Zum Inhalt der Seite

Mondschein

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Gejagt

Du fühlst dich. Endlich.

Was es auch war, es ist vorbei. Du bist wieder da. Dein Kopf, die Beine. Alles an seinem Platz.

Ein riesiger Stein fällt von deinem Herzen. Als du das Holz unter die fühlst, beruhigt es dich umso mehr. Du bist in der Nacht wegen des Albtraums aus dem Bett gefallen. Hoffentlich haben deine Wunden keinen Schaden genommen.

Du öffnest deine Augen. Du wusstest gar nicht, dass sie geschlossen waren, aber du tust es dennoch.

Sie sehen ein Haus von innen. Jedoch nicht deines. Du hoffst, dass deine Tochter dich panisch wie sie ist, zu jemandem hat bringen lassen, weil sie alleine nicht mit dir weiter wusste.

Du kennst das Haus nicht. Ein Blick zu einem Fenster verrät dir, dass es immer noch dunkel ist.

Zum Glück stellst du fest, dass deine Wunden tatsächlich nichts abbekommen, denn du kannst aufstehen, wenn auch etwas wackelig.

Nun willst du wissen, wo du bist. Auf deine Rufe nach deiner Tochter kommt keine Antwort. Auch meldet sich sonst niemand.

Polter.

Du erschrickst. Ist das denn möglich? Instinktiv und ohne Zeit zu verlieren eilst du zu dem nächstbesten Fenster und öffnest es. Du spürst die kühle Luft der Nacht von draußen auf deiner Haut, was eine Gänsehaut auslöst.

Das Poltern hat nicht aufgehört. Im Gegenteil. Es kommt näher. Woher, weißt du nicht. Du siehst auch niemanden in deiner Nähe. Würdest du nicht das Geräusch hören, wüsstest du gar nicht, dass du nicht alleine bist. So, wie in dieser Nacht. Aber du bist hier und jetzt und du spürst Gefahr.

Dich packt die Angst und du steigst aus dem Fenster. Ganz weit weg von diesem Ort. Irgendwohin, wo du sicher bist.

Etwas willkürlich setzt du einen Fuß von dem anderen. Du bist erneut auf der Flucht. Doch du zwingst dich, nicht wieder panisch wegzulaufen. Das hat beim letzten Mal schließlich auch nicht funktioniert. So schleichst du durch das Dorf. Es ist dunkel und der Vollmond scheint in seiner Pracht, aber es regnet nicht. Wenigstens etwas.

Du schmiegst dich eine Hauswand und bleibst still. Du dachtest, du hättest ein Rascheln gehört. Prüfende Blicke sagen dir jedoch, dass dir dein Verstand mal wieder einen Streich gespielt hat.

Dennoch fühlst du dich an der Wand gerade sicher, weshalb du geduckt an ihr weitergehst. Immer mal wieder hörst du das Geräusch eines Tieres aus dem Wald, was dir einen gewaltigen Schrecken einjagt.

Dir kommt dieser Teil des Dorfes nicht bekannt vor. Dabei bist du dir sicher, dass du überall schon gewesen bist. Dennoch ist es, als wärst du das erste Mal hier.

Du erstarrst.

Jetzt hast du etwas gehört. Daran gibt es keinen Zweifel, redest du dir ein. Du machst dich ganz klein und presst dich an die Wand, die dir ein schützendes Gefühl gibt.

Du siehst nach hinten.

Bis auf wenige Bäume am Waldrand, die sich im Weg bewegen und dabei ihre Blätter rascheln, kannst du nichts ausmachen. Das lässt dich etwas entspannen, denn scheinbar folgt dir niemand. Oder du hast ihn noch nicht entdeckt.

Als du nach vorne siehst, erkennst du, dass das Haus, an dem du gerade sitzt nach rechts weitergeht. Du vermutest dort eine Tür, die deine Rettung bedeuten könnte. Du willst dein Glück versuchen und den Hausherrn beten, dich hereinzulassen. Wenn er dich sieht, lässt er dich bestimmt eintreten. Dich kennt inzwischen das ganze Dorf.

