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Wie ist eigentlich eine Chemie-Con? Chemie, Event, Slash

Autor:  Major
Ich hab mal über Chemie-Con gejammert, bevor ich da war. Damals sollte es darum gehen, direkt nach der LBM nach Rostock weiter zu fahren zur Katalyseconvention. Und das wären dann 6 Tage Con am Stück gewesen. Bei dem Gedanken alleine war ich schon bedient.

*
Hier* nachzulesen.

Wir sind dann nicht nach Rostock gefahren, aber nach Lyon geflogen zu den European Silicon Days. Weil Siliciumchemie und so. Die gingen Mittwoch los und endeten Connichifreitag. Und Connichisamstagmorgen bin ich dann mitm IC los nach Kassel. 

Aber wie ist es da eigentlich? Connichi kennen wir ja. 
Also das war jetzt meine dritte Chemiecon und ich muss sagen, die Con in Bremen war cooler. Die war halt total riesig und Silicon-Europe ist eher wenig bedient, daher waren eher wenige da und wenig Programm. Ich möchte mal das Wort "Gammelcon" dazu sagen. Also vergleicht das mit kleinen Cons.

Oh und was man da macht: Man stellt den anderen seine coole wissenschaftliche Arbeit vor. Das kann man als Vortrag machen, aber auch als Poster. Bei uns war das so, dass der Chef einen Vortrag gemacht hat und wir 4 Poster gemacht haben. In der Posersession steht man dann vor seinem Poster und die Leute gucken sich das an und stellen einem dann Fragen.

Und jetzt möchte ich das alles in Bildern erzählen.



Es ging los am Streik-Dienstag der Lufthansa mit der Lufthansa. Wer gute Augen hat, kann da "Cityline" auf der Maschine lesen, das ist eine Kooperation der Lufthansa mit anderen Fluggesellschaften und daher darf nicht gestreikt werden. Der Flug ging nach München und dann mit einer anderen Cityline weiter nach Lyon in Franzeckien.

Die kleinen Flieger sind cooler zum Fotografieren, weil man per Treppe rein muss und nicht über diese Gates laufen kann.



Fluffige Schneewelt *__* Wolken von oben. 



Unser "Follow me"-Car. Den Job würde ich auch gerne mal einen Tag lang machen.




"Welcome to Munich" steht da auf dem Bus. Damit wurden wir vom Flugzeug abgeholt und ins Gebäude gebracht.




Die Lufthansa hat im Gebäude Automaten mit freien Heißgetränken. Ich wollte einen Kräutertee haben, drück auf Hot Water... jedenfalls dachte ich das. Da kam braune Brühe raus und ich hatte Hot Chocolate erwischt. Der Tee diffundiert natürlich sofort in den Kakao aus. Aber ich muss sagen, das war einer der coolsten Kakaos, die ich je getrunken habe! Der war wirklich speziell.



In München gabs dann noch einen Kameraladen mit billigen Schnäppchen gleich zum mitnehmen. Ich hatte aber schon eine Kamera dabei und nicht mehr genug Platz in der Tasche, sonst wär die natürlich meins gewesen. Für den Preis selbstverständlich.



Lyon aus dem Hotelfenster. Überall diese beigen Hochhäuser! Überall! Nur im Stadtkern gab es klassizistische Gebäude, der Rest war hässlich und Ghettoähnlich. Nur die Leute sahen nicht so abgeranzt aus, es saßen keine bettelnden Kinder rum und die Bauarbeiter waren alle knackig.



Irgendwann kamen wir auf der eigentlichen Chemie-Con an. Die ist auf dem Lyoner Unigelände in der Grignardstraße (Insider für Metallorganiker). Die Pförtnerin der relativ bunt gemischten Uni sprach NUR französisch. Da war das hinkommen doch etwas schwer, unser Schulfranzösisch reicht nicht.
Das hier ist der eine Hörsaal, in dem die Plenarvorträge (die langen Vorträge) und die kleineren Vorträge liefen. Die andere Hälfte der kleineren Vorträge war parallel woanders, aber da bin ich nicht hin gegangen. Die Stühle waren einfach zu bequem hier.



Das ist der Eingangsbereich. Auf den blau betuchten Tischen gabs immer Kaffeepause, einmal morgens und einmal nachmittags. Der weiße Tisch ist die Anmeldung und Information. Wenn man wie die beiden Anzugherren hinter der Info rechts rein geht, kommt man runter zum Hörsaal. Geht man geradeaus, kommt man zu den Postern. Mehr gibts auch nicht an Orten.



Franzosen sind nicht so rassistisch wie Deutsche und stellen auch den Kannibalen spezielle Getränke bereit. 



Hier können wir das Programm in Echtzeit lesen. Das ist french efficiency! Genau so effizient wie die Pförtnerin. 



Unsere Contüte ohne Tüte. Das Programm mit zwei Mensagutscheinen, einer Liste mit den Leuten, die da sind, ein Kuli und ein Druckbleier. Eigentlich braucht man nicht mehr, aber die TÜTE wäre schon cool gewesen. Zum Glück stand draußen ein Chemikalienhändlerstand, der Baumwollbüddel verschenkt hat. 



Einer der Plenarvorträge. Es ging um phosphorstabilisierte Silylenkomplexe. Also da klebt so ein Phosphor an einem unglücklichen Siliciumatom, weil Silicium ja eigentlich immer 4 Homies hat, aber ein "Silylen" immer nur 2 Homies hat. Mit dem Phosphor hat es dann 2,5 Homies und ist nicht mehr so ganz unglücklich. 
Und das ganze kann man dann fast wie Metallkatalysatoren nehmen. Vorteil: Silicium gibts wie Sand am Meer *hoho*, Platin und Rhodium sind aber schweineteuer und begrenzt. Also mega cool. Als der Japaner-Homie von dem Vortragenden bei uns in der Uni das vorgetragen hat, sind alle vor Erfurcht erzittert, weil das so cool ist.
Der Japaner ist halt der werdende Neuprofessor und dieser hier bildet ihn aus.



