Zum Inhalt der Seite

Die vergessene Kommandantin

Memoiren der Akari
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Wie alles zerbricht

Wie die Jahre so vergingen, wurde auch Byakuya erwachsen.
 

Er fand endlich den einen Menschen, den er nie wieder loslassen wollte. So hatte ich ihm das Gefühl beschrieben, dass ich für Kisuke empfand. Er hatte es nicht verstanden, bis Hisana in sein Leben trat. Sie stammte aus Rukongai und jeder von uns wusste, dass dies gegen all die Regeln verstieß, die Byakuya sonst so vehement zu verteidigen suchte.
 

Allein die Tatsache, dass er diese nun umging, bewies, wie wichtig sie ihm war.
 

Byakuya hatte das Glück, als Oberhaupt eines der größten Adelshäuser einen recht großen Einfluss zu haben. Mit meiner Familie, die ihm den Rücken stärkte und auch der Familie Shihoin, die ebenfalls zu uns hielt, wagte es niemand, Byakuya anzuklagen.
 

Hisana selbst war ein reizendes Wesen.

Doch manchmal wollte ich sie am liebsten schütteln. Sie verehrte Byakuya und auch mich so sehr, dass sie es einfach nicht lassen konnte uns mit Höflichkeitsfloskeln anzusprechen.
 

„Miyazaki-Sama“, ja so hatte man meine Mutter immer genannt, aber mich?
 

Auch zu Byakuya sprach sie stets in höchster Höflichkeit, selbst nach ihrer Hochzeit.
 

Hisana berichtete mir nach einiger Zeit, dass sie schon in Rukongai von mir gehört hatte. Es schien, als hatte ich mir dort einen gewissen Ruf erarbeitet, was mir bis zu diesem Tage nicht bewusst gewesen war.

Die Geschichte mit Mana hatte sich herumgesprochen, aber auch über einige andere Kleinigkeiten, die ich für die Menschen in Rukongai getan hatte, wurden in den Hinterhöfen der Außenbezirke geflüstert.
 

„Die anderen Kommandanten verlassen ihre sicheren Mauern nur selten, sie sehen das Unrecht dort draußen nicht“, hatte Hisana einmal geflucht und hatte sogleich befürchtet, man würde sie dafür rausschmeißen.
 

Aber sie hatte nicht ganz Unrecht. Viele der anderen Kommandanten kümmerten sich nicht um Rukongai.
 

Der Tag, an dem Byakuya und Hisana heirateten, war ein ganz Besonderer für mich. Wir alle feierten, gemeinsam mit unseren Familien und Freunden. Yamachi war Byakuyas Trauzeuge und ich habe ihn selten stolzer gesehen. Vor allem hatte ich Byakuya nie zuvor so glücklich gesehen. Hisanas Kleid war eine Mischung aus traditionellen Gewändern und modernen Stoffen und ich musste mich zusammenreißen, sie nicht unentwegt anzustarren. Irgendwo in meinem Hinterkopf fragte ich mich, ob auch ich eines Tages in so einem Kleid vor einen Altar treten würde.
 

Doch ich wusste, dass Kisuke und ich dazu noch nicht bereit waren. Auch Byakuya hätte sich vielleicht mehr Zeit gelassen, hätten die Gesetze Seireteis Hisanas Aufenthalt nicht infrage gestellt. Als seine Ehefrau jedoch, genoss sie einen gewissen Schutz. Mein Herz platzte vor Freude für Byakuya und ich hatte das Gefühl, als wären wir alle eine große Familie, die stetig wuchs.
 

Jahre zogen ins Land und die Kommandantenarbeit begann, ihre Schattenseiten zu zeigen.

Von langweiligen Alltagsaufgaben, zu stressigen Entscheidungen, wechselten sich die Phasen ab, in denen wir zu viel oder zu wenig zu tun hatten, nie jedoch fühlte ich mich wirklich herausgefordert. Hätte ich geahnt, welch Grauen mir noch bevorstand, so hätte ich jeden dieser Tage viel bewusster genossen.
 

Kisuke hatte das Forschungsinstitut gegründet, was ich durchaus gut fand, aber ihn viel Zeit und Kraft kostete. Außerdem hatte er dafür einen ehemaligen Verbrecher aus seinem Gefängnis geholt: Mayuri Kurotsuchi.
 

