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Die vergessene Kommandantin

Memoiren der Akari
von

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Hundert Jahre ohne Dich Teil 9: Faustregel #3

Enttäuscht sank ich in meinem Stuhl zusammen.

Sato saß mir gegenüber und ließ die Schultern hängen. Er schenkte mir ein trauriges Lächeln und ich hatte Schwierigkeiten, es zu erwidern. Er hatte nichts Neues zu dem schwarzen Emyr gefunden.

Auch die vielen Schriften und Bücher, die Rangiku und ich aus der alten Bibliothek Rukongais mitgenommen hatten, lieferten keinerlei neue Erkenntnisse.
 

„Akari, wir müssen vorsichtiger sein. Du hast dich sicher gewundert, warum ich oft nicht aufzufinden war hier.“

Meine Hände verkrampften sich in meinem Schoß. Ich versuchte, meinen Gesichtsausdruck kontrolliert unberührt zu lassen, doch das Misstrauen in meinem Inneren war bereits geweckt worden.

Ich hatte vor einigen Wochen entschieden, Sato zu vertrauen, doch seine Abwesenheit die letzten Tage hatte mich stutzig gemacht.

„Was ist passiert?“
 

„Shinigami haben hier herumgeschnüffelt. Ich mein, es könnte auch reiner Zufall sein, aber falls nicht ...“ Er ließ den Satz unbeendet und zuckte mit den Schultern.

„Falls nicht, ist es vermutlich Aizen, der uns hinterherspioniert und bald seinen nächsten Schritt plant“, brummte ich leise. Sato verzog das Gesicht und leerte sein Glas.

„Du musst vorsichtig sein. Vielleicht solltest du dich in nächster Zeit etwas zurückhalten.“

Ich lächelte Sato zu und wir verabschiedeten uns.
 


 

Ich beherzigte Satos Rat und kehrte ohne Umwege in das Haus meiner Familie zurück. An diesem Tag war ich allein dort.

Shin, Byakuya und Rangiku hatten sich die letzten Tage abgewechselt, mich bei meinen Recherchen zu unterstützen. Doch gerade Shin und Byakuya hatten als Kommandanten zu viele Pflichten, um ständig zu fehlen.

Gähnend durchquerte ich den Flur und schob die Tür zu unserer Küche auf, da fiel mir etwas auf. Ich erstarrte. Etwas Eisiges griff nach mir und ich musste einen Kloß in meinem Hals herunterschlucken.
 

Mit langsamen Schritten entfernte ich mich von der Küche und wandte mich der Tür zu, die ich stets geschlossen hielt. Ich hatte sie seit Jahren nicht geöffnet und doch ließ nun ein winziger Spalt das Licht des Flures in den Raum fallen. Mit zittrigen Fingern schob ich die Tür auf.

Wie vor Jahren lag das Zimmer noch immer genau so da. Das Bett war ordentlich gemacht, auf dem Schreibtisch lagen alphabetisch sortiert Dokumente und am Schrank hin noch immer das dunkle Ausgehgewand meines Bruders an einem Bügel. Yamachis Zimmer.
 

Seit dem Tag seines Todes hatte ich dort nichts geändert. Wollte alles so belassen, wie es war. Um mich an ihn erinnern zu können, ihm nahe zu sein, wenn mir danach war. Doch meistens mied ich es. Mied den Schmerz des Verlustes, über den ich noch immer nicht hinweggekommen war.
 

Eine ganze Weile starrte ich in den Raum, seufzte dann jedoch und die Anspannung fiel von mir ab. Es war alles noch genau so, wie ich es zurückgelassen hatte. Vielleicht hatte Byakuya um der alten Zeiten Willen einen Blick hier hineingeworfen, ich würde ihn danach fragen.

Ich drehte mich gerade um, da traf es mich wie ein Blitz.
 

Mit angehaltenem Atem trat ich auf den Schreibtisch zu. Meine zittrigen Hände griffen nach dem Bilderrahmen, der schon seit jeher ein Foto von Yamachi, unserer Mutter und mir präsentiert hatte.

Er war leer.

Mir wurde schwindelig.
 

Ich schnappte nach Luft und konnte die Tränen nicht zurückhalten, die aus meinen Augen perlten und heiß über meine Wangen rannen. Sie tropften auf den Schreibtisch, auf die wohlsortierten Dokumente meines Bruders und wellten das Papier.

