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Breaking Bad Chemie: farbloses Crystal Chemie

Autor:  Major
Generelle Erklärung

- Methylamphetamin ist ein Betäubungsmittel ohne Verschreibungsfähigkeit. Was nicht verschrieben werden kann, soll man auch nicht nehmen.
- Ich stelle Methylamphetamin weder her, noch habe ich jemals welches konsumiert, noch habe ich dies jemals vor. Besessen habe ich nie welches und werde ich auch nicht.
- Ich heiße die Herstellung, den Vertrieb und den Konsum von Methylamphetamin für NICHT gut!
- Ich möchte hier keinesfalls zur Herstellung oder den Konsum von Methylamphetamin aufrufen.
- Dieser Eintrag ist lediglich eine theoretische Diskussion über die chemischen Hintergründe der TV Serie "Breaking Bad" und soll die Theorie auch niemals verlassen.

In den Anfängen der Serie sieht man Kochstellen zur Herstellung von Methylamphetamin aus Pseudoephedrin von Junkies. Alles ist dreckig, zum Teil wird in schmodderigen Marmeladengläsern gearbeitet und das Produkt aus der Synthese ist meistens braun bis schwarz. Methylamphetamin ist jedoch ein farbloser Feststoff, was uns schon entgegenschreit, wie verdreckt diese Produkte von betreffenden Junkies überhaupt sind. Das ist auch der eigentliche Grund, warum Meth einen regelmäßigen Konsumenten davon so derbst zerstört: Die Nebenprodukte sind oftmals giftiger als die Spätfolgen des Meth selbst. 

Ich kann daher gut nachvollziehen, dass Walter sofort denkt "das kann ich besser!". Als Chemiker kann man das einfach besser, weil man weiß, worauf es ankommt. Eine Synthese selber ist eigentlich gar nicht das Problem einer Reaktion. Richtig kniffelig wird es danach: Bekomm dein Produkt mal sauber als Reinstoff hin! Das ist eigentlich DAS zentrale Problem aller chemischen Synthesen, ich kann da ein Lied von singen (und ich kann nicht singen, also woll das auch keiner hören).

Aber fangen wir lieber mal mit der Synthese selber an. Als Einsatzstoff kommt Pseudoephedrin ins Glas. Das kann man frei in Apotheken in irgendwelchen Erkältungsmittelchen kaufen.



Zur Schreibweise: Organische Chemiker befassen sich meistens mit so großen Molekülen, dass sie malfaul werden. Und das passiert schon im dritten Semester Chemie bei uns. Ich habe die faule Organikerschreibweise mal oben gemalt und eine Version der voll ausgeschriebenen Schreibweise darunter gemalt. Ein Strich zeigt also eine Bindung zwischen zwei Kohlenstoffatomen, das wird mit Wasserstoffatomen aufgefüllt. Ein Stich ins Nirgendwo, so wie bei dem N da unten bedeutet eine Methylgruppe "CH3".

Jetzt sehen wir uns die beiden Moleküle mal an. Der einzige Unterschied ist offensichtlich die Hydroxygruppe ("-OH") am Pseudoephedrin, die zu viel ist. Die muss weg. Zuerst habe ich dann natürlich selber überlegt, wie würde ich die wegmachen? Das war dann sehr umständlich und auch sehr giftig, also habe ich mich mal informiert, wie man das schnell und weniger giftig machen kann. Und das funktioniert in einer "einfachen" Reduktion:



Iodwasserstoffsäure und roter Phosphor. Der rote Phosphor ist nicht ganz so einfach zu bekommen, aber Walter kann sich da ja einfach in der Schule bedienen. 

In der Uni gab es eine Experimentalvorlesung, in der alle 4 Phosphore auf eine Metallrinne gelegt wurden. Es gibt weißen, roten, violetten und schwarzen. Und alle sind unterschiedlich reaktiv. Der Reihe nach wurden sie geordnet, das reaktivste nach außen und dann die Bunsenbrennerflamme unter den unreaktivsten Phosphor. Theoretisch hätten sie alle gleichzeitig brennen sollen. Aber irgendwie wurde da mal wieder nichts draus, so wie immer, wenn Chemie auf die Sekunde reagieren soll.


