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Thread: Hetalia und Whitewashing

Eröffnet am: 05.10.2012 16:49
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- Hetalia - Axis Powers




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Gentiana_Hime Hetalia und Whitewashing 05.10.2012, 16:49
 Azamir Hetalia und Whitewashing 09.10.2012, 15:34
 RedCliff Hetalia und Whitewashing 14.10.2012, 10:06
 Toshi Hetalia und Whitewashing 17.10.2012, 00:01
 Koenigsberg Hetalia und Whitewashing 25.10.2012, 16:53
Gentiana_Hime Hetalia und Whitewashing 26.10.2012, 15:52
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 Azamir Hetalia und Whitewashing 28.10.2012, 20:04
Gentiana_Hime Hetalia und Whitewashing 29.10.2012, 20:18
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Von:   abgemeldet 05.10.2012 16:49
Betreff: Hetalia und Whitewashing [Antworten]
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Hallo!

Ich würde gerne ein Thema ansprechen, welches im englischsprachigen Fandom schon oft genug ausdiskutiert wurde, welches mir aber im deutschen Fandom gänzlich fällt, nämlich dem Whitewashing von PoC(Person of Colour)-Charakteren (dazu zählen Seychellen, Kuba, Ägypten, Kamerun, Indien und zu gewissem Grad auch Türkei)

Ich denke, Seychellen ist das beste Beispiel für dieses Phänomen. Bekanntlich leben auf der Inselgruppe Menschen verschiedener Rassen und die Bewohner sind nicht so dunkelhäutig wie die Festlandafrikaner. Wenn man sich allerdings mal Fanarts von Seychellen ansieht...
http://www.zerochan.net/1225268
http://www.zerochan.net/1090627
http://www.zerochan.net/1049912
Wie man sieht, ist sie auf den meisten Bildern milchig weiß, ihre Hautfarbe unterscheidet sich nicht bis auf eine Nuance dunkler von der europäischer Charaktere. Ich denke mir da nur...WTF ist los mit Fanartists? D:

Ich unterstelle keinem Künstler irgendwelche bösen Absichten...aber ist das nicht auch eine, wenn auch nicht beabsichtigte, Form von Rassismus? Auf Tumblr ist mir aufgefallen, dass wenn man Künstler auf Whitewashing hinweist, dass diese mit Ausreden kommen wie: " Es ist nunmal schwer, den richtigen Hautton zu treffen!" "Mein Monitor zeigt die Farben nicht richtig an!" "Aber dort leben doch auch hellhäutige Menschen, die muss man doch auch berücksichtigen!"

Ich finde so etwas grundlegend falsch. Auch wenn ich mir bewusst buin, dass das Hetalia-Fandom und die Serie an sich so ihre Macken haben, so haben sie genauso das Potenzial, unser Interesse für andere Kulturen zu wecken. Das geht meiner Meinung nur mit der korrekten Darstellung von Ethnien. PoC-Charaktere werden doch schon oft genug aus Anime-Serien ausgeschlossen, sollte dann nicht wenigstens Hetalia ein besseres Beispiel abgeben?

Wie steht ihr eigentlich dazu? Stört ihr euch auch an diesem Phänomen oder ist es euch bis dato nicht aufgefallen? Kennt ihr das aus anderen Serien?
Würde mich über eine angeregte Diskussion freuen! :)
Momantai!
Zuletzt geändert: 05.10.2012 16:50:54



Von:    Azamir 09.10.2012 15:34
Betreff: Hetalia und Whitewashing [Antworten]
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>PoC-Charaktere werden doch schon oft genug aus Anime-Serien ausgeschlossen, sollte dann nicht wenigstens Hetalia ein besseres Beispiel abgeben?

Der Durschschnittsjapaner dürfte in seinem Leben wohl 2 dunkelhäutige Menschen auf der Straße sehen. Mit ihnen zu tun hat dort so gut wie niemand.