Ich stellte den Bilderrahmen wieder ab, zog den Stuhl zurück und setzte mich. Die Spuren auf meinen Wangen, die noch immer nass von den Tränen waren, fühlten sich feucht und kühl an. Ich schluckte, wischte über meine Wangen und griff nach einem Zettel und einem Stift.
 

Mit einem Schütteln versuchte ich das Zittern aus meiner Hand zu bekommen, bevor ich vorsichtig „#3?“ auf den kleinen Zettel schrieb und diesen in den Bilderrahmen klemmte.

Falls Yamachi wirklich noch leben sollte und in diesem Zimmer gewesen ist, würde er die Botschaft verstehen.

Noch lange saß ich am Schreibtisch meines Bruders und es war weit nach Mitternacht, ehe ich in einen unruhigen Schlaf fiel.
 


 

Müde und unkonzentriert startete ich in den nächsten Tag.

Meine Gedanken hingen bei Yamachi und der Gedanke, er könne leben, versteckt vor allen, ließ mir keine Ruhe. Ich spielte mit dem Gedanken, mein Anwesen zu verlassen, einfach nur, um ihm die Chance zu geben, erneut in sein altes Zimmer zu gehen und die Botschaft auf seinem Schreibtisch zu sehen. Doch ich musste an Satos Worte denken, dass Aizens Leute mich eventuell bereits entdeckt hatten. Solange sie nur glaubten, ich versteckte mich in meinem alten Haus, weil ich nicht wusste, wohin ich sonst gehen sollte, würde Aizen mich vielleicht in Ruhe lassen.
 

Durch Seireitei zu Streunern könnte ihn jedoch dazu veranlassen, erneut in Aktion zu treten. Im Moment konnte ich nichts gegen ihn ausrichten und so war ich nicht besonders scharf auf eine Konfrontation.

An diesem Tag erhielt ich keine Unterstützung von meinen Freunden, da in der Welt der Lebenden ein Fall dafür sorgte, dass sie alle schwer beschäftigt waren. Offensichtlich waren sehr viele Shinigami auf Mission in der anderen Welt und so blieben nicht viele zurück, um die anliegenden Arbeiten in Seireitei zu verrichten.
 

Nach einem üppigen Mittagessen, merkte ich kaum, wie ich über meinem aktuellen Buch, die „Sammlung der antiken Banne“ eindöste.

Meine Sinne rissen mich aus dem Schlaf. Schneller, als ich es selbst begreifen konnte, stand ich mit meinem Schwert in der Hand in meinem Wohnzimmer. Weit und breit war niemand zu sehen, doch ich spürte ein Reiatsu, das äußerst stark war, in nicht allzuweiter Ferne.
 

Ich nahm einen tiefen Atemzug, um meinen ersten Schock zu überwinden und meinen Verstand zu beruhigen. Das Schwert zurück in der Scheide, schlüpfte ich mit der Kapuze tief im Gesicht aus meinem Haus. Das Reiatsu gelöscht, schlich ich mich durch die Stadt, bis hin zu den Toren Seireiteis.

Mir stockte der Atem. Nicht weit vor der Grenze der Stadt tobte ein Kampf. Ein Hollow, von der Größe eines kleinen Hauses, attackierte die Bewohner Rukongais. Erste Shinigami waren bereits eingetroffen und bekämpften das Unwesen.

Ich schlich mich weiter heran und beobachtete erst einmal.
 

„Was ist das für ein Ding?“, schrie ein junger Shinigami, den ich nicht erkannte. Seine Kollegen pflichteten ihm bei und gemeinsam umrundeten sie das Wesen, das von ihnen kaum Notiz zu nehmen schien.

Ich erstarrte. Erinnerungen an einen Tag vor so vielen Jahren blitzte vor mir auf. Rukongai. Der Hollow. Das Cero.

Es sah nicht nur ähnlich aus, wie das Unwesen, das mich einst vor so vielen Jahren angegriffen hatte, es hatte auch ein sehr ähnliches Reiatsu. Meine Hand klammerte sich um den Griff meines Schwertes. Noch immer verfolgte ich den Kampf der jungen Shinigami aus der Sicherheit einer Hausecke.

„Was haben wir hier?“
 

Ich seufzte erleichtert auf. Shin war hinzugekommen und ließ sich von den Jüngeren aufklären. Er hatte sein Schwert bereits in der Hand und schloss sich den Kollegen an.
 

