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Die vergessene Kommandantin

Memoiren der Akari
von

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Ich werde auf dich warten

Als ich über den Platz spazierte, spürte ich wie mein Herz immer schwerer wurde.
 

Ich hatte ein ungutes Gefühl, obwohl ich wusste, was gerade geschah.
 

Yoruichi schlüpfte genau in diesem Moment maskiert in die Zentrale 46, um dort Tessai und Kisuke zu befreien, während ich durch die Gegend spazierte und möglichst viele Leute begrüßte.
 

„Akari“, hörte ich ein Flüstern und sah, dass Rangiku neben mir ging. Sie sah mich traurig an und ich seufzte nur.

„Schon gut“, murmelte ich, doch sie wirkte nicht nur besorgt, sondern auch neugierig. Sie wusste schließlich nicht genau, was geschehen war, hatte lediglich von der Festnahme etwas mitbekommen.

Sollte ich ihr also die Wahrheit sagen?
 

Dass ihr bester Freund sich einem verrückt gewordenen Vizekommandanten angeschlossen hatte, um an Shinigamis mit Hollowfizierung zu experimentieren und es danach meinem Freund in die Schuhe zu schieben?
 

Doch ich wusste, es war weder der richtige Ort noch die richtige Zeit darüber laut zu sprechen. Meine Gedanken drehten sich im Kreis. Warum hatte Gin sich Aizen angeschlossen? Was erhoffte er sich davon? Ganz egal schien ich ihm nun auch nicht zu sein, sonst hätte er sich nicht die Mühe gegeben, mich mit Schlafpulver außer Gefecht zu setzen.

Er hatte mich schützen, aus der Sache raushalten wollen.
 

„Ich will dich nicht in die Sache hineinziehen“, fielen mir seine Worte ein, als er mich damals verlassen hatte.

Jetzt verstand ich sie. Verstand, dass er damals entschieden hatte, mich aus seinem Leben herauszuhalten, um mich zu beschützen.
 

Doch er hatte zugelassen, dass Kisuke mit hereingezogen wurde und das würde ich ihm nicht verzeihen.

„Akari“, ein weiteres Flüstern, Byakuya hatte sich zu uns gesellt. Er warf Rangiku einen erwartungsvollen Blick zu, die sich daraufhin von uns absetzte, sodass Byakuya und ich allein reden konnten.
 

Wir standen mitten auf dem Platz, wo uns jeder sehen konnte, trotzdem hatten wir die Möglichkeit ungestört zu reden.

„Sind sie unschuldig?“, fragte er leise und ich nickte.
 

Byakuya achtete das Gesetz, er duldete es nicht, wenn es gebrochen wurde.

„Allerdings werden alle Beweise gegen sie sprechen“, flüsterte ich. Noch während Yoruichi und ich Shinji und die anderen weggeschafft hatten, erzählte Mayuri uns, dass Gerüchte umhergingen: Tessai und Kisuke wurden angeklagt, Experimente mit Hollowfizierung durchgeführt zu haben.
 

Alle Verbrechen Aizens wurden ihnen angelastet und es gab unglaublich viele Zeugen. Vorsichtig erklärte ich Byakuya alles, was ich wusste.
 

Er hörte aufmerksam zu und sein Gesicht verzog sich, als könne er diese Ungerechtigkeit nicht ertragen.

„Aizen kann hypnotisieren…“, murmelte er nachdenklich und ich nickte. Byakuya war noch immer mein bester Freund, ich hätte es nicht ertragen, ihm die Wahrheit vorzuenthalten.
 

„Es sieht schlecht für die Beiden aus“, gestand er nun und wirkte bedrückt. Dann brach ein Tumult los, dessen Lärm uns aufschrecken ließ.
 

„ALARM, ALARM! Zwei verurteilte Verbrecher sind aus der Zentralkammer 46 geflohen! ALARM! Flüchtige verfolgen und einfangen, höchste Priorität, verfolgen und einfangen!“, die Stimme wiederholte diese Sätze immer wieder, während alle im Umkreis anfingen, hektisch loszurennen.
 

„Alles gut?“, fragte ich Byakuya, der das Gesicht zu einer Grimasse verzogen hatte.

„Das ist wohl eine Aufgabe, die nicht dem Niveau von Kommandanten entspricht“, murmelte er und wir drehten uns herum, spazierten gemütlich weiter.
 

