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Einzelposting: Besser durch Jesus Christus


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Von:    Gregor 24.03.2008 23:24
Betreff: Besser durch Jesus Christus [Antworten]
Mal was zu den Kreuzzügen:

Als Kreuzzüge bezeichnet man die allgemein aus religiösen Motiven unternommenen Züge gegen die Feinde des Glaubens. Hier sind besonders die Unternehmungen im 11. bis 13. Jahrhundert gemeint, die das Heilige Land aus den Händen der Ungläubigen, die dort seit dem 7. Jahrhundert herrschten, befreien wollten. Die Zählweise der Kreuzzüge ist verschieden, im Allgemeinen zählt man sechs große Kreuzzüge (1.: 1069-99; 2.: 1147-49; 3.: 1189-92; 4.: 1202-04; 5.: 1228-29; 6.: 1248-54).
Die Kreuzzüge werden immer wieder als Beleg für eine imperialistische, herrschsüchtige und machtbesessene Kirche angeführt, die ohne Skrupel auch Waffengewalt für die Erreichung ihrer Ziele einsetzte.
Die Kirche hat die Kreuzzüge nicht "angezettelt". Papst Urban II., der 1095 auf dem Konzil von Clermont zum ersten Kreuzzug aufrief, sprach nicht von Angriff und blutiger Eroberung, sondern von der Freiheit der Kirche und der Befreiung der morgenländischen Christen, die seit dem 10. Jahrhundert von den muslimischen Herrschern unterdrückt wurden. Die Entstehung der Kreuzzüge hängt mit den gravierenden ökonomischen, politischen, sozialen und geistigen Veränderungen des Abendlandes im Hochmittelalter zusammen. Die Kreuzzüge waren ein einzigartiges Phänomen, das die gesamte Gesellschaft des Abendlandes betraf - also nicht nur die Kirche, sondern auch die verschiedenen Länder, Fürsten und Stände.
Für die Kreuzfahrer war der Kreuzzug zunächst eine entschieden religiöse Angelegenheit, sie verstanden sich in der Nachfolge Christi: Indem sie alles zurückließen und viele Gefahren und Strapazen auf sich nahmen, um das Heilige Land zu befreien, nahmen sie am Leiden Christi teil und erfüllten seinen Willen.


Natürlich ist es richtig, dass es hier ein Nebeneinander von Frömmigkeit und (beiderseitiger!) Gewalt und Krieg gab, das uns heute unverständlich ist und uns befremdlich erscheint. Dazu kommt, dass die Kreuzzüge von vielen auch für durchaus eigennützige und ganz und gar nicht fromme Geschäfte benutzt wurden. Man darf aber auch die positiven Auswirkungen der Kreuzzüge nicht vergessen. Gewerbe und Handel nahmen einen Aufschwung, Kunst und Wissenschaft bekamen neue Anregungen, das gesamte Geistesleben erhielt einen Auftrieb, und die Kenntnis fremder Kulturen und Religionen vergrößerte sich - man kann sagen, dass die Zeit der Kreuzzüge für die kulturelle Entwicklung des Abendlandes von entscheidender Bedeutung gewesen ist.


Kritik an den Kreuzzügen gab es schon seit dem 12./13. Jahrhundert. Auch und gerade innerhalb der Kirche waren es Männer wie Franz von Assisi, die der (richtigen) Überzeugung waren, dass man Menschen durch Belehrung und Vorbild, nicht aber durch Zwang und Krieg bekehren sollte. Diese Einstellung teilen wir heute sicherlich. Wenn wir aber die Zeit der Kreuzzüge fair beurteilen wollen, so ist es mit dem "Die Kirche war schuld!" nicht getan. Erst dann, wenn wir uns die Situation der Menschen in der Kirche und Gesellschaft des Abendlandes im Hochmittelalter verdeutlichen und ihre Motivation objektiv untersuchen, werden wir zu einem differenzierten Urteil gelangen. Einseitige und interessensorientierte Pauschalverurteilungen werden einem gesamtgesellschaftlichen und welthistorisch einzigartigen Phänomen wie den Kreuzzügen nicht gerecht.

Quelle: Kaplan Ulrich Filler

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