Ich wollte mich gerade abwenden und Shin die Sache überlassen, da bemerkte ich etwas, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Die Maske des Hollows hatte eine seltsame Form. An einer Seite hatte sie merkwürdige Zacken, die denen eines Kenseikan ähnelte. Ähnlich jenem, das Byakuya trug, doch es war etwas anders. Ich schluckte. Genau so einen hatte Yamachi sich zugelegt, als er das Amt des Familienoberhauptes übernommen hatte.

Die Hand um mein Schwertgriff verkrampfte sich. Hitze wallte durch meinen gesamten Körper, stieg mir in den Kopf und schien meinen Verstand zu verbrühen.
 

Das ist nur ein Trick, sagte ich mir. Mein Blick hing auf den Kenseikan, die ich oft als Haarspangen verunglimpft hatte. Ein dicker Kloß legte sich in meinen Hals. Die zerfetzte Kleidung, die noch immer am Körper des Hollows hing, waren dunkle Gewänder aus feinen Stoffen, üblich für die Hochgeborenen des Adels. Doch was mich anzog, war das tiefe Violett, in dem sich die Nähte absetzten und die sich auch als sanftes Muster am Rande des Stoffes wiederfand. Das war unverkennbar Yamachis Kleidung.

Eiskalte Wut packte mich. Ich spürte das Vibrieren meiner Armreifen und zog am Knauf meines Schwertes.

Eine kühle Hand griff nach meinen Händen und drückte mein Zanpakuto zurück in seine Scheide.

„Nicht, Akari! Lösche deine Aura!“
 

Ich war so schockiert, dass ich Satos Anweisung folgte. Die Wut kehrte jedoch sofort zurück und der Schrei des Ungeheuers hinter mir ließ mich herumfahren.

„Ich muss sie aufhalten, sie werden ihn töten“, schrie ich, doch Sato zog mich zurück und drückte mich an die Wand des Hauses.

„Nein, genau das will er doch!“
 

Sein Blick heftete sich so fest auf meinen, dass ich nicht in der Lage war, ihn so einfach zu ignorieren.

„Aber das ist mein Bruder, gegen den sie da kämpfen!“ Ich hingegen kämpfte mit den Tränen. Das Gefühl eines endlosen Falls ergriff von mir Besitz. Yamachi zu verlieren, nur um dann die Hoffnung zu haben, er lebte doch noch, um ihn nun erneut zu verlieren – das ertrug ich nicht.

Satos Griff um meine Arme wurde stärker: „Das ist nicht dein Bruder, bitte vertrau mir. Du musst hier sofort weg, sonst weiß er Bescheid!“
 

„Sato, du weißt nicht, wozu er fähig ist, was er getan hat! Er hat Leute hollowfiziert und dieser Hollow trägt Yamachis Kleidung, ich muss Shin aufhalten, ich muss-“

„Das ist nicht dein Bruder, bitte vertrau mir!“

„Wie soll ich das? Ich weiß kaum, wer du bist!“

In Satos Augen erkannte ich einen Hauch von Enttäuschung und sein Blick wurde härter. In genau diesem Moment zuckte er zusammen. Ein Leuchten strahlte aus dem Ausschnitt seines Kimonoberteils. „Mist, verdammter!“
 

Ich war neugierig, doch Yamachi war wichtiger. Mit Schwung wollte ich mich aus seinem Griff drehen, doch Sato kam mir zuvor. Er stellte mir ein Bein und schneller, als ich es realisieren konnte, schlug er mir in die Magengrube. Ich war darauf nicht vorbereitet und der Schmerz ließ mich Schwindeln.

Wann war ich so schwach geworden?
 

Ich konnte nur zusehen, wie Sato mich über die Schulter warf und vom Schauplatz des Geschehens floh.

Ich fing mich, strampelte, wollte mich von ihm losmachen, doch sein Schlag hatte mich benommen gemacht. Stärker, als es eigentlich sein konnte. Irgendeine Form von besonderem Kido musste in diesem Schlag gelegen haben, anders konnte ich es mir nicht erklären. Zu meiner Angst um Yamachi gesellte sich ein Hauch von Panik um mich selbst. Wer war Sato? Was hatte er mit mir vor?
 

Ehe ich mich versah, setzte er mich auf dem Boden ab.

Erstaunt stellte ich fest, dass wir uns in meinem Garten befanden. Sato fluchte erneut und zog an einer Kette, die er um den Hals trug, einen Anhänger aus seinem Ausschnitt hervor. Noch immer leuchtete dieser grell.