Japan hat eine der rigorosesten Enwanderungspolitiken der Welt, um sich in Japan einbürgern zu lassen MUSS man einen japansichen Familiennamen annehmen, und der Umgang mit ausländischen wie inländischen Minderheiten ist an unserem Menschenrechtsbild kaum zu messen.

Kurzum: Who is actually surprised by anything?

Ich nicht.

Was Fanart-Leute angeht: Sie beziehen sich primär einfach nur ästhetisch auf die Originalvorlagen. Dort gibt es, japan-typisch, kaum Vorlagen mit wirklich dunklerer Haut.

Mir ist sowas im großen und ganzen egal, weil ich mich über tausend Dinge eher aufrege, als über die Darstellung fiktionaler Charktere, die keine direkten Vorlagen in der Realität haben.

Es gibt auch Jordanier mit hellen Haaren und hellen Augen, die so garnicht nach arabischer Abstammung aussehen. Inwiefern man den Nachfahren der Kolonialisten in Afrika nach vielen Generationen des in-Afrika-beheimatet-seins auch noch die Eigenschaft als Afrikaner absprechen möchte, ist für mich halt auch so ne Frage. Menschen auf der ganzen Welt sind unglaublich vielfältig, und durch die immer größere Mobilität der modernen Menshcen vermischt sich das Ganze doch immer mehr.

Sicher ist es immer erstrebenswerter, eine breite kulturelle palette abzubilden, aber letztlich kommt für mich auc dazu, dass man insbesondere wenn man bestimmte Sachen ausdrücken möchte, insbesondere in einem vereinfachten Medium wie Manga, auch auf altbewährte Methoden und Gewohnt funktionierendes zurück greift. Und Manga/Anime-fanszene ist etwas, was primär in westlichen Industrienationen stattfindet, wo die Weiße Mehrheit schlicht eine Realität ist.

Es ist ne wissenschaftlich erwiesene Tatsache, dass man Gesichtsausdrücke und auch Gestik von Leuten mit anderer Gesichtsform und auch anderer kultureller Prägung schlechter lesen kann. Selbst wenn man also Vorlagen der entsprechenden Gruppen hätte, kämen sie einem weniger Ausdrucksvoll vor, weil man damit eben keine Erfahrung hat.

und dann kommt letztlich doch auch noch die gefahr dazu, dass eine falsche Darstellung eines Farbigen (scheiß auf aktuelle political correctness, btw, ich hab keine ahnung, was aktuell der richtige begriff ist, ändert sich bekanntlich alle 2-10 jahre...) noch negativer aufgenommen wird, als eine nichtexistente. Jemand zeichnet also einen farbigen Chara, und der sieht danach dumm oder albern aus - und schon wird der Zeichner sich Vorwürfen gegenüber sehen, dass er Farbige verachtet und sie deswegen absichtlich lächerlich macht.

Bevor ich mich dem Kreuzfeuer aussetze, lass ichs dann auch lieber bleiben.

Zletzt ist in Deutshcland die Auseinandersetzung mit Farbigen in meinen Augen kein Problem. Ich weiß, dass andere das anders sehen mögen, aber in meinem Umfeld findet eine Unterscheidung nicht aufgrund solcher Äußerlichkeiten statt. Zudem sind Farbige in Deutschland eine so singuläre Erscheinung, dass sie in meinen Augen tendenziell eher Interesse erwecken. Wobei ich jetzt auch von wirklich dunkelhäutigen ausgehe, das südländische, das zwischen Süditalien und Nordafrika oder Arabien ja eigentlich nur noch ne minimale Nuance ist, ist für mich widerum etwas, was sich von so manchem originär Deutschen kaum unterscheidet, dass es für mich keinen Kommentar wert ist.

Für mich ist das Ganze auch tendenziell eigentlich keine sinnvolle Diskussion, weil man damit oft auch einfach nur überinterpretiert, wie Leute halt unbedarft ihr normales Leben leben, in dem einfach aufgrund mangelnder Realitätsrelevanz Farbige eben einfach keine Rolle spielen. Ich kenne niemand mit sichtbar dunkler Hautfarbe, und das nicht, weil ich es ablehnen würde, die Leute kennen zu lernen, sondern weil es einfach so wenig von ihnen in D gibt. Und ich es auch nicht nötig habe, mir einen modernen Anstrich zu geben, und aktiv Leute zu suchen, um einen Multikulti-Freundeskreis aufzubauen. Was sich ergibt - immer gerne.

Aza.
Hetalia-Cosplayer aus Bayern aufgepasst!
http://animexx.onlinewelten.com/zirkel/hetaliamuc/beschreibung/
Euer neues Event in München, mit mehr als nur Cosplay, und einem kompletten Hetalia-Programm!



Von:    RedCliff 14.10.2012 10:06
Betreff: Hetalia und Whitewashing [Antworten]
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Das mit der Türkei hat mich zB nie gestört, weil die Westtürken etwas europäischer aussehen. Aber im großen und ganzen find ich Whitewashing einfach nur mies.



Von:    Toshi 17.10.2012 00:01
Betreff: Hetalia und Whitewashing [Antworten]
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Uff, umm
charaktere wie Seychellen oder Cuba haben im Canon von Himapapa eine dunklere Hautfarbe, als die europäischen Charaktere (auch Spanien und Süditalien sind etwas gebräunter als z.B. Österreich).
Im Canon vom Anime nicht.
Und, joa, ich denk, daher rührt dieses White-Washing?
Studio Deen halt.
hng. Bananas. 8>



Von:    Koenigsberg 25.10.2012 16:53
Betreff: Hetalia und Whitewashing [Antworten]
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Naja... Im Fandom find ich das nun weniger... im Anime selber ist es auffälliger
Spanien, Italien, usw. haben kaum ne andere Hautfarbe als Deutschland, Russland, Finnland, Preußen ect.
Auf FAs bekommen sie dann wiederum mehr Farbe ab.

Indien kenn ich kein Original Farbbild und Seycelles hat im Original auch keine sehr dunkle Haut...

Warum also sollte man irgendwelche FA-Zeichner deswegen kritisieren?

Im Allgemeinen, der einzige, der mir grad einfällt, der vom der Hautfarbe heraussticht ist Kuba...

Man könnte sich auch aufregen, dass ein Großteil der Charaktere blond ist...
passt eigentlich auch nicht auf jedes Land... aber naja~
Der Wahnsinn ist nur eine schmale Brücke, die Ufer sind Vernunft und Trieb.



Von:   abgemeldet 26.10.2012 15:52
Betreff: Hetalia und Whitewashing [Antworten]
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@ Azamir so wie ich dich verstanden habe, möchtest du dunkelhäutigen Menschen eine Daseinsberechtigung in Massenmedien absprechen, weil wir Weiße uns nicht mit ihnen identifizieren können? Afrikanisch stämmige Menschen sind tatsächlich eine Minderheit, was auf die vergleichweise kurze Kolonialzeit Deutschland zurückzuführen ist. Aber trotzdem sind sie ein Teil unserer (westlichen) Gesellschaft und nur weil wir kaum Erfahrungen im Umgang mit dieser Ethnie haben, kann man doch nicht so tun, als wären sie nonexistent, nur damit wir schön in unserer comfort zone bleiben. Unbeabsichtigter Rassismus ist auch Rassismus.

@Koenigsberg es geht weniger darum, die vorallem jungen Künstler zu kritisieren, sondern sie eher dafür zu sensibilisieren, dass es Menschen in allen möglichen Formen und Hautfarben gibt, wodurch sie jaauch künstlerisch gefördert werden. Seychellens Charakterdesign ist meines Erachtens generell keine gelungene Darstellung einer Afrikanerin, aber man kann sich dennoch bemühen, ihr eine angemessene Hautfarbe zu geben. Hier mal ein positives Beispiel: http://www.zerochan.net/1296351
Gerade die Menschen auf en Seychellen sind ein Gemisch aus weißen und schwarzen Siedlern, weshalb sie nicht so dunkel wie die Festlandafrikaner sind, da dürfte es doch nicht so schwer sein, einen treffenden Hautton zu finden?
Momantai!