„Irgendwann kriegen wir Aizen dafür. Verbrechen zahlt sich niemals aus.“
 

Diese Worte hallten noch lange in meinem Kopf nach. Ich sah ihn einen Moment dankbar an, als ein Höllenschmetterling eine Kommandantenversammlung ankündigte. Wir machten uns auf den Weg zur ersten Kompanie und schon standen die übrig gebliebenen Kommandanten in einem Raum.
 

Yamamoto-Genryusai, Ukitake, Kyouraku, Kenpachi, Unohana, Byakuya und ich selbst.
 

Eine Hand voll Vizekommandanten stand in einer anderen Ecke des Raumes, es kam mir unglaublich leer vor. Während der Generalkommandant allen erklärte, was passiert war, musste ich mich zusammenreißen, Aizen nicht anzuspringen.

Er stand vollkommen unschuldig an seinem Platz, den freundlichsten Blick aufgesetzt, den er zur Verfügung hatte. Oder hypnotisierte er uns wieder? War das gar nicht Aizen?
 

Ich erschauerte. Doch seine Hypnose hatte bei mir schon einmal nicht funktioniert, wieso sollte sie das also jetzt tun? Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf den Generalkommandanten, der nun jeden bat zu berichten, was er in der Nacht getan hatte.

Aizen erzählte, er sei spazieren gewesen, da er nicht hatte schlafen können. Kyouraku konnte das bestätigen und ich musste meine Wut herunterschlucken.
 

Ich wollte ihnen so gern die Wahrheit über Aizens Fähigkeiten sagen, doch wie sollten sie mir glauben? Ich hatte keinerlei Beweise und er konnte sie immerhin alles sehen lassen, was er wollte.
 

Ich fühlte mich so verloren. Byakuya warf mir einen ernsten Blick zu und ich beruhigte mich langsam wieder.

Ja wir sollten mitspielen. Jetzt durchzudrehen würde uns nicht weiterhelfen. Ich war an der Reihe, Bericht zu erstatten.

„Ich habe Kisuke in seinem Forschungslabor besucht gestern Abend. Er arbeitete an den Gigai. Er bat mich etwas Essen für ihn so besorgen, also machte ich mich auf den Weg. Als ich allerdings zurückkehrte, wurde ich von dem Offizier der fünften Kompanie aufgehalten und mit Schlafpulver besprüht, woraufhin ich heute Morgen in meinem Bett erwachte.“

Da Shinji nicht anwesend war, warf der Generalkommandant nun Aizen einen neugierigen Blick zu.
 

„Warum macht euer Offizier so etwas?“, fragte er und Aizen warf mir einen kurzen Blick zu, der mir eine Gänsehaut einjagte.

„Ja, mein Offizier beichtete mir, was er tat. Es war bereits spät in der Nacht und die Verbrechen der beiden Verurteilten waren bereits in vollem Gange, als er Kommandantin Miyazaki durch die Gänge der zwölften Kompanie spazieren sah. Ich bin sicher, er wollte ihr nichts zu Leide tun… Generalkommandant ihr müsst wissen, Ichimaru und Kommandantin Miyazaki waren einst ein Paar in der Schulzeit. Er war um ihr Wohlbefinden besorgt und hat etwas überreagiert, dafür wird er sich natürlich entschuldigen.“
 

„Überreagiert?“, platzte ich heraus und spürte wieder einen warnenden Blick von Byakuya, alle anderen schienen Aizen seine Geschichte abzukaufen.
 

Auch der Generalkommandant nickte, als sei das alles sehr logisch.

„Es tut mir weh, das zu sagen“, begann der Generalkommandant nun, „aber auch Yoruichi Shihoin gehört zu den Verrätern. Sie verhilft ihnen bei der Flucht und auch ihr wird der Kommandantenstatus aberkannt, genau wie den anderen Verbrechern. Wir werden uns natürlich bald darum kümmern, dass ihre Stellen neu besetzt werden, doch nun müssen wir dafür sorgen, die Flüchtigen zurückzubringen. Die Ehre der Gotei 13 steht auf dem Spiel.“
 

Er klopfte mit seinem Stab auf den Boden und damit war das Treffen beendet.

Ich schluckte.
 

Dem Kommandantenamt enthoben?

Stellen neu besetzen? Die anderen Verbrecher?

Scheinbar waren auch Shinji und die anderen als Mittäter verurteilt worden. Ich war überglücklich, dass Yoruichi so gut mitgedacht hatte.
 


 

Ich beteiligte mich nicht an der Suche nach den Flüchtigen und das wurde auch weithin als verständlich angesehen. Ich wusste, dass sie bei Sonnenuntergang die Soul Society verlassen würden, das war Yoruichis Idee gewesen.
 