Ich fühlte mich unwohl in seiner Nähe, aber Kisuke beharrte darauf, dass er ein absolutes Genie war und er ihn dringend für seine Forschungen brauchte. Was Myuris Intellekt anging, hegte ich keine Zweifel, eher, was seine Moral betraf.

Kisuke beförderte Mayuri sogar zum Vizedirektor der Forschungsabteilung. Ich wollte Kisuke keine Vorträge halten, darum bat ich ihn lediglich vorsichtig zu sein. Selbst Yoruichi stimmte mir Mayuri betreffend zu und die ließ sich sonst nicht so leicht von jemandem gruseln.
 

Mit ihr verbrachte ich ebenfalls viel Zeit, sie war eine erfrischende Abwechslung unter den Kommandanten, bei der ich kein Blatt vor den Mund nehmen musste und einfach sagen konnte, was ich dachte.
 

Es vergingen 9 Jahre.
 

Eines Abends saßen wir wieder gemütlich zusammen und feierten unseren Jahrestag als Kommandanten, in meinen Gemächern. Wir hatten gerade den Kuchen fast aufgegessen und probierten einen Wein, den Kisuke entdeckt hatte, da klopfte es an die Tür.
 

Rangiku öffnete sie und ich sah bereits an der Art, wie sie versteifte, dass es kein gewöhnlicher Besucher war.

Langsam trat sie zur Seite und ließ Gin eintreten.
 

Es wurde still. Ich spürte, wie Kisuke an meiner Seite versteifte, doch er sagte kein Wort.

„So lange Kommandanten“, murmelte Gin und grinste breit, „und ich bin immer noch ein Offizier.“

Ich lachte.
 

Während wir die Karriereleiter steil hinauf gestiegen waren, war Gin noch immer dort, wo er vor Jahren gewesen war.

Obwohl es ein wenig seltsam war, bat ich ihm das letzte Stück des Kuchens an. Es dauerte ein paar Minuten, bis die Stimmung ähnlich ausgelassen war, wie zuvor. Selbst Kisuke legte seine Anspannung, nicht jedoch sein wachsames Auge irgendwann ab.

Eine kühle Brise wehte zum Fenster herein und ich erinnere mich gern an diesen Abend.

Es war die Ruhe vor dem Sturm.
 

Einen Tage später erreichte uns eine Nachricht, dass in der Soul Society Leute verschwanden. Oder zumindest so ähnlich. Es hieß, dass sie keine feste Form mehr annehmen konnten. Was genau es war, konnte man sich nicht erklären, deshalb wurde die neunte Kompanie damit beauftragt, sich damit zu befassen.
 

Kisuke meldete sich freiwillig einen Gigai für die Seelen herzustellen, also einen künstlichen Körper, in dem die Seelen eine Form annehmen konnten. In seinem Forschungslabor war es ihm ein leichtes, solchen seelenlosen Hüllen zu bauen und er machte sich mit freudigem Eifer an die Arbeit.
 

Doch etwas Beunruhigendes lag in der Luft. Ein ungutes Gefühl keimte in mir auf, nistete sich in meinen Brustkorb ein und haftete an mir wie Klebstoff. Was auch immer ich tat, ich konnte es nicht abschütteln.
 

Einen Abend wurde es so unangenehm, dass ich Kisuke in seinem Forschungslabor besuchte, um mich abzulenken.
 

Dort entdeckte ich etwas, das mir ebenfalls eine Gänsehaut einjagte. Es war eine Art Kristall, der eine mir unheimliche Energie ausstrahlte. Er nannte es Hogyoku.
 

Ich hatte nicht so wirklich verstanden, wozu es gut war, allerdings verstand ich eines: Dass es eine unglaubliche Macht innehielt.
 

„Kisuke...“, begann ich, doch er bastelte so vertieft an seinem Gigai, dass er nicht reagierte.
 

„Wo ist eigentlich Hiyori?“, fragte ich nach seiner Vizekommandantin, es dauerte fast zwei Minuten, bis er es schaffte, eine Antwort zu geben.
 

„Ich habe sie losgeschickt, Kensei auszuhelfen.“

Kensei Muguruma, Kommandant der neunten Kompanie, er war mit seiner Kompanie mit diesem seltsamen Fall beauftragt worden.
 

Das ungute Gefühl in meinem Magen rumorte.
 

„Wie lange sind sie schon unterwegs?“, fragte ich und Kisuke streckte sich, warf dann einen Blick auf die Uhr.
 

„Oh schon seit ein paar Stunden“, murmelte er, als wäre ihm das jetzt erst aufgefallen. Er klang besorgt. Ich machte ihm einen Tee und zwang ihn, eine kleine Pause einzulegen. Zu gern vergaß er in seiner Arbeit, sich um sich selbst zu kümmern.
 

Wir knabberten gerade an ein paar Keksen, da erreichte uns ein Höllenschmetterling, der uns telepathisch eine Botschaft des Generalkommandanten übermittelte:

„An alle Kommandanten: es wird eine Notversammlung einberufen. Ich wiederhole NOTVERSAMMLUNG, in der ersten Kompanie, SOFORT.“
 

Kisuke und ich warfen uns einen kurzen Blick zu.
 

„Hiyori...“, murmelte ich und wir beeilten uns, zur ersten Kompanie zu kommen.
 

Der Generalkommandant und einige verschlafen wirkende Kommandanten waren bereits dort. Es dauerte nicht lang, bis schließlich der Rest eintrudelte und Yamamoto-Genryusai beginnen konnte.
 

„Das Reiatsu von Kommandant Muguruma und auch das seiner Vizekommandantin Kuna sind erloschen. Grund bisher unbekannt“, erklärte der Generalkommandant mit strengem Blick.
 

„Lasst mich gehen, bitte!“, platzte es aus Kisuke heraus und alle Blicke richteten sich auf ihn. Ich hörte die Panik in seiner Stimme und es schnürte mir den Atem ab.
 

Der Generalkommandant schüttelte den Kopf.
 

„Ich habe meine Entscheidung bereits getroffen, Kommandant Urahara, wir brauchen euch hier für die Gigais“, erklärte er und zählte nun die Leute auf, die als Rettungstrupp losgeschickt werden würden.

„Hirako, Aikawa, Otoribashi...“, die Tür wurde erneut aufgerissen und der Kommandant und Vizekommandant der geheimen Kidotruppe traten ein.
 

„Ihr beide geht ebenfalls mit“, sagte der Generalkommandant und sie nickten, doch Kommandant Kyoraku mischte sich ein.

„Sag mal Yamajii...“, begann er, niemand außer ihm würde es wagen den Generalkommandanten so anzusprechen, „wäre es nicht besser, wenn wir nicht beide Ranghöchsten der Kidotruppe losschickten?“
 

„Was für ein Benehmen...“, murmelte der Generalkommandant leicht genervt, ging aber auf Kyorakus Argument ein.

„Was schlägst du also vor?“
 

„Meine Vizekommandantin wird gehen“, schlug er vor und Kommandant Ukitake sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Willst du sie jetzt hier her rufen?“, fragte er, doch der braunhaarige Kommandant grinste nur.

„Lisa? Du hast es gehört. Du wirst gehen.“
 

In dem Moment erblickte ich seine Vizekommandantin Lisa Yadomaru im Fenster, die eifrig nickte. Kyoraku murmelte etwas davon, dass er ihr verboten hatte zu lauschen, schickte sie jedoch los.
 

„Ich möchte, dass sie auch ein wenig Erfahrung sammelt und sie ist wirklich zäh, müsst ihr wissen.“

Der Generalkommandant seufzte auf und nickte.

„Also ist es entschieden, Tessai bleibt hier, dafür geht Lisa.“
 


 

Die Versammlung hatte sich aufgelöst und ich spürte, wie Kisuke sich das Hirn zermarterte – ich wusste, dass er unbedingt hinterher wollte.
 

Er würde es sich niemals verzeihen, wenn Hiyori etwas geschah, nur weil er zu beschäftigt gewesen war, selbst zu gehen. Ich nahm ihn bei der Hand und zog ihn in ein leeres Zimmer, dann küsste ich ihn auf den Mund und sagte: „Geh.“

Er sah mir verwirrt an.
 