Von:    Koenigsberg 26.10.2012 17:42
Betreff: Hetalia und Whitewashing [Antworten]
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So wie ich Azamir verstanden habe, heißt es eher, dass Japaner es nicht anders kennen.
Für sie (also die meisten Mangaka) ist die normale Hautfarbe hell, dementsprechend zeichnen sie Charaktere mit heller Haut.
Klingt logisch und überhaupt nicht rassistisch.

Und wenn ich ein FanArt zeichnen würde, dann würde ich mich am Original orientieren... also: helle Haut.

Ich war noch nie auf den Seychellen, bin Hetalia hab ich auch, muss ich zugeben, noch nie was von gehört und ich hab mich nie damit auseinander gefasst.
Soll heißen: ich hab keine Ahnung, welche Hautfarbe da normal ist, ich kann mir grad mal denken, dass es nicht schneeweiß ist.
Der Wahnsinn ist nur eine schmale Brücke, die Ufer sind Vernunft und Trieb.



Von:   abgemeldet 27.10.2012 17:09
Betreff: Hetalia und Whitewashing [Antworten]
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Meines Wissens nach gehören zum asiatischen Kulturraum nicht nur hellhäutige Menschen, wenn man sich beispielweise Thailänder, Vietnamesen und einige Chinesen ansieht. Die Japaner müssten sich also durchaus bewusst sein, dass die Welt nicht nur von milchweißen Menschen bevölkert wird.

Es geht wohl mehr um ein Schönheitsideal von weißer Haut, welches auf die Mehrheitder Menschen nicht zutreffen KANN, und zu einem fiesen Trend von Skinbleaching und Fotobearbeitung von dunkler Haut geführt hat. Das trifft nicht nur auf den asiatischen Raum, sondern auch auf die westliche Welt zu.

Alle Kunstformen, seien es nun der Film, Literatur oder auch der Comic, haben eine gewisse Verantwortung für unser Verständnis von einer modernen Gesellschaft (dass z.B. ein Shojo-Manga kaum bis keine gesellschaftliche Tragweite hat sollte dabei klar sein, denke ich mal). Ich als Künstlerin habe mich früher auch hauptsächlich auf die Darstellung hellhäutiger Charaktere konzentriert. Das kann daran liegen, dass ein Künstler sich selbst und damit sein eigenes Aussehen als Inspirationsquelle bezieht. Aber irgendwann werden doch auch andere Menschentypen alsder Eigene interessant, findest du nicht?
Momantai!



Von:    Azamir 27.10.2012 22:53
Betreff: Hetalia und Whitewashing [Antworten]
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>Meines Wissens nach gehören zum asiatischen Kulturraum nicht nur hellhäutige Menschen, wenn man sich beispielweise Thailänder, Vietnamesen und einige Chinesen ansieht. Die Japaner müssten sich also durchaus bewusst sein, dass die Welt nicht nur von milchweißen Menschen bevölkert wird.

..... haha. Der war gut.
Natürlich wissen die Japaner, dass es außerhalb von Japan auch Asiaten mit dunklerer Hautfareb gibt. Die "dreckigen Philipinos" zum Beispiel (die die größte Gruppe illegaler Einwanderer nahc Japan stellen dürften.) Philipinischstämmige Bewohner Japans dürften so die am miserabelsten behandelten Personen in Japan sein, das kommt noch weit hinter den indigenen Völkern Japans, den Familien, die "unehrenhafte" Beruf ausüben (bzw deren Vorfahren das vor 100+ Jahren taten, und die noch immer die entsprechenden Nachnamen tragen), und den Koreanern. Und wer sich mal mit der japanischen Gesellschaft auseinander gesetzt hat, weiß, wie bescheiden die Japaner mit ihren Minderheiten allgemein umgehen.