Du gehst die wenigen Schritte um die Ecke. Nachdem du sie passiert hast, richtest du dich auf.

Direkt vor dir steht ein Mann.

Wie festgefroren stehst du vor ihm und siehst ihn an. Und er dich.

Du hast zu viel Angst, weshalb du erwartest, dass er dich packen und mitnehmen wird.

Doch es passiert nicht.

Er starrt dich mit seinen Augen, die dir scheinbar in die Seele schauen an. Mehr nicht.

Nachdem die anfängliche Angst vergangen ist, betrachtest du den Mann genauer. Er sieht sehr kräftig und ernst aus. Da ist es nicht besser, dass er dich anstarrt, als möchte er dich gleich aufessen. Gleichzeitig fragst du dich, was er hier um diese Zeit will, bemerkst aber, dass er dich das auch fragen könnte, also lässt du es lieber.

Außerdem stellst du fest, dass er direkt vor der rettenden Tür in das Haus steht. Deine Absicht, den Hausherren um Einlass zu bitten, hat sich trotz dieser Gestalt nicht geändert. Du machst einen Schritt.

Der Mann schubst dich zurück.

Auf einmal ist deine Angst wieder da und du wartest auf den kommenden Schmerz.

Da er nicht eintritt und der Mann wie zuvor an seiner Stelle steht, bemerkst du, dass er dich sanft geschubst hat. Hätte er dich töten wollen, wäre er nicht so sanft gewesen.

Du siehst an dem Mann vorbei zu der Tür. Mit deiner Hand deutest du ihm, dass du hinein möchtest, doch er schüttelt den Kopf und stellt sich demonstrativ vor die Tür.

Du bemerkst, dass das keinen Sinn hat und du wohl nicht in das Haus kommen wirst.

Daher überquerst du so leise wie möglich den Weg, um an der Wand des gegenüberliegenden Hauses entlang zu schleichen. Wände beruhigen dich.

Nach einer Weile bemerkst du, dass das Haus kein Haus, sondern eine Scheune ist. Sie ist nicht sehr groß, bietet aber genug Raum, als möglicher Ort für die Nacht zu dienen. Nachdem du dich hingesetzt und an die Wand gelehnt hast, suchst du ein paar Momente der Ruhe.

Du hörst das Heulen eines Wolfes. Du zwingst dich, keine Geräusche zu machen, denn auch jedes versehentliche Knacken eines Astes würde in dir die altbekannte Panik auslösen. Das klappt ganz gut. Nach dem Heulen des Wolfes passiert nichts mehr. Da sich dieses auch sehr weit entfernt anhörte, machst du dir keine Sorgen darum.

Da ist noch ein Heulen. Ein zweiter Wolf stimmt mit ein und nach ihm sogar noch ein dritter. Und leider sind sie auch nicht mehr weit weg, sondern auf einmal ganz nah. Du schließt deine Augen, um dich mehr auf das Hören zu konzentrieren.

Irgendwas tappt.

Es wird lauter.

Das sind die Wölfe.

Erneut bist du angespannt und bedacht darauf, keinen Ton von dir zu geben.

Du kannst die Wölfe inzwischen ohne Probleme hören. In der Nähe von deiner Scheune machen sie halt.

Da fällt dir der Mann von eben wieder ein und du machst dir automatisch Sorgen um ihn, auch wenn du ihn nicht kennst. Wahrscheinlich gerade deswegen.

Leider kannst du ihm nicht helfen. Er ist genau wie du auf sich gestellt.

Es sind lange Momente, in denen nichts passiert.

Entweder ist der Mann vor der Tür weg oder er ignoriert die Wölfe, jedoch will dir keine der Möglichkeiten gefallen, denn beides würde bedeuten, dass du keine Hilfe zu erwarten hast.

