zähne.

Franz Grillparzer

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Nach der Schlacht

In Maiensaaten liegen eng die Leichen,
Im grünen Rain, auf Blumen, ihren Betten.
Verlorne Waffen, Räder ohne Speichen,
Und umgestürzt die eisernen Lafetten.

Aus vielen Pfützen dampft des Blutes Rauch,
Die schwarz und rot den braunen Feldweg decken.
Und weißlich quillt der toten Pferde Bauch,
Die ihre Beine in die Frühe strecken.

Im kühlen Winde friert noch das Gewimmer
Von Sterbenden, da in des Osten Tore
Ein blasser Glanz erscheint, ein grüner Schimmer,
Das dünne Band der flüchtigen Aurore.

Georg Heym

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Einsam

Den Sieg gewann das tapfre Heer gemeinsam,
Den Schlachtenplan entwarf der Feldherr einsam;
Zum Garbenschnitt wetteifert die Gemeine,
Der Sämann ging saatstreuend ganz alleine;
Den Dichtersang, vererbt von Mund zu Munde,
Gebar der Einsamkeit geweihte Stunde;
Der Leiden Quellen fluthen allerwegen,
Der Heilquell rieselt einsam, abgelegen;
Genuß und Leid des Alltags ist gemeinsam,
Der höchste Stolz, der tiefste Schmerz bleibt einsam.

Anastasius Grün

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Was wird mir jede Stunde...

Was wird mir jede Stunde so bang? –
Das Leben ist kurz, der Tag ist lang.
Und immer sehnt sich fort das Herz,
Ich weiß nicht recht, ob himmelwärts;
Fort aber will es hin und hin
Und möchte vor sich selber fliehn.
Und fliegt es an der Liebsten Brust,
Da ruht's im Himmel unbewusst;
Der Lebestrudel reißt es fort,
Und immer hängt's an Einem Ort;
Was es gewollt, was es verlor,
Es bleibt zuletzt sein eigner Tor.

Johann Wolfgang von Goethe

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Das Glück

Der Mensch ist unglücklich,
weil er nicht weiß,
dass er glücklich ist.
Nur deshalb.
Wer das erkennt
der wird glücklich sein,
sofort,
im selben Augenblick.

Da gabs keine Angabe vom Schreiber.

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So drängt und treibt...

So drängt und treibt sich alles vorüber...
unmerklich kommt es und verblinkt,
Welle auf Welle hebt sich und sinkt,
was trüb, wird hell, was hell war, trüber.
Du selber trittst dir als Fremder entgegen,
und was dir hochheilig einst schien und groß,
du frägst dich und lächelst und spottest fast drüber:
wie war es nur möglich! wie konnte man bloß!
wie konnte man zweifeln dabei und zögern,
es lag doch so einfach, so glatt und so klar,
wie konnte man sich darüber erregen,
da alles doch selbstverständlich war!

Schon aber drängt auch das vorüber...
du merkst kaum, wie es versinkt und verrinnt,
wie es leise zu anderem übergaukelt,
wie schon eine neue Welle beginnt
und dich auf ihre Höhe schaukelt!

Cäsar Flaischlen

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