„Sato, ich habe dir vertraut“, brachte ich gequält hervor und Sato schenkte mir ein trauriges Lächeln. Er beugte sich zu mir herunter.
 

„Ich weiß und du wirst es nicht bereuen, versprochen. Aber jetzt musst du mir erneut vertrauen, und mit mir kommen.“

Ich schüttelte den Kopf, obwohl ich überhaupt keine Ahnung hatte, wovon er sprach. „Yamachi“, stieß ich zwischen zwei Schluchzern hervor. Noch nie in meinem ganzen Leben hatte ich mich so wehrlos gefühlt.

„Das war nicht dein Bruder, bitte glaube mir!“

„Woher weißt du das?“

„Weil ich weiß, wo dein Bruder ist.“
 

Ich verschluckte mich. Starrte Sato ausdruckslos an.
 

„Wer zum Teufel bist du? Was weißt du über Yamachi und warum hast du es mir nicht eher gesagt?“

Sato hielt den leuchtenden Anhänger in seiner Hand verborgen, doch ich spürte ein leichtes Pulsieren davon ausgehen. Fast so, als hätte es ein eigenes Reiatsu. Seine Miene verfinsterte sich und er beugte sich zu mir herunter.

„Wenn ich dir zeige, wo Yamachi ist, versprichst du dann, mir ein weiteres Mal zu vertrauen und mit mir zu kommen?“

„Wohin?“

„Das kann ich dir nicht sagen.“
 

Ich überlegte, doch Sato wartete nicht auf meine Antwort. Er griff meine Hand und zog mich auf die Beine, die so langsam wieder zu funktionieren schien: „Komm.“

Trotz meiner Benommenheit konnte ich mit ihm Schritthalten. Sato zog mich durch halb Seireitei und ich spürte, wie das leichte Pulsieren seines Anhängers stärker wurde. Es schwoll an, wurde schneller und gab mir ein ungutes Gefühl.

Abrupt hielt er inne. Wir hockten auf einem Dach und es dauerte einen Moment, bis ich meine Orientierung wiedergefunden hatte.

Wir befanden uns in der elften Kompanie. Ich hatte keine Ahnung, was Sato hier wollte, und wäre ich im Vollbesitz meiner Kräfte gewesen, so hätte ich sicher die Geduld verloren.
 

Sato zog mich das Dach hinab und wir landeten vor einer Tür, die einen Spalt weit offen stand. Wir betraten das Gebäude und durchquerten mehrere Zimmer. In einem überraschten wir einen Shinigami, doch noch bevor er sich zu uns herumdrehen konnte, hatte Sato ihn mit einem geschickten Schlag in den Nacken in die Bewusstlosigkeit geschickt. Endlich blieb er stehen.

Er zog etwas aus seiner Tasche, zog eine Tür auf und pustete es hinein. Noch ehe die beiden Shinigami wussten, was ihnen geschah, lagen sie bewusstlos auf dem Boden.

„Warum tust du das?“, schaffte ich es, Sato zu fragen.
 

„Niemand darf uns hier sehen“, erklärte er und zog mich in den Raum. Hinter uns schob er die Tür zu. Ich sah mich um. Neben den beiden fremden Shinigami war niemand dort.

„Was tun wir hier?“

„Sieh genauer hin, Akari. Ich muss mich konzentrieren.“
 

Sato hielt den Anhänger in seiner Hand mittlerweile mit großer Anstrengung fest, Schweiß perlte auf seiner Stirn. Ich musterte ihn einen kurzen Moment, doch erkannte ich keine Feindseligkeit in seinem Blick. Was geschah hier bloß?

„Beeil dich, uns bleibt nur wenig Zeit“, brachte Sato zwischen zusammengepressten Zähnen hervor.
 

Ich wandte mich um und betrachtete den Shinigami, der auf dem Boden lag. Er war groß, muskulös mit ausgeprägtem Kieferknochen und sein kahler Kopf reflektierte glänzend das Licht des Zimmers. Ich wandte mich dem anderen zu. Mein Atem stockte.

„Er sieht meinem Bruder ähnlich, aber sein Reiatsu ... es ist anders“, flüsterte ich, zu ängstlich, um dem jungen Mann näher zu kommen, dessen dunkles Haar einen glänzenden Kranz um seinen Kopf auf dem Boden bildete.

„Faszinierende Technik, die eure Mutter euch da beigebracht hat.“

Mein Herz setzte einen Schlag aus.
 