Die Tiere müssen bei der Tür herumstreunen, an der du anklopfen wolltest.

Alles an dir angespannt.

Passiert es jetzt wieder?

Wie aus dem Nichts tauchen vor dir die Wölfe auf, die sich in dein Fleisch beißen.

Du verlierst das Bewusstsein.
 

Als du erwachst, bis du vor der Scheune. Jemand oder besser gesagt etwas muss dich heraus gezogen haben. Du kannst dich nicht bewegen. Sogar deine Augen bleiben reglos.

Atmen ist nicht möglich.

Dennoch kannst du die merkwürdigen Personen ohne Gesichter erkennen. Sie stehen nicht unmittelbar vor dir. Sie sind eher hier und da verteilt und wirken unscheinbar, während sie gesichtslos zu dir sehen.

Die stämmige Person steht immer noch vor dem Haus. Es wirkt, als habe er sich keinen Millimeter bewegt. Du siehst eine Person in langen Gewändern den Weg entlang gehen. In ihrer Hand trägt sie einen runden Gegenstand. Was genau kannst du nicht erkennen. Sie scheint, dich jedoch gar nicht zu beachten, wie du da praktisch tot auf dem Boden liegst, unfähig einen Muskel zu regen.

Jemand Neues tritt in dein Blickfeld. Dieser läuft zu dir und bückt sich herunter. Auch diese Identität bleibt dir verborgen. Das Einzige, was du siehst, ist, dass dir die Person ein Fläschchen hinhält und dir kurz danach den Inhalt in deinen Mund laufen lässt. Weder kannst du dich regen noch dich anders dagegen wehren.

Du musst es zulassen.

Als du alles getrunken hast, geht die Gestalt wieder hoch und verschwindet hinter einer Ecke. Eine Weile liegst du noch so da unwissend, was nun passieren wird. Dir ist die ganze Situation ziemlich suspekt.

Plötzlich kannst du dich bewegen. Ein Blick auf deinen Körper zeigt, dass deine Wunden heilen. Nicht eine Narbe bleibt zurück.
 

Wie aus einem langen Schlaf öffnest du deine Augen. Im nächsten Moment findest du dich bei dir zu Hause wieder.

Da fällt es dir wieder ein. Du reißt die Deck von dir und findest du die Bestätigung. Die Wunden von dem Angriff zieren deinen Körper. Du bist stark verletzt und kannst dich ohne Hilfe nicht fortbewegen.

Was ist das gewesen? Für einen Traum hat es sich zu echt angefühlt, aber real kann es auf keinen Fall gewesen sein.

Du denkst den ganzen Tag darüber nach, was du erlebt hast. Dieser Mann vor der Tür lässt dabei das größte Fragezeichen zurück. Wer war er?

Im Laufe des Tages erfährst du, dass vor der Tür von Leni eine Nachricht lag. Leni wird darin beschuldigt, für den Angriff auf dich verantwortlich zu sein. Der Verfasser ist unbekannt, denn unterschrieben hat die Nachricht „der schwarze Rabe“.

Du fragst dich, was dieser Scherz soll. Zu deinem Bedauern glauben die Dorfbewohner, dass sich hinter dem schwarzen Raben ein übergestelltes Wesen verbirgt, das ihnen helfen will.

Das Dorf wird sich noch selbst noch vernichten. Dazu braucht es keine Bedrohung.
 

Heute würde jemand gehängt werden. Das ist die Strategie von Tasui. Jeden Tag soll jemand per Abstimmung sterben. Seiner Ansicht nach existiert ein höheres Wesen unter ihnen, das für alles verantwortlich ist. Als Tasui zum Anführer ernannt wurde, tat er dir leid, weil er offensichtlich der Sündenbock ist.

Das Gefühl ist mit der Bekanntmachung der Strategie sofort verschwunden.

Auch wenn du es für verabscheuungswert hältst, machst du dir dennoch Gedanken, für wen du stimmen wirst.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück