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Einzelposting: Comicpreis "Peng!" 2011 - die Gewinner


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Von:    Azamir 28.06.2011 16:23
Betreff: Comicpreis "Peng!" 2011 - die Gewinner [Antworten]
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>> Und wenn, wie oben irgendwo erwähnt, alle für diesen Wettbewerb in einem gewissen Stil zeichnen müssen, geht die eigene Note von dem Zeichner flöten und dann macht das keinen Spaß mehr. :\

>Hä? Wo hast du das denn jetzt gelesen? Es geht nicht um einen Wettbewerb, es geht um einen Comic-Preis.

wo genau ist der unterschied? Wettbewerbe geben ein Thema vor und verteilen Preise. Das Thema des "Wettbewerbs" war "Manga"/"dt. Manga" und der Preis war die Auszeichnung.

@ "objektivierung der kriterien" und "kein unterschied zu cosplay"

Es gibt einen himmelweiten Unterschied zum Cosplay - denn Cosplay (zumindest in der DCM) wird nach der Ähnlichkeit zur Bildvorlage beurteilt. ja, die Performance spielt mit rein, aber sie ist nicht das einzige Kriterium. Es gibt hier ganz objektive Kriterien, denn ob die Farbe des Stoffs der auf dem Bild entspricht oder ob ein Kleid einen V- oder Rundhals-Ausschnitt hat, sind vollkomen objektive Tatsachen, die nicht von jedem Betrachter unterschiedlich gesehen werden können.

"Strichführung", "Hintergrundgestaltung", "Rastereinsatz", "Zeichentechnik", "Erzähltechnik", "Originalität" usw. - Das sind alles keine Dinge, die in Kategorien von "absolut richtig" und "absolut falsch" einzuordnen sind, und deren "Richtigkeit" im Auge des betrachters liegt. Ich finde es grandios, wie Narumi Kakinouchi (Vampire Miyu etc.) mit wenigen zarten Strichen elegante Charaktere zaubert. Dass Kaori Yuki dafür mehr Striche braucht, macht ihre Kunst aber nicht weniger "richtig" oder weniger "schön". Auch bei der Hintergrundgestaltung gibt es kein Richig oder Falsch, insbesondere da es ja auch vom Setting abhängt, wie der Hintergrund aussieht - in Sci-Fi, Jetzt-Zeit und Fantasy natürlich ganz unterschiedlich! Auch ob man jetzt in der Natur unterwegs ist oder in einer Stadt, macht da Unterschiede. Rastereinsatz ebenso, es gibt Zecihner, die wenig mit Rasterfolien arbeiten, teilweise auch mit Handschraffuren, was auch sehr gut aussehen kann. Zeichentechnik ist eh höchst individuell und kaum vergleichbar, und auch für Erzähltechniken gibt es keine absoluten Maximen - ein nicht-chronologischer Aufbau der Geschichte kann vollkommen gut und sinnvoll sein, und ein ange Geschichte ist halt anders erzählt als eine kurze. Originalität ist auch etwas, was nicht absolut bewertet werden kann - Eine neu abgewandelte Thematik kann genauso "originell" sein, wie ein ganz neues Setting, in dem aber die Charaktere im Endeffekt genauso handeln, wie in 500 anderen Serien auch.

Für eine objektive Bewertung braucht es eine Messlatte, an der man vergleichen kann. Aber wer kann bestimmen, was "richtig" ist, wenn es um Kunst geht?

Ich arbeite in der Yual-Jury hier auf Animexx mit, und ich kann definitiv sagen: wir empfehlen genau deswegen nur "lesenswerte Geschichten", weil wir uns nicht anmaßen, zu sagen "dieses hier sind die besten und richtigsten Geschichten". Wir sagen: diese Geschichten sind besonders lesenswert. Weil sie objektive Grundregeln der deutschen Rechtschreibung und Grammatik befolgen und unsere Jury nicht gelangweilt haben, weil jede von ihnen irgendwas besonderes hat, was uns angesprochen hat. Weil wir denken, dass sie noch mehr Leuten gefallen könnte, die sie noch nicht gelesen haben.

Aber wir sagen das auch monatlich für einige Geschichten. alle 2 Jahre zu sagen "dieses Eine Ding ist das allerbeste, was es aktuell auf dem Markt gibt", ist ne sehr hochtrabende Annahme. Da wird schnell an der Kompetenz der Jury gemäkelt, erst recht wenn eben was oben landet, das man persönlich für "weniger gut findet", als andere Werke.

Ich bin mit der Auswahl der deutschen Manga sweit zufrieden, Ich finde David Fülekis Stil weniger schön als den von Anna Hollman, Struwwelpeter hat für mich persönlich also nicht den ersten Platz "verdient". Und da stimmten wohl viele andere Leute auf Animexx mit überein, sonst wäre dieses Ergebnis nicht so wie es ist. Ja, es ist kein vollkommen objektives Ergebnis (Ich bin auch eher ein Freund von Jurypreisen), aber es ist imho auch kein vollkommen unnachvollziehbares Ergebnis, alle drei Zeichner haben mit den prämierten Werken Sachen abgeliefert, die tatsächlich leute gelesen haben und gut fanden.

Und Jurypreise haben im Aubau einfach immense Probleme, weil man eine Jury aufbauen muss, die kompetent und engangiert ist, auch wenn es Gemecker an der Shortlist gibt und so weiter. Das ist Arbeit und nervt, weil nie alle zufrieden sein werden. "Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein" - Und wer wirklich Interesse hat, das zu professionalisieren, der kann sich jederzeit eine Gruppe Jurymitglieder suchen, Sponsoren und Medienpartner angeln und einen eigenen Preis stiften. Aber immer nur sagen "man müsste mal" ist halt nicht so übermäßig effektiv.
"Sheep can make rules for themselves, but they can't expect wolves to follow them."
-Blade of Tyshalle by Matthew Stover

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