Die Japaner zeichnen, was sie kennen. Und das ist japanisch. Alles andere hat keinen Platz in der japanischen Öffentlichkeit. Das könnte man natürlich als verantwortungsbewusster Zeichner auch grade zum Anlass nehmen, um auf den Misstand aufmerksam zu machen - aber Manga ist eine Unterhaltungsindustrie, in der letztlich keine unabhängigen Küntsler Werke schaffen, sondern Zeichner mit teilweise Hammerharten Verträgen das produzieren sollen, was der Markt verlangt. Das ist von Zeitschrift zu Zeitschrift und von Veralg zu Verlag natürlich auch graduell unterschiedlich, aber außerhalb der comfort zone iner breiten Öffentlichktei von KÄUFERN und KONSUMENTEN zu zeichnen, ist da halt nicht drin. Wenn man gegen die Verlagsinternen Regeln verstößt, wird das Zeug halt schlicht nicht publiziert, und seine Anstellung riskiert man im Zweifel auch. (Serien die nicht ankommen, werden in Japan eiskalt abgesetzt. Und Basta. Ein Zeichner, der sich irgendwas zu schulden kommen lässt, fliegt raus. Gibt genug bekannte Fälle davon, die Menge der nicht bekannten will ich garnicht wissen.)

in diesem Umfeld arbeitet ein japanischer Zeichner. Die japanische Gesellschaft ist in weiten Teilen sehr rassistisch, nimmt dies aber nicht als Problem wahr. Gepaart mit dem japanischen Gesellschaftsideal des Massenkonformismus ("normal sein", im Zweifel um jeden Preis - blos nicht abweichen, herausstechen oder sich wichtig machen) Braucht es noch erheblich mehr Selbstreflexion und Mut, um da auf solche Misstände einzugehen.

So, ein europäischer oder amerikanischer Fanzeichner arbeitet unabhängig und frei, er muss in Essenz nur seine eigene Vorlieben bedienen.

Ja, die Zeichner könnten und sollten vielleicht auch "echter" und "farbiger" zeichnen.

Ihr Vorbilder sind aber japanisch Comics, die sehen das, was am Ende eines Schaffensprozesses in der rassistischen japanischen Gesellschaft entstanden ist. Lauter hellhäutige 'Japaner'. Dieser Stil ist es, was die Leute anspricht. Und das schlicht, weil er sie anspricht, und nicht, weil sie so rassistisch sind, dass sie sich explizit was "weißes" suchen. (Ursache - Wirkung bitte trennen und in die richtige Relation setzen!)

Dem 0815-Leser fällt das garnicht auf, denn seine deutsche Umgebung enthält eben auch weit über 90% weiße Mitbürger. Das, was er sieht, ist keine von seiner Lebenswirklichkeit arg abweichende Darstellung.

Deswegen wird er es standardmäßig nicht hinterfragen. Er denkt sich eben gerade GAR NICHTS dabei. Erst recht nicht, dass die realistische Abbildung einer Umgebung rassistisch sein könnte.

Letztlich: Ich verstehe immer noch nicht ganz, was du mit der Diskussion bezwecken magst. Die von dir "angesprochenen" Zeichner sitzen überall auf der Welt, die wenigsten von ihnen hier in Deutschland. Die japanischen Mangaka verstehen kein Deutsch, können diesen Aufruf (soll es überhaupt einer sein?) nicht mal lesen. Bei ihnen wird deine Kritik nicht ankommen.

Deutsche Zeichner können sich Gedanken darüber machen, aber ich bezweifel, dass dieses sehr allgemeine Gespräch hier irgendwen wirklich tiefer berühren wird. Wenn du einzelne Zeichner kennst, bzw ihre Bilder, die dich whitewashing-technisch stören: Frag die Zeichner, ob sie sich bewusst sind, was sie da machen, und dass es eine Ausprägung, oder zumindest eine Auswirkung, von Rassismus ist.