„Er hat es ausdrücklich verboten“, sagte er und ich nickte. Irgendetwas tief in mir ließ mich spüren, dass Kisuke gehen musste. Es war eine Intuition, die ich nicht ignorieren konnte.
 

„Ich glaube, dass etwas dahintersteckt, das man nicht durch Kampfkraft besiegen kann. Los, wir brechen auf“, doch er hielt mich an den Schultern fest.
 

„Akari, du bleibst hier“, noch nie hatte ich ihn so autoritär erlebt.

„Aber ...?“
 

„Ich habe eine leise Ahnung von dem, was da passiert ... wenn es wirklich das ist, was ich glaube, kannst du dort eh nichts ausrichten. Ich muss allein gehen und du musst dafür sorgen, dass Mayuri die Gigai fertig bekommt.“
 

Ich wollte etwas sagen, doch in dem Moment hörte ich ein Räuspern. Es war Tessai, der Kommandant der Kidotruppe, mit dem Kisuke seit einiger Zeit befreundet war.
 

„Ich muss auch gehen“, erklärte er leise und sah Kisuke eindringlich an.

„Wenn es dich beruhigt Akari, werde ich auf deinen Freund hier aufpassen“, fügte er an und ich lächelte.
 

Tessai war nicht nur äußerst bewandert in Kido, er war auch körperlich sehr stark.

„Ich werde hier die Stellung halten“, versprach ich also schweren Herzens.
 

Kisuke drückte mir einen Kuss auf und sie verschwanden in der Dunkelheit.
 

Ich machte mich auf den Weg zurück in die Forschungsabteilung und weckte Mayuri, etwas unsanft, wie ich gestehen muss.

Als er die Arbeit begonnen hatte, beachtete er mich nicht weiter und ich vergaß sogar, dass ich ihn eigentlich gruselig fand.

Die Nacht war lang, aber nichts hätte mich dazu gebracht, ins Bett zu gehen – dachte ich zumindest.

Als Mayuri die Gigai fertig hatte, verließ er das Labor, ich blieb.
 

Kisukes Geruch hing noch immer in der Luft und ich wusste nicht, wo ich sonst hingehen sollte. Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und versuchte, wach zu bleiben.
 

„Akari!“, es war die Stimme von Tessai. Er hatte Schweißperlen auf der Stirn und schien hochkonzentriert.

Ich spürte einen Zauber, den er aufrecht erhielt und wusste instinktiv, dass es ein wirklich mächtiger Zauber sein musste.
 

„Akari, du solltest weg von hier“, hörte ich Kisuke, der gehetzt durch den Raum lief.

Erst jetzt realisierte ich, was ich vor mir sah.

Ich sprang auf.
 

Acht Leute, die ich als Shinigami kennen gelernt hatte, lagen vor mir, um ihre Gesichter hatten sich knochenähnliche Masken gebildet, so wie sie eigentlich Hollows trugen.
 

Ich öffnete den Mund, doch kein Ton löste sich.
 

„Was kann ich tun?“, fragte ich, als ich den Ernst der Lage begriff. Ich wollte helfen.

„Ins Bett gehen“, antwortete Kisuke knapp und begann den Hogyoku aus seiner Kiste zu befreien.
 

„Kisuke.“ Noch nie hatte ich meine eigene Stimme so bedrohlich gehört, doch es schien auch Kisuke wach zu rütteln. Er warf mir einen kurzen dankbaren Blick zu und nickte.
 

„Du könntest uns Kaffee und etwas zu Essen holen, wir haben viel zu tun.“

Er merkte, dass ich die acht Leute noch immer anstarrte.
 

„Hollowfizierung“, sagte er leise.

Ich schluckte. Wer hatte ihnen das angetan?
 

„Hollowfizierung…“, wiederholte ich murmelnd und bekam eine Gänsehaut bei dem Reiatsu, das von ihnen ausging. Es war unheimlich, aber das Schlimmste an der ganzen Sache war, dass es Vizekommandanten und sogar Kommandanten erwischt hatte – sollten sie sich gegen uns wenden, würde das sehr ernste Folgen haben. Der Raum sah aus wie das reinste Chaos. Auf den sonst weißen, glänzenden Fliesen lagen Erde, Schlamm und auch Blut, verteilt und die Acht Leute, deren Gesichter mit weißer Knochenmasse überzogen waren.
 

