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Aus Hekaris Ruthe-Tagebuch:

Autor:  hekari

Das hab ich damals zwischen Hinundherhetzen von Stall zu Stall niedergeschriebn, daher der Stil.

 

(Zur Erklärung: Ruthe ist ein Landwirtschaftspraktikum für Tiermedizinstudenten. Ein besonderes Angebot auf einem Lehr- und Forschungsgut in dem kleinen Ort Ruthe.)

 

 

Ruthe

 

Wir schreiben das Jahr 2001, Sternzeit 16 06 6:50.

 

Verpennt.

 

Wie immer hat Anke es sich so lange überlegt, mich zu wecken, dass ich selbst feststelle: „Keine Zeit irgendwas zu schaffen.“

Ich bin erleichtert, dass ich meine Tasche Sonntagnacht um zwölf Uhr Mitternacht gepackt habe (nach acht Stunden Spätschicht)

Ich weiß ja zu meinem vermaledeiten Glück da auch noch nicht, dass mein Film, der Block und der von Anke dringend gewünschte Fön fehlen. Autsch!!

 

Ich eile, ich düse, ich pfusche und ich schwitze.

Den Hund hat Anke gestern zu Nicole gebracht, die nach vier Wochen intensivster Dogsittersuche breitgeschlagen wurde, beide Flohtransporter zu übernehmen.

 

Gunhilt

Tine(nie)

Eltern(Urlaub)

 Anki

Julia

Erich

 Tina und

 

 

Nicole

Ich vermisse ihn *schnüff*

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Das Kaninichen will ich in den Flur stellen. Noch Trinken einpacken. Müll raus. Erichs Geschenk. Anke nicht fertig. Ich erledige alles.

Dann steht sie schon drängelnd am Auto.

Ich hinters Steuer. Schnell Überlegung:

„Geld, Papiere?“

„Ja.“

Wir sind fast am Ostkreisel. Ich atme auf.

Es wird zwar knapp, aber wir schaffen es bestimmt gerade noch rechtzeitig bis acht Uhr Ulrike und Sascha abzuholen und dann noch Anja. Es bereitet mir geringes Kopfzerbrechen, wie um alles in der Welt ich das Gepäck von fünf Leuten plus diese selbst unterbringen soll...

Da kommt Anke in ihrer trockenen Art mit der Botschaft rüber:

„Wir müssen noch mal zurück!“

Sie hat Anki, die auf Katzen und Kaninchen aufpassen will keinen Schlüssel hingelegt.

Also zurück.

Zwölf Minuten Verlustzeit.

LKW vor uns.

Alles Scheiße!

 

 

Anja ist verstaut. Ich habe übrigens keine Jacke mit. Es gießt aus Kannen.

Inzwischen schlägt die Uhr schon halb neun unsere vorgegebene späteste Ankunftszeit. Während ich nach Ruthe düse, meckern alle an meinen Fahrstil. Zu Recht. Hätte uns fast auf einen Corsa draufgesetzt(gedanklich den Clio tätschelt).

Trotzdem nervt es mich. Sie hätten ja auch mit Bahn oder selbst fahren können.

 

Derweil ich versuche vernünftig dahinzurasen, wird ausgemalt, was man mit uns macht, wenn wir dort später ankommen (Wahrscheinlichkeit 100%). Interessante Möglichkeiten tun sich auf, die ich versuche zu verdrängen.

Oberpeinlich! Zuerst rennen wir wie kopflose Hennen herum, weil wir auch nicht die geringste Ahnung haben, wo denn alle hin sind. Anke, wie immer ohne Skrupel, tippelt prompt in die Kantinenküche, findet die Köchin, welche uns den Konferenzraum zeigt.

Süry, der Leiter ist mitten in den ersten Erläuterungen. Wir wie, geprügelte Hunde, schleichen rein, bezahlen Geld und setzen uns auf den Präsentierteller.

Alles zusammen eigentlich ein Scheißanfang, der eine äußerst interessante und erfreuliche Woche einläutete.