Ich bin mir vielfältigt verzweigter Wirkunsgmechanismen bewusst. Ich hab aber schon genug andere Baustellen im Leben, dass der Kampf gegen nicht hinterfragte Rassismus-Auswirkungen keine Priorität einnimmt. Natürlich (unter)stützt eine einseitig "weiße" Popkultur latent rassistische Gefühle der Menschen.

Ich sehe in Deutschland aber keine wirkliche Gefahr durch die reine Existenz von einzelnen Medienprodukten, die ggf "whitewashed" sind, da in unserer Popkultur auch genug nicht-"weißes" Eingang findet, das auch als ebenbürtig wahrgenommen wird. Schwarze Sänger und Künstler aus den USA (einheimische haben wir davon so wenige...) sind doch ebenso Stilikonen wie weiße. In Deutschland dürfte das größere Problem eher der Umgang mit dem Islam und Muslimen sein, und dass in unserer gesellschaftlichen Empfindung Frauen mit Kopftuch immer Opfer einer sie unterdrückenden Gesellschaft sind, was sie ebenfalls in eine Rolle marginalisiert, die vielleicht ein Teil von ihnen auch erfüllen mag, aber längst nicht alle.

Kurzum: Ja, kann sein, dass das von dir angesprochene Problem existiert. Ob es ein absichtlicher Rassimus oder schlicht eine Verkettung von Zufällen ist, mag ich aber schon garnicht beurteilen.

Es ist für mich aber insbesondere kein Problem des Hetalia-Fandoms, das tendenziell deutlich aufgeschlossener sein dürfte, als viele andere, und letztlich auch kein Problem, das eine Forumsdiskussion irgendwie lösen kann. Denn die Handlungen, die eine Änderung herbeiführen könnten, finden ganz woanders statt.

Aza.
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Von:   abgemeldet 28.10.2012 13:25
Betreff: Hetalia und Whitewashing [Antworten]
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Natürlich ist das hier kein Aufruf, die ostasiatischen Gesellschaftsverhältnisse umzuwerfen, da schafft man hier als Aussenstehender nicht und schon gar nicht ich als Einzelperson. Dass man Unterhaltungsmedien, auch und gerade die aus dem Ausland, kritisch hinterfragen ist doch möglich. Die selbe Problematik findet ja auch in den USA statt,die ja doch eine große Afroamerikanische Bevölkerung haben. Amerikanische Fans lassen aber schon lange das Problem auf sich beruhen, weil es dort nicht nur um die falsche Darstellung von PoC geht, sondern auch darum, dass durch Whitewashing-Kultur in Hollywood, die Rollen für Leute mit ethnischem Hintergrund and Weiße vergeben, PoC-Schauspieler keine Arbeit bekommen.

Dass ich mich hier auf Deutschland oder den deutschsprachigen Raum beziehe, liegt einzig und allein daran, dass diese Seite hier deutschsprachig ist. Beispielweise auf DeviantArt müsste ich so eine Diskussion nicht mehr anstoßen, weil sie im englischsprachigen Raum bereits vorhanden ist.

Das mit dem Ansprechen von Künstlern, die Whitewashing betreiben, führt häufig dazu, dass sich die Künstler empören, wie schwer es doch sei, dunkle Haut zu kolorieren (dieses Argument leuchtet mir im Zeitalter von Photoshop und SAI nicht richtig ein) oder dass sie sich nicht reinreden lassen wollen, wie sie einen Charakter darzustellen haben. Entweder ist das die übliche Kritikunfähigkeit oder die Leute können nicht richtig reflektieren, warum Whitewashing ein Problem für andere ist. PoC haben ohnehin schon wenige Charaktere, mit denen sie sich identifizieren können, deshalb kann ich auch ihren Frust verstehen, wenn diese wenigen Charaktere hellhäutig dargestellt werden.