Ich wollte eigentlich gar nicht wissen, welche Magie Tessai da benutzte, aber es musste sehr hohe Magie sein, wahrscheinlich sogar verbotene.
 

Seine Stirn war mit Schweißperlen übersäht und sein Gesicht wirkte gepresst. Das hatte bei Tessai schon etwas zu sagen. Immerhin war er der geschickteste Shinigami in allen Formen des Kido, er konnte die höchsten Beschwörungen bewirken, ohne sie dabei laut auszusprechen.
 

Ich beeilte mich, in Kisukes Gemächer zu kommen, sie waren der nächste Ort, an dem ich Kaffee und etwas zu Essen finden sollte. Mit einem Zweitschlüssel, den ich besaß, verschaffte ich mir Zutritt zu seinen Räumlichkeiten in der zwölften Kompanie.

Wir hatten vor einiger Zeit Kopien unserer Schlüssel anfertigen lassen und sie dem jeweils anderen zur Verfügung gestellt. Für Notfälle, von denen wir gehofft hatten, sie würden nie eintreten.
 

Schnell kochte ich eine Kanne Kaffee und schmierte ein paar Brote, Kisukes Kühlschrank war leider nicht sehr ergiebig, und machte mich auf den Rückweg.
 

Als ich gerade das Haupthaus der Zwölften Kompanie verließ stellte sich mir jemand in den Weg.

Es war Gin.
 

„Du solltest ins Bett gehen.“ Sein Gesicht war ernst und es klang wie ein Echo von dem, was Kisuke vor zwanzig Minuten zu mir gesagt hatte.

„Gin lass mich durch, bitte.“
 

Er rührte sich nicht und ich wartete einen Moment. Er machte jedoch keine Anstalten sich zu erklären oder gar zu rühren.

„Ich habe keine Zeit dafür“, murmelte ich und wollte mich an ihm vorbeidrängeln, doch er stellte sich mir abermals in den Weg.

„Du solltest jetzt wirklich ins Bett gehen“, wiederholte er mit Nachdruck, sein Blick wirkte wütend, aber auch einen Hauch von Sorge erkannte ich darin wieder.
 

Mich überkam eine Gänsehaut, was hatte das Alles zu bedeuten?
 

„Nein“, antwortete ich leise und unternahm abermals den Versuch an ihm vorbeizugehen, doch da nahm er die Hand aus der Hosentasche, ich erkannte gerade noch ein schwarzes Pulver, war zu langsam, er hielt es mir ins Gesicht und vor Schreck atmete ich es ein.

Das Letzte, was ich hörte, war das Klirren der Teller auf dem Boden.
 


 

„Akari!“, ich erwachte aus meinen Albträumen, über mich gebeugt stand Yoruichi.

Für eine Sekunde wunderte ich mich, wie sie in mein Zimmer gekommen war, als die Erinnerungen der schrecklichen Ereignisse des Vorabends mich trafen.
 

„Akari, komm zu dir! Was ist denn los, du schläfst doch sonst nicht wie ein Stein“, rief sie aufgeregt und ich setzte mich auf, mein Kopf brummte.
 

„Sonst benutze ich auch kein Schlafmittel“, murrte ich wütend und wunderte mich, wie ich in mein Bett gekommen war.

„Schlafpulver?“, fragte sie nun aufgeregt und war nicht in der Lage still auf einem Fleck stehen zu bleiben.

„Akari, was ist hier letzte Nacht passiert?“ Ihr Blick war ernst und sie schaute sich ständig um, als habe sie Angst verfolgt zu werden.
 

„Warum wurden Kisuke und Tessai festgenommen?“, fügte sie nun leise zischend hinzu und es dauerte einen Moment, bis dieser Satz in mein Innerstes vordrang.
 

“Sie haben WAS?“

Yoruichi erklärte mir, dass vor einer halben Stunde etwa, Leute aus der Zentralkammer 46 herausgeströmt waren, die beiden festgenommen und in die Kammer gebracht hatten.