Nicht übermäßig toll, wie der Index 3B zeigt.

Doch trotzdem würde ich es jederzeit wieder machen.

 

Zuerst Jungvieh bei Jens Klase. Erzählt viel, aber durchaus interessant.

Futtermittel- und Tierhygienetheorie durchgeschlafen, wie etwa fünfzig Prozent der anderen auch.

Immer vier Termine pro Stall zweimal morgens und nachmittags.

 

Melken planmäßig vier Uhr dreißig tatsächlich fünf Uhr, hat mir sehr gefallen, bis auf Güttje den Melker, zählt die Tage bis zum Ruhestand und ist sexistisch hoch drei, hört Heimatmusik.

(es gibt in Ruthe zwei parallele Haltungssysteme für Milchkühe, einmal alternativ und dann mit Melkroboter).

Hammer war die Technik mit der wir Fenster putzen sollten,

Repräsentativer Stall.

Ich fand Fensterputzen ok. Aber so?

-         mit Eimer Wasser an Fenster schmeißen

-         mit Stiefelbürste schmieriges Fenster schrubben

-         wieder Wasser dran schmeißen

-         abziehen

Einer schmeißt, einer holt Wasser und einer schrubbt.

 

Total sinnlos!

 

Ferkel kastrieren. Ich fand es nicht schön, die armen unschuldigen Tiere mit unseren stümperhaften Versuchen zu quälen, doch ich denke, wir haben viel gelernt.

Schweinestall bei Wischnersky, der das Bedürfnis hat sich bis auf die Unterhose auszuziehen und umherzustolzieren. (Vor jedem Stallbetreten zieht man frische Overalls an.)

Die Absetzer erinnerten mich an „Babe“. Sonst war es laut und grausam, z.B. als Anja und ich ohne Anleitung Eisen spritzen und Schwänzchen abkneifen mussten.

 

Als Nächstes Mastgeflügel.

Puten sind doof und Moschusenten nicht für die Massenhaltung geeignet. (Dunkel, stinkig, stark verletzt und lahm) (MUSS DAS SEIN?)

Puten gehen nicht weg, wenn sich ihnen ein Stiefel nähert.

Ach ja, Gang putzen und ständig dumme Sprüche von Timo, dass er das schneller und besser kann. (Quer über die Geflügelmastställe geht ein Gang mit großen Fenstern, für Führungen von Promis, z.B. Schröder, die ja nicht staubig werden wollen.)

 

Dann Legehennen. Drei Haltungsformen. Käfighaltung(fünf Hennen auf einen A3 Block), ausgestalteter Käfig(mit Nest, Sandbad, 15 Hennen in Relation auf denselben Raum, mit Stange und Krallenfeile) und Volieren-Haltung(auch als Bodenhaltung bekannt, dieselbe Zahl Tiere pro Quadratmeter, wie in den beiden anderen Formen, nur frei umher flatternd. Sehr dreckig!)

Hauptsächlich Eier sortiert, während Frau Hoffmann(mit Kopftuch und Staubmaske – uns stand kein Schutz zu) uns belehrt, Gewicht und Güteklasse der Eier.

 

Am letzten Abend Party mit Grillen. Schön und lecker. Eis gekauft. Fünf Leute in Clio stopfen und nach Sarstedt rumpeln, Eis suchen...

 

Letzter Tag ich sitze in Tierhygiene, bin sauer auf Anke und Anja.

 

Sonst schaue ich bitter in die...

 

Zukunft?

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Datum: 17.07.2005 13:31
Wetten, es gäbe noch mehr Vegetarier, wenn die Leute wüssten, wie die Tiere teilweise bis zu ihrer Schlachtung gehalten werden; wie dreckig (normal dreckig!) es auf einem Bauernhof zugeht?!
Das ist schon ein gewaltiger Unterschied zu dem sauberen, rosaroten Fleisch, das am Ende zwischen Plastikgemüse und zerstoßenem Eis in der Theke liegt. *g*
Smile, it makes people wonder what you are thinking.

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