Sie hatte mir verboten sie noch einmal aufzusuchen, doch mir war von Anfang an klar, dass ich mich daran nicht halten würde. Alle in meiner Kompanie mieden meine Blicke. Ich saß an meinem Schreibtisch und grübelte vor mich hin, in meiner Hand hielt ich eine kleine Kugel aus Milchglas, eine Erfindung von Kisuke. Ich hörte ein Räuspern und sah, dass Rangiku in der Tür stand.

„Ich weiß nicht genau, was passiert ist…“, begann sie mit ernstem Blick, „aber eines weiß ich: Kisuke würde so etwas niemals tun. Ich weiß nicht, wer es war und wie man es ihm anhängen konnte… aber wenn es irgendetwas gibt, was ich für dich tun kann Akari, dann sag es mir bitte.“
 

Einen Moment lang reagierte ich nicht, starrte nur auf meine Kugel. Ich wusste, dass ich das Gleiche für sie tun würde.

„Da gibt es etwas“, murmelte ich und sie kam ein paar Schritte auf mich zu.

„Das wäre?“, fragte sie und ich lächelte.
 

„Geh mit mir baden.“

Sie schaute verdutzt, aber nachdem ich ihr ein paar Mal versichert hatte, dass ich keinen Scherz machte, standen wir mit Handtüchern vorm Badehaus. Ich sorgte dafür, dabei möglichst viel Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. Im Badehaus hatten wir eine riesige in den Boden eingelassene Wanne für uns zwei. Ich schmiss meine Sachen von mir und setzte mich in das heiße Wasser. Ich spürte, wie meine Muskeln sich entspannten und auch Rangiku seufzte erleichtert auf.
 

Einige Minuten lang lagen wir nur so da, bis ich schließlich entschied, dass ich lange genug entspannt hatte. Ich suchte die Milchglaskugel aus meiner Kleidung heraus und hielt sie ihr hin. Ich konzentrierte mich auf die Kugel, die ein schwaches violettes Leuchten annahm. Rangiku bekam große Augen.

„Die Kugel nimmt dein Reiatsu an?“, fragte sie und ich nickte, unterdrückte dann mein eigenes Reiatsu vollständig.

„Von außen fühlt es sich so an, als wäre ich hier drin.“

Ihre Augen waren noch größer und sie nickte langsam.

„Verstehe, also gehst du…“, ich nickte.
 

„Mich verabschieden.“ Einen Moment lang waren wir still, doch dann fiel mir die weitere Funktion der Kugel ein.

„Wenn du dich konzentrierst, kannst du sie dazu bringen, zu sprechen. In meiner Stimme.“

Rangiku zog die Augenbrauen hoch, nahm die Kugel in die Hand,

„Das probiere ich doch gleich mal aus. Also Akari, was trägst du für Unterwäsche?“

Sie runzelte kurz die Stirn, als konzentriere sie sich, da antwortete die Kugel in meiner Stimme „Gar keine.“

„Wie intellektuell“, warf ich ein und musste schmunzeln.

Sie kicherte leise auf. „Lass dir Zeit… ich habe der Kugel hier einiges zu erzählen.“

Ich bedankte mich bei ihr und erhob mich aus dem Wasser.
 

„Kommandantin Miyazaki“, es war Hiyori, die mich zuerst bemerkte.

Sie sah wieder aus wie sie selbst, nur dass sie ihre Shinigami Uniform gegen gewöhnliche Kleidung getauscht hatte.

„Keine Sorge, sie ist auf unserer Seite“, erklärte Shinji, der langsam auf mich zukam.

„Akari, ich hab doch gesagt du…“
 

„Yoruichi“, Kisuke unterbrach sie und sie verdrehte die Augen.

„Hat dich jemand gesehen?“, fragte sie mich nun und ich warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu.

„Na ja ich habe mein Shunpo bei einer ziemlich mittelmäßigen Lehrerin gelernt, also bin ich mir nicht sicher…“, begann ich und sie knuffte mich mit einem Lachen in die Schulter.
 

„Pass auf, was du sagst!“

„Wir müssen los“, hörte ich nun Tessai keuchen, der noch immer eine Barriere aufrechterhielt. Ich sah ihn bewundernd an, er hielt die Barriere jetzt schon seit Stunden. Ich erkannte schon das Portal in die Welt der Lebenden, Kisuke hatte es bereits errichtet.
 

„Hey Akari“, sagte Shinji und musterte mich.

„Wir alle setzen unsere Hoffnungen auf dich. Du musst die Wahrheit ans Licht bringen, damit der wahre Verbrecher bestraft werden kann.“
 

Einen Moment lang hielt ich seinen Blick, nickte dann langsam und er lächelte.