Was wusste Sato über die Techniken, die meine Mutter mich gelehrt hatte? Ich warf ihm einen Blick zu und staunte, als ich die Trauer in seinen Augen erkannte. Mein Verstand begann sich zu überschlagen.

Ich musste es versuchen.
 

Abrupt wandte ich mich um, beugte mich zu dem jungen Mann herunter und konzentrierte meine Sinne. Hinter dem Reiatsu des Shinigamis erkannte ich ein weiteres, reines Reiatsu. Seelenenergie, die in einem Mantel von anderen Energien versteckt lagen. Ich öffnete die Augen und traute mich endlich, ihm ins Gesicht zu schauen. Die lange Nase, die hohen Wangenknochen. Vorsichtig zupfte ich mit den Fingern die grellen Schmuckwimpern ab, die er sich aufgeklebt hatte. Vermutlich, um sein Äußeres, genau wie sein Reiatsu zu verbergen.

Yamachi.
 

Wie konnte es sein, dass er als Shinigami arbeitete? Wie war es möglich, dass ich es nicht gemerkt hatte? Und auch Byakuya?

Ich strich meinem Bruder durch das Gesicht und warf Sato einen Blick zu: „Ich möchte mit ihm sprechen.“

„Das geht leider nicht.“

„Warum?“

„Ich erkläre dir alles, wenn wir hier weg sind, versprochen, Akari.“
 

Erneut wendete ich mich meinem bewusstlosen Bruder zu und fasste in die Innentasche seines Oberteils. Yamachi hatte sich von klein auf angewöhnt, stets Zahnseide und ein Kaugummi in seiner Innentasche mit sich zu tragen. Tränen rannen erneut an diesem Tag über mein Gesicht, als ich beides fühlen konnte. Und noch etwas anderes.

Ein Schluchzer löste sich aus meinem Mund. Es war das Foto von seinem Schreibtisch. Er war es wirklich. Mein Bruder lebte. Ich hatte zwar keine Ahnung, wie er es geschafft hatte, Aizen zu entkommen und sich unerkannt in Seireitei einzuschleichen, aber das Wichtigste war, dass er lebte.

Hastig griff ich nach einem Stift, der auf dem Boden neben mir lag. Yamachi musste ihn fallen gelassen haben, als er das Bewusstsein verloren hatte.
 

„Was machst du“, brachte Sato angestrengt hervor, er war mittlerweile in die Knie gegangen. „Akari, ich kann es nicht mehr lange halten, ich brauche dich!“

„Eine Botschaft, damit er weiß, dass es mir gutgeht.“

Ich schrieb dieselbe Botschaft auf die Rückseite des Fotos, wie jene, die ich auf dem Bilderrahmen hinterlassen hatte, nur dieses Mal mit einem Ausrufezeichen. #3!

Die Faustregel Nummer 3 für Missionen unserer Mutter.

"Wenn du untertauchen musst, tu es ganz und gar. Nicht einmal deine dir nächststehenden dürfen wissen, wo du bist oder was du tust, denn es gefährdet nicht nur dich, sondern auch sie. Wenn du selbst weiß, dass jemand dir Nahes untergetaucht ist, suche nicht nach ihm, wenn er nicht gefunden werden will, da du ihn und dich selbst sonst in Gefahr bringst."
 

Yamachi würde verstehen, was gemeint ist. Er würde nicht nach mir suchen. Erleichtert steckte ich das Foto in seine Innentasche zurück, strich ihm über das Gesicht und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn, der nach dem Salz meiner eigenen Tränen schmeckte. Ich sprang auf und kehrte an Satos Seite zurück, der am ganzen Leib zitterte.

„Gut, ich komme mit dir, Sato. Aber sag, wie willst du in deinem Zustand irgendwohingehen? Und was ist dieses Ding?“

„Greif nach meiner Hand, Akari. Unsere Haut muss sich berühren.“

„Beantworte mir erst die Frage! Was ist das? Und wo gehen wir hin?“
 

„Das ist ein Sender und wir gehen ins Schloss des Seelenkönigs. Beeil dich, sonst werde ich in wenigen Sekunden allein dorthin verschwinden.“

Ich griff nach seiner Hand, doch mein Verstand war wie leer gefegt. Der Seelenkönig? Konnte das wirklich sein?
 

Hitze strömte durch meinen gesamten Körper, brannte auf meiner Haut und innerhalb eines Herzschlags verschwand die Welt um mich herum.



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