Der coolste Vortrag: Hier ging es um Silylkationen. Silicium will ja 4 Homies, das wissen wir bereits und hier hat Silicium nur 3 Homies und ist positiv geladen. Wer eine positive Ladung hat, braucht auch eine negative und die drei Anionen, die wir dafür benutzen sind da gerade abgebildet. 
Das ganz linke zu machen dauert eine ganze Woche. Die beiden anderen noch länger.



So siehts im Posterraum aus. Lauter Posterwände, wo man sein Poster anclippen kann und die Leute lesen das dann oder schauen nur die Bilder an. Deswegen hab ich nur ganz wenig Text. Meines ist das weiße da hinten, das ich nicht näher abbilde weil. Ja weil Internet und so. Wir schreiben gerade an der Veröffentlichung.
Wie schon gesagt, braucht alleine das Anion ne ganze Woche zum gekocht werden und meine eigentlichen Verbindungen brauchen noch viel länger und sind zickig wie doof - aber man kann ja nie wissen.



Das ist die Uni und die Gignardstraße. Voooooooll schön. Genau so wie diese vielen beigen Hochhäuser. Ich hab mich sehr unwohl gefühlt und möchte beruflich niemals in Lyon landen.



Da waren wir drin, noch eines der schönsten Gebäude.



Andere Länder, andere Sitten. Wir verstauen unsere Gasflaschen im Gebäude in speziellen verschlossenen Gasschränken, wo sie vor Sonne und Fummlerhänden geschützt sind. Hier knallt die Sonne prall auf Wasserstoffflaschen und die beiden Kaliber ganz vorne sind sogar für jedermann einfach aufschraubbar. 



Und dann ging es nach Hause! Aber nicht mit der Lufthansa, die haben viel zu tun gehabt, endlich mehr Geld zu bekommen. Ich finde das sinnvoll, aber es sah die ganze Zeit so aus, als wenn ich nicht mehr zur Connichi kommen kann. Dann konnten wir aber umbuchen auf Swiss Airline nach Zürich und von da den Ostfriesischen Lufttransport nach Bremen. Ein witzges Propellermaschinchen. Elendig laut in dem Kasten aber cooool! Und sie hatten keine Topmodelstuadess, sondern eine ältere (40 ist für den Job ja schon "alt") breite Dame. Das fand ich super! Dieser ganze Businessquatsch kann einem echt auf die Eier gehen und da war die Ostfriesen Airline deutlich entspannter. 

Am nächsten Morgen gings dann mit dem Zug nach Kassel ;) Und dort konnte ich mich entspannen, was ich noch nie bei einer Con geschafft habe. Das in Lyon hatte mich echt fiese gestresst.

Die Schweizer haben übrigens 50% des Gepäcks verbummelt. Swiss efficiency halt.
Und... als ich damals 2005 von Hamburg nach Stuttgart flog, gabs gerade frisch die Verordnung, dass es in 1h-Flügen kein Essen und kein Trinken mehr gibt. Gabs dann auch nicht. Aber ich hatte jetzt 4 1h-Flüge und in jedem wurde man mit Mampfe und Trinke zugebombt! Das war auch etwas nervenzerreibend, weil man kaum Zeit hatte, zu lesen. Immer musste man irgendwas machen. Beim Starten seinen Mageninhalt an der Stelle halten, dann nach dem iPod suchen, dann kam auch schon das erste Getränk, die Stöpsel hatten sich in der Tasche verheddert. Die Stöpsel des iPods waren noch nichtmal richtig frei gemacht, da kommt die Dame mit dem Trinkenmülleimer. Endlich Stöpsel frei gemacht, da kommt die Dame mit dem Salat. Essen. Stöpsel- oh, die Dame mit dem Mülleimer für die Salatverpackung. Stöpsel wieder verheddert beim Müll abgeben. Durchsage: Landeanflug, bitte alle Geräte abstellen! iPod unbenutzt wegpacken.
Aber der Salat war gut.
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Datum: 10.09.2012 22:27
Ich werde meine Azubis jetzt auch mit den Worten Homies glücklich machen, ich glaube das finden die irgendwie lustiger und vielleicht einprägsamer.

Grignardstraße.
Natürlich.

Das MPI ist im übrigen an der Celsiusstraße. Das ist nicht so cool, wie Grignardstraße. Aber wir sind ja auch keine Metallmenschen, wir machen mit Wasser und Kohlenstoff und so.
"Begeisterung ist der zusätzliche Funke, der dich zu etwas Großartigem macht!" [Mary Kay Ash]

http://marydawson.tumblr.com/
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Datum: 11.09.2012 01:42
tolle Con, aber, obwohl die Locations doch ein wenig
an Enterprise TNG gemahnen, anscheinend wenig Cosplayer.
Zumindest ein paar Moleküle hätte man cossen können, oder Kolben...


tja, und die Gassicherheit... in Deutschland
wimmelt es eben von Kriminellen, Deppen und Terroristen,
während Frankreich ausschließlich von Genies und Engeln
bevölkert ist.
"Safe? No you aren't safe. There are a billion things out there ready to burn your whole world, but if you want to think you are safe just so you can sleep at night, then you're safe, but not really."- The Doctor
Datum: 11.09.2012 01:49
Sehr genialer, Eintrag, da will ich doch glatt auch mal auf ne Chemie-Con. ^^ Na ja, was noch nicht ist, wird ja wohl noch werden.
Die Art der Erklärungen gefiel mir sehr gut, vor allem die "Homies" xD.




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