„Mach’s gut.“
 

„Weißt du Akari… du warst immer eine der wenigen Kommandanten, die ich mochte“, gestand Hiyori mir auf einmal und warf mir ein freches Grinsen zu.
 

„Und sie war wahrscheinlich eine der wenigen Existenzen, die dich mochten“, murmelte Shinji und fing sich darauf ein paar üble Tritte der Kleinen ein.

„Danke Hiyori, ich mag dich auch. Ich komm euch Mal besuchen in der Welt der Lebenden“, versprach ich und Hiyori zeigte mir den hochgestreckten Daumen.
 

„Ich freu mich drauf“, sie folgte Shinji zum Tor und ich bemerkte, dass auch die anderen mich anblickten.

„Mach’s gut“, „Tschüss Akari“, nacheinander betraten sie das Tor, bis schließlich nur Yoruichi, Kisuke und ich übrig blieben.

„Kannst du mir einen Gefallen tun?“, fragte Yoruichi und ich nickte ihr aufmunternd zu, fortzufahren.

„In der zweiten Kompanie… erinnerst du dich an Soifon?“
 

Ich nickte abermals, sie war wie Yoruichis Schatten, immer an ihrer Seite.

„Sie ist unglaublich begabt und ich würde mir wünschen, dass sie meinen Platz einnimmt.“

„Ich schaue, was ich machen kann.“ Sie drückte mich einmal fest und rannte zum Tor, drehte sich noch einmal zu mir um und verschwand.
 

Kisuke und ich waren nun allein. Er nahm mich in den Arm und drückte mich ganz fest an sich.

„Seit unserer Kindheit verbringen wir fast jeden Tag miteinander“, begann er und ich musste feststellen, dass er Recht hatte.

Selbst zu der Zeit, als er sich in seine Forschungen vergraben hatte, hatte es nur wenige Tage gegeben, an denen wir uns gar nicht gesehen hatten.
 

„Es ist irgendwie gruselig fortzugehen an diesen merkwürdigen Ort… und das ganz ohne dich.“

Ich schluckte, was sollte das? Was war das für eine Rede?

„Akari, ich habe mir eins geschworen“, er trat einen Schritt zurück und sah mich ernst an.

„Wenn das hier alles vorbei ist, die Wahrheit ans Licht gekommen ist und wir zurück in die Soul Society können…“, er nahm meine Hände und drückte sie fest, „Wirst du dann meine Frau?“
 

Mir stockte der Atem und ich spürte die Tränen in meinen Augen. Warum wurde ich auf einmal so emotional? Er griff in seinen Kimono, mit dem er seinen Haori ersetzt hatte und holte einen Ring heraus.

Er war in Gold mit einem einfach Muster versehen, ganz schlicht und doch elegant. Ich spürte heiße Tränen meine Wangen hinunterlaufen.
 

„Natürlich will ich das“, flüsterte ich und ließ mir den Ring anstecken.

Er passte wie angegossen.
 

Wir küssten uns und ich wünschte, der Moment würde für immer anhalten, doch schon viel zu bald löste er sich und ich sah, dass auch seine Augen nicht ganz trocken waren.
 

„Du musst mir noch etwas versprechen“; bat ich ihn und er legte den Kopf schief.

„So lange diese ganze Sache nicht geklärt ist, darfst du keinen Fuß in die Soul Society setzen“, er holte Luft und ich wusste, dass er protestieren wollte, doch ich unterbrach ihn sogleich.
 

„Du weißt, wie die Zentralkammer mit flüchtigen Verbrechern vorgeht. Wenn du einen Fuß in die Soul Society setzt, werden sie hinter dir her sein, um dein Zanpakuto zu zerstören und dich einzusperren. Ganz zu schweigen von dem, was Aizen tun könnte. Seine Hypnose ist eine tödliche Waffe, das darfst du nicht riskieren. Du musst es mir versprechen!“

Er betrachtete mich einen Moment, bevor er endlich antowtete: „Ich verspreche es.“
 

Ich spürte einen Hauch von Erleichterung. Er nahm meine Hand und wir gingen zusammen zu dem Tor, das ihn von mir fortbringen würde. Kurz davor blieb ich stehen, er ging weiter, ließ meine Hand dabei aber nicht los.

Als er das Tor schon fast berührte, drehte er sich ein letztes Mal um.
 

„Ich werde auf dich warten.“

Das war das letzte Mal, dass ich ihn sah.



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