Mit der Islamophobie sprichst du etwas Wichtiges an. Hier rührt der Rassismus aber hauptsächlich durch das Vorurteil, das Muslime per se alle Terroristen, Ehrenmorde begehen und anderweitig gewalttätig sind. Das kann man gut im deutschen Nachmittagsfernsehen sehen. Zum Glück räumt die deutsche Medienlandschaft langsam mit diesen Vorurteilen auf und zeigt speziel Türken als integrierten Teil unserer Gesellschaft (natürlich möchte ich damit nicht sagen, dass jetzt schon alles gut und nicht verbesserungsfähig ist).

Es geht auch nicht darum, jemandem den Spaß an Hetalia zu vermiesen, ich habe ja auch weiterhin Spaß an der Serie. Aber obwohl man diese Serie wirklich nicht allzu ernst nehmen sollte, übt sie dennoch Einfluss aus, gerade auf diejenigen, die alles unreflektiert lassen. Historische Fakten sind nunmal häufig falsch und deshalb darf man da auch nicht alles für bare Münze nehmen! Es gibt genug Leute, die ein ganzes Land und seine Bevölkerung hassen, weil sie eine Abneigung gegen den jeweiligen Hetalia-Charakter haben.
Momantai!



Von:    Azamir 28.10.2012 20:04
Betreff: Hetalia und Whitewashing [Antworten]
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>Es gibt genug Leute, die ein ganzes Land und seine Bevölkerung hassen, weil sie eine Abneigung gegen den jeweiligen Hetalia-Charakter haben.

ö.Ö
Tschudligung, ich kenne diese Aussagen auch, aber ich kann sie einfach von vorne bis hinten nicht ernst nehmen. Ich weiß nicht, ob du Weblogs liest, aber letztens gabs eine riesendiskussion in einem Weblog, weil ein Mädel in der Bahn zwei Mädels gesehen hatte, die sich lautstark darüber unterhielten, dass sie ihre Kinder eines Tages so erziehen würden, dass sie schwul oder lesbisch werden, weil Yaoi ja so cool ist, sinngemäß. (Der Weblog war von der empörten Zuhörerin verfasst, ide lamentierte, dass die Jugend heute ja ganz schrecklich sei und dass solche Leute unsere Szene nach Außen ja sooo schlimm darstellen würden, und das deswegen daher die ganzen bösen Berichte von RTL kommen. etc. pp., alles Dinge, die ich Stück für Stück hätte zerfleischen können, weil zu 80% Bullshit)

Ich hab herzhaft gelacht und das ganze unter "Kinder reden Unsinn" verbucht. Denn mehr ist das nicht.

Und Aussagen wie "ich hasse das Land und alle seine Einwohner, weil der Hetalia-Chara soooo dooof ist" haben für mich den selben Stellenwert. Kinder reden Unsinn. Wenn die Kinder mit 25 immer noch Unsinn reden, ist das zwar bedauerlich (alles schon erlebt), aber letztlich immer noch nicht ernst zu nehmen, denn diese unglaublich infantile Art von Rassismus ist nicht dazu geeignet, irgendwen tatsächlich von irgendwas zu überzeugen. Meine persönliche Meinung vom Intellekt der Person, die sowas von sich gibt, ist dann ruiniert, aber das interessiert diese Personen ja grade nicht, sonst würden sie sich in unserer Gesellschaft ja schon garnicht zu so rassistischen Aussagen bringen lassen.

Diese Leute sitzen nicht in entscheidungserheblichen Positionen, in denen sie irgendwem was tun können, weil er aus Land xy kommt, das sie nicht mögen.

Dummheit ist nicht auslöschbar, aber solange sie insular bleibt, kann man sie ignorieren - erst recht da, wo es eben einfach NUR Dummheit und sonst garnichts ist.