Sie würden noch heute verurteilt werden.
 

„Verurteilt? Wofür? Dass sie losgezogen sind, obwohl der Generalkommandant es ihnen verboten hat? Für sowas wird man doch nicht von der Kammer bestraft!“, ich war aufgestanden und zog mir hastig meinen Haori über, der lieblos über einem Stuhl gehangen hatte.
 

Wütend stieß ich die Tür auf und verließ meine Gemächer, Yoruichi folgte mir.
 

„Was ist hier los?“, fragte sie nun aufgebracht und ich begann ihr im Flüsterton zu erklären, was am Vorabend geschehen war.

„Aber dann wollten sie ihnen doch helfen! Wer hat ihnen denn so etwas Schreckliches angetan?“

Ich öffnete den Mund, schloss ihn aber sogleich wieder.
 

„Du weißt es auch nicht“, stellte sie murmelnd fest und merkte auf einmal, dass wir auf die Forschungsabteilung zuhielten. Allerdings standen dort zwei Wachen, die von der Zentrale 46 aufgestellt worden waren und uns nicht durchlassen wollten. Sie waren jedoch eher kleinlaut, sie wussten, dass sie im Ernstfall nicht den Hauch einer Chance gegen uns hatten.
 

„Lasst sie rein“, murmelte eine hohe Stimme und ich erkannte Mayuri, der hinter den Wachen aufgetaucht war.
 

„Aber…“, begann die Wache, doch Mayuris Blick reichte aus, um ihn zum Schweigen zu bringen. Wir betraten den Gang und erreichten Kisukes Labor noch vor Mayuri, der hinter uns her geschlendert kam.
 

„Es hat nicht funktioniert“, stellte ich fest, als die Szene im Labor noch genau wie am Vorabend aussah. Ich erklärte Yoruichi von dem Hougyoku, mit dem Kisuke die Hollowfizierung rückgängig machen wollte, als ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnehmen konnte.
 

Yoruichi zuckte zusammen und sog scharf den Atem ein.
 

„Akari… Yoruichi…“, es war Shinji Hirako, der Kommandant der fünften Kompanie, der mit höchster Anstrengung und trotz Knochenmasse in seinem Mund zu uns sprach.
 

„Shinji!“, ich wollte zu ihm, aber noch immer schien Tessais Barriere aktiv zu sein.

Shinji mühte sich sichtlich ab, doch mit jeder Bewegung die er machte, schien die Knochenmaske schneller zu wachsen.
 

„Halt still Shinji, du verschlimmerst es nur!“, rief ich mit hoher Stimme. Doch Shinji hörte nicht auf mich.

„So...So…“, begann er, Yoruichi und ich runzelten die Stirn.
 

„Soso? Was willst du uns sagen?“, fragte ich und hörte Shinji schwer atmen.

„Sosuke ... Aizen.“
 

Es war eine lange Zeit still, bis Yoruichi es schließlich schaffte, sich von diesem Schock zu erholen. Ich war noch immer wie erstarrt.
 

„Aizen? Dein Vizekommandant? Hat ER euch das etwa angetan?“, die Wut aus ihrer Stimme war unüberhörbar.

Shinji, der etwas gruselig wirkte, nickte vorsichtig und versuchte, uns noch etwas mitzuteilen.
 

„Kompli- Komplizen“, zischte er und wir gingen so nah wie möglich an die Barierre heran, um jedes seiner Worte zu verstehen.

„Er hat Komplizen?“, schloss ich und er nickte abermals vorsichtig.

„Tousen“, brachte er hervor, ich erinnerte mich an ihn, er war der fünfte Offizier der neunten Kompanie. Ich nickte, um ihm mitzuteilen, dass ich verstanden hatte, doch da brachte er noch einen Namen hervor.

„Ichimaru“, obwohl ich es geahnt hatte, riss es mir den Boden unter den Füßen weg.

Für einen Moment vergaß ich zu atmen und konnte den Blick nicht von Shinjis noch nicht von Knochenmasse verdecktem Auge abwenden.
 

Dann nickte ich erneut, ganz langsam.

Gin.