Das ist eigentlich eine schöne und schnelle Reaktion. Man muss nur einmal was machen und reinigt dann durch Umkkristallisieren, denke ich mal. Das ist wie Kristalle züchten: der Stoff wird in Lösung gebracht in etwas, worin es sich nur in Siedehitze gut löst, ansonsten eher mäßig. Der Stoff und das Lösemittel werden zusammen aufgekocht und dann abgekühlt. Je schneller angekühlt wird, desto kleiner werden die Kristalle. Kühlt man sehr langsam ab und gibt ihgnen Zeit zu wachsen, kommen sehr dicke Brocken heraus. Hier nutzt man aus, dass Kristalle SEHR ordentlich sind und den ganzen Dreck, der nebenbei entsteht, nicht am Kristallisieren teil haben lassen. Der Dreck bleibt in Lösung und kann weggewaschen werden.



Letztendlich bekommen Walter und Jessie mit dieser Methode ein Mengenproblem. Interessanterweise setzt dies beim Pseudoephedrin an und nicht beim roten Phosphor. Es muss dann eine Herstellung ohne Pseudoephedrin ran, davon später mehr.



Zum Schluss möchte ich auf diesen coolen Chemieblog verweisen:

http://anorg-chemie.blogspot.de/
Er ist sozusagen ein Stück Literatur. Ein weiteres Stück ist das Organikum, die Datenbank Reaxys und die Datenbank SciFinder. Chemiker ziehen sich nicht alles selber aus der Nase, sie schlagen vor allem nach. Das ist immer schwer an Erstis zu vermitteln.


Falls etwas lückenhaft oder unvollständig geworden ist, bitte ich, dies anzumerken, dann verbessere ich gerne. Falls einer der Websitebosses diesen Eintrag hier nicht sehen will, bitte anmerken, dann lösch ich das Ganze wieder.

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Datum: 26.01.2013 16:26
Meeeh, voll scheiße es, du kannst ja gar nix! Wo ist der Reaktionsmechanismus??!!!

Öööhm... Phosphor + OH-Gruppe -> Phosphoroxidischer Brei....
D:
Ich sehe keine Signaturen. Deine auch nicht. Aber du siehst meine, Pech gehabt.
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Datum: 26.01.2013 16:46
Major:
> Meeeh, voll scheiße es, du kannst ja gar nix! Wo ist der Reaktionsmechanismus??!!!
>
> Öööhm... Phosphor + OH-Gruppe -> Phosphoroxidischer Brei....
> D:

Genaaauuu wo ist der Reaktionsmechanismus im Detail? :o

Und wie funktioniert das ganze von Codein zu Desomorphin, würde mich auch mal interessieren. (Ich weiß immerhin, warum das "Krok" wie die Russen das nennen so giftig ist, dabei entsteht weißer Phosphor, hat mir ein netter Dr Chemiker schonmal erzählt, nur den Reaktionsmechanismus nicht :( )

Nicht dass ich das nachmachen möchte ... ist nur reines Interesse eines ehem. Chemiestudenten :D
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Datum: 26.01.2013 17:17
ChemDraw? :D
Das nächste Mal mit allen Reaktionspfeilen, Bedingungen und Kochvorschriften. Zudem solltest du noch erwähnen, das Aspirin Complex Peudoephedrin enthält!

Als nächstes in Majors Weblog:
- Do-it-yourself-Druglab
- Drogenboss für Dummies
- Chilenische Hühnchenrezepte für Dummies

Good's Regel:
"Wenn der Lösungsweg nicht auf dein Problem passt, dann ändere einfach das Problem."
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Datum: 26.01.2013 17:39
WDCorp:
> ChemDraw? :D
Was sonst? ;)

Auf Kochvorschriften verzichte ich absichtlich. Da werde ich später auf eine spezielle noch einmal ein klein wenig eingehen, aber auch nicht wirklich. Wenn man sich auf dünnem Eis bewegt, muss man nicht noch Bleiziegel mitschleppen.

Die Versuchsvorschrift zum Hühnchenrezept kann ich natürlich raufgeben, aber letztendlich schmeckt das Hühnchen immer am besten, wenn man es kurz vor dem Servieren durch Falaffel ersetzt.

Ich sehe keine Signaturen. Deine auch nicht. Aber du siehst meine, Pech gehabt.


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