Für mich bleibt letztlich aber halt auch der Fakt, dass in der deutschen Medienlandschaft in meinen Augen keine stark dispoportionale Darstellung unserer Gesellschaft erfolgt. Es gibt wohl eher zu wenig Österreicher in deutschen Filmen, als zu wenig Türkischstämmige. (Funfact am Rande: in München stellen die Österreicher und Türken die ca. gleich großen größten Gruppen von Ausländern.)

Schwarzafrikaner sind bei uns aber eben immernoch eine Ausnahme, ich gehe stark davon aus, dass sie in den Medien eher überrepräsentiert sein dürften, wenn mans auf die Gesamtbewohner Deutschlands runter rechnet.

Daher sehe ich bei uns halt letztlich den Bedarf für mehr Identifikationsfiguren für diese geringe Minderheit nicht so. Und selbst wenn Künstler hier mehr tun würden, würde das die Situation in den USA herzlich garnicht tangieren, weil ausländische Medien in den USA fast keinen Fuß auf den Boden bekommen. Zumindest nicht auf breiter Front.

Wenn sich international die Zeichner rausreden, weißt du bei denen, woran du bist. Wenn sie die Wirkungsmechanismen nicht begreifen, erklär sie ihnen, wenn sie sich dann immer noch rausreden, dann sind agieren sie halt vorsätzlich rassistisch oder vorsätzlich ignorant. Such is life.

Ich denke, letztlich kann man über das Thema nicht viel dikutieren, da es prinzipiell natürlich immer schön und besser wäre, wenn alle sich voll bewusst um das Wohl der Menschheit kümmern würden, für Gleichberechtigung aller Ethnien und Glaubensrichtungen etc. etc. pp. Nur ist halt Realität nicht Idealwelt, und deswegen denke ich, dass für einen allgemeinen Aufmerksamkeitsaufruf das sinnvollere Medium unter Umständen ein Weblog gewesen wäre. durch seine andere Struktur (die nicht auf eine Diskussion, sondern auf ein kommentierbares Statement des Erfassers gerichtet ist) würde er dem, was dir wichtig ist, mehr Raum lassen.

Letztlich bin ich vielleicht auch schon zu zynisch... Denn der Glaube, dass man mit ein paar Worten wirklich die Welt verändern kann, ist bei mir eigentlich nicht mehr vorhanden.

Aza.
Hetalia-Cosplayer aus Bayern aufgepasst!
http://animexx.onlinewelten.com/zirkel/hetaliamuc/beschreibung/
Euer neues Event in München, mit mehr als nur Cosplay, und einem kompletten Hetalia-Programm!



Von:   abgemeldet 29.10.2012 20:18
Betreff: Hetalia und Whitewashing [Antworten]
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Ja, Kinder reden oftmals Unsinn. Wenn aber Unsinn irgendwann zu Mobbing ausartet, hört der Spaß auf. Ich nehme mal an, dass du deutscher Staatsangehörigkeit bist und dass du noch nicht so oft Erfahrung damit gemacht hast, wegen deiner Nationalität blöd angemacht zu werden. 2-3 Male kann man sich den Scheiß noch kopfschüttelnd anhören, aber irgendwann verliert jeder seine Geduld.

Und das man Rassismus nicht in ein paar Forenthreads bekämpfen kann, ist mir schon klar, weil sich Rechte für Minderheiten über einen langwierigen Prozess etablieren. Aber meiner Meinung nach müsste man sich öfter seiner Privilegien bewusst werden und sich mal in die Lage derer versetzen, die diese Privilegien eben nicht haben. Denn irgendwann ist man dann selbst in der Situation, dass einem ganz selbstverständliche Rechte vorenthalten werden.
Es sind ja nicht nur MEnschen mit ethnischem Hintergrund, die in Massenmedien zu wenig und dann noch viel zu stereotyp repräsentiert werden, dass trifft genauso auf Frauen, die LGBT-Community, Menschen mit Behinderung etc. zu. Und soetwas ist nicht gerade förderlich für das gesellschaftliche Klima.
Momantai!





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