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Schockverdauung

Autor:  hekari

ICh muss mir ein wenig den Schock von der Seele schreiben.

Für alle die, die es nicht wissen können. Meine Mutter betreibt eine Gaststätte in unserem kleinen Kuhdorf. Und da ich ja im Moment bei ihr wohne, "muss" ich ihr ab und zu helfen. Das tu ich viel zu selten und enttäusche sie damit sehr. Doch ich hasse die Gastronomie und alle Jobs, die damit zusammenhängen.

Bei einigen Familienfeiern helfe ich dann mit. Das schlimme an diesen Veranstaltungen sind die Kinder.

Versteht mich nicht falsch. Ich mag Kinder, auch bei diesen Feiern. Man muss zwar die ganze Zeit mit Stolperfallen auf Kniehöhe rechnen, doch das ist reine Übungssache. Auch das Gekreische und der Lärm der aufgedrehten Winzlinge nehme ich gerne in Kauf.

Was mich wirklich aufregt  sind die Eltern, die scheinbar Gaststätten mit Kindergärten verwechseln. Die Kleinen düsen durch unsere Räume, reißen Tischdecken runter und greifen an heiße Dishtöpfe, watscheln in die Küche und kommen hinter die Theke. Die Eltern gehen anscheinend davon aus, dass wir sie beaufsichtigen würden.

Natürlich, reiße ich die kleinen Hände von den Töpfen weg und ermahne die Kurzen, dass sie hinter der Theke nichts zu suchen haben. Ich mag die Kinder unserer Stammgäste, die schon zu mehreren Veranstaltungen bei uns waren. Diese Kiddys stehen dann da und belehren andere Zwerge, dass man das nicht darf und jenes nicht tut, sie fragen mit Bitte und Danke nach Getränken und stehen nicht arg so viel im Weg. Heh, schließlich haben wir zum Beispiel bei Vanessa schon sechs Jahre Erziehungsarbeit hinter uns.

Am schlimmsten finde ich es, wenn die Kinder im Flur gelassen werden. Ja, bei uns ist es eng. Und der Bewegungsdrang von Kindern kann nicht ausgelebt werden zwischen den Omas und Opas. Das reicht mir trotzdem nicht als Grund, sie im Flur machen zu lassen, was sie wollen. Da ist eine Treppe zu unserer Privatwohnung und oben hocken meine Hunde und regen sich tierisch über den Lärm auf.

Gestern hatten wir so eine Feier mit fast vierzig Leuten drin. Zehn Kinder von null bis acht Jahren. Ein kleiner Zweijähriger war die ganze Zeit schon quengelig, heulte und jammerte rum. Die Mutter gab ihm Spielzeug und Snickers, ließ ihn am Kuchenbüffet rumtatschen, wollte sofort Milch für ihren Sohn von mir. Die Frau hat mich genervt, unerträglich wichtig diese Person einfach nur anstrengend.

Irgendwann zwischendurch sah ich den Kleinen nicht mehr, und dachte jemand würde mit ihn draußen im Schnee spielen.

Dann gab es einen wahnsinnigen Rumms, der den Boden wackeln ließ. Als nächstes ein herzzerreißendes Gebrüll aus voller Lunge.

Seit vierzehn Jahren hängen wir zu Feiern, die Tür des Klubraums aus. Eine große schwere Tür, mit Glasscheiben, die dann im Flur an der hintersten Wand steht, bei der Küchentür, wo keine Gast was zu suchen hat.

Unter dieser lag jetzt der Kleine den Kopf durch das zerborsten Mittelfenster, mit lauter Scherbenstücken um seinen Hals und schrie um sein Leben.

Der Schock ging mir durch und durch. Eigentlich war ich nur erleichtert, dass er überhaupt so schrie, denn dann würde, was auch immer kaputt war, wieder heilen. Von den paralysierten Erwachsenen reagierte erst mal keiner. dann wurde der Kleine von meienm Vater und dem Opa befreit. Erst da kam die Mutter und brach in hysterisches Geschrei aus.

Ganz ehrlich. So leid es mir für den Kleinen tat, der Mutter hätte ich am liebsten die Augen ausgekratzt. So eine unmögliche Frau, die nicht mal wusste dass ihr Sohn im Flur spielt. Der hatte voller Neugierde einfach versucht diese große Tür aufzumachen.

Dem Kleinen ist nichts weiter passiert, er war noch bis zehn Uhr nachts  da, wir schenkten ihm einen Truck, er fiel die Stufe neben der Theke runter, wir schenkten ihm ein Malbuch, er griff beim Büffet an den heißen Topf, obwohl Mutti die schon nach ganz hinten stellt, ich machte ihm ein buntes Kindermixgetränk.

Ein wenig zittere ich immer noch, wenn ich daran zurückdenke. Naja, trotz blauen Rücken ist ihm kaum was geschehen, puh...

 

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Datum: 12.03.2006 21:03
Das bekommt man das kalte Grausen.
Ein Wunder, dass dem Kind da nicht viel passiert ist (und das bei solchen Eltern, die nach dem Prinzip "Survive of the fittest" zu leben scheinen - naja, vielleicht ist das in einigen Fällen auch gar nicht mal so verkehrt...).
Smile, it makes people wonder what you are thinking.

Teenies verboten! http://animexx.4players.de/community.php/Animexx-Adult/
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Datum: 24.03.2006 16:40
oh mein Gott o.o
na die Mutter kann froh sein dass ihrem Jungen nich mehr passiert iss ~
Scheint auf alle Fälle sehr stressig bei dir zu sein!
+Carpe Noctem+
Datum: 30.01.2007 16:39
Ich kenne das, bin auch ein Gastrokind...
Auch wenn ich nicht direkt da wohne, werde ich bei Notfällen immer eingespannt.
Und das mit den Kindern... ja...
bei uns ist es eine Hauptstraße, auf die die Kinder gerne mal rennen, wenn die verblödeten Eltern nicht aufpassen... oder die ein wenig steile Kellertreppe und die Treppe zur Wohnung, die sie gerne mal runterfallen...
Ich kenne das und fühle mit Dir (auch wenns schon ein paar Tage her ist), aber der Beitrag hätte von mir sein können, so von Deinen Erfahrungswerten her!


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