Alles um mich herum drehte sich. Ich hielt mir den Kopf und spürte, wie meine Augen sich mit Tränen füllten, ich versuchte, nicht zu blinzeln, damit niemand sie über mein Gesicht kullern sah.
 

„Von Anfang an…“, hauchte ich und schüttelte den Kopf. „Von Anfang an…“, wiederholte ich und merkte selbst, wie brüchig meine Stimme war. Yoruichi sah mich mitleidig an.
 

„Von Anfang an hat dieser Aizen das geplant!“, schrie ich und meine Stimme bebte vor Wut.

„Er wusste von Anfang an… dass er Kisuke benutzen konnte, dass er uns benutzen konnte… VON ANFANG AN!“, Yoruichi zuckte zusammen, sie drückte ihre Hand auf meine Schulter, wie um mich zu beruhigen, doch ich wusste, dass sie den ernst der Lage nicht begriff.
 

Doch Shinji nickte stöhnend, wie um mir zuzustimmen.

„Aizen kann…“ begann ich, als es mir endlich dämmerte.

„Ich glaube er kann… die Gedanken von Menschen irgendwie manipulieren“, wieder sah ich wie Shinji nickte, dieses Mal mit etwas mehr Wucht, sodass man die Knochenmaske knacken hörte.
 

„Es stimmt?“, rief ich und versuchte, einen Schritt auf ihn zuzugehen, doch die Barriere hielt mich ab.

„Ja. Hypnose!“, keuchte Shinji.

„Sein Zanpakuto“, fügte er an und ich erinnerte mich an eine meiner ersten Begegnungen mit Aizen. Ich erinnerte mich, wie er Kisuke und mir stolz sein Shikai präsentiert hatte.
 

„Woher weißt du, dass er soetwas kann?“, hakte Yoruichi nun ein und blickte zwischen Shinji und mir hin und her. Ich erzählte ihr kurz und knapp von meinem Erlebnis während der Zeit in der Shinigami Akademie.
 

„Alle waren der festen Überzeugung, ich wäre das Wochenende bei meiner Mutter gewesen. Sie erzählte mir, was wir alles zusammen gemacht hatten… und jeder andere, der bei dem Einsatz dabei war erinnerte sich an rein gar nichts… Außerdem hat Gin so erschrocken reagiert, als er gemerkt hat, dass ich mich erinnere. Er hat gesagt, das dürfe niemals jemand erfahren!“

Shinji stöhnte wütend auf und Yoruichis Stirn war gerunzelt, sie schien angestrengt nachzudenken.
 

„Du meinst Aizen hat alle hypnotisiert, um zu vergessen, was für einen seltsamen Hollow ihr da bekämpft habt?“, ich nickte eifrig.

„Außerdem… ich wurde geheilt und kann mich ganz schwach daran erinnern, dass es Unohana war, die sich um mich gekümmert hat… aber so einen schweren Angriff auf eine Schülerin, das hätte sie doch sicher jemandem gemeldet…“
 

„Ja das hätte sie bestimmt, wenn sie sich erinnern könnte“, schloss Yoruichi und ich schluckte. Kisuke hatte all dies schon einmal gesagt, vor Jahren und ich hatte es auf die leichte Schulter genommen. Ich hätte auf ihn hören sollen, doch nun war es vielleicht zu spät.
 

„Aber was haben Kisuke und Tessai damit… zu… tun…“, noch während Yoruichi die Worte aussprach, schien es ihr zu dämmern.

„Nein“, murmelte sie und auch ich spürte Panik in mir aufkeimen.
 

„Sie schieben das Ganze doch nicht den beiden in die Schuhe?“, fragte sie und Shinji nickte erneut heftig.

Einen Moment war es still, doch dann bekam Yoruichi ihren üblichen bösen Blick und ein freches Grinsen.
 

„Nein, so leicht werden wir es Aizen nicht machen. Akari, warte hier auf mich, ich suche jemanden, der die Barriere für uns lösen kann und dann bringen wir sie hier weg.“, blinzelnd sah ich zu, wie sie zum Ausgang rannte.
 

„Aber“, begann ich, doch sie warf mir einen ernsten Blick zu: „Danach begibst du dich an einen Ort, an dem viele Leute sind.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück